Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

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Skeptiker

Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Skeptiker »

odiug hat geschrieben:(27 Apr 2021, 19:50)
"Im Namen des Deutschen Volkes !"
Das waren glaube ich die Worte von Freisler und seinen Spießgesellen.
Und was willst du damit nun sagen? Es geht hier doch um persönliche Schuld und/oder Verantwortung. Was genau hat also der Richterspruch damit zu tun? Willst du damit suggerieren, dass "das Deutsche Volk" damit die Schuld trägt - quasi, jeder individuell und bis in alle Ewigkeit? Oder was genau soll dieser Hinweis besagen?
odiug

Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von odiug »

Skeptiker hat geschrieben:(27 Apr 2021, 20:03)

Und was willst du damit nun sagen? Es geht hier doch um persönliche Schuld und/oder Verantwortung. Was genau hat also der Richterspruch damit zu tun? Willst du damit suggerieren, dass "das Deutsche Volk" damit die Schuld trägt - quasi, jeder individuell und bis in alle Ewigkeit? Oder was genau soll dieser Hinweis besagen?
Ich will damit sagen, dass man sich mit einer Rap Floskel :"It dosen't matter" nicht raus reden kann.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Skeptiker »

odiug hat geschrieben:(27 Apr 2021, 20:01)
Nochmals: ich verhafte Niemand.
Und Frau Furthwängler profitiert bis heute von den Verbrechen ihres Großvaters.
Und das "mattert" halt doch.
Du kannst sie ja auch beschimpfen und auf sie herabschauen, wenn du dich dann größer fühlst. Sie hat halt Glück gehabt in reiche Verhältnisse geboren zu werden, aber auch Pech, indem man ihr ihre Verwandschaft vorhalten kann. Allgemein hat sie es nicht schlecht getroffen.

Ihr eine "Schuld" anzuhängen, oder sie als Menschen geringer zu schätzen, nur weil sie in ein Verwandschaftsverhältnis hineingeboren wird, welches sie nicht beeinflussen konnte, das ist perfide. Jeder Mensch sollte an seinen Taten gemessen werden, nicht an Dingen, die er selber nicht beeinflussen konnte.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Skeptiker »

odiug hat geschrieben:(27 Apr 2021, 20:08)
Ich will damit sagen, dass man sich mit einer Rap Floskel :"It dosen't matter" nicht raus reden kann.
:? Weil sie Teil des Deutschen Volkes ist :?:
odiug

Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von odiug »

Skeptiker hat geschrieben:(27 Apr 2021, 20:10)

Du kannst sie ja auch beschimpfen und auf sie herabschauen, wenn du dich dann größer fühlst. Sie hat halt Glück gehabt in reiche Verhältnisse geboren zu werden, aber auch Pech, indem man ihr ihre Verwandschaft vorhalten kann. Allgemein hat sie es nicht schlecht getroffen.

Ihr eine "Schuld" anzuhängen, oder sie als Menschen geringer zu schätzen, nur weil sie in ein Verwandschaftsverhältnis hineingeboren wird, welches sie nicht beeinflussen konnte, das ist perfide. Jeder Mensch sollte an seinen Taten gemessen werden, nicht an Dingen, die er selber nicht beeinflussen konnte.
Beschimpfen ?
Wieso ich ?
"Nazischlampe" hat hier jemand anders eingeführt.
Polake übrigens auch. :p
Und ich hänge ihr keine Schuld an.
An ihrem geerbten Vermögen hängt halt Blut und das "mattert" heute immer noch.
Das kann man nicht "wegrapen" ... geht nicht ... sollte man gar nicht erst probieren ... bringt nix und ändert nix ... macht's nur schlimmer.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Uffhausen »

Selina hat geschrieben:(27 Apr 2021, 14:25)
Und es gibt bei der Neuen Rechten, die es phasenweise bereits vor Jahrzehnten gab, natürlich auch einige Parallelen zu den damaligen Nazis. Insgesamt wiederholt sich mit dem weltweiten Rechtsruck etwas "auf höherer Stufenleiter". Bei der spiralförmigen Entwicklung gibt es in der Tat viel Neues, Anderes, nicht Vergleichbares, aber eben auch Ähnlichkeiten und Parallelen. Schon deshalb ist es wichtig, ab und zu mal in die Vergangenheit zu schauen.
Ich sehe da mehr Schein, als Sein. Mag für dich (immer noch) beschwichtigend und bagatellisierend klingen, aber so ist es (immer noch) definitiv nicht gemeint. Die AfD bekennt sich ja selber dazu, lieber provokative Wortwahl und Sichtweisen zu vertreten und somit übergreifend Interesse zu erwecken, als sich sachlich und politisch korrekt mit Problemem auseinander zusetzen, weil sie sich damit nicht mehr von den anderen Parteien unterscheiden würde. Ich finde diesen Umstand von allergrößter Bedeutung - weil im Grunde hier DER wunde Punkt von Rechts zu finden ist.

Die "Neurechten" spielen ein böses und intrigantes Spiel auf der politischen Bühne - aber deswegen auch ein leicht durchschaubares (und nicht minder leicht zu imitierendes) = in einem Wort nennt man es schlicht: Populismus. Und es hilft dir nichts, dieser Bewegung/Entwicklung etwas entgegen zusetzen, wenn du die Vergangenheit bevorzugst, verstehst und von ihr lernst, aber die Gegenwart aus dem Blickwinkel verlierst, die nicht begreifst und durchschaust.

