Diktatursozialisierung?

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Selina
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Selina »

Teeernte hat geschrieben:(30 Jul 2021, 11:00)

Das "Aussterben" der Wessis in "OST" Führungspositionen wird noch einige Jahre auf sich warten lassen.....

Besonders auch GUUUUT zu sehen - dass der >> "Besatzer" nicht einlenken will. WEITER SO - AUF DEM BEWÄHRTEM KURS. Der Missionierung der Aborigines in den OST TOWN Ships.

Gibt es noch ein "Stärkeres" Mittel als mit AFD zurückzutreten ??? Gib Tips !
Wir sind ja politisch ein großes Stück auseinander. Aber in einigen Punkten kann ich deinen kräftigen sprachlichen Bildern nur zustimmen, zum Beispiel, was die "Missionierung der Aborigines in den Ost-Townships" anbelangt :D
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PeterK
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von PeterK »

Selina hat geschrieben:(29 Jul 2021, 23:37)
So so, die Bemühungen zur Entnazifizierung haben im Westen nie aufgehört, schreibst du. Aber wann begannen sie bei euch? Wenn das angeblich alles so toll gelaufen ist mit der Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit und das kontinuierlich erfolgt sein soll, dann ...
Man kann wohl ohne West-Ost-Gezacker feststellen, dass beide Deutschlands sich bei dem Thema nicht mit allzuviel Ruhm bekleckert haben.
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Teeernte
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Teeernte »

PeterK hat geschrieben:(30 Jul 2021, 12:00)

Man kann wohl ohne West-Ost-Gezacker feststellen, dass beide Deutschlands sich bei dem Thema nicht mit allzuviel Ruhm bekleckert haben.
:thumbup:

MANN//FRAU Ost wird sich vom Besatzer-Wessi keine "Ost-Diktatur-Sozialisierung" vorwerfen lassen
-..... wenn man dem Großmufti-West nicht jeden Tag die Hand leckt !
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JJazzGold
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von JJazzGold »

Selina hat geschrieben:(30 Jul 2021, 11:54)

Wir sind ja politisch ein großes Stück auseinander. Aber in einigen Punkten kann ich deinen kräftigen sprachlichen Bildern nur zustimmen, zum Beispiel, was die "Missionierung der Aborigines in den Ost-Townships" anbelangt :D
Waren Sie oder Teeernte jemals im Leben in einem Township?
Ich kenne südafrikanische Townships und keinem von ihnen beiden würde ich wünschen, dort auch nur einen Monat leben zu müssen, auch wenn mich diese Ossi Arroganz, sich mit den bedauernswerten Township Bewohnern gleichsetzen zu wollen inzwischen nur noch zum kalte Schulter zucken animiert.
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Selina
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Selina »

JJazzGold hat geschrieben:(30 Jul 2021, 12:16)

Waren Sie oder Teeernte jemals im Leben in einem Township?
Ich kenne südafrikanische Townships und keinem von ihnen beiden würde ich wünschen, dort auch nur einen Monat leben zu müssen, auch wenn mich diese Ossi Arroganz, sich mit den bedauernswerten Township Bewohnern gleichsetzen zu wollen inzwischen nur noch zum kalte Schulter zucken animiert.
Noch nie was von sprachlichen Bildern... und von Sarkasmus gehört?
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von JJazzGold »

Selina hat geschrieben:(30 Jul 2021, 12:33)

Noch nie was von sprachlichen Bildern... und von Sarkasmus gehört?
Welches “sarkastische“, sprachliche Bild zur Beschreibung Ihrer beider Ost Gefühle kommt als nächstes? Apartheid? Und dann Holocaust? Wie viel AfD darf es denn sein?
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Teeernte »

JJazzGold hat geschrieben:(30 Jul 2021, 12:16)

Waren Sie oder Teeernte jemals im Leben in einem Township?
Ich kenne südafrikanische Townships und keinem von ihnen beiden würde ich wünschen, dort auch nur einen Monat leben zu müssen, auch wenn mich diese Ossi Arroganz, sich mit den bedauernswerten Township Bewohnern gleichsetzen zu wollen inzwischen nur noch zum kalte Schulter zucken animiert.

Leider war hier im Osten grad kein Ayatollah zur Hand - da haben die Deutsch SÜDOST auf ANC .....ääääähmmm Afd zurückgegriffen.

Das DAS nicht besser ist - tjaaaa nix neues.... aber BESSER als NUR den "Hintern" hingehalten.

Der "Konflikt" gut durch OSSIS verfilmt... https://www.youtube.com/watch?v=NeQM1c-XCDc

(Der Wessi hat 2 Schlagringe....der OSSI nur einen.. :D :D :D )

Apropo Kalt...
Wir (wir sind, wir sind, wir sind, wir sind)
Sind schon sehr lang zusammen (ihr seid, ihr seid, ihr seid, ihr seid)
Dein Atem kalt ....


Deutschland, mein Herz in Flammen
Will dich lieben und verdammen
Deutschland, dein Atem kalt
So jung, und doch so alt
Deutschland!
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Selina »

JJazzGold hat geschrieben:(30 Jul 2021, 12:43)

Welches “sarkastische“, sprachliche Bild zur Beschreibung Ihrer beider Ost Gefühle kommt als nächstes? Apartheid? Und dann Holocaust? Wie viel AfD darf es denn sein?
Vorsicht! Immer schön vor der eigenen (Partei-)Tür kehren, wenn es um das Billigen oder Bagatellisieren von neurechtem Denken geht. Herr Gauland meinte ja, er könne sich eine Zusammenarbeit mit der FDP gut vorstellen. Wie PeterK richtig sagte, die Nazizeit-Aufarbeitung und die damit unter anderem verbundene heutige Rechtsradikalisierung (füge ich hinzu) ist ein gesamtdeutsches Problem.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von PeterK »

Selina hat geschrieben:(30 Jul 2021, 12:33)
Noch nie was von sprachlichen Bildern... und von Sarkasmus gehört?
Ich habe relativ viel in RSA gearbeitet und bin auch der Ansicht, dass eine (und sei es "sarkastische") Gleichsetzung von Townships mit irgendwelchen Gemeinden im Osten Deutschlands fehl am Platz ist.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von JJazzGold »

Selina hat geschrieben:(30 Jul 2021, 12:58)

Vorsicht! Immer schön vor der eigenen (Partei-)Tür kehren,...
Ich bin kein Parteisoldat wie Sie.
Mein Kehren ist in diesem Fall nicht nötig, denn weder würde ich mich mit Aborgines identifizieren, noch lebe ich in einem Township. Das haben diese Menschen nicht verdient, dass sich der sattgefressene, ein gesichertes Leben führende und von einem vergoldeten Sozialssystem aufgefangene ex Ossi sich über sie lustig macht, indem sie/er meint, sich situativ vergleichen zu dürfen und danach dreist behauptet, das wäre ja nur Sarkasmus.
Das ist das Stilmittel der AfD, das Sie sich zu eigen machen, oder dem applaudieren, beides gleich verwerflich.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Teeernte »

JJazzGold hat geschrieben:(30 Jul 2021, 13:43)

Ich bin kein Parteisoldat wie Sie.
Mein Kehren ist in diesem Fall nicht nötig, denn weder würde ich mich mit Aborgines identifizieren, noch lebe ich in einem Township. Das haben diese Menschen nicht verdient, dass sich der sattgefressene, ein gesichertes Leben führende und von einem vergoldeten Sozialssystem aufgefangene ex Ossi sich über sie lustig macht, indem sie/er meint, sich situativ vergleichen zu dürfen und danach dreist behauptet, das wäre ja nur Sarkasmus.
Das ist das Stilmittel der AfD, das Sie sich zu eigen machen, oder dem applaudieren, beides gleich verwerflich.
Nun - es ist eine Sichtweise -

Die der geübte Wessi nur vergleichen könnte - wenn ALLE Posten durch SED Kader//Nationale Front besetzt währen....einschliesslich KIRCHE und Sozialamt.

