Freikirche und Sexualität

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Freikirche und Sexualität

Beitrag von streicher »

In der Süddeutschen wird hin und wieder dieses Thema aufgegriffen, im "jetzt"-Magazin ebenfalls. Dort kommen hin und wieder Personen zu Wort, die den Weg aus der Freikirche gefunden haben und von massiven Druck sprechen, wenn es um den Begriff Sexualität geht. Scheinbar kommt es in Freikirchen immer wieder mal vor, dass leitende Figuren beinahe schon eine Art Kontrollwut haben, die ihre Mitglieder sehr leiden lässt. Beim Thema Sexualität halten sie sich keineswegs zurück und drängen ihre Mitglieder dazu, sich selbst zu offenbaren. Ein Beispiel ist dieser Artikel: „Die Männer haben bestimmt, was für mich Sünde war“

Ein Zitat daraus:
Allen voran erinnert sich Rebecca an ihn: Den Kopf der Gemeinde, den spirituellen Leiter und Prediger mit vermeintlich direktem Draht zu Gott. Um ihn herum gab es eine Handvoll verheirateter Männer, die das Gemeindeleben und die Bibelkreise leiteten. Dort wurde jeder Aspekt des Lebens auf das gute Christsein beleuchtet – bis ins Intimste. Rebecca sagt, diese Männer haben bestimmt, was für sie Sünde war: welche Kleidung zu eng, welche Filme zu weltlich, welche Gedanken zu lüstern. Ganz zu schweigen von Homosexualität, Selbstbefriedigung oder Freundschaften zwischen Jungs und Mädchen – alles Sünde, meinten die Gemeindeältesten. „Das war es, was mich am meisten zerstört hat: Diese Übergriffigkeit in jeden Teil meines Lebens“, sagt Rebecca heute.
Zum Beispiel habe ich folgende Fragen:
Warum wird von den leitenden Figuren in einer solchen Freikirche probiert, Einfluss bis in die intimsten Bereiche des Lebens, also auch die Sexualität der einzelnen Mitglieder zu gewinnen? Welche Motive haben sie dabei?
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von Skeptiker »

Naja, sie versuchen alles zu tun, um die Welt Gott wohlgefällig zu machen.

Wie bei jeder radikalen Lebensweise, bemüht man sich dabei um Abgrenzung von "schädlichen Einflüssen" sowohl von Extern, als auch von problematischen Verhaltensweisen intern. Du glaubst doch nicht, dass sektenhaften Gruppierungen etwas an Toleranz liegt, oder?
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von Vongole »

Ich denke mal, die Motive sind unterschiedlich, aber totale Kontrolle und Unterwerfung der Frau dürfte das Hauptmotiv sein.
Mir kam sofort das Buch "The Handmaid's Tale" von Margaret Atwood in den Sinn, als ich den Artikel las.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von TheManFromDownUnder »

streicher hat geschrieben:(10 Nov 2021, 21:34)

In der Süddeutschen wird hin und wieder dieses Thema aufgegriffen, im "jetzt"-Magazin ebenfalls. Dort kommen hin und wieder Personen zu Wort, die den Weg aus der Freikirche gefunden haben und von massiven Druck sprechen, wenn es um den Begriff Sexualität geht. Scheinbar kommt es in Freikirchen immer wieder mal vor, dass leitende Figuren beinahe schon eine Art Kontrollwut haben, die ihre Mitglieder sehr leiden lässt. Beim Thema Sexualität halten sie sich keineswegs zurück und drängen ihre Mitglieder dazu, sich selbst zu offenbaren. Ein Beispiel ist dieser Artikel: „Die Männer haben bestimmt, was für mich Sünde war“

Ein Zitat daraus:
Zum Beispiel habe ich folgende Fragen:
Warum wird von den leitenden Figuren in einer solchen Freikirche probiert, Einfluss bis in die intimsten Bereiche des Lebens, also auch die Sexualität der einzelnen Mitglieder zu gewinnen? Welche Motive haben sie dabei?
Kontrolle und einen Riesenportion Voyarismus.

Es kommen auch immer wieder sexueller Missbrauch durch die hohen Priester der Freikirchen zu Tage, zB bei uns die Hillsong Kirche.

https://www.washingtonpost.com/world/20 ... ild-abuse/

Unser Prime Minister ScoMo ist Mitglied bei diesem Verein, was ich bedenklich finde.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von Billie Holiday »

Bekannte von mir sind in einer evangelischen Freikirche, sprich Sekte. Homophob bis zum es geht nicht mehr. Die würden heute noch Schwule ins KZ schicken.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von schokoschendrezki »

Skeptiker hat geschrieben:(10 Nov 2021, 23:37)

Naja, sie versuchen alles zu tun, um die Welt Gott wohlgefällig zu machen.

