Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

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tarkomed
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von tarkomed »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(22 Sep 2021, 10:01)

Die Mehrheitsgesellschaft schweigt oft, geht ihren Beschaeftigungen nach, Arbeit, Kinder, Haushalt usw und interessiert sich wenig dafuer ob eine Bismarck Strasse in whatever unbenannt wird. Die Wokies hingegen haben genug Zeit und social media presence um laut genug Mordio zu bruellen, bis sie von irgendwelchen Politikern, die sich in die Hose machen von diesen Wokies an den Prangen gestellt zu werden, Gehoer finden. Menschen die sich gegen diese Forderungen stellen werden in die rechte Ecke abgestempelt und welcher Politiker moechte sich da schon gerne sehen. Die Mehrheit die heute oft zaehlt ist die der Dominanz in der social media! Das ist nicht die Mehrheit der Bevoelkerung
Wenn Politiker eine besonders ausgeprägte Fähigkeit haben, mein Lieber, dann die: sie haben ein Gespür für Mehrheiten, sonst wären sie keine Politiker. Auf Lautstarke Minderheiten hören nur diejenigen, die ideologisch im Gleichklang mit diesen Minderheiten denken und den Blick auf die Mehrheitsmeinung verloren haben.
Gib dich nicht so, dass alle andern dich für etwas halten, was du nicht sein willst.
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JJazzGold
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von JJazzGold »

Selina hat geschrieben:(22 Sep 2021, 10:34)

Genauso ist es. Zumal ein Wiederaufleben-Lassen faschistoider Strukturen, Methoden und Ziele ja durchaus Bestandteil des Denkens eines Teils der Wählerschaft ist. In Thüringen und Sachsen beispielsweise ist die demokratiefeindliche rechtsradikale AfD laut aktuellen Umfragen zur Bundestagswahl die stärkste Kraft in diesen Bundesländern. Eine ernstzunehmende Gefahr. Die Woke-Diskussion soll von solchen echten Gefahren ablenken.
Sie wollen allen Ernstes allen Teilnehmern, in diesem Forum, als auch ausserhalb dieses Forums, der Woke Diskussion unterstellen, dass diese den Zweck verfolgen damit vom Aufleben rechtsradikaler Bestrebungen abzulenken?
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Stoner »

Elmar Brok hat geschrieben:(22 Sep 2021, 09:41)

Nein. Die Vergangenheit ist weg. Wir müssen versuchen, sie zu rekonstruieren. Im Zuge dieser Rekonstruktion sprechen wir dann von Relevanz. Das ist aber ein Urteil aus der Retroperspektive und keineswegs eindeutig. Was das mit historischem Kontext zu tun haben soll? Keine Ahnung
Ganz einfach: Um das, was geschah, verstehen zu können, also den historischen Kontext, ist es notwendig, die Bedingungen zu kennen, unter denen die Ereignisse stattfanden oder unter denen seinerzeit alle Werturteile gefällt wurden. Wenn ich lediglich die eigenen Vor-Urteile des Hier und Jetzt wie eine Schablone über Vergangenes lege, dann kommt man eben zu Werturteilen aus Sicht der Gegenwart, nicht aber zu einem Verständnis des Vergangenen.

Im Übrigen sei hier einmal grundsätzlich darauf hingewiesen, dass der politische Ikonoklasmus natürlich eine lange Tradition hat und keine Erfindung der Wokies ist. So wenig wie das woke Missionarstum etwas Neues unter der Sonne wäre.
Zuletzt geändert von Stoner am Mi 22. Sep 2021, 10:55, insgesamt 1-mal geändert.
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JJazzGold
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von JJazzGold »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(22 Sep 2021, 10:01)

Die Mehrheitsgesellschaft schweigt oft, geht ihren Beschaeftigungen nach, Arbeit, Kinder, Haushalt usw und interessiert sich wenig dafuer ob eine Bismarck Strasse in whatever unbenannt wird.
Eine Strassenumbennung bietet reichlich Zusatzbeschäftigung und Kosten. Man muss nämlich jedem Kontakt die geänderte Adresse mitteilen. ;)

https://www.schulzendorfer.de/strasenum ... ig-nutzen/
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Stoner »

JJazzGold hat geschrieben:(22 Sep 2021, 10:46)

Sie wollen allen Ernstes allen Teilnehmern, in diesem Forum, als auch ausserhalb dieses Forums, der Woke Diskussion unterstellen, dass diese den Zweck verfolgen damit vom Aufleben rechtsradikaler Bestrebungen abzulenken?
Natürlich will sie das. Und Menschen wie mir auch noch die Lektüre rechter Hetzblätter wie der ZEIT, die Wokeness und die innerredaktionellen Kämpfe darum regelmäßig thematisiert, vermiesen.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Liegestuhl »



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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Zweifeler »

tarkomed hat geschrieben:(22 Sep 2021, 10:43)

Wenn Politiker eine besonders ausgeprägte Fähigkeit haben, mein Lieber, dann die: sie haben ein Gespür für Mehrheiten, sonst wären sie keine Politiker. Auf Lautstarke Minderheiten hören nur diejenigen, die ideologisch im Gleichklang mit diesen Minderheiten denken und den Blick auf die Mehrheitsmeinung verloren haben.
:thumbup:
Damit gehe ich konform. Die Grünen,SPD,Linken in Berlin haben wohl kein gespür das können Sie mir glauben. Was kommt als nächstes, der Abriss der Befreiungshalle in Kelheim?
Das wäre doch der logische Schritt auf Bundesebene oder? Die Zerstörung der Vergangenheit, einzig und allein der Ideologie geschuldet.

Befreiungshalle
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JJazzGold
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von JJazzGold »

Stoner hat geschrieben:(22 Sep 2021, 10:54)

Natürlich will sie das. Und Menschen wie mir auch noch die Lektüre rechter Hetzblätter wie der ZEIT, die Wokeness und die innerredaktionellen Kämpfe darum regelmäßig thematisiert, vermiesen.
Warte, warte nur ein Weilchen,
Dann zieht Wokeness bei uns ein.
Mit dem Wokeness Hackebeilchen,
hackt sie die Pressefreiheit klein.

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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Elmar Brok »

Stoner hat geschrieben:(22 Sep 2021, 10:50)

Ganz einfach: Um das, was geschah, verstehen zu können, also den historischen Kontext, ist es notwendig, die Bedingungen zu kennen, unter denen die Ereignisse stattfanden oder unter denen seinerzeit alle Werturteile gefällt wurden. Wenn ich lediglich die eigenen Vor-Urteile des Hier und Jetzt wie eine Schablone über Vergangenes lege, dann kommt man eben zu Werturteilen aus Sicht der Gegenwart, nicht aber zu einem Verständnis des Vergangenen.