Wenn du Vergleiche zur Vergangenheit ziehst, dann haben dich die Neurechten genau da, wo sie dich auch haben wollen: Nämlich hinter sich! Weil, während du dann von früher und damals schwadronierst, können die sich ganz unverhohlen an dem Hier und Heute verlustieren. Und eben dem Wähler glaubhaft vermitteln: Wir sind gegenwartsorientiert - die asind vergangenheitsbezogen. Mit uns ist man der Zukunft näher - die anderen hinken hinterher. Mit uns wird alles anders - bei den anderen bleibt alles beim Alten.

Und ganz ehrlich, Selina - so bedeutend und lehrreich die Vergangenheit auch sein mag, ich überlasse Rechten deswegen nicht unsere Zukunft. Ich finde es sehr schade, dass du das nicht auch so siehst. Die Neurechten haben weltweit seit einigen Jahren quasi freie Bahn - und alles, was uns dazu einfallen soll, ist die Vergangenheit? Die lachen sich darüber schlapp und wir gucken doof und kopfschüttelnd aus der Wäsche = das ist die Realität. Ließe sich ändern, aber dafür muss man endlich anfangen zu lernen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und ein neues Kapitel aufzuschlagen.

Ich denke, uns beiden dürfte klar sein, dass der Generationenunterschied uns diesbezüglich nie auf einem gemeinsamen Ast sitzen lassen wird! ;)
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

Uffhausen hat geschrieben:(27 Apr 2021, 20:52)

Ich sehe da mehr Schein, als Sein. Mag für dich (immer noch) beschwichtigend und bagatellisierend klingen, aber so ist es (immer noch) definitiv nicht gemeint. Die AfD bekennt sich ja selber dazu, lieber provokative Wortwahl und Sichtweisen zu vertreten und somit übergreifend Interesse zu erwecken, als sich sachlich und politisch korrekt mit Problemem auseinander zusetzen, weil sie sich damit nicht mehr von den anderen Parteien unterscheiden würde. Ich finde diesen Umstand von allergrößter Bedeutung - weil im Grunde hier DER wunde Punkt von Rechts zu finden ist.

Die "Neurechten" spielen ein böses und intrigantes Spiel auf der politischen Bühne - aber deswegen auch ein leicht durchschaubares (und nicht minder leicht zu imitierendes) = in einem Wort nennt man es schlicht: Populismus. Und es hilft dir nichts, dieser Bewegung/Entwicklung etwas entgegen zusetzen, wenn du die Vergangenheit bevorzugst, verstehst und von ihr lernst, aber die Gegenwart aus dem Blickwinkel verlierst, die nicht begreifst und durchschaust.

Wenn du Vergleiche zur Vergangenheit ziehst, dann haben dich die Neurechten genau da, wo sie dich auch haben wollen: Nämlich hinter sich! Weil, während du dann von früher und damals schwadronierst, können die sich ganz unverhohlen an dem Hier und Heute verlustieren. Und eben dem Wähler glaubhaft vermitteln: Wir sind gegenwartsorientiert - die asind vergangenheitsbezogen. Mit uns ist man der Zukunft näher - die anderen hinken hinterher. Mit uns wird alles anders - bei den anderen bleibt alles beim Alten.

Und ganz ehrlich, Selina - so bedeutend und lehrreich die Vergangenheit auch sein mag, ich überlasse Rechten deswegen nicht unsere Zukunft. Ich finde es sehr schade, dass du das nicht auch so siehst. Die Neurechten haben weltweit seit einigen Jahren quasi freie Bahn - und alles, was uns dazu einfallen soll, ist die Vergangenheit? Die lachen sich darüber schlapp und wir gucken doof und kopfschüttelnd aus der Wäsche = das ist die Realität. Ließe sich ändern, aber dafür muss man endlich anfangen zu lernen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und ein neues Kapitel aufzuschlagen.

Ich denke, uns beiden dürfte klar sein, dass der Generationenunterschied uns diesbezüglich nie auf einem gemeinsamen Ast sitzen lassen wird! ;)
Selbstverständlich muss man schauen, was diese Leute in der Gegenwart so treiben. Das eine schließt aber das andere nicht aus. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bilden - nicht erschrecken! - eine dialektische Einheit. Eine widersprüchliche Einheit, aber eben eine Einheit. Und Geschichtsvergessenheit ist hochgefährlich und keine Generationenfrage. Schau dir zu wichtigen Themen mal Bundestagsdebatten an. Da gibt es viele Abgeordnete von Rot über Grün bis Schwarz und Gelb, die oft auf die von mir erwähnte Parallelität hinweisen, sobald sich Blau äußert. Und das zum Teil sehr energisch. Damit bin ich wahrlich nicht alleine. Die Blauen sprechen eben oft die Sprache des Dritten Reiches, leicht verbrämt zwar und "modernisiert", aber oft sehr deutlich. Das nur als reine Provokation abzutun, ist blauäugig.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Stoner »

Selina hat geschrieben:(27 Apr 2021, 21:31)

[...] Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bilden - nicht erschrecken! - eine dialektische Einheit. Eine widersprüchliche Einheit, aber eben eine Einheit.
Könnten sie das Hervorgehobene mal erläutern? Wie darf man die dialektische Einheit verstehen? Haben Sie mal ein Beispiel?
Selina hat geschrieben:(27 Apr 2021, 21:31)
Und Geschichtsvergessenheit ist hochgefährlich und keine Generationenfrage.
Wie Sie hier ja tagtäglich beweisen. Nix gelernt aus der Geschichte der fehlenden Freiheit.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

Stoner hat geschrieben:(27 Apr 2021, 21:44)

Könnten sie das Hervorgehobene mal erläutern? Wie darf man die dialektische Einheit verstehen? Haben Sie mal ein Beispiel?



