Diktatursozialisierung?

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schokoschendrezki
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Diktatursozialisierung?

Beitrag von schokoschendrezki »

Der "Ostbeauftragte" der Bundesregierung, offiziell "Beauftragter der Bundesregierung für die neuen Bundesländer", Marco Wanderwitz, kürzlich in der FAZ:
Wir haben es mit Menschen zu tun, die teilweise in einer Form diktatursozialisiert sind, dass sie auch nach dreißig Jahren nicht in der Demokratie angekommen sind.“ Ein Teil der (ostdeutschen) Bevölkerung habe „gefestigte nichtdemokratische Ansichten“. Nur ein geringer Teil der AfD-Wähler sei „potentiell rückholbar“, man könne darum nur „auf die nächste Generation“ hoffen.
Die Äußerung wird in allen möglichen Medien rauf- und runterdebattiert und ich wundere mich eigentlich ein bissel, dass sie in diesem Forum bislang keine Rolle spielt.

Was hat es mit dieser "Sozialisierung" bzw. dann in abgeschlossener Form mit der "Sozialisation" eigentlich auf sich?

Es gibt keine "Sozialisation!" Tatsächlich und wirklich gibt es Vorgänge, die mit Internalisierung und Externalisierung umschrieben werden können und die in einem dialektischen Wechselverhältnis stehen. Um ein extremes Beispiel zu nennen: Die Widerstandsaktionen von Sophie Scholl während der NS-Zeit haben auf solch eine dialektische Art und Weise direkt etwas damit zu tun, dass sie als Hitlerjugend-Mädel im Dunstkreis dieser NS-Ideologie stand. Der Internalisierung von völkischen Idealen in diesen Organisationen steht die Externalisierung ihrer eigenen und auf diese Art und Weise erzeugten Gegenwehr gegenüber. Und nicht anders verhält es sich mit der Entstehung einer politischen Opposition in der DDR z.B. aus kirchlichen oder auch aus ökologischen oder auch einfach aus politisch nonkonformen Richtungen her. Der Mensch ist nicht einfach ein passives Erleidungssystem. In gleichem Maße kann er seine eigenen Vorstellungen, seinen eigenen Selbstentwurf der Gesellschaft aufdrängen, "externalisieren".

Kilian Pfeffer, der Enkel des bekannten NS-Soziologen Karl Heinz Pfeffer veröffentlichte unlängst einen sehr sehr guten Feature Beitrag über seinen Großvater. In welchem er unter anderem auch über die weiterhin anhaltende NS-Ideologie-Verseuchung der Soziologie in der bundesdeutschen Nachkriegszeit berichtet. Über bekannte Persönlichkeiten wie Helmut Schelsky etwa, die sich für seinen Großvater einsetzten. Befindet man sich also in einer Art Herkunfts-Verhaftung? Natürlich nicht! Es ist mir unbegreiflich, dass man Personen wie diesen wichtigen Ostbeauftragten über die elementarsten Erkenntnisse der Menschenlehre belehren muss!
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Fliege
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Fliege »

Es steht zu befürchten, dass Wanderwitz die Begriffe 'Merkel', als deren Lautsprecher er eingesetzt ist, und 'Demokratie' konfundiert, so dass er mit "gefestigte nichtdemokratische Ansichten" bloß meint: gefestigte nichtmerkelsche Ansichten.

(Bekanntlich wurde Wanderwitz von Merkel zum Nachfolger von Hirte ernannt, nachdem Hirte etwas gesagt hatte, was Merkel nicht behagte; https://www.spiegel.de/politik/deutschl ... 0e0573b906).
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Schnitter
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Schnitter »

Ein Teil der (ostdeutschen) Bevölkerung habe „gefestigte nichtdemokratische Ansichten“. Nur ein geringer Teil der AfD-Wähler sei „potentiell rückholbar“, man könne darum nur „auf die nächste Generation“ hoffen.
Zumindest damit hat er definitiv Recht.

Es ist vor allem verschwendete Ressource wenn demokratische Parteien meinen sie müssten irgendwelche Energien investieren diese Leute zurück zu gewinnen.
Skeptiker

Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Skeptiker »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Jun 2021, 15:02)

Was hat es mit dieser "Sozialisierung" bzw. dann in abgeschlossener Form mit der "Sozialisation" eigentlich auf sich?

Es gibt keine "Sozialisation!" Tatsächlich und wirklich gibt es Vorgänge, die mit Internalisierung und Externalisierung umschrieben werden können und die in einem dialektischen Wechselverhältnis stehen.
Ohne nun direkt auf das Thema einzugehen - meinst du das ernst? „Es gibt keine Sozialisation!“

Natürlich gibt es eine Sozialisation. Inwiefern Ostdeutsche heute noch durch die Sozialisation in der DDR beeinflusst werden, darüber kann man ja streiten, aber „dass es Sozialisation gibt oder nicht“ darüber kann man mE kaum streiten. Das wäre absurd in meinen Augen.
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Teeernte
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Beitrag von Teeernte »

FAKTEN:

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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von schokoschendrezki »

Schnitter hat geschrieben:(06 Jun 2021, 15:20)

Zumindest damit hat er definitiv Recht.

Es ist vor allem verschwendete Ressource wenn demokratische Parteien meinen sie müssten irgendwelche Energien investieren diese Leute zurück zu gewinnen.
Hat er nicht. Niemand ist einfach so einem gesellschaftlichem Konformitätsdruck komplett hilflos ausgeliefert. Unter welchen Umständen auch immer! Der Mensch kann und darf nicht nur sonden muss sich selbst entwerfen. Es bleibt ihm gar nix anderes übrig. In Hinsicht auf positive Freiheit, "Freheit zu" ist der Mensch zur Freiheit verurteilt. Und es nimmt ihm niemand die Verantwortung für sich selbst und für diesen Selbstentwurf ab. Das ist die Idiotie all dieser "Sozialisierungsthesen". Hinter diesen Thesen stecken ja nicht nur Ablehnungen und negative Positionierungen sondern immer auch Entschuldigungshypothesen. Der kann ja nicht anders. Von wegen! Jeder kann immer und überall anders! Selbst in der Todeszelle.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von schokoschendrezki »

Skeptiker hat geschrieben:(06 Jun 2021, 15:24)

Ohne nun direkt auf das Thema einzugehen - meinst du das ernst? „Es gibt keine Sozialisation!“

Natürlich gibt es eine Sozialisation. Inwiefern Ostdeutsche heute noch durch die Sozialisation in der DDR beeinflusst werden, darüber kann man ja streiten, aber „dass es Sozialisation gibt oder nicht“ darüber kann man mE kaum streiten. Das wäre absurd in meinen Augen.
Ja. Genau das meine ich vollkommen ernst. Es gibt keine Sozialisation. Es mag bequeme Lebensentwürfe geben, die dann so aussehen, als sei "Sozialisation" etwas Zwangsläufiges. Es ist aber nur Bequemlichkeit. Bequemlichkeit, halt so zu sein, wie die Anderen auch.