Im Übrigen sei hier einmal grundsätzlich darauf hingewiesen, dass der politische Ikonoklasmus natürlich eine lange Tradition hat und keine Erfindung der Wokies ist. So wenig wie das woke Missionarstum etwas Neues unter der Sonne wäre.
Natürlich ist das keine Erfindung der Wokies.
Dieser historische Kontext ergibt sich uns ja aber erst aus der Schablone der Rekonstruktion in der Gegenwart. Sich dessen bewusst zu sein, dass unsere Geschichtsbilder durch die Gegenwart massiv geprägt sind, egal wie sehr wir uns in die Vergangenheit hineinversetzen wollen, ist eine zentrale Erkenntnis und wichtig für die Reflexion unserer "Geschichte". Ich habe das vielleicht falsch ausgedrückt, natürlich fand die Beurteilung einer Person unter den damaligen Verhältnissen statt. Aber selbst die Werturteile der damaligen Zeit sind aus Rekonstruktionen entstanden und waren massiv politisch beeinflusst. Sie repräsentieren die Werturteile einzelner, wichtiger Menschen. Bei Statuen und Denkmälern geht es zentral um das hier und jetzt. Es geht darum, wie wir ein Ereignis heute bewerten. Deshalb gedenken wir den Opfern des Holocausts.

Deshalb hat ein Nazi-Denkmal natürlich eine historisches Wert. Es hilft uns, die Vergangenheit besser rekonstruieren zu können. Deshalb wäre es dumm diese Denkmäler zu zerstören.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Tom Bombadil »

Selina hat geschrieben:(22 Sep 2021, 10:34)

Zumal ein Wiederaufleben-Lassen faschistoider Strukturen, Methoden und Ziele ja durchaus Bestandteil des Denkens eines Teils der Wählerschaft ist.
Ja, die linksextreme Wählerschaft, die mittels FFF (unterwandert vom SDS)/ER die deutsche Wirtschaft und mit Wokeness die deutsche Gesellschaft zerstören will, muss man im Auge behalten.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Elmar Brok hat geschrieben:(22 Sep 2021, 10:05)

Die CDU in Hannover bemüht sich seit Jahren darum, dass eine Straße nach Helmut Kohl benannt wird. Die CDU in Hannover macht übrigens auch Wahlkampf damit, dass sie verspricht, keine Straßennamen jemals zu ändern. Wo ist das nur ein Thema von Wookies?
Die CDU bemueht sich ohne Erfolg. Das ist die Antwort!
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von TheManFromDownUnder »

tarkomed hat geschrieben:(22 Sep 2021, 10:43)

Wenn Politiker eine besonders ausgeprägte Fähigkeit haben, mein Lieber, dann die: sie haben ein Gespür für Mehrheiten, sonst wären sie keine Politiker. Auf Lautstarke Minderheiten hören nur diejenigen, die ideologisch im Gleichklang mit diesen Minderheiten denken und den Blick auf die Mehrheitsmeinung verloren haben.
Erstens bin ich nicht "Dein Lieber", ich verbitte mir solche Vertraulichkeiten von dir ;) OK ?

Du hast offenbar noch nicht kapiert, wie Social Media Meinungen manipuliert und beeinflusst.

Offenbar auch nicht kapiert das der Ottonormalbuerger sich einen Sch.. darum schert wenn ein Denkmal abgerissen wird.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Elmar Brok »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(22 Sep 2021, 11:32)

Die CDU bemueht sich ohne Erfolg. Das ist die Antwort!
Sind die Wahlergebnisse bei den Kommunalwahlen in Hannover so schlecht gewesen? Es war anscheinend so attraktiv für die Anwohner, dass man es zum zentralen Wahlthema im Wahlkampf machen konnte.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Elmar Brok »

Tom Bombadil hat geschrieben:(22 Sep 2021, 11:14)

Ja, die linksextreme Wählerschaft, die mittels FFF (unterwandert vom SDS)/ER die deutsche Wirtschaft und mit Wokeness die deutsche Gesellschaft zerstören will, muss man im Auge behalten.
Sonst niemanden?
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Elmar Brok hat geschrieben:(22 Sep 2021, 11:43)

Sind die Wahlergebnisse bei den Kommunalwahlen in Hannover so schlecht gewesen? Es war anscheinend so attraktiv für die Anwohner, dass man es zum zentralen Wahlthema im Wahlkampf machen konnte.
Was ist dein Problem?
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Elmar Brok »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(22 Sep 2021, 11:47)

Was ist dein Problem?
Ich habe dir lediglich aufgezeigt, dass solche Themen wie Denkmäler oder Straßennamen sehr wohl Menschen interessieren. Auch außerhalb einer Internet-Bubble.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Zweifeler »

Elmar Brok hat geschrieben:(22 Sep 2021, 11:49)

Ich habe dir lediglich aufgezeigt, dass solche Themen wie Denkmäler oder Straßennamen sehr wohl Menschen interessieren. Auch außerhalb einer Internet-Bubble.
Wokies und Linke ja und die sind eine Minderheit und diese spielen zusammen Ringelpietz mit anfassen :dead:
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von schokoschendrezki »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(22 Sep 2021, 09:36)

Der Mann war 1769 geboren.

Immerhin srach er sich kegen Leibeigenschaft aus! Gegen napoleonische Dominanz, was verstaendlich ist und war deutscher Nationalist.

Wieder verstehen Wokeisten nichts aus dem Kontext der Geschichte und bewerten den Mann aus der sicht von 2021.

Schwach sehr schwach.
Franzosenhass und Jundenhass sind eben nicht aus der Innen-Sicht von Arndt zu betrachten ("kulturrelativ"). Es gibt aber eine Grenze. Ich habs schon weiter oben bemerkt: Die eindeutig rassistischen Auslassungen von Immanuel Kant machen ihn nicht zu einem "Rassisten". Nicht nur weil seine dahingehenden Äußerungen gemessen an seinem Gesamtwerk nur eine Art Randbemerkungen waren sondern weil er sich von abfälligen Bemerkungen über fremde "Rassen" ab etwa 1790 selbst distanziert hat.