Wie Sie hier ja tagtäglich beweisen. Nix gelernt aus der Geschichte der fehlenden Freiheit.
Dialektische Einheit aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft besagt, das alles auseinander hervorgeht, miteinander verwoben ist, widersprüchlich verläuft, sich weiterentwickelt. In jeder Gegenwart ist immer auch ein Stück Vergangenheit enthalten. Bestimmte Dinge werden übernommen, umbenannt, mit neuem Inhalt und Namen versehen. Es ist gleichzeitig etwas Altes, aber auch Neues, bestimmte Aspekte einer Sache werden bewahrt, aufgehoben, andere Aspekte als veraltet weggelassen oder ausgespart. Beispiel Polikliniken - Ärztehäuser, Gesamtschulen - POS, Horte. Geschichtlich gesehen sind die Lehren aus der Vergangenheit immer auch in Gegenwart und Zukunft präsent. Oder technischer Fortschritt: Auch hier werden Dinge immer weiterentwickelt, betrachtet man zum Beispiel die Computerentwicklung. Ohne vergangene Forschungen und Entwicklungen gäbe es heutigen Fortschritt nicht. Das ist schon ein weites Feld und würde den Rahmen sprengen...
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Stoner »

Selina hat geschrieben:(27 Apr 2021, 23:26)

Dialektische Einheit aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft besagt, das alles auseinander hervorgeht, miteinander verwoben ist, widersprüchlich verläuft, sich weiterentwickelt. In jeder Gegenwart ist immer auch ein Stück Vergangenheit enthalten. Bestimmte Dinge werden übernommen, umbenannt, mit neuem Inhalt und Namen versehen. Es ist gleichzeitig etwas Altes, aber auch Neues, bestimmte Aspekte einer Sache werden bewahrt, aufgehoben, andere Aspekte als veraltet weggelassen oder ausgespart. Beispiel Polikliniken - Ärztehäuser, Gesamtschulen - POS, Horte. Geschichtlich gesehen sind die Lehren aus der Vergangenheit immer auch in Gegenwart und Zukunft präsent. Oder technischer Fortschritt: Auch hier werden Dinge immer weiterentwickelt, betrachtet man zum Beispiel die Computerentwicklung. Ohne vergangene Forschungen und Entwicklungen gäbe es heutigen Fortschritt nicht. Das ist schon ein weites Feld und würde den Rahmen sprengen...
Ja, dieser Briest'sche Gemeinplatz ist wohl noch das Tiefste an diesem Ausflug ins Dialektische der Zeit.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

Stoner hat geschrieben:(27 Apr 2021, 23:51)

Ja, dieser Briest'sche Gemeinplatz ist wohl noch das Tiefste an diesem Ausflug ins Dialektische der Zeit.
Die Badewanne prahlte sehr.
Sie hielt sich für das Mittelmeer
Und ihre eine Seitenwand
Für Helgoländer Küstenland.

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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von odiug »

Stoner hat geschrieben:(27 Apr 2021, 21:44)

Könnten sie das Hervorgehobene mal erläutern? Wie darf man die dialektische Einheit verstehen? Haben Sie mal ein Beispiel?

[bla]
Ha jo ... was glaubst du, was passiert, wenn die AfD im Bundestag über den "Stolz" auf die "soldatischen Leistungen" unsrer Großväter im Bundestag referiert :?:
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Uffhausen »

Selina hat geschrieben:(27 Apr 2021, 21:31)
Eine widersprüchliche Einheit, aber eben eine Einheit.
Hm. Nur weil etwas ist, weil etwas wahr, bedeutet das nicht, dass deswegen aus etwas sein wird = ansonsten könnten wir uns heute entpannt zurücklehnen, weil wir schon gestern wussten, was morgen ansteht.

Tatsächlich aber ist die Zukunft voller unerwarteter, ungewollter, unbeabsichtigter Überraschungen, die quasi aus dem Nichts gekommen sind. Wenn dem eben nicht so wäre, die Zukunft also nicht von der spontanen Gegenwart, sondern eher von der bestimmbaren Vergangenheit abhängig ist, würde vieles Vergangenes, was wir bis heute nicht verstehen, urplötzlich einen "logischen Sinn" erhalten = findest du denn, dass dem deutschen Nationalsozialismus ein "logischer Sinn" zugrunde liegt, welchen hätte man vorher wissen können; willst du den vornehmlich jüdischen Opfern unterstellen, hätten sie mal lieber früher eins und eins zusammengezählt, hätten sie den Holocaust verhindern können?

Auch für die Hinterbliebenen der schwarzen Opfer von mutmasslich rassistischer Polizeigewalt bspw. in den USA würde das heißen: Fragt gefälligst nicht generell nach dem Warum, sondern hinterfragt mal lieber, was ihr selbst falsch gemacht habt.

