Diktatursozialisierung?

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Vongole
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Vongole »

Selina hat geschrieben:(23 Jun 2021, 00:38)

Nur noch so viel zum Stichwort "Unrechtsstaat": Ich akzeptiere und verstehe alles, was hier einzelne User zu diesem Stichwort gesagt haben. Hab ich absolut kein Problem damit. Ich zeige lediglich auf, dass man dazu auch andere Auffassungen haben kann. Solange sich die Rechtswissenschaft nicht abschließend geeinigt hat zur Übertragbarkeit des Begriffes auf die DDR, kann man die verschiedenen Auffassungen dazu auch jederzeit benennen und diskutieren. Und selbst dann, wenn es dazu einmal eine Art "Axiom" geben sollte, kann man sich kritisch dazu äußern. Wieso auch nicht? Ein bekannter CDU-Mann beispielsweise, selbst Jurist, lehnt den Begriff "Unrechtsstaat" für die DDR ebenfalls ab: Lothar de Maizière.
(..)
Es geht mir am Achtersteven vorbei, wie sich der ehrenwerte IM Czerni sein DDR-Bild zusammenlügt!
Ein anständiger Mann als Helfer des Ministeriums für Staatssicherheit. So wie die Stasi ja insgesamt „von der bürgerlich-humanistischen Position aus zu gesellschaftlichen Entwicklungen in der DDR beitragen“ wollte.
https://www.welt.de/geschichte/article1 ... erden.html
Der Satz beschreibt die ganze verlogene Debatte um Unrechtsstaat oder nicht.

Und was das sogenannte Straf"recht" der DDR anging, ja, ein Dieb war ein Dieb, aber der Mord an Menschen, die diesen Unrechtsstaat verlassen wollten, war nicht strafbar!
Genauso wenig wie Gefängnis, Folter, der Entzug der Kinder gegen den Willen der Eltern für den gleichen "Tatbestand", oder Umerziehungslager für "Rowdytum" Jugendlicher, die gegen den Staat opponierten.
Widersprach alles den Menschenrechten, aber nicht dem dem Straf"recht" der DDR.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Der Kutscher »

JJazzGold hat geschrieben:(23 Jun 2021, 16:08)

Wie hoch war noch gleich der DDR Entschädigungsbeitrag an die Juden?

Ach!
Ich vergaß!
In der RAF Herberge DDR wurde einfach jeder auf Sozialist umdeklariert und damit von der NS Vergangenheit reingewaschen.
Was hat das mit der "Aufarbeitung der Nazivergangenheit in der BRD" zu tun? Gar nichts, whataboutism vom Feinsten! Aber Sie können dann ganz bestimmt die Existenz der "Wehrsportgruppe Hoffmann", der "Wiking-Jugend", der "NPD" oder der "Republikaner" erklären und ganz bestimmt wie erfolgreich diese Aufarbeitung war wenn es noch bis in die 1990er Jahre hinein jährliche Treffen der "Ritterkreuzträger" gab und wie es zu der ach so tollen Sozialisierung in der BRD passt das sich selbst ein Kanzler Kohl nicht zu blöde war dem Soldatenfriedhof in Bitburg einen Besuch zwecks Kranzniederlegung abzustatten?

Aber immer zu, immer her mit den Dreckkübeln und raufgekippt auf die untergegangene DDR und ihre Bürger mit ihrer ach so schlimmen "Diktatursozialisierung", das ist ja en vogue in Musterdeutschland.
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Re: von der Politik abgewendet !!!

Beitrag von Der Kutscher »

JJazzGold hat geschrieben:(23 Jun 2021, 16:52)

Es spricht jetzt nicht gerade für die Fähigkeit logisch denken zu können
... wenn man versucht gut 30 Jahre nach dem Ende der DDR den Aufstieg der AfD ausschließlich mit angeblicher "Diktatursozialisierung" der DDR-Bevölkerung erklären zu wollen. War Gauland DDR-Bürger? :D Aber es passt so schön in die bequemen Schubladen, dann braucht man über Mängel oder Fehlentwicklungen im ach so schönen geeinten Deutschland nicht nachzudenken.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Teeernte »

Der Kutscher hat geschrieben:(23 Jun 2021, 17:29)

Was hat das mit der "Aufarbeitung der Nazivergangenheit in der BRD" zu tun? Gar nichts, whataboutism vom Feinsten! Aber Sie können dann ganz bestimmt die Existenz der "Wehrsportgruppe Hoffmann", der "Wiking-Jugend", der "NPD" oder der "Republikaner" erklären und ganz bestimmt wie erfolgreich diese Aufarbeitung war wenn es noch bis in die 1990er Jahre hinein jährliche Treffen der "Ritterkreuzträger" gab und wie es zu der ach so tollen Sozialisierung in der BRD passt das sich selbst ein Kanzler Kohl nicht zu blöde war dem Soldatenfriedhof in Bitburg einen Besuch zwecks Kranzniederlegung abzustatten?

Aber immer zu, immer her mit den Dreckkübeln und raufgekippt auf die untergegangene DDR und ihre Bürger mit ihrer ach so schlimmen "Diktatursozialisierung", das ist ja en vogue in Musterdeutschland.
Rente für ehemalige SS-Soldaten - Ausländische "Freiwilligen" - WaffenSS
Rente für ehemalige SS-Soldaten: Zentralrat der Juden spricht von «unerträglichem Zustand»
https://www.nzz.ch/international/deutsc ... ld.1470083

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Re: Diktatursozialisierung

Beitrag von Vongole »

Der Kutscher hat geschrieben:(23 Jun 2021, 17:36)

... wenn man versucht gut 30 Jahre nach dem Ende der DDR den Aufstieg der AfD ausschließlich mit angeblicher "Diktatursozialisierung" der DDR-Bevölkerung erklären zu wollen. War Gauland DDR-Bürger? :D Aber es passt so schön in die bequemen Schubladen, dann braucht man über Mängel oder Fehlentwicklungen im ach so schönen geeinten Deutschland nicht nachzudenken.
Erstens hat Wanderwitz nichts von "ausschließlich" gesagt, und zweitens muss man nicht dort gelebt haben, wo man Unterstützung für Unheil bekommt. Man muss nur wissen, welche Taste auf der Klaviatur man drücken muss.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Selina »

Vongole hat geschrieben:(23 Jun 2021, 17:21)

Es geht mir am Achtersteven vorbei, wie sich der ehrenwerte EM Czerni sein DDR-Bild zusammenlügt!

Der Satz beschreibt die ganze verlogene Debatte um Unrechtsstaat oder nicht.

