JosefG hat geschrieben:(07 Aug 2021, 15:00)
Jedenfalls ist der Vorschlag weniger bescheuert als die gegenwärtige Situation zB. im Radio.
Dort höre ich ständig die umständliche Nennung beider Geschlechter (Soldatinnen und Soldaten)
oder den nervigen Gender-Schluckauf (Journalist*innen).
Da ist die hier vorgeschlagene männliche Endung -on ein vergleichsweise kleineres Übel.
Die Plural-Formen -innen und -onnen bräuchte man nur sehr selten.
Die diverse Endung -ix und den Plural dazu, etwa -issen, bräuchte man so gut wie nie.
Dann bräuchte man nicht mehr sagen "Kolleginnen und Kollegen", sondern nur noch "Kollegen",
und das wäre ganz klar neutral und nicht mehr männlich, denn männlich wäre ja "Kollegonnen".
Aber ist dein Vorschlag nicht auch nur ein genauso hilfloser Versuch, die Sprache willkürlich zu manipulieren...?? - wobei ich dir das nicht als Absicht unterstellen möchte.
Das ist doch nur politische Willkür im Gegensatz zu dem Fall, dass die Sprache sich selbst durch ihren Gebrauch weiter entwickelt, das wäre ok.
Ich erinnere mich an ein Interview im
Deutschlandfunk mit dem Linguisten Peter Eisenberg von 2017
...Dann ist es eben so und jemand, der sich erdreistet, in einer der größten Sprachen Europas Formen einzuführen, die es nicht gibt und sie dann zu verordnen, der hat doch irgendwie ein schräges Verhältnis zur Demokratie. Das sind Leute, die sind gewählt worden, um den Willen ihrer Wähler zu verwirklichen. Und was machen sie als Erstes: Sie wollen die erziehen.
Es gibt niemanden, der das Recht hat, in eine Sprache einzugreifen. ...
Grund für seine Aufregung damals war wohl (mMn) - ich weiß aber nicht, ob sich das Verhalten durchgesetzt hat
...vor allen Dingen das unsägliche Gender-Sternchen, das in Berlin in den Bezirken jetzt teilweise obligatorisch gemacht werden soll. Und das bedeutet nichts anderes, als wenn Sie einen Schriftsatz im Bezirksparlament von Berlin-Mitte oder von Berlin-Lichtenberg – da ging es los – einreichen. Dann schmeißen die das in den Papierkorb. Sie erkennen nur noch Texte an, die nach ihrer Regel, die es im Deutschen nicht gibt, die frei erfunden ist, einen gegenderten Text enthält
Im Laufe ihres steinernen Daseins nehmen sogar manche Denkmäler menschliche Züge an.
© Martin Gerhard Reisenberg
(*1949), Diplom-Bibliothekar und Autor