Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

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Papaloooo
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Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Papaloooo »

>>>Das hier ist Blasphemie...<<<
...und dieser hier beleidigte alleine darf die Klage auf der Grundlage von § 166 StGB einreichen.
Ist bislang übrigens noch nicht geschehen.

Im Oktober 2014 erstattete der Osnabrücker Muslim Erhat Toka Anzeige gegen den Comedian Dieter Nuhr. Sein Vorwurf lautete „Beschimpfung von Bekenntnissen und Religionsgesellschaften“ und berief sich dabei auf § 166 StGB.
Nun muss man ihm (wenigstens) zugutehalten, dass er sich nicht mit einem Messer rächte,
sondern es juristisch versucht hat.

Aber wieso bietet unser Gesetz überhaupt den Nährboden für solche Klagen?

Mag ja sein, dass manche Satire als eine Beschimpfung des Glaubensbekenntnisses empfinden,
aber das ist und bleibt nun mal deren Problem!

Wenn man eingeschnappt ist über eine Aussage,
dann gibt man dieser Aussage meistens (zumindest teilweise) Recht.

Wenn mich jemand auslacht, wegen meiner blauen Haare, obwohl ich blond bin,
würde ich mich auf jeden Fall nicht ärgern, sondern allenfalls diesen Menschen bedauern.
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Umetarek
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Umetarek »

Papaloooo hat geschrieben:(12 Nov 2020, 07:36)

>>>Das hier ist Blasphemie...<<<
...und dieser hier beleidigte alleine darf die Klage auf der Grundlage von § 166 StGB einreichen.
Ist bislang übrigens noch nicht geschehen.

Im Oktober 2014 erstattete der Osnabrücker Muslim Erhat Toka Anzeige gegen den Comedian Dieter Nuhr. Sein Vorwurf lautete „Beschimpfung von Bekenntnissen und Religionsgesellschaften“ und berief sich dabei auf § 166 StGB.
Nun muss man ihm (wenigstens) zugutehalten, dass er sich nicht mit einem Messer rächte,
sondern es juristisch versucht hat.

Aber wieso bietet unser Gesetz überhaupt den Nährboden für solche Klagen?

Mag ja sein, dass manche Satire als eine Beschimpfung des Glaubensbekenntnisses empfinden,
aber das ist und bleibt nun mal deren Problem!

Wenn man eingeschnappt ist über eine Aussage,
dann gibt man dieser Aussage meistens (zumindest teilweise) Recht.

Wenn mich jemand auslacht, wegen meiner blauen Haare, obwohl ich blond bin,
würde ich mich auf jeden Fall nicht ärgern, sondern allenfalls diesen Menschen bedauern.
Es sei denn, Blauhaarige hätten einen entscheidenden sozialen Nachteil und er könnte andere überzeugen, du seist blauhaarig.
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Liegestuhl
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Liegestuhl »

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3x schwarzer Kater
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Papaloooo hat geschrieben:(12 Nov 2020, 07:36)

>>>Das hier ist Blasphemie...<<<
...und dieser hier beleidigte alleine darf die Klage auf der Grundlage von § 166 StGB einreichen.
Ist bislang übrigens noch nicht geschehen.

Im Oktober 2014 erstattete der Osnabrücker Muslim Erhat Toka Anzeige gegen den Comedian Dieter Nuhr. Sein Vorwurf lautete „Beschimpfung von Bekenntnissen und Religionsgesellschaften“ und berief sich dabei auf § 166 StGB.
Nun muss man ihm (wenigstens) zugutehalten, dass er sich nicht mit einem Messer rächte,
sondern es juristisch versucht hat.

Aber wieso bietet unser Gesetz überhaupt den Nährboden für solche Klagen?

Mag ja sein, dass manche Satire als eine Beschimpfung des Glaubensbekenntnisses empfinden,
aber das ist und bleibt nun mal deren Problem!

Wenn man eingeschnappt ist über eine Aussage,
dann gibt man dieser Aussage meistens (zumindest teilweise) Recht.

Wenn mich jemand auslacht, wegen meiner blauen Haare, obwohl ich blond bin,
würde ich mich auf jeden Fall nicht ärgern, sondern allenfalls diesen Menschen bedauern.
Es sollte kein falscher Eindruck entstehen. Blasphemie für sich gesehen ist natürlich nicht strafbar.
Tatsächlich ist sie nur dann strafbar, wenn sie geeignet ist den "öffentlichen Frieden" zu stören. Wie übrigens Volksverhetzung auch. Auch da ist der "öffentliche Friede" der Maßstab. Wenn man sich dem Problem nähern will, dann muss man sich die Frage stellen, was denn dieser ominöse "öffentliche Friede" eigentlich ist. Und da könnte man durchaus zu Erkenntnis kommen, dass das doch sehr vage ist. Dies also wiederum einer Interpretation bedarf. Und diese Interpretation wohl wiederum dem Zeitgeist geschuldet ist.
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Papaloooo
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Papaloooo »

Umetarek hat geschrieben:(12 Nov 2020, 08:12)

Es sei denn, Blauhaarige hätten einen entscheidenden sozialen Nachteil und er könnte andere überzeugen, du seist blauhaarig.
Guter Einwand, danke!
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Stoner »

Papaloooo hat geschrieben:(12 Nov 2020, 07:36)

>>>Das hier ist Blasphemie...<<<


Aber wieso bietet unser Gesetz überhaupt den Nährboden für solche Klagen?

