Diktatursozialisierung?

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JJazzGold
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von JJazzGold »

discipula hat geschrieben:(10 Jun 2021, 17:34)

Das sind doch die linksgrünen Parteien , die das tun, nicht die AfD :?:



Frauen lieben Mikromanagement.

Frauen sind jene, die kleine Kinder beaufsichtigen, dort geht es nicht anders. aber jetzt machen sie es in der Politik mit Erwachsenen.

Ich bitte mich aus Ihrem kruden Frauenbild auszuschließen.
Mag sein, dass Sie sich nur fähig fürs Mikromanagement halten.
Ich kann mehr.
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Chajm
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Chajm »

JJazzGold hat geschrieben:(10 Jun 2021, 17:29)

Der Spitzenkandidat ist Parteiwanderer, SPD, ggfls elterliches Erbe, FDP, Republikaner und jetzt AfD und steht dort “dem Flügel“ nahe.
Und so richtig "ost-deutsch" scheint er auch nicht zu sein - oder gehoerte Goslar (seine Geburtsstadt) mal zum Arbeiter- und Bauernparadies? :?:
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JJazzGold
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von JJazzGold »

Billie Holiday hat geschrieben:(10 Jun 2021, 17:19)

Aber nur, wenn das Mutterverdienstkreuz am Band wieder eingeführt wird.
Auch dafür nicht. ;)
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von schokoschendrezki »

discipula hat geschrieben:(10 Jun 2021, 17:36)

sehr radikal klingt das nun nicht, dass in Schulen in der Landessprache kommuniziert wird und dass man Denkmäler aus der eigenen Region kennen lernt.

sind das nicht Selbstverständlichkeiten?
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von JJazzGold »

Chajm hat geschrieben:(10 Jun 2021, 17:40)

Und so richtig "ost-deutsch" scheint er auch nicht zu sein - oder gehoerte Goslar (seine Geburtsstadt) mal zum Arbeiter- und Bauernparadies? :?:
Das war wahrscheinlich einer Derjenigen, die Die Linke mit ihrem dubiosen Wahlplakatentwurf “Nehmt den Wessis das Kommando“ treffen wollte und sich selbst dabei getroffen hätte. ;) :D

Wobei sie dem DDR Nachtrauerklientel, welches ich weiter oben beschrieb wohl aus dem Herzen gesprochen hätte.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Chajm »

JJazzGold hat geschrieben:(10 Jun 2021, 17:36)

Sozialstaat und völkisch-nationalistisch-biologietisch schließen sich nicht aus, das Muttergeld für “indigene“ Frauen als Anreiz Kinder zu bekommen, belegt das.
Was das "Muttergeld" betrifft, da haben die Kameraden aber gewaltig beim Adolf und auch beim Erich abgekupfert, denn beide Fuehrer suchten mit solchen Massnahmen ihr Volk zu begluecken.
Beim Postkartenmaler nannte es sich "Ehestandsdarlehen"
https://de.wikipedia.org/wiki/Ehestandsdarlehen
und beim Dachdecker "Ehekredit"
https://de.wikipedia.org/wiki/Ehekredit
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von JJazzGold »

Chajm hat geschrieben:(10 Jun 2021, 17:46)

Was das "Muttergeld" betrifft, da haben die Kameraden aber gewaltig beim Adolf und auch beim Erich abgekupfert, denn beide Fuehrer suchten mit solchen Massnahmen ihr Volk zu begluecken.
Beim Postkartenmaler nannte es sich "Ehestandsdarlehen"
https://de.wikipedia.org/wiki/Ehestandsdarlehen
und beim Dachdecker "Ehekredit"
https://de.wikipedia.org/wiki/Ehekredit
Hiess das bei Adolf nicht, “Schenkt dem Führer ein Kind“?
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von schokoschendrezki »

Chajm hat geschrieben:(10 Jun 2021, 17:40)

Und so richtig "ost-deutsch" scheint er auch nicht zu sein - oder gehoerte Goslar (seine Geburtsstadt) mal zum Arbeiter- und Bauernparadies? :?:
Diese ganze Debatte um die Aussagen von Wanderwitz hat natürlich das Potenzial, in einen im Grunde genommen provinziellen deutsch-deutschen Schlagabtausch abzugleiten.

Ich könnte ja noch mal auf die Vertriebenenverbände zurückkommen ... 70er Jahre, Heino, "Schlesierland, wir sehn uns wieder ..." Das wird man ja wohl noch singen dürfen! Oder wollen die Linksgrünen uns wirklich jeden Spaß verbieten? Tu ich aber nicht. (Na gut, hab' ich eben doch ... :p )

Der Punkt ist, dass die Tendenz nach rechts, völkisch, autoritär und identitär eine Tendenz in der Weltpolitik ist. Und zwar seit mehreren Dekaden. Wir geraten mit der Diskussion um die Sozialisierung der Ex-Ostdeutschen auf ein völlig provinzielles Nebengleis und sehen überhaupt nicht mehr, was tatsächlich vor sich geht in der Welt.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Astrocreep2000 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jun 2021, 16:20)
Es gibt aber keine solche "Besonderheiten". Die Gelbwestenbewegung in Frankreich, 22,9 Prozent 2009 für die Fremskrittpartiet in Norwegen, der Brexit, der Aufstieg der FPÖ in Österreich, und weiter in der Welt, der Aufstieg des Hindu-Nationalismus in Indien unter Modi, der Aufstieg Bolsonaros in Brasilien, die Trump-Wahl in den USA, der Nationalismus in Japan, die Migrationspolitik in Australien, der Aufstieg Berlusconis oder Salvinis in Italien, Putin, Erdogan und weiter und immer so weiter. Es gibt in der weltpolitischen Entwicklung weder eine Sonderstellung der Ex-DDR noch eine Sonderstellung Osteuropas sondern nur eine weltweite Rückkehr von Nationalismus, Autokratie, "IDentität", "Kulturalismus" und Rechtspopulismus. Seit langem schon.
Also besteht die Auffälligkeit gar nicht darin, dass die AfD in den neuen Bundesländern (12,5 Mio. Einwohner) durchgängig auf 20% kommt, sondern in den alten Bundesländern (70,5 Mio. Einwohner) lediglich auf 7-8% ...?
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von sünnerklaas »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jun 2021, 17:37)

Was die Einschätzung der AfD-Politik betrifft, ist das schon richtig. In Hinsicht auf die Wahrnehmung bei den Wählern nicht!

Ich sag dir nochmal: Typischerweise bei kleinen und mittleren Handwerksbetrieben, bei Autohändlern, Maurern und Zimmerleuten ... auch in den ostdeutschen Ländern ... da kannst Du hingehen und für die Abschaffung des Sozialstaats werben ... und ich versichere dir: Du wirst nur Beifall ernten! Und du kannst auch ruhig deftige Worte wählen. Die "Schmarotzer beseitigen" zum Beispiel.
Das finde ich immer wieder bemerkenswert - ausgerechnet Leute, die im Zweifelsfall vom Sozialstaat profitieren: Krankenkassenleistungen, Rehaleistungen der Rentenversicherung, Fort- oder Umschulung durch die Arbeitsagentur. Ich kenne so einige verunfallte Dachdecker und Zimmerleute. Wobei ich da dann eines interessant finde: diejenigen, die den Sozialstaat mit seinen Errungenschaften nie infrage gestellt haben, waren immer diejenigen, die auch nach Unfällen mit Spätfolgen immer wieder auf die Beine gekommen sind. Zum Beispiel, indem man dann den Ing. gemacht hat. Einem Bau-Ing oder Architektem als Bauleiter, der selber langjähriger Altgeselle war oder vielleicht sogar den Techniker- oder Meisterbrief hat, macht kein Firmenchef und kein Firmenbauleiter etwas vor. Das sind gesuchte Leute - selbst wenn sie gesundheitlich eingeschränkt sind. Aber Rico, Kevin, Igor, Zvonimir&Co., die gerne mal so nach Herzenslust herumhitlern, das sind die, die dann hinten runterfallen.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von sünnerklaas »

Astrocreep2000 hat geschrieben:(10 Jun 2021, 17:53)

Also besteht die Auffälligkeit gar nicht darin, dass die AfD in den neuen Bundesländern (12,5 Mio. Einwohner) durchgängig auf 20% kommt, sondern in den alten Bundesländern (70,5 Mio. Einwohner) lediglich auf 7-8% ...?
Das Heikle an der Sache ist, dass die Grenze dieses Phänomens entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze verläuft und viele Ostdeutsche die Kritik als Tiefschlag empfinden.
Man sollte mal ehrlich sein: das Verhältnis zwischen Ost- und Westdeutschen ist in Teilen zerrüttet und von tiefem Misstrauen, teilweise sogar von Generalverdacht geprägt. Deshalb ist für Ostdeutsche auch ganz schnell EDEKA (Ende Der KArriere): als Führungskräfte ungeeignet. Und Rico und Ronny sowie der aus dem Westen zugewanderte Rechtskader sowie die ostdeutschen AfD-Wähler, die so schön dem Wessi Höcke zujubeln, sorgen ja ungewollt dafür, dass die Vorbehalte und der Generalverdacht immer weiter bestehen bleibt. Im Zweifelsfall bekommt der türkischstämmige Kollege den Vorzug - der Ossi kann sich bewerben, ist aber außer Konkurrenz. Manchmal steht auf der zurückgeschickten Bewerbungsmappe am Ende noch ein handschriftlicher Vermerk drauf: Ossi? Nein Danke!. Ist übrigens legal, einen Ostdeutschen Bewerber so abzufertigen. Ostdeutsch ist keine Ethnie und auch keine Rasse. Aber eben auch kein richtiger Deutscher, sondern nur ein Dahergelaufener.
Die Diskriminierung Ostdeutscher ist übrigens ein großes Problem. Nur eben auch ein Tabu.

https://de.wikipedia.org/wiki/Diskrimin ... tdeutscher
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von schokoschendrezki »

JJazzGold hat geschrieben:(10 Jun 2021, 17:36)

Sozialstaat und völkisch-nationalistisch-biologietisch schließen sich nicht aus, das Muttergeld für “indigene“ Frauen als Anreiz Kinder zu bekommen, belegt das.
Das ist richtig. Den skandinavisch geprägten Sozialdemokratismus nicht zu vergessen. Mit dem u.a. von Anna und Gunnar Myrdal befürworteten Euthanasieprogramm in Schweden haben wir eine klassische Verbindung von völkisch-biologistischer und sozialdemokratischer Politik. Den Sozialstaat retten, indem die angeblich Lebensunwerten zwangssterilisiert werden.

