TV-Tip heute abend, 20.15, 3sat
Ein von uns allen getragener, weltanschaulicher Tendenzbetrieb erschuf sich sein eigenes Arbeitsrecht, das die wenigsten tragen möchten. Zukunftsmodell mit Chancen?Bernadette K. wurde als Leiterin eines katholischen Kindergartens entlassen, weil sie sich von ihrem Mann trennte und zu einem neuen Partner zog. Ehebruch: ein Verstoß gegen die Loyalität zu ihrem Arbeitgeber, hatte die Kirche entschieden. Weit über eine Million Menschen arbeiten in sozialen Einrichtungen für die Kirchen - in Kindergärten, Krankenhäusern, Schulen und Altenheimen.
Sie alle unterliegen einem besonderen Arbeitsrecht. Doch der Kindergarten, in dem Bernadette K. arbeitete, wird zu 100 Prozent aus öffentlichen Geldern finanziert. Bei Caritas und Diakonie finanziert die Kirche selbst nur noch etwa zwei Prozent des Etats, 98 Prozent trägt die Gesellschaft. Die Allgemeinheit zahlt Milliardenbeträge, aber sie hat nichts zu sagen. In der Dokumentation "Gott hat hohe Nebenkosten" sprach die Autorin Eva Müller mit Bernadette K. und den Kirchenvertretern, die ihr kündigten, und sie zeigt an weiteren Beispielen aus dem ganzen Land, welche Sonderrechte die Kirche hat, woher die Kirche ihr Geld bekommt und was sie damit macht.
Die in den letzten Jahren in immer kürzer werdenden Abständen aufkommende Diskussion über Finanzierung der Kirchen und entsprechende Sonderrechte wird mE so lange andauern bis ein Erneuerungsprozess eintritt, der den Namen Säkularisation in der Tat verdient.
Aber ich denke nicht, dass es noch zu meinen Lebzeiten eintreten wird. Jedenfalls nicht in der sauberen Trennung, wie ich sie mir für einen aufgeklärten Staat wünschen würde ...lol.