Wenn man es etwas näher besieht, dann ist es wie schon erwähnt ein dialektisches Wechselverhältnis aus Internalisierung und Externalisierung. Am Anfang eines Widerstandswillens steht notwendigerweise immer so etwas wie die Aufnahme einer autokratischen oder diktatorischen Ideologie. Man muss ersteinmal wissen, wogegen eigentlich man einmal sein wird.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Michael Alexander »

Der (Wander-)Witz ist ja, dass die Ostdeutschen die bisher einzig nachhaltig erfolgreiche demokratische Revolution in Deutschland zuwege gebracht haben. Darüber sollte Wanderwitz mal nachdenken, bevor er sich so despektierlich äussert. Wahrscheinlich ist das aber zu viel verlangt für jemanden, der vermutlich vor allem wegen seiner Linientreue zur ehemaligen Agitprop-Sekretärin in dieses Amt gekommen ist.
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Re: Fakten - keine Propaganda.

Beitrag von schokoschendrezki »

Teeernte hat geschrieben:(06 Jun 2021, 15:25)

FAKTEN:

Junge LEUTE wählen Afd....weniger die ollen (über 45 J.).

Sozialisiert in BRD.
Das mag faktisch schon so sein. Die sind aber auch nicht "sozialisiert". Der Begriff ist einfach komplett falsch, weil er suggeriert, dass der Mensch ein rein passives Erleidungssystem ist. Ist er aber nicht! Er kann dagegen halten! Aus eigenen Antrieb heraus. Diese Externalisierungsmöglichkeit steht der Internalisierung, also der Einverleibung von Sitten, Gewohnheiten, sozialen Regeln usw, gleichwertig gegenüber.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von schokoschendrezki »

Michael Alexander hat geschrieben:(06 Jun 2021, 15:33)

Der (Wander-)Witz ist ja, dass die Ostdeutschen die bisher einzig nachhaltig erfolgreiche demokratische Revolution in Deutschland zuwege gebracht haben. Darüber sollte Wanderwitz mal nachdenken, bevor er sich so despektierlich äussert. Wahrscheinlich ist das aber zu viel verlangt für jemanden, der vermutlich vor allem wegen seiner Linientreue zur ehemaligen Agitprop-Sekretärin in dieses Amt gekommen ist.
Ja. Da unterstellst Du natürlich auch, dass die Agitprop-Sekretärin sich in einer Art Gefängnis ihrer eigenen Herkunftsgeschichte befindet. Tut sie natürlich ebensowenig wie das ehemalige Hitler-Jugend-Mädel Sophie Scholl.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Schnitter »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Jun 2021, 15:27)
Hat er nicht.
Natürlich hat er Recht.

Das sieht man insbesondere in Ostdeutschland daran dass überall diese seltsamen "Wir sind das Volk" Kreischer aus dem Boden ploppen.

Die haben bis heute keinen blassen Schimmer wie Demokratie funktioniert.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Skeptiker »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Jun 2021, 15:30)
Ja. Genau das meine ich vollkommen ernst. Es gibt keine Sozialisation. Es mag bequeme Lebensentwürfe geben, die dann so aussehen, als sei "Sozialisation" etwas Zwangsläufiges. Es ist aber nur Bequemlichkeit. Bequemlichkeit, halt so zu sein, wie die Anderen auch.
Wenn ich vom Begriff „Sozialisation“ rede, dann bin ich noch laaaaaaaange nicht beim Thema „Diktatursozialisation“, sondern ersteinmal nur bei der Sozialisation an sich.

Die Sozialisation ist für mich schlicht die Summe der Eindrücke während der Kindheit, welche die Persönlichkeit und die Sichtweisen bestimmen.

Niemand kann seine Sozialisation einfach „ignorieren“ oder „abschütteln“. Natürlich kann man sich als Persönlichkeit weiterentwickeln, aber daraus zu kreieren, dass es „Sozialisation nicht gibt“, ist eine atemberaubende Übertreibung. Sie ist übrigens ziemlich menschenverachtend, weil sie im Kern den Menschen abspricht ein eigenes Wesen zu haben, sondern sich alles an ihrem Verhalten auf täglicher Basis neu ergibt. Das ist allerdings haarsträubend falsch und spricht Menschen jegliche Identität ab.

Man kann den Begriff „Diktatursozialisiert“ auch in Frage stellen, ohne gleich Kindheit und Erziehungseinflüsse gänzlich infrage stellen zu müssen.
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Re: Fakten - keine Propaganda.

Beitrag von Teeernte »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Jun 2021, 15:41)

Das mag faktisch schon so sein. Die sind aber auch nicht "sozialisiert". Der Begriff ist einfach komplett falsch, weil er suggeriert, dass der Mensch ein rein passives Erleidungssystem ist. Ist er aber nicht! Er kann dagegen halten! Aus eigenen Antrieb heraus. Diese Externalisierungsmöglichkeit steht der Internalisierung, also der Einverleibung von Sitten, Gewohnheiten, sozialen Regeln usw, gleichwertig gegenüber.
Ich wollte nur der Propaganda ein Spiegelbild vorhalten. >> Diktatursozialisierung BRD. :D :D :D
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von schokoschendrezki »

Skeptiker hat geschrieben:(06 Jun 2021, 15:57)

Wenn ich vom Begriff „Sozialisation“ rede, dann bin ich noch laaaaaaaange nicht beim Thema „Diktatursozialisation“, sondern ersteinmal nur bei der Sozialisation an sich.

Die Sozialisation ist für mich schlicht die Summe der Eindrücke während der Kindheit, welche die Persönlichkeit und die Sichtweisen bestimmen.

Niemand kann seine Sozialisation einfach „ignorieren“ oder „abschütteln“.
Nein, kann man nicht. Es handelt sich dabei aber einfach um nur die eine Hälfte eines Ganzen, das aus zwei Hälften besteht. Ich könnte auch einfach und schlicht sagen: Der Mensch ist - sofern er nicht grad geistig irgendwie behindert ist - für sich selbst verantwortlich. Nix da irgendwie mit "ich bin halt in einer Diktatur sozialisiert worden". Sonst bräuchte man am Ende nämlich nur drogensüchtig werden, um strafffrei ein Tötungsdelikt zu begehen. Es gibt aktuell in Frankreich ein Justizbeispiel (einen Mord aus antisemitischen Mottiven), bei dem es genau um diese Frage geht.