Daran denken die AfD-Anhänger in Sachsen-Anhalt allerdings gewiss nicht. Man muss dabei beachten: In keinem anderen Bundesland herrscht ein derart gravierender Lehrermangel. Ganz objektiv gesehen ist der Lehrermangel in Sachsen-Anhalt das vielleicht überhaupt gravierendste Problem. Weil: Das muss man irgendwie lösen. Da hilft nix. Man kann eine ganze Weile Straßen, Eisenbahnen usw. vernachlässigen. Vielleicht auch das Gesundheitswesen. Aber es gibt Schulpflicht.

Ich habe alles mögliche im AfD-Programm zum Thema Schulbildung gelesen. Sport soll die Übergewichtigkeit von Kindern senken. Aber vom Hauptproblem Lehrermangel nix!
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von schokoschendrezki »

JJazzGold hat geschrieben:(10 Jun 2021, 17:44)

Das war wahrscheinlich einer Derjenigen, die Die Linke mit ihrem dubiosen Wahlplakatentwurf “Nehmt den Wessis das Kommando“ treffen wollte und sich selbst dabei getroffen hätte. ;) :D

Wobei sie dem DDR Nachtrauerklientel, welches ich weiter oben beschrieb wohl aus dem Herzen gesprochen hätte.
Ich weiß nicht, ich bin mir nicht sicher, ob es tatsächlich ein nennenswertes "DDR-Nachtrauerklientel" (außer vielleicht beim MDR) wirklich gibt.

Der Künstler Joseph Beuys wäre vor kurzem 100 geworden. In Teilen ziemlich klar ein völkisch-esoterischer, steineristischer bis in gewisser Hinsicht hitleristischer Künstler. Und doch stellvertretend für die Nachkriegsbundesrepublik. Auf DDR-Seite könnte man zum Vergleich eine Persönlichkeit wie Volker Braun nennen. ("Hamlet-Maschine"). So widersprüchlich komplex und in ihrer Kriegstraumaaufarbeitung verworren waren beide Nachkriegsgesellschaften.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von schokoschendrezki »

sünnerklaas hat geschrieben:(10 Jun 2021, 18:15)

Das Heikle an der Sache ist, dass die Grenze dieses Phänomens entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze verläuft und viele Ostdeutsche die Kritik als Tiefschlag empfinden.
Man sollte mal ehrlich sein: das Verhältnis zwischen Ost- und Westdeutschen ist in Teilen zerrüttet und von tiefem Misstrauen, teilweise sogar von Generalverdacht geprägt. Deshalb ist für Ostdeutsche auch ganz schnell EDEKA (Ende Der KArriere): als Führungskräfte ungeeignet. Und Rico und Ronny sowie der aus dem Westen zugewanderte Rechtskader sowie die ostdeutschen AfD-Wähler, die so schön dem Wessi Höcke zujubeln, sorgen ja ungewollt dafür, dass die Vorbehalte und der Generalverdacht immer weiter bestehen bleibt. Im Zweifelsfall bekommt der türkischstämmige Kollege den Vorzug - der Ossi kann sich bewerben, ist aber außer Konkurrenz. Manchmal steht auf der zurückgeschickten Bewerbungsmappe am Ende noch ein handschriftlicher Vermerk drauf: Ossi? Nein Danke!. Ist übrigens legal, einen Ostdeutschen Bewerber so abzufertigen. Ostdeutsch ist keine Ethnie und auch keine Rasse. Aber eben auch kein richtiger Deutscher, sondern nur ein Dahergelaufener.
Die Diskriminierung Ostdeutscher ist übrigens ein großes Problem. Nur eben auch ein Tabu.

https://de.wikipedia.org/wiki/Diskrimin ... tdeutscher
Ja. Nur, du hast mindestens diesen einen ungemein wichtigen Sonderfall nicht erwähnt. Den hat noch nichteinmal eine kurze Episode als FDJ-Funktionärin verhindert. Wie immer man zur Politik Merkels steht. Was war eigentlich passiert? Selbstverliebte Ego-Menschen wie Schröder, Merz und ganz besonders auch der Ex-Hessen-MP Roland Koch ... die haben gewisse Entwicklungen einfach nicht mitbekommen. Ein bissel vereinfacht gesagt: Die waren mit der Frage beschäftigt, ob ihr Ego, ihre Eitelkeit, ihre Person irgendwie beschädigt sein könnte und natürlich mit Selbstrechtfertigungen dafür, dass das auf keinen Fall so ist und ja gar nicht sein kann. Die standen mit ihren Freunden und Kumpels im Lift und tranken einen Kaffee und diskutierten über diese Fragen während Angela Merkel ungerührt im Treppenhaus hochkletterte, weil ihr das halt nix ausmachte, nicht mit den Chefs, die immer die Chefs sind, im Lift zu stehen.

Man kann diesen Einzelfall allerdings nicht verallgemeinern. Ein Politiker wie Gregor Gysi ist alles andere als uneitel. Darüber hinaus und davon unabhängig - ohne dass ich inhaltlich irgendwie für seine Politik stehen würde - halte ich ihn -als Person - für den begabtesten und klügsten Politiker beider Nachkriegsdeutschländer.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von discipula »

JJazzGold hat geschrieben:(10 Jun 2021, 17:39)

Ich bitte mich aus Ihrem kruden Frauenbild auszuschließen.
Mag sein, dass Sie sich nur fähig fürs Mikromanagement halten.
Ich kann mehr.
ich bin auch eine Frau, die nicht zu Mikromanagement neigt. als Kinderlose ist das wohl einfacher.

Trotzdem gibt es die Tendenz, dass Frauen in den von ihnen beherrschten Räumen zu Mikromanagement neigen. Geschlechter sind nicht gleich.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von discipula »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jun 2021, 17:41)

Wenn sie verordnet werden sollen nicht!
äh doch, sowas ist doch zum Beispiel ein völlig normaler Inhalt von Lehrplänen. :?:
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von schokoschendrezki »

sünnerklaas hat geschrieben:(10 Jun 2021, 18:01)

Das finde ich immer wieder bemerkenswert - ausgerechnet Leute, die im Zweifelsfall vom Sozialstaat profitieren: Krankenkassenleistungen, Rehaleistungen der Rentenversicherung, Fort- oder Umschulung durch die Arbeitsagentur. Ich kenne so einige verunfallte Dachdecker und Zimmerleute. Wobei ich da dann eines interessant finde: diejenigen, die den Sozialstaat mit seinen Errungenschaften nie infrage gestellt haben, waren immer diejenigen, die auch nach Unfällen mit Spätfolgen immer wieder auf die Beine gekommen sind. Zum Beispiel, indem man dann den Ing. gemacht hat. Einem Bau-Ing oder Architektem als Bauleiter, der selber langjähriger Altgeselle war oder vielleicht sogar den Techniker- oder Meisterbrief hat, macht kein Firmenchef und kein Firmenbauleiter etwas vor. Das sind gesuchte Leute - selbst wenn sie gesundheitlich eingeschränkt sind. Aber Rico, Kevin, Igor, Zvonimir&Co., die gerne mal so nach Herzenslust herumhitlern, das sind die, die dann hinten runterfallen.
Ich verstehe, was Du meinst. Und trotzdem: Die AfD-affinen Leute im Osten, und ich kenne persönlich so einige. .... Ihre Lieblingssätze fangen mit "Die sollen erstmal" an. Die sollen erstmal was leisten ... und nicht von unseren Sozialstaat profitieren. Und damit meinen sie keineswegs nur MIgranten, Fremde und "Linksversiffte". Es ist ein kompletter Irrtum, davon auszugehen, dass AfD-Affine Leute im Osten irgendwie Sozialstaatsfreunde sind. Es sind in der Regel Leute, die zumindest meinen, dass man irgendwie was leisten muss. Auch wenn sie selbst effektiv vielleicht gar nicht so viel leisten.

Eine andere Generalerzählung geht gegen die "Lügenpresse" und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Diese sogenannte 86-Cent-Debatte in Sachsen-Anhalt (Gebührenanhebung) war ein Schlüsselding in jüngerer Zeit. Mit den 86 Cent gehts in der Fokussierung auch nicht, überhaupt nicht um irgendein Ausruhen auf irgendwas. Sondern im Gegenteil: Um die Verschleuderung von sozusagen durch die Leistungsträger der Gesellschaft erarbeiteten Reichtum durch irgendwie lügnerische, träge, aussaugende Journalistenkarnaille. Bei "Panorama" eben gabs in der Richtung grad einen regelrechten Wutausbruch. Ja ... der eigentliche Punkt dabei ist das Thema UK und BBC. Die BBC war im Grunde genommen für das Nachkriegsdeutschland eine Art Lehrmeister in Sachen unabhängiger Berichterstattung. Heute gehts in UK gegen die BBC. In Magdeburg oder Stassfurt gehts im Grunde um dieselben Dinge wie heute in London. Das ist der Punkt! Leute wie Wanderwitz lenken mit ihren Sozialisierungszeug im Grunde genommen von den eigentlichen und wesentlichen politischen Wandlungsprozessen in der Weltpolitik ab.

