Kann man machen, Selina. Für mich ist der MDR eine einzige Gruselveranstaltung. Das muss ich einfach mal so sagen. Ich bin allerdings ganz grundsätzlich vom TV abgerückt. Egal ob regional oder überregional. Egal ob öffentlich oder privat. Die freiwillige Selbstbeschränkung auf nur Lesen und Hören ist für mich sozusagen das mediale Exil.Selina hat geschrieben:(01 Jul 2019, 14:26)
Der MDR ist einer der wenigen Sender, die nicht pausenlos dieses einseitige Bildzeitungs-Klischee vom gefängnisartigen bösen Unrechtsstaat DDR kolportieren. Da sieht man halt auch mal andere Seiten. Die aber passen natürlich nicht ins heutige offizielle DDR-Bild der Einheits-Sonntags-Reden. Schon klar. Was aber viel wichtiger ist: Der Sender ist einer der wenigen, die konsequent gegen die Menschenfeindlichkeit der AfD und anderer Rechtsradikaler argumentieren in ihren politischen Sendungen, ohne dabei einseitig und schwarz-weiß zu berichten und zu talken. Der MDR würde einer der ersten Sender sein, den die AfD, falls sie in Mitteldeutschland an die Macht käme, stark beschneiden würde inhaltlich und personell. Weil er ihr ein Dorn im Auge ist. Ergo: Auch da sollte man schon ein wenig genauer hinschauen.
Und da hieß es aktuell (ganz anderes Thema aber genau zum Strangthema jetzt ...): Mit der Wiederwahl von Narendra Modi als Premier und der BJP als Regierungspartei stehe Indien als großes, wirtschaftlich bedeutsames Land, als "größte Demokratie der Welt" wie häufig kommentiert wird, quasi vor dem Übergang zu offenem Faschismus. Ich meine, das Phänomen "Hindu-Nationalismus" und die Person Modi hatte ich schon seit längerem kritisch auf dem Schirm. Nun sprach eine Parlamentsabgeordnete der oppositionellen Kongresspartei von "aufkeimendem Faschismus". Identitätspolitik, Nationenversessenheit, Zugehörigkeitsrhetorik seien einige der Symptome dafür. Und dann noch etwas anderes, was mich einigermaßen aufgerüttelt hat: Intellektuellenfeindlichkeit. Das ist erstmal irritierend. Indien will eine technologische Weltführungsnation sein bzw. ist es in einigen Bereichen bereits. Intellektuellenfeindlichkeit? Sie dürfte sich halt nicht gegen MINT-Intellektuelle sondern gegen Künstler und Schriftsteller richten. Intellektuellenfeindlichkeit ist ja im Prinzip die verallgemeinerte, strukturell verwandte Form von modernem Antisemitismus. Und da sind wir dann schon bei einem Phänomen, wo der Begriff "Faschismus" vielleicht gar nicht so unangemessen ist.
https://www.deutschlandfunk.de/indien-w ... _id=452782
Was passiert da eigentlich politisch in der Welt von heute. Wie lässt sich das als Tendenz verallgemeinern. Ich meine: es ist das starke Bedürfnis nach Orientierung in einer zunehmend fragmentierten Welt. Wie schon woanders erwähnt: Lyotard 1979: "Die Zeit der großen Erzählungen ist vorbei". Eine große Zahl von Menschen kommt irgendwie nicht damit klar, dass sie letztendlich auf sich selbst zurückgeworfen sind. Und suchen nach Identität, Zugehörigkeit.