Bei Wanderwitz ist der Punkt: Wenn er von "Diktatursozialisisation" spricht, dann spricht er damit gleichzeitig und unabweislich auch von "Oppositionssozialisisation" oder "Widerstandssozialisation". Ob er will oder nicht. Das versteht er nur nicht! Weil er diese Dialektik von Internalisierung und Externalisierung nicht versteht. Möglicherweise assoziiert er mit dem Begriff "Dialektik" irgendwie diffus Marxismus, SED und M/L-Seminar.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Realist2014 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Jun 2021, 15:30)

Ja. Genau das meine ich vollkommen ernst. Es gibt keine Sozialisation. E .
"Sozialisation (lateinisch sociare ‚verbinden‘) wird im Handbuch der Sozialisationsforschung von Klaus Hurrelmann u. a. definiert als „Prozess, durch den in wechselseitiger Interdependenz zwischen der biopsychischen Grundstruktur individueller Akteure und ihrer sozialen und physischen Umwelt relativ dauerhafte Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Handlungsdispositionen entstehen“. Sozialisation ist demnach die Anpassung an gesellschaftliche Denk- und Gefühlsmuster durch Internalisation (Verinnerlichung) von sozialen Normen. Sozialisation ist ein sozialwissenschaftlicher Begriff. Er bezeichnet zum einen die Entwicklung der Persönlichkeit aufgrund ihrer Interaktion mit einer spezifischen, materiellen und sozialen Umwelt, zum anderen die sozialen Bindungen von Individuen, die sich im Zuge sozialisatorischer Beziehungen konstituieren. Sie umfasst sowohl die absichtsvollen und planvollen Maßnahmen (Erziehung), als auch die unabsichtlichen Einwirkungen auf die Persönlichkeit. Außerdem gehören Schulen, Ausbildungen wie auch Sport- und Kulturaktivitäten dazu."


lesen und verstehen.
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Sören74 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Jun 2021, 15:30)

Ja. Genau das meine ich vollkommen ernst. Es gibt keine Sozialisation.
Sehe ich aus der Lebenserfahrung ganz anders. Ich verstehe auch nicht, wie man das ignorieren kann. Das sind solche Behauptungen beim Start eines neuen Strangs, wo ich mich immer frage, soll man darauf überhaupt regieren oder doch Stellung beziehen.
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Zunder
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Re: Fakten - keine Propaganda.

Beitrag von Zunder »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Jun 2021, 15:41)

Das mag faktisch schon so sein. Die sind aber auch nicht "sozialisiert". Der Begriff ist einfach komplett falsch, weil er suggeriert, dass der Mensch ein rein passives Erleidungssystem ist. Ist er aber nicht! Er kann dagegen halten! Aus eigenen Antrieb heraus. Diese Externalisierungsmöglichkeit steht der Internalisierung, also der Einverleibung von Sitten, Gewohnheiten, sozialen Regeln usw, gleichwertig gegenüber.
Komplett falsch ist die Vorstellung, daß Sozialisation ein "rein passives Erleidungssystem" sei. Jede Erziehung bildet notwendigerweise auch das Bewußtsein, weil sich der Verstand nunmal nicht ausschalten läßt. Allerdings gibt es Unterschiede in der Herausbildung eines kritischen Bewußtseins, das ja nicht einfach so vom Himmel fällt. Der Mut, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, setzt voraus, das überhaupt tun zu können. Und das hat sehr viel mit der Sozialisation zu tun. Ein permanentes Bombardement an Propaganda und Indoktrination wird ein unkritisches Bewußtsein leicht deformieren können, wenn es auf keinen aufklärerischen Widerstand trifft.

Die Möglichkeit der Externalisierung hat mit der Sozialisation überhaupt nichts zu tun, weil sie erst auf die Bewußtseinsbildung folgt.
Skeptiker

Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Skeptiker »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Jun 2021, 16:37)
Nein, kann man nicht. Es handelt sich dabei aber einfach um nur die eine Hälfte eines Ganzen, das aus zwei Hälften besteht. Ich könnte auch einfach und schlicht sagen: Der Mensch ist - sofern er nicht grad geistig irgendwie behindert ist - für sich selbst verantwortlich. Nix da irgendwie mit "ich bin halt in einer Diktatur sozialisiert worden". Sonst bräuchte man am Ende nämlich nur drogensüchtig werden, um strafffrei ein Tötungsdelikt zu begehen. Es gibt aktuell in Frankreich ein Justizbeispiel (einen Mord aus antisemitischen Mottiven), bei dem es genau um diese Frage geht.
Daraus wird klar, warum du den Begriff leugnest. Sorry, der typische Quatsch den man von jedem Ideologen hört. Weil man "gaubt", dass eine bestimmte Tatsache gegen das ideologische Gebäude verstößt, welches einem das Seelenheil gibt, muss nicht etwa das ideologische Gebäude umgebaut werden, nein, es muss die Tatsache geleugnet werden :rolleyes:

Es geht bei dir im Kern um das Thema "Welche Verantwortung trägt der Mensch für seine Handlungen" und du begehst den Fehlschluss, dass wenn er keine VOLLE KONTROLLE über seine eigenen Entscheidungen hat, er auch nicht die VOLLE VERANTWORTUNG für seine Taten haben kann.
Um es kurz zu machen: Menschen haben sehr viel weniger Kontrolle über ihre eigene Persönlichkeit und ihre Entscheidungen, als es allgemein angenommen wird. Sie sind Ergebnis ihrer Sozialisation - und das weisst du auch, wenn du einen Menschen sehr gut kennst. Du weisst schon vorher wie er in einer Situation entscheiden wird. Welche "echte" Wahl hatte er dann?
Dennoch MUSS das Rechtssystem davon ausgehen, dass der Mensch die Kontrolle über seine Entscheidungen hat - mit gewissen sozial akzeptierten Ausnahmen (Geisteskrankheit, besondere soziale Härten usw.).

Das mag nicht GERECHT erscheinen, aber Logik kommt vor Gerechtigkeit. Man kann Menschen nicht als unfähig zu eigenen Entscheidungen definieren und alle Gesetze streichen - das ergäbe ein großes anarchisches Irrenhaus. Menschen haben das glückliche "Schicksal", dass sie Gesellschaften geformt haben die ihnen bessere Lebensverhältnisse bescheren als Anarchie. Wer das schlimme Schicksal hat in eine Verbrecherkarriere zu geraten, der hat leider Pech gehabt. Vieles - vielleicht sogar alles - mag ihn dazu gemacht haben. Hilft aber nix - wer jemanden z.B. umbringt, der gehört nunmal in den Knast.
Bei Wanderwitz ist der Punkt: Wenn er von "Diktatursozialisisation" spricht, dann spricht er damit gleichzeitig und unabweislich auch von "Oppositionssozialisisation" oder "Widerstandssozialisation". Ob er will oder nicht. Das versteht er nur nicht! Weil er diese Dialektik von Internalisierung und Externalisierung nicht versteht. Möglicherweise assoziiert er mit dem Begriff "Dialektik" irgendwie diffus Marxismus, SED und M/L-Seminar.
Sorry, aber wir können uns über Diktatursozialisation wirklich erst dann unterhalten, wenn die absoluten Grundlagen der Sozialisation geklärt sind. Du stolperst da beim kleinen 1x1 - keine gute Voraussetzung für Integralrechung.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von BlueMonday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Jun 2021, 15:02)

Der "Ostbeauftragte" der Bundesregierung, offiziell "Beauftragter der Bundesregierung für die neuen Bundesländer", Marco Wanderwitz, kürzlich in der FAZ:
Mich würde ja eher interessieren, ob man solche Leute wie diesen Wanderwitz von ihrem hohen Ross wieder herunter bekommen kann.
Sicherlich war das Ganze Teil des üblichen Wahlkampfgeschwurbels, um die Konkurrenz möglichst unmöglich dastehen zu lassen. Aber da ist wohl auch eine grundsätzlichere Attitüde dahinter, die man ernster nehmen sollte.