Nee, Selina, so einfach kann man es sich nicht machen. Keine Frage, vieles lässt sich leichter anhand der Vergangenheit beantworten - aber vieles eben überhaupt nicht.
Die Blauen sprechen eben oft die Sprache des Dritten Reiches, leicht verbrämt zwar und "modernisiert", aber oft sehr deutlich. Das nur als reine Provokation abzutun, ist blauäugig.
Keine Frage, wir brauchen diese Sprache nicht; für vieles gibt es andere und wesentlich genauere Begriffe. Aber ein gesellschaftliches Tabu ist kein gesetzliches Verbot. Man braucht sich nur nicht darüber aufregen, echauffieren oder alles braun sehen - schon nimmt man den Rechten gehörigen Wind aus den Segeln. Ersteres bezwecken sie, weil sie letzteres benötigen. Im Grunde tun wir alles, um es ihnen recht zu machen. Das muss sich ändern. wir müssen uns ändern. Das hat aber nichts mit der Sicht auf die Vergangenheit zutun, sondern ist vom Umgang mit der Gegenwart abhängig.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Stoner »

odiug hat geschrieben:(28 Apr 2021, 06:01)

Ha jo ... was glaubst du, was passiert, wenn die AfD im Bundestag über den "Stolz" auf die "soldatischen Leistungen" unsrer Großväter im Bundestag referiert :?:
Das ist dann die dialektische Einheit der Zeit? Also wenn heute ein AfDler darüber spricht und übermorgen dann Ihr Enkel über die Großtaten der Wokies heute, dann ist das die dialektische Einheit der Zeit?

Oder meinen Sie, wenn der etwa auf bayerisch oder platt spricht?

Naja, keiner verwendet halt Begriffe sinnvoller, als er sie zu verstehen in der Lage ist.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

Stoner hat geschrieben:(28 Apr 2021, 08:31)

Das ist dann die dialektische Einheit der Zeit? Also wenn heute ein AfDler darüber spricht und übermorgen dann Ihr Enkel über die Großtaten der Wokies heute, dann ist das die dialektische Einheit der Zeit?

Oder meinen Sie, wenn der etwa auf bayerisch oder platt spricht?

Naja, keiner verwendet halt Begriffe sinnvoller, als er sie zu verstehen in der Lage ist.
Das Dialektische besteht unter anderem auch im Widersprüchlichen: Da existieren halt neben freien liberalen Geistern, denen Demokratie und Humanismus wichtig sind, auch noch Figuren mit starken braunen Anhaftungen. Das existiert alles - so widersprüchlich das auch ist - nebeneinander.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

Uffhausen hat geschrieben:(28 Apr 2021, 07:35)

...Das hat aber nichts mit der Sicht auf die Vergangenheit zutun, sondern ist vom Umgang mit der Gegenwart abhängig...
Naja. So schwarzweiß isses ja nicht gemeint, wie du das alles interpretierst. Logischerweise befasst sich niemand - solange er es nicht beruflich tut - tagtäglich mit der Vergangenheit, ist auch nicht nötig. Aber ein gewisses Bewusstsein dafür zu entwickeln, was es so an vergangenen gesellschaftlichen und politischen Verwerfungen und Grausamkeiten schon gegeben hat, um besser gewappnet zu sein gegen mögliche künftige Verwerfungen und Grausamkeiten, das kann schon mal nicht schaden.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von tarkomed »

Uffhausen hat geschrieben:(27 Apr 2021, 20:52)
Wenn du Vergleiche zur Vergangenheit ziehst, dann haben dich die Neurechten genau da, wo sie dich auch haben wollen: Nämlich hinter sich! Weil, während du dann von früher und damals schwadronierst, können die sich ganz unverhohlen an dem Hier und Heute verlustieren. Und eben dem Wähler glaubhaft vermitteln: Wir sind gegenwartsorientiert - die asind vergangenheitsbezogen. Mit uns ist man der Zukunft näher - die anderen hinken hinterher. Mit uns wird alles anders - bei den anderen bleibt alles beim Alten.
Auf eine so haarsträubende Argumentation bin ich noch nie gestoßen. Indem man also Beispiele aus der Vergangenheit anführt, um aufzuzeigen, wohin die Ideologie der Neurechten geführt hat, erweist man sich selbst als Vergangenheitsorientiert? Was wäre denn das Gegenteil davon? Die Vergangenheit Vergangenheit sein lassen und Schwamm drüber? Nicht mal die Neurechten halte ich für so dumm, mit dieser Methode zu punkten zu versuchen. Es wäre ihnen jedoch sehr genehm, wenn es andere an ihrer Stelle täten…
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Tom Bombadil
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Tom Bombadil »

Bisher hat sich kein Nazi-Enkel oder -Urenkel gemeldet, um sein Vermögen abzutreten. Toll, hier große Reden schwingen, aber Taten folgen keine :cool:
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Stoner »

Selina hat geschrieben:(28 Apr 2021, 08:52)

Das Dialektische besteht unter anderem auch im Widersprüchlichen: Da existieren halt neben freien liberalen Geistern, denen Demokratie und Humanismus wichtig sind, auch noch Figuren mit starken braunen Anhaftungen. Das existiert alles - so widersprüchlich das auch ist - nebeneinander.
Das also ist Dialektik, da schau her. Demnach, da es bekanntlich Kluge und Doofe gibt unter den Menschen, wäre das die dialektische Einheit der menschlichen Existenz. Manche wissen, was Begriffe bedeuten (klug), andere nicht (doof). Der somit bestehende Widerspruch ist das Dialektische.

Man kann aber, wenn man nicht weiß, was ein Begriff bedeutet, diesen einfach nicht verwenden. Dann entstünde ein neuer Zusammenhang zwischen doof und klug. Benutzt man Begriffe, die man nicht versteht, trotzdem, kommt man vermutlich ungefähr so rüber wie die Musikergattin Frau Stöhr am Tisch im Berghof. ;)
odiug

Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von odiug »

Stoner hat geschrieben:(28 Apr 2021, 08:31)

Das ist dann die dialektische Einheit der Zeit? Also wenn heute ein AfDler darüber spricht und übermorgen dann Ihr Enkel über die Großtaten der Wokies heute, dann ist das die dialektische Einheit der Zeit?