Wie bei jeder radikalen Lebensweise, bemüht man sich dabei um Abgrenzung von "schädlichen Einflüssen" sowohl von Extern, als auch von problematischen Verhaltensweisen intern. Du glaubst doch nicht, dass sektenhaften Gruppierungen etwas an Toleranz liegt, oder?
Bei einer der extremsten und schlimmsten Sekten dieser Art, der Colonia Dignidad des Deutschen Paul Schäfer ging es in keinster Weise darum, die Welt gottgefälliger zu machen. Der Bezug auf Urchristentum, Pfingstbewegung usw. war reine Tarnung. Einfach um einigermaßen ungeschützt sexuellen Missbrauch zu begehen. Das Wohgefallen der chilenischen Pinochet-Diktatur sicherte man sich dadurch, dass man die Kolonie als einen Ort zur Folterung politischer Gefangener bereitstellte. Das internationale Wohlgefallen bis hin zum deutschen Botschafter und CDU- und CSU-Politikern dadurch, dass man sich strikt antikommunistisch gab.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von Sören74 »

Billie Holiday hat geschrieben:(11 Nov 2021, 07:21)

Bekannte von mir sind in einer evangelischen Freikirche, sprich Sekte. Homophob bis zum es geht nicht mehr. Die würden heute noch Schwule ins KZ schicken.
Äußerst christlich von denen. :s
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von Billie Holiday »

Sören74 hat geschrieben:(11 Nov 2021, 10:09)

Äußerst christlich von denen. :s
Wenn sowas christlich ist, bin ich immer wieder dankbar, durch meine Familie nie indoktriniert worden zu sein. Einmal Atheist, immer Atheist. :thumbup:
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von NicMan »

Billie Holiday hat geschrieben:(11 Nov 2021, 10:15)

Wenn sowas christlich ist, bin ich immer wieder dankbar, durch meine Familie nie indoktriniert worden zu sein. Einmal Atheist, immer Atheist. :thumbup:
Ich hab mir als Agnostiker immer immer die religiösen Punkte rausgepickt, die zu einem ethisch-humanistischen Weltbild passen könnten und zu meinen persönlichen Werten. Aber dieser blinde Gehorsam gegenüber Dingen, die Menschen vor 2000 Jahren in verstaubten Büchern aufgeschrieben haben, hat mich auch stets irritiert. Meine liberalen Eltern haben mich absichtlich nicht taufen lassen, um mir die Entscheidung selbst zu überlassen - werde ich bei meinen Kindern später mal auch so machen.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von streicher »

Skeptiker hat geschrieben:(10 Nov 2021, 23:37)
Du glaubst doch nicht, dass sektenhaften Gruppierungen etwas an Toleranz liegt, oder?
Nach meinen Erfahrungen nicht: Toleranz ist nicht deren Stärke.
Naja, sie versuchen alles zu tun, um die Welt Gott wohlgefällig zu machen.
Probieren sie, etwas Gott wohlgefällig zu machen, oder probieren sie, etwas eigentlich sich selbst wohlgefällig zu machen? Gott ist dann Mittel zum Zweck.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von Billie Holiday »

NicMan hat geschrieben:(11 Nov 2021, 10:20)

Ich hab mir als Agnostiker immer immer die religiösen Punkte rausgepickt, die zu einem ethisch-humanistischen Weltbild passen könnten und zu meinen persönlichen Werten. Aber dieser blinde Gehorsam gegenüber Dingen, die Menschen vor 2000 Jahren in verstaubten Büchern aufgeschrieben haben, hat mich auch stets irritiert. Meine liberalen Eltern haben mich absichtlich nicht taufen lassen, um mir die Entscheidung selbst zu überlassen - werde ich bei meinen Kindern später mal auch so machen.
Ähnlich war es bei mir.

Nur habe ich festgestellt, dass ich ganz ohne religiöse Betriebsanleitung anderen Menschen gegenüber hilfsbereit, freundlich und mitfühlend bin. Ich tu das, ohne dafür später in den Himmel zu kommen, wo ich eh nicht hinwill.
Wenn meine Kinder und evtl. Enkel sich positiv an mich erinnern und ein paar Menschen mit meinen Organen noch schöne Jahre haben, dann habe ich viel erreicht.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von NicMan »

Billie Holiday hat geschrieben:(11 Nov 2021, 10:29)

Ähnlich war es bei mir.

Nur habe ich festgestellt, dass ich ganz ohne religiöse Betriebsanleitung anderen Menschen gegenüber hilfsbereit, freundlich und mitfühlend bin. Ich tu das, ohne dafür später in den Himmel zu kommen, wo ich eh nicht hinwill.
Wenn meine Kinder und evtl. Enkel sich positiv an mich erinnern und ein paar Menschen mit meinen Organen noch schöne Jahre haben, dann habe ich viel erreicht.
Die Haltung kann ich gut nachvollziehen. Ich interessiere mich mitunter auch für Spiritualität, nur leider sind da viele Spinner unterwegs. Dann heißt es bei einigen: "Durch meine Erleuchtung weis ich, dass das Universum mich liebt und deshalb ändere ich mein Leben!". Da sag ich nur: Und wenn "das Universum" dich hassen würde, und wenn Gott nicht existieren sollte und wenn das alles hier in Wirklichkeit keinen Sinn hat.. dann ist es doch TROTZDEM richtig, gutes zu tun, für andere da zu sein, zu lieben und zu leben :?: Warum brauche ich dafür Belohnung? (Himmel, etc.). Es gibt nichts gutes, außer man tut es. Und wer über einen inneren Takt verfügt, der tut gutes. Nicht um zu profilieren oder der "Erlösung" wegen, sondern aus der bloßen inneren Erkenntnis heraus, dass es richtig ist.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von Skeptiker »