Allein dieses Getöne von der "Demokratie" - ohne auffällig je konkret dabei zu werden, was nun diese "Demokratie" denn überhaupt ausmacht. Irgendein ansatzweise tieferer Gedanke, der über die bloße Worthülle hinauskommt. Fehlanzeige. Klar ist nur, dass diese gewisse Konkurrenz "antidemokratisch" und damit unmöglich sei. Das reicht als Assoziation, mehr muss man nicht erklären. Der Dreck ist geworfen. Unpartei, Unpersonen, undemokratisch, unmöglich, pfui. Wählt man nicht. Solchen Leuten schüttelt man nicht die Hand. Und die sie wählen, sind zu großen Teilen "unerreichbar" für die "Demokratie". In diesem weitestgehend inhaltlosen Zirkel dreht das "Argument" seine Kreise seit Jahren - immer schön heruntergeworfen vom hohen Ross, auf dem unsere Überdemokraten hocken.

Was ist bspw. ein Grundsatz der "Demokratie"? Wenn gewählt wird, dann werden in sog. "geheimer Wahl" die Stimmen abgeben. Warum geheim? Um sicherzustellen, dass jede Stimme gleich behandelt und bewertet wird, jede Stimme das gleiche Gewicht hat. Die Gleichheit der Stimmen.
Ein Grundsatz, der in Frühjahr 2020 im Thüringer Landtag etwa gar keine Rolle mehr spielte und es stattdessen gerade nur darum ging, mit "welchen Stimmen" ein MP gewählt wurde, und dass bestimmte Stimmen quasi inakzeptabel seien. Ein Sturm der Entrüstung unserer Musterdemokraten erfolgte nach dieser groben Wahlverfehlung und dreister Wahlannahme(Was erlauben?), nebst Rückrufaktion aus der Reichshauptstadt und Wahlwiederholung bis zum "akzeptablen" Wahlausgang. Das ist die "Demokratie", wie sie diese Musterdemokraten verstehen, die dann als Erklärbären ausschwärmen und so die Unbelehrbaren und Unerreichbaren vielleicht doch noch einfangen und zum Kreuz an der richtigen Stelle bewegen.

Das wurde auch schon mal in diesem Forum zitiert (von einem tatsächlichen Denker und Vordenker demokratischer und liberaler Werte):
Alle unsere Demokratien sind keine Volksregierungen, sondern Parteiregierungen. Das heißt, Regierungen der Parteiführer; denn je größer eine Partei ist, um so weniger ist sie einig, um so weniger ist sie demokratisch, um so weniger Einfluß haben die, die für sie stimmen, auf die Parteiführung und auf das Parteiprogramm. Der Glaube, ein nach Proporz gewählter Bundestag oder ein Parlament sei ein besserer Spiegel des Volkes und seiner Wünsche, ist falsch. Er repräsentiert nicht das Volk und seine Meinungen, sondern lediglich den Einfluß der Parteien (und der Propaganda) auf die Bevölkerung am Wahltag. Und er macht es schwieriger, daß der Wahltag zu dem wird, was er sein könnte und sollte: ein Tag des Volksgerichts über die Tätigkeit der Regierung.

(Karl R. Popper: Gesammelte Werke Band 14: Freiheit und intellektuelle Verantwortung,Tübingen, 2016, S. 247)

Ich meine, das ständige Reflektieren, was "Demokratie" überhaupt bedeutet, ist doch fast verloren gegangen. So einer wie dieser Herr "Ostbeauftragte" der CDU ist da mental viel näher am Fahnenappell mit vorbildlich gebundenem Pionierhalstuch am Ende der 80er in Karl-Marx-Stadt, wo er geboren wurde, als jene, die er für "unerreichbar" für die Demokratie hält. Er steht praktisch wie damals hinter leblosen Worthülsen und Parolen. Er ist derjenige, der mal den Hörer abnehmen und und zuhören müsste.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Jun 2021, 15:02)



Was hat es mit dieser "Sozialisierung" bzw. dann in abgeschlossener Form mit der "Sozialisation" eigentlich auf sich?

Es gibt keine "Sozialisation!"
Doch, es gibt eine Sozialisation!
Unter Sozialisation wird der Prozess verstanden, bei dem zwischen individuelle Akteuren und ihrer sozialen und physischen Umwelt relativ dauerhafte Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Handlungsdispositionen entstehen. Sozialisation bezeichnet die Persönlichkeitsentwicklung aufgrund ihrer Interaktion, materiellen und sozialen Umwelt einerseits und die sozialen Bindungen von Individuen andererseits. Sie umfasst sowohl Erziehungsmaßnahmen als auch unbeabsichtigte externe Einflussnahmen oder anders ausgedrückt Sozialisation ist die Gesamtheit der, durch die Gesellschaft vermittelten Lernprozesse.

Dafür dass es Sozialisation angeblich nicht gibt - zumindest behauptest DU das - ist sie sehr gut definiert und es gibt mehrere Sozialisationstheorien.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Zunder »

BlueMonday hat geschrieben:(06 Jun 2021, 19:41)

Was ist bspw. ein Grundsatz der "Demokratie"? Wenn gewählt wird, dann werden in sog. "geheimer Wahl" die Stimmen abgeben. Warum geheim? Um sicherzustellen, dass jede Stimme gleich behandelt und bewertet wird, jede Stimme das gleiche Gewicht hat. Die Gleichheit der Stimmen.
Ein Grundsatz, der in Frühjahr 2020 im Thüringer Landtag etwa gar keine Rolle mehr spielte und es stattdessen gerade nur darum ging, mit "welchen Stimmen" ein MP gewählt wurde, und dass bestimmte Stimmen quasi inakzeptabel seien. Ein Sturm der Entrüstung unserer Musterdemokraten erfolgte nach dieser groben Wahlverfehlung und dreister Wahlannahme(Was erlauben?), nebst Rückrufaktion aus der Reichshauptstadt und Wahlwiederholung bis zum "akzeptablen" Wahlausgang. Das ist die "Demokratie", wie sie diese Musterdemokraten verstehen, die dann als Erklärbären ausschwärmen und so die Unbelehrbaren und Unerreichbaren vielleicht doch noch einfangen und zum Kreuz an der richtigen Stelle bewegen.
Die parlamentarische Demokratie basiert auf dem freien Wettbewerb verschiedener Kandidaten um ein Mandat.