Oder meinen Sie, wenn der etwa auf bayerisch oder platt spricht?

Naja, keiner verwendet halt Begriffe sinnvoller, als er sie zu verstehen in der Lage ist.
Oh ja ... vor allem zeigt nichts die intellektuelle Überlegenheit des akademischen Dummschwätzers mehr, als sich über Begrifflichkeiten zu echauffieren und damit der Frage auszuweichen.
:thumbup:
Daher übersetze ich dir das mal ins einfache Deutsch: Welche Zukunft stellst du dir vor, wenn die Auslegung der Vergangenheit heute der AfD und dergleichen überlassen wird ?
Zuletzt geändert von odiug am Mi 28. Apr 2021, 23:17, insgesamt 2-mal geändert.
Stoner

Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Stoner »

odiug hat geschrieben:(28 Apr 2021, 09:21)

Welche Zukunft stellst du dir vor, wenn die Vergangenheit heute der AfD überlassen wird ?
Was hat das mit der Frage nach der Dialektik zu tun? Und darum ging's doch in meiner Frage an die Kollegin, der Sie irgendwie beigesprungen sind. Und das ist der Woke-Strang, oder? Nicht der AfD-Strang. Oder hat die AfD irgendwie was zu tun mit der dialektischen Einheit der Zeit? Weil AfDler die andere andere Seite der einen identitären Medaille sind - also Vorderseite Wokies, Rückseite AfD? Was wäre dann dialektisch daran, denn es entstünde ja keine Synthese, sondern die Freiheit ist beiden im Allerwertesten. Ich bin verwirrt.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von busse »

odiug hat geschrieben:(26 Apr 2021, 11:20)

Nochmals: Wenn eine Erbin eines Milliardenvermögens, dessen Ursprung in der Arisierung jüdischen Vermögens liegt, sich hinstellt und meint: "it doesn't matter", dann finde ich das problematisch.
Sogar sehr problematisch.
Wo hast Du denn das her. Genau an eine "Arisierung" hat sich Burda beteiligt und das war dann der Grundstock seines Milliardenvermögens? Lachhaft.
Im Übrigen war nach dem Krieg so alles gar nicht mehr rosig und selbstverständlich haben sich Burda wie viele andere Erfolgreiche an den Milliardenausgleich gegenüber der JCC und dem Staate Israel beteiligt, so lange es keine Erben aus der Arisierung mehr gab.
Rückgabe vor Entschädigung war Grundlage des 1949 gegründeten Staates BRD.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

Stoner hat geschrieben:(28 Apr 2021, 09:14)

Das also ist Dialektik, da schau her. Demnach, da es bekanntlich Kluge und Doofe gibt unter den Menschen, wäre das die dialektische Einheit der menschlichen Existenz. Manche wissen, was Begriffe bedeuten (klug), andere nicht (doof). Der somit bestehende Widerspruch ist das Dialektische.

Man kann aber, wenn man nicht weiß, was ein Begriff bedeutet, diesen einfach nicht verwenden. Dann entstünde ein neuer Zusammenhang zwischen doof und klug. Benutzt man Begriffe, die man nicht versteht, trotzdem, kommt man vermutlich ungefähr so rüber wie die Musikergattin Frau Stöhr am Tisch im Berghof. ;)
Dass man das Dialektische in der Entwicklung, der Gesellschaft, in solch einem Forum und anderswo natürlich nicht mit einem Satz erklären kann, ist doch wohl klar. Ihre Entgegnungen aber haben immer was von obigem Ringelnatzvers, Stichwort Badewanne. Ich bin aber gespannt, wie Sie die Dialektik, bezogen auf heutige Zeiten und Zustände, erklären. Ich warte auf eine Antwort :D
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

Stoner hat geschrieben:(28 Apr 2021, 09:27)

Was hat das mit der Frage nach der Dialektik zu tun? Und darum ging's doch in meiner Frage an die Kollegin, der Sie irgendwie beigesprungen sind. Und das ist der Woke-Strang, oder? Nicht der AfD-Strang. Oder hat die AfD irgendwie was zu tun mit der dialektischen Einheit der Zeit? Weil AfDler die andere andere Seite der einen identitären Medaille sind - also Vorderseite Wokies, Rückseite AfD? Was wäre dann dialektisch daran, denn es entstünde ja keine Synthese, sondern die Freiheit ist beiden im Allerwertesten. Ich bin verwirrt.
Ja, hat sie. Weil sich alles wiederholt im Laufe der Zeit, auch wenn sich Gestalt und Inhalt verändern und anpassen an die gegenwärtigen Umstände.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von tarkomed »

