Misterfritz hat geschrieben:(05 May 2019, 22:09)Das wird nicht klappen.
Humanismus ist ein zutiefst vernünftiger Ansatz, hat nix Spirituelles, bietet keine Wunder, keine Räucherstäbchen, keine unerklärlichen Wirkungen, also nichts, was diese Suchenden suchen, damit sie beschäftigt sind

Früher, als es Naturwissenschaften noch nicht gab, haben die Menschen z.B. Gewitter entzürnten Göttern zugeschrieben - heute weiss man, dass dem nicht so ist. Scheint aber nicht den wirklichen Bedürfnissen vieler Leute zu entsprechen. Also suchen sie anderes, wie z.B. Fengh Shui und Shakra

Nicht nur das. Dass das Genre Fantasy in Form von Serien und Computergames irgendeine auch noch so geringe politische Relevanz haben könnte ... das hatte ich bislang überhaupt nicht auf dem Schirm. Mehr als einfach nur Namen wie "Tolkien" oder "Game of Thrones" sind mir nicht bekannt. Ich weiß über das Ganze weniger als über das Leben von Nacktmullen oder Grottenolmen. Ein aktueller feuilletonistischer Kommentar dazu hat mir allerdings etwas zu denken gegeben.
Und ob einer wie Donald Trump sein Nullsummen-Weltbild aus Sieg und Niederlage, Verlust des einen und Gewinn des anderen tatsächlich aus der Fantasy-Welt übernommen hat? Manches spricht dafür. Fest steht, dass schon in der ersten Staffel von „Game of Thrones“ 2011 eine riesige Mauer die sieben Königreiche vor der Fiktion des Bösen sicherte. Wer nun „das Reich des ewigen Winters“ ersetzt durch „Mexiko“, der ahnt, woher solche Politik ihre Vorbilder bezieht.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/fantasy-serien-wie-game-of-thrones-die-grosse-und-grobe.1005.de.html?dram:article_id=447311Das, was eine Zeitlang auch von Intellektuellen, Journalisten, Literaturwissenschaftlern usw. als Differenziertheit und Tiefgang gesehen wurde, wird in dem obigen Beitrag als "pseudointellektuelle Dornenhecke" bezeichnet, die die Simplizität und eigentlich-immer-nach-dem-gleichen-Muster-gestrickheit des Genres Fantasy überdeckt. Wichtiger sei es, die Parallelen zur heutigen modernen Ökonomie zu erkennen. Brexit, Bankenübernahmen, Unternehmensgründerlegenden ... das seien nicht nur realiter die Ritterspiele der heutigen Zeit. Das sei vor allem auch die Vorstellung des modernen Zeitgenossen über die Funktionsweise der Welt. Nicht Vernunft, Wissen, Aufklärung feiern mehr Siege und Durchbrüche sondern die Helden des einen Clans erweisen sich als mächtiger und durchsetzungsfähiger als die Helden des anderen Clans. Sie haben die teureren Autos und die hübscheren Bräute. Ich kann es nicht wirklich beurteilen, ob das eine wenigstens teilweise zutreffende Sicht auf unsere Welt von heute ist. Das Agieren von mächtigen Politikern wie Putin oder Trump geht aber ganz klar in diese Richtung. Wir erleben einen Erfolg der Hochtechnologie nach dem anderen und fallen gleichzeitig zurück in eine ganz seltsame Welt der Vormoderne.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)