Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

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Misterfritz
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Misterfritz »

Billie Holiday hat geschrieben:(06 Mar 2019, 14:20)

Mein Atheismus hat nichts mit Ablehnung zu tun, sondern mit schlichter Abwesenheit jedlicher Götter. Das kann man sich nicht aussuchen, das passiert einfach so.
Nicht, dass ich etwas vermisse.
Ist bei mir auch so, Religion/Gott fand bei uns zu Hause nicht statt.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Jekyll
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Jekyll »

Inhaltlich sind sie natürlich gegensätzlich, aber in der Methodik sehe ich schon Parallelen; beide Lager bauen ihren Standpunkt auf subjektive Annahmen, die ohne jeglichen Anspruch auf objektive Beweisbarkeit auskommen.
Sie schufen eine Wüste und nannten es...Frieden.
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Amun Ra
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Amun Ra »

Jekyll hat geschrieben:(06 Mar 2019, 23:42)

Inhaltlich sind sie natürlich gegensätzlich, aber in der Methodik sehe ich schon Parallelen; beide Lager bauen ihren Standpunkt auf subjektive Annahmen, die ohne jeglichen Anspruch auf objektive Beweisbarkeit auskommen.
Der Gläubige sagt: "Es gibt einen/mehrere Götter."
Der Atheist antwortet: "Ohne Beweise glaube ich dir nicht."

Welcher subjektiven Annahme unterliegt hier der Atheist? Atheismus ist doch gerade die Ablehnung einer ganz bestimmten, subjektiven Annahme (nämlich des Postulats der Existenz einer oder mehrerer Götter) eben weil diese einer objektiven Betrachtungsweise nicht standhält. Die Prämisse der Atheisten kommt ja nicht aus dem luftleeren Raum. Ohne die Theisten und deren subjektiven Annahme gäbe es doch gar keine Atheisten. :?:
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Jekyll
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Jekyll »

imp hat geschrieben:(04 Mar 2019, 17:08)

Atheismus geht auch komplett ohne Sinnsucherei, wenn man möchte. Viele Atheisten wollen gar keine Metatexte zum Thema schreiben. Solange man sie in Ruhe lässt, interessiert viele Atheisten Religion gar nicht.
Finde ich bißchen widersprüchlich. Desinteresse führt für gewöhnlich nicht dazu, dass man sich gegen oder für etwas Bestimmtes positioniert.
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Jekyll
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Jekyll »

Amun Ra hat geschrieben:(06 Mar 2019, 23:57)

Der Gläubige sagt: "Es gibt einen/mehrere Götter."
Der Atheist antwortet: "Ohne Beweise glaube ich dir nicht."
Ich denke, der Atheist hat da seinen eigenen Standpunkt, der da lautet: "Es gibt keinen Gott/keine Götter."

Das ist von gleicher Qualität wie der Glaubenssatz des Religiösen. Beide Standpunkte sind nicht beweisbar.
Welcher subjektiven Annahme unterliegt hier der Atheist? Atheismus ist doch gerade die Ablehnung einer ganz bestimmten, subjektiven Annahme (nämlich des Postulats der Existenz einer oder mehrerer Götter) eben weil diese einer objektiven Betrachtungsweise nicht standhält. Die Prämisse der Atheisten kommt ja nicht aus dem luftleeren Raum. Ohne die Theisten und deren subjektiven Annahme gäbe es doch gar keine Atheisten. :?:
Ich glaube, du verwechselst den Atheisten mit einem Wissenschaftler. Letzterer folgt einer strengen empirischen Methodik, um zu (möglichst) objektiven Schlüssen zu gelangen. Ein Atheist hat aber ad hoc eine bestimmte Grundhaltung, die er für wahr hält.
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BlueMonday
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von BlueMonday »

Amun Ra hat geschrieben:(06 Mar 2019, 23:57)

Der Gläubige sagt: "Es gibt einen/mehrere Götter."
Der Atheist antwortet: "Ohne Beweise glaube ich dir nicht."

Welcher subjektiven Annahme unterliegt hier der Atheist? Atheismus ist doch gerade die Ablehnung einer ganz bestimmten, subjektiven Annahme (nämlich des Postulats der Existenz einer oder mehrerer Götter) eben weil diese einer objektiven Betrachtungsweise nicht standhält. Die Prämisse der Atheisten kommt ja nicht aus dem luftleeren Raum. Ohne die Theisten und deren subjektiven Annahme gäbe es doch gar keine Atheisten. :?:
Naja, die Existenz eines Gottes (als jenseitiger Schöpfer oder so etwas) kann nun weder bewiesen noch widerlegt werden, also sowohl Atheist wie Theist glauben oder spekulieren da.
Dann gibt es noch den Positivisten. Der sagt: "Alles was ich nicht messen, erfassen, begreifen etc. kann, interessiert mich nicht und von allem anderen weiß ich auch nichts." Er ist also ein Agnostiker. Der Gnostiker wiederum behauptet einen Zugang zu Gott zu haben ... was immer auch Gott für ihn sein mag.

Sicher ist wohl nur, dass es eine Welt gibt, dass es also wenigstens *etwas* gibt, sonst könnten wir nicht hier sein und darüber nachdenken.
Woher stammt nun diese Welt? Das weiß niemand, sondern es wird nur vermutet, sich vorgestellt. Der eine nennt dann seine Vermutung oder Vorstellung "Gott", ein anderer "Urknall", "Singularität" oder so etwas. Man erfindet Worte für etwas, für das man keinen Begriff hat. Einen Urgrund sucht man letztlich. Eine erste Ursache, von der sich eine Kausalkette oder ein Kausalnetz bis zum heutigen Tag spinnt. Und schon sind wir beim Begriff der Kausalität. Was ist Kausalität? Für den Philosophen Hume ist es nicht mehr als eine Denkgewohnheit. Gott ist damit das menschliche Bedürfnis einer Denkgewohnheit einen Ausgangspunkt zu geben, einen Boden zu bereiten, auf der er sie stellen kann, einen Anfang. Man mag sich nicht etwas vorstellen, das schon immer da war. Als endliches Wesen kann man sich kaum in die Unendlichkeit versetzen. Das Denken giert nach einem Beginn und einem Ende. Mit Untergangsvorstellungen bewegt man am heftigsten die Gemüter (aktuell diese ganze Klimahysterie).

