Es mag durchaus sein, daß ökonomische Gründe zur Einführung des Zölibats führten. Aber im Wandel der Zeit ist dies sicher kein Argument mehr für heutige Verhältnisse.
Die Normalsterblichen sind ja keine Idioten. Bei Geld hört ja nicht nur der Spaß, sondern auch der Glauben (irgendwie) auf. Bis ins 18. Jahrhundert (also auch davor) war es z.B. in Frankreich üblich, das der Ärmste der Söhne von reichen Familien der priesterliche Karriere frönen durfte. Hatte eine reiche und/oder adelige Familie z.B. drei Söhne, dann erbte der Erstgeborene praktisch fast alles. Der Zweite durfte die Militärkarriere anstreben, konnte General werden oder ehrenhaft sterben. Der Jüngste ging - ohne einen Sou - ins Kloster. Darauf will ich hinaus. Die Gründe mögen im Mittelalter profaner Mamonkultur entsprechen. Das war später kein Argument mehr. Das Zölibat zu halten. Man wußte sich zu helfen. Sicher lebten viele Bischöfe in Saus und Braus. Und das blieb dann auch in der Kirche. Aber das war ja immer kirchliches Vermögen. Das haben sie ja nicht aus dem Nichts erwirtschaftet. Sondern mit kirchlichen Vermögen und Produktionsmitteln zusammenbekommen. Mir wäre kein katholischer Geistlicher bekannt, der später durch irgendeinen Job viel Geld verdient hätte, das er hätte vererben können. Soviel gab der Lohn eines Priesters nicht her. Und siehe oben, man hat schon zugesehen, daß die Spröslinge nicht mit dem Familienvermögen in die Kirche eintraten.
Es es mag ein wesentlicher Beweggrund im Mittelalter gewesen sein. Aber was würde passieren, wenn man das Zölibat beendet? Würde kirchliches Vermögen bis auf den letzten Taler abfliessen? Wohl kaum. Dafür sorgt schon die Vatikanbank, ungeheure Mengen an Land und Besitz. Das gehört der Kirche. Nicht den Angestellten.
Martin Luther kann man sicher vieles nachsagen. Antisemitismus, Hexenverflucher, Verräter (im Kontext der Bauern, die er für Kaiser und Hochadel den Rücken zukehrte), aber eines hatte er brilliant herausgearbeitet. Worin die Power des Papstes und der Kirche begründet war. Macht und Gehorsam. Ausschließlichkeitsanspruch. Nicht im religiösen Sinne, den haben Protestanten und andere Religionen auch, sondern im Weg ins Seelenheil. Das ginge ausschließlich über die (katholische) Kirche, siehe auch die Ablassbriefe. Die Päpste und Kardinäle waren in der Ahnenreiche der 12 Apostel. Der Heilige Geist wurde durch die Generationen weitergegeben (nicht an eine protestanische Bischöfin später). D.h. will man in den Himmel, geht das nur über geweihte Priester der katholischen Kirche. Sie waren bei den Sterbesakramenten und der Taufe unabdingbar! Falls diese heiligen Männern das nicht taten, zwischen dem Sterbenden und Gott, konnte der Zug ohne sie abfahren. Sie sind unentbehrlich für die Kommunikation mit Gott.
Luther sagte (und viele andere hatten natürlich auch diese Meinung), das es keinen Papst u.a. bräuchte. Jeder Gläubige könne unmittelbar mit Gott in Kontakt treten. Das ist Ketzerei! Hochverrat! Wozu braucht es dann noch Päpste und katholische Priester? Überflüssig. Oder eben "nur" wie eine evangelische Pfarrerin die am Herd herumschreit mit nervenden Kindern und Mann. Und Fremdgehen.
Extrem heilig, aber menschlich. Gut, das kann man auch heimlich machen siehe katholische Kirche.
Wenn man heute an dem Zölibat sägt, zersägt man die katholische Kirche ins Unkenntliche. Egal, was früher der Beweggrund war. Das ist ein Selbstläufer geworden, der diese Kirche nachhaltig geprägt hat. Das zu entfernen käme dem Entfernen des Nervensystems gleich. Nach dem Zölibat könnte die Rolle der Frau in der Kirche kippen und am Ende das MUSS eines katholischen Priesters, wenn man was von Gott will. Die heilige Priesterkaste wird so entheiligt. Als Mittler zwischen Erde und Himmel. Diese Gründe, Zölibat, Frauenrolle, Mittler stehen
heute auf dem Spiel, nicht mehr das Geld.