Auf jeden Fall und nochmal: AfD-affine Menschen im Osten sind alles andere als irgendwie Sozialstaatsbefürworter. Sondern ganz im Gegenteil: Gnadenlose Leistungseinforderer! Mit der einen Einschränkung, dass das kerndeutsche Volk und traditonelle deutsche Werte wie Familie einen Sonderschutz genießen sollen.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Do 10. Jun 2021, 22:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von schokoschendrezki »

discipula hat geschrieben:(10 Jun 2021, 21:53)

äh doch, sowas ist doch zum Beispiel ein völlig normaler Inhalt von Lehrplänen. :?:
Es gibt in Deutschland keine "Lehrpläne", die soweit vorschreibend konkretisiert sind, dass sie zwingend die Besichtigung der Mittelalter-Burgen in Sachsen-Anhalt vorschreiben. Du kannst genausogut die Geschichte der Namibia-Kinder in Stassfurt als Schülerprojekt durchziehen.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von discipula »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jun 2021, 22:54)

Es gibt in Deutschland keine "Lehrpläne", die soweit vorschreibend konkretisiert sind, dass sie zwingend die Besichtigung der Mittelalter-Burgen in Sachsen-Anhalt vorschreiben. Du kannst genausogut die Geschichte der Namibia-Kinder in Stassfurt als Schülerprojekt durchziehen.
Früher hieß das "Heimatkunde", und doch doch, das ist schon sinnvoll, wenn man erst mal die Geschichte der eigenen Region kennt. und das nicht nur, weil so die Exkursionen günstiger sind.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Astrocreep2000 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jun 2021, 22:43)
(...)Bei "Panorama" eben gabs in der Richtung grad einen regelrechten Wutausbruch. Ja ... der eigentliche Punkt dabei ist das Thema UK und BBC. Die BBC war im Grunde genommen für das Nachkriegsdeutschland eine Art Lehrmeister in Sachen unabhängiger Berichterstattung. Heute gehts in UK gegen die BBC. In Magdeburg oder Stassfurt gehts im Grunde um dieselben Dinge wie heute in London. Das ist der Punkt! Leute wie Wanderwitz lenken mit ihren Sozialisierungszeug im Grunde genommen von den eigentlichen und wesentlichen politischen Wandlungsprozessen in der Weltpolitik ab.
Wenn ich mich dazu einmal selbst zitieren darf (Du hattest dazu - noch - nicht Stellung bezogen):
Astrocreep2000 hat geschrieben:(10 Jun 2021, 17:53)
Also besteht die Auffälligkeit gar nicht darin, dass die AfD in den neuen Bundesländern (12,5 Mio. Einwohner) durchgängig auf 20% kommt, sondern in den alten Bundesländern (70,5 Mio. Einwohner) lediglich auf 7-8% ...?
Ich versuche es mal ohne Ironie/vielleicht deutlicher:

Der "internationale Trend" den Du beschreibst, macht offensichtlich einen Bogen um die westdeutschen Bundesländer, in denen immerhin 85% der Bevölkerung leben.

In Sachsen-Anhalt - das uns in den letzten Tagen so beschäftigte, leben 2,3 Mio. Menschen, dass entspricht 2,7% der Bevölkerung.
Von denjenigen, die dort gewählt haben, haben Dreiviertel NICHT die AfD gewählt.

Wenn ich mir diese Zahlen vergegenwärtige, frage ich mich, ob die AfD nicht viel mehr Aufmerksamkeit bekommt, als ihr eigentlich zusteht ...
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von JJazzGold »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jun 2021, 19:01)

Ich weiß nicht, ich bin mir nicht sicher, ob es tatsächlich ein nennenswertes "DDR-Nachtrauerklientel" (außer vielleicht beim MDR) wirklich gibt.

Der Künstler Joseph Beuys wäre vor kurzem 100 geworden. In Teilen ziemlich klar ein völkisch-esoterischer, steineristischer bis in gewisser Hinsicht hitleristischer Künstler. Und doch stellvertretend für die Nachkriegsbundesrepublik. Auf DDR-Seite könnte man zum Vergleich eine Persönlichkeit wie Volker Braun nennen. ("Hamlet-Maschine"). So widersprüchlich komplex und in ihrer Kriegstraumaaufarbeitung verworren waren beide Nachkriegsgesellschaften.
Bei meinen diversen Aufenthalten im Osten der Republik ist mir mehr als ein DDR Nachtrauerrer begegnet, mit der Argumentation, die ich oben aufgeführt habe, sinngemäß, früher war alles besser und heute kräht kein Hahn mehr nach uns.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Meruem »

Astrocreep2000 hat geschrieben:(10 Jun 2021, 23:07)

Wenn ich mich dazu einmal selbst zitieren darf (Du hattest dazu - noch - nicht Stellung bezogen):


Ich versuche es mal ohne Ironie/vielleicht deutlicher:

Der "internationale Trend" den Du beschreibst, macht offensichtlich einen Bogen um die westdeutschen Bundesländer, in denen immerhin 85% der Bevölkerung leben.

In Sachsen-Anhalt - das uns in den letzten Tagen so beschäftigte, leben 2,3 Mio. Menschen, dass entspricht 2,7% der Bevölkerung.
Von denjenigen, die dort gewählt haben, haben Dreiviertel NICHT die AfD gewählt.

Wenn ich mir diese Zahlen vergegenwärtige, frage ich mich, ob die AfD nicht viel mehr Aufmerksamkeit bekommt, als ihr eigentlich zusteht ...
Ja genau die gleiche Frage habe ich mir auch schon gestellt, ich glaube die Blaubraunen der AFD werden stärker geredet als die letztlich sind und selbst im Osten wie Sachsen Anhalt gezeigt hat wachsen die Bäume der AFD nicht in den Himmel immerhin gut - 4 % weniger als noch zur letzten Landtagswahl dort.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von sünnerklaas »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jun 2021, 22:43)

Ich verstehe, was Du meinst. Und trotzdem: Die AfD-affinen Leute im Osten, und ich kenne persönlich so einige. .... Ihre Lieblingssätze fangen mit "Die sollen erstmal" an. Die sollen erstmal was leisten ... und nicht von unseren Sozialstaat profitieren. Und damit meinen sie keineswegs nur MIgranten, Fremde und "Linksversiffte". Es ist ein kompletter Irrtum, davon auszugehen, dass AfD-Affine Leute im Osten irgendwie Sozialstaatsfreunde sind. Es sind in der Regel Leute, die zumindest meinen, dass man irgendwie was leisten muss. Auch wenn sie selbst effektiv vielleicht gar nicht so viel leisten.
Dahinter steckt die verdeckte Forderung, dass sich nichts ändern solle. Bevor das Problem ABC auch nur angesprochen werden darf, solle man erst einmal.
Eine andere Generalerzählung geht gegen die "Lügenpresse" und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Diese sogenannte 86-Cent-Debatte in Sachsen-Anhalt (Gebührenanhebung) war ein Schlüsselding in jüngerer Zeit. Mit den 86 Cent gehts in der Fokussierung auch nicht, überhaupt nicht um irgendein Ausruhen auf irgendwas. Sondern im Gegenteil: Um die Verschleuderung von sozusagen durch die Leistungsträger der Gesellschaft erarbeiteten Reichtum durch irgendwie lügnerische, träge, aussaugende Journalistenkarnaille. Bei "Panorama" eben gabs in der Richtung grad einen regelrechten Wutausbruch. Ja ... der eigentliche Punkt dabei ist das Thema UK und BBC. Die BBC war im Grunde genommen für das Nachkriegsdeutschland eine Art Lehrmeister in Sachen unabhängiger Berichterstattung. Heute gehts in UK gegen die BBC. In Magdeburg oder Stassfurt gehts im Grunde um dieselben Dinge wie heute in London. Das ist der Punkt! Leute wie Wanderwitz lenken mit ihren Sozialisierungszeug im Grunde genommen von den eigentlichen und wesentlichen politischen Wandlungsprozessen in der Weltpolitik ab.
Zumindest für das ehemalige RGW-Gebiet ist da durchaus ein Körnchen Wahrheit dran. Der Kalte Krieg wurde auch und vor allem über Rundfunk und Fernsehen ausgetragen. Und da wurden auf beiden Seiten Bilder gemalt, die mit der tatsächlichen Lebensrealität in Ost und West nichts zu tun hatten. Aber das ist nur ein Nebensapekt. Die größte Wut auf den ÖRR richtet sich gegen investigative Formate: warum denn jetzt genau über das Problem DEF jetzt berichtet würde, wenn davon keiner etwas erfahren hätte, wäre das Problem jetzt nicht da. Außerdem: man solle doch mal den "Alten Mann in Ruhe" lassen, der hätte niemandem etwas getan. Und überhaupt, wie stünde man jetzt da.

Auf jeden Fall und nochmal: AfD-affine Menschen im Osten sind alles andere als irgendwie Sozialstaatsbefürworter. Sondern ganz im Gegenteil: Gnadenlose Leistungseinforderer! Mit der einen Einschränkung, dass das kerndeutsche Volk und traditonelle deutsche Werte wie Familie einen Sonderschutz genießen sollen.
Es gibt die These, dass es in Ostdeutschland eben noch den sogenannten "Kleinen Mann" und die "Kleinen Leute" gibt. Und zwar im Sinne der von Wolfgang Menge geschaffenen Kunstfigur des "Alfred Tetzlaff". Ich finde, die Kunstfigur Alfred Tetzlaff mit ihrer Lebenseinstellung und -haltung ist aktueller denn je.

