Tom Bombadil hat geschrieben:(31 Jan 2021, 09:41)
Nein, brauchst du nicht, die Blockchain ist dezentral auf allen Rechnern der User gespeichert, das können auch Smartphones sein.
Wie lang sind denn die Reaktionszeiten der Blockchain für den kommenden digitalen Euro? Dass die Reaktionszeiten bei den Kryptowährungen für den Einkauf im Supermarkt zu lang sind, darüber brauchen wir nicht zu reden. Was aber mW. auch damit zusammenhängt, dass eine Transaktion von einem Miner bestätigt werden muss, das fällt beim digitalen Euro weg.
Es gibt auch Angriffe auf's Onlinebanking. Was sollen "widersprüchliche Transaktionen" sein und wie soll man diese auf "unterschiedliche Teile des Blockchain-Rechnernetzes" begrenzen können?
Das ist wieder etwas anderes. Der 51% Angriff wird auf den digitalen Euro nicht möglich sein, weil die EZB immer die "Geldmehrheit" hat und der digitale Euro nicht von den Usern geschürft wird.
Wir reden aber nicht über Bitcoin sondern über den digitalen Euro.
Dazu dann bitte Quellen angeben.
Welcher Aufwand genau muss für eine Transaktion betrieben werden?
Wozu? Die Sicherheit kann es nicht sein, auch eine "öffentliche Blockchain" ist manipulierungssicher, weil die Hashwerte an die Transaktion geknüpft und untereinander verknüpft sind. Wenn du jetzt eine Transaktion manipulieren willst, müsstest du die Hashwerte der gesamten Blockchain manipulieren. Das ist unmöglich.
Sei mir nicht böse, aber das ist komplett falsch. Für eine Zahlung mit Kreditkarte brauchst du jede Menge Konten und Dienstleister, das ist ein komplett anderes Konzept als ein Bezahlsystem mit Blockchain.
Bleiben wir einen Moment mal noch beim Bitcoin - dann schau dir bitte mal folgenden Link an:
https://www.blockchain.com/charts/blocks-size
Die derzeitige Größe der Blockchain-Datenbank beträgt 325GB. Das bringt dich vielleicht zum Nachdenken bezüglich deiner Aussage, dass die Blockchain dezentral auf den Rechnern der User gespeichert ist...das ist sie nicht, das ist allenfalls eine oder wenige einzelne Blöcke. Die Blockchain Datenbank wird derzeit auf ca. 10.000 beteiligten Rechnerknoten weltweit gehalten. Die große Herausforderung ist, eine solche dezentral verteilte Datenbank halbwegs synchron zu halten. Dein Smartphone gehört nicht zu diesem Rechnerverbund, das kann dein Smartphone nämlich gar nicht leisten. Dein Smartphone nutzt nur eine Wallet, in der ein oder wenige Blockchains gespeichert sind - das reicht im allgemeinen auch aus.
Eine Transaktion wird beim Bitcoin final gerechnet und instanziiert, wenn ein Block in mindestens 50%+1 Rechner als korrekt bestätigt wurde. Das ist so gesehen ein relativ seltenes Ereignis (aus Sicht eines Rechners) und dauert im Durchschnitt so 12 Minuten, kann aber auch mal ein paar Tage dauern. Gerechnet wird dann aber nicht nur eine einzelne Transaktion - das wäre viel zu aufwändig. Man rechnet immer Blöcke von Transaktionen, wobei ein Block im Mittel 1,3 MB groß ist, und ca. 2000-2200 Transaktionen beinhaltet. Ca. 610 Millionen Transaktionen wurden so bisher beim Bitcoin verarbeitet.
Eine einzelne Transaktion beim Bitcoin wird auch finanziell abgeschätzt und hat durchaus einen Wert, der die Kosten der Transaktion abbilden soll. Dabei spielt die Geldmenge für die Kosten keine Rolle, relevant ist hingegen, dass ein Rechnernetz eine verteilte Datenbank hält - und das kostet. Man findet im Netz diverse Abschätzungen - oft werden diese in Bitcoins angegeben, manchmal auch in US-Dollar. Der Preis einer Transaktion liegt bei den Angaben regelmäßig inzwischen bei unter einem Euro - aber deshalb noch lange nicht bei null. Realistisch kann man meines Erachtens nach bei hoher Skalierung zu Kosten von nicht unter 2 Cent je Transaktion kommen. Wenn du einen Kleinwagen damit bezahlst, ist das irrelevant. Wenn du aber beim Gang durch die Innenstadt mit vielen Kleinstkäufen dann mal 50 Cent Gebühren hast, sieht das schon anders aus. Es stimmt eben nicht, dass digitale Währungen nichts kosten - richtig ist allenfalls, dass die Gesamtkosten einer digitalen Währung volkswirtschaftlich gesehen günstiger sein werden, als das was wir heute haben.
