sünnerklaas hat geschrieben:(04 Apr 2021, 20:14)
Der Zölibat ist für viele in der Weltkirche ein ganz zentraler Bestandteil, sozusagen die DNA der katholischen Kirche. Es würde vermutlich weltweit einen Riesenaufstand geben, sollte der Zölibat auch nur ansatzweise angetastet werden. Genauso übrigens bei der Frage der Frauenordination oder der Zulassung der Weihe gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Vor allem in Afrika, aber auch in Osteuropa wären die letzten beiden Punkte ein Tabu-Bruch ohne gleichen. Kurz gesagt: das Konstrukt ist nicht reformierbar. Es hat ja schon wegen des Konzils Aufstände ohne Ende gegeben - und gibt sie immer noch.
Zu einer Abspaltung der deutschen katholischen Kirche dürfte es auch kaum kommen. Romtreue (heute: Glaubenstreue) und Reformer würden aufeinander los gehen. Und wegen der Frage, wer denn das Geld vom Staat bekäme, würde es auch einen Riesenärger geben. Vermutlich den Allergrößten.
Die Situation in der katholischen Weltkirche im allgemeinen und der katholischen Kirche in Deutschland unterscheidet sich.
Das Kernproblem in Deutschland ist, dass in Deutschland typischerweise ernst genommen wird, was Rom so sagt.....in weiten Teilen der Weltkirche interessiert das nur am Rande.
In der Folge kommt es in Deutschland dazu, dass wir Rom ernst nehmen, wenn es um das Zölibat geht, wenn es um Frauen als Priester geht, und selbst darum, was genau man glaubt, wenn es um Maria ihre Empfängnis oder auch ihren Aufstieg in den Himmel geht......und schließlich auch, ob und wie genau das mit dem Leib und Blut Christi ist, wenn es um das Abendmahl geht......
Die eigentliche Abspaltung von Rom in diesen Themen gab es schon - es sind die Altkatholiken, die sich in Folge des 1. vatikanischen Konzils abgespaltet haben. Sie teilen mit der katholischen Kirche sehr viele Glaubenslehren - aber eben nicht, dass der Papst der oberste Glaubenshüter ist. Er ist nur einer unter mehreren, wenn auch ein besonderer. Die Altkatholiken können dann auch in der Folge ohne Zölibat, können mit Frauen in Priesterämtern und vieles mehr.
Der wichtigste Unterschied ist aber wohl: Altkatholiken können auch mit Protestanten!
Letzten Endes erscheint es Otto-Normalo ziemlich irrelevant, ob man nun 100% daran glaubt, was da die r.k. Kirche so von sich gibt, oder ob man an der ein oder anderen Stelle durchaus berechtigte Zweifel hegt, und Dinge wie die jungfräuliche Empfängnis und anderes etwas anders interpretiert. Für das persönliche Verhalten sollte es nicht entscheidend sein, ob Maria mit Leib oder ohne Leib in den Himmel aufgestiegen ist.....
Beschämend sollte es für Katholiken aber sein, wenn sie sich ausgrenzend und diskriminierend verhalten - mal gegenüber Frauen, mal gegenüber Menschen die eigentlich das Gleiche glauben.......aber dennoch ausgegrenzt werden.
Und schämen sollte sich die Katholische Kirche dafür, dass sie gleichgeschlechtliche Paare nicht mehr segnen will, weil es ja sein KÖNNTE dass man damit in der Folge Handlungen segnet, die Gott nicht so richtig gefallen......
Beschämend ist das für die Katholische Kirche, weil bei konsequenter Auslegung dieser Interpretation KEINE Ehe mehr geschlossen werden darf, weil man ruhig davon ausgehen darf, dass in den meisten Ehen doch so einiges passiert, was eine Sünde ist.....und beschämend ist das für die Katholische Kirche, weil die jüngeren Skandale gerade gezeigt haben, dass man unter einer solchen Sichtweise auch keine Priester mehr weihen darf, weil Priesterweihen in zu vielen Fällen dazu führen, dass Priester sich an unschuldigen Kindern vergehen, was man mit einer Weihe ja regelrecht segnen würde.....
Im Vergleich zu den bekannten Vergehen von katholischen Priestern erscheint einem normal denkenden Menschen das potentielle gleichgeschlechtliche Paarungsverhältnis von sich liebenden Menschen gleichen Geschlechtes geradezu göttlich gesegnet.....
Nein - es sind nicht die Katholiken, die den wahren Glauben verfolgen - spätestens seit dem 1. vatikanischen Konzil ist es gerade die Katholische Kirche, die sich weg vom ursprünglichen Glauben bewegt hat! DAS gehört korrigiert!
So gesehen sind die Altkatholiken die wahren Katholiken - und Rom schafft sich selbst ab. Erst in Deutschland, dann in Europa - und schließlich in der ganzen Welt.