schokoschendrezki hat geschrieben:(11 Nov 2021, 10:07)
Bei einer der extremsten und schlimmsten Sekten dieser Art, der Colonia Dignidad des Deutschen Paul Schäfer ging es in keinster Weise darum, die Welt gottgefälliger zu machen. Der Bezug auf Urchristentum, Pfingstbewegung usw. war reine Tarnung. Einfach um einigermaßen ungeschützt sexuellen Missbrauch zu begehen. Das Wohgefallen der chilenischen Pinochet-Diktatur sicherte man sich dadurch, dass man die Kolonie als einen Ort zur Folterung politischer Gefangener bereitstellte. Das internationale Wohlgefallen bis hin zum deutschen Botschafter und CDU- und CSU-Politikern dadurch, dass man sich strikt antikommunistisch gab.
Ich finde es überdehnt dann doch das Thema etwas, wenn man von spießerhafter Übergriffigkeit irgendwelcher Kirchenoberen den Bogen bis zur Colonia Dignidad spannt.

Freikirchen sind in erster Linie Glaubensgemeinschaften mit oft sehr bibeltreuer Auslegung. Manche kann man als Sekten ansehen, aber ganz sicher nicht alle.

Ich habe im näheren Kollegenkreis und Bekanntenkreis auch Mitglieder von Freikirchen, und die würden sich (zurecht) sicherlich einen Vergleich ihrer Kirchen mit der Colonia Dignidad verbitten.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von Skeptiker »

streicher hat geschrieben:(11 Nov 2021, 10:23)
...
Probieren sie, etwas Gott wohlgefällig zu machen, oder probieren sie, etwas eigentlich sich selbst wohlgefällig zu machen? Gott ist dann Mittel zum Zweck.
Regulierungswut und anmaßende Neugierigkeit haben nichts mit Eigennutz zu tun. Wenn es also darum geht, dass Leute sich in Sachen einmischen, die sie nichts angehen - ja, da dürfte es ein ausgeprägtes Sendungsbewusstsein in solchen Gemeinschaften geben. Die sehen sich als Gemeinschaft im Geiste. Wer also im Geiste anders ist, der kann nicht Teil der Gemeinschaft sein.

Für mache mag das irritierend sein, aber auch Glaubensgemeinschaften haben so etwas wie "Hausrecht". Und in vielen Freikirchen dürfte es normal sein, dass man in der Gesinnung nur wenig Kompromisse zulässt. Die Sexualmoral ist da schon immer ganz zentraler Bestandteil gewesen. Im Sinne liberalen Geistes könnte man also sagen: "Wenn's einem nicht gefällt, dann braucht man nicht mitmachen"

Dein Hinweis deutet allerdings an, dass du einen Eigennutz dieser Personen in der Neugierde vermutest. Worin sollte der bestehen? Willst du auf Missbrauch hinaus?
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von streicher »

Skeptiker hat geschrieben:(11 Nov 2021, 17:31)(...)
Dein Hinweis deutet allerdings an, dass du einen Eigennutz dieser Personen in der Neugierde vermutest. Worin sollte der bestehen? Willst du auf Missbrauch hinaus?
Freikirchen nehmen die Bibel sehr wörtlich. Jedes Mitglied wird gerne als "offener Brief" gesehen, die einander "bekennen". Es gibt also durchaus die biblische Grundlage, auf die sich bezogen werden kann.
Dein Hinweis auf der Hausrecht kann ich nachvollziehen. Wenn jemand seine Ansichten ändert, dann kann diese Person das auch recht schmerzlich erfahren, auch bezüglich der Gedanken zur Sexualität. Denn: stellt man die Lehre infrage, dann stellt man auch die Verantwortlichen infrage, die diese Lehre vertreten. Das kann in Gemeindeausschluss und Kontaktabbruch enden. Gemeindeleiter sind also auch daran interessiert, dass ihre Lehre nicht infrage gestellt wird, denn letztendlich - würde es auf einmal die Mehrheit der Gemeinde tun - könnten sie ihren Job verlieren.

Eigennutz ist ein passender Begriff. Eine Gemeindeleitung wird normalerweise massiv dagegen vorgehen, wenn die eigene Lehre infrage gestellt wird. Manchmal hängt sogar der eigene Verdienst davon ab.

Missbrauch - das habe ich mich auch schon gefragt - zumindest, ob die Möglichkeit besteht, dass eine Gemeindeleitung auf Grundlage des Eigennutzes auf Ziele hinauswill, die nicht ohne weiteres nach Außen vertreten werden können. Das dürfte aufgrund der hierarchischen Strukturen durchaus möglich sein.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von streicher »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(11 Nov 2021, 04:32)

Kontrolle und einen Riesenportion Voyarismus.

Es kommen auch immer wieder sexueller Missbrauch durch die hohen Priester der Freikirchen zu Tage, zB bei uns die Hillsong Kirche.

https://www.washingtonpost.com/world/20 ... ild-abuse/
Ist das nicht die Gemeinde, die jedes Jahr einen Haufen an Lobpreisliedern herausbringt?

