Auch wenn Du offenbar gerne aus Deiner subjektiven Perspektive berichtest und daraus Schlüsse für die Allgemeinheit ableitest, so beziehen sich meine Aussagen auf Studien auf die ich hingewiesen habe.Selina hat geschrieben:(20 Oct 2019, 17:54)
Inwieweit bist du denn von zu laschen Urteilen oder "Fehlurteilen" selbst betroffen? Ich glaube, hier wird wieder so eine Legende gestrickt, die in das große Märchen von angeblichem Staatsversagen und falscher Regierungspolitik passt. Schaut man sich jedoch im eigenen näheren und weiteren Umfeld um, wenn es mal um die Judikative geht, läuft das ganze große Gestrick schnell zu Handschuhgröße zusammen.
Tatsächlich ist der Spielraum für Richter sehr weit bemessen. Außerdem dürfen Strafrabatte gewährleistet werden, die von Seiten der Bevölkerung nicht verstanden werden können, weil sie schlicht nichts mit der Einsicht des Täters zu tun haben, sondern rein taktisch sind (z.B. Strafnachlass bei Geständnis, wenn die Beweislast schon erdrückend ist).
Diese Tatsachen führen faktisch zu einer großen Streuung von Strafzumessungen, die automatisch den Eindruck mehr oder weniger großer Willkür erzeugen und im Schnitt niedriger ausfallen, als das Gerechtigkeitsempfinden der Opfer das typischerweise erwarten lassen würde (wenn man davon ausgeht, dass die Gesetze dem Rechtsempfinden der Menschen entsprechen).
Die von diesem Richter geschilderten zusätzlichen Probleme verstärken schlicht diesen Eindruck. Eine Justiz, die aber im Ruf steht, dass man dort keine Gerechtigkeit findet, die lässt das Vertrauen in den Staat erodieren. Daher mein Hinweis, sich mit der Kritik nicht immer nur auf Politiker und Polizei zu konzentrieren. Auch die Justiz darf kritisch betrachtet werden.