Mag ja sein, dass manche Satire als eine Beschimpfung des Glaubensbekenntnisses empfinden,
aber das ist und bleibt nun mal deren Problem!
Lange waren es die Konservativen, die den Paragraphen unbedingt haben wollten. Heute plädiert selbst der liberal-konservative Cicero für die Abschaffung des Paragraphen, während strenggläubige Muslime wie Khola Maryam Hübsch den deutschen Blasphemie-Paragraphen nicht nur nicht abschaffen, sondern sogar verschärfen möchten, wie man in diesem Streitgespräch nachlesen kann.

Sie sagt:
Ich glaube, dass von der Abschaffung ein völlig falsches Signal ausgehen würde. Der Gesetzgeber müsste den Blasphemie-Paragrafen im Gegenteil leichter anwendbar machen. Das Erfordernis der Friedensstörung sollte abgeschafft werden. Der Schutz gläubiger Menschen vor Religionsdiffamierung darf in keiner Weise von der Aggressionsbereitschaft derjenigen abhängig sein, die sich davon provoziert fühlen. Ich möchte schlicht nicht in einem Land leben, in dem Juden, Christen und Muslime oder Atheisten beschimpft werden dürfen.
Was schon eine Problemanzeige ist, denn umgekehrt jemand ja mit gleichem Recht sagen, er wolle nicht einem Land leben, in dem die Aggressionsbereitschaft einer Gruppe Vorgestriger die Freiheit des Wortes und der Kunst außer Kraft setzt. Wer müsste nun also das Land verlassen?

(Eigentlich hatte ich heute morgen eine ausführliche Umfrage dazu entwerfen wollen, aber Sie waren jetzt schneller mit dem Thema. Vielleicht kann ich es noch einmal etwas variieren.)
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3x schwarzer Kater
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Stoner hat geschrieben:(12 Nov 2020, 08:47)


Was schon eine Problemanzeige ist, denn umgekehrt jemand ja mit gleichem Recht sagen, er wolle nicht einem Land leben, in dem die Aggressionsbereitschaft einer Gruppe Vorgestriger die Freiheit des Wortes und der Kunst außer Kraft setzt. Wer müsste nun also das Land verlassen?
Eine seltsame Interpretation des Gesagten.
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Stoner »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(12 Nov 2020, 08:54)

Eine seltsame Interpretation des Gesagten.
Inwiefern? Wenn einer nicht im Land X leben möchte, wenn a, der andere nicht, wenn nicht-a, dann ist da einer von beiden falsch im Land X.

Damit das nicht in den falschen Hals kommt: Es geht nicht darum, dass einer Land verlassen muss, sondern dass "Ich will nicht in einem Land leben, in dem ..." eine Gefühlsanzeige, aber kein valides Argument für oder gegen den Blasphemieparagraphen ist. Frau Hübsch predigt hier einen Rückschritt, denn wir waren schon einmal weiter. Die Kirchen hatten sich nach langem Kulturkampf - ich glaube die letzte wirklich giftige Kunstdebatte mit den Christen war die Verfilmung von Kazantzakis Die letzte Versuchung, als es in Frankreich einen Brandanschlag auf ein Kino gab und auch hier Drohungen kursierten - im Wesentlichen damit abgefunden, dass es fürs Christliche kein Reservat ohne Satire gibt. Und wir sollten der Rückkehr des religiösen Fundamentalismus keine Handreichung anbieten.
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Stoner hat geschrieben:(12 Nov 2020, 09:15) ok

Inwiefern? Wenn einer nicht im Land X leben möchte, wenn a, der andere nicht, wenn nicht-a, dann ist da einer von beiden falsch im Land X.

Damit das nicht in den falschen Hals kommt: Es geht nicht darum, dass einer Land verlassen muss, sondern dass "Ich will nicht in einem Land leben, in dem ..." eine Gefühlsanzeige, aber kein valides Argument für oder gegen den Blasphemieparagraphen ist. Frau Hübsch predigt hier einen Rückschritt, denn wir waren schon einmal weiter. Die Kirchen hatten sich nach langem Kulturkampf - ich glaube die letzte wirklich giftige Kunstdebatte mit den Christen war die Verfilmung von Kazantzakis Die letzte Versuchung, als es in Frankreich einen Brandanschlag auf ein Kino gab und auch hier Drohungen kursierten - im Wesentlichen damit abgefunden, dass es fürs Christliche kein Reservat ohne Satire gibt. Und wir sollten der Rückkehr des religiösen Fundamentalismus keine Handreichung anbieten.
Nochmal als Hinweis. Es ging um deine Interpretation des Gesagten. Um nicht mehr und auch um nicht weniger.
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Stoner »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(12 Nov 2020, 09:20)

Nochmal als Hinweis. Es ging um deine Interpretation des Gesagten. Um nicht mehr und auch um nicht weniger.
Dann bitte konkret "meckern" oder fragen. Danke.
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Stoner hat geschrieben:(12 Nov 2020, 09:28)

Dann bitte konkret "meckern" oder fragen. Danke.
Warum meckern oder Fragen? Ich habe nur deinen Beitrag kommentiert und finde halt die Interpretation, die du daraus ziehst etwas "schräg".
Kann natürlich sein, dass ich den zitierten Beitrag falsch verstehe.
Aber dazu müsste ich erst mal wissen, wie du ihn verstehst. Was dich an dieser Meinung/Aussage genau stört, so dass es dann eben genau dem Post kam, den du hier abgesetzt hast.
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Stoner »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(12 Nov 2020, 09:33)