Ich denke, Kontrolle ist sicher ein Faktor. Nur mit welchem Motiv? Kontrolle kann ja auch damit zu tun haben, dass man nicht vertraut. Vertraut man grundsätzlich seinen Mitgliedern nicht und probiert sie zeitlebens auf Spur zu bringen? Oder kann man das, da der Mensch eigentlich wirklich nach Forderungen in der Bibel (und deren Interpretationen) nicht 100% leben kann, weil er/sie Mensch ist?

Und das Beispiel dieses hohen freikirchlichen Geistlichen zeigt, dass man unter Schafsmantel ein Wolf zeigen kann.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von streicher »

Billie Holiday hat geschrieben:(11 Nov 2021, 07:21)

Bekannte von mir sind in einer evangelischen Freikirche, sprich Sekte. Homophob bis zum es geht nicht mehr. Die würden heute noch Schwule ins KZ schicken.
Das klingt ziemlich krass.
Auf die Bibel beziehen sie sich und so kann deren Argumentation aussehen:
"Gott liebt den Sünder und hasst die Sünde." Und Homosexualität sei Sünde, das leiten die Freikirchen aus der Bibel ab, die sie wörtlich nehmen. "Das Wort Gottes ist unsere Richtschnur", erklärt Patsch. "Ausgehend von unserem Bibelverständnis glauben wir, dass Gott uns als Mann und Frau geschaffen und den Bund der Ehe gestiftet hat." So hat Patsch der Bundestagsabgeordneten Beate Walter-Rosenheimer (Grüne) geantwortet, die sich X-Hope gegenüber skeptisch gezeigt hatte. "Aus diesem Grund können wir homosexuelle Partnerschaften nicht gutheißen oder billigen."
Verweis auf die Bibel
Freikirche X-Hope verwehrt Homosexuellen Leitungspositionen
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von Billie Holiday »

streicher hat geschrieben:(11 Nov 2021, 20:49)

Das klingt ziemlich krass.
Auf die Bibel beziehen sie sich und so kann deren Argumentation aussehen:

Verweis auf die Bibel
Freikirche X-Hope verwehrt Homosexuellen Leitungspositionen
Ja, das ist krass. Unser Bekannter sagte, Homosexualität sei völlig unnormal und nicht gottgewollt. Er würde es begrüßen, wenn die Schwulen in Umerziehungslager kämen.

Dubioserweise hat sich dann sein jüngerer Sohn geoutet. Noch dubioser ist, dass dieser homosexuelle Sohn die Kirche nicht verlassen hat. Klingt wie im Film, ist aber so. Wenigstens lieben die Eltern ihn noch wie vorher. Aber nach eigener Aussage hat der Vater nächtelang geheult.

:dead:
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von Skeptiker »

Billie Holiday hat geschrieben:(11 Nov 2021, 20:56)
Vollzitat
Tragisch, wenn eine Ideologie sich gegen die Biologie stellt, dann kann es nur einen Gewinner geben. Dann ist auch klar, wer der Verlierer ist.

Und alles nur um irgendwelchen Göttern zu gefallenen …
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von TheManFromDownUnder »

streicher hat geschrieben:(11 Nov 2021, 20:44)

Ist das nicht die Gemeinde, die jedes Jahr einen Haufen an Lobpreisliedern herausbringt?

Ich denke, Kontrolle ist sicher ein Faktor. Nur mit welchem Motiv? Kontrolle kann ja auch damit zu tun haben, dass man nicht vertraut. Vertraut man grundsätzlich seinen Mitgliedern nicht und probiert sie zeitlebens auf Spur zu bringen? Oder kann man das, da der Mensch eigentlich wirklich nach Forderungen in der Bibel (und deren Interpretationen) nicht 100% leben kann, weil er/sie Mensch ist?

Und das Beispiel dieses hohen freikirchlichen Geistlichen zeigt, dass man unter Schafsmantel ein Wolf zeigen kann.
Koennte gut sein, das die Lobpreislieder herausbringen. Die haben in ihren Versammlungen immer Pop Bands mit religioesen Pop Liedchen und die Anhaengr klatschen und sind froehlich.

Das Motif fuer Kontrolle ist das man die Anhaenger bei der Stange halten will das sie jeden Monat einen Teil ihres hart verdienten Geldes an die Sekte abliefern, damit der Ober uru und seine Clique in Saus und Braus leben koennen.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von Billie Holiday »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(12 Nov 2021, 01:28)

Koennte gut sein, das die Lobpreislieder herausbringen. Die haben in ihren Versammlungen immer Pop Bands mit religioesen Pop Liedchen und die Anhaengr klatschen und sind froehlich.

Das Motif fuer Kontrolle ist das man die Anhaenger bei der Stange halten will das sie jeden Monat einen Teil ihres hart verdienten Geldes an die Sekte abliefern, damit der Ober uru und seine Clique in Saus und Braus leben koennen.
Das gönne ich den Bekloppten. :D

Vermutlich bemühen diese ganzen Sekten sich nicht unbedingt sehr um Hartz4-Empfänger oder kleine Rentner. Alleinerziehende dürften nur wegen des Frischfleisches als Nachwuchs interessant sein. :cool:
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Billie Holiday hat geschrieben:(12 Nov 2021, 07:22)



