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Beitrag von Sir Porthos »

Beteigeuze » Di 12. Mär 2013, 21:04 hat geschrieben:
Sie wollen Physiker sein? Der war gut...

...und bezeichnet ein Problem sowohl in Wirtschaft als auch Verwaltung... viel labern, nix können. Beschert uns Toll Collect, BER, S21 oder ThyssenKrupp-Schieflagen.

Diejenigen, die wirklich was auf der Pfanne haben, brauchen solche Sprüche nicht klopfen.
Bzgl. Toll Collect.....dieses Projekt ist mittlerweile sehr erfolgreich, aber es war auch anfangs ein Problem, da der ÖAg (öffentlicher Auftraggeber) nicht exakt wußte, was er wollte.

Ich habe selber in diesem Projekt mitgearbeitet.
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Re: Deutsche haben von Wirtschaft keine Ahnung

Beitrag von Kibuka »

Sir Porthos hat geschrieben:
Bzgl. Toll Collect.....dieses Projekt ist mittlerweile sehr erfolgreich, aber es war auch anfangs ein Problem, da der ÖAg (öffentlicher Auftraggeber) nicht exakt wußte, was er wollte.

Ich habe selber in diesem Projekt mitgearbeitet.
Sehr erfolgreich? Wohl eher nicht. Toll Collect ist ein völlig überteuertes System und verursacht hohe Kosten bei den Fuhrunternehmern. Bisher haben sich bei Ausschreibungen fast alle Staaten für die günstige, aber effiziente Mikrowellentechnologie entschieden, zuletzt Polen.
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Re: Deutsche haben von Wirtschaft keine Ahnung

Beitrag von Angrboda »

Sir Porthos » Di 12. Mär 2013, 21:06 hat geschrieben:
Bzgl. Toll Collect.....dieses Projekt ist mittlerweile sehr erfolgreich, aber es war auch anfangs ein Problem, da der ÖAg (öffentlicher Auftraggeber) nicht exakt wußte, was er wollte.

Ich habe selber in diesem Projekt mitgearbeitet.
Joa.. nur dass andere Staaten billigere und bessere Lösungen haben und anwenden.
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Re: Deutsche haben von Wirtschaft keine Ahnung

Beitrag von Angrboda »

Kibuka » Di 12. Mär 2013, 21:14 hat geschrieben:
Sehr erfolgreich? Wohl eher nicht. Toll Collect ist ein völlig überteuertes System und verursacht hohe Kosten bei den Fuhrunternehmern. Bisher haben sich bei Ausschreibungen fast alle Staaten für die günstige, aber effiziente Mikrowellentechnologie entschieden, zuletzt Polen.
So siehts aus. Diese Länder lachen uns aus....
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Re: Deutsche haben von Wirtschaft keine Ahnung

Beitrag von Sir Porthos »

Kibuka » Di 12. Mär 2013, 21:14 hat geschrieben:
Sehr erfolgreich? Wohl eher nicht. Toll Collect ist ein völlig überteuertes System und verursacht hohe Kosten bei den Fuhrunternehmern. Bisher haben sich bei Ausschreibungen fast alle Staaten für die günstige, aber effiziente Mikrowellentechnologie entschieden, zuletzt Polen.
Der Staat verdient mehr, als er ausgegeben hat.

Ergo betrachte ich es als erfolgreich.

Den Auftrag bekam ein deutsches Unternehmen, das auch noch zum größten Teil im Staatsbesitz ist.

Wollen wir jetzt mal wirklich eine Kosten/Nutzen-Rechnung mit allen Facetten aufmachen ?
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Re: Deutsche haben von Wirtschaft keine Ahnung

Beitrag von Kibuka »

Sir Porthos » Di 12. Mär 2013, 21:17 hat geschrieben:
Der Staat verdient mehr, als er ausgegeben hat.

Ergo betrachte ich es als erfolgreich.

Den Auftrag bekam ein deutsches Unternehmen, das auch noch zum größten Teil im Staatsbesitz ist.

Wollen wir jetzt mal wirklich eine Kosten/Nutzen-Rechnung mit allen Facetten aufmachen ?
Das können wir gerne machen. Fragt sich nur, für wen hier die Kosten/Nutzen-Rechnung "mit allen Facetten" positiv ausfällt. Bisher hat sich noch kein Land für Toll Collect entschieden, so dass die Kosten/Nutzen-Rechnung offensichtlich ein wenig zu wünschen übrig lässt.
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Re: Deutsche haben von Wirtschaft keine Ahnung

Beitrag von Sir Porthos »

Beteigeuze » Di 12. Mär 2013, 21:16 hat geschrieben:
So siehts aus. Diese Länder lachen uns aus....
Sollen sie uns auslachen.

Ich lache sie aus, denn wir sind es, die sie in der sogenannten Eurokrise alimentieren. Hmmmm....woran mag das liegen ?
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Re: Deutsche haben von Wirtschaft keine Ahnung

Beitrag von Angrboda »

Sir Porthos » Di 12. Mär 2013, 21:21 hat geschrieben:
Sollen sie uns auslachen.