Vom kleinen Schul-Leiter bis bis zum Richter. Wie schön dass ein paar Stasi´s es bis in den Verfassungsschutz geschafft haben...

LUSTIG mein ich es BESTIMMT NICHT !!

....und nur NEBENBEI ->> die AfD ist für das "BOOT" Deutschland für JEDEN Passagier die selbe Gefahr. Nur Blöd dass man gleich dazu noch die Haie füttert.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von JJazzGold »

Teeernte hat geschrieben:(30 Jul 2021, 14:02)

Nun - es ist eine Sichtweise -

Die der geübte Wessi nur vergleichen könnte - wenn ALLE Posten durch SED Kader//Nationale Front besetzt währen....einschliesslich KIRCHE und Sozialamt.

Vom kleinen Schul-Leiter bis bis zum Richter. Wie schön dass ein paar Stasi´s es bis in den Verfassungsschutz geschafft haben...

LUSTIG mein ich es BESTIMMT NICHT !!

....und nur NEBENBEI ->> die AfD ist für das "BOOT" Deutschland für JEDEN Passagier die selbe Gefahr. Nur Blöd dass man gleich dazu noch die Haie füttert.
Wir kennen uns hier im Forum schon so lange, dass Sie wissen müssten, dass ich sowohl Die Linke, als auch die AfD ablehne, ohne wenn und aber, oder irgendwelcher versuchten Weichzeichnung von linker Seite.

Ich kann nachvollziehen, dass 30 Jahre Aufholjagd anstrengend sind, aber auf der Jagd waren wir beide, Ost und West.

Wirft man dagegen regelmäßig einen Blick in die südafrikanischen Townships, dann ist dort weder von Aufholen, noch von Jagd auch nur irgendetwas zu spüren und die Lebensbedingungen sind übel bis lebensbedrohlich. Weshalb ich kein Verständnis für solche Gleichsetzungen habe.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

franzmannzini hat geschrieben:(29 Jul 2021, 21:21)

Natürlich bleibt es Dir überlassen neue Punkte in den Diskurs einzuführen. Wie wäre es mit national befreiten Zonen ?
https://www.bpb.de/geschichte/zeitgesch ... t-und-west
Die sind hier längst genannt worden. Hast Du vielleicht nur vergessen. Und was bitte sollen "national befreite Zonen" sein?

Was den BPB-Text betrifft: Ich bin nicht der Meinung, dass man ein Problem jetzt nicht mehr beim Namen nennen darf, weil sich dadurch jemand in seinen Gefühlen verletzt fühlen könnte.
Nein Du hast eines, denn Du siehst sie überall.
Es gibt diese überdurchschnittlich hohe Zahl von AfD-Wählern und Anhängern des völkischen "Flügels" im Osten also überhaupt nicht. Die existieren nur in meiner Phantasie. Schon klar. Es hat ja Tradition im Osten, die Existenz faschistischen Gedankenguts zu leugnen.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

Selina hat geschrieben:(29 Jul 2021, 23:37)

So so, die Bemühungen zur Entnazifizierung haben im Westen nie aufgehört, schreibst du. Aber wann begannen sie bei euch? Wenn das angeblich alles so toll gelaufen ist mit der Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit und das kontinuierlich erfolgt sein soll, dann erheben sich folgende Fragen: Warum hat dann die westdeutsche Studentenbewegung in den Jahren 1967/68 eine vollständige Entnazifizierung der deutschen Gesellschaft und einen konsequenten Antifaschismus gefordert? Weil da alles schon aufgearbeitet war bei euch? Nee nee. Im Gegenteil: Untern Teppich gekehrt wurde das meiste. In den Familien wurde geschwiegen zu diesem Thema. Die Studenten fragten ihre Eltern und Großeltern: Wo wart ihr damals? Was habt ihr getan? Sie forderten sie auf, endlich zu reden, Farbe zu bekennen. In den 1960ern! Stichwort: "Muff unter den Talaren". Und warum musste erst so viel Zeit vergehen, bis der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker in seiner beachtlichen Rede von 1985 anlässlich des 40. Jahrestages des Kriegsendes den 8. Mai endlich zum "Tag der Befreiung" erklärte und nicht mehr vom Tag der Niederlage und des Zusammenbruchs sprach? Erst 1985! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.

Und nur nebenbei: Natürlich habe ich schon lange vor solchen von dir erwähnten "Projekten" davon gewusst, "dass in der 'BRD' der Nachkriegszeit noch Nazis an Schaltstellen der Republik gesessen haben". Und die Globkes und co. waren nicht irgendwelche kleenen Mitläufer-Nazis, nein, das waren damals richtig hohe Tiere, in und nach der Nazi-Zeit.
Na, Du schreibst es doch selbst! Die 68er Generation hat ihre Eltern und Großeltern hart angefasst und nach deren Vergangenheit gefragt. In der BRD ging das. In der DDR auch? Noch 1985 hat Weizsäcker das zum Thema gemacht. Ist das in der DDR auch passiert? Genau darüber rede ich doch. In den westlichen Bundesländern war das immer Thema und ist es bis heute. Das wird in den Schulen gelehrt. In der DDR auch? Nein, eben nicht. Da wurde 1948 entschieden, dass die Entnazifizierung beendet sei. Und fortan wurde nicht mehr drüber geredet, geschweige denn irgendwas getan. Ich habe oben die Liste der prachtvollen Antifaschisten in der DDR verlinkt, die schon bei den Nazis in Amt und Würden standen. Über die hat nach 1948 kein Mensch mehr geredet. DAS muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen! Und in dieser Tradition fahren manche Menschen aus den neuen Bundesländern heute noch fort. Es wird einfach geleugnet, dass es ein Problem geben könnte. So wie man es 40 Jahre lang eingeübt hat. Wohin das führt, sieht man ja heute. Im Westen ist der völkische Flügel der AfD nirgendwo annähernd mehrheitsfähig. Im Osten sieht das anders aus. Aber das bilde ich mir sicher nur ein...
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von PeterK »

Kohlhaas hat geschrieben:(30 Jul 2021, 14:43)
Es gibt diese überdurchschnittlich hohe Zahl von AfD-Wählern und Anhängern des völkischen "Flügels" im Osten also überhaupt nicht. Die existieren nur in meiner Phantasie. Schon klar. Es hat ja Tradition im Osten, die Existenz faschistischen Gedankenguts zu leugnen.
Die NPD erreichte 1968 (23 Jahre nach dem Ende des "tausendjährigen Reiches") 9,8% der Wählerstimmen in BaWü. Der "furchtbare Jurist" Filbinger war dort bis 1978 Ministerpräsident.

