Trutznachtigall hat geschrieben:(04 Jun 2021, 13:37)
Was wird, wenn der Papst das Angebot nicht annimmt? Kann Marx dann von sich aus zurücktreten?
Nur der Papst kann Bischöfe ernennen oder entlassen. Einfach so von selbst zurücktreten kann ein Bischof nicht, er muss dazu den Papst ersuchen, also einen Antrag stellen.
Es geht hier wohl eher um etwas anderes: einer der Vorgänger von Marx war Joseph Ratzinger, der ist dann Chef der Glaubenskongregation (und somit auch zuständig für sexuellen Missbrauch in den Bistümern) und danach Papst geworden. Des weiteren hat Joseph Ratzinger als Benedikt XVI. Marx erst zum Erzbischof von München und dann auch zum Kardinal ernannt.
Marx hat darauf hingewiesen, dass er mit dem Angebot des Rücktritts auch die Verantwortung für die Fehler und Versäumnisse seiner Vorgänger übernimmt. Dazu gehört auch der in dieser Frage schon seit langem umstrittene Joseph Ratzinger. Der Bericht zu den Missbrauchsfällen im Bistum Köln hat schwere Versäumnisse von Woelkis Vorgängern Kardinal Höffner und Kardinal Meisner aufgedeckt. In München steht die Veröffentlichung des Abschlussberichts an. Marx wird die Inhalte bereits kennen. In München ist die Sache aber eben noch ganz anders gelagert - und sehr viel brisanter, weil da nicht nur ein ehemaliger Erzbischof mit dabei war, sondern ein späterer Chef der Glaubenskongregation und Papst.
Dazu hier ein Artikel auf Corrctiv mit dem Titel
"Ratzinger und der pädophile Priester".
Ich interpretiere - nach den Aussagen von Marx heute auf der Pressekonferenz - das Rücktrittsersuchen so: Marx möchte sich klar und deutlich vom Ratzinger als der Papst, der ihn zum Münchner EB machte und Kardinal ernannt hat, distanzieren. Der Papst soll das Rücktrittsersuchen nicht annehmen, sondern Marx als EB von München bestätigen. Marx hat nicht umsonst alle Schritte mit Papst Franziskus abgestimmt und von ihm absegnen lassen. Das alles macht die Zielrichtung klar: das ist ein Angriff auf den Ratzinger und späteren Benedikt XVI.
Möglicherweise wartet auf den emeritierten Papst Benedikt XVI. die komplette Vernichtung. Für die RKK wäre das der Super-Gau, wenn der Ratzinger sich nachweislich nicht als der Heldenbischof, Helden-Panzerkardinal und Heldenpapst entpuppt, sondern als jemand, der pflichtvergessen und verantwortungslos gehandelt hat: ein schlechter Erzbischof, ein schlechter Chef der Glaubenskongregation und ein schlechter Papst. Warten wir es ab - der Abschlussbericht wird es zeigen.