Ich lache sie aus, denn wir sind es, die sie in der sogenannten Eurokrise alimentieren. Hmmmm....woran mag das liegen ?
Wohl kaum an Toll Collect. Und begehen Sie nicht den Fehler zu glauben, diese Eurorettungshilfen kämen den jeweiligen Bevölkerungen zu gute. Sie alimentieren niemanden, sondern sorgen allenfalls dafür, dass die deutschen Banken pünktlich ihre Zinsen bezahlt bekommen.
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Re: Deutsche haben von Wirtschaft keine Ahnung

Beitrag von Sir Porthos »

Kibuka » Di 12. Mär 2013, 21:21 hat geschrieben:
Das können wir gerne machen. Fragt sich nur, für wen hier die Kosten/Nutzen-Rechnung "mit allen Facetten" positiv ausfällt. Bisher hat sich noch kein Land für Toll Collect entschieden, so dass die Kosten/Nutzen-Rechnung offensichtlich ein wenig zu wünschen übrig lässt.
In keinster Weise.

Alle Einnahmen fließen zum einen an den Staat mit ca. 42 % Steuern zurück.

Außerdem profitiert der Staat als Shareholder am Aktienmarkt.

Und er profitiert davon, dass deutsche Arbeitnehmer beschäftigt sind, die ihrerseits Steuern/Sozialabgaben leisten.

Man muss kein Mathematiker sein, um das zu durchschauen, oder ?
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Re: Deutsche haben von Wirtschaft keine Ahnung

Beitrag von Kibuka »

Beteigeuze » Di 12. Mär 2013, 21:16 hat geschrieben:
So siehts aus. Diese Länder lachen uns aus....
Toll Collect ist jetzt kein kompletter Reinfall, zumal die EU ein europweites satellitengestütztes Mautsystem anstrebt und Toll Collect vielleicht eines Tages als Sieger vom Platz gehen wird.

Aber die Causa Toll Collect war ein Paradebeispiel für ein komplexes Großprojekt, welches am Ende verspätet und völlig überteuert rauskam.

Die Mikrowellentechnologie ist hier billiger, es handelt sich um ein autonomes Gerät, dass der LKW-Fahrer einfach hinter die Windschutzscheibe klebt. Das GPS-Gerät von Toll Collect muss von einer Fachwerkstatt eingebaut und repariert werden.

Das Ganze hätte von Anfang an von Privatunternehmen aufgezogen und bezahlt werden müssen. Stattdessen hat sich das Konsortium am Anfang die Hände gerieben und ein komplexes System geschaffen, das so nicht konkurrenzfähig wäre. Der Staat streitet sich heute um die Entschädigungszahlungen mit der Telekom, Daimler, etc.

Möglichts komplexe Lösungen sind nicht immer bessere Lösungen! Leider tendiert man besonders in Deutschland dazu alles unnötig zu verkomplizieren.
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Re: Deutsche haben von Wirtschaft keine Ahnung

Beitrag von Kibuka »

Sir Porthos » Di 12. Mär 2013, 21:26 hat geschrieben:
In keinster Weise.

Alle Einnahmen fließen zum einen an den Staat mit ca. 42 % Steuern zurück.

Außerdem profitiert der Staat als Shareholder am Aktienmarkt.

Und er profitiert davon, dass deutsche Arbeitnehmer beschäftigt sind, die ihrerseits Steuern/Sozialabgaben leisten.

Man muss kein Mathematiker sein, um das zu durchschauen, oder ?
Witzbold! Du hättest gleich den Wirtschaftskreislauf nennen sollen, wo Toll Collect als eine Art Konjunkturpaket fungierte. :rolleyes:

Das Dumme an so einem Kreislauf ist nur, es fällt nicht bei jedem etwas ab, sondern wandert von Tasche A ind Tasche B.

Und natürlich fließen Mauteinnahmen zurück an den Staat, das ist der hintergründige Sinn einer Maut!
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Re: Deutsche haben von Wirtschaft keine Ahnung

Beitrag von Sir Porthos »

Kibuka » Di 12. Mär 2013, 21:33 hat geschrieben:
Witzbold! Du hättest gleich den Wirtschaftskreislauf nennen sollen, wo Toll Collect als eine Art Konjunkturpaket fungierte. :rolleyes:

Das Dumme an so einem Kreislauf ist nur, es fällt nicht bei jedem etwas ab, sondern wandert von Tasche A ind Tasche B.

Und natürlich fließen Mauteinnahmen zurück an den Staat, das ist der hintergründige Sinn einer Maut!
Das ist mir auch klar. Rechnen kann ich, das kannst Du mir glauben.

Also, wo liegt nun der Vorteil für unsere nationale Volkswirtschaft, wenn wir ein anderes System gekauft hätten ?

Bist Du BWLer ?
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Re: Deutsche haben von Wirtschaft keine Ahnung

Beitrag von Angrboda »

Kibuka » Di 12. Mär 2013, 21:30 hat geschrieben:
Toll Collect ist jetzt kein kompletter Reinfall, zumal die EU ein europweites satellitengestütztes Mautsystem anstrebt und Toll Collect vielleicht eines Tages als Sieger vom Platz gehen wird.

Aber die Causa Toll Collect war ein Paradebeispiel für ein komplexes Großprojekt, welches am Ende verspätet und völlig überteuert rauskam.