Und was das sogenannte Straf"recht" der DDR anging, ja, ein Dieb war ein Dieb, aber der Mord an Menschen, die diesen Unrechtsstaat verlassen wollten, war nicht strafbar!
Genauso wenig wie Gefängnis, Folter, der Entzug der Kinder gegen den Willen der Eltern für den gleichen "Tatbestand", oder Umerziehungslager für "Rowdytum" Jugendlicher, die gegen den Staat opponierten.
Widersprach alles den Menschenrechten, aber nicht dem dem Straf"recht" der DDR.
Ja, dass es diese ganzen furchtbaren Dinge gab, hat niemand bestritten. Ich könnte noch einige hinzufügen. Worum es hier in diesem Nebenzweig der Diskussion aber geht, ist der Begriff "Unrechtsstaat", mit dem man über Bausch und Bogen ein gesamtes Gemeinwesen diffamiert, eine gesamte Gesellschaft von Menschen, die zu großen Teilen keine Schuld auf sich geladen haben. Und dass der andere Teil, der von Opfern und Tätern, in den letzten drei Jahrzehnten keine Rolle in der Aufarbeitung gespielt hat, kann man ja nun wahrlich nicht sagen. Es geht ausschließlich um diesen Teil. Die vielen anderen, die dort einfach gelebt und gearbeitet haben, ohne Schuld im obigen Sinne auf sich geladen zu haben, die kommen in der offiziellen Betrachtung so gut wie nie vor. Die aber zieht man mit runter mit diesem Begriff, entwertet ihre Lebensleistung.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Vongole »

Selina hat geschrieben:(23 Jun 2021, 18:17)

Ja, dass es diese ganzen furchtbaren Dinge gab, hat niemand bestritten. Ich könnte noch einige hinzufügen. Worum es hier in diesem Nebenzweig der Diskussion aber geht, ist der Begriff "Unrechtsstaat", mit dem man über Bausch und Bogen ein gesamtes Gemeinwesen diffamiert, eine gesamte Gesellschaft von Menschen, die zu großen Teilen keine Schuld auf sich geladen haben. Und dass der andere Teil, der von Opfern und Tätern, in den letzten drei Jahrzehnten keine Rolle in der Aufarbeitung gespielt hat, kann man ja nun wahrlich nicht sagen. Es geht ausschließlich um diesen Teil. Die vielen anderen, die dort einfach gelebt und gearbeitet haben, ohne Schuld im obigen Sinne auf sich geladen zu haben, die kommen in der offiziellen Betrachtung so gut wie nie vor. Die aber zieht man mit runter mit diesem Begriff, entwertet ihre Lebensleistung.
Ich möchte dich mal hören, wenn dir das jemand über Nazideutschland schriebe! All das gab's nämlich auch da.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Zunder »

Wenn man den NS-Staat als "Unrechtsstaat" bezeichnet, kann man diesen Begriff nicht gleichermaßen auf die DDR anwenden.
Es besteht ein kategorialer Unterschied, ob ein Staat die rechtsstaatlichen Standards nicht erfüllt und ungerecht handelt, oder ob der Gedanke des Rechts völlig pervertiert wird wie von den Nazis.
Für unterschiedliche Sachverhalte benötigt man verschiedene Begriffe.
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Re: von der Politik abgewendet !!!

Beitrag von schokoschendrezki »

JJazzGold hat geschrieben:(23 Jun 2021, 16:39)

Ginge es nach der hier herrschenden “Problemanalyse“, dann wird im Osten der Republik grundlos AfD gewählt.
Das wird's dann wohl sein.
Nein nein. Die wird keineswegs "grundlos" gewählt. Ich jedenfalls habe das auch nirgends behauptet. Die schlüssigsten Modelle für die Erklärung des Phänomens Rechtspopulimus, die mir bekannt sind, gehen wie geschrieben von einer Kombination aus dem Nichtzurechtkommen mit der allgemeinen Transformationsdynamik in Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur, Wissenschaft usw. und dem ständig steigenden Bedarf nach Identität, Wir-Gefühl und Gemeinschaft sowie natürlich auch der Instrumentalisierung dieser Phänomene durch aufstrebende Machtpolitiker bzw. Möchtegernmächtige aus. Die Wirklichkeit der DDR-Gesellschaft wurde auf "Wir" getrimmt. Auf Ent-Ichung. Du bist nix. Du sollst dich für die Sache der Arbeiterklasse, die Gesellschaft, den Sozialismus einsetzen. Und nicht für deine subjektiven, individuellen Ziele. Daran kann die AfD anknüpfen. Und seis mit irgendwelchen Kyfferhäusertreffen, mit Fahenschwenken, Grillen und Bardenmusik. Japan wird dort, auf dem Kyffhäusertreffen, übrigens in jüngerer Zeit mehr und mehr als das große Vorbild angepriesen. Da können Sie sehen, in welcher Art und Weise sich diese politischen Entwicklungen internationalisieren und über Genthin und STassfurt hinausreichen.

Aber verstehen Sie: Wenn ich Reportagen über die radikalhinduistische RSS sehe, junge Männer in Kniehosen bei Exerzierübungen. Die als eine Art Kaderschmiede für die Modi-Richtung dienen. Ich muss doch in der Lage sein, die Parallelen zu den FDJ-Fackelzügen ziehen zu können, wenn ich irgendwie auf das eigentliche systemische Problem kommen will. Eine immer größere Menge von Menschen in der Welt hat das Bedürfnis nach Gruppenidentität. Und das wird über Religion, Nation, "Kultur" nicht in gleicher, aber in ähnlicher Weise bedient wie der "Klassenstandpunkt" im Staatssozialismus.

Die Welt teilt sich mehr und mehr auf und polarisiert sich in Ich- und in Wir-Leute. Die AfD bedient ganz klar und eindeutig das Wir. Und kann dabei u.a. sowohl an die DDR-Gemeinschaftlichkeitsnostalgie wie z.B. auch an den Putinschen Neozarismus anknüpfen. Andere knüpfen an Nationalismus, an Serbentum und ähnliches an. Auf der anderen Seite der Barrikade stehen die Ichs. Zwischen den Leuten in Nyiregyháza oder Tatabánya, die sich für die Regierung und für ein Gesetz einsetzen, das ein traditionelles christlich-abendländisches Familienbild einsetzen und den tausenden, die in Budapest für die Rechte der LGBT-Community und für die Wiedereinführung der Gender-Studies an ungarischen Unis einsetzen, gibt es kaum noch eine Überbrückung. Auch wenn sie dieselbe Sprache sprechen und als Kinder mit ähnlichen Süßigkeiten verwöhnt wurden.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Mi 23. Jun 2021, 18:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Teeernte
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Re: Diktatursozialisierung

Beitrag von Teeernte »

Vongole hat geschrieben:(23 Jun 2021, 18:16)

Erstens hat Wanderwitz nichts von "ausschließlich" gesagt, und zweitens muss man nicht dort gelebt haben, wo man Unterstützung für Unheil bekommt. Man muss nur wissen, welche Taste auf der Klaviatur man drücken muss.
Der EFFEKT ->> des Laien am Platz eines Virtuosen - Mißtöne an der Klaviatur .... (MEHR AFD bei JEDEM Tastendruck)

SCHULD-Suche.

Mir ists SCHNURZWURST - wer hier den Max macht. Alles in trockenen Tüchern. Aber Ursachenforschung - ...ist nicht erwünscht - man würde den Klavierspieler treffen...