Bei Arndt jedoch ist ganz anders zumindest der geschürte Franzosenhass keineswegs "Randbemerkung" sondern ein zentrales "Kernelement" seines Werks. Und, und das ist vielleicht sogar noch wesentlicher, ohne Not. Auch die napoleonischen Kriege führten nicht dazu, dass es in Deutschland eine geschlossene Front von "Franzosenhassern" gab. Goethe hat sich bekanntlich sogar persönlich mit Napoleon getroffen. 1808 war das. Und diese Begegnung war von einem unverkennbaren gegenseitigen Respekt gekennzeichnet. Napoleon hat den "Werther" nicht nur gelesen sondern bewunderte diesen Roman. Also bitte: War "Franzosenhass" in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeitgeistig so allgegenwärtig, dass man ihm gar nicht ausweichen konnte? Nein!
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Mi 22. Sep 2021, 12:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Elmar Brok »

Zweifeler hat geschrieben:(22 Sep 2021, 11:58)

Wokies und Linke ja und die sind eine Minderheit und diese spielen zusammen Ringelpietz mit anfassen :dead:
Die CDU Hannover ist woke und links?
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Sep 2021, 07:56)

Der Empirismus steht geschichlich der mittelalterlichen Scholastik gegenüber.
Nein, denn die Sholastik ist keine Erkenntnistheorie, sondern eine Methode der Auseinandersetzung mit Schriftquellen.
Der Rationalismus (als erkenntnistheoretischer Ansatz) führte zum Bruch mit der Scholastik.
Und der Empirismus steht dem Rationalismus gegenüber, nicht der Scholastik.
Genau genommen standen sich im 18./19. Jh. drei erkenntnistheoretische Ansätze gegenüber - der Rationalismus, der Empirismus und der Idealismus.
schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Sep 2021, 07:56)
Und natürlich war das ein Erfolg. Wenn auch dieser Begriff "Erfolg" in diesem Zusammenhang vielleicht nicht ganz passend ist. Wenn man ganz grob die Entwicklung der Naturwissenschaften nachzeichnen will, dann folgten der Scholastik und dem Empirismus die alles dominierende Mathematisierung. Freilich ohne dass der Wert empirisch gewonnener Erkenntnisse dabei herabgesetzt wird.
Du verschwurbelst gerade Sachen, die nichts miteinander zu tun haben.
Eine Dominanz der Mathematik gibt es lediglich in der Physik bzw Theoretischen Physik und der Theoretischen Astrophysik. Es gibt sie nicht in der Geologie oder Biologie und auch nicht in der Chemie.
Außerdem hat die "Mathematisierung" - wie du das nennst - nichts mit Erkenntnistheorie bzw erkenntnistheoretishen Ansätzen zu tun. Eine Erkenntnistheorie (die übrigens heute von der Mehrheit der Wissenschaftler vertreten wird) ist der Kritische Rationalismus bzw die verschiedenen.
Es gab und gibt verschiedene Erkenntnistheoretische Ansätze, die sich a) ergänzen und/oder b) sich gegenüber stehen ==> siehe Empirismus, Rationalismus und Idealismus des 18./19 Jh. - die alle ihre Vertreter und Befürworter hatten, die sich jedoch auch kontrovers gegenüber standen.
schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Sep 2021, 07:56)Aber es geht doch beim Zusammenhang Rassismus/Aufklärung nach meinem Verständnis hauptsächlich um etwas anderes: Die fahrlässige und mechanische Übertragung der Erkennntnisse Darwins auf Mensch und Gesellschaft.
Daran ist gar nichts fahrlässig! Es entsprach dem damaligen Wissensstand und Verständnis soziologischer und gesellschaftlicher Tendenzen, die versucht wurden wissenschaftlich - immer basierend auf dem jeweiligen Wissens- und Kenntnisstand - wissenschaftlich zu erklären.
Und ganz nebenbei, die Erkenntnisse Darwins zur Evolution, zur natürlichen Selektion etc betreffen auch den Menschen. Der Mensch kann nicht aus evolutionären Prozessen (Biologie betreffend) ausgeklammert werden.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(22 Sep 2021, 12:01)

Nein, denn die Sholastik ist keine Erkenntnistheorie, sondern eine Methode der Auseinandersetzung mit Schriftquellen.
Der Rationalismus (als erkenntnistheoretischer Ansatz) führte zum Bruch mit der Scholastik.
Und der Empirismus steht dem Rationalismus gegenüber, nicht der Scholastik.
Genau genommen standen sich im 18./19. Jh. drei erkenntnistheoretische Ansätze gegenüber - der Rationalismus, der Empirismus und der Idealismus.


Du verschwurbelst gerade Sachen, die nichts miteinander zu tun haben.
Eine Dominanz der Mathematik gibt es lediglich in der Physik bzw Theoretischen Physik und der Theoretischen Astrophysik.
Da irrst Du dich aber gewaltig! Es gibt - bis heute - ständige Auseinandersetzungen rund um die als übermäßig empfundene Dominanz der Mathematik in der Volkswirtschaftslehre.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von TheManFromDownUnder »

schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Sep 2021, 11:59)

Franzosenhass und Jundehass sind eben nicht aus der Innen-Sicht von Arndt zu betrachten ("kulturrelativ"). Es gibt aber eine Grenze. Ich habs schon weiter oben bemerkt: Die eindeutig rassistischen Auslassungen von Immanuel Kant machen ihn nicht zu einem "Rassisten". Nicht nur weil seine dahingehenden Äußerungen gemessen an seinem Gesamtwerk nur eine Art Randbemerkungen waren sondern weil er sich von abfälligen Bemerkungen über fremde "Rassen" ab etwa 1790 selbst distanziert hat.

Bei Arndt ist zumindest der geschürte Franzosenhass keineswegs "Randbemerkung" sondern "Kernelement" seines Werks. Und, und das ist vielleicht sogar noch wesentlicher, ohne Not. Auch die napoleonischen Kriege führten nicht dazu, dass es in Deutschland eine geschlossene Front von "Franzosenhassern" gab. Goethe hat sich bekanntlich sogar persönlich mit Napoleon getroffen. 1808 war das. Und diese Begegnung war von einem unverkennbaren gegenseitigen Respekt gekennzeichnet. Napoleon hat den "Werther" nicht nur gelesen sondern bewunderte diesen Roman. Also bitte: War "Franzosenhass" in der ersten Hälfte des 19. jahrhunderts zeitgeistig so allgegenwärtig, dass man ihm gar nicht ausweichen konnte? Nein!
Betrachte es im Kontext der Zeit wenn dieser Mann lebte! Und nicht aus deinem 21 jahrhundert heraus.

Das heisst nicht das du seine gesammelten Werke im Buecherregal haben musst noch seine Meinungen teilen.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Zweifeler »

Elmar Brok hat geschrieben:(22 Sep 2021, 12:01)

Die CDU Hannover ist woke und links?
Differenzieren. Der Herr Kohl war wohl einer der mit ein Teil eines wichtigen deutschen Historiums. Genau das wollen Wokies abschaffen, ist doch einfach zu verstehen. Zumal die CDU es nicht geschafft hat, die Wookies aber mit Tarnbehauptungen es einfach umsetzen und hierbei geht es um wichtige deutsche Historische begebenheiten.
Ich möchte Kohl nicht mit Bismarck vergleichen, aber einen kleinen Weg hätte er sicher verdient :D
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von schokoschendrezki »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(22 Sep 2021, 12:03)

Betrachte es im Kontext der Zeit wenn dieser Mann lebte! Und nicht aus deinem 21 jahrhundert heraus.