Die Mikrowellentechnologie ist hier billiger, es handelt sich um ein autonomes Gerät, dass der LKW-Fahrer einfach hinter die Windschutzscheibe klebt. Das GPS-Gerät von Toll Collect muss von einer Fachwerkstatt eingebaut und repariert werden.

Das Ganze hätte von Anfang an von Privatunternehmen aufgezogen und bezahlt werden müssen. Stattdessen hat sich das Konsortium am Anfang die Hände gerieben und ein komplexes System geschaffen, das so nicht konkurrenzfähig wäre. Der Staat streitet sich heute um die Entschädigungszahlungen mit der Telekom, Daimler, etc.

Möglichts komplexe Lösungen sind nicht immer bessere Lösungen! Leider tendiert man besonders in Deutschland dazu alles unnötig zu verkomplizieren.
Eben. Selbst wenn die EU die Toll-Collect-Lösung favorisiert, kann ich mir nicht vorstellen, dass sich das durchsetzt. Schon deshalb nicht, weil der komplette Lkw in die Werkstatt muss, wenn am System ein Fehler auftritt, während die anderen Lösungen das Gerät abklemmen und mitnehmen und der Lkw fährt weiter...

War es nicht erst kürzlich der Ministerpräsident Baden-Würtembergs der meinte, Deutschland gefährde so seinen guten Ruf als Ingenieur-Nation... was nützen die tollsten Ideen, wenn es anders billiger und besser, also wirtschaftlicher geht...
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Re: Deutsche haben von Wirtschaft keine Ahnung

Beitrag von Kibuka »

Clark hat geschrieben: Sire, ich fragte vor ein paar Beiträgen ob wir bei meinem nächsten Besuch in Hamburg mal bei Schweinske essen gehen können? Bekomme ich dafür eine Emailadresse oder Telefonnummer per PN?
Soll wohl innerhalb der nächsten drei Wochen passieren, dass ich da wenigstens drei Tage am Tibarg zu tun habe.
Könnt ihr derartige Beiträge nicht per PN regeln, man muss die Offtopic-Debatte nicht gleich auf die Spitze treiben.
Sir Porthos hat geschrieben:
Das ist mir auch klar. Rechnen kann ich, das kannst Du mir glauben.

Also, wo liegt nun der Vorteil für unsere nationale Volkswirtschaft, wenn wir ein anderes System gekauft hätten ?

Bist Du BWLer ?
Zunächst einmal muss man sich fragen, welche Kosten entstehen durch ein überteuertes System? Es entstehen Kosten für den Steuerzahler, der Mehreinnahmen durch die Maut an die privaten Betreiber zahlen muss. Je nachdem welches Unternehmen beteiligt ist und wo die Wertschöpfungskette liegt, ist so ein Projekt mal mehr mal weniger schädlich für ein Land.

Deutschland ist auch keine abgeschlossene Volkswirtschaft, was man an der Energiewende sieht, wo nun ein Großteil der PV-Anlagen aus Asien kommt. Ein Teil der Wertschöpfungskette liegt also dort.

Die Frage ist also, wie sieht die Kosten/Nutzen-Rechnung für den Fuhrunternehmer aus, wie sieht sie für den durchschnittlichen Steuerzahler aus, wie für den Bund, wie für die Betreiber.

Allein die Verspätung hat zwei Milliarden gekostet, was in dieser Zeit den Fuhrunternehmern zugute kam, dem Bund und dem Konsortium nicht.

Die Kosten/Nutzen-Rechnung fällt immer unterschiedlich aus, je nachdem welche Gruppe man betrachtet.
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Re: Deutsche haben von Wirtschaft keine Ahnung

Beitrag von Dr. Nötigenfalls »

Kibuka » Di 12. Mär 2013, 21:48 hat geschrieben:
Zunächst einmal muss man sich fragen, welche Kosten entstehen durch ein überteuertes System?
Die Kosten/Nutzen-Rechnung fällt immer unterschiedlich aus, je nachdem welche Gruppe man betrachtet.
Im Gesamtgesellschaftlichen Kontext halte ich ein Definitives Urteil für ziemlich schwierig.
Dazu müsste komplett durchdekliniert werden,wer profitiert,was profitiert,und wer belastet wird.
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Re: Toll Collect

Beitrag von imp »

Das Wegzollsystem soll nun länger als das geplante halbe Jahr verstaatlicht bleiben. Ob die Regierung auf bessere Preise pokert, keinen Bewerber fand oder dauerhaft das System für LKW auf Autobahn und manchen Bundesstraßen selbst betreibt, ist offen. Man hört dazu nichts. Eigentlich sollte im Märzen die Kasse klingeln. Jedoch wird wohl die PKW-Maut, so sie denn kommt, über einen separaten Betreiber realisiert.
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Re: Toll Collect