Das Schild an der Bar...>> DON'T SHOOT THE PIANO PLAYER !!
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Vongole »

Zunder hat geschrieben:(23 Jun 2021, 18:33)

Wenn man den NS-Staat als "Unrechtsstaat" bezeichnet, kann man diesen Begriff nicht gleichermaßen auf die DDR anwenden.
Es besteht ein kategorialer Unterschied, ob ein Staat die rechtsstaatlichen Standards nicht erfüllt und ungerecht handelt, oder ob der Gedanke des Rechts völlig pervertiert wird wie von den Nazis.
Für unterschiedliche Sachverhalte benötigt man verschiedene Begriffe.
Für mich war der NS-Staat eine totalitäre Diktatur, so würde ich ihn auch bezeichnen. Der Unrechtsstaat DDR ging erheblich weiter, als dass er nur ungerecht handelte bzw. rechtsstaatliche Standards nicht erfüllte.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Selina »

Vongole hat geschrieben:(23 Jun 2021, 18:20)

Ich möchte dich mal hören, wenn dir das jemand über Nazideutschland schriebe! All das gab's nämlich auch da.
Diese ewige Gleichsetzung von DDR und Drittem Reich funktioniert nicht. Da gibt es sehr große Unterschiede. Einer davon ist die Abschaffung und Pervertierung des Rechts durch die Nazis, eine von Anfang an geplante Sache. Die Folgen sind bekannt. Das ist nicht vergleichbar mit dem teilweise missbräuchlich eingesetztem "sozialistischen Recht", wie sich das damals nannte. Menschenverachtend waren die oben genannten Taten allesamt auch, aber eben nicht gleichzusetzen mit dem flächendeckenden geplanten Nazi-Terror und Nazi-Grauen. Zumal es da ganz unterschiedliche Phasen DDR-Realität gab, die immer auch an internationale Entwicklungen gekoppelt waren. Das Wichtigste aber: Mit dem von den deutschen Faschisten zu verantwortendem Holocaust ist nichts im DDR-Unrecht vergleichbar.
Zuletzt geändert von Selina am Mi 23. Jun 2021, 19:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Zunder »

Vongole hat geschrieben:(23 Jun 2021, 18:47)

Für mich war der NS-Staat eine totalitäre Diktatur, so würde ich ihn auch bezeichnen. Der Unrechtsstaat DDR ging erheblich weiter, als dass er nur ungerecht handelte bzw. rechtsstaatliche Standards nicht erfüllte.
"Totalitäre Diktatur" besagt ja noch nichts über das Rechtssystem.
Üblicherweise wird der NS-Staat als Unrechtsstaat bezeichnet. Dann sollte für die DDR ein anderer Begriff gefunden werden.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Teeernte »

Vongole hat geschrieben:(23 Jun 2021, 18:47)

Für mich war der NS-Staat eine totalitäre Diktatur, so würde ich ihn auch bezeichnen. Der Unrechtsstaat DDR ging erheblich weiter, als dass er nur ungerecht handelte bzw. rechtsstaatliche Standards nicht erfüllte.
KEINER der AfD OST Wähler/"Aktiven Mitglieder hat die goldene Nahkampfspange oder den Karl-Marx-Orden.

Es ist auch in der Masse kein missbrauchtes OST-Kirchenkind dabei...

Die "immer zeigen müssen" - bis wie hoch gestrichen werden MUSS - die sind bei der NPD.

Blöd nur - deren "erstarken" ist...>>

2011
Dass sich im Erstarken rechtsextremer Parteien eben eher nicht die autoritären Prägungen aus der 15 Jahre vorher gescheiterten DDR austobten, sondern die geballte Enttäuschung genau über diese 15 Jahre, die für die in Ostdeutschland Gebliebenen Jahre der permanenten Transformation und immer neuer Enttäuschungen waren.
https://www.l-iz.de/bildung/buecher/202 ... and-369224

gut "erforscht".
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von schokoschendrezki »

Es gibt ganz klar mindestens eine Gemeinsamkeit zwischen der DDR und dem NS-Staat. Und das ist der allgemeine Konsens zwischen Staat und einem großen Teil der Bevölkerung. Die, die da im Sportpalast einem Joseph Goebbels zujubelten, das waren nicht irgendwelche wenigen sklavischen Gefolgsleute der NSDAP sondern das war die auch "bürgerliche" berühmte Mitte der Gesellschaft. Und kaum anders sah es auf den Parteitagen der SED oder bei den Großveranstaltungen der FDJ aus. Nur dass Goebbels für den totalen Krieg und die Vernichtung der Juden in Europa sprach. Wenn man etwas entsprechend sozusagen ikonographisches in Bezug auf die DDR sucht, dann ist selbstverständlich das SED-Parteiprogrammlied "Die Partei, die Partei, die hat immer Recht" schon die richtige Wahl. Die Widersprüchlichkeit zur Rechtsstaatlichkeitsvorstellung ist hier natürlich nicht nur offensichtlich sondern kann sogar wortwörtlich aus dem Text abgelesen werden. "Denn wer kämpft für das Recht, der hat immer recht." Diese SED-Parteihymne wird, ich muss nochmal drauf zurückkommen, wiederum als vor allem "leninistisch" eingestuft. Es geht gar nicht um Inhalte. Es geht um Machterlangung und Machterhalt. "Was tun?" Oppositionelle einsperren? Wenns sein muss, ja. Mit Franz Josef Strauß einen Milliardenkredit aushandeln. Na klar! Kunstgegenstände gegen Devisen handeln? Aber immer! Die eingesperrten Oppositionellen gegen Devisen freikaufen lassen? Na aber klar doch.

Die NS-Ideologie ist in ihrer inhaltlichen Ausrichtung klar festgelegt. Der Leninismus ist eine Strategie und Taktik zur Machterlangung und zum Machterhalt. In der "NÖP" zeigte sich, dass nichteinmal Dinge wie Klassenkampf und Proletarismus wirklich zwingend und obligatorisch waren.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Zunder »

schokoschendrezki hat geschrieben:(23 Jun 2021, 19:05)
Die, die da im Sportpalast einem Joseph Goebbels zujubelten, das waren nicht irgendwelche wenigen sklavischen Gefolgsleute der NSDAP sondern das war die auch "bürgerliche" berühmte Mitte der Gesellschaft.
Hier irrt der Chronist. Das war ausgewähltes Nazi-Publikum.
Und von der Vernichtung der Juden war öffentlich nie die Rede.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Teeernte »

Zunder hat geschrieben:(23 Jun 2021, 19:14)

Hier irrt der Chronist. Das war ausgewähltes Nazi-Publikum.
Und von der Vernichtung der Juden war öffentlich nie die Rede.
Überzeugen, Massen bewegen, ein begeistertes Publikum, im besten Fall in die Geschichte eingehen – eine große Rede zeichnet sich durch verschiedenste Merkmale aus. Wir lassen uns von Reden inspirieren und von ihren Rednern in den Bann ziehen. Wir schätzen ihre klare und einfache Sprache, aber auch die Virtuosität und Tragweite ihrer Worte. Wir begreifen Reden gleichermaßen als Zeugen ihrer Epoche und zeitloses Statement. In ihnen finden wir erhellende Wahrheit, erkennen aber auch maßlose Lügen. Reden sind faszinierend, weswegen wir in unserer Serie „Die besten Reden aller Zeiten“ von großen Reden berichten, den Geschichten dahinter und den Rhetorikern, die sie unvergessen machen.

Dieses Mal: Joschka Fischer’s Rede auf dem Sonderparteitag der Partei „Bündnis 90/Die Grünen“ in Bielefeld 1999.
https://www.der-rhetoriktrainer.de/blog ... -zeiten-2/
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Zunder »

Und?
Was möchte der schweigende Dichter sagen?
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Teeernte »

Zunder hat geschrieben:(23 Jun 2021, 19:34)

Und?
Was möchte der schweigende Dichter sagen?
Die Rechtsradikalisierung in Teilen der Gesellschaft ist ein ziemlich direktes Ergebnis dieser Entwertung von Berufen, Lebensläufen, Bildung und ganzen Regionen.