Meine Erfahrung ist jedenfalls, dass Menschen, die sich betont atheistisch oder ungläubig, oder "wissend" darstellen, in anderer Weise äußerst fromm und tief gläubig sind, indem sie sich Ersatzgötter geschaffen haben. Der "Anfang" und Lebensgrund rückt dann näher an die eigene Lebenszeit. Besonders beliebt ist da "der Staat" heutzutage oder "die Gesellschaft" oder "die Demokratie". Oder man glaubt irgendwelchen "Autoritäten".
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
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Misterfritz
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Misterfritz »

Ihr sprecht hier von "aktiven" Atheisten, wie ich das mal nennen will.
Das sind oft Menschen, die gläubig erzogen wurden und sich bewusst davon abgewandt haben. Die meisten Atheisten dürften aber Menschen sein, die nie geglaubt haben (ausser an den Weihnachtsmann ;) )- Und die machen sich schlicht gar keine Gedanken dazu oder geben von sich aus Statements gegen Gottesglaube ab, nur wenn sie explizit danach gefragt werden.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Selina
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Selina »

Der Denkerr hat geschrieben:(04 Mar 2019, 16:46)

Sowohl im Atheismus wie auch im Bereich der Religion fallen imme wieder Argumente, welche den Sinn des Lebens, das Leiden in der Welt usw. berühren. Auffällig ist dabei, dass beide Seiten für sich beanspruchen durch ihre Einstellung ein sinnerfüllteres und besseres Leben zu führen. Atheisten propagieren bspw. mit ebensolcher Überzeugung für Humanität wie moderne Christen. Häufig lassen sich Ähnlichkeiten zwischen überzeugten Gläubigen und überzeugten Atheisten feststellen.

Kann es also sein, dass jene unter anderen Umständen auf der anderen Seite zu finden wären ? Mein subjektiver Eindruck bei dem Lesen von Texten jeweiliger Autoren ist, dass sowohl radikale Atheisten wie auch fanatische Gläubige oftmals viel Leid in ihrer Leben durchlitten haben.

Denn beide verwenden für ihre Sache stets ähnliche Worte , nur ziehen sie andere Schlüsse daraus und betten ihre Erkentnise in unterschiedliche Kontexte ein. Aber im Grunde dreht es sich bei beidem um Lebensewältigung.

Welche Gemeinsamkeiten seht ihr zwischen Atheismus und Religiosität ? Hat es nur den Schein oder steckt Wahrheit in diesem Eindruck ?
Die Gemeinsamkeit besteht darin, dass es Menschen sind, die sich Atheisten oder Gläubige nennen. Atheisten glauben nicht an die Existenz eines Gottes oder einer göttlichen Idee, Gläubige tun das. Beide können sich jedoch entscheiden, ob sie ihre Überzeugungen und ihren Glauben auf humanistischem und liberalem Wege leben wollen oder eher auf dogmatischem. Wer ersteren Weg bevorzugt, kommt mit allen anderen ganz gut klar, egal, ob Atheist oder gläubiger Mensch. Mit anderen Worten: Ich halte nur die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Menschen (die sich unterschiedlich verhalten) für relativ bedeutsam, aber nicht die zwischen Religionen und Weltanschauungen, die man einfach großzügig und gleichberechtigt nebeneinander existieren lassen sollte.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von imp »

Jekyll hat geschrieben:(06 Mar 2019, 23:59)

Finde ich bißchen widersprüchlich. Desinteresse führt für gewöhnlich nicht dazu, dass man sich gegen oder für etwas Bestimmtes positioniert.
Die Religion der anderen ist dem normalen Atheisten egal. Das ist hier ein rhetorischer Trick, Atheismus auf irgendwelche Leute zu verengen, die die Auseinandersetzung mit den Religiösen zu ihrem Anliegen gemacht haben.
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Keoma
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Keoma »

Es wundert manche Atheisten halt manchmal, wieso Menschen gewisse Riten und Handlungen für ihre Religion unabdingbar sind.
Die absolut nicht hinterfragt werden dürfen, sonst ist der unsichtbare Freund böse.
Der Glaube an sich ist ihnen völlig Conchita.
Der Gescheitere gibt nach!
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aleph
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von aleph »

Man blendet hier die Philosophie aus, vermutlich ist das der Denkfehler. Atheisismus ist eine von vielen Merkmalen des Naturalismus. Zu den Grundannahmen des Naturalismus gehört, dass es nichts außer unserer physikalischen Welt gibt. Das ist eine Annahme. Folgerung dieser Annahme ist unter anderem, dass man die Existenz einer transzendenten Welt einschließlich Bewohner verneint.

Das ist eine Annahme, die auch falsch sein kann. Aber diese Annahme hat ja wohl gar nichts mit den Glauben von Religiösen zu tun, der sich in diverser Hinsicht äußert, angefangen bei merkwürdigen Riten nach der Geburt bis hin zu Bestattungszeremonien. Was aber nicht heißt, dass Atheisten keine Rituale kennen würden, allerdings hat das nichts mit deren Atheismus oder Naturalismus zu tun.
Auf dem Weg zum Abgrund kann eine Panne lebensrettend sein. Walter Jens
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Der Denkerr »

Misterfritz hat geschrieben:(07 Mar 2019, 06:36)

Ihr sprecht hier von "aktiven" Atheisten, wie ich das mal nennen will.
Das sind oft Menschen, die gläubig erzogen wurden und sich bewusst davon abgewandt haben. Die meisten Atheisten dürften aber Menschen sein, die nie geglaubt haben (ausser an den Weihnachtsmann ;) )- Und die machen sich schlicht gar keine Gedanken dazu oder geben von sich aus Statements gegen Gottesglaube ab, nur wenn sie explizit danach gefragt werden.
Ja, darum geht der Thread. Die Wechselbeziehung zwischen dem Denken von aktiven Atheisten und aktiven Gläubigen. Die meisten Menschen fallen aber wohl aus diesem Rahmen. Sie sind so wie du, Misterfritz. Sie sehen die Probleme des Lebens und machen sich weder Sorgen aufgrund der Religion, noch schöpfen sie aus dieser Kraft. Wer nicht mit Religion aufwächst findet allenfalls Zugang zu dieser durch Krisen des Lebens oder aktiver Beschäftigung damit.