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo Sir Porthos.
Sir Porthos hat geschrieben:Toll Collect........ sehr erfolgreich, ...
  • ... fragt sich nur:
    • für wen?
Anfang brachte die Lkw-Maut etwa 4,5 bis 5 Milliarden Euro pro Jahr ein. Mittlerweile, nach der Ausweitung auf alle Bundesstraßen, sind es etwa 7 Milliarden Euro. Wenn die Angaben stimmen, entstandenToll Collect durch diese Ausweitung etwa Kosten von 2 Millionen Euro pro Jahr. Joachim Wedler, Diplom-Kaufmann und Mitarbeiter von TollCollect, sollte aber mehr als 5 Millionen Euro gegenüber dem Bund abrechnen - was ja bekanntlich staatsanwaltschaftliche Ermittlungen nach sich zog. Zudem hat der Bund TollCollect auf Zahlung von 9,6 Milliarden Euro verklagt.
  • (wohl gemerkt: vor einem Schiedsgericht - nicht vor ein ordentlichen Gericht!)
Vergleich: rund 3,2 Milliarden Euro zugunsten des Bundes.
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Re: Toll Collect

Beitrag von imp »

Der Neandertaler hat geschrieben:(26 Jan 2019, 12:04)

Hallo Sir Porthos.
  • ... fragt sich nur:
    • für wen?
Anfang brachte die Lkw-Maut etwa 4,5 bis 5 Milliarden Euro pro Jahr ein. Mittlerweile, nach der Ausweitung auf alle Bundesstraßen, sind es etwa 7 Milliarden Euro. Wenn die Angaben stimmen, entstandenToll Collect durch diese Ausweitung etwa Kosten von 2 Millionen Euro pro Jahr. Joachim Wedler, Diplom-Kaufmann und Mitarbeiter von TollCollect, sollte aber mehr als 5 Millionen Euro gegenüber dem Bund abrechnen - was ja bekanntlich staatsanwaltschaftliche Ermittlungen nach sich zog. Zudem hat der Bund TollCollect auf Zahlung von 9,6 Milliarden Euro verklagt.
  • (wohl gemerkt: vor einem Schiedsgericht - nicht vor ein ordentlichen Gericht!)
Vergleich: rund 3,2 Milliarden Euro zugunsten des Bundes.
Toll Collect ist seit September staatlich. Irgendein Kleingeist hat den Thread gelöscht, in dem es darum ging, ob der Minister nur den Preis treiben will oder dauerhaft Toll Collect in Staatshand lässt. Denn dass im Märzen wie geplant verkauft wird, glaubt in der Szene keiner mehr.
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Re: Toll Collect

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo imp.
imp hat geschrieben:... dauerhaft Toll Collect in Staatshand ...
... es wäre wohl zurzeit nicht die schlechteste Überlegung. Einerseits hat Scheuers Ministerium betont:
  • "Eine Veräußerung an Private erfolgt nur, wenn dies für den Bund wirtschaftlich ist. [...] Die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung wird derzeit fortgeschrieben."
Zwar glaube ich Politik(ern) nicht alles - besonders nicht, wenn sie von der Provinzpartei-CSU kommen, aber angesichts der Kritik, die aus dem Bundesrechnungshof kommt:
  • "Der Bundesrechnungshof bezweifelt, daß die vorläufige Wirtschaftlichkeitsuntersuchung geeignet war, eine Ausschreibung der Lkw-Maut als Öffentlich-Private-Partnerschaft (ÖPP) zu rechtfertigen."
... angesichts dieser grundsätzlichen Kritik des Bundesrechnungshofes dürften Zweifel an der Privatisierung bestehen?
  • ... hoffentlich!
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Re: Toll Collect

Beitrag von imp »

Der Neandertaler hat geschrieben:(27 Jan 2019, 10:10)

Hallo imp.... es wäre wohl zurzeit nicht die schlechteste Überlegung. Einerseits hat Scheuers Ministerium betont:
  • "Eine Veräußerung an Private erfolgt nur, wenn dies für den Bund wirtschaftlich ist. [...] Die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung wird derzeit fortgeschrieben."
Zwar glaube ich Politik(ern) nicht alles - besonders nicht, wenn sie von der Provinzpartei-CSU kommen, aber angesichts der Kritik, die aus dem Bundesrechnungshof kommt:
  • "Der Bundesrechnungshof bezweifelt, daß die vorläufige Wirtschaftlichkeitsuntersuchung geeignet war, eine Ausschreibung der Lkw-Maut als Öffentlich-Private-Partnerschaft (ÖPP) zu rechtfertigen."
... angesichts dieser grundsätzlichen Kritik des Bundesrechnungshofes dürften Zweifel an der Privatisierung bestehen?
  • ... hoffentlich!
Ich bin da für beide Lösungen offen. Es ist ein eingeführtes System, dessen Fortschreibung überschaubar komplex ist. Ob ein Staatsbetrieb genauso offensiv Kostenoptimierungen sucht wie ein privater Betreiber, kann man streiten. Jedoch scheint der Kostenanteil im System aktuell angemessen gering zu sein, sodass man diese Frage problemlos 5-10 Jahre vertagen kann.
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Re: Toll Collect