Sie vertritt genau das, was eine hyperventilierende Technologie-Gesellschaft ganz systematisch produziert: den Bürger, der – aus tausenden Gründen – Angst um die Entwertung des eigenen Status hat, den Verlust aller Sicherheiten. Woraus seine empfundene Macht-Losigkeit entspringt, die sich natürlich ein Ventil sucht, wieder „mächtig“ zu werden. Davon profitieren rechtsradikale Parteien. Und das macht auch rechtsradikale Parteien immer radikaler, weil sich die Muster der Ohnmacht und Selbstermächtigung innerhalb dieser Parteien selbst wieder reproduzieren.
Maximilian Kreter Die Wähler der NPD in Ostdeutschland 2005–2011, Textum Verlag, Baden-Baden 2020,

Es erzeugt einen BRAUNEN Rostgürtel.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(23 Jun 2021, 14:35)

Ich glaube, diese dialektische Sicht auf den Geschichtsverlauf ... dass es selbstverständlich immer der Akteure bedarf, ohne die gar nix passiert ... dass diese Akteure aber stets nicht einfach nur ihre Ideen in die Tat umsetzen, ihren Unlustgefühlen Ausdruck verleihen sondern mit ihren Taten für eine konkrete weltpolitische Situation bzw. auch Umbruchsituation, für einen Zustand der Welt stehen ... das verstehst Du einfach nicht.
Wow, ich verstehe also nicht was Geschichte ist? Da musst ausgerechnet DU - der keine Ahnung von Geschichte hat - kommen und mir erklären, wie geschichtliche Zusammenhänge zu betrachten und zu deuten sind. Ja, nee is klar!
Dumm nur, dass gerade NICHT Geschichtsphilosphie, gerade NICHT um dialektische Betrachtungsweisen geht, sondern um ganz konkrete historische Ereignisse in ihrem ganz konkreten Kontext.
Und in diesem ganz konkreten Kontext SIND es die Akteure, die durch die Umsetzung ihrer Ideen, durch den Ausdruck ihrer "Unlustgefühle" Ereignisse in Gang bringen. Dabei ist es völlig irrelevant ob diese Ereignisse a) nur von lokaler oder regionaler Bedeutung oder b) von globaler Bedeutung sind, genauso ist es irrelevant ob diese Ereignisse für Kontinuitätund/oder Fortschritt stehen oder ob sie Zäsuren einleiten. Am "Zustand der Welt" ändern sie nichts, vor allem dann nicht, wenn nicht klar definiert wird, was mit diesem "ZUstand der Welt" überhaupt gemeinst sein soll.
Und ganz nebenbei Geschichte verläuft nicht, sondern Geschichte bildet ganz allgemein die Aspekte der Vergangenheit ab, denen Menschen gedenken wollen, die sie (auch wissenschaftlich) deuten wollen.
Mit der wissenschaftlichen Annäherung an geschichtliche Ereignisse und deren Deutung beschäftigen sich die Geschichtswissenschaften, NICHT die Philosophen!
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Vongole »

Zunder hat geschrieben:(23 Jun 2021, 19:14)

Hier irrt der Chronist. Das war ausgewähltes Nazi-Publikum.
Und von der Vernichtung der Juden war öffentlich nie die Rede.
Nun ja, auch wenn das hier völlig OT ist:
Bewegten sich diese Ausführungen noch im Rahmen dessen, was Hitler im Laufe des Jahres 1938 immer wieder auch in privaten Gesprächen von sich gegeben hatte, so ging er im folgenden Passus seiner Rede deutlich darüber hinaus. Er sei in seinem Leben "sehr oft Prophet" gewesen und "meistens ausgelacht" worden. Nun wolle er "wieder ein Prophet sein": "Wenn es dem internationalen Finanzjudentum in und außerhalb Europas gelingen sollte, die Völker noch einmal in einen Weltkrieg zu stürzen, dann wird das Ergebnis nicht die Bolschewisierung der Erde und damit der Sieg des Judentums sein, sondern die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa."
(..)
Diese Drohung ist als Beweis dafür interpretiert worden, dass der Diktator bereits zu diesem Zeitpunkt die spätere "Endlösung" in Gestalt der physischen Vernichtung des europäischen Judentums geplant habe.
https://www.zeit.de/wissen/geschichte/2 ... us/seite-2
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von franzmannzini »

Ob Vergleiche DDR vs (=) 3.Reich zu Ergebnissen bei der Ursachenanalyse führen ?
Ich denke nicht.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Dark Angel »

Die Frage war, wie hoch die Entschädigung der Juden war, gemeint ist damit die Entschädigung für Enteignungen.
Solche Entschädigungen wurden von und in der DDR NICHT gezahlt.
Die DDR verweigerte Juden sogar eine eigene Stele im Ehrenhain von Buchenwald, mit der Begründung, es würde ja den Ermordeten anderer Länder gedacht. Schließlich seien Juden ja Angehörige (Staatsbürger) dieser Länder. Dass sich Juden als Volk verstehen, wurde in der DDR geleugnet.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Zunder »

Vongole hat geschrieben:(23 Jun 2021, 20:04)

Nun ja, auch wenn das hier völlig OT ist:
Von der Vernichtung der Juden war öffentlich nie die Rede.
Nur deshalb konnte nach dem Krieg behauptet werden, von nichts gewußt zu haben.
franzmannzini

Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von franzmannzini »

DDR und das jüdische Leben:
https://www.bpb.de/geschichte/zeitgesch ... 851990?p=5
Und auch in der Bundesrepublik wurden die Opfer der NS-Herrschaft – analog zur DDR – sehr unterschiedlich gewertet. Kommunistischer Widerstandskämpfer wurde von offizieller Seite nur in Ausnahmefällen gedacht; stattdessen wurde das Andenken vor allem an den militärischen, bürgerlichen und kirchlichen Widerstand gepflegt. Und auch die Entscheidung der ersten Bundesregierung, Israel umfangreiche Entschädigungen für die NS-Verbrechen zu zahlen, war sicherlich nicht nur aus moralischer Verpflichtung erfolgt, sondern auch mit dem außenpolitischen Kalkül verbunden, Deutschland damit den Weg zurück in die westliche Staatengemeinschaft zu ebnen.
Der langjährige Präsident der jüdischen Gemeinde in Ost-Berlin, Peter Kirchner, verbittert über die autokratische Art, in der die kleinen jüdischen Gemeinden
Ostdeutschlands dem westdeutschen Zentralrat der Juden angeschlossen wurden...
Wie war das eigentlich, Faktenfuchs?
https://www.br.de/nachrichten/deutschla ... dr,RWId3nT
In keinem der beiden deutschen Staaten waren etwa die Tagebücher der Anne Frank verpflichtende Schullektüre. In der DDR waren allerdings Besuche der Konzentrationslager obligatorisch. Diese Pflicht, Konzentrations- und Vernichtungslagern zu besuchen wird aktuell von der CDU-Parteivorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer gefordert.
Während es in West-Deutschland bis 1979 dauerte und es schlussendlich eine amerikanische Produktion brauchte, um den Völkermord filmisch aufzuarbeiten, wurde in der DDR bereits 1974 der Film "Jakob der Lügner" veröffentlicht. Er nahm die Geschichte der jüdischen Europäer in den Fokus – von der ersten sozialen Isolation durch die Rassegesetze über die Ghettoisierung, bis hin zum industriellen Mord.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Teeernte »

Dark Angel hat geschrieben:(23 Jun 2021, 20:16)

Die Frage war, wie hoch die Entschädigung der Juden war, gemeint ist damit die Entschädigung für Enteignungen.
Solche Entschädigungen wurden von und in der DDR NICHT gezahlt.
Die DDR verweigerte Juden sogar eine eigene Stele im Ehrenhain von Buchenwald, mit der Begründung, es würde ja den Ermordeten anderer Länder gedacht. Schließlich seien Juden ja Angehörige (Staatsbürger) dieser Länder. Dass sich Juden als Volk verstehen, wurde in der DDR geleugnet.
DAS war NICHT die frage..