Glashäuser und geworfene Steine sind bekanntlich keine so gute Kombination. Das ändert natürlich nichts daran, dass die AfD-Ergebnisse in einigen NTB gruselig sind.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

Sören74 hat geschrieben:(30 Jul 2021, 01:34)

Naja, der These, dass die Nazi-Vergangenheit-Aufarbeitung schon dann bewiesen ist, wenn man darüber schreibt, kann ich nicht wirklich teilen. Ich will jetzt hier keine Bewertung über die Aufarbeitung in der DDR und BRD abgeben, aber nur darüber zu schreiben, kann nicht unbedingt das Kriterium sein, ob Aufarbeitung überhaupt stattfindet. Sonst hat es irgendwann den Gut-das-wir-mal-darüber-gesprochen-haben-Charakter. Eine demokratische Gesellschaft macht Missstände eher öffentlich, das ist richtig. Aber eine demokratische Gesellschaft bewältigt nicht immer die Missstände besser als andere politische Systeme.
Ich habe auch nicht behauptet, dass es ausreicht, bloß drüber zu reden. Ich bin sicher, dass Du auch nicht andeuten willst, hier sei nur geredet worden. Unter dem Stichwort "Unterschied", das mir vorgehalten worden ist, habe ich lediglich darauf verwiesen, dass in der DDR staatlich verordnet ab 1948 nicht mal mehr drüber geredet wurde. Und wenn man nichtmal mehr drüber redet, dann wird schon gar nicht irgendwie gehandelt.

Im Westen ist nicht bloß über Nazi-Vergangenheit geschrieben worden. Es wurde darüber berichtet, was zur Aufarbeitung der Vergangenheit getan wurde. Das Beispiel Leutheusser-Schnarrenberger ist ja genannt worden. Ich gehöre gewiss nicht zu den Leuten, die das Kapitel NS-Zeit für abgeschlossen halten. Damit kann man sich noch sehr lange befassen. Es fällt nur immer schwerer, weil es inzwischen immer weniger Zeitzeugen gibt. Tatsache ist aber, dass sowas in der DDR nach 1948 gar nicht mehr passiert ist. Dort drüben wurde das totgeschwiegen! Und offensichtlich gibt es auch heute noch Leute, die gern weiter totschweigen würden und sich in ihrer Ehre und/oder Würde verletzt fühlen, wenn man das Thema anschneidet. Das ist der "Unterschied", den manche Leute endlich zur Kenntnis nehmen sollten. Es kann nicht bestritten werden, dass der widerwärtige "Flügel" der AfD in den neuen Bundesländern eine feste und große Anhängerschaft hat. Es kann auch nicht bestritten werden, dass nur in den neuen Bundesländern immer wieder mal ein gewalttätiger Mob von "ehrenwerten Bürgern" die Polizei vertrieben hat, um Flüchtlingsunterkünfte anzuzünden. Das ist einfach so. Das muss man zur Kenntnis nehmen.

Ich habe nie behauptet, dass es faschistoide Tendenzen im Westen nicht geben würde. Ich weise lediglich darauf hin, dass sie im Osten sehr viel ausgeprägter sind. Woran mag das wohl liegen? Meiner Ansicht nach hängt es damit zusammen, dass hier im Westen kontinuierlich über das Problem geredet wurde und dass man es im Osten konsequent totgeschwiegen hat und zum Teil gern weiter totschweigen will. Und das hat dann durchaus was mit Diktatursozialisierung zu tun.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

Selina hat geschrieben:(30 Jul 2021, 09:56)

In meinem Umfeld (Familie, Freunde, Kollegen) wurde damals konsequent antifaschistisch gelebt. Das gehörte ganz selbstverständlich zum Leben dazu. Und wer die nötigen Erkenntnisse und Einsichten hatte und wer kein völlig verkorkstes Gefühlsleben hatte, tat das auch. Dass es aber auch damals schon etliche Nazis gab, ist bekannt. Aber wie gesagt, auch heute wählen im Osten 75 bis 80 Prozent die AfD nicht.
Na, dann ist ja alles in Butter. Gibt doch überhaupt kein Problem, gelle?

Manche Leute sehen das freilich etwas differenzierter.

https://www.derwesten.de/politik/afd-sa ... 67969.html
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

PeterK hat geschrieben:(30 Jul 2021, 15:12)

Die NPD erreichte 1968 (23 Jahre nach dem Ende des "tausendjährigen Reiches") 9,8% der Wählerstimmen in BaWü. Der "furchtbare Jurist" Filbinger war dort bis 1978 Ministerpräsident.

Glashäuser und geworfene Steine sind bekanntlich keine so gute Kombination. Das ändert natürlich nichts daran, dass die AfD-Ergebnisse in einigen NTB gruselig sind.
Und nochmal: Filbinger wurde 1978 aus dem Amt gezerrt, als bekannt wurde, dass er noch kurz vor Toreschluss zwei Matrosen wegen geklauter Schokolade zum Tode verurteilt hat. In der DDR wurde zu dem Zeitpunkt schon 30 Jahre lang nicht mehr über Nazi-Vergangenheit gesprochen. Hätte Filbinger in der DDR gelebt, wäre er überhaupt nie belangt worden sondern als "antifaschistischer Held der Arbeit" in den wohlverdienten Ruhestand gegangen. Soviel zu Steinen und Glashäusern! Zum wiederholten Male: Niemand bestreitet, dass es in der BRD Altnazis gab. Mit denen haben wir uns immer befasst. Hier wird aber inzwischen bestritten, dass es in der DDR nach 1948 noch Altnazis gab. Damit wird die Propaganda der SED nachgeplappert.

Was sollen immer diese Hinweise auf Leute wie Filbinger überhaupt? Von diesen Typen weiß man doch nur, weil sie hier im Westen auch in den 80er, 90er und 2000er Jahren noch belangt werden konnten und im Zweifel auch belangt wurden. Und in der DDR? Da endete das alles im Jahr 1948. Danach passierte praktisch gar nichts mehr. Wie viele Menschen wurden hier im Westen noch in den vergangenen Jahren mit dem Rollstuhl in irgendwelche Gerichtssäle gekarrt, weil sie in irgendeinem KZ Leute umgebracht haben? Gab es in der DDR jemals so einen Prozess? Warum eigentlich nicht? Weil die ganzen Nazi-Verbrecher nach der Gründung der DDR tatsächlich alle in den Westen abgewandert sind? Ist doch wohl lächerlich, oder?
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von BlueMonday »

Chajm hat geschrieben:(30 Jul 2021, 09:44)

Und noch nicht mal die "kulturelle Aufarbeitung" hat was bewirkt.
Interessante Erkenntnis: diese offizielle "Bekennerei" hat damals nichts bewirkt, diese ganzen Inszenierungen, endlose Litaneien, Fahnenappelle, Gedenkveranstaltungen, jedenfalls nicht das Intendierte.
Das Ganze wurde eher zunehmend als Gängelung empfunden, als eingeübte leblose alternativlose Pflichtübung. "Für Frieden und Sozialismus seid bereit!" Klar.

