Nathan » Do 6. Aug 2015, 14:38 hat geschrieben:Im Ernst: Noch hat der Arbeitgeber das Recht, den Ort des Arbeitsplatzes festzulegen. Es wäre wirklich wünschenswert, wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf einer ganz anderen Vertrauensbasis miteinander agieren würden als das aktuell der Fall ist. Viel Arbeiten ließen sich bequem von zu Hause erledigen, was z.B. auch ökologische Vorteile hätte (Entfall der Fahrten zur Arbeitsstätte). Im Vordergrund stehen aber handfeste wirtschaftliche Vorteile auch für das Unternehmen, da sich z.B. die benötigten Büroflächen und die Energiekosten reduzieren würden. Dagegen steht das tief verwurzelte Misstrauender Unternehmen gegen ihre Arbeitgeber. Es müsste sich mal jemand aufraffen, um den Abteilungsleitern zu stecken, dass fleißige Mitarbeiter auch im
Home Office fleißig sind und das faule Mitarbeiter auch im Büro faul sind.
Ein Bezug von Arbeitsentgelt ist keine Anwesenheitsprämie. Aber ich denke, das kennen viele, wer morgens pünktlich um 08.00h anwesend ist, Zeitung liest, Kaffee trinkt, Schwätzchen hält und abends punkt 17:00:00 den Tempel verlässt gilt als zuverlässig und fleißig. Wer morgens um 09.00h kommt und Abends um 19.00h immer noch werkelt gilt als faul und unzuverlässig. Klar - jeder sieht, wie man später kommt, aber keiner sieht dass man auch viel später geht...Leider sind die Führungsetagen immer noch völlig verkrustet, der Muff von 1000 Jahren...sozusagen.
Ein großer Teil dieser Diskussion handelt vom Misstrauen.
Die "
home-office-Leute" könnten - unbeobachtet - auf lau machen.
Was für ein Quatsch.
Die müssen ihre Arbeit machen, zuverlässig und pünktlich, dann ist der Chef und sind die Kollegen zufrieden. Im Wissen um die Situation werden sie eben nicht auf lau machen, sondern eher nach einen Zacken zulegen.
Es sind nicht die muffigen Chefs die Vorbehalte haben. Die kennen das längst und haben gelernt.
Der gesamte Außendienst einer Firma ist praktisch unbeaufsichtigt.
Ich war ca. 35 Jahre im Außendienst. Anfangs wurde jeder Scheiß kontrolliert. gefahrene km, Tel.-Abrechnungen, Reisedauer wg. der Spesenhöhe usw.
Irgendwann hatte ich es satt. Ich ließ mir ein Termin beim kaufm. Direktor geben. Das war ein vernünftiger Typ, ich bin ja kein Held.
Er erklärte ihm ganz schlicht, ich sei ein ehrlicher Typ und das Misstrauen kränke mich.
Zumal all die internen Kontrollen völlig blödsinnig seien, man habe noch niemanden erwischt und der ganze Aufwand koste nur Geld.
Ich war sehr offen. Im Ergebnis wurde deutlich, je mehr Kontrollen um so mehr Umgehungspraktiken. Kostensteigerung ohne Gewinn.
Ein Beispiel:
Wir mussten die Telefonkosten sauber trennen. Privat und geschäftlich. Dazu hatte uns die Firme einen Gebührenzähler installieren lassen. Telefonieren war ein gut Teil meiner Arbeit. Nur ein Idiot kann ernsthaft glauben man schreibe sich nach jedem Gespräch die Einheiten auf.
Am Monatsende aber musste die komplette Liste eingeschickt werden.
Also hat man eine Liste erstellt. Münchhausen wäre begeistert gewesen.
Das war aber immer noch mit Aufwand verbunden. Also habe ich nach einigen Jahren einfach die Abrechnungen der Vorjahre kopiert, prozentual lediglich die Gebührenzahl korrigiert.
Diese Abrechnungen habe ich meinem Chef vorgelegt.
Keiner der Kontrolleure hatte es bemerkt.
Nach dem Gespräch war recht nachdenklich.
Etwa zwei Monate später wurde ich zu ihm bestellt. Er hatte zwei Brüder im Außendienst. Mit diesen hatte er sich ausgetauscht.
Das Gespräch war gut.
Einige Monate später stand ein neues Konzept.
Wir bekamen unsere Vorgaben und liefen als Profit - Center.
Alle Kontrollen entfielen.
...die Verkaufsvorgaben musste erreicht werden, klar, die Griffelspitzer aber waren außen vor.