....die Zugehörigkeit zu Juden als "Geschlossene" Benutzergruppe - eine andere Frage. Das die DDR nun grad kein Israel"Fan" war - und die Palästinenser stützte war auch kein Geheimnis - gesteuert vom grossen Bruder.

....wer sich ausserhalb der DDR wie "versteht" - ohne Handelspartner zu sein... ja die DDR nicht mal anerkannt zu haben...der existierte öffentlich nicht.
DDR - ISRAEL: Eine Nicht-Beziehung


Ich find -das Israel unter >> "Diktatursozialisierung" der falsche Ort zum unterhalten hat...
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Teeernte »

franzmannzini hat geschrieben:(23 Jun 2021, 20:37)

Wie war das eigentlich, Faktenfuchs?
https://www.br.de/nachrichten/deutschla ... dr,RWId3nT
Jacob der Lügner ???

Nackt unter Wölfen.. ...auch eine Pflichtveranstaltung gewesen.
Der Roman spielt im Zeitraum Februar bis April 1945 im Konzentrationslager Buchenwald. Ein jüdischer Häftling schmuggelt – in einem Koffer – ein etwa dreijähriges Kind ins Lager.
1960 ...Dff..1963 Defa
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von JJazzGold »

Der Kutscher hat geschrieben:(23 Jun 2021, 17:29)

Was hat das mit der "Aufarbeitung der Nazivergangenheit in der BRD" zu tun? Gar nichts, whataboutism vom Feinsten! Aber Sie können dann ganz bestimmt die Existenz der "Wehrsportgruppe Hoffmann", der "Wiking-Jugend", der "NPD" oder der "Republikaner" erklären und ganz bestimmt wie erfolgreich diese Aufarbeitung war wenn es noch bis in die 1990er Jahre hinein jährliche Treffen der "Ritterkreuzträger" gab und wie es zu der ach so tollen Sozialisierung in der BRD passt das sich selbst ein Kanzler Kohl nicht zu blöde war dem Soldatenfriedhof in Bitburg einen Besuch zwecks Kranzniederlegung abzustatten?

Aber immer zu, immer her mit den Dreckkübeln und raufgekippt auf die untergegangene DDR und ihre Bürger mit ihrer ach so schlimmen "Diktatursozialisierung", das ist ja en vogue in Musterdeutschland.

Was existiert ist der Wille zur Einigung und zur Eigenverantwortung.
Nicht von Allen, aber von sehr Vielen, einer Mehrheit.

Der Rest kippt Dreckkübel über die unfähigen, hinterhältigen, kapitalistischen, Restnazi-Westdeutschen aus, die die armen vom Faschismus reingewaschenen DDR Bürger stranguliert, entrechtet und bestohlen haben, allerdings ohne jeglichen Nachweis, dass sie es hätten besser machen können. Weder vierzig Jahre lang, noch als fertige Blaupause zur Wiedervereinigung.
Was wiederum gut zu deren AfD Wahl passt. Diese kübelt auch nur Dreck aus, ohne jeglichen Plan, wie etwas zu verbessern wäre.
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Re: von der Politik abgewendet !!!

Beitrag von JJazzGold »

Der Kutscher hat geschrieben:(23 Jun 2021, 17:36)

... wenn man versucht gut 30 Jahre nach dem Ende der DDR den Aufstieg der AfD ausschließlich mit angeblicher "Diktatursozialisierung" der DDR-Bevölkerung erklären zu wollen. War Gauland DDR-Bürger? :D Aber es passt so schön in die bequemen Schubladen, dann braucht man über Mängel oder Fehlentwicklungen im ach so schönen geeinten Deutschland nicht nachzudenken.


Wer sagt ausschließlich ausser Ihnen?
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von JJazzGold »

Teeernte hat geschrieben:(23 Jun 2021, 16:47)

Die waren keine DDR Bürger. (DDR Geld durfte ja nicht ins Ausland...)

Welch praktische Lösung.
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Re: Diktatursozialisierung...

Beitrag von Teeernte »

JJazzGold hat geschrieben:(23 Jun 2021, 21:18)

allerdings ohne jeglichen Nachweis,
"Wenn man sich den Einigungsvertrag zur Hand nimmt, kann man etwa 40 Prozent nicht realisierter Vertragsgegenstände herauslesen."
https://www.mdr.de/zeitreise/einigungsv ... ik100.html


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Der ganze Prozess war absolut dominiert vom Westen und seiner Bürokratie. Diese Dominanz blieb nach der erfolgten Vereinigung bestehen und verstärkte sich in den folgenden Jahren. Dazu brauchte es westliche Expertinnen und Experten, die den Westen in den Osten bringen mussten. :D Ich war als prototypischer Westdeutscher einer von ihnen mit „Buschzulage“ und Beamtenstelle auf Lebenszeit und damit Sieger.

Ich habe in den 17 Jahren in Thüringen mitbekommen, wie für die Ostdeutschen durch die Wiedervereinigung per Beitritt in kürzester Zeit der gesamte Alltag umgestülpt worden ist. Alle Institutionen und Spuren der DDR mussten ohne Prüfung ihrer Tauglichkeit verschwinden und wurden ebenso ungeprüft ersetzt durch Westimport. Ich habe miterlebt, wie die anfängliche Euphorie über die schnelle Vereinigung umschlug in Ernüchterung, Ablehnung und Schock.

Die ersten Jahre waren eine Katastrophe. Die zum Schutz des Staatseigentums noch unter Hans Modrow, dem letzten Vorsitzenden des Ministerrats in der DDR, gegründete Treuhand wurde mit westlichen Bürokraten besetzt zu ihrem Gegenteil. Sie verscherbelte das Volkseigentum vornehmlich an westliche Konkurrenten. Die angestammten Belegschaften hatten kaum jemals eine Chance, ihre Betriebe in eigener Regie weiterzuführen. Es fehlten ihnen die Sicherheiten, um Kredite genehmigt zu bekommen.

Bis 1994 gingen nur sechs Prozent des von der Treuhand verwalteten ostdeutschen Produktionsvermögens an Ostdeutsche, 80 Prozent an Westdeutsche. Das Bruttoinlandsprodukt im DDR-Gebiet sank laut der Wochenberichte des Statistischen Bundesamtes vom 3. Quartal 1989 bis zum 1. Quartal 1991 um 43 Prozent. Eine wichtige Ursache dafür war der Ausfall sowohl der Märkte im alten osteuropäischen RGW-Bereich wie zeitweise im Gebiet der DDR selbst. Dort waren nur noch Westwaren gefragt. Einen vergleichbaren wirtschaftlichen Absturz hat es in der Geschichte Deutschlands nur nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gegeben.

Damit waren die Probleme im Beitrittsgebiet keineswegs erledigt. Die Dominanz des Westens blieb bestehen und verfestigte sich noch. Noch heute sind 74 Prozent aller höheren Posten in den Ministerien der neuen Länder mit Juristen und Juristinnen aus Westdeutschland besetzt - umgekehrt ist das kaum der Fall. In den Parlamenten und Kabinetten sitzen mehr als 20 Prozent Westdeutsche. Auch wenn die Bundeskanzlerin und zeitweise der Bundespräsident in der DDR aufgewachsen sind, sind Ostdeutsche in den Spitzenpositionen in Politik, Verwaltung, Militär, Wissenschaft und Wirtschaft bis heute krass unterrepräsentiert.