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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von sünnerklaas »

JJazzGold hat geschrieben:(11 Jun 2021, 07:53)

Bei meinen diversen Aufenthalten im Osten der Republik ist mir mehr als ein DDR Nachtrauerrer begegnet, mit der Argumentation, die ich oben aufgeführt habe, sinngemäß, früher war alles besser und heute kräht kein Hahn mehr nach uns.
Da wird ja inzwischen selbst 1989 schlecht geredet. Darin kommt ein stets wiederkehrender Satz vor: wenn wir gewusst hätten, was die Wessis für Leute sind...
Allerdings glaube ich da inzwischen einen historisch-kulturellen Faktor ausgemacht zu haben, der eine nicht unerhebliche Rolle spielt: In weiten Teilen Westdeutschlands war die preußische Episode eben nur eine historisch kurze Episode, die im Wesentlichen gerade einmal 80 Jahre angedauert hat. Die Preußischen Gebiete, die vor 1863/66 in Westdeutschland zu Preußen gehört haben, waren Exklaven (Rheinland/Westfalen, Ostfriesland). Der Rest kam erst 1866, nach dem deutsch-deutschen Krieg per Annexion dazu. Und beliebt waren die Preußen in Hannover, Hessen-Kassel etc. nie. Es gab schon gleich nach dem 1. WK in der Weimarer Republik konkrete Überlegungen, Preußen aufzulösen und die einzelnen Provinzen, v.a. die Provinz Hannover als Niedersachsen zu einem selbständigen Land zu machen.
In weiten Teilen Ostdeutschlands dagegen waren Preußen, sein Geist und seine Kultur eine über Jahrhunderte prägende Erscheinung. Nicht einmal die DDR hat das - trotz gegenteiliger Beteuerungen - ablegen können und wollen.

Etwas OT: am Bahnhof Minden (Westfalen) kann man die Grenzsituation aus der Zeit vor 1866 sehr eindrucksvoll betrachten. Der Bahnhof Minden ist nach meiner Kenntnis der letzte erhaltene Grenzbahnhof aus der Zeit. Auf der südlichen Seite des Bahnhofsgebäudes fuhren die Züge in Richtung Hannover ab bzw. kamen an, auf der nördlichen Seite die Züge in Richtung des schon vor 1866 preußischen Rheinlands und Westfalens. Im Bahnhof befand sich vor 1866 die Grenzkontrolle. Der Bahnhof selbst befindet sich auf einem heute noch zu großen Teilen erhaltenen Festungsgelände. Die Forts in Minden waren Verteidigungsanlagen gegen das Königreich Hannover.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jun 2021, 19:01)

Ich weiß nicht, ich bin mir nicht sicher, ob es tatsächlich ein nennenswertes "DDR-Nachtrauerklientel" (außer vielleicht beim MDR) wirklich gibt.

Der Künstler Joseph Beuys wäre vor kurzem 100 geworden. In Teilen ziemlich klar ein völkisch-esoterischer, steineristischer bis in gewisser Hinsicht hitleristischer Künstler. Und doch stellvertretend für die Nachkriegsbundesrepublik. Auf DDR-Seite könnte man zum Vergleich eine Persönlichkeit wie Volker Braun nennen. ("Hamlet-Maschine"). So widersprüchlich komplex und in ihrer Kriegstraumaaufarbeitung verworren waren beide Nachkriegsgesellschaften.
Es geht ja auch nicht um "nachtrauern", sondern um die Analyse, was die letzten 30 Jahre schiefgelaufen ist. Und da sagt Wanderwitz in einem seiner Interviews richtig (übrigens genau, wie es Gysi immer gesagt hat), dass es besser gewesen wäre, auch paar positive Dinge aus der DDR ins neue vereinte Deutschland zu übernehmen, z. B. den polytechnischen Charakter der Schulbildung, Ganztagsschulen, Frauenförderung (zum Beispiel wurden den Frauen ihr Job "reserviert", wenn sie in der Baby-Pause waren, allein Erziehende wurden besonders unterstützt, heute haben sie ein hohes Armutsrisiko etcpp), die viel fortschrittlicheren Regeln zum Schwangerschaftsabbruch und und und. Davon hätten dann beide Seiten was gehabt, Ost und West. Und es hätte dazu beigetragen, dass sich der eine Teil nicht so stark entwertet gefühlt hätte, weil ein paar Dinge aus dem früheren Leben für beide Seiten als erhaltenswert gesehen worden wären. Dass andererseits die diktatorische inhumane Seite der DDR natürlich keiner "mitnehmen" wollte, muss ja nicht erst erwähnt werden.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von sünnerklaas »

Selina hat geschrieben:(11 Jun 2021, 09:57)

Es geht ja auch nicht um "nachtrauern", sondern um die Analyse, was die letzten 30 Jahre schiefgelaufen ist. Und da sagt Wanderwitz in einem seiner Interviews richtig (übrigens genau, wie es Gysi immer gesagt hat), dass es besser gewesen wäre, auch paar positive Dinge aus der DDR ins neue vereinte Deutschland zu übernehmen, z. B. den polytechnischen Charakter der Schulbildung, Ganztagsschulen, Frauenförderung (zum Beispiel wurden den Frauen ihr Job "reserviert", wenn sie in der Baby-Pause waren, allein Erziehende wurden besonders unterstützt, heute haben sie ein hohes Armutsrisiko etcpp), die viel fortschrittlicheren Regeln zum Schwangerschaftsabbruch und und und. Davon hätten dann beide Seiten was gehabt, Ost und West. Und es hätte dazu beigetragen, dass sich der eine Teil nicht so stark entwertet gefühlt hätte, weil ein paar Dinge aus dem früheren Leben für beide Seiten als erhaltenswert gesehen worden wären. Dass andererseits die diktatorische inhumane Seite der DDR natürlich keiner "mitnehmen" wollte, muss ja nicht erst erwähnt werden.
Eines der Hauptprobleme ist, dass 1990 20 Mio zu 60 Mio gekommen sind. Die Westdeutschen waren nicht nur in der Mehrheit, sie waren in der Zweidrittel-Mehrheit. Das hat man in der Besoffenheit der Euphorie auf beiden Seiten nicht bedacht. Und da ist dann schnell von westdeutscher Seite der Hinweis da, die Ostdeutschen hätten ihre Füße unter den Tisch der Westdeutschen gestellt, also hätten sie die Klappe zu halten. Sie hätten Westmark und Reisefreiheit bekommen, das Land sei wiederaufgebaut worden. Das müsse reichen.
Ich finde es bemerkenswert, dass das Thema anscheinend auf beiden Seiten ein absolutes Tabu ist, das man sich nicht anzusprechen traut und lieber unter den Teppich kehrt. Es ist anscheinend leichter und einfacher, Strohpuppen auszulegen, allein um die Erzählung von dem "Einen Volk" aufrecht erhalten zu können, das "Opfer" von irgendwem anderes wäre. Dass das Problem tiefer geht, wird oft entrüstet zurückgewiesen. Wenn man die Diskussion begänne, zerbräche das Land in zwei sich feindlich gesonnene Teile - so ein häufig vorgetragenes Argument.
Ich wage einmal die provokante These: 1990 waren sich die alte Bundesrepublik und die DDR um ein vielfaches fremder, als die alte Bundesrepublik und Österreich, die Schweiz und Luxemburg oder die deutschsprachigen Regionen in Belgien, Dänemark, in Namibia und Nordbrasilien. Dass man dieselbe Sprache spricht, bedeutet noch lange nicht, dass man einander versteht.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von JJazzGold »

Selina hat geschrieben:(11 Jun 2021, 09:57)

Es geht ja auch nicht um "nachtrauern", sondern um die Analyse, was die letzten 30 Jahre schiefgelaufen ist. Und da sagt Wanderwitz in einem seiner Interviews richtig (übrigens genau, wie es Gysi immer gesagt hat), dass es besser gewesen wäre, auch paar positive Dinge aus der DDR ins neue vereinte Deutschland zu übernehmen, z. B. den polytechnischen Charakter der Schulbildung, Ganztagsschulen, Frauenförderung (zum Beispiel wurden den Frauen ihr Job "reserviert", wenn sie in der Baby-Pause waren, allein Erziehende wurden besonders unterstützt, heute haben sie ein hohes Armutsrisiko etcpp), die viel fortschrittlicheren Regeln zum Schwangerschaftsabbruch und und und. Davon hätten dann beide Seiten was gehabt, Ost und West. Und es hätte dazu beigetragen, dass sich der eine Teil nicht so stark entwertet gefühlt hätte, weil ein paar Dinge aus dem früheren Leben für beide Seiten als erhaltenswert gesehen worden wären. Dass andererseits die diktatorische inhumane Seite der DDR natürlich keiner "mitnehmen" wollte, muss ja nicht erst erwähnt werden.
Ab 1990 waren wir eine Einheit. Was hat den einen Teil, der beileibe keinen Gesamtteil darstellt, davon abgehalten für die als positiv betrachteten Themen zu werben und sich gesamtgesellschaftlichen Schulterschlußes zu versichern?
Dafür hätte es allerdings zuvor die Erkenntnis gebraucht, dass den “Wessis“ eine SED Wahl nicht zuzumuten ist. Mit 0 Engagement und nur Jammern kommt man nicht weit. Das lernt auch noch die Nachfolgegeneration, die erst bei der heutigen ex SED ihre “schöne Welt“ suchte und sie jetzt bei der AfD sucht.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Selina »

sünnerklaas hat geschrieben:(11 Jun 2021, 10:15)