Das heisst nicht das du seine gesammelten Werke im Buecherregal haben musst noch seine Meinungen teilen.
Ich habe doch genau dazu geantwortet. Der Kontext seiner Zeit war so beschaffen, dass es keineswegs irgendeinen zeitgeistigen Zwang zum Franzosenhass gab. Es handelt sich bei ihm um eine Selbstentscheidung und nicht um eine zeitgeistig auferlegte Entscheidung. Ein anderer berühmter Zeitgenosse Goethes und Arndts, Johann Paul Friedrich Richter, hat aus Bewunderung für Rousseau seinen Namen in "Jean Paul" französisiert. Also bitte! Sag doch nicht, "Franzosenhass" sei im 19. Jahrhundert sowas wie State of the Art gewesen. Mal ganz abgesehen von dem großen Preußenkönig in dem Jahrhundert davor, der im großen und ganzen überhaupt nur französisch gesprochen hat.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Stoner »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(22 Sep 2021, 12:03)

Betrachte es im Kontext der Zeit wenn dieser Mann lebte! Und nicht aus deinem 21 jahrhundert heraus.

Das heisst nicht das du seine gesammelten Werke im Buecherregal haben musst noch seine Meinungen teilen.
Richtig.

Und wenn man schon Arndt nur mit modernen Augen betrachtet, warum dann nicht auch nach Napoleon? Da hilft dann auch kein argumentum ad verecundiam.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Sep 2021, 08:03)

Also konkret bezogen auf Enst-Moritz Arnd: Meine Tochter ist an einer Universität beschäftigt, die bis vor kurzem nach Arndt benannt war. Und es jetzt - gottseidank bzw eher den Aktivisten und Aktivistinnen :) sei dank - nicht mehr ist. Ich würde hier aber keineswegs von "identitärem Tugendterror" sprechen. Sondern eher von ganz normaler Wahrnehmung der eignen Interessen. Wer möchte schon nach einem langen und aufwendigen Studium einen Abschluss in der Hand halten, auf dem ausgerechnet dieser Name steht. Die Umbenennung kollidiert auch nicht mit irgendeinem Traditionsbruch. Die Uni Greifswald bennante sich nach Arndt lediglich in der NS- und in der DDR-Zeit. Kein Problem also, dieses unrühmliche Kapitel zu beenden.
Ich will mich nicht an der Umbenennung einer Uni hochziehen, bei der die Umbenennung gerechtfertigt sein mag.
Das ändert allerdings nichts daran, dass historische Personen - egal welche - im Kontext ihrer Zeit zu betrachten sind. Alle diese historischen Personen - ausnahmslos alle - sind "Kinder ihrer Zeit". Sie alle waren Menschen die Fehler hatten und Fehler machten, sie haben Ansichten vertreten, die wir heute, mit unseren heutigen Kenntnisstand und erweiterter Faktenbasis u.U. anders bewerten.
Die individuelle und/oder gesellschaftliche "Wahrnehmung" einer Person ist subjektiv, emotional und/oder ideologisch geprägt.
Und genau da liegt das Problem, wenn aus emotionaler und/oder ideologischer Sicht bestimmte "Seiten bzw Aspekte" der historischen Persönlichkeit überbewertet und andere ausgeblendet werden. ==>"Die Person bzw der Name der Person an einer Einrichtung muss weg, weil ..."
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von schokoschendrezki »

Ernst-Moritz Arndt, der seinen Patriotismus vor allem aus dem Gefühl der "Nichtverbastardung" des deutschen Volks bezog ... er spricht wirklich von "Verbastardung" kann von mir aus in allen Buchläden und Bibliotheken stehen. Ich selbst und persönlich lege mit bei meiner Lektüre nicht die geringsten Beschränkungen auf. Ich lese dann und wann auch in der S-Bahn die "Junge Freiheit", obwohl ich ganz genau weiß, dass da nicht wenige Studenten, Mitarbeiter und Lehrkräfte mitfahren, die mich auch erkennen. Es ist mir völlig egal! Sollen sie mich halt für einen Nazi halten. Je nun.

Aber man es kann unter keinen Umständen Studenten und der jungen Generation antun, eine Hochschule nach Arndt zu benennen. Denn sie sind dann ihr Leben lang Menschen mit einem Abschluss an einer "Arndt-Hochschule". Ich habe einen Abschluss an einer Humboldt-Uni. "Glück gehabt" kann man da nur sagen. Das hätte zu DDR-Zeiten auch ganz anders ins Auge gehen können.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von TheManFromDownUnder »

schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Sep 2021, 12:12)

Ich habe doch genau dazu geantwortet. Der Kontext seiner Zeit war so beschaffen, dass es keineswegs irgendeinen zeitgeistigen Zwang zum Franzosenhass gab. Es handelt sich bei ihm um eine Selbstentscheidung und nicht um eine zeitgeistig auferlegte Entscheidung. Ein anderer berühmter Zeitgenosse Goethes und Arndts, Johann Paul Friedrich Richter, hat aus Bewunderung für Rousseau seinen Namen in "Jean Paul" französisiert. Also bitte! Sag doch nicht, "Franzosenhass" sei im 19. Jahrhundert sowas wie State of the Art gewesen. Mal ganz abgesehen von dem großen Preußenkönig in dem Jahrhundert davor, der im großen und ganzen überhaupt nur französisch gesprochen hat.
Ich glaube du verwechselst hier vieles.

Fuer Hass whatsoever gab es nie einen zeitgeistigen Zwang aber die napoleanischen Kriegszuege haben bei vielen eben keine Begeisterung hervorgerufen und vor allem nicht bei denen, die aus dem Staatengewurschtel eine Deutsche Nation ertrauemten. Das hat wenig mit Bewunderung fuer Rousseau zu tun und einer Romantisierung des Franzoeischen. Die Niederlage Napoleons war eine gute Gelegenheit.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(22 Sep 2021, 12:16)

Ich will mich nicht an der Umbenennung einer Uni hochziehen, bei der die Umbenennung gerechtfertigt sein mag.
Das ändert allerdings nichts daran, dass historische Personen - egal welche - im Kontext ihrer Zeit zu betrachten sind. Alle diese historischen Personen - ausnahmslos alle - sind "Kinder ihrer Zeit". Sie alle waren Menschen die Fehler hatten und Fehler machten, sie haben Ansichten vertreten, die wir heute, mit unseren heutigen Kenntnisstand und erweiterter Faktenbasis u.U. anders bewerten.
Die individuelle und/oder gesellschaftliche "Wahrnehmung" einer Person ist subjektiv, emotional und/oder ideologisch geprägt.
Und genau da liegt das Problem, wenn aus emotionaler und/oder ideologischer Sicht bestimmte "Seiten bzw Aspekte" der historischen Persönlichkeit überbewertet und andere ausgeblendet werden. ==>"Die Person bzw der Name der Person an einer Einrichtung muss weg, weil ..."
Gut. Dann musst Du allerdings auch militante Islamisten aus dem Kontext ihrer islamistischen Prägung heraus betrachten. Und nicht aus dem Kontext deiner aufgeklärten Weltsicht. Ohne Wenn und Aber.
Ich bin auch auf den Unterschied in der heutigen Betrachtung von Kant und Arndt eingegangen. Die völkische, antifranzösische und antisemitische Seite bei Arndt war - anders als die rassistischen Auslassungen bei Kant - so dominant, dass man sie nicht auslassen kann. Und wichtiger noch: Sie waren keineswegs irgendwie zeitgeistig bindend und unumgehbar. Sondern Ergebnis einer eigenen und selbständigen Richtungsentscheidung.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Stoner »

schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Sep 2021, 12:45)

[...] militante Islamisten aus dem Kontext ihrer islamistischen Prägung heraus betrachten. Und nicht aus dem Kontext [d]einer aufgeklärten Weltsicht. Ohne Wenn und Aber. [...]
Natürlich muss man das, wenn man sie verstehen will. Dann versteht man auch, warum die Taliban und der IS Statuen sprengen oder alte Kulturgüter zerstören.