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo imp.
imp hat geschrieben:Ich bin da für beide Lösungen offen. Es ist ein eingeführtes System, dessen Fortschreibung überschaubar komplex ist. Ob ein Staatsbetrieb genauso offensiv Kostenoptimierungen sucht wie ein privater Betreiber, kann man streiten. Jedoch scheint der Kostenanteil im System aktuell angemessen gering zu sein, sodass man diese Frage problemlos 5-10 Jahre vertagen kann.
Einerseits gebe ich Dir, inpunkto Kostenoptimierungen, vollkommen recht, allerdings werden die Mautsätze (und eine eventuelle Ausweitung) in dem "Bundesfernstraßenmautgesetz (BFStrMG)" festgesetzt - in Form eines "Wegekostengutachten", daß dem Deutschen Bundestag zugeleitetet wird. Wobei der private Betreiber der Lkw-Maut (wie auch einer eventuellen Pkw-Maut) dem Bund die Betreiber-Kosten in Rechnung stellt. Und wie mein angeführtes Beispiel (Joachim Wedler) wohl nicht immer sehr seriös und korrekt.
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Re: Toll Collect

Beitrag von imp »

Der Neandertaler hat geschrieben:(27 Jan 2019, 10:42)

Hallo imp.Einerseits gebe ich Dir, inpunkto Kostenoptimierungen, vollkommen recht, allerdings werden die Mautsätze (und eine eventuelle Ausweitung) in dem "Bundesfernstraßenmautgesetz (BFStrMG)" festgesetzt - in Form eines "Wegekostengutachten", daß dem Deutschen Bundestag zugeleitetet wird. Wobei der private Betreiber der Lkw-Maut (wie auch einer eventuellen Pkw-Maut) dem Bund die Betreiber-Kosten in Rechnung stellt. Und wie mein angeführtes Beispiel (Joachim Wedler) wohl nicht immer sehr seriös und korrekt.
Klar, Beschiß steigert den Gewinn noch müheloser als Optimierung. Aber nur, wenn er durchkommt. Zum Selbstbeschiss ist beim Bundeseigentum weniger Motivation, wie auch zur realen Optimierung. Das kann man in dem Fall wohl verkraften. Das Beispiel ist ganz anders gelagert als etwa der Betrieb eines bundesweiten Glasfasernetzes oder einer Schieneninfrastruktur.
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Re: Toll Collect

Beitrag von Der Neandertaler »

imp hat geschrieben:Klar, Beschiß steigert den Gewinn noch müheloser als Optimierung. Aber nur, wenn er durchkommt. Zum Selbstbeschiss ist beim Bundeseigentum weniger Motivation, wie auch zur realen Optimierung. Das kann man in dem Fall wohl verkraften. Das Beispiel ist ganz anders gelagert als etwa der Betrieb eines bundesweiten Glasfasernetzes oder einer Schieneninfrastruktur.
Er scheint durchgekommen zu sein! Der Beschiß! Einerseits ging der Streit über unrechtmäßige und überhöhte Abrechnung über fast 14 Jahre - er ging letztlich mit einem Kompromiss zugunsten des Bundes zu Ende.
  • (3,2 Milliarden Euro)
Allerdings waren seitens des Bundes mehr als doppelt soviel gefordert worden - macht also schonmal etwa 3,5 Milliarden Euro Gewinn. Ein früherer Mitarbeiter von Toll Collect, der bis 2012 für die Vergütung durch den Bund zuständig war, nannte das Abrechnungssystem eine "Einladung zum Betrug". Zudem zeigt ein nachfolgendes Gutachten des Wirtschaftsprüfers von Mazars aus dem letzten Jahr:
  • "In nur drei geprüften Jahren hat Toll Collect dem Bund demnach rund 300 Millionen Euro zu viel in Rechnung gestellt."
Wenn diese Zahlen stimmen, macht dies hochgerechnet 100 Millionen Euro pro Jahr - also nochmal 1,4 Milliarden Euro. Von dem Vertrag zwischen dem Bund und TollColect ist nicht eine Seit veröffentlicht. Da dieser Streit vor einem (privaten) Schiedsgericht ablief, drang auch von diesem Kompomiss nichts nach außen - also auch dieser konnte nicht überprüft werden.
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Re: Toll Collect

Beitrag von imp »

Der Neandertaler hat geschrieben:(27 Jan 2019, 11:26)

Er scheint durchgekommen zu sein! Der Beschiß! Einerseits ging der Streit über unrechtmäßige und überhöhte Abrechnung über fast 14 Jahre - er ging letztlich mit einem Kompromiss zugunsten des Bundes zu Ende.
  • (3,2 Milliarden Euro)
Allerdings waren seitens des Bundes mehr als doppelt soviel gefordert worden - macht also schonmal etwa 3,5 Milliarden Euro Gewinn. Ein früherer Mitarbeiter von Toll Collect, der bis 2012 für die Vergütung durch den Bund zuständig war, nannte das Abrechnungssystem eine "Einladung zum Betrug". Zudem zeigt ein nachfolgendes Gutachten des Wirtschaftsprüfers von Mazars aus dem letzten Jahr:
  • "In nur drei geprüften Jahren hat Toll Collect dem Bund demnach rund 300 Millionen Euro zu viel in Rechnung gestellt."
Wenn diese Zahlen stimmen, macht dies hochgerechnet 100 Millionen Euro pro Jahr - also nochmal 1,4 Milliarden Euro. Von dem Vertrag zwischen dem Bund und TollColect ist nicht eine Seit veröffentlicht. Da dieser Streit vor einem (privaten) Schiedsgericht ablief, drang auch von diesem Kompomiss nichts nach außen - also auch dieser konnte nicht überprüft werden.
Das Ergebnis vom Beschiss war aber, dass die Lizenz zum Gelddrucken nun weg ist.
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Re: Toll Collect