Es geht vielmehr um eine gerechte Behandlung insgesamt. Das wird in einem anderen Umfrageergebnis deutlich: Im Thüringen-Monitor, einer seit dem Brandanschlag auf die Erfurter Synagoge 2001 jährlich vom Land Thüringen durchgeführten repräsentativen Befragung wurde seit 2002 die Zustimmung oder Ablehnung zur der Aussage erfragt: „Westdeutsche behandeln Ostdeutsche als Menschen zweiter Klasse.“ Dieser eigentlich ungeheuerlichen Aussage stimmten in all den Jahren regelmäßig zwischen 48 und 59 Prozent der Befragten zu. Das erschreckendste Ergebnis der Befragung ist, dass in der jüngsten Gruppe, bei den 18 bis 24-Jährigen, die jedes Jahr nachwächst, so dass inzwischen keiner aus dieser Altersgruppe noch die DDR selbst erlebt hat, über all die Jahre eine gleich hohe, manchmal sogar weit höhere Zustimmung zu der Abwertungsaussage zu verzeichnen war. Das Problem wächst sich also nicht aus.
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Re: Diktatursozialisierung...

Beitrag von JJazzGold »

Teeernte hat geschrieben:(23 Jun 2021, 21:39)

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Wenn ich das richtig verstehe, dann jammern heute die Jungen, wie die Alten sungen.

Wie es scheint, bin unfähig zu jammern und kann deshalb nicht nachvollziehen, weshalb zwei Generationen nacheinander jammern.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Der Kutscher »

Dark Angel hat geschrieben:(23 Jun 2021, 20:16)
Dass sich Juden als Volk verstehen, wurde in der DDR geleugnet.
Nicht alle Juden verstehen sich als "Volk", ich bin mir nicht mal sicher ob sich eine Mehrheit als "Volk" versteht. Will aber auch nicht Jeder wahrhaben.

JJazzGold hat geschrieben:(23 Jun 2021, 21:18)
Was existiert ist der Wille zur Einigung und zur Eigenverantwortung.
Nicht von Allen, aber von sehr Vielen, einer Mehrheit.
Der Wille zur Einigung (oder zur Einheit) wird ganz sicher nicht durch die ständige Wiederholung von der DDR-Diktatur, dem Unrechtsstaat DDR und der Leugnung jeglicher Lebensleistung der Ostdeutschen durch gewisse Wessis gefördert.

Ich habe etliche Jahre in NRW gelebt bevor ich wieder zurück in den Osten gezogen bin, mir sind in Wessiland diverse Vorurteile gegen Ossis und eine erschreckende Unwissenheit über die DDR aufgefallen, als ich wieder in den Osten gezogen bin habe ich gemerkt wie viele Vorurteile und welch starkes Desinteresse es gegenüber Wessis gibt. Manchmal habe ich den Eindruck das die Mauern in den Köpfen immer höher werden und schon deutlich höher sind als noch 1989. Über die Gründe sollte man mal nachdenken, ein Teil der Antwort könnte Teil der Antwort sein zur Frage warum die AfD solchen Zuspruch erhält.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von JJazzGold »

Der Kutscher hat geschrieben:(23 Jun 2021, 21:53)


Der Wille zur Einigung (oder zur Einheit) wird ganz sicher nicht durch die ständige Wiederholung von der DDR-Diktatur, dem Unrechtsstaat DDR und der Leugnung jeglicher Lebensleistung der Ostdeutschen durch gewisse Wessis gefördert.

Ich habe etliche Jahre in NRW gelebt bevor ich wieder zurück in den Osten gezogen bin, mir sind in Wessiland diverse Vorurteile gegen Ossis und eine erschreckende Unwissenheit über die DDR aufgefallen, als ich wieder in den Osten gezogen bin habe ich gemerkt wie viele Vorurteile und welch starkes Desinteresse es gegenüber Wessis gibt. Manchmal habe ich den Eindruck das die Mauern in den Köpfen immer höher werden und schon deutlich höher sind als noch 1989. Über die Gründe sollte man mal nachdenken, ein Teil der Antwort könnte Teil der Antwort sein zur Frage warum die AfD solchen Zuspruch erhält.
Ausgerechnet die AfD, die Wessis in den Osten schickt?
Die dürfte bei dem Groll und Desinteresse auf Wessis im Osten der Republik dann doch gar keine Rolle spielen.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Der Kutscher »

JJazzGold hat geschrieben:(23 Jun 2021, 22:02)

Ausgerechnet die AfD, die Wessis in den Osten schickt?
Frag mich doch bitte nicht nach der "Logik" der AfD Wähler. Ich würde niemals einem Herrn Gauland oder einer Frau von Storch auch nur von 12 bis Mittag übern Weg trauen.
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Re: Diktatursozialisierung...

Beitrag von Selina »

Teeernte hat geschrieben:(23 Jun 2021, 21:39)

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In diesen Aussagen des Professors steckt ein Großteil der Antwort auf die Frage, warum viele Ostdeutsche so wählen, wie sie wählen. Dazu noch eine gehörige Dosis Rechtsradikalität, die von den Höcke-Gauland-Weidel-Kubitschek-Leuten kräftig geschürt und angeheizt wird... und fertig ist das AfD-Ergebnis. Das ist doch klar.
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Re: Diktatursozialisierung...

Beitrag von Zunder »

Selina hat geschrieben:(23 Jun 2021, 22:54)

In diesen Aussagen des Professors steckt ein Großteil der Antwort auf die Frage, warum viele Ostdeutsche so wählen, wie sie wählen. Dazu noch eine gehörige Dosis Rechtsradikalität, die von den Höcke-Gauland-Weidel-Kubitschek-Leuten kräftig geschürt und angeheizt wird... und fertig ist das AfD-Ergebnis. Das ist doch klar.
Daß sich die Ossis als Deutsche zweiter Klasse fühlen und deshalb die Westimporte von der AfD wählen, ergibt keinen Sinn.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Vongole »

Der Kutscher hat geschrieben:(23 Jun 2021, 21:53)

Nicht alle Juden verstehen sich als "Volk", ich bin mir nicht mal sicher ob sich eine Mehrheit als "Volk" versteht. Will aber auch nicht Jeder wahrhaben.
(..)
Du musst dir da nicht sicher sein, es reicht vollkommen, wie sich Juden sehen!
Und die sehen nun mal sich als Volk, auch wenn dir das nicht in den Kram passt.
Beispiel säkulare, also nicht religiöse Juden:
Die dem jüdischen Säkularismus zugeordneten Personen bezeichnen sich demnach selbst als nicht religiös, identifizieren sich aber ethnisch, ethisch, kulturell oder politisch als Juden.[2] Säkulare Juden verstehen sich als festen Bestandteil des jüdischen Volkes und seiner Geschichte und Kultur.
https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdi ... kularismus
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Re: Diktatursozialisierung...

Beitrag von Selina »

Zunder hat geschrieben:(23 Jun 2021, 23:42)

Daß sich die Ossis als Deutsche zweiter Klasse fühlen und deshalb die Westimporte von der AfD wählen, ergibt keinen Sinn.
Sie fühlen ja nicht nur so, nein, sie werden so behandelt. Sind doch klare Worte in der Professoren-Rede. Und die "Westimporte" sind nicht irgendwelche Westdeutsche... nein, es sind Rechtsradikale. Auch wenn sie bieder und konservativ tun. Und mit ihrem rechtsradikalen Sendungsbewusstsein treffen sie auf die vermeintlichen "Verlierer der Geschichte", die plötzlich "wieder wer sein dürfen". Völkisch stramme Kerle.

