Atue001 hat geschrieben:(19 Jul 2021, 23:08)
Der Absprung zur veganen Küche ist aber nochmals ein deutlicher Schritt. Ich vermisse dort vor allem die Milchprodukte, Eier und Fisch.
Zum Kochen ist Pflanzenmilch oder Pflanzensahne ebenso gut geeignet, wie Kuhmilch oder Sahne. Auch Eier kann man je nach Gericht beim Kochen und Backen recht problemlos einfach weglassen oder durch Alternativen ersetzen. Wenn es nur um den Geschmack geht und nicht um Liaison oder ähnliches, wird dieser mit Kala Namak angewürzt. Das frische Glas Milch oder das Frühstücksei macht mehr Probleme. Einige Hersteller sind zumindest bei den Pflanzendrinks da aber schon auf dem richtigen Weg, wenn das dann eben auch mit einem ähnlichen Problem verbunden ist, wie das bei veganen Schnitzeln der Fall ist. Das sind dann Convenience-Produkte. Ich brauch sie nicht, mit einer Ausnahme: vegane Käsealternativen gönne ich mir. Allerdings ist die Bandbreite, was da angeboten wird im Moment noch extrem. Man muss da erst einmal seine Favoriten herausfinden. Manches schmeckt einfach nicht.
Anstatt Fisch kommen in der veganen Küche in aller Regel Algen zum Einsatz. Speziell Nori-Algen findet man zwischenzeitlich schon in vielen Supermärkten. Fisch ist natürlich schon etwas anderes. Aber den Spargel, den ich während der diesjährigen Spargelsaison "im Algenmantel" gemacht habe, war sehr lecker. Das ist eben auch was anderes.
Ich kann die ethischen Bedenken einiger Veganer verstehen - aber ich mache sie mir nicht zu eigen. Milchkühe artgerecht zu halten verteuert die Milch und deren Folgeprodukte nicht so, dass ich das nicht bereit wäre zu zahlen. Und auch bei Hühner zahle ich bei artgerechter Haltung gerne etwas mehr für die Eier - habe dann aber auch keine moralischen Bedenken, diese zu essen.
Es ist leider keineswegs nur eine Frage der Haltung, dass eine heutige Milchkuh täglich die vierfache Menge an Milch liefert, wie noch von 100 Jahren. Es ist auch keine Frage der Haltung, dass heutige Legehennen Hybridhühner sind, die ca. 300 Eier im Jahr legen und die kaum noch einen natürlichen Fortpflanzungstrieb haben. Das sind Produktionsmaschinen in meinen Augen. Und dennoch immer noch Tiere.
Vor allem ist es aber schon die Massentierhaltung, die ich boykottieren möchte. Und der bei weitem überwiegende Teil des Fleisches, der Milch, der Eier, die konsumiert werden, stammt aus der Massentierhaltung. Der Mehrheit der Bevölkerung fehlt offensichtlich noch das Bewusstsein dafür, unter welchen Bedingungen Massentierhaltung stattfindet, sonst könnte sie das Zeug nicht mit Genuss essen. Übrigens gibt es auch Bio-Massentierhaltung, denn Bio liegt zwischenzeitlich ja im Trend. Und wenn man die Mindeststandards für Bio auch in Massentierhaltung erfüllen kann: wieso nicht? Im Supermarkt wird ja vorrangig auf den Preis geachtet. Und dann werden die Tiere zu Tönnies und Co. gekarrt und dort im Akkord von Gastarbeitern verarbeitet.
Ich hatte noch nie einen Metzger meines Vertrauens und ich brauche auch keinen Metzger meines Vertrauens mehr. Mir schmeckt die vegane Küche sehr gut.
Edit: Eier am Tag in Eier im Jahr geändert. Danke für den Hinweis discipula