Beitrag von Der Neandertaler »

imp hat geschrieben:Das Ergebnis vom Beschiss war aber, dass die Lizenz zum Gelddrucken nun weg ist.
RICHTIG!
  • ... und meiner Meinung nach sollte es auch so bleiben!
Es ist immer das gleiche Szenario:
  • der Bund scheut die Anfangskosten ... die Invstionen und startet deshalb ein ÖPP - will aber die Einnahmen (teilweise) mitbestimmen.
    • (s.: Mautsätze - "Bundesfernstraßenmautgesetz")
Ein privater Betreiber will aber Gewinn machen - er hat ja kein gemeinnütziges Unternehmen, daher wird der Bund ihm einen Teil der Einnahmen zugestehen (müssen). ÖPP sind aber regelmäßig Geldgräber ... auf Staatskosten!
  • (s.: A1 oder A 7)
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Re: Toll Collect

Beitrag von imp »

Der Neandertaler hat geschrieben:(27 Jan 2019, 11:49)

RICHTIG!
  • ... und meiner Meinung nach sollte es auch so bleiben!
Es ist immer das gleiche Szenario:
  • der Bund scheut die Anfangskosten ... die Invstionen und startet deshalb ein ÖPP - will aber die Einnahmen (teilweise) mitbestimmen.
    • (s.: Mautsätze)
Ein privater Betreiber will aber Gewinn machen - er hat ja kein gemeinnütziges Unternehmen, daher wird der Bund ihm einen Teil der Einnahmen zugestehen (müssen). ÖPP sind aber regelmäßig Geldgräber ... auf Staatskosten!
  • (s.: A1 oder A 7)
Wichtiges Argument war beim Wegezoll die Neuheit und Komplexität des Systems. Die Krone der deutschen Industrie und unser damals bestester Forenmoderator haben mit vereinter Kraft das System auch erst verspätet an den Start gebracht. Das hat man sich damals beim Staat nicht zugetraut und die Politiker wollten gern, dass jemand anderes die Schuld trägt, wenn es nicht klappt. Es entsprach auch dem Zeitgeist. Heute ist das System eingefahren und überschaubar, die Technik ist weiter, der Zeitgeist hat sich gewandelt.
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Re: Toll Collect

Beitrag von Der Neandertaler »

imp hat geschrieben:Argument ... Neuheit und Komplexität ... Staat nicht zugetraut ... Politiker wollten gern, dass jemand anderes die Schuld trägt, wenn es nicht klappt. Es entsprach auch dem Zeitgeist. Heute ist das System eingefahren und überschaubar, die Technik ist weiter, der Zeitgeist hat sich gewandelt.
Ich glaube nicht, daß Letzteres der (Haupt-) Grund ist oder war, ...
Es sprachen wohl einige Faktoren dagegen, etwa ein System, wie es etwa Österreich hat (das auf Mikrowellensignalen basiert) auch in Deutschland (sinnvoll) eingeführt werden soll. Zumal hatte TollCollect einige (eventuelle) Zusatzangebote im Hinterkopf. So wollte man (nach erfolgreichem Start des GPS-gestützen Maut) anbieten, daß darüberhinaus der Standort und die Route der Lkw verfolg werden kann. Sollte dies der Fall sein ... sollten (deutsche) Speditionen dieses Angebot also annehmen, wollte man diese Technik europaweit anbieten. Mikrowellentechnik ist nicht sehr kompliziert und kann daher wohl (fast) jeder anwenden - ein GPS-gestützes System aber wohl weniger. Daher wäre es wohl ein Vorteil für TollCollect.
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Re: Toll Collect

Beitrag von imp »

Der Neandertaler hat geschrieben:(27 Jan 2019, 12:22)

Ich glaube nicht, daß Letzteres der (Haupt-) Grund ist oder war, ...
Es sprachen wohl einige Faktoren dagegen, etwa ein System, wie es etwa Österreich hat (das auf Mikrowellensignalen basiert) auch in Deutschland (sinnvoll) eingeführt werden soll. Zumal hatte TollCollect einige (eventuelle) Zusatzangebote im Hinterkopf. So wollte man (nach erfolgreichem Start des GPS-gestützen Maut) anbieten, daß darüberhinaus der Standort und die Route der Lkw verfolg werden kann. Sollte dies der Fall sein ... sollten (deutsche) Speditionen dieses Angebot also annehmen, wollte man diese Technik europaweit anbieten. Mikrowellentechnik ist nicht sehr kompliziert und kann daher wohl (fast) jeder anwenden - ein GPS-gestützes System aber wohl weniger. Daher wäre es wohl ein Vorteil für TollCollect.
Ja, das war auch Industriepolitik. Deutschland als Demofall und Anschubfinanzierung einer weltmarktfähigen, exportierbaren Systemlösung. Den Nebennutzen standen sinnvolle rechtliche Schranken entgegen, die in anderen Ländern so nicht gelten.
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Der Neandertaler
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Re: Toll Collect

