Schmidt hat sich seine Reputation als Kanzler schon vor seiner Kanzlerschaft erarbeitet. Er galt spätestens seit der Hamburger Sturmflut als "Macher" mit Heldenstatus. Dass seine eigenen Parteifreunde durch jahrelange Wurstigkeit und Nachlässigkeit, gepaart mit hamburgisch-hanseatischer Arroganz maßgeblich mit dazu beigetragen haben, dass es in Hamburg zur Katastrophe mit mehreren hundert Toten kam, ist unter den Tisch gefallen. Dass in der Schwesterstadt Bremen die Flut unter denselben Vorraussetzungen bei weitem nicht so ein katastrophales Ausmaß angenommen hat, ist heute genauso vergessen, wie der damalige sehr erfolgreiche bremer Krisenmanager Wilhelm Kaisen.Misterfritz hat geschrieben:(28 May 2020, 22:13)
Er sollte sich ansehen, wie es Steinbrück ergangen ist. Vom Typ her sind sie ähnlich.
Und der norddeutsche, sachliche Typen kommt deutschlandweit nicht wirklich gut an (Schmidt war absolute Ausnahme).
Hinzu kommt, dass ein erheblicher Teil eben politischen Krawall und Parteiengezänk sehen will. Sie wünschen sich klare Richtungsentscheidungen, garniert mit politischen Schaukämpfen, wie weiland zwischen Strauß und Wehner. Pragmatische Sachpolitik steht leider bei vielen unter dem Generalverdacht der Mauschelei, eigentlich seien sich ja alle einig, alles würde in Hinterzimmern gemeinsam ausgekungelt, "Der Kleine Mann auf der Straße" und seine Ehefrau, die "Schwäbische Hausfrau mit dem spitzen Bleistift" stünden bestenfalls am Rande und könnten dem Treiben nur wehr- und hilflos zusehen, so die klassische Politikerschelte.
Wir haben das Problem, dass Politik immer noch von vielen als "Unterhaltungsgeschäft" betrachtet wird.