Und hier besteht wieder die Gemeinsamkeit zwischen aktiven Atheisten und frommen Gläubigen. Im Gegensatz zu der Mehrheit der Bevölkerung nutzen diese Gruppen ihre jeweiligen Weltanschauungen , um ihr Leben besser zu bewältigen. Viele User hier können den Schlagabtausch zwischen Atheisten und frommen wohl kaum nachvollziehen, da diese nicht gewohnt sind sich Gedanken über Übernatürliches zu machen und einfach ihr Leben leben.
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von irgendwer »

aleph hat geschrieben:(07 Mar 2019, 09:20)

Man blendet hier die Philosophie aus, vermutlich ist das der Denkfehler. Atheisismus ist eine von vielen Merkmalen des Naturalismus. Zu den Grundannahmen des Naturalismus gehört, dass es nichts außer unserer physikalischen Welt gibt. Das ist eine Annahme. Folgerung dieser Annahme ist unter anderem, dass man die Existenz einer transzendenten Welt einschließlich Bewohner verneint.

Das ist eine Annahme, die auch falsch sein kann. Aber diese Annahme hat ja wohl gar nichts mit den Glauben von Religiösen zu tun, der sich in diverser Hinsicht äußert, angefangen bei merkwürdigen Riten nach der Geburt bis hin zu Bestattungszeremonien. Was aber nicht heißt, dass Atheisten keine Rituale kennen würden, allerdings hat das nichts mit deren Atheismus oder Naturalismus zu tun.
Das hat alles nichts mit dem Glauben von Religiösen zu tun? Doch, sowohl Atheisten als auch Religiöse können Sprechblasen (rund) produzieren, an die sie dann glauben. Beide SORTEN (von Einsortieren) von Menschen sind: Menschen.
Ich gebe jetzt folgendes Weltbild vor. Wir übersetzen das Wort ewig, also die Ewigkeit, mit Immer. Das Immer. Also etwas wird nicht IMMER schlechter, nein. Ab jetzt kreisen wir (all das, was so kreist) auf dem Ereignishorizonte. Sonst endet irgendetwas mit diesem verdammten weißen Zwerg oder so. Der Ereignishorizont ist ein Kreis, hinter den kein Mensch blicken kann, vor allem, weil er ihm nicht zu nahe kommen darf.
Sollte im Laufe der Zeit einem lebenswichtigen Objekt im Universum die Materie auszugehen drohen, erhält es sie auf kürzestem Wege direkt zugestellt, und das auf ganz behutsame Weise.
Die Lichtgeschwindigkeit sei auch noch immer konstant, daran kann man viel messen, aber es wird wohl schwierig bleiben für ein Menschenhirn, überhaupt so schnell zu denken, in diese Gedanken auch noch die Raumzeitkrümmung einzubeziehen und zusätzlich darüber nachzudenken, ob der Naturkreislauf eher rund oder eher kreisförmig ist, das dann auch noch allen Menschen mitzuteilen, die vielen Lichtjahre persönlich zurückzulegen, also das ... ist ... schwer vorstellbar.
Glaubt man aber als Nichtgläubiger logischerweise nicht an einen Gott, kommt irgendwie trotzdem in eine Situation, sich direkt an Gott zu wenden (geht eigentlich nicht, aber es soll schon vorgekommen sein, weil ja so viele Gläubige davon sprachen), dann kann sich ein nichtexistierender Gott mittels eines winzigen Zeichens wohl die Erlaubnis geben, falls er das darf, im Bruchteil einer Sekunde den gesamten Naturkreislauf einmal vollständig zu ... absolvieren ...
Und sich genau da wiederzufinden, wo er soeben ist.
Und dann sagt er: Oh. Da bin ich also.
Gott, also dieser Ursprung von allem, weiß alles. Und das kleine Menschenhirn denkt weiter: Großer Gott, die armen Kinder in der Zukunft, die gibt es ja auch noch (noch immer ...). Was bitte möchten wir ihnen denn zu forschen übrig lassen?
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denkmal
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von denkmal »

Das kommt mir so vor wie das übliche Schubladen zuordnen.
Da die Schublade mit den Gläubigen, da die andere mit den Nichtgläubigen. Alles einsortiert, erledigt. Ist das denn überhaupt wichtig, ob wer was glaubt oder nicht glaubt? Ich weiß, das ist die menschliche Natur - oder soll ich sagen, ich glaube, das ist die menschliche Natur? :cool:
Das einzige, was mich stört, ist das Missionieren jeglicher Art, das der aktuelle Verein, dem man angehört, die ultimative Wahrheit erkannt hat, ohne Argumente befriedigend zu berücksichtigen.
Im Laufe ihres steinernen Daseins nehmen sogar manche Denkmäler menschliche Züge an.
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Dampflok94 »

Jekyll hat geschrieben:(07 Mar 2019, 00:11)

Ich denke, der Atheist hat da seinen eigenen Standpunkt, der da lautet: "Es gibt keinen Gott/keine Götter."

Das ist von gleicher Qualität wie der Glaubenssatz des Religiösen. Beide Standpunkte sind nicht beweisbar.
Die Nicht-Existenz von irgendwas ist nie beweisbar. Oder kann mir jemand beweisen, daß es auf der Erde keine riesigen dreiköpfigen feuerspeienden Drachen gibt? ;)

Irgend etwas beweisen muß man doch frühestens, wenn man einen anderen überzeugen möchte. Wenn jemand einfach an einen Gott glaubt, weil für ihn die Tatsachen dafür sprechen, dann ist das eben so. Niemand hat das Recht von ihm einen Beweis zu fordern. Wenn diese Person aber zu missionieren versucht, dann sieht das ggf. anders aus. Da kann die angesprochene Person natürlich eine Aussage fordern, was denn dafür spräche.
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Tom Bombadil »

Wie nennt man jemand, der von allen möglichen Religionen/Glaubensrichtungen angewidert ist?
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Inspyration »

Tom Bombadil hat geschrieben:(07 Mar 2019, 17:57)

Wie nennt man jemand, der von allen möglichen Religionen/Glaubensrichtungen angewidert ist?
In der BRD islamfeindlich, in anderen Staaten fortschrittlich.
Zuletzt geändert von Inspyration am Do 7. Mär 2019, 18:03, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Keoma »

Tom Bombadil hat geschrieben:(07 Mar 2019, 17:57)

Wie nennt man jemand, der von allen möglichen Religionen/Glaubensrichtungen angewidert ist?
Keoma.
Der Gescheitere gibt nach!
Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.