Warum meckern oder Fragen? Ich habe nur deinen Beitrag kommentiert und finde halt die Interpretation, die du daraus ziehst etwas "schräg".
Kann natürlich sein, dass ich den zitierten Beitrag falsch verstehe.
Aber dazu müsste ich erst mal wissen, wie du ihn verstehst. Was dich an dieser Meinung/Aussage genau stört, so dass es dann eben genau dem Post kam, den du hier abgesetzt hast.
Ich halte ihre Aussage Der Schutz gläubiger Menschen vor Religionsdiffamierung darf in keiner Weise von der Aggressionsbereitschaft derjenigen abhängig sein ... im Kontext des restlichen Interviews für eine reine Rationalisierung genau dieser Aggressionsbereitschaft zur Entlastung jener Aggressionsbereiten, die sie vertritt. Es ist eine Verschleierung.

Meine Meinung ist, wir sollten uns von dem Paragraphen verabschieden. Respekt bringt man einem Individuum im persönlichen Umgang entgegen, aber nicht einer religiösen Figur.
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Stoner hat geschrieben:(12 Nov 2020, 10:02)

Ich halte ihre Aussage Der Schutz gläubiger Menschen vor Religionsdiffamierung darf in keiner Weise von der Aggressionsbereitschaft derjenigen abhängig sein ... im Kontext des restlichen Interviews für eine reine Rationalisierung genau dieser Aggressionsbereitschaft zur Entlastung jener Aggressionsbereiten, die sie vertritt. Es ist eine Verschleierung.
Und wie kommst du darauf, dass das eine Verschleierung sei?
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Stoner »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(12 Nov 2020, 10:17)

Und wie kommst du darauf, dass das eine Verschleierung sei?
Stand doch da.
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3x schwarzer Kater
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Stoner hat geschrieben:(12 Nov 2020, 10:19)

Stand doch da.
Wo?
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naddy
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von naddy »

Aufgrund der aktuellen Lage ist in Frankreich die Laizismus-Debatte wieder neu entfacht worden. Darauf aufmerksam bin ich durch die gewöhnlich sehr informative und glänzend moderierte Arte-Sendung "28-minuten" geworden.

Leider erlaubt es mir meine extrem lahme Internetverbindung nicht, die entsprechende Ausgabe auf der verlinkten Seite herauszufinden, die Mühe lohnt sich aber für Interessierte. Nebenbei ein glänzendes Beispiel dafür, wie man in einem anderen Land völlig unverklemmt über dieses Thema diskutieren kann. Da läßt sich sowohl in Sachen Religions-, als auch Meinungsfreiheit eine Menge lernen. ;)

Was das Threadthema konkret angeht, hat sich bei mir im Laufe langjähriger Diskussionen mit Vertretern diverser Religionen eine glasklare Meinung herausgebildet: Solange die Vernunft nicht strafbewehrt vor Beleidigungen geschützt ist, steht dieses Recht auch nicht dem Glauben zu.
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Blaspemie ist ein Begriff bezueglich religioeser Ungehorsamkeit oder Verachtung. Das hat mit Strafrecht in einem sekulaeren Staat ueberhaupt nichts zu tun.

Man soll aber nicht Menschen in ihrem religioesen Empfinden verletzen und das ist eine ethische Frage. Aber was ist eine Verletzung religioesen Empfindens wenn die Betroffenen uebrempfindlich sind und normale Normen wie in modernen sekularen Gesellschaften, zu denen natuerlich auch Satire und Sarkasmus gehoern, als unertraegliche und strafbare handlungen empfinden?

Ich denke das mittelalterliche Verhalten dieser Religionsfanatiker sollte keinesfalls rechtlich abgesichert sein.

Wenn diese Leute freiwillig in unsere Gesellschaften kommen und diese oft den eigenen Vorziehen dann muessen sie auch akzeptieren das wir mit Themen wie Blasphemie anders umgehen
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Stoner »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(12 Nov 2020, 10:20)

Wo?
Ich habe verstanden, dass Sie meine Interpretation bzw. Meinung nicht teilen, ohne dass ich Ihre kennen würde, aber niemand muss ja eine eigene zu den Dingen haben oder äußern. Insofern muss man den Strang und die Grundsatzfrage nun nicht durch ein Geplänkelüber einen Spezialaspekt des verlinkten Streitgesprächs schreddern.
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3x schwarzer Kater
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Stoner hat geschrieben:(12 Nov 2020, 10:48)

Ich habe verstanden, dass Sie meine Interpretation bzw. Meinung nicht teilen, ohne dass ich Ihre kennen würde, aber niemand muss ja eine eigene zu den Dingen haben oder äußern. Insofern muss man den Strang und die Grundsatzfrage nun nicht durch ein Geplänkelüber einen Spezialaspekt des verlinkten Streitgesprächs schreddern.
Ich lese erst mal das was da steht, also das was du zitiert hast. Du liest wohl noch etwas anderes.
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Stoner »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(12 Nov 2020, 11:38)

Ich lese erst mal das was da steht, also das was du zitiert hast. Du liest wohl noch etwas anderes.
Ich interpretiere es, ich spekuliere (Frau Hübsch tritt hier ja nicht zum erstenmal auf).
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3x schwarzer Kater
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Stoner hat geschrieben:(12 Nov 2020, 11:46)

Ich interpretiere es, ich spekuliere
Eben.. und diese Interpretation halte ich eben für seltsam. Anhand dessen was du zitiert hast.
Die Frage wäre nun, wie es denn zu dieser Interpretation kommt?
Der reine Text, die Worte an sich können es ja nicht sein.
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Zahnderschreit
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Zahnderschreit »

Ich finde Stoners Interpretation ziemlich einleuchtend, ebenso seine Erklärung dazu.
Skeptiker

Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Skeptiker »

In meinen Augen sollte der Paragraph 166 abgeschafft werden.