Mit Bitcoins könntest du derzeit nur sehr schwer eine voll funktionsfähige Währung bauen, die für ein Verbreitungsgebiet wie das der EU den EURO vollständig ersetzt - auf die entsprechenden Transaktionszahlen und die nötige Hochgeschwindigkeit bei der Transaktionsverarbeitung ist der Bitcoin schlicht und einfach nicht ausgerichtet. Die dafür notwendige Hard- und Software ist alles andere als kostenfrei.
Auf den Rest deiner Fragen einzugehen lohnt nicht - denn der digitale Euro wird nicht der Bitcoin werden, und ich müsste dann doch zu weit ausholen, um dir die offenen Punkte verständlich genug klar machen zu können.
Beim digitalen Euro sieht es dann anders aus. Da ist derzeit aber noch gar nicht final entschieden, wie dieser im Detail aussehen wird. Ein relativ junges Konzeptpapier findest du hier:
https://www.ecb.europa.eu/pub/pdf/other ... df#page=27. Blockchain wird da lediglich an einer Stelle als mögliche Technologie erwähnt, die in einem bestimmten Teilbereich zum Einsatz kommen könnte. Diskutiert wird durchaus auch noch, dass man auf einer zentralen Infrastruktur der EZB alles rechnet. Ob es so kommt - das halte ich eher für unwahrscheinlich, aber die Technik entwickelt sich schnell weiter, ich will also gar nichts ausschließen.
Wie man dem Papier der EZB entnehmen kann, denkt die EZB derzeit aber gar nicht wirklich daran, dass der digitale Euro den realen Euro ablösen kann oder soll. Er wird ihn nur ergänzen. Aus Sicht eines Geldbesitzers wird es dann aber kaum einen Unterschied machen, ob man Applepay u.ä. einsetzt, oder den digitalen Euro. Unpraktisch wäre es, wenn man sein gesamtes Vermögen in seiner Wallet auf dem Smartphone abgelegt hätte.....so ein Teil kann auch mal final so verloren gehen, dass dann auch das Geld weg wäre. Praktischer ist es, wenn man auch weiterhin das Geld auf einem Konto hat - und es ist eher unwahrscheinlich, dass dieses Konto über die EZB direkt läuft - und wenn es das täte, dann würde die EZB dafür ganz sicher auch eine Gebühr verlangen.....
Ob ein digitaler Euro überhaupt die Blockchain nutzt, ist noch offen. WENN Blockchain-Technologie genutzt wird, bietet sie sich gerade dafür an, dass man eine verteilte Datenhaltung anstrebt. Für zentrale Systeme gibt es andere und vor allem kostengünstigere Alternativen - die intern aber durchaus auch auf Techniken wie Verschlüsselung, Zertifikate u.ä. setzen, um die Sicherheit und hinreichende Anonymität zu gewährleisten, während man gleichzeitig eine gewisse Nachvollziehbarkeit sicherstellen wird.
Aus Sicht eines Endnutzers macht es nahezu keinen Unterschied, ob Blockchain oder eine andere Technologie verwendet wird - und das ist auch gut so. Entscheidend für ein Geldsystem für den Euroraum ist und wird bleiben, dass die EZB über wichtige zentrale Parameter wie beispielsweise die der Geldmenge die Hoheit behält.
Der Protest von Banken wird sich in Grenzen halten - derzeit fordern Bankenverbände eher die Einführung:
https://coin-ratgeber.de/bankenverband- ... infuehren/
Kritisch wird es wohl eher für die vielen Bezahlmodelle beim Online-Handel - wobei hinter einigen auch Banken stecken.
Die größeren der Bezahlmodelle bereiten sich auch schon auf digitale Währungen vor und passen ihr Geschäftsmodell an - beispielsweise indem es besonders einfach ist, mit ihrem Bezahlmodell zu zahlen, oder indem sie Zusatzdienste wie Versicherungen gegen Betrug oder beschädigte Ware mit hinterlegen. Andere Bezahlmodelle werden ihre Berechtigung behalten, weil sie Kunden adressieren, die kein Interesse daran haben, dass ihre Identität zu offen zu Tage liegt. (Beispiel Modell Barzahlen.de)
Alles in allem rechne ich fest damit, dass der digitale Euro kommt, und auch damit, dass das ein oder andere Geldsystem welches an der Kontrolle der EZB vorbei funktioniert, über kurz oder lang in der Illegalität landet. Staaten haben kein großes Interesse daran, dass ihnen die Kontrolle über das Geld final entgleitet.