Und ebenso muss man elitär wohlständige Wokies aus ihrer gutbürgerlichen Moral heraus betrachten, um ihren Missionierungsdrang zu verstehen.

Es ist doch letztlich egal, um welche Art von Fundamentalismus und/oder Missionierungsdrang es sich handelt. Man muss die materiellen und pschologischen Bedingungen verstehen, die dem zugrundeliegen.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

JJazzGold hat geschrieben:(22 Sep 2021, 10:46)

Sie wollen allen Ernstes allen Teilnehmern, in diesem Forum, als auch ausserhalb dieses Forums, der Woke Diskussion unterstellen, dass diese den Zweck verfolgen damit vom Aufleben rechtsradikaler Bestrebungen abzulenken?
Hmm. Ich frag mich einfach nur, warum eine Randerscheinung wie "Wokeness" intensiver und leidenschaftlicher diskutiert wird als das, was wirklich demokratiegefährdend ist. Zu Letzterem finde ich kaum mal einen Gedankenaustausch. Und wenn, dann nur bagatellisierend.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

Elmar Brok hat geschrieben:(22 Sep 2021, 09:41)

Nein. In der Vergangenheit steht nicht geschrieben: Person A ist relevant. Das ist eine Beurteilung aus der Retroperspektive. Diese Beurteilung ist keineswegs objektiv möglich.
Die Relevanz einer Person ergibt sich aus ihrem Einfluss gesellschafliche Entwicklungsprozesse und zwar in der Zeit in der die Person lebte bzw lebt.
Elmar Brok hat geschrieben:(22 Sep 2021, 09:41)Mit Geschichte befassen sich nicht nur Archäologen und Historiker. Jeder Mensch befasst sich mit Geschichte.

Nö - nicht jeder Mensch, weil das gar nicht möglich ist. Sich mit "Geschichte befassen" bedeutet nämlich nicht, einfach mal eine Publikation zu lesen, sondern Personen und Ereignisse einordnen und bewerten zu können und das wiederum setzt die Kenntnis möglichst vieler Fakten voraus. Diese Fakten wiederum sind i.d.R. nur den entsprechenden fachleuten zugänglich.
Elmar Brok hat geschrieben:(22 Sep 2021, 09:41)Ich schrieb, dass es uns heute egal sein kann, ob eine Person von früheren Personen als relevant bewertet wurde. Wir können diese Bewertung neu vornehmen.
Das tun wir immer dann, wenn sich a) die Faktenlage verändert hat oder b) sich innerhalb der scientific Community bestimmte Interpretationen durchsetzen.
Elmar Brok hat geschrieben:(22 Sep 2021, 09:41)Wie gesagt. Herr Hitler ist noch heute sehr relevant für bestimmte Epochen. Aber deshalb bauen wir ihm noch lange kein Denkmal. Relevanz genügt nicht alleine. Selbiges gilt für Stalin oder Protagonisten in der DDR.
Ja und das sollen diese Personen auch bleiben und zwar als Warnung für künftige Generationen.
Elmar Brok hat geschrieben:(22 Sep 2021, 09:41)Nein. Die Vergangenheit ist weg. Wir müssen versuchen, sie zu rekonstruieren. Im Zuge dieser Rekonstruktion sprechen wir dann von Relevanz. Das ist aber ein Urteil aus der Retroperspektive und keineswegs eindeutig. Was das mit historischem Kontext zu tun haben soll? Keine Ahnung
Der historische Kontext ist die Gesamtheit der gesellschaftlichen Situation und individuellen Lebensumstände, sind Kausal- und Korrelationsketten, die bestimmten Ereignissen vorausgingen bzw diese in Gang bringen. Personen können nur innerhal dieses Rahmens handeln bzw er liefert die Voraussetzungen für das Handeln der jeweiligen Person.

Nein, das entscheidet über den Weg über die staatlichen Institutionen die Gesellschaft. Das ist gut so. Es ist aber sehr wohl so, dass Statuen wegkommen können!
Elmar Brok hat geschrieben:(22 Sep 2021, 09:41)Vergangenheit ist weg. Vergangenheit lässt sich niemals vollständig erfassen. Geschichte ist die Rekonstruktion des Vergangenen in der Gegenwart/Retroperspektive mit dem Zweck der eigenen Orientierung. Damit ist Geschichte immer Standortgebunden, Perspektivisch usw. Soll ich dir Literatur zur Unterscheidung zwischen Geschichte und Vergangenheit verlinken?
Stimmt, Geschichte ist die Rekonstruktion der Vergangenheit, aber beide untrennbar miteinander verbunden. Und die Vergangenheit kann nur auf der Basis vorhandener bzw neu gewonnener Fakten rekonstruiert werden. Faktenbasiert deshalb, um eine möglichst objektive Rekonstruktion zu schaffen. Damit ist Geschichte nicht "standortgebunden".