Eines der Hauptprobleme ist, dass 1990 20 Mio zu 60 Mio gekommen sind. Die Westdeutschen waren nicht nur in der Mehrheit, sie waren in der Zweidrittel-Mehrheit. Das hat man in der Besoffenheit der Euphorie auf beiden Seiten nicht bedacht. Und da ist dann schnell von westdeutscher Seite der Hinweis da, die Ostdeutschen hätten ihre Füße unter den Tisch der Westdeutschen gestellt, also hätten sie die Klappe zu halten. Sie hätten Westmark und Reisefreiheit bekommen, das Land sei wiederaufgebaut worden. Das müsse reichen.
Ich finde es bemerkenswert, dass das Thema anscheinend auf beiden Seiten ein absolutes Tabu ist, das man sich nicht anzusprechen traut und lieber unter den Teppich kehrt. Es ist anscheinend leichter und einfacher, Strohpuppen auszulegen, allein um die Erzählung von dem "Einen Volk" aufrecht erhalten zu können, das "Opfer" von irgendwem anderes wäre. Dass das Problem tiefer geht, wird oft entrüstet zurückgewiesen. Wenn man die Diskussion begänne, zerbräche das Land in zwei sich feindlich gesonnene Teile - so ein häufig vorgetragenes Argument.
Ich wage einmal die provokante These: 1990 waren sich die alte Bundesrepublik und die DDR um ein vielfaches fremder, als die alte Bundesrepublik und Österreich, die Schweiz und Luxemburg oder die deutschsprachigen Regionen in Belgien, Dänemark, in Namibia und Nordbrasilien. Dass man dieselbe Sprache spricht, bedeutet noch lange nicht, dass man einander versteht.
Sehr gute Beschreibung der damaligen Situation. Es gab und gibt zu wenig Augenhöhe. Ausschließlich die Ostdeutschen hatten gefälligst die immer Lernenden zu sein. Diese Einstellung hält bis heute an. Auch die Komplett-Zerschlagung der geistigen Elite des Ostens war ein Fehler, der bis heute nachwirkt. Damit meine ich nicht die staats- und parteinahen Leute, die nun wirklich nicht mehr in der ersten Reihe stehen sollten verständlicherweise, sondern sämtliche Wissenschaftler und die gesamten "Geistesschaffenden", wie es so schön hieß, auf allen möglichen wichtigen Posten verloren ihre Jobs. Darunter auch Leute ohne verbissene SED-Neigung, kritische Leute, solche, die ihr kritisches Denken natürlich auch mitgebracht hätten ins vereinte Deutschland... Alle Unis und Institute wurden unter West-Leitung gestellt. Alle Gerichte hier in der Region wurden quasi über Nacht bayrisch. Dass da viele Ostdeutsche was von "Besatzern" sagen, ist demzufolge doch verständlich. Zumal diese Posten auch nicht immer von den allerbesten Westleuten übernommen worden sind. Ausnahmen bestätigten die Regel.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jun 2021, 17:31)

Das müsste man konkret belegen. Ich weiß jedenfalls aus dem Sachsen-Anhalt-Wahlkampf absolut nix von einem rundum-sorglos-Sozialstaatsprogramm.

Im Übrigen ist das Programm des Landesverbandes ja kein Geheimnis. Es lässt sich als PDF downloaden. Abschnitt eins widmet sich ausführlich dem "Corona-Irrsinn". In Abschnitt II gehts um Soziales und Familie. Er beginnt damit, dass die AfD etwas gegen das Aussterben des deutschen Volkes und für traditionelle Werte wie "Familie" unternehmen will. Verstehen Sie denn nicht, dass das kein auf Sorgenfreiheit orientiertes Sozialprogramm ist sondern ein völkisch-nationalistisch-biologistisches Programm? Wenn es konkret wird: In Kitas und Schulen soll deutsch verordnet werden und die Kinder und Jugendlichen sollen mit der besonders in Sachsen-Anhalt vorhandenen Traditionskultur, den vielen Burgen und Schlössern vertraut gemacht werden. Ja. Toll. Sorgenfreiheit und Staatsdominiertheit ist etwas völlig anderes.
Wenn du schon Familie in Anführungsstriche setzt, hast du absolut keine Ahnung, welchen Stellenwert die Familie - und damit ist NICHT nur die Kernfamilie gemeint - in anderen Ländern, bei anderen Völkern hat. Schau mal nach Italien, Spanien oder noch ein Stück weiter weg, nach Asien und Ozeanien, was Familie dort für die Menschen bedeutet. Der familieäre Zusammenhalt, den du dort vorfindest, muss doch die reinste Horrorvorstellung sein. Wenn ich "unseren" Portugiesen im Verein - der bereits 20 Jahre in Deutschland lebt, hier Frau und Kinder hat - von und über "seine" Familie "zu Hause" sprechen höre, lege ich die Ohren mit Schwung an.
Und stell dir vor, da geht es auch in erster Linie darum, dass die Familie, dass das Volk nicht ausstirbt und das ganz ohne AfD.
Und was die deutsche Sprache angeht - nun, wir leben in Deutschland und in Deutschland wird nunmal deutsch gesprochen, die Amts- und Verwaltungssprache ist ebenfalls deutsch ("und nicht suaheli"), also sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass (auch) in der Schule deutsch gesprochen und gelehrt wird, was natürlich nicht ausschließt, dass auch Fremdsprachen (Englisch, Französisch, Russisch) gelehrt werden, weil die heute schlicht zur Allgemeinbildung gehören.
Am Vertrautmachen mit kulturellen Traditionen und der Geschichte des Landes ist ebenfalls nichts ausszusetzen, außer man hat ein Problem mit "der" Geschichte. Nur sollte man bedenken, dass ein Volk, das keine Geschichte, keine Traditionen hat bzw diese leugnet, auch keine Zukunft hat.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Dark Angel »

discipula hat geschrieben:(10 Jun 2021, 17:34)

Das sind doch die linksgrünen Parteien , die das tun, nicht die AfD :?:



Frauen lieben Mikromanagement.

Frauen sind jene, die kleine Kinder beaufsichtigen, dort geht es nicht anders. aber jetzt machen sie es in der Politik mit Erwachsenen.
Häää? Aus welcher Gruft bist du denn gekrochen?
Kleine Kinder beaufsichtigen können Väter sehr gut. Das konnte mein Mann bereits vor 41 Jahren (so alt ist mein Sohn) hervorragend. ER war derjenige, der unsere Kinder in die Kinderkrippe bzw den Kindergarten gebracht hat, weil ich als Betriebsingenieur im Bergbau auf den Werksverkehr angewiesen war und meine Areitszeit NICHT verlagern konnte. Ich habe eine Stunde früher angefangen als mein Mann. Dafür hatte ich eine Stunde früher Feierabend und habe die Kinder abgeholt. Kindererziehung und Betreuung erfolgte gemeinsam, ebenso wie die Erledigung der Hausarbeit.
Wie gesagt, das war bereits vor 41 Jahren völlig normal bei vollbeschäftigten Eltern.
Mir wäre niemals in den Sinn gekommen, länger als durch sozialpolitische Maßnahmen abgedeckt, auf die Erwerbstätigkeit zu verzichten.
So viel zu Thema "dort geht es nicht anders". Selbstverständlich geht es auch anders, man muss nur wollen!
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Dark Angel »

sünnerklaas hat geschrieben:(10 Jun 2021, 18:01)

Das finde ich immer wieder bemerkenswert - ausgerechnet Leute, die im Zweifelsfall vom Sozialstaat profitieren: Krankenkassenleistungen, Rehaleistungen der Rentenversicherung, Fort- oder Umschulung durch die Arbeitsagentur. Ich kenne so einige verunfallte Dachdecker und Zimmerleute. Wobei ich da dann eines interessant finde: diejenigen, die den Sozialstaat mit seinen Errungenschaften nie infrage gestellt haben, waren immer diejenigen, die auch nach Unfällen mit Spätfolgen immer wieder auf die Beine gekommen sind. Zum Beispiel, indem man dann den Ing. gemacht hat. Einem Bau-Ing oder Architektem als Bauleiter, der selber langjähriger Altgeselle war oder vielleicht sogar den Techniker- oder Meisterbrief hat, macht kein Firmenchef und kein Firmenbauleiter etwas vor. Das sind gesuchte Leute - selbst wenn sie gesundheitlich eingeschränkt sind. Aber Rico, Kevin, Igor, Zvonimir&Co., die gerne mal so nach Herzenslust herumhitlern, das sind die, die dann hinten runterfallen.
Genauso sieht's aus. Die oben genannten, wählen eher selten AfD, sondern ...
In sofern passt das schon mit den "Abgehängten" die vorrangig AfD wählen.
Interessanterweise sind das aber auch die, die der "Ostalgie" verfallen sind, die nie wirklich in einer Demokratie angekommen sind.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jun 2021, 19:01)

Ich weiß nicht, ich bin mir nicht sicher, ob es tatsächlich ein nennenswertes "DDR-Nachtrauerklientel" (außer vielleicht beim MDR) wirklich gibt.