Uffhausen hat geschrieben:(28 Apr 2021, 07:35)
Tatsächlich aber ist die Zukunft voller unerwarteter, ungewollter, unbeabsichtigter Überraschungen, die quasi aus dem Nichts gekommen sind. Wenn dem eben nicht so wäre, die Zukunft also nicht von der spontanen Gegenwart, sondern eher von der bestimmbaren Vergangenheit abhängig ist, würde vieles Vergangenes, was wir bis heute nicht verstehen, urplötzlich einen "logischen Sinn" erhalten = findest du denn, dass dem deutschen Nationalsozialismus ein "logischer Sinn" zugrunde liegt, welchen hätte man vorher wissen können; willst du den vornehmlich jüdischen Opfern unterstellen, hätten sie mal lieber früher eins und eins zusammengezählt, hätten sie den Holocaust verhindern können?
Nein, man kann den jüdischen Opfern nichts unterstellen und das, was du unterstellst am allerwenigsten. Sie hatten keine Zeit, eins und eins zusammenzuzählen. Es hätte nicht genügt, einen Koffer zusammenzupacken und das Land zu verlassen, denn in diesen Koffer hätte eine jahrhundertealte Geschichte Platz haben müssen, Generationen von Angehörigen und Vorfahren hätten sie zurücklassen müssen und das, was bis dahin ihre Heimat war. Sie sahen, was kommen könnte, aber sie konnten nicht ahnen, dass eine Ideologie in der Lage ist, alles Menschliche im Menschen auszulöschen und aus ihm ein Monster zu machen.
Uffhausen hat geschrieben:(28 Apr 2021, 07:35)
Auch für die Hinterbliebenen der schwarzen Opfer von mutmasslich rassistischer Polizeigewalt bspw. in den USA würde das heißen: Fragt gefälligst nicht generell nach dem Warum, sondern hinterfragt mal lieber, was ihr selbst falsch gemacht habt.
Das wäre eine glatte Schuldumkehrung, denn der Rassismus in den USA hat eine Geschichte und deshalb ist er in manchen Köpfen festverwurzelt. Er wurde von Generation zu Generation weitergegeben, da spielt die Vergangenheit mit.
https://www.tagesschau.de/ausland/ameri ... i-101.html
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Wenn sie es trotzdem tun, dann bist du es...
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

odiug hat geschrieben:(28 Apr 2021, 09:21)

Oh ja ... vor allem zeigt nichts es die intellektuelle Überlegenheit des akademischen Dummschwätzers mehr, als sich über Begrifflichkeiten zu echauffieren und damit der Frage auszuweichen.
:thumbup:
Daher übersetze ich dir das mal ins einfache Deutsch: Welche Zukunft stellst du dir vor, wenn die Auslegung der Vergangenheit heute der AfD und dergleichen überlassen wird ?
Letzteres wird ja ständig versucht. Massiv. Und genau das ist die Frage.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Stoner »

Selina hat geschrieben:(28 Apr 2021, 09:29)

Ich bin aber gespannt, wie Sie die Dialektik, bezogen auf heutige Zeiten und Zustände, erklären. Ich warte auf eine Antwort :D

Netter Versuch einer Umkehr der Beweislast. Von Dialektik sprachen Sie, nicht ich, ich wollte nur wissen, was die dialektische Einheit der Zeit denn sein könnte.

Ich selbst bin kein Dialektiker, ich spreche nur Dialekt.

Was ich dagegen hier wieder sehe, ist die übliche Ablenkung vom Strangthema, indem man nun wieder die anderen thematisiert. Dabei sitzt der Wokie als Feind der liberalen Demokratie da im Glashaus. Er ist ein Feind der Freiheit, man könnte die Ideologie einen Totalitarismus des Laufstegs nennen.

Damit möchte ich das Strangschreddern nicht weiter stören. Mir war beim Mitlesen nur dieser dialektische Zeitklops aufgefallen. Grüße an den (imaginären) Musikergatten. ;)
odiug

Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von odiug »

busse hat geschrieben:(28 Apr 2021, 09:28)

Wo hast Du denn das her. Genau an eine "Arisierung" hat sich Burda beteiligt und das war dann der Grundstock seines Milliardenvermögens? Lachhaft.
Im Übrigen war nach dem Krieg so alles gar nicht mehr rosig und selbstverständlich haben sich Burda wie viele andere Erfolgreiche an den Milliardenausgleich gegenüber der JCC und dem Staate Israel beteiligt, so lange es keine Erben aus der Arisierung mehr gab.
Rückgabe vor Entschädigung war Grundlage des 1949 gegründeten Staates BRD.
busse
Oh ja ... der Mythos der Stunde Null :thumbup:
Stimmt nur nicht ... macht aber nix, solange wir an ihn glauben.
Und auch ja ... Großvater Burda zahlte 1948 immerhin 400.000 D Mark an den einzig Überlebenden der Reiss Brüder.
Das war damals viel Geld für einen alleine und die anderen zwei waren ja tot ... wie traurig :(
Damit muss aber dann auch Schluss sein und ein NAZI kann unbehelligt seiner Geschäfte weiter gehen ... man brauchte ja "kompetente" Unternehmer, die wussten, wie man mit dem bösen Iwan umgeht.
War ja kalter Krieg und so ... muss man verstehen.
Und da gebe ich dir sogar recht ... zumindest sollte man das aus den Herausforderungen der Zeit verstehen, auch wenn man heute so einiges nicht mehr nachvollziehen kann.
Nur ... so oder so ... it still matters.
Und mal ganz abgesehen von dem Ursprung des Vermögens der Burdas ... auch dessen Vermehrung ist jetzt nicht unbedingt so über jeglichen Zweifel erhaben.
Superillu und der Gleichen mag viel Geld gebracht haben ... aber Vorbild für informativen Journalismus sind die Machwerke eines Burda nun nicht gerade.
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaf ... 28266.html
Das mattert halt auch noch ... und ja ... man kann auch Mitleid mit der armen Elisabeth haben ... die kann da echt nix dafür ... nur bei aller ehre: it still matters!
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tarkomed
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von tarkomed »

Stoner hat geschrieben:(28 Apr 2021, 09:27)