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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Skeptiker »

Der Denkerr hat geschrieben:(04 Mar 2019, 16:46)
Sowohl im Atheismus wie auch im Bereich der Religion fallen imme wieder Argumente, welche den Sinn des Lebens, das Leiden in der Welt usw. berühren. Auffällig ist dabei, dass beide Seiten für sich beanspruchen durch ihre Einstellung ein sinnerfüllteres und besseres Leben zu führen.
Das kann ich nicht erkennen. Atheismus ist keine "Gegenreligion". Atheismus ist die Überzeugung, dass die Welt nicht von Göttern bestimmt wird. Es ist die Ablehnung des Glaubens an Gott - aus den unterschiedlichsten Gründen heraus.
Der Denkerr hat geschrieben:(04 Mar 2019, 16:46)
Atheisten propagieren bspw. mit ebensolcher Überzeugung für Humanität wie moderne Christen. Häufig lassen sich Ähnlichkeiten zwischen überzeugten Gläubigen und überzeugten Atheisten feststellen.
Nein, nicht "die Atheisten" sind Anhänger des Humanismus, sondern mache davon - vielleicht auch viele, schwer zu sagen. Dadurch aber, dass ich Götter als unsinnige Idee ansehe, mache ich noch keine positive Aussage zu einer anderen Lebensphilosophie.
Der Denkerr hat geschrieben:(04 Mar 2019, 16:46)
Kann es also sein, dass jene unter anderen Umständen auf der anderen Seite zu finden wären ? Mein subjektiver Eindruck bei dem Lesen von Texten jeweiliger Autoren ist, dass sowohl radikale Atheisten wie auch fanatische Gläubige oftmals viel Leid in ihrer Leben durchlitten haben.

Denn beide verwenden für ihre Sache stets ähnliche Worte , nur ziehen sie andere Schlüsse daraus und betten ihre Erkentnise in unterschiedliche Kontexte ein. Aber im Grunde dreht es sich bei beidem um Lebensewältigung.
Radikale Atheisten haben möglicherweise negative Erfahrungen mit einer Welt gesammelt, in der Religionsgemeinschaften weltweit noch immer die Gesellschaften kontrollieren. Das kann schonmal ärgerlich stimmen.

Für radikalen Theismus braucht es kein besonderes Leid. Er ist in manchen Gegenden der Welt Staatsreligion. Religiöser Extremismus baut auf der Gesellschaft auf in der die Menschen leben. Die Menschen im amerikanischen Biblebelt würden wir als vergleichbar extrem wahrnehmen wie Wahabiten in Saudi Arabien, nur kulturell steht man sich näher.
Der Denkerr hat geschrieben:(04 Mar 2019, 16:46)
Welche Gemeinsamkeiten seht ihr zwischen Atheismus und Religiosität ? Hat es nur den Schein oder steckt Wahrheit in diesem Eindruck ?
Es gibt keine - tatsächlich ist das eine das Gegenteil des anderen. Es ist eher ein typisch religiöse Argumentation Atheisten als "andere" Gläubige darzustellen. Typischerweise weil den Theisten das so einleuchtet, manchmal aber auch wider besseren Wissens.
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von irgendwer »

denkmal hat geschrieben:(07 Mar 2019, 12:01)

Das kommt mir so vor wie das übliche Schubladen zuordnen.
Da die Schublade mit den Gläubigen, da die andere mit den Nichtgläubigen. Alles einsortiert, erledigt. Ist das denn überhaupt wichtig, ob wer was glaubt oder nicht glaubt? Ich weiß, das ist die menschliche Natur - oder soll ich sagen, ich glaube, das ist die menschliche Natur? :cool:
Das einzige, was mich stört, ist das Missionieren jeglicher Art, das der aktuelle Verein, dem man angehört, die ultimative Wahrheit erkannt hat, ohne Argumente befriedigend zu berücksichtigen.
Ja, die menschliche Natur ist so, wie sie ist.
Daraus ergeben sich auch schon Studien über Männer und Frauen. Was denken sie denn, woran glauben sie denn usw.
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Tom Bombadil »

Keoma hat geschrieben:(07 Mar 2019, 17:59)

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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Progressiver »

BlueMonday hat geschrieben:(07 Mar 2019, 00:42)
Meine Erfahrung ist jedenfalls, dass Menschen, die sich betont atheistisch oder ungläubig, oder "wissend" darstellen, in anderer Weise äußerst fromm und tief gläubig sind, indem sie sich Ersatzgötter geschaffen haben. Der "Anfang" und Lebensgrund rückt dann näher an die eigene Lebenszeit. Besonders beliebt ist da "der Staat" heutzutage oder "die Gesellschaft" oder "die Demokratie". Oder man glaubt irgendwelchen "Autoritäten".
In deiner Aufzählung fehlen noch ein paar scheinbare Heilsbringer. "Wer hat immer Recht?", fragten die Kommunisten. Die Antwort lautete: "Die Partei, die Partei, die Partei." Ähnlich verhält es sich mit den Neoliberalen heutzutage. Auf die Frage, wer denn immer Recht habe, würden sie eindeutig antworten: "Die Märkte, die Märkte, die Märkte." Anstatt sich selbst mal anzustrengen und Lösungen zu entwickeln, wie die Probleme der Gegenwart und der Zukunft gemanaged werden könnten, wird an den absoluten Anspruch der Finanzmärkte geglaubt. Beggleitet wird diese Ersatzreligion auch noch vom Fetisch Wirtschaftswachstum, das in unserer endlichen Welt doch bitte exponentiell zu sein habe. Und die herrschenden Politiker sind sich auch nicht zu schade, den Fetisch Austerität als Allheilmittel anzupreisen.
"Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Friedrich Nietzsche

"Wer nur einen Hammer als Werkzeug hat, dem wird bald jedes Problem zum Nagel."
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Der Denkerr »

Progressiver hat geschrieben:(07 Mar 2019, 23:30)

In deiner Aufzählung fehlen noch ein paar scheinbare Heilsbringer. "Wer hat immer Recht?", fragten die Kommunisten. Die Antwort lautete: "Die Partei, die Partei, die Partei." Ähnlich verhält es sich mit den Neoliberalen heutzutage. Auf die Frage, wer denn immer Recht habe, würden sie eindeutig antworten: "Die Märkte, die Märkte, die Märkte." Anstatt sich selbst mal anzustrengen und Lösungen zu entwickeln, wie die Probleme der Gegenwart und der Zukunft gemanaged werden könnten, wird an den absoluten Anspruch der Finanzmärkte geglaubt. Beggleitet wird diese Ersatzreligion auch noch vom Fetisch Wirtschaftswachstum, das in unserer endlichen Welt doch bitte exponentiell zu sein habe. Und die herrschenden Politiker sind sich auch nicht zu schade, den Fetisch Austerität als Allheilmittel anzupreisen.
Religion und ein Wirtschafts Fetisch sind zwei Paar Schuhe !