Der Künstler Joseph Beuys wäre vor kurzem 100 geworden. In Teilen ziemlich klar ein völkisch-esoterischer, steineristischer bis in gewisser Hinsicht hitleristischer Künstler. Und doch stellvertretend für die Nachkriegsbundesrepublik. Auf DDR-Seite könnte man zum Vergleich eine Persönlichkeit wie Volker Braun nennen. ("Hamlet-Maschine"). So widersprüchlich komplex und in ihrer Kriegstraumaaufarbeitung verworren waren beide Nachkriegsgesellschaften.
Na sicher gibt es die - vor allem in der "Provinz" - und es gibt nicht wenige!
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von sünnerklaas »

Selina hat geschrieben:(11 Jun 2021, 11:56)

Sehr gute Beschreibung der damaligen Situation. Es gab und gibt zu wenig Augenhöhe. Ausschließlich die Ostdeutschen hatten gefälligst die immer Lernenden zu sein. Diese Einstellung hält bis heute an. Auch die Komplett-Zerschlagung der geistigen Elite des Ostens war ein Fehler, der bis heute nachwirkt. Damit meine ich nicht die staats- und parteinahen Leute, die nun wirklich nicht mehr in der ersten Reihe stehen sollten verständlicherweise, sondern sämtliche Wissenschaftler und die gesamten "Geistesschaffenden", wie es so schön hieß, auf allen möglichen wichtigen Posten verloren ihre Jobs. Darunter auch Leute ohne verbissene SED-Neigung, kritische Leute, solche, die ihr kritisches Denken natürlich auch mitgebracht hätten ins vereinte Deutschland... Alle Unis und Institute wurden unter West-Leitung gestellt. Alle Gerichte hier in der Region wurden quasi über Nacht bayrisch. Dass da viele Ostdeutsche was von "Besatzern" sagen, ist demzufolge doch verständlich. Zumal diese Posten auch nicht immer von den allerbesten Westleuten übernommen worden sind. Ausnahmen bestätigten die Regel.
Erschwerend kommt dann noch hinzu, dass einige aus Ostdeutschland dann in ihrer Wut und Enttäuschung aufführen, wie die Axt im Walde - und damit dann regelmässig sämtliche im Westen bestehenden Vorurteile ungewollt bestätigen. Und auch Wessis bekommen es hin, dafür zu sorgen, dass bestehende Vorurteile in Ostdeutschland bestätigt werden.
Ich finde es grauenhaft, dass kaum jemand diese sehr wichtige Debatte führen will. Alljährlich klopft man sich am 03. Oktober gegenseitig auf die Schulter und alles ist klasse, alles ist toll. Nein - in manchen Aspekten ist nichts toll, da sind manch wichtige Dinge richtig in die Hose gegangen.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jun 2021, 22:54)

Es gibt in Deutschland keine "Lehrpläne", die soweit vorschreibend konkretisiert sind, dass sie zwingend die Besichtigung der Mittelalter-Burgen in Sachsen-Anhalt vorschreiben. Du kannst genausogut die Geschichte der Namibia-Kinder in Stassfurt als Schülerprojekt durchziehen.
Doch gibt es! Es gibt sehr wohl Vorgaben in Lehrplänen, die eine Besichtigung mittelalterlicher Burgen und eine Erklärung von Funktion und Geschichte dieser Bauwerke und zwar im Rahmen des Sachkundeunterrichts und/oder von Projekttagen.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Teeernte »

Selina hat geschrieben:(11 Jun 2021, 11:56)

Sehr gute Beschreibung der damaligen Situation. Es gab und gibt zu wenig Augenhöhe. Ausschließlich die Ostdeutschen hatten gefälligst die immer Lernenden zu sein. Diese Einstellung hält bis heute an. Auch die Komplett-Zerschlagung der geistigen Elite des Ostens war ein Fehler, der bis heute nachwirkt. Damit meine ich nicht die staats- und parteinahen Leute, die nun wirklich nicht mehr in der ersten Reihe stehen sollten verständlicherweise, sondern sämtliche Wissenschaftler und die gesamten "Geistesschaffenden", wie es so schön hieß, auf allen möglichen wichtigen Posten verloren ihre Jobs. Darunter auch Leute ohne verbissene SED-Neigung, kritische Leute, solche, die ihr kritisches Denken natürlich auch mitgebracht hätten ins vereinte Deutschland... Alle Unis und Institute wurden unter West-Leitung gestellt. Alle Gerichte hier in der Region wurden quasi über Nacht bayrisch. Dass da viele Ostdeutsche was von "Besatzern" sagen, ist demzufolge doch verständlich. Zumal diese Posten auch nicht immer von den allerbesten Westleuten übernommen worden sind. Ausnahmen bestätigten die Regel.
:thumbup:

Die "beste" Leistung - Ostlehrer herabzusetzen...nicht zu Verbeamten...aber Westlehrer und Westdirektoren als Beamte vorzusetzen - hat auch die (vorrangig Ost-) Schüler gut "sozialisiert".

Nun will "Direktor" keiner mehr machen.... - auch die anderen Jobs - wie ....Bürgermeister - .... oder (Freiwillige) Feuerwehr - ...sollens doch die Wessis selber machen.

Bundeswehr ? ....Staat...Beamte ?
Verschiedene Untersuchungen haben nachgewiesen, dass Ostdeutsche in Führungspositionen bis heute fast durchweg und teilweise krass unterrepräsentiert sind. Mittlerweile wird dies auch von zahlreichen Politikern als Problem anerkannt. Während eine Minderheit von ihnen darum eine Ostquote fordert, hält eine Mehrheit sie entweder für nicht wünschenswert oder für nicht praktikabel, da man gar nicht mehr so ohne Weiteres unterscheiden könne, wer überhaupt Ost- und wer Westdeutscher sei.
Die Jugend zieht in den Westen - da schaut keiner nach dem Geburtsort.
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Teeernte »

Dark Angel hat geschrieben:(11 Jun 2021, 12:47)

Doch gibt es! Es gibt sehr wohl Vorgaben in Lehrplänen, die eine Besichtigung mittelalterlicher Burgen und eine Erklärung von Funktion und Geschichte dieser Bauwerke und zwar im Rahmen des Sachkundeunterrichts und/oder von Projekttagen.
https://www.bildung-lsa.de/pool/RRL_Leh ... _gesch.pdf

inne Jeschichte... :D :D :D auch in Stassfurt.
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von BlueMonday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jun 2021, 18:18)

Das ist richtig. Den skandinavisch geprägten Sozialdemokratismus nicht zu vergessen. Mit dem u.a. von Anna und Gunnar Myrdal befürworteten Euthanasieprogramm in Schweden haben wir eine klassische Verbindung von völkisch-biologistischer und sozialdemokratischer Politik. Den Sozialstaat retten, indem die angeblich Lebensunwerten zwangssterilisiert werden.

Daran denken die AfD-Anhänger in Sachsen-Anhalt allerdings gewiss nicht.
Wieso sollten sie auch? Oder hat die AfD ihre politischen Wurzeln nun auch noch in der Sozialdemokratie? Da müsste man eher die Genossen erinnern, wie so ein zünftiger Sozialdemoktrat damals getickt hat, in Sachen "sozialer Hygiene" und nicht nur in Schweden. Da wird es einige "memory holes" in eigener Sache geben, so sehr sie sich ja für die besseren Demokraten halten.
Die AfD ist letztlich ein billiges Schreckgespenst für die Altparteien, das sie bei jeder Gegelegenheit an die Wand malen, um von den eigenen Untiefen abzulenken und das Wählerschaf aufzuschrecken und in die richtige Richtung zu bugsieren. Zu "mobilisieren" im Wahlkampfslang.
Man muss dabei beachten: In keinem anderen Bundesland herrscht ein derart gravierender Lehrermangel. Ganz objektiv gesehen ist der Lehrermangel in Sachsen-Anhalt das vielleicht überhaupt gravierendste Problem. Weil: Das muss man irgendwie lösen. Da hilft nix. Man kann eine ganze Weile Straßen, Eisenbahnen usw. vernachlässigen. Vielleicht auch das Gesundheitswesen. Aber es gibt Schulpflicht.
Also "mehr Lehrer" damit dann was passiert? Dass die Schüler etwas von den finsteren Ecken der Sozialdemokratie erfahren, um dann später kein Kreuz bei der falschen Alternative zu machen?
Wenn, dann geht es in erster Linie um Qualitäten und Inhalte, die Art und Weise und nicht um plumpe Quantitäten. Allein diese Dauerwahlwerbungsblase der FDP spricht da Bände: "Bildung, Bildung, Bildung". Als ob es gänzlich egal wäre, was man oben in den "Bildungstrichter" schüttet, Hauptsache viel und unausweichlich(Schulzwang, den wahrhaft "Liberale" als erstes angehen und abschaffen müssten).

Was hat nun unser "Wähler" zu wählen an der Wahlurne bei diesem Thema?
Bei den Altparteien im Grunde nichts anderes als den großen alternativlosen Bildungstrichter, in den mal wieder mehr (Steuer)Geld geschüttet werden soll. Die einzige Partrei, der man da eine spürbare Alternative zutrauen könnte, ist eben die AfD, bei er es als einzige Partei überhaupt Stimmen gibt, die Schulpflicht abzuschaffen, diese dicke heilige Kuh anzutasten, genauso wie den "ÖRR". Und da sind wir wieder beim Demokratiebegriff, bei dem die Alten, Etablierten unter "Demokratie" kaum mehr als den Status quo und dessen Behauptung gegen jede wesentliche Änderung meinen. Und dann der Vorwurf "Diktatursozialisierung" von eben jenen.

Was ist nun näher an einem Bildungsdiktakt? Ein Beschulungszwang oder die Abschaffung desselben? Was ist ein Diktat, eine Diktatur? Die erzwungene Unausweichlichkeit, die fehlenden Alternativen, die fehlende Freiheit zu wählen. Und das Ganze hat recht wenig mit DDR vs BRD zu schaffen, die aliberalen Wurzeln dafür liegen viel weiter zurück.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von discipula »

Dark Angel hat geschrieben:(11 Jun 2021, 12:31)

Häää? Aus welcher Gruft bist du denn gekrochen?
definitiv nicht aus jener, in der verpasst wurde, dir Manieren und Höflichkeit zu vermitteln. :rolleyes:


Kleine Kinder beaufsichtigen können Väter sehr gut.
Was nichts daran ändert, dass in den letzten 10000 Jahren oder so, also seit Menschengedenken, die Aufsicht über kleine Kinder vor allem von Frauen erledigt wurde und wird.

sei das privat als Mutter, ältere Schwester, Tante - oder im beruflichen Rahmen, als Grundschullehrerin oder Kita-Mitarbeiterin: Frauen soweit das Auge reicht.