Wenn eine Partei einen Kandidaten ins Rennen schickt, um dieses Prinzip zu unterlaufen, indem sie ihm, obwohl formal nominiert, keine einzige Stimme gibt, und so die anderen, die tatsächlich demokratischen Parteien in eine Falle tappen zu lassen, verhält sie sich zutiefst antidemokratisch.

Der Versuch, die Verhöhnung der Demokratie als Demokratie zu verkaufen, widerlegt nicht Marco Wanderwitz, sondern bestätigt ihn.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(06 Jun 2021, 20:54)

Doch, es gibt eine Sozialisation!
Unter Sozialisation wird der Prozess verstanden, bei dem zwischen individuelle Akteuren und ihrer sozialen und physischen Umwelt relativ dauerhafte Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Handlungsdispositionen entstehen. Sozialisation bezeichnet die Persönlichkeitsentwicklung aufgrund ihrer Interaktion, materiellen und sozialen Umwelt einerseits und die sozialen Bindungen von Individuen andererseits. Sie umfasst sowohl Erziehungsmaßnahmen als auch unbeabsichtigte externe Einflussnahmen oder anders ausgedrückt Sozialisation ist die Gesamtheit der, durch die Gesellschaft vermittelten Lernprozesse.

Dafür dass es Sozialisation angeblich nicht gibt - zumindest behauptest DU das - ist sie sehr gut definiert und es gibt mehrere Sozialisationstheorien.
Ja. Da fehlt bloß noch die These von der Notwendigkeit, dass wir "diese Menschen" irgendwie "abholen" müssen. Was soll dieses "wir" sein? "Wir" hört sich für mich nach Schützenverein und Gemeinderatssitzung. an. Ich kenne kein "wir". Ich will kein "wir". Ich kenne nur ein "ich". Und "abhoilen" hört sich für mich nach Arbeitslager, Umerziehungsllager und Schlimmerem an.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von franzmannzini »

Wenn Sozialisierung tatsächlich eine Rolle spielt und es bei gelebten DDR-Bürgern dadurch zu einer gewissen über 30 Jahre anhaltenden antidemokratischen Haltung
kommt, dann würde dies auch den Zuzug von Migranten, welche ja hauptsächlich aus Diktaturen kommen, in Frage stellen.
Ist das so ?
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von schokoschendrezki »

BlueMonday hat geschrieben:(06 Jun 2021, 19:41)

Mich würde ja eher interessieren, ob man solche Leute wie diesen Wanderwitz von ihrem hohen Ross wieder herunter bekommen kann.
Sicherlich war das Ganze Teil des üblichen Wahlkampfgeschwurbels, um die Konkurrenz möglichst unmöglich dastehen zu lassen. Aber da ist wohl auch eine grundsätzlichere Attitüde dahinter, die man ernster nehmen sollte.

Allein dieses Getöne von der "Demokratie" - ohne auffällig je konkret dabei zu werden, was nun diese "Demokratie" denn überhaupt ausmacht. Irgendein ansatzweise tieferer Gedanke, der über die bloße Worthülle hinauskommt. Fehlanzeige. Klar ist nur, dass diese gewisse Konkurrenz "antidemokratisch" und damit unmöglich sei. Das reicht als Assoziation, mehr muss man nicht erklären. Der Dreck ist geworfen. Unpartei, Unpersonen, undemokratisch, unmöglich, pfui. Wählt man nicht. Solchen Leuten schüttelt man nicht die Hand. Und die sie wählen, sind zu großen Teilen "unerreichbar" für die "Demokratie". In diesem weitestgehend inhaltlosen Zirkel dreht das "Argument" seine Kreise seit Jahren - immer schön heruntergeworfen vom hohen Ross, auf dem unsere Überdemokraten hocken.

Was ist bspw. ein Grundsatz der "Demokratie"? Wenn gewählt wird, dann werden in sog. "geheimer Wahl" die Stimmen abgeben. Warum geheim? Um sicherzustellen, dass jede Stimme gleich behandelt und bewertet wird, jede Stimme das gleiche Gewicht hat. Die Gleichheit der Stimmen.
Ein Grundsatz, der in Frühjahr 2020 im Thüringer Landtag etwa gar keine Rolle mehr spielte und es stattdessen gerade nur darum ging, mit "welchen Stimmen" ein MP gewählt wurde, und dass bestimmte Stimmen quasi inakzeptabel seien. Ein Sturm der Entrüstung unserer Musterdemokraten erfolgte nach dieser groben Wahlverfehlung und dreister Wahlannahme(Was erlauben?), nebst Rückrufaktion aus der Reichshauptstadt und Wahlwiederholung bis zum "akzeptablen" Wahlausgang. Das ist die "Demokratie", wie sie diese Musterdemokraten verstehen, die dann als Erklärbären ausschwärmen und so die Unbelehrbaren und Unerreichbaren vielleicht doch noch einfangen und zum Kreuz an der richtigen Stelle bewegen.

Das wurde auch schon mal in diesem Forum zitiert (von einem tatsächlichen Denker und Vordenker demokratischer und liberaler Werte):



Ich meine, das ständige Reflektieren, was "Demokratie" überhaupt bedeutet, ist doch fast verloren gegangen. So einer wie dieser Herr "Ostbeauftragte" der CDU ist da mental viel näher am Fahnenappell mit vorbildlich gebundenem Pionierhalstuch am Ende der 80er in Karl-Marx-Stadt, wo er geboren wurde, als jene, die er für "unerreichbar" für die Demokratie hält. Er steht praktisch wie damals hinter leblosen Worthülsen und Parolen. Er ist derjenige, der mal den Hörer abnehmen und und zuhören müsste.
Aber auch und selbst ihm muss man zugestehen, dass er über die Freiheit des eigenen Selbstentwurfs verfügt. Die Tatsache, dass der in Karl-Marx-Stadt groß geworden, sprich in herkömmlichem Sinne "sozialisiert" wurde ... besagt gar nix. Man wird nicht "sozialisiert"! Der Mensch ist ein Wesen, das zur Freiheit nicht nur befähigt sondern sogar gezwungen ist. Er muss sich selbst entwerfen. Ob er will oder nicht. Jedes Stückchen Sozialisierung, also Internalierung gesellschaftlicher Konventionen erzeugt auf der Gegenseite den Raum zum Widerstand dagegen, Zum Gegenteil. Zum Aufzwingungsversuch, umgekehrt, der eigenen individuellen Vorstellungen in die Gesellschaft hinein. Externalisierung also. Die Vorstellung von der "Sozualisierung" geht fälschlicherweise von einer grundsätzlichen Passivstellung und Erleidensfunktion aus. Und es ist völlig unerheblich, dass es gefühlt zighundert Bücher jährlich zum Phänomen "Sozialisiserung" gibt, Jedes einzelne freiheitlich agierende Individuum ist als Gegenbeispiel ausreichend, um den Gegenbeweis anzutreten. Der Mensch ist nicht nur einfach so "frei" sondern zur Freiheit verurteilt.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Skeptiker

Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Skeptiker »

Okay, ich bin dann mal raus hier.

