Es ist ein Junge? Gewalt und Geschlecht
Verfasst: Di 14. Jun 2016, 15:17
Interessante Frage bzw. Feststellung die im folgenden Artikel aufgeworfen wird.
Im Kontext von Terror wird oft über Religion, politischer Ideologie, psychische Erkrankungen und sozialem Milieu gesprochen, als Ursachen. Es gibt weibliche Terroristen. Aber die sind in der Minderzahl. Auch bei diesem Thema. Es sind meist Männer. Die Jungs, sozusagen. Ist Gewalt ein Jungensproblem?
Die Frage wäre einmal, ob Gewalt für das männliche Wesen einen höheren Stellenwert hat. Vermutlich genetisch bedingt. Und ob das von Gesellschaften gefördert wird. Gerade patriachalischer Natur. Durchaus auch getragen von den Müttern und Frauen. Wer will nicht einen starken Mann? Gehört dazu nicht auch ein Portion Aggression? Der Frauenversteher ist in letzter Konsequenz oft doch nur zweite Wahl.
"Es geht um nichts Geringeres als die Frage, wem die Welt gehört", ist das daraus abzuleiten? Wer definiert sozusagen Verhalten? Oder wie ist das zu verstehen?
In der Tat ist die Frage vor der Geburt oder nach der Geburt im allgemeinen, ob es ein Mädchen oder ein Junge ist. Das ist sehr wichtig. Später wird dies nicht mehr so oft abgefragt. Natürlich gibt es auch psychische und/oder physischer Gewalt durch das weibliche Geschlecht. Aber es erscheint statistisch gesichert, daß das männliche Geschlecht mehr auf dem Kerbholz hat. Sicherlich auch durch seinen Position in der Gesellschaft mit verursacht.Gewalt: Es ist ein Junge
Kommt es zu einer Gewalttat, fragen wir nach der Geschichte des Täters, nach seiner Herkunft, nach seiner Ideologie und seiner Motivation. Nach dem Geschlecht zu fragen, haben wir uns abgewöhnt. Warum?
Wenn wir von einer Schwangerschaft erfahren, stellen wir oft zwei Fragen: Wann ist es so weit? Und: Weiß man schon, was es wird? Wenn wir von Schlägereien, Massenmord, Vergewaltigung oder Mord in oder nach Beziehungen hören, fragen wir nicht mehr: Weiß man schon das Geschlecht? Wir gehen davon aus, dass es Männer waren.
Die prominenten Fälle, in denen es um Vergewaltigung und Gewalt gegen Frauen geht, sind so vielzahlig wie hässlich.
Die Sängerin Kesha, die Schauspielerin Amber Heard, das Model Gina-Lisa Lohfink: Sie alle müssen damit kämpfen, dass ihnen nicht geglaubt wird. Gegen den zurückgetretenen Nürnberger CSU-Landtagsabgeordnete Michael Brückner, der eingeräumt hat, Sex mit einem 16-jährigen Mädchen gehabt zu haben, wird wegen des Verdachts auf Missbrauch einer Minderjährigen ermittelt. Der 21-jährige Brock Turner, der eine bewusstlose Studentin in Stanford hinter einer Mülltonne vergewaltigt hat, muss maximal sechs Monate ins Gefängnis, und derweil sorgt sein Vater sich, dass der Junge sein Steak nicht mehr mag. In Katar wurde eine Touristin wegen außerehelichem Sex verurteilt, weil sie eine Vergewaltigung angezeigt hatte.