Wie gesagt, das war bereits vor 41 Jahren völlig normal bei vollbeschäftigten Eltern.
DDR?

hier ( Schweiz) kümmert sich die Mutter. plus professionelle Betreuerinnen. mit wenigen Ausnahmen.

Mir wäre niemals in den Sinn gekommen, länger als durch sozialpolitische Maßnahmen abgedeckt, auf die Erwerbstätigkeit zu verzichten.
Kinder betreuen, erziehen und lehren wird auch von vielen Frauen als Beruf gewählt. von Männern eher nicht.

So viel zu Thema "dort geht es nicht anders". Selbstverständlich geht es auch anders, man muss nur wollen!
[/quote]

Schwanger werden Frauen, nicht Männer. Stillen können Frauen, nicht Männer.

Es ist völlig normal, dass Mutter und Kind enger aneinander gebunden sind als Vater und Kind.

Man kann schon natürliche Prozesse aus ideologischen Gründen verändern. wenn man will bis zur Unkenntlichkeit. ich bezweifle allerdings, dass das eine gute Idee sei.

....

Dass Frauen es lieben, wenn es detaillierte Regeln für alle und alles gibt, und es gar nicht mögen, wenn es Abweichungen vom gesetzten Standard gibt, und "brav, gehorsam und lieb sein" sehr hoch im Kurs steht, lässt sich mit etwas offenen Augen sehr häufig beobachten.

.dass Männer generell etwas wurstiger sind, dito.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von BlueMonday »

Selina hat geschrieben:(11 Jun 2021, 11:56)

Sehr gute Beschreibung der damaligen Situation. Es gab und gibt zu wenig Augenhöhe.
Die Augenhöhe kann man auch herstellen, indem man sich gerade hinstellt...
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Vongole »

discipula hat geschrieben:(11 Jun 2021, 14:34)

(....)

Dass Frauen es lieben, wenn es detaillierte Regeln für alle und alles gibt, und es gar nicht mögen, wenn es Abweichungen vom gesetzten Standard gibt, und "brav, gehorsam und lieb sein" sehr hoch im Kurs steht, lässt sich mit etwas offenen Augen sehr häufig beobachten.

..
Mag in Heidi-Land noch gelten, obwohl ich das arg bezweifele, aber bitte nicht von sich auf andere schließen.
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"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von franzmannzini »

JJazzGold hat geschrieben:(10 Jun 2021, 16:59)
Ich schrieb nicht, dass der Mensch sich nicht ändern kann, wenn er will. Aber offensichtlich wollen sich einige Menschen nicht ändern.
Ändern wohin ? Jeder der eine Bevormundung durch den Staat in der DDR nicht "mochte", der mag sie in der heutigen Form auch nicht.
Viele andere mußten sich nicht groß ändern
JJazzGold hat geschrieben:Ich schrieb auch nicht, dass die DDR das sozialistische Paradies war, sondern dass Großeltern und Eltern gibt, die sie ihren Kindern und Enkelkindern als solches darstellen. Nicht die gesamte Bevölkerung der DDR war protestierend durch die Straßen gezogen und nicht jede/r war glücklich, als die Mauer fiel.[/color]
Da ist die Frage, warum es sich so glaubhaft anhört, wenn manche von der DDR schwärmen. Vor einiger Zeit habe ich wieder eine von diesen leidigen Dokumentationen zur DDR gesehen.
Es ging um Wohnungen, wieder zeigte man die maroden Gebäude auf Hinterhöfen, wieder zeigte man nicht das Innere der Wohnungen, es ging um Fassaden und Architektur,
selbst der Plattenbau bekam wieder sein Fett weg.
Die, welche da anfänglich durch die Straßen zogen, waren bereit für ein weiteres Experiment, und nicht für eine Übernahme des "Systems" Marktwirtschaft.
Später kamen dann die Menschen en Masse dazu, welche skandierten "Wenn die D-Mark nicht zu uns kommt, dann kommen wir zu ihr",
die waren schon in der DDR "vorsozialisiert", und passen hier prima rein.
JJazzGold hat geschrieben:Würden die AfD Wähler Ihren letzten Abschnitt beherzigen, dann würden sie definitiv nicht AfD wählen,
denn die kommt gar nicht erst in Regierungsverantwortung. [/color]
Viele wählen die AFD, weil es ihnen mit den aktuellen Regierungen schlecht geht, oder zumindest schätzen sie ihre Lage so ein.
Ob die AFD hier der Heilsbringer sein wird wage ich zu bezweifeln, doch ist es weiter hin an den "etablierten" Parteien um diese Bürger zu werben
und Versprechen einzuhalten.
Und da ist es kontraproduktiv, wenn genau diese Parteien, allen voran Herr Wanderwitz (CDU) hier der Meinung ist,
das es nicht notwendig sei, aus dem Grunde einer vermuteten "Diktatursozialisierung", die Bewerbungen um diese Bürger einzustellen.
franzmannzini

Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von franzmannzini »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jun 2021, 17:09)
... Jetzt sind sie generationswechselbedingt mehr oder weniger einfach weg. Und die junge Generation der Nachwendebundesrepublik hat auf der rechten Seite des politischen Spektrums das Ruder übernommen. Und das wäre meine These zu den Ursachen der Radikalisierung der AfD.
Sie kümmert sich, oder hofiert ihre aktuelle Klientel.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von discipula »

Vongole hat geschrieben:(11 Jun 2021, 15:26)

Mag in Heidi-Land noch gelten, obwohl ich das arg bezweifele, aber bitte nicht von sich auf andere schließen.
Jetzt mit Corona hat man diesen Nanny- Führungsstil weltweit in höchsten Regierungskreisen beobachten können.

Auch wenn es um Umweltschutz geht, ist das Verfahren "eine Regelung für jeden Einzelfall" sehr beliebt. eben wie im Kindergarten, wo in langen diplomatischen Gesprächen geklärt wird, wer in welcher Reihenfolge wie lang mit dem grünen Schäufelchen spielen darf.
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Selina
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jun 2021, 17:37)

Was die Einschätzung der AfD-Politik betrifft, ist das schon richtig. In Hinsicht auf die Wahrnehmung bei den Wählern nicht!

Ich sag dir nochmal: Typischerweise bei kleinen und mittleren Handwerksbetrieben, bei Autohändlern, Maurern und Zimmerleuten ... auch in den ostdeutschen Ländern ... da kannst Du hingehen und für die Abschaffung des Sozialstaats werben ... und ich versichere dir: Du wirst nur Beifall ernten! Und du kannst auch ruhig deftige Worte wählen. Die "Schmarotzer beseitigen" zum Beispiel.
Genau aus diesen Kreisen kam auch die Begeisterung für die NSDAP. Aus den Klein-aber-mein-Kreisen. Diese Sündenbock-Strategen. Jemand brachte hier das schöne Beispiel von Ekel Alfred. Genauso ist es. Und so piefig-miefig, kleingeistig und lächerlich das alles auch ist, es ist auch saugefährlich.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Vongole »

discipula hat geschrieben:(11 Jun 2021, 16:21)

Jetzt mit Corona hat man diesen Nanny- Führungsstil weltweit in höchsten Regierungskreisen beobachten können.
(..)
Was hat das mit deinem vorsintflutlichen Frauenbild zu tun? Gar nichts.
Genauso wenig, wie die weltweiten Corona-Maßnahmen unter Nanny-Führungsstil zu subsumieren.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jun 2021, 16:20)

Der Kanzlerkandidat der Union, Laschet, zieht im Grunde genommen wie kaum ein anderer eine Traditionserzählung ab. Wenn auch eine andere als die vom angeblich fürsorglichen Parteistaat. Seine Erzählung geht in die Richtung Bergmannssohn, Begrmanns-Vertrauen (ganz wichtig), Fleiß und Industrie, Wachstum und Wohlstand, Ruhrgebiet, Wir können es schaffen und du kannst es auch schaffen.

Kritische Geister sehen die Verhältnisse viel klarer. Viel distanzierter. Ohne jegliche Herkunftsloyalität.