Vermutlich bemühen diese ganzen Sekten sich nicht unbedingt sehr um Hartz4-Empfänger oder kleine Rentner. Alleinerziehende dürften nur wegen des Frischfleisches als Nachwuchs interessant sein. :cool:
Das ist absolut richtig! Leute aus dem gehobenen Mittelstand, Leute mit einfluss in Politik und Wirtschaft, insbesondere Familien mit Kindern, die man indoktrinieren kann.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von streicher »

Billie Holiday hat geschrieben:(11 Nov 2021, 20:56)
Dubioserweise hat sich dann sein jüngerer Sohn geoutet. Noch dubioser ist, dass dieser homosexuelle Sohn die Kirche nicht verlassen hat. Klingt wie im Film, ist aber so. Wenigstens lieben die Eltern ihn noch wie vorher. Aber nach eigener Aussage hat der Vater nächtelang geheult.
:dead:
Dahinter steckt dann der biblische Gedanke, dass Gott den Sünder liebe, aber die Sünde hasse. Der Geoutete (ich habe davon auch schon einige kennengelernt) probiert es möglicherweise sogar anders und "verleugnet sich selbst". Manche packen dann doch irgendwann die Koffer, weil es einfach nicht funktioniert. Ein Auslöser kann dann aber auch noch etwas anderes sein, denn wenn es zum Beispiel um Führungsanspruch geht oder um Absprachen, sind die Abgesonderten dann doch erstaunlich menschlich. Streit in den freikirchlichen Gemeinschaften ist nämlich keine Seltenheit.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von schokoschendrezki »

Skeptiker hat geschrieben:(11 Nov 2021, 17:21)

Ich finde es überdehnt dann doch das Thema etwas, wenn man von spießerhafter Übergriffigkeit irgendwelcher Kirchenoberen den Bogen bis zur Colonia Dignidad spannt.

Freikirchen sind in erster Linie Glaubensgemeinschaften mit oft sehr bibeltreuer Auslegung. Manche kann man als Sekten ansehen, aber ganz sicher nicht alle.

Ich habe im näheren Kollegenkreis und Bekanntenkreis auch Mitglieder von Freikirchen, und die würden sich (zurecht) sicherlich einen Vergleich ihrer Kirchen mit der Colonia Dignidad verbitten.
Ja. Akzeptiert. Meine persönlichen Begegnungen mit Mitgliedern von Freikirchen, auch wenn ich angestrengt versuche, mich zu erinnern ... sind gleich null.

In meiner unmittelbaren Wohnumgegend leben sehr viele Russlanddeutsche. Und die haben sich vor einiger Zeit ein "Bethaus" ("Kirche" heißt das nicht) der sogenannten "Evangeliums-Christen-Baptisten-Gemeinde" gebaut. So kompliziert ist dieser Begriff. Unter ihm wurden in der Sowjetunion und werden in Russland alle christlich-gläubigen Nichtorthodoxen zusammengefasst. Die fallen einfach im alltäglichen Leben nicht auf. Außer dadurch, dass sie eine ausgesprochene Vorliebe für teure Klamotten und übermotorisierte PKWs haben. In den Medien stehen sie zum weit überwiegenden Teil für Rechtskonservatismus und AfD-Sympathie.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von Andreas62 »

Meine Schwiegerkinder gehören der Gemeinschaft an, aufgeschlossene Anfangsdreißiger und von Sektentum keine Spur.
Wir waren im Sommer mit zur Erwachsenentaufe, also finde ich erst mal schon gut und irgendwie leben sie ohne der Amtskirche den reinen Glauben.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von streicher »

Die Jesus Freaks zeigen sich hinsichtlich dem Thema Sexualität recht weltoffen. Das entwickelte sich nicht ohne inneren Diskurs.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von Andreas62 »

streicher hat geschrieben:(30 Nov 2021, 20:45)

Die Jesus Freaks zeigen sich hinsichtlich dem Thema Sexualität recht weltoffen. Das entwickelte sich nicht ohne inneren Diskurs.
Wie kann man sich einen "Jesus-Freak" so vorstellen?
Fällt da jeder Christ drunter oder gibt es Feinabstimmungen?
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von streicher »

Andreas62 hat geschrieben:(30 Nov 2021, 20:50)

Wie kann man sich einen "Jesus-Freak" so vorstellen?
Fällt da jeder Christ drunter oder gibt es Feinabstimmungen?
Ist eher eine christliche Jugendbewegung, außerkirchlich, viel Musik, szenig, Glauben sehr ernst nehmend, missionierend.
Hier ein Link zu Wiki: Jesus Freaks
Gemäß ihrer Selbstdarstellung sind sie der Überzeugung, dass „ein kompromissloses Leben mit Jesus das coolste, heftigste, intensivste und spannendeste überhaupt ist.“[10] Sie stellen dabei einen „Aufbau einer persönlichen Beziehung zu Gott“ in den Vordergrund. Mission sei, „Menschen für Jesus zu gewinnen“, die ihrer Meinung nach außerhalb einer gesellschaftlichen Wertegemeinschaft stehen.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von streicher »

Andreas62 hat geschrieben:(16 Nov 2021, 18:20)