Ich sehe keine Notwendigkeit Religionen vor Kritik oder Respektlosigkeit zu schützen. Die Meinungsfreiheit ist an der Stelle höher zu gewichten.

Ja, dadurch wird es zu Provokationen kommen. An der Stelle muss man eben ein Werturteil fällen, was einem wichtiger ist. Meinungsfreiheit oder Kritikfreiheit für Irrationalisten.

Ich bin nicht begeistert davon, dass manche Karrikaturisten vorsätzlich diese Provokationen begehen, allerdings ist das Strafrecht nicht geeignet bestimmte Interessengruppen einen Schutz zukommen zu lassen. Sowieso kann ich mit dem Konzept des "Respektes" vor Gottesverehrung nichts anfangen. Haben die denn Respekt vor Atheismus? Niemand hat Anspruch auf Respekt. Respekt kann man haben, muss man aber nicht.
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Keoma
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Keoma »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(12 Nov 2020, 10:44)

Blaspemie ist ein Begriff bezueglich religioeser Ungehorsamkeit oder Verachtung. Das hat mit Strafrecht in einem sekulaeren Staat ueberhaupt nichts zu tun.

Man soll aber nicht Menschen in ihrem religioesen Empfinden verletzen und das ist eine ethische Frage. Aber was ist eine Verletzung religioesen Empfindens wenn die Betroffenen uebrempfindlich sind und normale Normen wie in modernen sekularen Gesellschaften, zu denen natuerlich auch Satire und Sarkasmus gehoern, als unertraegliche und strafbare handlungen empfinden?

Ich denke das mittelalterliche Verhalten dieser Religionsfanatiker sollte keinesfalls rechtlich abgesichert sein.

Wenn diese Leute freiwillig in unsere Gesellschaften kommen und diese oft den eigenen Vorziehen dann muessen sie auch akzeptieren das wir mit Themen wie Blasphemie anders umgehen
Völlig korrekt.
Ich finde auch manche Auslegungen des Volksverhetzungsparagraphen problematisch.
Der Gescheitere gibt nach!
Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.

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Meruem
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Meruem »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(12 Nov 2020, 10:44)

Blaspemie ist ein Begriff bezueglich religioeser Ungehorsamkeit oder Verachtung. Das hat mit Strafrecht in einem sekulaeren Staat ueberhaupt nichts zu tun.

Man soll aber nicht Menschen in ihrem religioesen Empfinden verletzen und das ist eine ethische Frage. Aber was ist eine Verletzung religioesen Empfindens wenn die Betroffenen uebrempfindlich sind und normale Normen wie in modernen sekularen Gesellschaften, zu denen natuerlich auch Satire und Sarkasmus gehoern, als unertraegliche und strafbare handlungen empfinden?

Ich denke das mittelalterliche Verhalten dieser Religionsfanatiker sollte keinesfalls rechtlich abgesichert sein.

Wenn diese Leute freiwillig in unsere Gesellschaften kommen und diese oft den eigenen Vorziehen dann muessen sie auch akzeptieren das wir mit Themen wie Blasphemie anders umgehen
Stimme dir zu, wenn eine freiheitliche Gesellschaft aus Angst irgendwelche religiösen Gefühle von irgendwen zu verletzten ( was heißt religiöse Gefühle eigentlich konkret?) schon den großen Kotau macht vor bestimmten Gruppen, hat die freiheitlich - liberale Gesellschaft schon verloren. Wird denn im Gegensatz etwa in muslimisch geprägten Ländern oder in radikal evangelikalen Gemeinschaften in den USA oder Lateinamerika an die Gefühle und Emotionen von Atheisten oder Agnostikern gedacht? Ich glaube die Antwort kann sich jeder hier denken.
Zuletzt geändert von Meruem am Do 12. Nov 2020, 14:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von gallerie »

Meruem hat geschrieben:(12 Nov 2020, 13:48)

Stimme dir zu, wenn eine freiheitliche Gesellschaft aus Angst irgendwelche religiösen Gefühle von irgendwen zu verletzten ( was heißt religiöse Gefühle eigentlich konkret?) schon den großen Kotau macht vor bestimmten Geruppen hat die freiheitlich - liberale Gesellschaft schon verloren, wird denn im Gegensatz etwa in muslimisch geprägten Ländern oder in radikal evangelikalen Gemeinschaften in den USA oder Lateinamerika an die Gefühle und Emotionen von Atheisten oder Agnostikern gedacht? Ich glaube die Antwort kann sich jeder hier denken.
...da konnte ich dir leider nicht folgen, also nochmal...
Stoner

Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Stoner »

Skeptiker hat geschrieben:(12 Nov 2020, 12:47)

In meinen Augen sollte der Paragraph 166 abgeschafft werden.

Ich sehe keine Notwendigkeit Religionen vor Kritik oder Respektlosigkeit zu schützen. Die Meinungsfreiheit ist an der Stelle höher zu gewichten.

Ja, dadurch wird es zu Provokationen kommen. An der Stelle muss man eben ein Werturteil fällen, was einem wichtiger ist. Meinungsfreiheit oder Kritikfreiheit für Irrationalisten.