Das Vertrauen in die Religion basiert auf einer unterschiedlichen Glaubensebene als das Vertrauen in Finanzmärkte. Vertrauen in ersteres bezweckt ein immaterielles Streben nach etwas metaphysischem , zweiteres ist eher ein Vertrauen, welches den Erwerb materieller Güter oder Ansehen zum Ziele hat. Beides geht mit verschiedenen Gefühlen einher.

Wenn du dein Brot mit geleisteter Arbeit verdienst, hast du auch ein anderes Gefühl als wenn du dein Brot durch Hartz 4 oder einen Lotto Gewinn verdienst. Der Glaubende im Bereich der Religion ist nicht vom Schicksalglauben abhängig wie jemand der an den Homo oeconomicus glaubt !
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Progressiver »

Der Denkerr hat geschrieben:(08 Mar 2019, 17:33)

Religion und ein Wirtschafts Fetisch sind zwei Paar Schuhe !

Das Vertrauen in die Religion basiert auf einer unterschiedlichen Glaubensebene als das Vertrauen in Finanzmärkte. Vertrauen in ersteres bezweckt ein immaterielles Streben nach etwas metaphysischem , zweiteres ist eher ein Vertrauen, welches den Erwerb materieller Güter oder Ansehen zum Ziele hat. Beides geht mit verschiedenen Gefühlen einher.

Wenn du dein Brot mit geleisteter Arbeit verdienst, hast du auch ein anderes Gefühl als wenn du dein Brot durch Hartz 4 oder einen Lotto Gewinn verdienst. Der Glaubende im Bereich der Religion ist nicht vom Schicksalglauben abhängig wie jemand der an den Homo oeconomicus glaubt !
Hast du dich jemals mit dem berühmten Soziologen Max Weber beschäftigt? In einem seiner bahnbrechenden Werke hat er herausgearbeitet, inwiefern der Kapitalismus aus dem Geist der protestantischen Ethik entstanden ist. Zunächst hieß es bei den Protestanten, wer durch Fleiß etc. zu Reichtum gelangt, ist besonders von dem christlichen Gott gesegnet. Wer reich war, sollte demnach auch in einem Jenseits besonders belohnt werden. Ihm würden auch in metaphysischem Sinne "Gewinn in alle Ewigkeit" winken. Später wurde der Kapitalismus von dieser religiösen Wurzel entkernt. Aber auch die Multimilliardäre von heute halten sich für besonders gesegnet. Dies wird ihnen insbesondere in "God´s own country", den christlichen USA zugestanden. Von daher kommt auch der Spruch "Jeder ist seines Glückes Schmied". D.h., jeder sei nur alleine und ohne Einflüsse der Gesellschaft für seinen eigenen Erfolg oder sein Scheitern verantwortlich. In den Gesellschaftswissenschaften ist man da aber heutzutage schlauer.
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Umetarek »

Naja, die Hände in den Schoß legen, wie das manche Gläubige machen (und ja ich kenne so welche), beten und auf Gott bauen, kanns auch nicht wirklich sein.
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Tom Bombadil »

Umetarek hat geschrieben:(09 Mar 2019, 00:04)

Naja, die Hände in den Schoß legen, wie das manche Gläubige machen (und ja ich kenne so welche), beten und auf Gott bauen, kanns auch nicht wirklich sein.
Dafür wurde ja der Kommunismus mit Marx als neuem Gott erfunden.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
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Der Denkerr
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Der Denkerr »

Progressiver hat geschrieben:(08 Mar 2019, 18:40)

Hast du dich jemals mit dem berühmten Soziologen Max Weber beschäftigt? In einem seiner bahnbrechenden Werke hat er herausgearbeitet, inwiefern der Kapitalismus aus dem Geist der protestantischen Ethik entstanden ist. Zunächst hieß es bei den Protestanten, wer durch Fleiß etc. zu Reichtum gelangt, ist besonders von dem christlichen Gott gesegnet. Wer reich war, sollte demnach auch in einem Jenseits besonders belohnt werden. Ihm würden auch in metaphysischem Sinne "Gewinn in alle Ewigkeit" winken. Später wurde der Kapitalismus von dieser religiösen Wurzel entkernt. Aber auch die Multimilliardäre von heute halten sich für besonders gesegnet. Dies wird ihnen insbesondere in "God´s own country", den christlichen USA zugestanden. Von daher kommt auch der Spruch "Jeder ist seines Glückes Schmied". D.h., jeder sei nur alleine und ohne Einflüsse der Gesellschaft für seinen eigenen Erfolg oder sein Scheitern verantwortlich. In den Gesellschaftswissenschaften ist man da aber heutzutage schlauer.
Bitte entschuldige meinen deftigen Humor, aber ich habe das Gefühl du hängst der Vernunft zu sehr am stinkenden Rockezipfel und vergisst dabei die tatsächliche christliche Lehre . Es ist zwar wahr, dass manche christliche Konfessionen den Reichtum segnen wie bspw. die Reformierten. Aus Reichtum folgern manche Christen dieser sei eine Segnung Gottes. Dennoch steht dies im Widerspruch zur Lehre des NT.

Hier ein paar Kostproben: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher ins Reich Gottes gelangt“ (Markus 10,25, von Matthäus [19,24] und Lukas [18,25] praktisch wortwörtlich übernommen) und: „Selig sind die Armen (…); ihrer ist das Reich Gottes“ (Matthäus 5,3;

Auch manche Protestanten sind also nicht immer frei davon den tatsächlichen Sinn von Bibelaussagen gewaltvoll umzudeuten .Sie beziehen sich zur Rechtfertigung des "Seligen" Reichtums wohl auf das AT. Hier wird zuweilen Reichtum als Segnung Gottes verstanden. Gegen diese Auffassung könnte aber eingewandt werden die Alten hatten eben diese irdischen Segnungen nötig, da diese noch nicht das NT hatten um sich eine Vorstellung vom Reich Gottes machen zu können.