Meine Schwiegerkinder gehören der Gemeinschaft an, aufgeschlossene Anfangsdreißiger und von Sektentum keine Spur.
Wir waren im Sommer mit zur Erwachsenentaufe, also finde ich erst mal schon gut und irgendwie leben sie ohne der Amtskirche den reinen Glauben.
Ich würde auch vermuten, dass die besuchte Gemeinde einen guten Eindruck machen will. Sie sind immer an neuen Mitgliedern interessiert. Das liegt nicht zuletzt am Missionsbefehl.
Wo beginnt deiner Meinung nach das Sektenhafte?
Wie steht die Gemeinschaft zum "Sex vor der Ehe"?
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von Andreas62 »

streicher hat geschrieben:(01 Dec 2021, 21:13)

Ich würde auch vermuten, dass die besuchte Gemeinde einen guten Eindruck machen will. Sie sind immer an neuen Mitgliedern interessiert. Das liegt nicht zuletzt am Missionsbefehl.
Wo beginnt deiner Meinung nach das Sektenhafte?
Wie steht die Gemeinschaft zum "Sex vor der Ehe"?
Ich würde Baptisten nicht unbedingt als Sekte einstufen und meine Schwiegertochter habe ich nicht gefragt ob sie vorehelichen Verkehr hatte, zu vermuten ist es.
Missionierungsversuche habe ich keine festgestellt.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von FrankP »

Andreas62 hat geschrieben:(01 Dec 2021, 22:12)

Ich würde Baptisten nicht unbedingt als Sekte einstufen und meine Schwiegertochter habe ich nicht gefragt ob sie vorehelichen Verkehr hatte, zu vermuten ist es.
Missionierungsversuche habe ich keine festgestellt.
Ist auch meine Erfahrung. Während eines Auslandsaufenthalts hatte ich über mehrere Jahre regelmäßigen Kontakt zu einer baptistischen Gemeinde und war auch öfter in deren Gottesdiensten. Mit dem, was man unter "Sekte" landläufig versteht, hatten die überhaupt nichts zu tun, missioniert wurde ich ebenfalls nicht. Es ist halt meist nicht so schwarzweiß, wie man sich das "von außen" vorstellt. Alle Freikirchen über einen Kamm scheren zu wollen und sie in Ecke "Kontrolle / Voyeurismus / Macht / Abzocke" zu stellen, wird den Realitäten nicht gerecht.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von streicher »

Manchmal ist der Charakter bzw. sind die Ansichten und die Interpretation des Glaubens, der Bibel vom Gemeindeverbund abhängig, aber auch von Orts- zu Ortsgemeinde unterschiedlich.
Das zeigt sich in der Diskussion um die Homosexualität.
Einen Artikel dazu habe ich gefunden:
Martin Grabe (Oberursel). Er hatte in seinem Buch „Homosexualität und christlicher Glaube: ein Beziehungsdrama“ (Francke-Verlag) einen Vorschlag für eine Einigung gemacht: „Homosexuelle Christen dürfen ebenso wie heterosexuelle Christen eine verbindliche, treue Ehe unter dem Segen Gottes und der Gemeinde eingehen und sind in der Gemeinde in jeder Hinsicht willkommen.“ Daraufhin bat die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) mehrere Freikirchen und Verbände um Stellungnahmen. Stiba spricht sich in seinem Beitrag nun dafür aus, unterschiedliche Sichtweisen nebeneinander stehen zu lassen: „Ich glaube, dass die Grabenkämpfe, wer denn nun bibeltreu oder bibeluntreu ist, dem Wort Gottes schon genug Schaden zugefügt und das Anliegen des Evangeliums schon mehr als genug verzerrt haben.“
(...)
Das Thema wird Streitthema bleiben. Also kommt Stiba (Der Generalsekretär des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden) zum Schluß:
Vielleicht, so Stiba, brauche es gar keine erneute öffentlich geführte Debatte: „Die Argumente sind ausgetauscht. Vielleicht braucht es keine ,Einigung‘. Es sei denn in der Ortsgemeinde.“
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von aleph »

FrankP hat geschrieben:(02 Dec 2021, 08:17)
Mit dem, was man unter "Sekte" landläufig versteht, hatten die überhaupt nichts zu tun, missioniert wurde ich ebenfalls nicht.
Woran möchtest Du das denn feststellen? Als Außenstehender kannst Du das schon deswegen nicht feststellen, weil der sektentypische Verhaltenskodex, die soziale Kontrolle, die typisch für Sekten ist, eben nur für Mitglieder gilt. Mission hingegen wird auch von Freikirchen und Volkskirchen betrieben, man merkt das halt bei den ZJ besonders.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von aleph »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(12 Nov 2021, 01:28)

Koennte gut sein, das die Lobpreislieder herausbringen. Die haben in ihren Versammlungen immer Pop Bands mit religioesen Pop Liedchen und die Anhaengr klatschen und sind froehlich.

Das Motif fuer Kontrolle ist das man die Anhaenger bei der Stange halten will das sie jeden Monat einen Teil ihres hart verdienten Geldes an die Sekte abliefern, damit der Ober uru und seine Clique in Saus und Braus leben koennen.
Also ich war jahrelang Mitglied einer Freikirche und zahlte dort nie etwas, keine Spende und ich wurde auch nie danach gefragt. Allerdings war das eine reiche Gemeinde, die hatte Spendenaufrufe im großen Stil nicht notwendig, es gab keine Mitgliedsbeiträge.