Beitrag von Der Neandertaler »

imp hat geschrieben:Ja, das war auch Industriepolitik. Deutschland als Demofall und Anschubfinanzierung einer weltmarktfähigen, exportierbaren Systemlösung. Den Nebennutzen standen sinnvolle rechtliche Schranken entgegen, die in anderen Ländern so nicht gelten.
Dem Vorhaben steht auch nichts entgegen ... es ist vollkommen legitim!
Dies alles ändert aber wohl nichts an der Tatsache, daß nun diese Investionskosten ja einmal getätigt worden sind, deshalb nun sollte der Bund (angesichts der recht geringen Betriebskosten) die Maut auch in Eigenregie weiterbetreiben - da er die Höhe der Mautsätze und eine eventuelle Erweiterung ja sowieso selber selber festsetzt.
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Re: Toll Collect

Beitrag von Gaius »

Das teurere Toll-Collect-System ist nicht nur zum Geldverdienen da.:
Schaut Euch mal diese Maut-Brücken genauer an.!
Die dienen genauso zur Überwachung.!

Zur Aufklärung von Kriminalität.: Natürlich.
ABER
Bei der sonstigen *Überwachung* habe ich da so meine Bedenken.
Jedenfalls ist diese auf einmal *so ganz normal machbar*...
Und.:
Keiner hat's bemerkt. :D :D

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Re: Toll Collect

Beitrag von imp »

Welche Kriminalität klärte Toll Collect bisher auf?
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Re: Toll Collect

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo imp.
imp hat geschrieben:Welche Kriminalität klärte Toll Collect bisher auf?
Gaius' Aussage scheint nur mit Angst und Unwissenheit zu begründen sein?!?
2014 wurde in Baden-Württemberg ein Parkwächter auf einem Parkplatz überfahren, und schon wurden Forderungen laut, mit Hilfe der Mautbrücken, bzw.: der erhoben Daten (Bilder) zur Aufklärung beizutragen.
Dies war allerdings nicht die erste Forderung - derartige "Anfragen" gab es schon seit der Frühzeit des Systems.
  • ... ob man die Anlagen nicht auch für andere Zwecke nutzen könne?
Schon 2005 forderte der damalige Innenminister Schäuble die Maut-Daten auch zur Strafverfolgung zu benutzen. Obwohl das technisch möglich wäre, etwa die Geschwindigkeit von zu schnell fahrenden Lkw ermitteln, darf dies lediglich zur Maut-Gebührenerhebung genutzt werden - gesetzlich ist im "Autobahnmautgesetz" ganz klar geregelt, welche Daten Toll Collect erfassen darf und welche nicht. Aber nach den Enthüllungen Edward Snowdens über Überwachung und Datenschutz scheint diese Verunsicherung, wie gesagt, um sich zu greifen - ist aber lediglich einer gewißen Unwissenheit geschuldet.

Gaius scheint sich wenig mit Mautbrücken und deren Funktion auseinander gesetzt zu haben - stattdessen erliegt er lieber einer suggerierten Angst.
Das System vermißt zur Erkennung, ob es überhaupt ein Lkw ist, zuerst jedes durchfahrende Fahrzeug dreidimensional. Erst danach kommen die Kameras zum Einsatz. Handelt es sich um einen Lkw, wird in Sekundenbruchteilen ermittelt, ob der seine Gebühr bezahlt hat. Ist es dagegen keinen Laster, wird nämlich gar kein Bild aufgenommen. Ein Foto des Lkw-Kennzeichens wird lediglich bei Mautprellern gespeichert. Alle anderen Daten werden umgehend gelöscht.
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Re: Toll Collect

Beitrag von Gaius »

Jaaa... nachdem ich einen Anpfiff bekommen habe, möchte ich mich zu meiner Verteidigung dazu äußern.:
1.:
Ganz frisch -- im Falle Rebecca -- also hochaktuell -- ist der himbeerfarbene Wagen des mutmaßlichen Täters auf der Autobahn nach Frankfurt / Oder gefilmt / fotografiert worden.!
Gefilmt / fotografiert von einer fest installierten Kamera über der Autobahn
Anm.:
Es ist keine Toll-Collect-Kamera.
Aber.: Ich gehe davon aus, daß es lediglich eine technische Schaltung ist.
Da der Fall jetzt aktuell ist, könnt ihr es jederzeit in den Nachrichten nachvollziehen. In einigen Sendern ( N-TV ) wird im Programm die Kamera sogar gezeigt.
Ein Bericht hier.: https://www.n-tv.de/panorama/Fuehrt-die ... 92214.html
2.:
Dann gibt es ein Gerichts-Urteil.:
Dieses Urteil zeigt eindeutig, daß Kennzeichen erfaßt werden. Juristisch gestritten wird darüber, inwieweit das geschehen darf ( oder nicht )
Aber das *Erfassen der Kennzeichen* ist damit belegt.!
https://www.tagesschau.de/inland/kennze ... l-103.html
Und ... wie gesagt.:
Es ist lediglich eine Frage einer elektrischen Schaltung ( und der Regelung durch einen Reg-Präsidenten etc ), daß man das selbe auch mit den Toll-Collect Kameras machen KANN -- wenn man möchte.!
Letzten Endes eine verwaltungsmäßige Banalität.