Nun hat mancher daraus offenbar bis heute nichts gelernt. Man setzt im Gegenteil vor allem in den alten Ländern wieder vermehrt auf Bekenntnisse, man kniet, man grenzt sich ab, man appelliert und der "wahre Demokrat" distanziert sich von den Undemokraten. Wer da dem Falschen die Hände schüttelt oder sich nur zufällig in die Nähe stellt, ist schon draußen, aus derm Reigen der einzig wahren Antifaschisten. Jeder Ungeist muss unter Beobachtung gestellt werden. Und währenddessen spannt man einen "Regenbogen" wie damals auf den unvermeidlichen 1.Mai-Umzügen, lässt demonstrativ die Friedenstauben fliegen. Und dem gemeinen Volk rutscht dann doch im falschen Moment der "Kameltreiber" über die Lippen oder das "N-Wort" usw. Eine mühsam zusammengefügte bessere Scheinwelt wird immer wieder erschüttert. Ständige Entgleisungen von Querliegern. Trotz der ganzen Müh.

Aber die Reihen sind wieder "fest geschlossen", ein geistiger "antifaschistischer Schutzwall" muss wieder errichtet werden. Früher war offenbar der Westdeutsche der Faschist.
Zuletzt geändert von BlueMonday am Fr 30. Jul 2021, 16:12, insgesamt 2-mal geändert.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Ammianus »

Kohlhaas hat geschrieben:(30 Jul 2021, 15:48)

...

Und in der DDR? Da endete das alles im Jahr 1948. Danach passierte praktisch gar nichts mehr. Wie viele Menschen wurden hier im Westen noch in den vergangenen Jahren mit dem Rollstuhl in irgendwelche Gerichtssäle gekarrt, weil sie in irgendeinem KZ Leute umgebracht haben? Gab es in der DDR jemals so einen Prozess? Warum eigentlich nicht? Weil die ganzen Nazi-Verbrecher nach der Gründung der DDR tatsächlich alle in den Westen abgewandert sind? Ist doch wohl lächerlich, oder?
Diese Aussage ist falsch. Ich empfehle, sich vor dem Schreiben zu informieren.
In aller schnelle geht das hier:

https://www.kj.nomos.de/fileadmin/kj/do ... r_S_60.pdf
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
Libanesin Anfang August 2020
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Sören74 »

Kohlhaas hat geschrieben:(30 Jul 2021, 15:21)

Ich habe auch nicht behauptet, dass es ausreicht, bloß drüber zu reden. Ich bin sicher, dass Du auch nicht andeuten willst, hier sei nur geredet worden. Unter dem Stichwort "Unterschied", das mir vorgehalten worden ist, habe ich lediglich darauf verwiesen, dass in der DDR staatlich verordnet ab 1948 nicht mal mehr drüber geredet wurde. Und wenn man nichtmal mehr drüber redet, dann wird schon gar nicht irgendwie gehandelt.
DDR ab 1948? Ich glaube da bringst Du jetzt einiges durcheinander.
Kohlhaas hat geschrieben: Im Westen ist nicht bloß über Nazi-Vergangenheit geschrieben worden. Es wurde darüber berichtet, was zur Aufarbeitung der Vergangenheit getan wurde. Das Beispiel Leutheusser-Schnarrenberger ist ja genannt worden.
Ja, das kannst Du gerne alles anführen. Hat aber nun mal den Tenor, im Westen hat man zumindest darüber gesprochen.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

BlueMonday hat geschrieben:(30 Jul 2021, 16:03)

Interessante Erkenntnis: diese offizielle "Bekennerei" hat damals nichts bewirkt, diese ganzen Inszenierungen, endlose Litaneien, Fahnenappelle, Gedenkveranstaltungen, jedenfalls nicht das Intendierte.
Das Ganze wurde eher zunehmend als Gängelung empfunden, als eingeübte leblose alternativlose Pflichtübung. "Für Frieden und Sozialismus seid bereit!" Klar.

Nun hat mancher daraus offenbar bis heute nichts gelernt. Man setzt im Gegenteil vor allem in den alten Ländern wieder vermehrt auf Bekenntnisse, man kniet, man grenzt sich ab, man appelliert und der "wahre Demokrat" distanziert sich von den Undemokraten. Wer da dem Falschen die Hände schüttelt oder sich nur zufällig in die Nähe stellt, ist schon draußen, aus derm Reigen der einzig wahren Antifaschisten. Jeder Ungeist muss unter Beobachtung gestellt werden. Und währenddessen spannt man einen "Regenbogen" wie damals auf den unvermeidlichen 1.Mai-Umzügen, lässt demonstrativ die Friedenstauben fliegen. Und dem gemeinen Volk rutscht dann doch im falschen Moment der "Kameltreiber" über die Lippen oder das "N-Wort" usw. Eine mühsam zusammengefügte bessere Scheinwelt wird immer wieder erschüttert. Ständige Entgleisungen von Querliegern. Trotz der ganzen Müh.

Aber die Reihen sind wieder "fest geschlossen", ein geistiger "antifaschistischer Schutzwall" muss wieder errichtet werden. Früher war offenbar der Westdeutsche der Faschist.
Kann es sein, dass Du mal an einer westdeutschen Uni in der MG aktiv warst? Deine Wortwahl erinnert sehr daran. Die hatten die hochwertigsten Druckerzeugnisse. Haben dann allerdings ganz schnell abgekackt, als kein Geld mehr aus der DDR kam.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

Sören74 hat geschrieben:(30 Jul 2021, 16:14)

DDR ab 1948? Ich glaube da bringst Du jetzt einiges durcheinander.
a
Was bringe ich denn da durcheinander? Weiter oben ist verlinkt worden, dass die Entnazifizierung in der DDR im Jahr 1948 für "beendet" erklärt worden ist. Du solltest hin und wieder mal die verlinkten Texte lesen.
Ja, das kannst Du gerne alles anführen. Hat aber nun mal den Tenor, im Westen hat man zumindest darüber gesprochen.
Das ist jetzt wieder die für Dich typische verkürzte Zitierweise. Hier wurde darüber gesprochen/berichtet, dass Maßnahmen erfolgten. In der DDR wurde nichtmal gesprochen. Jetzt klar? Hoffentlich, denn noch kürzer kann ich es nicht schreiben. Und länger hätte keinen Sinn, da Du wieder nur einzelne Passagen aus dem Zusammenhang reißen und entstellend in neue Zusammenhänge pressen würdest.
Slava Ukraini
Sören74

Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Sören74 »

Kohlhaas hat geschrieben:(30 Jul 2021, 15:48)

Und nochmal: Filbinger wurde 1978 aus dem Amt gezerrt, als bekannt wurde, dass er noch kurz vor Toreschluss zwei Matrosen wegen geklauter Schokolade zum Tode verurteilt hat. In der DDR wurde zu dem Zeitpunkt schon 30 Jahre lang nicht mehr über Nazi-Vergangenheit gesprochen. Hätte Filbinger in der DDR gelebt, wäre er überhaupt nie belangt worden sondern als "antifaschistischer Held der Arbeit" in den wohlverdienten Ruhestand gegangen. Soviel zu Steinen und Glashäusern!
Die Frage wäre doch, hätte Filbinger in so hoher Position Karriere in der DDR machen können. Es gab auch Nazis, SS-Funktionäre und Richter, die später in der DDR Karriere machten. Man brauchte sie auch, um die eigene Verwaltung aufzubauen. Aber sie in ganz hohe Positionen zu stellen, war der Staatsführung dann zu suspekt.
Kohlhaas hat geschrieben:Hier wird aber inzwischen bestritten, dass es in der DDR nach 1948 noch Altnazis gab.
Kannst Du bitte zeigen, wo das hier behauptet wurde?
Sören74

Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Sören74 »

Kohlhaas hat geschrieben:(30 Jul 2021, 16:20)

a
Was bringe ich denn da durcheinander? Weiter oben ist verlinkt worden, dass die Entnazifizierung in der DDR im Jahr 1948 für "beendet" erklärt worden ist. Du solltest hin und wieder mal die verlinkten Texte lesen.
1948 gab es keine DDR.
Kohlhaas hat geschrieben: Das ist jetzt wieder die für Dich typische verkürzte Zitierweise. Hier wurde darüber gesprochen/berichtet, dass Maßnahmen erfolgten. In der DDR wurde nichtmal gesprochen. Jetzt klar?
Deine Argumentation ist mir schon klar. Nur ob sie logisch schlüssig ist, ist was anderes, weil Du den Fall außer acht lässt, dass man Maßnahmen ergreifen kann, ohne das man darüber öffentlich redet. In der DDR hat sich vieles in den Machtapparaten und in der Justiz im Verborgenen abgespielt. Also würde ich diese "darüber reden" nicht als Indiz für Nazi-Aufarbeitung überstrapazieren.
PeterK
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von PeterK »

Kohlhaas hat geschrieben:(30 Jul 2021, 15:48)
...
Ich als Wessi bin der Ansicht, dieses "Ihr seid doof" - "Nein, Ihr seid doof"-Spielchen sei kontraproduktiv.
Kohlhaas
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

Sören74 hat geschrieben:(30 Jul 2021, 16:23)

Die Frage wäre doch, hätte Filbinger in so hoher Position Karriere in der DDR machen können. Es gab auch Nazis, SS-Funktionäre und Richter, die später in der DDR Karriere machten. Man brauchte sie auch, um die eigene Verwaltung aufzubauen. Aber sie in ganz hohe Positionen zu stellen, war der Staatsführung dann zu suspekt.
Woher soll man das wissen? Es wurde doch nach 1948 gar nicht mehr nachgeschaut. Fast alle Menschen, die damals lebten, hatten auch schon in der Nazi-Zeit gelebt. Ich habe eine Liste von ehemaligen Nazis verlinkt, die in der DDR in hohe Positionen kamen. Reicht das nicht?
Kannst Du bitte zeigen, wo das hier behauptet wurde?
Die "Entnazifizierung" wurde im Osten im Jahr 1948 für erfolgreich abgeschlossen erklärt. Und hier in der Diskussion wurde die Auffassung wiederholt, dass es auch so gewesen sei und dass die Anwesenheit von Ex-Nazis nur in den alten Bundesländern belegt sei.
Slava Ukraini
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Sören74 »

Kohlhaas hat geschrieben:(30 Jul 2021, 17:00)

Woher soll man das wissen? Es wurde doch nach 1948 gar nicht mehr nachgeschaut. Fast alle Menschen, die damals lebten, hatten auch schon in der Nazi-Zeit gelebt. Ich habe eine Liste von ehemaligen Nazis verlinkt, die in der DDR in hohe Positionen kamen. Reicht das nicht?


Die "Entnazifizierung" wurde im Osten im Jahr 1948 für erfolgreich abgeschlossen erklärt. Und hier in der Diskussion wurde die Auffassung wiederholt, dass es auch so gewesen sei und dass die Anwesenheit von Ex-Nazis nur in den alten Bundesländern belegt sei.
Und war in der Liste jemand, der von Position vergleichbar mit dem MP von Baden-Württemberg war? Übrigens gab es nach 1948 Prozesse, in denen Menschen wegen ihrer Nazi- oder Kriegstätigkeit verurteilt wurden.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

Sören74 hat geschrieben:(30 Jul 2021, 16:28)

1948 gab es keine DDR.
Oh, verstehe. Dann war die DDR also schon erwiesenermaßen nazifrei, als sie gegründet wurde. Lieber Sören, es ist mir egal, ob das Konstrukt damals schon DDR oder noch SBZ hieß. Fakt ist, dass die Entnazifizierung 1948 für offiziell abgeschlossen erklärt wurde.
Deine Argumentation ist mir schon klar. Nur ob sie logisch schlüssig ist, ist was anderes, weil Du den Fall außer acht lässt, dass man Maßnahmen ergreifen kann, ohne das man darüber öffentlich redet. In der DDR hat sich vieles in den Machtapparaten und in der Justiz im Verborgenen abgespielt. Also würde ich diese "darüber reden" nicht als Indiz für Nazi-Aufarbeitung überstrapazieren.
Das ist doch jetzt auch wieder nur eine semantische Spitzfindigkeit. Ich hatte einen Text verlinkt, in dem das bewusste Ignorieren von Nazi-Vergangenheit durch die Staatsführung belegt worden ist. Natürlich kannst Du jetzt die These in den Raum stellen, dass die Entnazifizierung ja vielleicht im Verborgenen weitergegangen sein könnte. Gibt es dafür auch irgendwelche Belege? Oder gilt es Dir jetzt schon als Beweis des Gegenteils, dass das Gegenteil vielleicht unter Umständen ja möglich gewesen wäre?

Im Übrigen spielt das keine Rolle. Entscheidend bei der Entnazifizierung war es, dass dies öffentlich passierte und für alle Bürger sichtbar wurde. Wenn man "heimlich" mit den schwarzen Schafen abrechnet, dringt es nicht ins öffentliche Bewusstsein, dass die schwarzen Schafe eigentlich keine Schafe sondern Schweinehunde waren.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

Sören74 hat geschrieben:(30 Jul 2021, 17:07)

Und war in der Liste jemand, der von Position vergleichbar mit dem MP von Baden-Württemberg war? Übrigens gab es nach 1948 Prozesse, in denen Menschen wegen ihrer Nazi- oder Kriegstätigkeit verurteilt wurden.
Schau doch in der Liste nach, ob da jemand drin steht, den Du für "vergleichbar" hältst. Filbinger ist übrigens nicht aus dem Amt entfernt worden, weil er NSDAP-Mitglied war oder NS-Ideologie verbreitet hat. Er ist entfernt worden, weil er als Marine-Richter ein Urteil gefällt hat, das nach heutigen Maßstäben unmenschlich war.