Wenn wissenschaftliche Fakten alleine aufgrund von Wunschdenken und esoterisch/postmodern angehauchter Philosophien geleugnet werden, dann braucht man nicht weiter zu versuchen irgendwas zu diskutieren.

Sorry, wenn das vielleicht nun sehr direkt ist, aber das halte ich dann wirklich nur noch für snobistisches, pseudointellektuelles Gelaber.
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Zunder
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Zunder »

"Erzwungene Freiheit" ist Quatsch-Philosophie. Indiskutabel.
franzmannzini

Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von franzmannzini »

Beim Thema "Sozialisierung" geht es ja um verschiedene Theorien.
Ich würde mich dieser Theorie/Teiltheorie anschließen:
https://lexikon.stangl.eu/60/sozialisat ... alisierung
Die erste Sozialisation findet in der in der Regel in der Familie statt, einen weiteren wichtigen Bereich bilden die Bildungsinstitutionen. Jeder Lebensbereich gibt eigene Regularien vor, denen die Menschen unterliegen, die sich in ihm bewegen. Eine erfolgreiche Sozialisation ist dann erreicht, wenn ein Mensch diese besonderen Regeln begreift und anwendet, also in diesem Lebensbereich überleben kann, wobei er seine Verhaltensweisen an die Gegebenheiten anpasst, um zu überleben. Ob er das schafft, ohne seine Persönlichkeit zu verleugnen oder zu verlieren, hängt von seiner inneren Widerstandsfähigkeit ab und auch von den besonderen Anforderungen des neuen Lebensbereiches. (Stangl, 2021).
Außerdem ist es stark zu bezweifeln, das Sozialisation zu irgend einem Lebenszeitpunkt des jeweiligen Individuums abgeschlossen ist,
sie wird fortgeführt, wenn es notwendig ist.

Und zu Herrn Wanderwitz, er ist Rechtsanwalt, und somit fachlich nicht in der Lage über Sozialisierung zu schwadronieren.
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Zunder
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Zunder »

franzmannzini hat geschrieben:(06 Jun 2021, 21:42)

Wenn Sozialisierung tatsächlich eine Rolle spielt und es bei gelebten DDR-Bürgern dadurch zu einer gewissen über 30 Jahre anhaltenden antidemokratischen Haltung
kommt, dann würde dies auch den Zuzug von Migranten, welche ja hauptsächlich aus Diktaturen kommen, in Frage stellen.
Ist das so ?
Wer aus einer Diktatur flieht, steht ja wohl eher in Opposition zur Diktatur und weiß die Demokratie zu schätzen. Das gilt nicht zuletzt für Migranten, die gerne jammern, wie schlimm rassistisch und islamophob die deutsche Gesellschaft ist, aber die Freiheit, öffentlich und sanktionsfrei die Verhältnisse anzuprangern, nicht missen möchten.

Die Prägung liegt eher im kulturellen Bereich, unübersehbar im internalisierten Antisemitismus, der das ohnehin schon bestehende Problem des autochthonen Antisemitismus noch verschärft.
franzmannzini

Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von franzmannzini »

Zunder hat geschrieben:(06 Jun 2021, 23:38)

Wer aus einer Diktatur flieht, steht ja wohl eher in Opposition zur Diktatur und weiß die Demokratie zu schätzen. Das gilt nicht zuletzt für Migranten, die gerne jammern, wie schlimm rassistisch und islamophob die deutsche Gesellschaft ist, aber die Freiheit, öffentlich und sanktionsfrei die Verhältnisse anzuprangern, nicht missen möchten.

Die Prägung liegt eher im kulturellen Bereich, unübersehbar im internalisierten Antisemitismus, der das ohnehin schon bestehende Problem des autochthonen Antisemitismus noch verschärft.
Trotzdem wurde er in einer Diktatur sozialisiert, und bei z.B. flüchtenden Syrern handelt es sich in der Mehrzahl sicher nicht um Oppositionelle, sondern sie fliehen wohl eher, weil man ihnen die
Lebensgrundlage unter dem Arsch weggebombt hat.
https://apps-cloud.n-tv.de/img/20444339 ... S1P3ST.jpg
Der Kutscher

Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Der Kutscher »

franzmannzini hat geschrieben:(06 Jun 2021, 21:42)

Wenn ... es bei gelebten DDR-Bürgern dadurch zu einer gewissen über 30 Jahre anhaltenden antidemokratischen Haltung
kommt
Mich würde mal die Definition von „antidemokratischer Haltung“ interessieren. Denn das was ich darunter verstehe sehe ich durchaus auch sehr stark bei „Wessis“ vertreten ... das nenne ich aber einfach Meinungsfaschismus.
Es wird gerne so getan als sei die „Diktatur“ in der DDR derart allumfassend und allgegenwärtig gewesen das sie grundsätzlich bestimmend für den Alltag war. Ich habe dann stets den Eindruck in irgendeiner anderen DDR gelebt zu haben als in der über die da geschwatzt wird. Gerne vor allem von Leuten die sie eben nicht erlebt haben. Nach meiner Erfahrung genügte es durchaus ein paar „Geßlerhüte“ zu grüßen und gegenüber den „falschen Leuten“ das Maul zu halten um seine Ruhe zu haben. Wenn ich heute gegenüber den „falschen Leuten“ das Maul aufreiße habe ich es nicht mit der Stasi zu tun, sondern schlichtweg keinen Job mehr und somit keine Lebensgrundlage. Wo liegt denn da der grundlegende Unterschied? Ich bin der Überzeugung das diese „Sozialisierung“ viel mehr im privaten Bereich stattfindet und natürlich im Berufsleben als im staatlichen Bereich der Politik.
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Re: Fakten - keine Propaganda.

Beitrag von Adam Smith »

Teeernte hat geschrieben:(06 Jun 2021, 15:25)

FAKTEN:

Junge LEUTE wählen Afd....weniger die ollen (über 45 J.).