Elmar Brok hat geschrieben:(22 Sep 2021, 09:41)Richtig. Wir können den Blick auf die Vergangenheit ändern. Genau das ist Geschichte. Du weißt also sehr wohl, was Geschichte ist. Wieso sollte es diesen Menschen zu anstrengend sein, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, wenn sie darüber diskutieren, ob man ein Denkmal stehen lassen sollte?
Weil sie dann u.U. auch ihre eigene Sichtweise hinterfragen und ggf. ändern müssten, weil sie sich dabei auch mit - für sie - unbequemen Fakten/Tatsachen auseinander setzen müssen. Es gibt nunmal nicht nur schwarz und weiß, sondern unendlich viele Grautöne dazwischen. Bei (einzelnen) Personen mag so ein Abwägen noh relativ einfach sein, kommen jedoch gesellschaftliche Entwicklungsprozesse, Erscheinungen und Tendenzen hinzu, wird es schwierig. Schwierig deshalb, weil man Emotionen und Ideologie außen vor lassen sollte. Damit haben sehr viele ein echtes Problem.
Elmar Brok hat geschrieben:(22 Sep 2021, 09:41)Die Leute, die Stalin- und Hitler-Statuen abgerissen haben, waren also nicht bereit sich ihrer Geschichte zu stellen? Nicht bereit sich mit ihrer Geschichte zu beschäftigen? Nicht bereit aus der Geschichte zu lernen? Deiner Meinung nach sollten wir also heute überall noch Hitler- und Stalin-Statuen herumstehen haben? Oder ist es auch dir zu anstrengend?
Diese Frage zu beantworten, ist nicht in ein oder zwei Sätzen möglich.
Und nein, ich will nicht, dass Statuen von Diktatoren oder Verbrechern herumstehen, wenn es auch andere Dokumente gibt.
Elmar Brok hat geschrieben:(22 Sep 2021, 09:41)"Geschichte" kann man sich nicht "entledigen". Wie soll das bitte funktionieren? Man kann aber sehr wohl die Geschichtskultur prägen. Indem man eben z.B. Denkmäler aufbaut oder abbaut. Indem man Straßennamen beantragt oder ändert usw. Es geht dabei ja nicht darum, die Information, dass Hitler zu bestimmten Zeiten geehrt wurde, auszulöschen, sondern darum, dass man Herrn Hitler heute eben nicht mehr in aller Öffentlichkeit ehren will. Das will ich ebenfalls nicht. Du etwa?
Wovon du sprichst, ist nicht Geschichtskultur, sondern Erinnerungskultur. Und die Frage, ob die Erhaltung bestimmter Statuen, noch zeitgemäß sind darf sehr wohl gestellt werden. Bei Denkmälern sieht das nochmals anders aus.
Elmar Brok hat geschrieben:(22 Sep 2021, 09:41)Der "historische Kontext" spielt eine Rolle. Aber auch die Frage, die ich an die Vergangenheit stelle ist relevant. Meine persönliche Prägung ist relevant, wenn ich die Relevanz einer Person untersuche. Unsere heutigen Konzepte (oder unser heutiges Verständnis von den damaligen Konzepten) von "Relevanz" ist entscheidend. Ganz viele Punkte ergeben sich also erst im Nachhinein, die in eine Beurteilung einer Person mit einfließen. Das geht überhaupt gar nicht anders.
Nein, meine persönliche Prägung, darf bei der Rekonstruktion "der Vergangenheit", bei der Einordnung und Interpretation bestimmter Ereignisse keine Rolle spielen, weil dann Subjektivität einfließt. Eine Rekonsruktion der Vergangenheit sollte immer so objektiv wie möglich erfolgen.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von tarkomed »

JJazzGold hat geschrieben:(22 Sep 2021, 10:41)

Eine dem Wissensdurst geschuldete Frage.
Wo standen denn ehemals Hitlerstatuen in Deutschland?
Statuen von Lebenden sind eigentlich unüblich, aber hätten sich die Naziideologie und Politik bis heute durchgesetzt, dann stünden sie an jeder Ecke.
Gib dich nicht so, dass alle andern dich für etwas halten, was du nicht sein willst.
Wenn sie es trotzdem tun, dann bist du es...
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von odiug »

Dark Angel hat geschrieben:(22 Sep 2021, 13:04)

Die Relevanz einer Person ergibt sich aus ihrem Einfluss gesellschafliche Entwicklungsprozesse und zwar in der Zeit in der die Person lebte bzw lebt.


Nö - nicht jeder Mensch, weil das gar nicht möglich ist. Sich mit "Geschichte befassen" bedeutet nämlich nicht, einfach mal eine Publikation zu lesen, sondern Personen und Ereignisse einordnen und bewerten zu können und das wiederum setzt die Kenntnis möglichst vieler Fakten voraus. Diese Fakten wiederum sind i.d.R. nur den entsprechenden fachleuten zugänglich.


Das tun wir immer dann, wenn sich a) die Faktenlage verändert hat oder b) sich innerhalb der scientific Community bestimmte Interpretationen durchsetzen.


Ja und das sollen diese Personen auch bleiben und zwar als Warnung für künftige Generationen.


Der historische Kontext ist die Gesamtheit der gesellschaftlichen Situation und individuellen Lebensumstände, sind Kausal- und Korrelationsketten, die bestimmten Ereignissen vorausgingen bzw diese in Gang bringen. Personen können nur innerhal dieses Rahmens handeln bzw er liefert die Voraussetzungen für das Handeln der jeweiligen Person.

Nein, das entscheidet über den Weg über die staatlichen Institutionen die Gesellschaft. Das ist gut so. Es ist aber sehr wohl so, dass Statuen wegkommen können!


Stimmt, Geschichte ist die Rekonstruktion der Vergangenheit, aber beide untrennbar miteinander verbunden. Und die Vergangenheit kann nur auf der Basis vorhandener bzw neu gewonnener Fakten rekonstruiert werden. Faktenbasiert deshalb, um eine möglichst objektive Rekonstruktion zu schaffen. Damit ist Geschichte nicht "standortgebunden".



Weil sie dann u.U. auch ihre eigene Sichtweise hinterfragen und ggf. ändern müssten, weil sie sich dabei auch mit - für sie - unbequemen Fakten/Tatsachen auseinander setzen müssen. Es gibt nunmal nicht nur schwarz und weiß, sondern unendlich viele Grautöne dazwischen. Bei (einzelnen) Personen mag so ein Abwägen noh relativ einfach sein, kommen jedoch gesellschaftliche Entwicklungsprozesse, Erscheinungen und Tendenzen hinzu, wird es schwierig. Schwierig deshalb, weil man Emotionen und Ideologie außen vor lassen sollte. Damit haben sehr viele ein echtes Problem.


Diese Frage zu beantworten, ist nicht in ein oder zwei Sätzen möglich.
Und nein, ich will nicht, dass Statuen von Diktatoren oder Verbrechern herumstehen, wenn es auch andere Dokumente gibt.


Wovon du sprichst, ist nicht Geschichtskultur, sondern Erinnerungskultur. Und die Frage, ob die Erhaltung bestimmter Statuen, noch zeitgemäß sind darf sehr wohl gestellt werden. Bei Denkmälern sieht das nochmals anders aus.