Und wenn es in der DDR entsprechende Prozesse gab, dann kannst Du die doch hier sicher irgendwie verlinken oder darauf verweisen, oder? Bis Du das tust, glaube ich der herrschenden Meinung, dass die Entnazifizierung in der DDR (oder von mir aus SBZ) 1948 eingestellt wurde.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Sören74 »

Kohlhaas hat geschrieben:(30 Jul 2021, 17:17)

Schau doch in der Liste nach, ob da jemand drin steht, den Du für "vergleichbar" hältst. Filbinger ist übrigens nicht aus dem Amt entfernt worden, weil er NSDAP-Mitglied war oder NS-Ideologie verbreitet hat. Er ist entfernt worden, weil er als Marine-Richter ein Urteil gefällt hat, das nach heutigen Maßstäben unmenschlich war.

Und wenn es in der DDR entsprechende Prozesse gab, dann kannst Du die doch hier sicher irgendwie verlinken oder darauf verweisen, oder? Bis Du das tust, glaube ich der herrschenden Meinung, dass die Entnazifizierung in der DDR (oder von mir aus SBZ) 1948 eingestellt wurde.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Ammianus »

Sören74 hat geschrieben:(30 Jul 2021, 17:28)

Werde ich machen, wenn ich vom Konzert wiederkomme.
Hab ich schon ein Stück vorher gemacht. Der User versucht wohl, das zu ignorieren. Ist übrigens, abgesehen von den reinen Tatsachen ein ganz interessanter Aufsatz, da auch die Instrumentalisierung der späteren Prozesse gegen Nazi-Täter durch die Kommunisten aufgezeigt wird.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

Ammianus hat geschrieben:(30 Jul 2021, 16:11)

Diese Aussage ist falsch. Ich empfehle, sich vor dem Schreiben zu informieren.
In aller schnelle geht das hier:

https://www.kj.nomos.de/fileadmin/kj/do ... r_S_60.pdf
Hast Du das auch gelesen?
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Ammianus »

Kohlhaas hat geschrieben:(30 Jul 2021, 18:08)

Hast Du das auch gelesen?
Warum hast du nicht mein zweites Posting zum Thema gelesen? Das hätte deine Frage gespart. Aber scheinbar geht das jetzt wieder mit Tricksversuchen los.

Gerade sehe ich, dass mein Zweites direkt über deinem steht.
Bei allen Göttern ...
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

Ammianus hat geschrieben:(30 Jul 2021, 19:29)

Warum hast du nicht mein zweites Posting zum Thema gelesen? Das hätte deine Frage gespart. Aber scheinbar geht das jetzt wieder mit Tricksversuchen los.

Gerade sehe ich, dass mein Zweites direkt über deinem steht.
Bei allen Göttern ...
Ja, klar, "Trickversuche". Schon verstanden. Der von Dir selbst verlinkte Text stützt ja auch nur ansatzweise die Behauptung, dass in der DDR/SBZ nach 1948 die Entnazifizierung weitergegangen sei. Das steht da natürlich genau so drin. Da steht nicht etwa drin, dass die "juristische Aufarbeitung" (man merke: hier geht es nur um die JURISTISCHE Aufarbeitung!) irgendwann Mitte der 50er Jahre fast vollständig zum Erliegen gekommen ist. Da steht auch nicht etwa drin, dass "faschistische Verbrechen" in der DDR-Zeit zumeist nur der Legitimation der als antifaschistisch etikettierten Diktatur gedient hätten. In dem von Dir verlinkten Text wird ganz ausführlich auf den Fall einer Frau eingegangen, die ganz bewusst fälschlich als faschistische Verbrecherin eingestuft, verurteilt und hingerichtet wurde. Möglicherweise war diese Frau eine Faschistin. Sie war aber nicht der Taten schuldig, für die sie hingerichtet wurde.

Entsage mal Deinen eigenen Trickversuchen. Es geht hier nicht darum, was Du so geschrieben hast. Was Du schreibst, ist nämlich nicht das Evangelium.

Du behauptest, dass Du den von Dir selbst verlinkten Text gelesen hast? Wenn das wahr sein sollte, hast Du ihn jedenfalls nicht verstanden.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Ammianus »

@Kohlhaas

Du hast geschrieben:

"Und in der DDR? Da endete das alles im Jahr 1948. Danach passierte praktisch gar nichts mehr. Wie viele Menschen wurden hier im Westen noch in den vergangenen Jahren mit dem Rollstuhl in irgendwelche Gerichtssäle gekarrt, weil sie in irgendeinem KZ Leute umgebracht haben? Gab es in der DDR jemals so einen Prozess? Warum eigentlich nicht? Weil die ganzen Nazi-Verbrecher nach der Gründung der DDR tatsächlich alle in den Westen abgewandert sind? Ist doch wohl lächerlich, oder?"

Und das ist eben falsch. Es ist nicht schlimm, wenn man einen Fehler macht und daraus lernt.
Aber was du hier versuchst jetzt abzuziehen.
Na ja, sinnlos ...
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kevin Schildbürger »

harry52 hat geschrieben: Glücklicher sind die Menschen in den westlichen Demokratien mit einer kapitalistischen Wirtschaft, die so gut arbeitet, dass man sich einen gut ausgebauten Sozialstaat leisten kann und es auch tut. Ganz vorne sind die skandinavischen Länder.
Auf den ersten Blick nichts gegen einzuwenden. Gräbt man tiefer, dann werden solche Glücksstaaten wie in Skandinavien dann an ihre Glücksgrenzen stoßen, wenn Regeln und Prozesse immer
tiefer in die Individualleben eingreifen. Ich wage sogar die These, das Glück der Skandinavier hängt mit dem Platz zusammen, den jedes Individuum hat. Hell on earth entsteht doch da, wo viele
Menschen aufeinander gepresst werden und dann wie wild geregelt wird.
Der Freiheitsaspekt ist für mich ein wichtiger in einer freiheitlichen Gesellschaft, ich vermeide den Begriff Demokratie bewusst. Nur ein Beispiel.
Russland ist doch ein eher autokratisch geprägter Staat, aber wer die Schnauze hält, kann doch fast machen was er will, wenn er auch noch kann.
In Sibirien ist Moskau weit, du kannst tagelang laufen ohne jemand zu sehen nur Wölfe und Bären.
Da fühlst du dich doch freier und gesünder als ein Berliner Stadtparanoiker. Ein ganz banaler Aspekt.
Klar ist es immer noch besser du kannst wählen wer dir die Luft zuschnürt als wenn du keine Wahl hast.
Von allen interessanten Gedanken schätze ich doch am meisten die interessanten
franzmannzini

Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von franzmannzini »

Kohlhaas hat geschrieben:(30 Jul 2021, 14:43)
Die sind hier längst genannt worden. Hast Du vielleicht nur vergessen. Und was bitte sollen "national befreite Zonen" sein?
Das ist das Problem, wenn man sich nicht so richtig mit dem Feind auskennt.
Kohlhaas hat geschrieben:Was den BPB-Text betrifft: Ich bin nicht der Meinung, dass man ein Problem jetzt nicht mehr beim Namen nennen darf, weil sich dadurch jemand in seinen Gefühlen verletzt fühlen könnte.
Das "Problem" ist doch bekannt, für den einen ist es ein Größeres für den anderen ein kleineres. Um das Ansprechen des "Problems" geht es gar nicht,
sondern darum auf welche Weise man das macht. Und nun nach 30 Jahren Einheit, eine besondere Bevölkerungsgruppe herauszustellen und diese
aufgrund ihrer Herkunft zu stigmatisieren, ist nicht das was ich mir unter "Problem" ansprechen vorstelle.
Zumal es ja dann auch keine Lösung geben würde, da man ja seine Herkunft schlecht ändern kann.
Und da man ja nun schon aufgrund der 30 Jahre argumentiert, das die Herkunft sich nun schon auf die nächste Generation überträgt, wird es schwierig sein hier eine Lösung zu finden.
Die Lösung von Herr Wanderwitz ist ja "für die Demokratie verloren", was dann auch bedeutet das er keine Lösung sucht oder suchen will.
Für mich ist es an den demokratischen Kräften, also deren Aufgabe, für ihre Ideen zu werben, womit sie sich auch von der deutschen Tradition trennen müssen,
immer einen Schuldigen suchen zu wollen.
Kohlhaas hat geschrieben:Es gibt diese überdurchschnittlich hohe Zahl von AfD-Wählern und Anhängern des völkischen "Flügels" im Osten also überhaupt nicht.
Die existieren nur in meiner Phantasie. Schon klar. Es hat ja Tradition im Osten, die Existenz faschistischen Gedankenguts zu leugnen.
Das habe ich nicht gesagt, es geht mir einzig und allein um die Schlußfolgerungen. Die Wahlergebnisse sind doch jedem bekannt.
Es geht eher darum wo das "faschistischen Gedankenguts" herkommt und ob tatsächlich der Grund für die Wahlergebnisse der AFD ist.
Mir fallen dazu tausende Fragen ein, hier eine Auswahl:
Warum wählt jemand mit "faschistischen Gedankengut" überhaupt die AFD und nicht die NPD ?
Warum wählen die Mitglieder der freien Kameradschaften nicht einmal die NPD ?
Wie entstehen freie Kameradschaften ?
Wie hoch sind die Wahlanteile der IB an den Wahlergebnissen der AFD ?
Ein richtiger Rechter meint gerne, das die AFD eine systemgesteuerte Opposition ist ?
Wie passt das alles zusammen ?
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kevin Schildbürger »

Schnitter hat geschrieben:(29 Jul 2021, 22:08)
Jetzt wird hier schon David Icke zitiert.
Na dann gute Nacht Marie und gute Besserung.
Verzeihung, danke :?
Ich hab mal Wiki, dachte erst, funny name, vielleicht ein Berliner.
Aber was der so, naja, Schnee drüber.
Wird aber ein an sich sinnvolles Zitat dadurch sinnlos?
Ich kannte das von Vinnie Paz, ich schwör heilig.

[youtube][/youtube]

Als konservativer Marxist und radikalliberaler Anarchist möchte ich natürlich nicht *nochmal unbegrenzt Verzeihung*
Von allen interessanten Gedanken schätze ich doch am meisten die interessanten
franzmannzini

Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von franzmannzini »

Kevin Schildbürger hat geschrieben:(30 Jul 2021, 20:39)
...
Als konservativer Marxist und radikalliberaler Anarchist möchte ich natürlich nicht *nochmal unbegrenzt Verzeihung*
Was möchtest Du nicht ?
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kevin Schildbürger »

franzmannzini hat geschrieben: Was möchtest Du nicht ?
in eine Ecke
Von allen interessanten Gedanken schätze ich doch am meisten die interessanten
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Schnitter »

franzmannzini hat geschrieben:(30 Jul 2021, 21:23)

Was möchtest Du nicht ?
....einen Antisemiten zitieren nehme ich an....
franzmannzini

Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von franzmannzini »

Schnitter hat geschrieben:(30 Jul 2021, 21:29)

....einen Antisemiten zitieren nehme ich an....
Was ziemlich schwierig werden könnte, wenn man aktuelle Antisemiten mal ausnimmt.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von BlueMonday »

franzmannzini hat geschrieben:(30 Jul 2021, 20:35)

Wie passt das alles zusammen ?
Hast du so etwas mal im Osten gesehen -ohne "Westbeteiligung"?

Und das ist nur die sichtbare Spitze des Eisbergs.

Die begrifflliche Irrfahrt geht ja schon los, wenn man so etwas unter "rechts" einordnet.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Sören74 »

Kohlhaas hat geschrieben:(30 Jul 2021, 17:17)
Und wenn es in der DDR entsprechende Prozesse gab, dann kannst Du die doch hier sicher irgendwie verlinken oder darauf verweisen, oder? Bis Du das tust, glaube ich der herrschenden Meinung, dass die Entnazifizierung in der DDR (oder von mir aus SBZ) 1948 eingestellt wurde.
Das sollte selbst Dir nicht schwer fallen, diese Prozesse ausfindig zu machen:

https://www.bpb.de/geschichte/deutsche- ... er-sbz-ddr

https://de.wikipedia.org/wiki/NS-Prozes ... e_Republik

https://www.kj.nomos.de/fileadmin/kj/do ... r_S_60.pdf
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Selina »

Kohlhaas hat geschrieben:(30 Jul 2021, 15:02)

