Naja, das Ländle ist in der jetzigen Form nicht kirchlicher geprägt als andere Gegenden in den alten Bundesländern. Und die grünen Milieus sind im Grundsatz nicht im krassen Gegensatz zur schwäbischen-baden Mentalität zu sehen. Es ist eher anders herum zu sehen, dass die Grünen sich in mittleren und größeren Städten immer wählbarer gemacht haben, weil man eben doch nicht so klassisch grün ist wie die alternative Szene in Berlin oder Hamburg zum Beispiel.Michael Alexander hat geschrieben:(15 Mar 2021, 22:38)
Ich habe das ja gar nicht böse gemeint.
Wer länger im Ländle gelebt hat, dem kann eine gewisse Nähe der kirchlichen und grünen Milieus gerade in Klein- und Mittelstädten nicht entgangen sein. Es gibt relevante Überschneidungen bei vielen Themen, etwa Bewahrung der Schöpfung, Klimapolitik, empfundene Ungerechtigkeit des kapitalistischen Wirtschaftens, Begeisterung für nicht-westliche Kulturen, Wissenschaftskritik, Neigung zum Moralisieren, Friedenspolitik, Anti-Atomkraft-Bewegung, Willkommenskultur und offene Grenzen, Kampf gegen Rechts etc. etc.
Es gibt auch sehr viele Theologen oder abgebrochene Theologen bei den Grünen, und eine grosse Überschneidung zwischen kirchlicher Sozialarbeit und politischem Aktivismus für die Grünen.
In anderen Bundesländern, wo die Grünen anti-klerikal eingestellt sind, mag das weniger ausgeprägt sein. Nur so erklärt sich auch, dass die Grünen in Baden-Württemberg so stark Wähler von der CDU abziehen konnten.
Ich nehms Dir auch nicht persönlich übel, was Du schreibst. Ich finde es nur in Kenntnis der hiesigen Verhältnisse in den letzten 20 Jahren doch reichlich oberflächlich. Auf die Weise kommt man nicht wirklich auf das "Erfolgsgeheimnis" der Grünen hier im Südwesten.
Nochmal zur Kirche, eine gute Freundin hat mal erzählt, wie sie aus Neugier in ihrer Jugend (in den 80er Jahren) Gottesdienste in Stuttgart besuchte. Als es kurz vor einer Wahl war, da meinte der Mensch auf der Kanzel, dass man als wahrer Christ nicht die unchristliche SPD wählen könnte, sondern nur die CDU in Frage kommt. Soviel zur Affinität der Kirchen zu Parteien.