Bei uns ist das so, dass die meisten größeren Freikirchen vereinsmäßig aufgebaut sind, ähnlich wie hier. Der Vorstand ist da halt der Ältestenrat. Der Pastor ist von der Gemeinde angestellt und bezieht ein festes Gehalt. An die Kasse kommt der nicht ran, ist auch nicht der Oberguru, wie in kleinen Gruppierungen, die Du angesprochen hast. Da hat der Pastor tatsächlich absolute Macht. Das ist auch etwas, was Sekten auszeichnet.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von aleph »

streicher hat geschrieben:(10 Nov 2021, 21:34)

In der Süddeutschen wird hin und wieder dieses Thema aufgegriffen, im "jetzt"-Magazin ebenfalls. Dort kommen hin und wieder Personen zu Wort, die den Weg aus der Freikirche gefunden haben und von massiven Druck sprechen, wenn es um den Begriff Sexualität geht. Scheinbar kommt es in Freikirchen immer wieder mal vor, dass leitende Figuren beinahe schon eine Art Kontrollwut haben, die ihre Mitglieder sehr leiden lässt. Beim Thema Sexualität halten sie sich keineswegs zurück und drängen ihre Mitglieder dazu, sich selbst zu offenbaren. Ein Beispiel ist dieser Artikel: „Die Männer haben bestimmt, was für mich Sünde war“

Ein Zitat daraus:
Zum Beispiel habe ich folgende Fragen:
Warum wird von den leitenden Figuren in einer solchen Freikirche probiert, Einfluss bis in die intimsten Bereiche des Lebens, also auch die Sexualität der einzelnen Mitglieder zu gewinnen? Welche Motive haben sie dabei?
Die glauben, dass der Teufel über die Sexualität versucht, den Christen zu schaden. Sexualitätskontrolle ist beliebt zur Machtausübung.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von streicher »

aleph hat geschrieben:(05 Dec 2021, 20:00)

Die glauben, dass der Teufel über die Sexualität versucht, den Christen zu schaden. Sexualitätskontrolle ist beliebt zur Machtausübung.
Der Teufel hat in strengen Richtungen eine eigenartige Funktion: mit Hilfe dessen wird ein Tun der bösen Seite zugeschrieben. Allerdings kann man seine Sexualität ja nicht einfach abstellen. Insofern kann dadurch viel persönliches Leid entstehen.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von Papaloooo »

streicher hat geschrieben:(05 Dec 2021, 22:22)

Der Teufel hat in strengen Richtungen eine eigenartige Funktion: mit Hilfe dessen wird ein Tun der bösen Seite zugeschrieben. Allerdings kann man seine Sexualität ja nicht einfach abstellen. Insofern kann dadurch viel persönliches Leid entstehen.
Ja dann kommt aber noch die dritte Funktion des Teufels zum tragen: die Sündenbockfunktion.

Bei eigenen Verfehlungen - seien es moralischer, oder gar strafrechtlich relevanter Natur -
wird gerne mit der Ausrede gekommen:
Der Teufel hat mich verführt.

In dieser Argumentation könnte man dann fragen: weshalb hast du dich denn dazu verführen lassen?
Und die Antwort lautet dann meist: weil der Teufel eben so mächtig ist.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Papaloooo hat geschrieben:(06 Dec 2021, 06:21)


Der Teufel hat mich verführt.

.
Sagt man nicht " Er/Sie ist vom Teufel geritten?
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von Liegestuhl »

aleph hat geschrieben:(05 Dec 2021, 20:00)

Sexualitätskontrolle ist beliebt zur Machtausübung.
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https://www.amazon.de/Chastity-Control- ... 1973264870
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von Papaloooo »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(06 Dec 2021, 08:03)

Sagt man nicht " Er/Sie ist vom Teufel geritten?
Korrekt und dies dient dann auch als Alibi für schwerere Verstöße,
beispielsweise Pädophilie.

Man wäscht sich quasi in der Unschuld rein,
denn man war ja in dem Moment nicht "Herr seiner selbst",
sondern vom Teufel fremdbestimmt.

Mit dieser Argumentationsweise ist man aber auch selbst nicht mehr in der Lage,
diese Neigung abzustellen/therapieren/kontrollieren/überwinden.

Es kann wieder passieren,
denn der Teufel ist ja stets auf der Lauer.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von firlefanz11 »

Vongole hat geschrieben:(10 Nov 2021, 23:56)

Ich denke mal, die Motive sind unterschiedlich, aber totale Kontrolle und Unterwerfung der Frau dürfte das Hauptmotiv sein.
Mir kam sofort das Buch "The Handmaid's Tale" von Margaret Atwood in den Sinn, als ich den Artikel las.
DAS kam mir her bei der Erlassung des texanischen Anti-Abtreibungsgesetzes in den Sinn. Hier eher "Der Scharlachrote Buchstabe"...
Zuletzt geändert von firlefanz11 am Mo 6. Dez 2021, 12:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von firlefanz11 »

streicher hat geschrieben:(11 Nov 2021, 20:44)
Ich denke, Kontrolle ist sicher ein Faktor. Nur mit welchem Motiv? Kontrolle kann ja auch damit zu tun haben, dass man nicht vertraut. Vertraut man grundsätzlich seinen Mitgliedern nicht und probiert sie zeitlebens auf Spur zu bringen?
Das primäre Motiv ist schlciht u. ergereifend die Machtgeilheit. Das Gefühl/Wissen, dass jeder dem eigenen WIllen/Gutdünken unterworfen ist. Ständiges Misstrauen sowie das ständige Aufspurhalten kennt man halt als Machtinstrument aus dem Kommunismus, wo es ja im Prinzip nicht anders abgeht. Nur die Argumentation warum es genau so sein muss u. nicht anders sein darf ist halt weltlicher...
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Papaloooo hat geschrieben:(06 Dec 2021, 10:51)

Korrekt und dies dient dann auch als Alibi für schwerere Verstöße,
beispielsweise Pädophilie.