Ich bin nicht begeistert davon, dass manche Karrikaturisten vorsätzlich diese Provokationen begehen, allerdings ist das Strafrecht nicht geeignet bestimmte Interessengruppen einen Schutz zukommen zu lassen. Sowieso kann ich mit dem Konzept des "Respektes" vor Gottesverehrung nichts anfangen. Haben die denn Respekt vor Atheismus? Niemand hat Anspruch auf Respekt. Respekt kann man haben, muss man aber nicht.
Respekt muss immer dem Menschen gelten, der einem gegenübersteht, aber nicht einer Sache, einem Buch, einer Idee. Steht einem ein Mensch gegenüber, wird man ihm, wenn er x glaubt, nicht sagen, x sei sch*ße, sofern er nicht verlangt, man müsse auch an x glauben. Ihn im persönlichen Umgang nicht mutwillig zu verletzen, das ist der vom normalen Anstand, von der Kinderstube her "gebotene" Grundrespekt.

Künstler, die Karikaturen, Gedichte, Texte, Gemälde, also Werke von Literatur und Kunst verfertigen, die sich mit abstrakten Ideen, mit historischen Figuren, mit Personen des öffentlichen Lebens, mit metaphysischen Gestalten, religiösen Symbolen usw. beschäftigen, müssen dem Gegenstand ihrer zivilen Verachtung oder ihres Spottes dagegen keinen Respekt zollen. Das Abstraktum "Gefühle der Gläubigen" braucht sie, sofern sie sich im Rahmen der Gesetze bewegen - und Kunstfreiheit hier geht weit - nicht zu kümmern. Kein Gläubiger hat den Anspruch, gegenüber einem Künstler Respekt geltend machen zu dürfen, wo der Künstler sich nicht explizit mit der Person dieses Gläubigen beschäftigt.
Meruem
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Meruem »

gallerie hat geschrieben:(12 Nov 2020, 13:50)

...da konnte ich dir leider nicht folgen, also nochmal...
Ja,lese nochmal in aller Ruhe dann kommt das Verstehen bzw das Textverständnis :D
Keinen_Faschismus!

Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Keinen_Faschismus! »

Ohne Paragraf 166 gäbe es viel mehr religiöse Anschläge in Deutschland.
Ich bin froh dass wir dieses Recht haben. Es rettet Leben!
Stoner

Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Stoner »

Keinen_Faschismus! hat geschrieben:(12 Nov 2020, 17:14)

Ohne Paragraf 166 gäbe es viel mehr religiöse Anschläge in Deutschland.
Ich bin froh dass wir dieses Recht haben. Es rettet Leben!
Gibt's dafür eine Studie?
Troh.Klaus
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Troh.Klaus »

Keinen_Faschismus! hat geschrieben:(12 Nov 2020, 17:14)
Ohne Paragraf 166 gäbe es viel mehr religiöse Anschläge in Deutschland.
Ich bin froh dass wir dieses Recht haben. Es rettet Leben!
Bitte? Und wer würde in einem solchen Falle denn religiöse Anschläge verüben?
Es gibt doch sowieso nur sehr selten Strafverfahren auf Basis des §166 STGB, der also in der Praxis nahezu wirkungslos ist. Da müssten doch schon heute reihenweise religiös motivierte Anschläge verübt werden.
IQ1/0
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von IQ1/0 »

Keinen_Faschismus! hat geschrieben:(12 Nov 2020, 17:14)

religiöse Anschläge
So so ... ein Anschlag kann also religiös motiviert sein. Das läst tief blicken ;) ... und stellt ein interessantes Outing dar.
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BlueMonday
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von BlueMonday »

Ich frag mich ja eher, wieso man nun so penetrant in den fremden Glaubesüberzeugungen anderer herumstochern und reizen muss. Überflüssig wie ein Böhmermannkropf. Was für ein niederer Trieb waltet da? Nicht dulden zu können, was man nicht versteht.
So kommt man nicht über den destruktiven Lausbubenstreich hinaus, auch nicht, indem man ihn in glitzerndes Satiregeschenkpapier einwickelt. Als ob der eigene Kirchenverein, in dem diese Herrschaften hocken, nicht selbst lächerlich genug wäre und Stoff für "Satire" böte. Klimaalarmisten, Virenhysteriker, Kapitalismuskritiker, Etatisten, PC-Hütchenaufsteller, fairgetradete Kaffeebohnenweltenretter, korrekte Blockwarte und Symbol- und Tugendwächter allerorten. Aber man arbeitet sich an irgendeinem Propheten aus einer fernen Wüste ab, von dem man kaum etwas weiß, oder am alten Adam, herrje.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von IQ1/0 »

BlueMonday hat geschrieben:(12 Nov 2020, 18:05)

Ich frag mich ja eher, wieso man nun so penetrant in den fremden Glaubesüberzeugungen anderer herumstochern und reizen muss.
Ein wirklich dümmlicher Beitrag. Stochert doch niemand im Judentum, dem Buddhismus, dem Hinduismus und all den anderen Religionen herum, die es hierzulande durchaus auch gibt.

Woran das wohl liegt ;) ?

Schwacher Versuch ...
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Dark Angel »

Stoner hat geschrieben:(12 Nov 2020, 10:02)

Ich halte ihre Aussage Der Schutz gläubiger Menschen vor Religionsdiffamierung darf in keiner Weise von der Aggressionsbereitschaft derjenigen abhängig sein ... im Kontext des restlichen Interviews für eine reine Rationalisierung genau dieser Aggressionsbereitschaft zur Entlastung jener Aggressionsbereiten, die sie vertritt. Es ist eine Verschleierung.