Und in vielen Kommentaren zu den Bemerkungen von Wanderwitz hört man so etwas wie einen richtigen und passendern Hinweis auf die "besonderen" Verhältnisse in der Ex-DDR wie auch in ganz Osteuropa. Es gibt aber keine solche "Besonderheiten". Die Gelbwestenbewegung in Frankreich, 22,9 Prozent 2009 für die Fremskrittpartiet in Norwegen, der Brexit, der Aufstieg der FPÖ in Österreich, und weiter in der Welt, der Aufstieg des Hindu-Nationalismus in Indien unter Modi, der Aufstieg Bolsonaros in Brasilien, die Trump-Wahl in den USA, der Nationalismus in Japan, die Migrationspolitik in Australien, der Aufstieg Berlusconis oder Salvinis in Italien, Putin, Erdogan und weiter und immer so weiter. Es gibt in der weltpolitischen Entwicklung weder eine Sonderstellung der Ex-DDR noch eine Sonderstellung Osteuropas sondern nur eine weltweite Rückkehr von Nationalismus, Autokratie, "IDentität", "Kulturalismus" und Rechtspopulismus. Seit langem schon.
Kann man nicht besser sagen. Das ist der Kern. Wobei ich sünnerklaas auch recht gebe, wenn er sich fragt, was uns eigentlich hindert, diese deutsch-deutschen Verhältnisse und Befindlichkeiten mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Nach so langer Zeit... Man denkt immer, je weiter weg das zeitlich alles ist, desto größer könnte die Gelassenheit in der Bewertung doch eigentlich sein. Aber denkste, einige werden heute noch richtig wütend, wenn sie darüber reden. Ob Wut aber der richtige Ratgeber für die Analyse der damaligen und heutigen Verhältnisse ist, dürfte fraglich sein.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von discipula »

Vongole hat geschrieben:(11 Jun 2021, 16:34)

Was hat das mit deinem vorsintflutlichen Frauenbild zu tun? Gar nichts.
der Hinweis auf einen realen Ist- Zustand besagt nichts über einen möglichen Soll- Zustand. bitte keine voreiligen Schlussfolgerungen.
Genauso wenig, wie die weltweiten Corona-Maßnahmen unter Nanny-Führungsstil zu subsumieren.
Ich fühlte mich absolut wieder in den Kindergarten versetzt, lauter Leute, die mir ständig sagen, ich müsse die Hände waschen, und um welche Zeit ich zuhause sein muss, und wen ich besuchen darf. :rolleyes:

doch doch, ich fühlte mich behandelt wie damals als Vierjährige. wo ich doch, mit eintretendem Erwachsensein, davon ausging, diesen Quatsch für immer hinter mir zu haben :rolleyes:

aber den Nannystaat haben wir auch im politischen Modebegriff "Nudging", im Regulieren einzelner Gegenstände wie Plastikröhrchen, in für-krank-erklären von allem, was nur ein bisschen auffällt....
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Dark Angel »

discipula hat geschrieben:(11 Jun 2021, 14:34)
Was nichts daran ändert, dass in den letzten 10000 Jahren oder so, also seit Menschengedenken, die Aufsicht über kleine Kinder vor allem von Frauen erledigt wurde und wird.
Was vor allem nichts daran ändert, dass das Dummsinn ist, was du da von dir gibst.
Vor ca. 10.000 Jahren - also mit Ende der letzten Eiszeit - begann die Sesshaftwerdung (Neolithisierung) der Menschen. Die Menschen bauten bereits feste bzw sogar befestigte Siedlungen, betrieben jedoch noch Jagd- und Sammelwirtschaft, allerdings schon in Richtung gesellschaftlicher Arbeitsteilung. Frauen, die für die Nahrungsbeschafffung verantwortlich sind, haben wichtigeres zu tun als "Aufsicht über kleine Kinder zu erledigen", ganz davon abgesehen, dass Kinder - auch kleine Kinder - keine Kindheit im heutigen Sinne hatten bzw kannten. Sobald die selbständig laufen konnten wurden sie in die anfallenden Arbeiten mit einbezogen, was gleichzeitig eine jahrelange Ausbildung darstellte. Wir haben immer wieder Befunde, die bereits bei (kleinen) Kindern Veränderungen am Skelett zeigen, die auf körperlich schwere Arbeit(en) hindeuten.
Kinder - auch kleine - wurden nicht von Frauen beaufsichtigt, sondern bereits im Alter ab 4 bis 5 Jahren, denen "beigegeben", deren Tätigkeiten sie erlernen und ausüben sollten.
Es war bis weit ins 19. Jh. hinein Gang und Gäbe, dass Kinder bereits sehr früh für die Beschaffung des Lebensunterhalts mit aufkommen mussten. Bevölkerungsökonomen sprechen in diesem Zusammenhang von Kindernutzen. In Deutschland wurde Kinderarbeit erst mit Bismarcks Sozialgesetzgebung und Einführung der allgemeinen Schulpflicht verboten - also nach 1871.

Und nein, in einer Ehe/Beziehung, die auf Gleichberechtigung basiert, in der sich die Partner auf Augenhöhe begegnen, teilen sich die Eltern die Erziehung und Betreuung der Kinder, was sehr viel umfanreicher ist als nur "beaufsichtigen".

discipula hat geschrieben:(11 Jun 2021, 14:34)sei das privat als Mutter, ältere Schwester, Tante - oder im beruflichen Rahmen, als Grundschullehrerin oder Kita-Mitarbeiterin: Frauen soweit das Auge reicht.
Grundschullehrer und Erzieher beaufsichtigen Kinder nicht, sie unterrichten und erziehen sie ==> sie erfüllen den "Erziehungsauftrag" des Staates und sind gleichzeitig erwerbstätig.
Es ging um die Erwerbstätigkeit von Frauen, nicht darum, welche Berufe sie präferieren.
Dass Frauen Berufe präferieren, in denen sie MIT Menschen (nicht nur Kindern) arbeiten, ist ja nun wirklich nichts neues.
Jeder Evolutionsbiologe und/oder Evolutionspsychologe kann dir erklären WARUM das so ist.
Ändert aber wiederum nichts an der Tatsache, dass auch Männer eine enge Bindung zu ihrem Nachwuchs entwickeln können
discipula hat geschrieben:(11 Jun 2021, 14:34)DDR?
Ja und? Zumindest mit der Gleichberechtigung von Mann und Frau hat's funktioniert und Frauen, die so genannte Männerberufe gewählt haben, wurden nicht schräg von der Seite angeguckt.

discipula hat geschrieben:(11 Jun 2021, 14:34)hier ( Schweiz) kümmert sich die Mutter. plus professionelle Betreuerinnen. mit wenigen Ausnahmen.
Schweiz - naja das erklärt manches. Da dürfen ja auch Frauen erst seit 50 Jahren wählen.
discipula hat geschrieben:(11 Jun 2021, 14:34)Kinder betreuen, erziehen und lehren wird auch von vielen Frauen als Beruf gewählt. von Männern eher nicht.
Was hat das mit deinem sonderbaren Frauenbild zu tun. Spielt doch keine Rolle, WELCHE Berufe Frauen präferieren, entscheident ist, DASS sie erwerbstätig sind und nicht als "Heimchen am Herd, dem Mann den Rücken frei halten".
Berufe in Erziehung, Pflege bzw Gesundheitswesen sind anspruchsvolle Berufe.
discipula hat geschrieben:(11 Jun 2021, 14:34)Schwanger werden Frauen, nicht Männer. Stillen können Frauen, nicht Männer.
Und was hat das, bitte sehr, damit zu tun, dass Frauen erwerbstätig sind, sein wollen und nicht "dem Mann den Rücken frei halten"?

discipula hat geschrieben:(11 Jun 2021, 14:34)Es ist völlig normal, dass Mutter und Kind enger aneinander gebunden sind als Vater und Kind.
Nein, ist es nicht!
Auch wenn Frauen häufiger und mehr Zeit in Erziehung und Betreuung von Kindern investieren, bedeutet das NICHT, dass nicht auch Männer/Väter eine sehr enge Bindung zu ihrem Kind/ihren Kindern eingehen können und das i.d.R. auch tun.
discipula hat geschrieben:(11 Jun 2021, 14:34)Man kann schon natürliche Prozesse aus ideologischen Gründen verändern. wenn man will bis zur Unkenntlichkeit. ich bezweifle allerdings, dass das eine gute Idee sei.
Nein, kann man NICHT!

....
discipula hat geschrieben:(11 Jun 2021, 14:34)Dass Frauen es lieben, wenn es detaillierte Regeln für alle und alles gibt, und es gar nicht mögen, wenn es Abweichungen vom gesetzten Standard gibt, und "brav, gehorsam und lieb sein" sehr hoch im Kurs steht, lässt sich mit etwas offenen Augen sehr häufig beobachten.
Nein, NICHT Frauen lieben es ..., weil das so pauschal auf Frauen eben NICHT zutrifft. Es mag auf einige Frauen zutreffen, auf manche, aber NICHT pauschal auf Frauen.
Naja, das von dir beschriebene lässt sich nur dann beobachten, wenn man einen sehr eng begrenzten Horizont hat, aber einen sehr eng begrenzten.
Bei den, hier im Forum anwesenden, Frauen wirst du derartige beobachtungen NICHT machen können und zwar ausnahmslos bei allen. - Mit einer Ausnahmen vielleicht.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von BlueMonday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jun 2021, 16:20)
Es gibt in der weltpolitischen Entwicklung weder eine Sonderstellung der Ex-DDR noch eine Sonderstellung Osteuropas sondern nur eine weltweite Rückkehr von Nationalismus, Autokratie, "IDentität", "Kulturalismus" und Rechtspopulismus. Seit langem schon.
Sicherlich, nur ist das ist keine "Rückkehr", sondern Teil geschichtlicher Wellenbewegungen zwischen "größer, totaler, zentraler, gleicher..." und der Fragmentierungen wieder in kleinere politische Entscheidungsstrukturen. Ein Indikator dafür sind die ja wieder aufbrechenden Sezessionsbewegungen (Spanien, GB, EU). Geschichtlich geht es immer nur voran. Das eine löst das andere ab, wenn Stimmungen ausreichend kippen.

Allein dieses ewige Narrativ, dass die Zentralisierung oder "Harmonisierung" zu einem ganz großen Gebilde etwas grundsätzlich Progressives und Begrüßenswertes und jegliche Verkleinerung der Strukturen ein Rückschlag, ein Zurückfallen in Vergangenes wäre, ist keine wertfreie oder faire Betrachtung, sondern eben eine voreingenommene.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von oga »

discipula hat geschrieben:(10 Jun 2021, 17:34)
Frauen lieben Mikromanagement.

Siehe Beifahrerin. :D
I guess I should warn you, if I turn out to be particularly clear, you've probably misunderstood what I've said.
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