Man wäscht sich quasi in der Unschuld rein,
denn man war ja in dem Moment nicht "Herr seiner selbst",
sondern vom Teufel fremdbestimmt.

Mit dieser Argumentationsweise ist man aber auch selbst nicht mehr in der Lage,
diese Neigung abzustellen/therapieren/kontrollieren/überwinden.

Es kann wieder passieren,
denn der Teufel ist ja stets auf der Lauer.
Mir ist ehrlich gesagt niemand bekannt, der den Teufel als Entschuldigung/Rechtfertigung hernimmt. Das Satanisten das tun ist logisch.

Die Redewendund kenne ich fast nur als Erklaerung fuer Taten anderer Personen. "Der/Die muss wohl vom Teufel geritten worden sein"

Das der Teufel stes auf der Lauer ist, ist das uebliche Druckmittel der Kirchen gegenueber den Glauebigen! Betet viel und seid nicht in Versuchung gefuehrt, denn der Teufel liegt staendig auf der Lauer. Im Mittelalter haben sich Leute glaube ich selbst kasteit, mit Ruten geschlagen, um den Teufel von sich selbst fernzuhalten.
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von Bielefeld09 »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(07 Dec 2021, 01:49)

Mir ist ehrlich gesagt niemand bekannt, der den Teufel als Entschuldigung/Rechtfertigung hernimmt. Das Satanisten das tun ist logisch.

Die Redewendund kenne ich fast nur als Erklaerung fuer Taten anderer Personen. "Der/Die muss wohl vom Teufel geritten worden sein"

Das der Teufel stes auf der Lauer ist, ist das uebliche Druckmittel der Kirchen gegenueber den Glauebigen! Betet viel und seid nicht in Versuchung gefuehrt, denn der Teufel liegt staendig auf der Lauer. Im Mittelalter haben sich Leute glaube ich selbst kasteit, mit Ruten geschlagen, um den Teufel von sich selbst fernzuhalten.
Es ist alles so, wie du es sagst.
Ein Popanz, eine Überheblichkeit irdischen Wirkens.
Und nichts wird unsere Nächstenliebe zum Menschen verändern.
So ist das!
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von Papaloooo »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(07 Dec 2021, 01:49)

Mir ist ehrlich gesagt niemand bekannt, der den Teufel als Entschuldigung/Rechtfertigung hernimmt. Das Satanisten das tun ist logisch.

Die Redewendund kenne ich fast nur als Erklaerung fuer Taten anderer Personen. "Der/Die muss wohl vom Teufel geritten worden sein"

Das der Teufel stes auf der Lauer ist, ist das uebliche Druckmittel der Kirchen gegenueber den Glauebigen! Betet viel und seid nicht in Versuchung gefuehrt, denn der Teufel liegt staendig auf der Lauer. Im Mittelalter haben sich Leute glaube ich selbst kasteit, mit Ruten geschlagen, um den Teufel von sich selbst fernzuhalten.
Meine frühere Frau war immer wieder bei den Babtisten.
Ihr zuliebe bin ich da manchmal auch mit in den Gottesdienst gegangen,
oder hab mir so einen originalen Gottesdienst aus den USA im Fernseher mit angeschaut.
Die übertreffen manchmal noch die Satanisten.
Denn "Satan" hört man in manchen Gottesdiensten öfters als "Gott".
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Re: Freikirche und Sexualität

Beitrag von streicher »

Papaloooo hat geschrieben:(06 Dec 2021, 06:21)

(...) Sündenbockfunktion.

Bei eigenen Verfehlungen - seien es moralischer, oder gar strafrechtlich relevanter Natur -
wird gerne mit der Ausrede gekommen:
Der Teufel hat mich verführt.

In dieser Argumentation könnte man dann fragen: weshalb hast du dich denn dazu verführen lassen?
Und die Antwort lautet dann meist: weil der Teufel eben so mächtig ist.
Ja, das hat einen ganz eigenen Charakter. Es wird (als Ausrede) verwiesen auf eine Person, die nicht gesehen oder nicht nachgewiesen werden kann, an die lediglich geglaubt werden kann. Dem "geistigen Bereich" wird allerdings viel Wirkmächtigkeit zugeschrieben, da dort der eigentliche Kampf stattfinde. Dadurch wird das Problem allerdings nicht an der Wurzel gepackt. Gläubige können natürlich die geistigen Kräfte, an die sie glauben, um Hilfe bitten. Aber es sollten doch die Probleme an der Wurzel angepackt werden. Die sind ganz real sichtbar oder zum Beispiel ans Licht gekommen.
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