Meine Meinung ist, wir sollten uns von dem Paragraphen verabschieden. Respekt bringt man einem Individuum im persönlichen Umgang entgegen, aber nicht einer religiösen Figur.
Ich verstehe nicht, in welcher Art und Weise Menschen Schaden zugefügt wird, wenn deren Religion verhohnepiepelt wird.
Es gehört zur Meinungsfreiheit, sich auch über Religionen lustig machen zu dürfen, deren Stifter/Propheten durch den Kakao zu ziehen.
Damit müssen Christen schon lange leben und sie können damit leben, sie sind aufgeklärt genug, zu erkennen, dass damit weder ihnen, ihrem (persönlichen) Glauben, noch ihrer Religion selbst, Schaden zu gefügt wird.
Man kann und muss durchaus voraussetzen, dass auch Muslime imstande sind, zu tolerieren, was Christen tolerieren können.
Glaubensfreiheit bedeutet nicht nur die Freiheit zu glauben, sondern auch Freieheit von Glauben.
In einer freiheitlich liberalen Gesellschaft gibt es kein Schutzreservat für eine bestimmte Religion und deren Gläubige.
Und wenn das diesen Gläubigen nicht passt, können sie dorthin gehen, wo ihre Religion vor Verhohnepiepelung geschützt ist.
D. ist ein freies Land und niemand zwingt diese Gläubigen hier zu bleiben.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Dark Angel »

Keinen_Faschismus! hat geschrieben:(12 Nov 2020, 17:14)

Ohne Paragraf 166 gäbe es viel mehr religiöse Anschläge in Deutschland.
Ich bin froh dass wir dieses Recht haben. Es rettet Leben!
Nein, dieser Paragraph rettet keine Leben, sondern untergräbt unsere Freiheit und Freiheitrechte.
Heute sind es Mohammedkarikaturen, durch die Muslime ihre religiösen Gefühle verletzt sehen und die sie geschützt sehen wollen, morgen ist es der CSD und übermorgen sind es unverscheierte Frauen in Miniröcken oder engen Hosen ...
Und um ja keine religiösen Gefühle von Muslimen zu verletzen bzw unter diesem Vorwand wird dann §166 angewendet und alles verboten, was die religiösen Gefühle verletzen könnte und wir tragen damit unsere freiheitlich liberale Gesellschaft zu Grabe.

Aber sonst geht's dir noch gut?
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Dark Angel »

BlueMonday hat geschrieben:(12 Nov 2020, 18:05)

Ich frag mich ja eher, wieso man nun so penetrant in den fremden Glaubesüberzeugungen anderer herumstochern und reizen muss. Überflüssig wie ein Böhmermannkropf. Was für ein niederer Trieb waltet da? Nicht dulden zu können, was man nicht versteht.
So kommt man nicht über den destruktiven Lausbubenstreich hinaus, auch nicht, indem man ihn in glitzerndes Satiregeschenkpapier einwickelt. Als ob der eigene Kirchenverein, in dem diese Herrschaften hocken, nicht selbst lächerlich genug wäre und Stoff für "Satire" böte. Klimaalarmisten, Virenhysteriker, Kapitalismuskritiker, Etatisten, PC-Hütchenaufsteller, fairgetradete Kaffeebohnenweltenretter, korrekte Blockwarte und Symbol- und Tugendwächter allerorten. Aber man arbeitet sich an irgendeinem Propheten aus einer fernen Wüste ab, von dem man kaum etwas weiß, oder am alten Adam, herrje.
Ja sicherlich ist sowas geschmacklos und überflüssig wie ein Kropf, aber dennoch durch die Meinungsfreiheit geschützt und niemand hat das Recht, deswegen zu morden oder zu morden, weil auf das Recht auf freie Meinungsäußerung verwiesen wird.
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von IQ1/0 »

Dark Angel hat geschrieben:(12 Nov 2020, 18:36)

Ich verstehe nicht, in welcher Art und Weise Menschen Schaden zugefügt wird, wenn deren Religion verhohnepiepelt wird.
Es gehört zur Meinungsfreiheit, sich auch über Religionen lustig machen zu dürfen, deren Stifter/Propheten durch den Kakao zu ziehen.
Dark Angel hat geschrieben:(12 Nov 2020, 18:57)

Ja sicherlich ist sowas geschmacklos und überflüssig wie ein Kropf,
Ich frage mich, wie man es schafft, sich innerhalb von 21 Minuten dermaßen selber zu widersprechen.
Stoner

Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Stoner »

BlueMonday hat geschrieben:(12 Nov 2020, 18:05)

Ich frag mich ja eher, wieso man nun so penetrant in den fremden Glaubesüberzeugungen anderer herumstochern und reizen muss. Überflüssig wie ein Böhmermannkropf. Was für ein niederer Trieb waltet da? Nicht dulden zu können, was man nicht versteht.
Das ist doch nicht der Punkt. Der besteht darin, dass ich mir als Satiriker mit meinem Stift und/oder meinen Texten denjenigen vorknöpfen kann, der mich aus Gründen, die andere absolut nichts angehen, zu und in meiner Kunst inspiriert. Ob ich nun den Schwulst und Unfug verwurste, den ich bei John Galt oder im Buch irgendeines Propheten, eines Esoterikers, eines Philosophen oder eines Heiligen der vorletzten Einfalt finde: Was hat der Staat in Form eines Blasphemieparagraphen mir in meine Freiheit reinzureden? Es ist keiner gezwungen, das Produkt meiner Kreativität zu betrachten oder zu lesen, ein jeder mag es empfinden, wie ihm die Laus über die Leber oder anderswo drübergelaufen ist. Doch das hat den Künstler nicht zu kümmern - und Aufgabe des Staates ist es, diese Freiheit des Arbeitsgegenstandes und vor allem die Sicherheit des Satirikers uneingeschränkt zu gewährleisten und nicht vorauseilend vor irgendwelchen möglichen Mobs einzuknicken oder gar von vornherein ihr Mobtum zu legitimieren durch Blasphemieparagraphen.
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Billie Holiday »

