Zweifeler hat geschrieben:(27 Jul 2021, 20:59)
Wieso sollte ich diese nicht kennen? Ich wiederhole mich da gerne, ich lese sehr viel zum Thema, auch die von mir unterstellen zweifelhafte Teile der Genderstudies.
Ist ja lächerlich. Früher hatten Menschen GIS heute sind Sie "queer". Gut GIS wird bald von der WHO anders behandelt, lesen Sie sich mal den Artikel auf Wiki durch.
Wenn Sie meinen ein nach chromononen biologischer Mann mit voll ausgeprägten Genitalien kann laut GenderStudies sein biologisches Geschlecht entkoppeln und behaupten er sei eine Frau? Das ist blanker wahnsinn.
Aber ja Sie haben recht ich suche solche Vorlesungen nicht auf und übe einen anderen Beruf aus, Sie etwa?
Ich habe ein paar Semester Soziologie studiert, bevor mein Leben eine andere Wendung nahm. Von einem sozialwissenschaftlichen Aspekt verstehe ich sehr wohl, wieso es die Gender Studies gibt. Und woher sie vermutlich kommen. Auch wenn mich das Thema nie besonders interessiert hat.
Also: Normalität kann normativ begriffen werden, aber auch deskriptiv. Im ersten Fall bedeutet dies: Es gibt die Norm, dass es beispielsweise keine Schwule geben darf. Ein Mann hat ein bestimmtes Rollenbild zu erfüllen. Ansonsten drohen ihm juristische Konsequenzen. Oder er wird an einem Kran aufgeknüpft, wie im Iran. Christlich-fundamentalistische Gesellschaften und muslimische schenken sich da nichts. Im zweiten Fall wird nur beschrieben, dass es einerseits heterosexuell veranlagte Menschen gibt. Daneben existieren der auch homosexuelle, asexuelle und bisexuell veranlagte Menschen. Dies wird ohne Wertung festgestellt.
Was das Geschlecht betrifft, wird zwischen biologischem und sozialem Geschlecht unterschieden. Solange man nicht irgendwie transsexuell veranlagt ist, besteht die Welt aus Männern und Frauen. Dies wird als biologisches Geschlecht, also als "Sex" definiert. Mit dem sozialen Geschlecht, das als "Gender" bezeichnet wird, verhält es sich anders. Früher meinte man, dass ein Mann per se viel Alkohol trinken würde, liebend gerne das Abenteuer und den Krieg sucht und andere holzschnittartige Sachen. Die Frauen wären von Natur aus dafür geschaffen, Kinder zu hüten. Für universitäre Laufbahnen wären sie nicht geeignet. Und Fussball spielen wäre auch nicht so ihre Sache. Und andere holzschnittartige Geschichten. Die modernen Sozialwissenschaften wissen aber, dass dies alles nur Rollenmodelle sind. Wir spielen alle nur Rollen. Wenn es aber nicht mehr selbstverständlich ist, dass ein Mann "von Natur aus" so zu sein hat und eine Frau anders, dann winkt das Reich der Freiheiten. Dann gibt es plötzlich in manchen Fällen weibliche Mathematikprofessorinnen. Obwohl Frau sich ja nicht für Mathematik zu interessieren hat. Und auf der anderen Seite finden sich plötzlich Väter, die in Elternzeit gehen. Für Leute, die dieses Konzept verstehen, ist das alles nur logisch. Aber für konservative Fundamentalisten und Reaktionäre bricht mit diesem "anything goes" natürlich ihr starres Weltbild zusammen. Also müssen sie alles tun, um die Gender Studies, die meiner Einschätzung nach ein Kind der Sozialwissenschaften sind, zu diffamieren.
Die Sozialwissenschaften sind jedenfalls so gestrickt, dass sie ohne Wertung die Dinge beschreiben. Auch wenn es da auch Streit gibt und gab. Und was die Rollenmodelle betrifft, so kann auch eine Frau Managerin werden und ein Mann KITA-Betreuer. Oder aber umgekehrt. Natürlich gibt es Tendenzen, die auch geschlechtsspezifisch sind. Es ist aber Aufgabe der Wissenschaft, herauszufinden, welche Tendenzen wirklich "von Natur aus" in den Genen angelegt sind und was vielleicht als gesellschaftliches Rollenmodell sich immer wieder neu reproduziert. Manche Rollenbilder mögen dabei harmlos erscheinen. Wenn aber eine Gesellschaft ein Rollenmodell hat, in dem es für ehrenvoll angesehen wird, wenn ein "echter Mann" sich -entweder im Krieg oder aber als Selbstmordattentäter- opfert, um das Leben der eigenen Gruppe zu verbessern, dann wird die Sache brenzlig und problematisch. Und somit hätten wir es auch mit einem Rollenmodell zu tun, das sich als "toxische Männlichkeit" bezeichnen lässt.
Jedenfalls, wie gesagt: Ich kenne mich mit Gender Studies nicht wirklich aus. Aber da ich sie als ein Kind der Sozialwissenschaften halte, vermute ich mal, dass sie ebenfalls so ticken. Mich stört es folglich nicht, was da gelehrt wird. Für geistig schlichtere Menschen sind sie aber natürlich nicht nur völlig unverständlich. Sondern auch eine Bedrohung ihres Weltbildes, das nur aus "Schwarz" und "Weiß" ohne Zwischentöne besteht.
Ironischerweise ist es aber gerade bei queeren Menschen so, dass sie für die Buntheit in der Welt stehen. Deswegen auch die Regenbogenfahne. Aber in Wirklichkeit sind sie für die Gammelfaschisten und religiösen Fundamentalisten aller Religionen nur der sichtbare Teil eines Eisberges, den sie als tödliche Bedrohung wahrnehmen. Wie aber schon der Philosoph David Hume wusste: "Man darf nicht aus dem Sein auf das Sollen schließen."