Was hat das mit der Frage nach der Dialektik zu tun? Und darum ging's doch in meiner Frage an die Kollegin, der Sie irgendwie beigesprungen sind. Und das ist der Woke-Strang, oder? Nicht der AfD-Strang. Oder hat die AfD irgendwie was zu tun mit der dialektischen Einheit der Zeit? Weil AfDler die andere andere Seite der einen identitären Medaille sind - also Vorderseite Wokies, Rückseite AfD? Was wäre dann dialektisch daran, denn es entstünde ja keine Synthese, sondern die Freiheit ist beiden im Allerwertesten. Ich bin verwirrt.
Wenn man die Vergangenheit als These einsetzt und ihre Leugnung als Antithese, dann könnte man eine Zukunft synthetisieren, die zwar eine Kopie der Vergangenheit darstellt, aber die Vergangenheit wurde ja bereits geleugnet.
Das könnte man sowohl beim Nationalsozialismus als auch beim Kolonialismus hervorragend einsetzen und in eine glorreiche Zukunft blicken…
Gib dich nicht so, dass alle andern dich für etwas halten, was du nicht sein willst.
Wenn sie es trotzdem tun, dann bist du es...
odiug

Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von odiug »

Stoner hat geschrieben:(28 Apr 2021, 09:27)

Was hat das mit der Frage nach der Dialektik zu tun? Und darum ging's doch in meiner Frage an die Kollegin, der Sie irgendwie beigesprungen sind. Und das ist der Woke-Strang, oder? Nicht der AfD-Strang. Oder hat die AfD irgendwie was zu tun mit der dialektischen Einheit der Zeit? Weil AfDler die andere andere Seite der einen identitären Medaille sind - also Vorderseite Wokies, Rückseite AfD? Was wäre dann dialektisch daran, denn es entstünde ja keine Synthese, sondern die Freiheit ist beiden im Allerwertesten. Ich bin verwirrt.
Hmmm ... also der Widerspruch gegen den Revisionismus der AfD ist die andere Seite der gleichen Medaille. :?
Ignorieren wäre also deine Antwort :?
OK ... dann ignoriere mal :s
Erspart mir die Erklärung, wo da der Unterschied liegt.:thumbup:
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Selina
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

Stoner hat geschrieben:(28 Apr 2021, 09:49)

Netter Versuch einer Umkehr der Beweislast. Von Dialektik sprachen Sie, nicht ich, ich wollte nur wissen, was die dialektische Einheit der Zeit denn sein könnte.

Ich selbst bin kein Dialektiker, ich spreche nur Dialekt.

Was ich dagegen hier wieder sehe, ist die übliche Ablenkung vom Strangthema, indem man nun wieder die anderen thematisiert. Dabei sitzt der Wokie als Feind der liberalen Demokratie da im Glashaus. Er ist ein Feind der Freiheit, man könnte die Ideologie einen Totalitarismus des Laufstegs nennen.

Damit möchte ich das Strangschreddern nicht weiter stören. Mir war beim Mitlesen nur dieser dialektische Zeitklops aufgefallen. Grüße an den (imaginären) Musikergatten. ;)
Die dialektische Einheit der Zeit besteht im gleichzeitigen Zusammengehören und Sich-Ausschließen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Widerspruch? Ja, das ist ja der Witz.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Stoner

Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Stoner »

tarkomed hat geschrieben:(28 Apr 2021, 09:56)

Wenn man die Vergangenheit als These einsetzt und ihre Leugnung als Antithese, dann könnte man eine Zukunft synthetisieren, die zwar eine Kopie der Vergangenheit darstellt, aber die Vergangenheit wurde ja bereits geleugnet.
Das könnte man sowohl beim Nationalsozialismus als auch beim Kolonialismus hervorragend einsetzen und in eine glorreiche Zukunft blicken…
Dialektik hat nichts zu tun mit der Verweigerungsleistung in Bezug auf die Wirklichkeit.

Wenn Sie (politische) Vergangenheit<->(politische) Gegenwart setzen möchten, dann wäre das Leugnen der politischen Vergangenheit in einem dialektischen Verhältnis m.E. derjenige Widerspruch, der dann zur glorreichen Zukunft der Wokies führen müsste und nicht zu einer Zukunft als Kopie der Vergangenheit. Nur darin könnte man m.E. dialektisch gesehen eine Synthese aus Wirklicheit (Vergangenheit) und Leugnung (Gegenwart) basteln.

Dass man dann erneut vom Regen in die Traufe gerät, steht auf einem anderen Blatt. Aber das hatte ja schon die Marxisten nicht gestört, das scheint irgendwie in der Natur dialektischer Turnübungen zu liegen.

Kurzum: Dialektik ist eine Methode der Überrumpelung.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von busse »

odiug hat geschrieben:(28 Apr 2021, 09:53)