In Italien wird gerade wieder viel über Mord an Frauen debattiert, unter anderem, weil ein eifersüchtiger Mann seine Ex-Freundin gewürgt und verbrannt hat. Am Freitag erschoss in Orlando ein Mann die Sängerin Christina Grimmie und in Berlin wurde eine Frau durch Messerstiche anscheinend von einem Mann getötet, in Los Angeles gab ein Gericht das Strafmaß für den Schauspieler Michael Jace für den Mord an seiner Frau bekannt. Am Wochenende eskalierte der Konflikt zwischen extrem gewaltbereiten Hooligans in Marseille, ein Brite schwebte vorübergehend in Lebensgefahr. In Berlin wurde in der Nacht zum Sonntag ein weiterer Mann festgenommen, der offenbar seine Freundin getötet hat. In derselben Nacht tötete ein Mann in einem queeren Club in Orlando 49 Menschen und verletzte 53 weitere. In Potsdam beginnt heute der Prozess gegen den Mörder der beiden Jungs Mohamed und Elias.
Es geht um nichts Geringeres als die Frage, wem die Welt gehört
Etwas als globales Problem festzustellen kann natürlich auch heißen sich der Verantwortung zu entziehen. "Ist doch überall so." Das wär das Falscheste, was wir tun können. Ähnlich falsch wäre es, Männer dafür einfach zu hassen. Es geht aber nicht darum, Menschen abzulehnen, sondern etwas zu thematisieren und zu bekämpfen, das in ihnen steckt, und das ist viel komplizierter.
Immer sind es die Frauen, die ihr Verhalten anpassen sollen
Im Englischen gibt es den Begriff der "toxic masculinity", also einer Form von Männlichkeit, die auf Dominanz und Gewalt basiert und Gefühle nicht zulässt. Dazu gehört auch die Vorstellung einer gigantischen Ladung sexueller Triebhaftigkeit, die nur mit Mühe in zivilisierten Bahnen gehalten werden kann. Es ist ein Problem, wenn Jungs und Männern immer wieder erzählt wird, dass ein "richtiger Kerl" nicht weine, eine ausschweifende und geradezu animalische Sexualität habe und alles, was sich ihm in den Weg stellt, eigenhändig beiseite räumen müsse - ein Problem für Frauen und Männer.
Tatsächlich kenne ich auch letzteres. Es war mir selbst manchmal unangenehm längere Zeit auf "einsamen" Wegen des Nachts hinter Frauen herlaufen zu müssen. "Was denkt die jetzt?" ging mir oft durch den Kopf. Erstrecht, wenn ich gezwungenermassen hinter ihr genauso in anderen Straßen abbiegen mußte, wie sie selbst. Bin ich da aber auch schon Gefangener eines Klischees? Muß ich solche Gedanken haben?Selbst Männer, die sich für komplett harmlos halten, können etwas dafür tun, dieses Klima der Angst zu ändern. Wenn Sie zum Beispiel abends auf der Straße allein hinter einer Frau laufen und diese ihre Schritte hört oder wenn sie ihr entgegenkommen, wechseln Sie doch die Straßenseite. Sie ahnen nicht, wie erleichternd das sein kann.
http://www.spiegel.de/kultur/gesellscha ... 97493.html
Im Kontext von Terror wird oft über Religion, politischer Ideologie, psychische Erkrankungen und sozialem Milieu gesprochen, als Ursachen. Es gibt weibliche Terroristen. Aber die sind in der Minderzahl. Auch bei diesem Thema. Es sind meist Männer. Die Jungs, sozusagen. Ist Gewalt ein Jungensproblem?
Die Frage wäre einmal, ob Gewalt für das männliche Wesen einen höheren Stellenwert hat. Vermutlich genetisch bedingt. Und ob das von Gesellschaften gefördert wird. Gerade patriachalischer Natur. Durchaus auch getragen von den Müttern und Frauen. Wer will nicht einen starken Mann? Gehört dazu nicht auch ein Portion Aggression? Der Frauenversteher ist in letzter Konsequenz oft doch nur zweite Wahl.
"Es geht um nichts Geringeres als die Frage, wem die Welt gehört", ist das daraus abzuleiten? Wer definiert sozusagen Verhalten? Oder wie ist das zu verstehen?