Wobei ich ja sagte, dass das nur ein Teil der Antwort ist. Ein anderer Teil sind die Lebens- und Arbeitsverhältnisse im Osten mit ihrer permanenten Unsicherheit in den letzten drei Jahrzehnten. Ein weiterer Teil der Antwort ist sicher das latente Rechtssein dieser Leute, das die Gauland-"Experten" nur weiter befeuern und anheizen brauchen. Die Jüngeren unter ihnen haben Eltern und Großeltern, die schon immer so gedacht und sie in diesem Sinne erzogen haben. Motto: "Schuld sind immer die Ausländer".

Und all das fügt sich in einen europäischen, ja, weltweiten Rechtsruck ein. Ist also keine alleinige ostdeutsche Spezialität.
Zuletzt geändert von Selina am Do 24. Jun 2021, 01:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Der Kutscher »

Vongole hat geschrieben:(24 Jun 2021, 00:02)
Und die sehen nun mal sich als Volk, auch wenn dir das nicht in den Kram passt.
Tun Sie mir doch bitte einen großen Gefallen: spekulieren Sie einfach nicht darüber WAS mir in den Kram passt und was nicht. Danke.
Der Kutscher

Re: Diktatursozialisierung...

Beitrag von Der Kutscher »

Selina hat geschrieben:(24 Jun 2021, 01:03)
Und all das fügt sich in einen europäischen, ja, weltweiten Rechtsruck ein. Ist also keine alleinige ostdeutsche Spezialität.
Richtig, muß man nur mal nach Ungarn gucken, da kann man sehen wie weit nach rechts es gehen kann und die EU reagiert völlig hilf- und planlos auf Orban, gerade wird das 103.(!) wirkungslose Vertragsverletzungsverfahren vorbereitet, 102 laufen schon.
https://www.tagesschau.de/kommentar/ung ... u-101.html
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von schokoschendrezki »

Zunder hat geschrieben:(23 Jun 2021, 19:14)

Hier irrt der Chronist. Das war ausgewähltes Nazi-Publikum.
Und von der Vernichtung der Juden war öffentlich nie die Rede.
o.k. akzeptiert. Ja. Hier kommen wir dann aber auch etwas vom Thema ab. Ich will nur meine Vermutung hinzufügen, dass die Nazi-Partei, die NSDAP, das "Braune Haus" nicht in dem Maße im NS-Staat die Rolle spielte wie die SED in der DDR. Der NS-Staat war ein Führerstaat. In der DDR drehte sich alles um die leninistische Partei neuen Typus ("Kaderpartei"). Die Ablösung von Ulbricht durch Honecker brachte zwar Veränderungen. Aber nicht grundsätzlicher Art. Auf der anderen Seite war die SED programmatisch aber - neben allgemeinen marxistisch-leninistischen Ideologie-Phrasen - aber auch nicht inhaltlich auf so etwas wie Lebensraum im Osten, Antisemitismus usw. eingestellt und fokussiert. Parolen wie "Vorrang der Schwerindustrie", "Neues Ökonomisches System, NÖS, Reforrm der Planwirtschaft", "Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik" sagten und sagen mir noch heute, dass es ein durch und durch leninistisches System war. Dass sich opportunistisch auf Strategie und Taktik des Machterhalts konzentrierte.
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Re: Diktatursozialisierung...

Beitrag von schokoschendrezki »

Der Kutscher hat geschrieben:(24 Jun 2021, 01:35)

Richtig, muß man nur mal nach Ungarn gucken, da kann man sehen wie weit nach rechts es gehen kann und die EU reagiert völlig hilf- und planlos auf Orban, gerade wird das 103.(!) wirkungslose Vertragsverletzungsverfahren vorbereitet, 102 laufen schon.
https://www.tagesschau.de/kommentar/ung ... u-101.html
Dazu muss man wissen, dass Ungarn selbst noch Ende der 80er, noch zu Zeiten des Staatssozialismus ein soziologisch gesehen, von der durchschnittlichen Einstellung der Menschen her gesehen sehr liberales Land war. Orbáns Partei Fidesz, die wörtlich eigentlich "Bund junger Demokraten" heißt, wurde von lauter jungen Leuten in einem Studentenwohnheim gegründet und entsprach in ihrer politischen Ausrichtung eigentlich nicht mal der deutschen CDU oder CSU sondern weit eher der FDP. So dass die Frage steht, was mit der Welt in den letzten 30 Jahren eigentlich wirklich passiert ist.
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Re: Diktatursozialisierung...

Beitrag von JJazzGold »

Der Kutscher hat geschrieben:(24 Jun 2021, 01:35)

Richtig, muß man nur mal nach Ungarn gucken, da kann man sehen wie weit nach rechts es gehen kann und die EU reagiert völlig hilf- und planlos auf Orban, gerade wird das 103.(!) wirkungslose Vertragsverletzungsverfahren vorbereitet, 102 laufen schon.
https://www.tagesschau.de/kommentar/ung ... u-101.html
Das passt logisch nicht zusammen, weshalb sollten sich die Ungarn die Orban wählen, oder die Österreicher, die FPÖ wählen, oder die Italiener, die Lega Nord wählen, nach einer nicht erfolgten Wiedervereinigung als Menschen zweiter Klasse von ihren Mitbürgern behandelt fühlen? Denn das scheint, wie es sich hier herauskristallisiert, einer der Hauptgründe dafür zu sein, dass in den neuen Bundesländer verstärkt AfD oder die Die Linke gewählt wird.
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Re: Diktatursozialisierung...

Beitrag von schokoschendrezki »

Zunder hat geschrieben:(23 Jun 2021, 23:42)

Daß sich die Ossis als Deutsche zweiter Klasse fühlen und deshalb die Westimporte von der AfD wählen, ergibt keinen Sinn.
Es würde auch keinen Sinn ergeben, wenn sie sich als Deutsche erster Klasse fühlten ... aber das ist nur meine persönliche Ansicht.

Wenn man nochmal zum eigentlichen Anlass zurückkommt. Es ist völlig normal, dass eine Partei auf einem Parteitag diskutiert, warum sie dort Stimmen verloren und dort wiederum andere Parteien Stimmen gewonnen haben und warum das so ist und was das mit der Gemütslage der Menschen dort zu tun hat. Dasselbe gilt für Wissenschaftler, die sich mit solchen Fragen befassen.

Aber Wanderwitz ist Regierunsbeauftragter. Beauftragter einer Regierung, die unter anderem für die Abhaltung von Wahlen zuständig ist. Es werden im Auftrag dieser Regierung Wahlzettel gedruckt. In der Bundesdruckerei (vermutlich). Auf den Wahlzetteln ist neben großen und obskuren kleinen Parteien auch die AfD drauf. Die Leute gehen in die Wahlkabinen und einige von ihnen machen in freier und geheimer Wahl ihr Kreuz bei der AfD. Und sind nun nach Meinung von Wanderwitz "nicht in der Demokratie angekommen". Das geht doch gar nicht! Das geht doch überhaupt nicht! Dass die AfD so ziemlich die letzte Partei ist, die meinen politischen Vorstellungen entspricht, hat damit überhaupt nix zu tun.