################################
Zum Schluß.:
Welches Verbrechen damit aufgeklärt wurde.?
Der des sog. *Autobahn-Schützen*
Da fuhr ein *Verrückter* ( so muß man ihn bezeichnen ) über die Autobahn ( im LKW ) und hatte ein Gewehr über den Knien und schoß während der Fahrt auf die LKW in den entgegenkommenden Verkehr.
Erst durch lange andauerndes Aufnehmen und Vergleichen von Nummernschildern konnte man ihm beikommen.
Dieser Fall ist ca 10-15 Jahre her...
( In diesem letzten Punkt mag man mich berichtigen )

Und noch einmal.:
WAS man (= Polizei ) mit Kameras auf Brücken oder Einfahrten machen können ...
... ist lediglich eine Schaltung weit entfernt. Mehr nicht.
Juristisch wird es ganz offenbar bereits praktiziert.

Dies ist meine Meinung
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Re: Toll Collect

Beitrag von Der Neandertaler »

Gaius, falsch, falsch, falsch!
Alle Fälle, die Du hier zu Deiner Verteidigung geschildert hast - "im Falle Rebecca" ... "ein Gerichts-Urteil - Erfassen der Kennzeichen" ... "Autobahn-Schützen" ... sie sind alle nicht mittels "Toll-Collect-Kamera" aufgeklärt worden ... respektive: diese haben nicht im Geringsten zur Fahndung beigetragen. Im ersten Fall hast Du's ja selber erwähnt:
  • Es ist keine Toll-Collect-Kamera.
Im Falle des "Autobahn-Schützen" hatte man automatisierte Kennzeichen-Lesesysteme an verschiedenen Stellen auf der vermuteten Hauptroute des Verdächtigen aufgestellt.
Auch "im Falle Rebecca" wurde eine automatische Kennzeichenfahndung aus Brandenburg namens: KESY verwendet.
Auf ein solches seperates und automatisches Kennzeichen-Lesesystem (an verschiedenen Stellen) bezog sich "ein Gerichts-Urteil zum Erfassen der Kennzeichen". Bayern, Baden-Württemberg und Hessen, etwa, verwenden solch ein System. Die Polizei erfaßt damit Autokennzeichen und gleicht diese mit Fahndungsdateien ab. Das Bundesverfassungsgericht hat nun festgesetzt, daß diese Erfassung zwar sein darf - und ebenso der Abgleich, die bestehenden Landesgesetze (mit einer anlaßlosen Erfassung) gehen aber zu weit und sind daher teilweise verfassungswidrig. Der automatische Abgleich von Nummernschildern mit Fahndungsdaten durch die Polizei verletzt Persönlichkeitsrechte - somit liegt ein Eingriff in das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung vor.

Nochmal:
  • alle geschilderten Fälle habe nichts ... aber nicht das Geringste mit "Toll-Collect-Kamera"s zutun.
Klar, es ist "lediglich eine technische Schaltung", die dazu führen kann, daß diese Mautbrücken zur Überwachung benutzt werden könne.

Ich bin Berufskraftfahrer (Lkw-Fahrer) - ich bin also selbst davon betroffen, somit müßte ich eher Unbehagen verspüren, verfolgt zu werden. Aber ich vertraue eben darauf, daß auch Toll-Collect sich an Recht und Gesetz hält und diese nur zur Mauterhebung nutzt.

À propos:
  • ich habe Dich in keinem Fall angriffen - ich habe Dir auch keinen "Anpfiff" gegeben. Ich habe lediglich Zweifel geäußert ... und die Frage gestellt, ob Du Dich schonmal ernsthaft mit dem Mautsystem, bzw.: deren Kameras beschäftigt hast? Wenn Du dies schon als "Anpfiff" verstehst, solltest Du nicht in der Nähe sein, wenn ich wirklich "Anpfiffe" verteile.
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Re: Toll Collect

Beitrag von Gaius »

Ist doch ganz einfach.:
WENN man diese Erfassung mit Extra-Kameras machen kann ... so bedeutet das, daß es die juristische Möglichkeit dazu gibt.
2.:
Die Toll-Collect Kameras sind technisch dazu geeignet -- nur dürfen sie es nicht -- aus juristischen Gründen.
3.:
DANN allerdings liegt der Gedanke ziemlich nahe, daß eines Tages die Punkte 1 und 2 mit einander kombiniert werden.
( Aus welchen Gründen auch immer )
Dazu braucht man keine große Fantasie.!
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Re: Toll Collect

Beitrag von Gaius »

Der Neandertaler hat geschrieben:(07 Mar 2019, 19:38)

Aber ich vertraue eben darauf, daß auch Toll-Collect sich an Recht und Gesetz hält und diese nur zur Mauterhebung nutzt.
DANN habe ich eine Überraschung für dich.:

Recht und Gesetz kann man ändern. Wäre nicht das erste Mal in diesem Leben.!
Sowas kommt z.Bsp im Bundestag vor -- oder auch in Landtagen.
Auch Verträge kann man ändern ....

Wie gesagt.: Das ist eine Frage des Anlasses.
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Re: Toll Collect

Beitrag von Der Neandertaler »

Gaius, erzähl mir mal was Neues ... etwas, was ich noch nicht weiß.
"Recht und Gesetz kann man ändern." ... "Überaschung"?Noch nie gehört!
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