Sozialisiert in BRD.
Die Generation die älter als 60 Jahre alt ist wählt die CDU. Diese Generation wurde mehr in der DDR sozialisiert als in der BRD.
Bei den ab 60-Jährigen kommt die CDU auf 44 Prozent, bei den unter 30-Jährigen erreicht sie nur 17 Prozent.
https://amp-welt-de.cdn.ampproject.org/ ... -vorn.html

Die Sozialisierung in der Diktatur hat nur bei einer Partei einen positiven Einfluss. Und das ist die CDU.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Alexyessin »

BlueMonday hat geschrieben:(06 Jun 2021, 19:41)


Was ist bspw. ein Grundsatz der "Demokratie"? Wenn gewählt wird, dann werden in sog. "geheimer Wahl" die Stimmen abgeben. Warum geheim? Um sicherzustellen, dass jede Stimme gleich behandelt und bewertet wird, jede Stimme das gleiche Gewicht hat. Die Gleichheit der Stimmen.
Ein Grundsatz, der in Frühjahr 2020 im Thüringer Landtag etwa gar keine Rolle mehr spielte und es stattdessen gerade nur darum ging, mit "welchen Stimmen" ein MP gewählt wurde, und dass bestimmte Stimmen quasi inakzeptabel seien. Ein Sturm der Entrüstung unserer Musterdemokraten erfolgte nach dieser groben Wahlverfehlung und dreister Wahlannahme(Was erlauben?), nebst Rückrufaktion aus der Reichshauptstadt und Wahlwiederholung bis zum "akzeptablen" Wahlausgang. Das ist die "Demokratie", wie sie diese Musterdemokraten verstehen, die dann als Erklärbären ausschwärmen und so die Unbelehrbaren und Unerreichbaren vielleicht doch noch einfangen und zum Kreuz an der richtigen Stelle bewegen.
Wie du sicherlich weißt gibt es keine Reichshauptstadt, sondern die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland. Der Eklat von Thüringen ist unterm Strich ein bewusstes Zündeln der Höcke-AfDler gewesen, nicht vergessen, diese Abgeordneten haben NICHT für ihren Kandidaten gestimmt. Das ist aber für deine einseitige Rückbetrachtung wohl nicht berücksichtigt worden. Und dann willst du mit erhobenen Zeigefinger wirklich erklären, was denn an dieser Demokratie nicht stimmen soll? Lächerlich.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Der Kutscher hat geschrieben:(07 Jun 2021, 05:50)

Wenn ich heute gegenüber den „falschen Leuten“ das Maul aufreiße habe ich es nicht mit der Stasi zu tun, sondern schlichtweg keinen Job mehr und somit keine Lebensgrundlage.
Das interessiert mich jetzt genauer. Wer wären denn diese falschen Leute und was müsstest du denn sagen damit das passiert?
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Der Kutscher »

„Die falschen Leute“ wären in dem Fall Leute die in der Firma was zu sagen haben, kommst Du da wirklich nicht selbst drauf? Noch niemals was davon gehört das a) bestimmte Äußerungen unerwünscht sind und/oder b) Kritik Folgen haben kann? Ganz ausdrücklich wurde bereits vor bestimmten Äußerungen in den sog. sozialen Netzwerken gewarnt und das dies Folgen haben kann. Damit ist dann das Thema auch durch für mich.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Der Kutscher hat geschrieben:(07 Jun 2021, 08:29)

„Die falschen Leute“ wären in dem Fall Leute die in der Firma was zu sagen haben, kommst Du da wirklich nicht selbst drauf? Noch niemals was davon gehört das a) bestimmte Äußerungen unerwünscht sind und/oder b) Kritik Folgen haben kann? Ganz ausdrücklich wurde bereits vor bestimmten Äußerungen in den sog. sozialen Netzwerken gewarnt und das dies Folgen haben kann. Damit ist dann das Thema auch durch für mich.
Und was müsstest du nun konkret sagen, damit das passiert? Mal ein ein Beispiel, damit man sich das besser vorstellen kann.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Adam Smith »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(07 Jun 2021, 08:33)

Und was müsstest du nun konkret sagen, damit das passiert? Mal ein ein Beispiel, damit man sich das besser vorstellen kann.
"Ich lasse mich nicht impfen.", wäre ein Beispiel.
Das ist Kapitalismus:

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Der Kutscher

Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Der Kutscher »

Ich könnte mich zB rassistisch äußern und in meinem (nicht vorhandenen) Twitter/Facebook/irgendwas-Account als MA der Firma X zu erkennen sein. Ich könnte mit Bekleidung mit Firmenname oder Logo mit meiner Visage neben der eines Björn Höcke zu sehen sein, oder im Clinch mit irgendwelchen Beamten bei irgendeiner Demo. Ich könnte als MA der Firma X erkennbar irgendwas richtig Böses über die Firma behaupten.

Das ist doch alles nicht neu und letztlich sehr schwammig formuliert unter Treuepflicht des Arbeitnehmers im BGB geregelt, das kann durchaus mit der durch das GG garantierten Meinungsfreiheit kollidieren und letzten Endes müssten Gerichte entscheiden was schwerer wiegt, die Interessen des AG oder die des AN.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Der Kutscher »

Adam Smith hat geschrieben:(07 Jun 2021, 08:35)

"Ich lasse mich nicht impfen.", wäre ein Beispiel.
Nein, eher nicht, es sei denn die Firma möchte gefühlte 50% ihrer MA loswerden. :D
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Der Kutscher hat geschrieben:(07 Jun 2021, 08:47)

Ich könnte mich zB rassistisch äußern und in meinem (nicht vorhandenen) Twitter/Facebook/irgendwas-Account als MA der Firma X zu erkennen sein.
Also siehst du dich selber als rassistisch un beklagst dich darüber, dass dein Arbeitgeber nicht mit Rassisten zusammenarbeiten will.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von DarkLightbringer »

Es gab doch mal diese Allensbach-Umfrage, wonach sich zwei Drittel mit öffentlichen Äußerungen zu heiklen Themen zurückhalten.

Vielleicht sollte man den Ostbeauftragten mit einem Pluralismus-Beauftragten ergänzen.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Quatschki »

Sprüche nach dem Motto: "Die Alten sind für die Sache verloren. Mit der Jugend bauen wir die neue Zeit!" hat man doch schon öfters vernommen
Der Kutscher

Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Der Kutscher »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(07 Jun 2021, 09:01)

Also siehst du dich selber als rassistisch un beklagst dich darüber, dass dein Arbeitgeber nicht mit Rassisten zusammenarbeiten will.
Ja gaaaaaanz klasse gemacht, da hätte jetzt Goebbels seine helle Freude dran, erst unbedingt irgendein konstruiertes Beispiel wollen und dann mir unterstellen ich wäre rassistisch! :thumbup:

3 Schwarze Kater ab in den Sack des Vergessens und fertig, ich muß mir auch hier nicht alles antuen.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Der Kutscher hat geschrieben:(07 Jun 2021, 09:51)

