H2O hat geschrieben:(08 May 2021, 10:14)
@ Platon:
Das ist auch meine Überzeugung, was Mitteleuropa und insbesondere Deutschland betrifft. Aber Diktaturen gibt es doch reichlich auf dieser Welt. Und eine Truppe wie der "Islamische Staat" befand sich doch schon auf dem besten Wege, seine Gegner zu versklaven und zu vernichten. Nur durch die Einsätze der Russen, US-Amerikaner konnte der Spuk beendet werden. Eine sehr blutige und menschenverachtende Diktatur ist dort dennoch verblieben... und wie sich Rußland entwickelt, das ist auch nicht sehr beruhigend.
Ich halte das für eine zu sehr auf spezielle Ausprägungen von Totalitarismen begrenzte Sicht.
Es hat in der Vergangenheit noch niemals einen Totalitarismus gegeben, der war, wie schon einer zuvor. Vor dem Nationalsozialismus gab es keinen anderen der als Warnung hätte dienen können. Genauso beim Kommunismus in seinen unterschiedlichen Ausprägungen.
Es ist daher nicht sinnvoll zu eng auf vergangene Katastrophen zu schauen, sondern eher darauf, welches die allen gemeinsame Systematik hinter ihnen ist. Da sehe ich folgendes:
- Eine dominante Ideologie, welche ein absoluts Ziel definiert, dem sich der Mensch unterzuordnen hat
- Machtkonzentration auf Ideologen, welche dieses Ziel verfolgen (das kann z.B. auch die Machtkonzentration auf den reichen Westen, zu Lasten des armen Südens sein)
- Alternativ Machtkonzentration auf wenige Personen die persönliche Ziele verfolgen (eher eine klassische Diktatur)
Die größten Tragödien sind im letzten Jahrhundert nicht mehr aus den klassischen Diktaturen hervorgegangen, sondern immer nur aus einer Kombination einer klassischen Diktatur mit einer übergeordneten dominanten Ideologie. Vor Hitler gab es aber keinen Hitler, vor Stalin keinen Stalin und vor Pol Pot keinen Pol Pot.
In meinen Augen gilt es die Augen offen zu halten NICHT NUR vor Ansätzen von Machtkonzentrationen (z.B. Putin), sondern insbesondere vor gefährlichen Ideologien. Das können erkennbar gefährliche Ideologien sein (z.B. Islamismus), das können durchaus aber auch dystopische Übertreibungen echter Probleme sein, auf denen absolute Handlungsforderungen aufgesetzt werden (Klimaextremismus). Bei letzterem ist auch im Westen durchaus schon durch Vermischung von Moralismus und Klimaabsolutismus eine gefährliche Ideologie erkennbar.
Die Corona Krise dürfte z.B. durch Einbruch der Wirtschaftsleistung durch Lockdowns, in den Entwicklungsländern mehr Todesopfer gekostet haben, als es in den entwickelten Ländern gerettet hat. Ein vergleichbarer Zusammenhang ist auch für Klimamaßnahmen denkbar, wenn er in Extremismus umschlägt. Wie müssen nicht glauben, dass nur ein Herr mit einer Militärmütze Leichenberge produzieren kann, und sie müssen nicht vor unserer Haustüre liegen. Das Thema ist für mich weit komplexer als "einen Herren mit Schnauzbart" zu verhindern.