Troh.Klaus hat geschrieben:(22 May 2021, 23:16)
Schauen wir mal.
Mindestlohn 9,50 pro Stunde, 8 Stunden pro Tag, 174 Stunden im Monat (entsprechend 21,75 Tage pro Monat) ergibt 1.653,00 Euro Brutto. Abzüglich 425,50 Steuern und Abgaben bei Steuerklasse 1 bleiben 1.227,50 Euro Netto. Dann hätten wir die Wohnung. Ich habe im Umkreis der Ecke, in der ich wohne (Kleinstadt, Rhein-Main), auf die Schnelle 12 Wohnungen zu einem Preis bis maximal 500,-- Euro Kaltmiete gefunden, durchschnittlich 427,-- Euro bei einer Wohnungsgröße von durchschnittlich 45 m². Wohnnebenkosten (mein Ansatz, keine Ahnung wie realistisch) 120,50. Bleiben für diesen allein-stehenden Menschen 680 Euro im Monat für Essen, Trinken, Kleidung, Freizeit, Kultur, Sport, Mobilität und Sparen. Wenn man davon ausgeht, dass der Hartz-4-Regelsatz von 446 Euro die lebensnotwendigen Auslagen abdecken soll und man meinem Modell-Alleinstehenden Gleiches zugesteht, bleiben ihm also maximal 234 Euro im Monat zum Vermögensaufbau, das sind im Jahr 2.808 Euro.
Nun ja. das ist jetzt ja nun mal eine Binsenweisheit, dass jemand der mehr verdient auch ein größeres Vermögen bilden kann. Darum geht es aber nicht. Es geht letztendlich nur um die Vermögensbildung an sich. Und natürlich ist die Höhe des Vermögens durch das Einkommen begrenzt. Das ist aber nicht der Punkt. Jemand der wenig Einkommen hat, kann dann halt nur ein kleines Vermögen bilden.
Sehen wir uns doch mal deine Beispielrechung an und gehen wir vereinfacht von 200 € pro Monat aus und einer konservativen Geldanlage in ETFs mit 3% Rendite pro Jahr. Wenn der Niedriglöhner das konsequent macht hat er in 30 Jahren ein Vermögen von über 100.000 €. Wer mit 20 anfängt hat also mit 50 ein durchaus beachtliches Sümmchen zusammen. Je nachdem, wie man die Prioritäten setzt ist das aber nicht das Ende der Fahnenstange. Der Mindestlöhner könnte sich z.B. die Frage stellen ob er denn eine eigene Wohnung braucht oder ob er sich mit einem Gleichgesinnten zusammentut und sich eine Wohnung teilt. Die Einsparungen bei Miete und Nebenkosten können locker 100 € sein. Außerdem kann man auch unter dem H4 Niveau leben, wenn man sich auf das Wesentliche konzentriert (Gesunde Lebensführung) und ansonsten eine Lebenstil pflegt bei dem man nicht viel braucht. Frugalisten machen hier vor was geht. Macht sicherlich nochmal 100 €. Dann wäre man nach 30 jahren bei über 200 T€. Oder der Mindeslöhner kauft sich eine kleine Bude. Für 200 T€ sollte man schon was kleines bekommen. Nehmen wir mal hundert € Hausgeld an, dann bleiben hier auch über 100 € für die Vermögensbildung. Möglichkeiten gibt es viele. Es ist nur eine Frage ob man das eben auch will, also die Prioritäten so setzen will.
Das ist ja nur eine Beispielrechung, die insofern etwas realitsfremd ist, weil man davon ausgehen kann, dass jemand der sich in der gezeigten Art und Weise um seine Geldangelegenheiten kümmert mit großer Wahrscheinlichkeit nicht sein leben lang zum Mindestlohn arbeiten wird. Im Gegenteil. Er wird ungleich erfolgreicher im Beruf sein, als eben derjenige bei gleicher Ausgangsbasis der sich nicht drum kümmert.