Nein, meine persönliche Prägung, darf bei der Rekonstruktion "der Vergangenheit", bei der Einordnung und Interpretation bestimmter Ereignisse keine Rolle spielen, weil dann Subjektivität einfließt. Eine Rekonsruktion der Vergangenheit sollte immer so objektiv wie möglich erfolgen.
So ... und jetzt beschäftige dich mal mit den Statuen der konföderierten Generäle in den amerikanischen Süd Staaten.
Die wurden nämlich nicht während des Bürgerkriegs aufgestellt ... hatten die gar nicht die Ressourcen dazu ... auch nicht unmittelbar danach, weil die Yenkees keine Statuen ihrer Kriegsgegner aufstellten, sondern erst 50 Jahre danach.
Und das geschah während einer Periode, in der der Süden die Geschichte des Bürgerkriegs umschrieb und verfälschte als "noble cause".
Vielleicht sagt dir ja das Klu Klux Klan Verherrlichungswerk "Birth of a Nation" was ... in diesem Kontext stehen diese Statuen.
Diese Denkmäler sind eine Geschichtsverfälschung.
Und als solche sind sie heute ein Symbol für white supremacist in den USA.
Und deshalb müssen die weg.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

Geschichtsdiskussionen sind immer eine Mischung aus dem, was war, was ist, was sein wird. Eine Mischung aus Fakten und deren Bewertung. Immer. Warum? Weil die Diskutanten nunmal in ganz konkreten Zusammenhängen leben, ein bestimmtes Weltbild haben, politische Ansichten und Absichten vertreten. Somit wird es niemals ein hundertprozentig objektives Geschichtsbild geben, sondern immer nur eine Annäherung. Bestes Beispiel: Die jüngste deutsche Geschichte, mit Teilung, Eingebundensein der beiden Teile in die jeweiligen Paktsysteme, Ende der Teilung, Verschiebung der weltweiten Kräfteverhältnisse durch den Fall des Eisernen Vorhanges. Je nach Sozialisation, Bildung und politischen Vorstellungen werden die Diskutanten diese Prozesse unterschiedlich bewerten. Auch wenn es medial seit über 30 Jahren eine Überbetonung der einen gewollten Darstellung gibt. Dennoch existieren unterschiedliche Wertungen und eine unterschiedliche Wahrnehmung dieser geschichtlichen Prozesse. Das ist völlig normal. Und es kann sicher nicht schaden, sich auch einmal mit den weniger häufig veröffentlichten Darstellungen zu befassen.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Sep 2021, 12:45)

Gut. Dann musst Du allerdings auch militante Islamisten aus dem Kontext ihrer islamistischen Prägung heraus betrachten. Und nicht aus dem Kontext deiner aufgeklärten Weltsicht. Ohne Wenn und Aber.
Nein, nicht aus ihrer "islamistischen Prägung" heraus, sondern aus ihrer islamischen Prägung heraus, denn ohne Islam gibt es keinen Islamismus, auch keinen militanten.
Und stell dir vor, genau das tue ich. Allerdings nicht aus einer blauäugigen kulturrelativistischen Sicht.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von FrankP »

odiug hat geschrieben:(22 Sep 2021, 13:20)

Und als solche sind sie heute ein Symbol für white supremacist in den USA.
Und deshalb müssen die weg.
Ich hab mal den meiner Meinung nach (!) zentralen Absatz zitiert.

Es geht in der gesamten woke-Bewegung in erster Linie um "Symbole": Vom Genderstern über Statuen, Aufsichtsratspostenquoten, Twittermobbing und stigmatisierten Begrifflichkeiten bis hin zu überpinselten Gedichten und dem Wegsperren anderer nicht mehr genehmer Kunstwerke. Fallschirmabsprünge in Sportstadien, Baumbesetzungen und Hungerstreiks für "die gute Sache" begleiten das Konzert. Jeden Tag ein neuer Schrei nach Aufmerksamkeit. Realer "Arbeitseinsatz" in der Sache: minimal. Messbare Effekte: nahe Null.

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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Billie Holiday »

FrankP hat geschrieben:(22 Sep 2021, 13:42)

Ich hab mal den meiner Meinung nach (!) zentralen Absatz zitiert.

Es geht in der gesamten woke-Bewegung in erster Linie um "Symbole": Vom Genderstern über Statuen, Aufsichtsratspostenquoten, Twittermobbing und stigmatisierten Begrifflichkeiten bis hin zu überpinselten Gedichten und dem Wegsperren anderer nicht mehr genehmer Kunstwerke. Fallschirmabsprünge in Sportstadien, Baumbesetzungen und Hungerstreiks für "die gute Sache" begleiten das Konzert. Jeden Tag ein neuer Schrei nach Aufmerksamkeit. Realer "Arbeitseinsatz" in der Sache: minimal. Messbare Effekte: nahe Null.

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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Teeernte »

Billie Holiday hat geschrieben:(22 Sep 2021, 13:55)

Die Aufzählung klingt nach Freizeitaktivitäten von Menschen mit viel Tagesfreizeit und Aufmerksamkeitsdefizit.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von JJazzGold »

Selina hat geschrieben:(22 Sep 2021, 13:01)

Hmm. Ich frag mich einfach nur, warum eine Randerscheinung wie "Wokeness" intensiver und leidenschaftlicher diskutiert wird als das, was wirklich demokratiegefährdend ist. Zu Letzterem finde ich kaum mal einen Gedankenaustausch. Und wenn, dann nur bagatellisierend.
Weil die Auswirkungen der "Wachen" längst keine Randerscheinung mehr sind, sondern Auswirkung bis ins alltägliche Leben haben.
Deshalb bedürfen sie der kritischen Beleuchtung und Diskussion.

Es mag Ihnen entgangen sein, aber zum Thema Rechtspopulismus, sowie parteilich AfD finden Sie reichlich Beiträge in den Unterforen Gesellschaft und Parteien. Obwohl ich meine mich erinnern zu können, dass Sie dort ebenfalls leidenschaftlich Beiträge absetzten. Es steht Ihnen zudem jederzeit frei einen entsprechenden Thread zu eröffnen.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von JJazzGold »

tarkomed hat geschrieben:(22 Sep 2021, 13:09)

Statuen von Lebenden sind eigentlich unüblich, aber hätten sich die Naziideologie und Politik bis heute durchgesetzt, dann stünden sie an jeder Ecke.

Olympia, Delphi, Rom, Deutschland Moltkedenkmal?
Kann ich dem entnehmen, dass es keine Hitlerstatuen gab und somit auch der Bezug darauf hinfällig ist?
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Tom Bombadil »

JJazzGold hat geschrieben:(22 Sep 2021, 14:07)

Es steht Ihnen zudem jederzeit frei einen entsprechenden Thread zu eröffnen.
Der "Kampf gegen Rechts" ist viel zu wichtig um nicht jedes Thema damit zu fluten :cool:
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von JJazzGold »

Tom Bombadil hat geschrieben:(22 Sep 2021, 14:15)

Der "Kampf gegen Rechts" ist viel zu wichtig um nicht jedes Thema damit zu fluten :cool:
Die permanente Erwähnung in jedem unpassenden Thread macht nicht wach, sondern schläfert ein. ;)
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

Der merkwürdige aufgeblähte "identitäre Tugendterror" (alleine der Begriff ist sowas von schräg) ist nun mal eine Erfindung von Rechts. Da wirds ohne deren Erwähnung nicht abgehen können.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Tom Bombadil »

Selina hat geschrieben:(22 Sep 2021, 14:32)

Der merkwürdige aufgeblähte "identitäre Tugendterror" (alleine der Begriff ist sowas von schräg) ist nun mal eine Erfindung von Rechts.
Hat das der 1. Strafsenat des Obersten Gerichts so entschieden?
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Strangequark »

FrankP hat geschrieben:(22 Sep 2021, 13:42)
[..]