Deshalb mussten diesen durch irdische Segnungen eine Freude gemacht werden um im Glauben standhaft zu bleiben. So argumentiert zuweilen auch Calvin, wobei auch gemäß dessen Lehre irdischer Wohlstand als Segnung Gottes verstanden werden kann. Aber nur für eine fromme Minderheit, welche christlich mit dem Reichtum umzugehen weiß. Der Spruch " Jeder ist seines Glückes Schmied " steht außerdem im Gegensatz zur Vorsehung Gottes.
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harry52
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von harry52 »

Progressiver hat geschrieben:(07 Mar 2019, 23:30)
Ähnlich verhält es sich mit den Neoliberalen heutzutage. Auf die Frage, wer denn immer Recht habe, würden sie eindeutig antworten: "Die Märkte, die Märkte, die Märkte."
Und im religiösen Bible Belt der USA wählt man den Globalisierungsgegner Trump und schreit: "Leute kauft nicht bei Ausländern. Die Ausländer klauen uns die Arbeitsplätze, vergiften uns mit ihren ungechlorten Hähnchen und schimmeligen Käse aus Frankreich ...." Na, da bin ich doch lieber (neo)liberal.
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Liegestuhl »

Der Denkerr hat geschrieben:(09 Mar 2019, 13:56)
„Selig sind die Armen (…); ihrer ist das Reich Gottes“ (Matthäus 5,3;
Diese Stelle aus der Bergpredigt bezieht sich nicht auf materiellen Reichtum.

Es heißt "Selig sind, die da geistlich arm sind" (Beati pauperes spiritu) und meint etwas völlig anderes.

Das soll aber nicht deinen ganzen Beitrag in Frage stellen.
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Ein Terraner »

Liegestuhl hat geschrieben:(29 Mar 2019, 09:52)

Diese Stelle aus der Bergpredigt bezieht sich nicht auf materiellen Reichtum.

Es heißt "Selig sind, die da geistlich arm sind" (Beati pauperes spiritu) und meint etwas völlig anderes.

Das soll aber nicht deinen ganzen Beitrag in Frage stellen.
Alles in der Bibel meint alles anderes als es da steht, man könnte fast meinen das der Inhalt der Bibel nichts mit den Worten in der Bibel zu tun hat.
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Liegestuhl »

Ein Terraner hat geschrieben:(29 Mar 2019, 10:28)

Alles in der Bibel meint alles anderes als es da steht, man könnte fast meinen das der Inhalt der Bibel nichts mit den Worten in der Bibel zu tun hat.
Nein, in diesem Fall ist es ziemlich eindeutig.
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Ein Terraner »

Liegestuhl hat geschrieben:(29 Mar 2019, 11:35)

Nein, in diesem Fall ist es ziemlich eindeutig.
Ja das ist es immer.
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Liegestuhl »

Ein Terraner hat geschrieben:(29 Mar 2019, 11:37)

Ja das ist es immer.
Nein, nicht immer. In diesem Fall ist es aber sehr einfach. Versuche es doch einfach mal!
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Ein Terraner »

Liegestuhl hat geschrieben:(29 Mar 2019, 11:43)

Nein, nicht immer. In diesem Fall ist es aber sehr einfach. Versuche es doch einfach mal!
Erzähl mal, wie soll ich es denn versuchen, bzw. welches Ergebnis muss denn rauskommen?
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Liegestuhl »

Ein Terraner hat geschrieben:(29 Mar 2019, 11:54)

Erzähl mal, wie soll ich es denn versuchen, bzw. welches Ergebnis muss denn rauskommen?
Naja, wenn dort steht, dass in der Bergpredigt die geistlich Armen gesegnet werden, dann braucht man nicht viel Verstand um zu merken, dass damit nicht die materiell/wirtschaftlich Armen gemeint sind. Die Lösung steht dort schon.
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Ein Terraner »

Liegestuhl hat geschrieben:(29 Mar 2019, 12:19)

Naja, wenn dort steht, dass in der Bergpredigt die geistlich Armen gesegnet werden, dann braucht man nicht viel Verstand um zu merken, dass damit nicht die materiell/wirtschaftlich Armen gemeint sind. Die Lösung steht dort schon.
Ja da steht "Selig sind, die da geistlich arm sind", vielleicht könnte man noch streiten geistlich jetzt Spirituell oder Intellektuell geeint ist. Obwohl ja frühere Übersetzungen "Selig die Armen im Geist,"
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Antonio60 »

Liegestuhl hat geschrieben:(29 Mar 2019, 11:35)

Nein, in diesem Fall ist es ziemlich eindeutig.
Passender ist es geistliche Armut nicht als objektive Tatsache zu verstehen, sondern vielmehr als Meinung desjenigen der sich angesprochen fühlt. Somit könnte man auch sagen " Selig sind die, welche sich geistlich arm fühlen". Somit lobt Jesu das Verhalten derer, welche sich darüber bewusst sind, dass ihre scheinbaren Weisheiten und philosophischen Überlegungen unter bestimmten Blickwinklen immer als "geistlich arm " interpretiert werden können und folglich in einen gewissem Sinne auch sind.

Ein Heuchler würde sich erst gar nicht angesprochen fühlen, selbst wenn er tatsächlich " geistlich arm " wäre . Die Aussagen gelten also nur für diejenigen, welche sich subjektiv mit den Eigenschaften versehen fühlen, welche Jesu in der Bergpredigt ausführt, unabhängig von ihrem tatsächliche geistigen Vermögen.
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Paulus »

Antonio60 hat geschrieben:(29 Mar 2019, 17:29)

Passender ist es geistliche Armut nicht als objektive Tatsache zu verstehen, sondern vielmehr als Meinung desjenigen der sich angesprochen fühlt. Somit könnte man auch sagen " Selig sind die, welche sich geistlich arm fühlen". Somit lobt Jesu das Verhalten derer, welche sich darüber bewusst sind, dass ihre scheinbaren Weisheiten und philosophischen Überlegungen unter bestimmten Blickwinklen immer als "geistlich arm " interpretiert werden können und folglich in einen gewissem Sinne auch sind.

Ein Heuchler würde sich erst gar nicht angesprochen fühlen, selbst wenn er tatsächlich " geistlich arm " wäre . Die Aussagen gelten also nur für diejenigen, welche sich subjektiv mit den Eigenschaften versehen fühlen, welche Jesu in der Bergpredigt ausführt, unabhängig von ihrem tatsächliche geistigen Vermögen.
Religiöse Menschen betrügen sich selbst. Die Gleichnisse Jesu machen die Situation keineswegs besser. Man kann durchaus Glauben, sofern es nützlich ist. Aber in gewisser Weise handelts sich hierbei nur um Selbstbetrug. Bei deinen Ideen handelt es sich um Projektionen die du dir in deinem Gehirn selbst zusammengeschustert hast.

Die Intention dahinter ist lobenswert, mehr aber nicht. Wenn die Menschen glauben sind sie der Überzeugung Gott denke so wie sie denken. Somit passen sie Gott an sich selbst an, im Unterschied, dass Gott Reinheit und Allwissenheit zugesprochen wird. Aber was das Denken an sich betrifft, so meinen sie sich vor Gott gerecht machen zu können, da er die selben Weltanschauungen wie sie hätte.