Na, Du schreibst es doch selbst! Die 68er Generation hat ihre Eltern und Großeltern hart angefasst und nach deren Vergangenheit gefragt. In der BRD ging das. In der DDR auch? Noch 1985 hat Weizsäcker das zum Thema gemacht. Ist das in der DDR auch passiert? Genau darüber rede ich doch. In den westlichen Bundesländern war das immer Thema und ist es bis heute. Das wird in den Schulen gelehrt. In der DDR auch? Nein, eben nicht. Da wurde 1948 entschieden, dass die Entnazifizierung beendet sei. Und fortan wurde nicht mehr drüber geredet, geschweige denn irgendwas getan. Ich habe oben die Liste der prachtvollen Antifaschisten in der DDR verlinkt, die schon bei den Nazis in Amt und Würden standen. Über die hat nach 1948 kein Mensch mehr geredet. DAS muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen! Und in dieser Tradition fahren manche Menschen aus den neuen Bundesländern heute noch fort. Es wird einfach geleugnet, dass es ein Problem geben könnte. So wie man es 40 Jahre lang eingeübt hat. Wohin das führt, sieht man ja heute. Im Westen ist der völkische Flügel der AfD nirgendwo annähernd mehrheitsfähig. Im Osten sieht das anders aus. Aber das bilde ich mir sicher nur ein...
Ich bitte dich einfach, mal meine zwei Fragen zu beantworten, siehe mein Beitrag, den ich hier nochmal verlinke. Warum erst nach der Studentenbewegung eine gründliche Aufarbeitung? Und warum erst 1985 kein Reden mehr von Niederlage, sondern von Befreiung? Erst 1985! Hier noch mal mein Beitrag:

https://www.politik-forum.eu/viewtopic. ... 0#p5040882

Und ja, auch in der DDR. Und wie. Wer wollte, konnte sich umfassend informieren und das tagtäglich und kontinuierlich. Und ja, es gab eine gründliche Aufarbeitung der Nazizeit. Wie jeder damit umging, war eine andere Sache. Ich tat das freiwillig und fühlte mich durch all die Literatur, die Theaterstücke, Spielfilme und Dokumentationen zum Thema, zum großen Teil auch in hoher Qualität, nicht belästigt oder bedrängt, nein, ich sah, hörte und las es, weil ich es wollte.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von JJazzGold »

Selina hat geschrieben:(31 Jul 2021, 11:24)

Ich bitte dich einfach, mal meine zwei Fragen zu beantworten, siehe mein Beitrag, den ich hier nochmal verlinke. Warum erst nach der Studentenbewegung eine gründliche Aufarbeitung? Und warum erst 1985 kein Reden mehr von Niederlage, sondern von Befreiung? Erst 1985! Hier noch mal mein Beitrag:

https://www.politik-forum.eu/viewtopic. ... 0#p5040882

Und ja, auch in der DDR. Und wie. Wer wollte, konnte sich umfassend informieren und das tagtäglich und kontinuierlich. Und ja, es gab eine gründliche Aufarbeitung der Nazizeit. Wie jeder damit umging, war eine andere Sache. Ich tat das freiwillig und fühlte mich durch all die Literatur, die Theaterstücke, Spielfilme und Dokumentationen zum Thema, zum großen Teil auch in hoher Qualität, nicht belästigt oder bedrängt, nein, ich sah, hörte und las es, weil ich es wollte.
Das ich mir lebhaft vorstellen, dass Sie alle möglichen Materialen, die Nationalsozialismus als Folge des Kapitalismus darstellten und sich in der Regel auf die Verfolgung von Kommunisten durch den Nationalsozialismus beschränkten verschlungen haben.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt
Sören74

Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Sören74 »

JJazzGold hat geschrieben:(31 Jul 2021, 11:48)

Das ich mir lebhaft vorstellen, dass Sie alle möglichen Materialen, die Nationalsozialismus als Folge des Kapitalismus darstellten und sich in der Regel auf die Verfolgung von Kommunisten durch den Nationalsozialismus beschränkten verschlungen haben.
Ich bin in der DDR aufgewachsen und habe über den Nationalsozialismus mehr als das erfahren. Was wurde eigentlich in den westdeutschen Schulen über den Nationalsozialismus unterrichtet?
Kohlhaas
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

Ammianus hat geschrieben:(30 Jul 2021, 20:29)

@Kohlhaas

Du hast geschrieben:

"Und in der DDR? Da endete das alles im Jahr 1948. Danach passierte praktisch gar nichts mehr. Wie viele Menschen wurden hier im Westen noch in den vergangenen Jahren mit dem Rollstuhl in irgendwelche Gerichtssäle gekarrt, weil sie in irgendeinem KZ Leute umgebracht haben? Gab es in der DDR jemals so einen Prozess? Warum eigentlich nicht? Weil die ganzen Nazi-Verbrecher nach der Gründung der DDR tatsächlich alle in den Westen abgewandert sind? Ist doch wohl lächerlich, oder?"

Und das ist eben falsch. Es ist nicht schlimm, wenn man einen Fehler macht und daraus lernt.
Aber was du hier versuchst jetzt abzuziehen.
Na ja, sinnlos ...
Lieber Ammianus, lies doch einfach mal den verlinkten Text. Da steht klar drin, dass die weiteren Maßnahmen zur Entnazifizierung der ideologischen Stützung der DDR-Diktatur dienten. Zu dem Zweck wurden zum Teil sogar bewusst falsche Anschuldigungen erhoben. Zudem lief das alles noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. In dem Text ist auch dargelegt, wie viele (besser: wie wenige!) Verfahren es nach 1950 gab. Es ging dabei nicht darum, die Nazi-Vergangenheit aufzuarbeiten. Es ging lediglich darum, das selbst angehängte Eitikett "antifaschistisch" zu belegen. Dass die Sowjets schon Ende der 1940er Jahre die Entnazifizierung für erfolgreich abgeschlossen erklärt haben, ist weiter oben belegt worden. Ich weiß wirklich nicht, was es da jetzt noch zu diskutieren gibt oder was ich hier angeblich "abziehen" will. Es ist einfach eine unbestreitbare Tatsache, dass die DDR-Führung ihr Land für "antifaschistisch" erklärt hat und aus propagandistischen Gründen ständig auf Ex-Nazis im Westen hingewiesen hat, um die DDR als das "bessere Deutschland" darzustellen. Zweifelst Du daran?
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

franzmannzini hat geschrieben:(30 Jul 2021, 20:35)

Das ist das Problem, wenn man sich nicht so richtig mit dem Feind auskennt.



Das "Problem" ist doch bekannt, für den einen ist es ein Größeres für den anderen ein kleineres. Um das Ansprechen des "Problems" geht es gar nicht,
sondern darum auf welche Weise man das macht. Und nun nach 30 Jahren Einheit, eine besondere Bevölkerungsgruppe herauszustellen und diese
aufgrund ihrer Herkunft zu stigmatisieren, ist nicht das was ich mir unter "Problem" ansprechen vorstelle.
Schon klar, dass Du das so deutest. Du nimmst das halt persönlich.

Mach Dir aber bitte mal folgendes klar: Niemand empfindet es als Problem, dass Menschen in den neuen Bundesländern geboren wurden und aufgewachsen sind. Niemand "stigmatisiert" diese Menschen. Das "Problem", das hier angesprochen wird, ist ein ganz anderes. Nämlich der Umstand, dass in den neuen Bundesländern eine rechtsradikale Partei und auch noch ihr völkischer "Flügel" eine so große Anhängerschaft hat. Dass ich diese Situation für ein großes Problem halte und andere Menschen das vielleicht gar nicht als Problem empfinden, ist sicher richtig. Allerdings befinde ich mich mit meiner Meinung in guter Gesellschaft. Ich finde, dass man über diese Sache reden und damit umgehen muss. Das kann man nicht einfach beiseite schieben wollen mit dem Hinweis, dass sich da ja jemand in seinen Gefühlen verletzt fühlen könnte.
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