Keinen_Faschismus! hat geschrieben:(12 Nov 2020, 17:14)

Ohne Paragraf 166 gäbe es viel mehr religiöse Anschläge in Deutschland.
Ich bin froh dass wir dieses Recht haben. Es rettet Leben!
Es würden hier auch Leute enthauptet werden? Oder von was für religiösen Anschlägen redest du? Die ersten muslimischen Schüler fangen ja schon gedanklich an, die Messer zu schärfen.

Fanatikern sind übrigens sämtliche Paragrafen egal. Sie stören den gesellschaftlichen Frieden, nicht Karikaturen oder Satire.
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Billie Holiday »

Stoner hat geschrieben:(12 Nov 2020, 10:02)

Ich halte ihre Aussage Der Schutz gläubiger Menschen vor Religionsdiffamierung darf in keiner Weise von der Aggressionsbereitschaft derjenigen abhängig sein ... im Kontext des restlichen Interviews für eine reine Rationalisierung genau dieser Aggressionsbereitschaft zur Entlastung jener Aggressionsbereiten, die sie vertritt. Es ist eine Verschleierung.

Meine Meinung ist, wir sollten uns von dem Paragraphen verabschieden. Respekt bringt man einem Individuum im persönlichen Umgang entgegen, aber nicht einer religiösen Figur.
Ich stimme dir zu. Die streng gläubige Frau Hübsch sollte mal gucken, wer da eigentlich so aggressionsbereit ist. Der Karikaturist oder Satiriker ist es nicht.
Als Atheistin sind mir solche Menschen unheimlich, ich glaube ihr jedenfalls keine Sekunde ihre große Sorge um das Wohl Ungläubiger. Diese Lippenbekenntnisse müssen mit Mißtrauen registriert werden. Mal abgesehen davon, dass es keine imaginären Freunde gibt, deren Lächerlichmachung Atheisten dazu bringen könnte, andere zu töten.
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Meruem »

Billie Holiday hat geschrieben:(12 Nov 2020, 20:02)

Ich stimme dir zu. Die streng gläubige Frau Hübsch sollte mal gucken, wer da eigentlich so aggressionsbereit ist. Der Karikaturist oder Satiriker ist es nicht.
Als Atheistin sind mir solche Menschen unheimlich, ich glaube ihr jedenfalls keine Sekunde ihre große Sorge um das Wohl Ungläubiger. Diese Lippenbekenntnisse müssen mit Mißtrauen registriert werden. Mal abgesehen davon, dass es keine imaginären Freunde gibt, deren Lächerlichmachung Atheisten dazu bringen könnte, andere zu töten.

:thumbup:
Stoner

Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Stoner »

Keinen_Faschismus! hat geschrieben:(12 Nov 2020, 17:14)

Ohne Paragraf 166 gäbe es viel mehr religiöse Anschläge in Deutschland.
Ich bin froh dass wir dieses Recht haben. Es rettet Leben!
Vielleicht ist die Frage wie alle, die ich bisher an Sie stellte, untergegangen: Gab's dazu eine Studie? Oder woraus leiten Sie das ab?

Und wenn es "nur" (was vollkommen ok ist) Ihre Meinung ist: Denken Sie dann nicht sehr schlecht über diejenigen, die Sie verteidigen, also ist das nicht ein klassischer Knieschuss?
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Keoma hat geschrieben:(12 Nov 2020, 13:39)

Völlig korrekt.
Ich finde auch manche Auslegungen des Volksverhetzungsparagraphen problematisch.
Zumal Karrikaturen keine Volksverhetzung darstellen und das Moslems, genauso wie Christen oder Hindus usw kein Volk sind.
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Keinen_Faschismus! hat geschrieben:(12 Nov 2020, 17:14)

Ohne Paragraf 166 gäbe es viel mehr religiöse Anschläge in Deutschland.
Ich bin froh dass wir dieses Recht haben. Es rettet Leben!
Du findest es also gut das es ein Recht braucht um religioese Fanatiker nicht Amok laufen zu lassen aber kein Recht braucht um potentielle religioese Amoklauefer aus unserer Gesellschaft zu entfernen.