Was sie schätzen, müsse auch Gott schätzen, wenn sie wütend sind müsse auch Gott wütend sein. So wälzen sie sich in ihren Weisheiten und bleiben genauso einfältig wie vorher und werden subtil immer schlimmer.Es ist absurd etwas philosophisch zu behandeln, was nur subjektiv verstanden werden kann. Die Bibel enthält keine Wahrheiten an sich . Die Leser kreiren sich selbst aus der Bibel eine Welt, die sie je nach Verstandeskräften selbst konstruieren.

Im Mittelalter galt als Dogma die Trinität. Fraglich, ob die Jünger Jesu, Evangelisten oder Jesu selbst mit diesem Begriff etwas anfangen konnte ? Die Schreiber der Bibel waren oft psyschologisch begabte Leute, aber es ist zweifelhaft, ob die mit den Lehren des Christentums die Gelehrte geschustert haben etwas anfangen könnten. Sie meinten es vermutlich so, wie es dasteht. Deine Ideen hatte Matthäus bestimmt nicht im Sinn, als er das Gleichnis niederschrieb, Antonio.
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Ein Terraner »

Antonio60 hat geschrieben:(29 Mar 2019, 17:29)

Passender ist es geistliche Armut nicht als objektive Tatsache zu verstehen, sondern vielmehr als Meinung desjenigen der sich angesprochen fühlt. Somit könnte man auch sagen " Selig sind die, welche sich geistlich arm fühlen". Somit lobt Jesu das Verhalten derer, welche sich darüber bewusst sind, dass ihre scheinbaren Weisheiten und philosophischen Überlegungen unter bestimmten Blickwinklen immer als "geistlich arm " interpretiert werden können und folglich in einen gewissem Sinne auch sind.

Ein Heuchler würde sich erst gar nicht angesprochen fühlen, selbst wenn er tatsächlich " geistlich arm " wäre . Die Aussagen gelten also nur für diejenigen, welche sich subjektiv mit den Eigenschaften versehen fühlen, welche Jesu in der Bergpredigt ausführt, unabhängig von ihrem tatsächliche geistigen Vermögen.
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Paulus »

Ein Terraner hat geschrieben:(13 Apr 2019, 14:22)

Ich mache mir die Welt wiedewie sie mir gefällt.
Jeder macht das so. Aus diesem Grund und wegen der Sündhaftigkeit der Welt ist Gott gezwungen seine Barmherzigkeit und Güte beiseite zu schieben und scheinbar wild zu toben. Um den Rutenhieben zu entkommen hilft nur ein Mittel und dies ist Tugend und Sitte. Sich die Welt zu interpretieren wie man will, führt zu einem bösen Ende.
Zuletzt geändert von Paulus am Sa 13. Apr 2019, 17:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Liegestuhl »

Ich habe nichts gegen Atheisten. Das muss jeder selbst wissen. Das Nervige ist aber, dass sie ständig über Gott sprechen wollen.
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Paulus »

Liegestuhl hat geschrieben:(13 Apr 2019, 17:10)

Ich habe nichts gegen Atheisten. Das muss jeder selbst wissen. Das Nervige ist aber, dass sie ständig über Gott sprechen wollen.
Bist du Atheist ?
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Ein Terraner »

Paulus hat geschrieben:(13 Apr 2019, 17:06)

Jeder macht das so. Aus diesem Grund und wegen der Sündhaftigkeit der Welt ist Gott gezwungen seine Barmherzigkeit und Güte beiseite zu schieben und scheinbar wild zu toben. Um den Rutenhieben zu entkommen hilft nur ein Mittel und dies ist Tugend und Sitte. Sich die Welt zu interpretieren wie man will, führt zu einem bösen Ende.
Es geht um Bibelauslegung und der verzweifelte Versuch in diese uralten Texte irgendwas hineinzuinterpretieren das da einfach nicht steht. Und das nur um in diesem alten Mist noch irgend einen Sinn zu sehen der nicht komplett mit einem modernen aufgeklärten Weltbild kollidiert.
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Paulus »

Ein Terraner hat geschrieben:(13 Apr 2019, 17:21)

Es geht um Bibelauslegung und der verzweifelte Versuch in diese uralten Texte irgendwas hineinzuinterpretieren das da einfach nicht steht. Und das nur um in diesem alten Mist noch irgend einen Sinn zu sehen der nicht komplett mit einem modernen aufgeklärten Weltbild kollidiert.
Einige meinen dies ginge durchaus. Sind denn die vielen Theologen und gebildeten Vorzeige Christen in deinen Augen einfältige Lumpen ?
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Ein Terraner »

Paulus hat geschrieben:(13 Apr 2019, 20:05)

Einige meinen dies ginge durchaus. Sind denn die vielen Theologen und gebildeten Vorzeige Christen in deinen Augen einfältige Lumpen ?
Nein, ich halte mich da mehr an Freud. Aber es gibt ja auch seriöse Bibelwissenschaft die nicht alles verzweifelt so hindrehen wollen damit es in ihr Weltbild passt.
Nur bleibt das für mich am Ende doch nur der Versuch im Harry Potter des ersten Jahrhunderts irgendwas Göttliches zu finden.
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Selaht »

Liegestuhl hat geschrieben:(13 Apr 2019, 17:10)

Ich habe nichts gegen Atheisten. Das muss jeder selbst wissen. Das Nervige ist aber, dass sie ständig über Gott sprechen wollen.
Wichtiger ist es über Kirchenprivilegien zu sprechen. Deswegen findet übrigens im Mai 2019 (10 Jahre nach der ersten) wieder eine säkulare Buskampagne statt.
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von al-Faylasuf »

Der Atheist über den Gläubigen: Das Kind, das nicht erwachsen werden will und deshalb Gott braucht.

Der Gläubige über den Atheisten: Die Baby-Schildkröte, die das Meer vergessen hat.