Ja gaaaaaanz klasse gemacht, da hätte jetzt Goebbels seine helle Freude dran, erst unbedingt irgendein konstruiertes Beispiel wollen und dann mir unterstellen ich wäre rassistisch! :thum2bup:
.
Es ging um das Gegenteil eines konstruierten Beispiels. Du hast ja geschrieben, wenn _du_ eben _deine_ Meinung heute gegenüber den _falschen_ Leuten äußerst, damit bezahlen müsstet, dass du deinen Job los bist. Es geht also um eine konkrete Sache, nämlich um dich, deine Meinung und den falschen Leuten.
Und genau darauf zielte meine Frage ab.
Welche _deiner_ Meinungen kannst _du_ konkret _wem gegenüber_ nicht äußern ohne deinen Job zu verlieren?
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Teeernte »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(07 Jun 2021, 10:01)

Es ging um das Gegenteil eines konstruierten Beispiels. Du hast ja geschrieben, wenn _du_ eben _deine_ Meinung heute gegenüber den _falschen_ Leuten äußerst, damit bezahlen müsstet, dass du deinen Job los bist. Es geht also um eine konkrete Sache, nämlich um dich, deine Meinung und den falschen Leuten.
Und genau darauf zielte meine Frage ab.
Welche _deiner_ Meinungen kannst _du_ konkret _wem gegenüber_ nicht äußern ohne deinen Job zu verlieren?
Es reicht mit seiner Meinung "extrem" vom NORMAL abzuweichen - um seinen Job zu verlieren. Du klatschtBeifall - es wird ein RECHTER sein....

Es trifft eben ALLE - auch Lesben , Schwule, Transsexuelle .... "zu offen dokumentierende" Juden, Sinti , Roma....die aus dem Job (auch Staatsangestellte) gemobt werden.
Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. 2Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Stimmt ja ....>> Hier solls Ausnahmen geben - HANDVERLESEN - vom OBERSTEN Plumbsfaz. Steht im werbal committment Teil.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von schokoschendrezki »

franzmannzini hat geschrieben:(06 Jun 2021, 21:42)

Wenn Sozialisierung tatsächlich eine Rolle spielt und es bei gelebten DDR-Bürgern dadurch zu einer gewissen über 30 Jahre anhaltenden antidemokratischen Haltung
kommt, dann würde dies auch den Zuzug von Migranten, welche ja hauptsächlich aus Diktaturen kommen, in Frage stellen.
Ist das so ?
Natürlich nicht! Ich bezweifle keineswegs, dass es eine Internalisierung von Vorstellungen, gesellschaftlichen und sozialen Normen, kulturellen Gebräuchen usw. usf. gibt ... Nur ist das eben nur die eine - gemeinhin als "Sozialisierung" bezeichnete Seite einer Sache, die aus zwei Seiten besteht. "Externalisierung" ist die andere Seite. Und der Mensch ist definitiv zur Freiheit gezwungen. Er kann gar nicht anders! Er kann höchstens von der Freiheit Gebrauch machen so sein zu wollen, wie die meisten Menschen in seiner Umgebung auch. Ja, bitte. Das sind dann auf dem Gebiet der Ex-DDR vielleicht die Diktaturverliebten. Die es halt mögen, wenn jemand für Ordnung sorgt, aufräumt und ihnen sagt, was zu tun ist. Notwendig ist ein solches Verhalten aber nicht. Wo kommen wir hin, wenn wir von "Sozialisiertheit" sprechen? Zu einer Verantwortungslosigkeit gegenüber dem eigenen Ich!
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von schokoschendrezki »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(07 Jun 2021, 10:01)

Es ging um das Gegenteil eines konstruierten Beispiels. Du hast ja geschrieben, wenn _du_ eben _deine_ Meinung heute gegenüber den _falschen_ Leuten äußerst, damit bezahlen müsstet, dass du deinen Job los bist. Es geht also um eine konkrete Sache, nämlich um dich, deine Meinung und den falschen Leuten.
Und genau darauf zielte meine Frage ab.
Welche _deiner_ Meinungen kannst _du_ konkret _wem gegenüber_ nicht äußern ohne deinen Job zu verlieren?
Wer ist wirklich seinen Job wegen einer geäußerten (politischen) Meinung los? Das muss man mir mal anhand eines konkreten Beispiels erläutern. Es mag sicherlich Firmen, Unternehmen geben, die auf eine bestimmte Firmenkultur wert legen. Ich würde zum Beispiel niemals in einer Firma wie IKEA zum allgemeinen duzen übergehen. Ich weiß nicht, ob das, mal angenommen ich würde in einem Rechenzentrum des IKEA-Unternehmens als IT-Mensch arbeiten, am Ende zu einem Job-Verlust führen würde. Und wenn ja, wäre es auch o.k. Ich würde das jedenfalls nicht als politische Diskriminierung von Meinungen auffassen. Ich passe da halt nicht rein. Na gut.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von schokoschendrezki »

Die These von der "Herkunftsprägung" und Wanderwitzens These von der Diktatursozialisierung reiht sich da ein ... ich sage das o.m.d.W.z², ohne mit der Wimper zu zucken ... ist letztendlich eine moderne Variante von Rassismus.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Jun 2021, 10:51)

Wer ist wirklich seinen Job wegen einer geäußerten (politischen) Meinung los? Das muss man mir mal anhand eines konkreten Beispiels erläutern. Es mag sicherlich Firmen, Unternehmen geben, die auf eine bestimmte Firmenkultur wert legen. Ich würde zum Beispiel niemals in einer Firma wie IKEA zum allgemeinen duzen übergehen. Ich weiß nicht, ob das, mal angenommen ich würde in einem Rechenzentrum des IKEA-Unternehmens als IT-Mensch arbeiten, am Ende zu einem Job-Verlust führen würde. Und wenn ja, wäre es auch o.k. Ich würde das jedenfalls nicht als politische Diskriminierung von Meinungen auffassen. Ich passe da halt nicht rein. Na gut.
Und genau das ist ja wiederum die grundsätzliche freie Entscheidung ob man überhaupt in einen großen Teil seines Lebens mit Menschen verbringen will, mit denen man eventuell gar nichts gemeinsam hat. Es ist ja nicht zwangsläufig nur so, dass du da nicht reinpasst, sondern vielmehr dass das Umfeld auch nicht zu dir passt.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Der Kutscher »

schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Jun 2021, 10:51)

Wer ist wirklich seinen Job wegen einer geäußerten (politischen) Meinung los? Das muss man mir mal anhand eines konkreten Beispiels erläutern.
Google doch mal den Begriff "Berufsverbot" gerne in Verbindung mit "DKP" ....
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Der Kutscher hat geschrieben:(07 Jun 2021, 11:06)

Google doch mal den Begriff "Berufsverbot" gerne in Verbindung mit "DKP" ....

Du eierst rum. Es ging in deinem Beitrag um dich, um deine konkreten Erfahrungen. Und da wäre es nunmal hilfreich, wenn du mal erläutern könntest, welche deiner Meinungen du jetzt konkret wem gegenüber nicht äußern kannst ohne deinen Job zu verlieren.
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
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