Ist so etwa wie wenn ein verprellter Liebhaber seine Freundin aus Eifersucht umbringt und jemand dafuer plaediert es sollte ein Recht geben das es der Freundin verbietet einen zur Eifersucht neigenden Liebhaber zu verlassen, damit er keinen Mord an ihr begeht. :D
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Billie Holiday hat geschrieben:(12 Nov 2020, 20:02)

Ich stimme dir zu. Die streng gläubige Frau Hübsch sollte mal gucken, wer da eigentlich so aggressionsbereit ist. Der Karikaturist oder Satiriker ist es nicht.
Als Atheistin sind mir solche Menschen unheimlich, ich glaube ihr jedenfalls keine Sekunde ihre große Sorge um das Wohl Ungläubiger. Diese Lippenbekenntnisse müssen mit Mißtrauen registriert werden. Mal abgesehen davon, dass es keine imaginären Freunde gibt, deren Lächerlichmachung Atheisten dazu bringen könnte, andere zu töten.
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Papaloooo »

Keinen_Faschismus! hat geschrieben:(12 Nov 2020, 17:14)

Ohne Paragraf 166 gäbe es viel mehr religiöse Anschläge in Deutschland.
Ich bin froh dass wir dieses Recht haben. Es rettet Leben!
Das ist das völlig falsche Signal.
Jedes Zugeständnis lässt Radikale erstarken.
Wenn man dieses Zugeständnis macht, welche andere Zugeständnisse kommen dann noch?
Die Nazis könnten ihren Rechten Terror ja mit der Verunglimpfung des Nationalsozialismus begründen.
Und dann?
Nähmen wir dann das Thema 3. Reich aus dem Geschichtsunterricht heraus?

Oder: Wenn die Islamisten das durchgesetzt hätten,
käme dann als nächstes,
dass ihre jungen Männer vom Anblick einer Frau im Minirock in ihrem Glauben gestört seien?
Begründet man als Islamist dann den nächsten Anschlag damit?

Nein, wir haben hier Meinungsfreiheit und diese darf auch vor religiösen Inhalten keinen Halt machen!
Religion darf gelebt werden, aber eine politische Dimension darf Religion in einer säkularen Gesellschaft niemals haben.
Der §166 StgB ist ein Fehler in unserer Gesetzgebung,
er erhebt religiöse Bekenntnisse auf eine politische Ebene.

Meinungsfreiheit hat grenzen, aber eben nur dort, wo Menschen beleidigt werden.
Glaubensbekenntnisse sind keine Menschen.
Glaubensfreiheit bedeutet auch, dass man mit seinem Glauben andere Menschen,
die diesen Glauben nicht teilen und auch nicht teilen wollen, in Ruhe lassen muss.

Kunst und Satire sind ebenso frei alle Themen zu behandeln.
Es darf hier keine Tabus von gesetzlicher Seite aus geben.
Wir sind doch hier nicht im Trollhouse!
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Zahnderschreit »

BlueMonday hat geschrieben:(12 Nov 2020, 18:05)
Nicht dulden zu können, was man nicht versteht.
Wer oder was wird nicht geduldet? Das scheint mir sehr aus der Luft gegriffen zu sein.
Stoner hat geschrieben:(12 Nov 2020, 21:25)

Vielleicht ist die Frage wie alle, die ich bisher an Sie stellte, untergegangen: Gab's dazu eine Studie? Oder woraus leiten Sie das ab?

Und wenn es "nur" (was vollkommen ok ist) Ihre Meinung ist: Denken Sie dann nicht sehr schlecht über diejenigen, die Sie verteidigen, also ist das nicht ein klassischer Knieschuss?
Die Frage ist, wer hier verteidigt werden soll. Mir kommt das ganze wie ein lüther Trollversuch vor, schon als ich das erste mal von ihm gelesen hab.
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Gin-Tonic »

Ein Gesetz rettet hier kein Leben, ganz einfach weil die Fanatiker dieses weltliche Gesetz nicht anerkennen sondern dem religiösen Gesetz unterordnen. Der Mörder der das homosexuelle Paar angriff hat ja auch nicht geklagt dass dies seine religiösen Gefühle verletze, sondern er hat die sie einfach abgestochen. "Justiz" im Sinne "seines" Gesetzes, und dies wäre weder in Frankreich, noch Österreich anders gewesen.
Dieser Uraltparagraph gehört abgeschafft und nicht verschärft, aber wie man sieht gibt es Leute die gerne mal die Hose runterlassen und den Arsch herhalten und das ganze dann noch "liberal" nennen.
Mich würde ja interessieren wie mancher User hier reagieren würde wenn es um radikale Christen ginge die mit Templergewand und Zweihänder durch die Strassen liefen und unter "Gott will es" Rufen die "Ungläubigen" abschlachten würden.
Ich halte mich daher eher an die Lehren des Bacchus und Dionysos :D
Liebe Grüsse aus der Quarantäne ;) (noch ein Tag.... puuuuuh)
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Re: Blasphemie; Reaktionen von Fanatikern und §166

Beitrag von Keoma »

Viele werden ja den verstorbenen Manfred Deix kennen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Deix

DIE ZEIT: Herr Deix, Sie zeichneten in der Vergangenheit nackte Bischöfe beim Schmusen, und Sie spotteten über Jesus. Würden Sie dieser Tage auch den Propheten Mohammed karikieren?

Manfred Deix: Ich zeichne jetzt nur noch mit der Burka. Man darf mit diesen Herrschaften mit den langen Bärten offenbar nicht spaßen. Wir erleben hier eine neue totalitäre Bedrohung. Würde ich über Mohammed scherzen, wäre ich in Lebensgefahr. Mir versagt fast die Stimme. Ich leide wie ein Hund. Es ist eine Katastrophe. Ich habe mir die Finger blutig gezeichnet, um die Benachteiligungen der Ausländer anzuprangern. Ich hab Jörg Haider jahrelang verhöhnt. Und jetzt wollen mir die Muslime das Zeichnen verbieten? Da ist etwas passiert.


https://www.zeit.de/2006/07/Deix
Der Gescheitere gibt nach!
Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.

Marie von Ebner-Eschenbach
Antworten