:-)

Ich persönlich wertschätze Atheisten, die - grob und vereinfacht ausgedrückt - Gutes tun um des Guten Willen mehr als Diejenigen unter den Religiösen, die "Gutes Tun", um gemäß einem Punktesystem im Jenseits belohnt zu werden. Auch wenn natürlich bei genauerer Betrachtung das "Gute tun" an sich auf rein psychologischer Ebene vor allem einem selber gut tut. Dies ist übrigens ein Aspekt, den ich innerhalb des breiten Spektrums islamischen Denkens bemerkenswert fand. Gemäß einer traditionellen islamischen Ansicht kann der Mensch - indem er seine Familienbande und sozialen Kontakte pflegt und "Gutes Tut" (denken wir in alltäglichen Kategorien wie gute Nachbarschaftsbeziehungen, Respekt oder Mitgefühl bzw. Engagement für Hilfsbedürftige etc.) - dadurch sein eigenes Leben verlängern. Fand ich interessant in Bezug auf entsprechende Studienergebnisse, die sich mit Dingen wie "Suche nach Glück" und dem Einfluss von positivem Denken/Handeln auf die eigene Gesundheit befassen.
„Wir sollten keine Scham empfinden, die Wahrheit anzuerkennen und sie zu verarbeiten, selbst wenn sie von früheren Geschlechtern und fremden Völkern kommt." (al-Kindi, gest. 873)
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Selaht »

al-Faylasuf hat geschrieben:(25 Apr 2019, 16:05)
Gutes tun um des Guten Willen ...
Atheisten, die Gutes tun, tun dies in aller Regel um der Menschen Willen, nicht um des Guten Willen. Bei Monotheisten ist das nicht zwangsläufig so. Unter Muslimen beispielsweise scheint es vielen wichtiger zu sein, ob das eine oder andere Hadith - das es evtl. zu befolgen gilt - authentisch ist, als dass sie fragen, ob es gut für uns Menschen ist.

Bei der Frage, ob die Babyschildkröte das Meer vergessen hat oder nicht (ob es Gott gibt oder nicht), geht es übrigens um Wahrheit (um das was Tatsache ist), und die hat in aller Regel nichts mit normativen Werten zu tun. Ob historische Ereignisse gut oder schlecht waren, ist keine Frage der Wahrheit, eine Frage der Wahrheit ist, ob vermeintliche historische Ereignisse tatsächlich stattgefunden haben oder nur Legenden sind. Im religiösen Kontext fällt allerdings auf, dass sehr gerne dem Begriff Wahrheit seine Bedeutung genommen wird, indem über sogenannte höhere Wahrheit gesprochen wird. Diese "höhere Wahrheit" ist dann in aller Regel mit normativen vermeintlichen Lebensweisheiten angefüllt und hat wenig mit Wahrheit zu tun.
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von al-Faylasuf »

Progressiver hat geschrieben:(08 Mar 2019, 18:40)

Hast du dich jemals mit dem berühmten Soziologen Max Weber beschäftigt? In einem seiner bahnbrechenden Werke hat er herausgearbeitet, inwiefern der Kapitalismus aus dem Geist der protestantischen Ethik entstanden ist. Zunächst hieß es bei den Protestanten, wer durch Fleiß etc. zu Reichtum gelangt, ist besonders von dem christlichen Gott gesegnet. Wer reich war, sollte demnach auch in einem Jenseits besonders belohnt werden. Ihm würden auch in metaphysischem Sinne "Gewinn in alle Ewigkeit" winken. Später wurde der Kapitalismus von dieser religiösen Wurzel entkernt. Aber auch die Multimilliardäre von heute halten sich für besonders gesegnet. Dies wird ihnen insbesondere in "God´s own country", den christlichen USA zugestanden. Von daher kommt auch der Spruch "Jeder ist seines Glückes Schmied". D.h., jeder sei nur alleine und ohne Einflüsse der Gesellschaft für seinen eigenen Erfolg oder sein Scheitern verantwortlich. In den Gesellschaftswissenschaften ist man da aber heutzutage schlauer.
Ich muss mir mal ein Beispiel nehmen, mich derart knapp auszusdrücken :-) In jedem Fall stimme ich dieser Aussage zu. Die führenden philosophische Köpfe des Wirtschaftsliberalismus waren nicht zufällig Calvinisten. Adam Smith war vielleicht der erste, der mit dieser religiösen Entkernung anfing, indem für ihn "Gott" nur noch als "unsichtbare Hand", die den Markt reguliert, eine Rolle spielt. Ich finde, diese Epoche ist ein gutes Beispiel, dass Philosophie tatsächlich eine wichtige Rolle für eine bestimmte Entwicklung spielen kann. Möglicherweise spielten in genau dieser Zeit Philosophen die einflussreichste Rolle in der Gesellschaft überhaupt seit den Tagen der Antike.
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Re: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Atheismus und Religiosität ?

Beitrag von Antonius »

al-Faylasuf hat geschrieben:(25 Apr 2019, 17:28)
Ich muss mir mal ein Beispiel nehmen, mich derart knapp auszusdrücken :-) In jedem Fall stimme ich dieser Aussage zu. Die führenden philosophische Köpfe des Wirtschaftsliberalismus waren nicht zufällig Calvinisten. Adam Smith war vielleicht der erste, der mit dieser religiösen Entkernung anfing, indem für ihn "Gott" nur noch als "unsichtbare Hand", die den Markt reguliert, eine Rolle spielt. Ich finde, diese Epoche ist ein gutes Beispiel, dass Philosophie tatsächlich eine wichtige Rolle für eine bestimmte Entwicklung spielen kann. Möglicherweise spielten in genau dieser Zeit Philosophen die einflussreichste Rolle in der Gesellschaft überhaupt seit den Tagen der Antike.
In der westlichen Welt war es praktisch zu allen Zeiten so, daß die Philosophie eine wichtige Rolle in der gesellschaftlichen Entwicklung spielte.
Man denke nur an berühmte mittelalterliche Gelehrte wie Augustinus oder Thomas von Aquin.
In der Renaissancezeit traten weitere hinzu, z.B. Galileio Galilei, Isaac Newton, Gottfried Wilhelm Leibniz, Rene Descartes, Immanuel Kant, etc.

Ganz anders als etwa im Islam gab es im Christlichen Abendland durch die Philosophie eine Entwicklung hin zur Aufklärung:
Dazu sagt Papst Benedikt XVI. in seinem ersten Jesus-Buch (*) u.a.:

Das politische, wirtschaftliche und soziale System ist aus der Sakralität entlassen,
der Christ ist also frei, in diesen Bereichen aus eigener Erkenntnis und Verantwortung zu entscheiden.


(*) Joseph Ratzinger, Benedikt XVI., Jesus von Nazareth, Herder Verlag, Freiburg, 2006.

Warum gab es im Islam trotz des allgemeinen Niederganges seit mehr als 800 Jahren niemals eine Epoche der Aufklärung?
SAPERE AUDE - Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.
Immanuel Kant (1724-1804)
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