"Wokeism": Für mich eine moralisch sich selbst überhöhende, kleine aber laute Bewegung, die von symbolischen Akten lebt, die in erster Linie Aufmerksamkeit erzeugen sollen.
Den Eindruck habe ich auch und die Aufmerksamkeit wird ihnen ja auch geschenkt wie man hier im Thread sehen kann wo die Bewegung schon als linksextremistische Gesellschaftszerstörer stilisiert wird.

Verantwortlich sind wohl die entsprechenden Medien die die Bewegung zum Feindbild aufgebaut haben über das man regelmäßig berichten kann um die Leser bei der Stange zu halten weil diese scheinbar diese Feindbilder brauchen um ihren Frust gegen Links abzubauen, was man auch hier im Thread beobachten kann. Fragt euch mal wo ihr als erstes von "Woke" gehört habt, bei mir war es "FOX-News", ein paar Wochen später ist es auch zu uns rüber geschwappt und hat schnell große Wellen in der Szene geschlagen. Nach FFF, BLM, Cancel Culture, LGBT nur ein weiteres Schreckgespenst um die Auflage bzw Klicks zu erhöhen.

Das man so die Bewegung erst bekannt und viele Linke zu Sympathisanten dieser Bewegung macht kommt diesen Medien natürlich sehr passend. Die Geister die ich rief...
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Stoner »

odiug hat geschrieben:(22 Sep 2021, 13:20)

Und als solche sind sie heute ein Symbol für white supremacist in den USA.
Und deshalb müssen die weg.
Ich mache Ihnen einmal einen Gegenvorschlag: Die bleiben, stattdessen müssen die Bleich- und Schwarzgesichter weg, und dann entscheiden die Indigenen, was mit den ganzen Monumenten der Vergangenheit geschieht. Denn wenn man schon woke sein möchte, dann sollte man auch konsequent sein. Und wenn Sie zeitliche Dimensionen betrachten und einbeziehen, dann gelten in anderen Gegenden der Welt sehr viel weiter zurückliegende Dinge als konstitutiv für Anspruchsrechte. Da sind die Ansprüche der Indigenen vergleichsweise jungen Datums. Ich kann Ihnen gerne ein paar diesbezüglichen Meilensteine nachliefern.

Selina hat geschrieben:(22 Sep 2021, 14:32)

Der merkwürdige aufgeblähte "identitäre Tugendterror" (alleine der Begriff ist sowas von schräg) ist nun mal eine Erfindung von Rechts. Da wirds ohne deren Erwähnung nicht abgehen können.
Wie ich schon sagte: Man hat die Option, zwischen Realitätsverlust, kognitiver Dissonanz oder Verschwörungstheorie zu wählen.

Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, dass die einanander bedingen.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von DarkLightbringer »

Selina hat geschrieben:(22 Sep 2021, 14:32)

Der merkwürdige aufgeblähte "identitäre Tugendterror" (alleine der Begriff ist sowas von schräg) ist nun mal eine Erfindung von Rechts. Da wirds ohne deren Erwähnung nicht abgehen können.
Die rechte Identitätspolitik gibt es ja auch, firmiert nur nicht unter "woke".
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von busse »

schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Sep 2021, 12:12)

Ich habe doch genau dazu geantwortet. Der Kontext seiner Zeit war so beschaffen, dass es keineswegs irgendeinen zeitgeistigen Zwang zum Franzosenhass gab. Es handelt sich bei ihm um eine Selbstentscheidung und nicht um eine zeitgeistig auferlegte Entscheidung. Ein anderer berühmter Zeitgenosse Goethes und Arndts, Johann Paul Friedrich Richter, hat aus Bewunderung für Rousseau seinen Namen in "Jean Paul" französisiert. Also bitte! Sag doch nicht, "Franzosenhass" sei im 19. Jahrhundert sowas wie State of the Art gewesen. Mal ganz abgesehen von dem großen Preußenkönig in dem Jahrhundert davor, der im großen und ganzen überhaupt nur französisch gesprochen hat.
Dein Halbwissenin dieser Hinsicht hast du glänzend bestätigt.
Goethe war also von den Franzosen begeistert, spätestens nach den Aushebungen zum Rußlandfeldzug Napoleons besonders im heutigen Mitteldeutschland hat seine Begeisterung spürbar nachgelassen. Es gab echt keinen zeitgeistigen Zwang damals ? Das ist doch mehr als lächerlich schon allein durch die Kontinentalsperre der Franzosen, die erhebliche wirtschaftliche Benachteiligungen in den einzelnen deutschen Gebieten hatte, übrigens süffisanter Weise in Berlin verkündigt.
Schon mal was davon gehört das Greifswald in der Nähe von Stralsund liegt, wo der Freikorposführer v. Schill gegen die französische Besatzung fiel 1809 ? Franzosenhass ? Nachdem Frankreich sich über Jahrhunderte seine Machtkämpfe besonders auf deutschen Boden auskämpfte, nicht nur Napoleon ? Wann wurde die deutsche Stadt Straßburg von Franzosen besetzt ?
Also bitte wenn du hier schon etwas von Franzosenhass von E.M. Arndt darbringen möchtest dann fundierter. Er hatte mehr als nur einen Grund und ja es waren Befreiungskriege und die wurden so benannt weil sich (fast) alle von diesem Joch befreit gefühlt haben.
E.M. Arndt war übrigens Demokrat mit glänzenden Stil, das das heute die Wokies in der Uni nicht berührt kann ich schon verstehen, sie haben es mit der Demokratie eben nicht so toll, sonst hätten sie mal nachgefragt bei den Bürgern der Stadt Greifswald.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von busse »

Zweifeler hat geschrieben:(22 Sep 2021, 11:02)

:thumbup:
Damit gehe ich konform. Die Grünen,SPD,Linken in Berlin haben wohl kein gespür das können Sie mir glauben. Was kommt als nächstes, der Abriss der Befreiungshalle in Kelheim?
Das wäre doch der logische Schritt auf Bundesebene oder? Die Zerstörung der Vergangenheit, einzig und allein der Ideologie geschuldet.

Befreiungshalle
Nein, erst einmal werden Gneisenau, Yorck, Blücher etc.pp. von denen von Dir genannten durch ein Gutachten in Auftrag der Bezirksverordnetenversammlung Kreuzberg/Friedrichshain überprüft. Die Wokies dort möchten gern die Straßen umbenennen , weil sie so militärisch sind.Das Gutachten wird sehr ausgewogen sein....*lach*.
Der Wahnsinn wird hier in Deutschland auf die Spitze getrieben und es gibt sogar noch Befürworter dazu.
Was soll man aber auch erwarten, wenn jahrzehntelang wir in den Pisa Studien u.a. nachgewiesen bekommen, das es mit dem Allgemeinwissen nicht so weit her ist , in Deutschland.
busse
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