Die Bundesrepublik ist ein Verfassungs- und Rechtsstaat. Und die Regierung legt mit ihrem "Ostbeauftragten" über das formale Recht nochmal eine informelle Schicht, in der es um wünschenswertes und nicht wünschenswertes Verhalten der Bürger geht. Da frage ich mich ernsthaft, wer hier eigentlich "in der Demokratie noch nicht angekommen ist".
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Quatschki »

Man sieht auch, dass "Ostbeauftragte" in der Ära Merkel anders als Ausländerbeauftragte, Frauenbeauftragte oder Gleichstellungsbeauftragte nicht als Anwalt für die Belange der Randgruppe eingesetzt sind, sondern quasi als eine Art Politruk für die Durchsetzung der Linie der Staats- und Parteiführung.
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von schokoschendrezki »

Quatschki hat geschrieben:(24 Jun 2021, 08:49)

Man sieht auch, dass "Ostbeauftragte" in der Ära Merkel anders als Ausländerbeauftragte, Frauenbeauftragte oder Gleichstellungsbeauftragte nicht als Anwalt für die Belange der Randgruppe eingesetzt sind, sondern quasi als eine Art Politruk für die Durchsetzung der Linie der Staats- und Parteiführung.
Darüber will ich kein Urteil abgeben. Mir gehts erstmal um die sozusagen verfassungsrechtliche (?) Sicht. Die Behörden in einer Stadt wie Berlin stellen Schilder auf, die es ausdrücklich erlauben, auf einer Einbahnstraße in die Gegenrichtung zu fahren. Tut man dies und macht man davon Gebrauch ... dann wird einem gesagt, man sei "noch nicht in der Straßenverkehrsordnung angekommen". So ähnlich sehe ich das in dem Fall Wanderwitz und seiner Diktatursozialisierung.
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Re: Diktatursozialisierung...

Beitrag von Der Kutscher »

JJazzGold hat geschrieben:(24 Jun 2021, 08:32)

Das passt logisch nicht zusammen, weshalb sollten sich die Ungarn die Orban wählen, oder die Österreicher, die FPÖ wählen, oder die Italiener, die Lega Nord wählen, nach einer nicht erfolgten Wiedervereinigung als Menschen zweiter Klasse von ihren Mitbürgern behandelt fühlen? Denn das scheint, wie es sich hier herauskristallisiert, einer der Hauptgründe dafür zu sein, dass in den neuen Bundesländer verstärkt AfD oder die Die Linke gewählt wird.
Wenn Sie mich unbedingt missverstehen wollen kann ich es nicht ändern. Meine Zustimmung und mein Beispiel Ungarn bezog sich auf Rechtsruck in Europa sowie weltweit. Soll ich das aufzeichnen? :rolleyes:
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Re: Diktatursozialisierung...

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(24 Jun 2021, 08:38)

Es würde auch keinen Sinn ergeben, wenn sie sich als Deutsche erster Klasse fühlten ... aber das ist nur meine persönliche Ansicht.

Wenn man nochmal zum eigentlichen Anlass zurückkommt. Es ist völlig normal, dass eine Partei auf einem Parteitag diskutiert, warum sie dort Stimmen verloren und dort wiederum andere Parteien Stimmen gewonnen haben und warum das so ist und was das mit der Gemütslage der Menschen dort zu tun hat. Dasselbe gilt für Wissenschaftler, die sich mit solchen Fragen befassen.

Aber Wanderwitz ist Regierunsbeauftragter. Beauftragter einer Regierung, die unter anderem für die Abhaltung von Wahlen zuständig ist. Es werden im Auftrag dieser Regierung Wahlzettel gedruckt. In der Bundesdruckerei (vermutlich). Auf den Wahlzetteln ist neben großen und obskuren kleinen Parteien auch die AfD drauf. Die Leute gehen in die Wahlkabinen und einige von ihnen machen in freier und geheimer Wahl ihr Kreuz bei der AfD. Und sind nun nach Meinung von Wanderwitz "nicht in der Demokratie angekommen". Das geht doch gar nicht! Das geht doch überhaupt nicht! Dass die AfD so ziemlich die letzte Partei ist, die meinen politischen Vorstellungen entspricht, hat damit überhaupt nix zu tun.

Die Bundesrepublik ist ein Verfassungs- und Rechtsstaat. Und die Regierung legt mit ihrem "Ostbeauftragten" über das formale Recht nochmal eine informelle Schicht, in der es um wünschenswertes und nicht wünschenswertes Verhalten der Bürger geht. Da frage ich mich ernsthaft, wer hier eigentlich "in der Demokratie noch nicht angekommen ist".
Ja, gut erklärt. Er sollte sich besser darum kümmern, die ungleiche Entwicklung in Ost und West etwas abzubauen (Löhne, Ansiedlung von mehr Industrie im Osten durch bessere Rahmenbedingungen etcpp), aber keine Leitlinien verkünden. Stimmt. Du solltest den Wanderwitz aber nun auch nicht gar so überbewerten, der ist in seinem Herkunftsgebiet sehr beliebt wegen seines Pragmatismus und seiner bodenständigen Art. Allerdings befindet er sich auch mittendrin in den rechten Hochburgen, wo es eine große Ansammlung von Coronaleugnern und Querdenkern und eben auch den erwähnten besonders großen neurechten Westeinfluss gibt. Nur nebenbei: Die Coronazahlen waren in dem Bundesland immer dort besonders hoch, wo es die meisten AfD-Wähler gibt. Zufall? Der den Rechtsextremismus in Sachsen gänzlich leugnende Biedenkopf machte damals den Anfang, was dann immer so weiterging mit Leugnung und Bagatellisierung. Da sind bestimmte aufbegehrende Äußerungen von Wanderwitz fast noch als mutig zu bezeichnen für CDU-Verhältnisse. Auch Kretschmer (MP Sachsen) wagt manchmal derartige Deutlichkeiten bzw. auch mal ne emotionale Äußerung gegen Rechts. Wenn auch nur zaghaft. Die Folge: Solche Politiker sind dann ständigen Bedrohungen aus der rechten Ecke ausgesetzt. Ich halte Schweigen und Wegducken für schlimmer. Da verzeihe ich dem Wanderwitz auch mal nen falschen Zungenschlag. Mir wird viel zu viel geschwiegen ansonsten.
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Re: Diktatursozialisierung...

Beitrag von JJazzGold »

Der Kutscher hat geschrieben:(24 Jun 2021, 09:33)

Wenn Sie mich unbedingt missverstehen wollen kann ich es nicht ändern. Meine Zustimmung und mein Beispiel Ungarn bezog sich auf Rechtsruck in Europa sowie weltweit. Soll ich das aufzeichnen? :rolleyes:
Mir liegt nicht daran, Sie misszuverstehen. Ich kann nur die Zustimmung, nicht nur von Ihnen, zu der vielfach getroffenen Aussage, dass die Wähler der extremen Parteien weltweit aus derselben Motivation heraus handeln nicht nachvollziehen, wenn doch dieselben Grundlagen gar nicht gegeben sind.

Verstehen Sie das nicht als persönlichen Angriff, aber es erscheint mir als Reinwascherei und nicht als Problemanalyse des extrem wählenden Bürgers in den neuen Bundesländern, wenn lapidar darauf verwiesen wird, dass ja schließlich in anderen Staaten auch extrem gewählt wird. Zeitgleich wird aber auf die besonderen Umstände, die in diesen anderen Teilen der Welt überhaupt nicht zum Tragen kommen, als Ursache hingewiesen.
Eine kuriose Melange, die nichts zur Problemanalyse beiträgt, sondern diese verhindert.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt
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