Oh ja ... der Mythos der Stunde Null :thumbup:
Stimmt nur nicht ... macht aber nix, solange wir an ihn glauben.
Und auch ja ... Großvater Burda zahlte 1948 immerhin 400.000 D Mark an den einzig Überlebenden der Reiss Brüder.
Das war damals viel Geld für einen alleine und die anderen zwei waren ja tot ... wie traurig :(
Damit muss aber dann auch Schluss sein und ein NAZI kann unbehelligt seiner Geschäfte weiter gehen ... man brauchte ja "kompetente" Unternehmer, die wussten, wie man mit dem bösen Iwan umgeht.
War ja kalter Krieg und so ... muss man verstehen.
Und da gebe ich dir sogar recht ... zumindest sollte man das aus den Herausforderungen der Zeit verstehen, auch wenn man heute so einiges nicht mehr nachvollziehen kann.
Nur ... so oder so ... it still matters.
Und mal ganz abgesehen von dem Ursprung des Vermögens der Burdas ... auch dessen Vermehrung ist jetzt nicht unbedingt so über jeglichen Zweifel erhaben.
Superillu und der Gleichen mag viel Geld gebracht haben ... aber Vorbild für informativen Journalismus sind die Machwerke eines Burda nun nicht gerade.
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaf ... 28266.html
Das mattert halt auch noch ... und ja ... man kann auch Mitleid mit der armen Elisabeth haben ... die kann da echt nix dafür ... nur bei aller ehre: it still matters!
Ja , ja alles Nazis bis zum Tode , alles klar. Nazigeneräle, Naziunternehmer, Nazisekretäre, Nazireinemachefrauen.
Nur du wärst damals selbstverständlich Widerstandskämpfer gewesen.
Welche Arroganz !
Nur gab es eine Entnazifizierung, aber lass mich raten die gilt bei Dir auch nicht.
busse
odiug

Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von odiug »

busse hat geschrieben:(28 Apr 2021, 11:34)

Ja , ja alles Nazis bis zum Tode , alles klar. Nazigeneräle, Naziunternehmer, Nazisekretäre, Nazireinemachefrauen.
Nur du wärst damals selbstverständlich Widerstandskämpfer gewesen.
Welche Arroganz !
Nur gab es eine Entnazifizierung, aber lass mich raten die gilt bei Dir auch nicht.
busse
Keine Ahnung was ich damals gemacht hätte ... vor allem, weil ich damals auch eine völlig andere Erziehung genossen hätte.
Um ehrlich zu sein, mich gäbe es so damals gar nicht, denn welchen Grund sollte mein Vater gehabt haben, nach Bayern zu fliehen ohne den Folgen der von Nazis angezettelten Kriege ?
Ist aber auch nicht der Punkt was ich damals gemacht hätte ... die Frage ist, ob dass, was die damals machten heute noch "mattert" ... vor allem für die, die heute noch davon profitieren.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von tarkomed »

Stoner hat geschrieben:(28 Apr 2021, 11:18)

Dialektik hat nichts zu tun mit der Verweigerungsleistung in Bezug auf die Wirklichkeit.

Wenn Sie (politische) Vergangenheit<->(politische) Gegenwart setzen möchten, dann wäre das Leugnen der politischen Vergangenheit in einem dialektischen Verhältnis m.E. derjenige Widerspruch, der dann zur glorreichen Zukunft der Wokies führen müsste und nicht zu einer Zukunft als Kopie der Vergangenheit. Nur darin könnte man m.E. dialektisch gesehen eine Synthese aus Wirklicheit (Vergangenheit) und Leugnung (Gegenwart) basteln.
Es kommt darauf an, was man in der Gegenwart ausblendet. Bei den Wokies kann man nicht auf die Vergangenheit zurückgreifen, denn sie haben so gut wie keine. Wenn man allerdings die Wokies als eine genauso große Gefahr ansieht wie die Gefahr von rechts und den damit zusammenhängenden Rassismus, dann könnte man die Zukunft der Beliebigkeit überlassen. Spielräume für Schreckgespenster lassen die Wokies allerdings trotzdem übrig…
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Stoner

Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Stoner »

tarkomed hat geschrieben:(28 Apr 2021, 12:29)

Es kommt darauf an, was man in der Gegenwart ausblendet. Bei den Wokies kann man nicht auf die Vergangenheit zurückgreifen, denn sie haben so gut wie keine. Wenn man allerdings die Wokies als eine genauso große Gefahr ansieht wie die Gefahr von rechts und den damit zusammenhängenden Rassismus, dann könnte man die Zukunft der Beliebigkeit überlassen. Spielräume für Schreckgespenster lassen die Wokies allerdings trotzdem übrig…
Wenn man etwas differenziert analysiert, dann sind Wokies natürlich im Gegensatz zu mancher rechtsextremistischen Spielart keine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben. Wenn man es aber von der Warte der Freiheit betrachtet, ist ihre Ideologie ebenso freiheitsfeindlich und identitär wie rechtskollektivistische Spielarten. Und dass Wokies psychologisch gesehen im Prinzip nach dem gleichen Muster funktionieren wie der Blockwart oder IM und für Menschen eine Bedrohung ihrer sozialen Existenz darstellen, scheint mir ebenfalls festzustehen. Man rechtfertigt es eben mit Gleichheitsaussagen, das heißt, man setzt Freiheit identisch mit Gleichheit. Das ist aber falsch, die beiden sind Antagonisten. Jedes Mehr hier schafft dort ein Weniger. Und da die Gleichheitsforderungen der Wokies absolut sind, ist ihre Freiheitsfeindlichkeit auch absolut. Sie kommt nur in hübscheren Vokabularen daher als der eher dumpfsinnige gegenläufige Populismus. Eben wie die Models auf dem Laufsteg in alltgsuntauglichem, sprich: lebens- und demokratieuntauglichem Outfit.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

odiug hat geschrieben:(27 Apr 2021, 19:50)

"Im Namen des Deutschen Volkes !"
Das waren glaube ich die Worte von Freisler und seinen Spießgesellen.
Diese Aussage ändert nichts an der Tatsache, dass nachfolgende Generationen KEINE Verantwortung für die Verbrechen tragen, die von Angehörigen früherer Generationen begangen wurden.
Nachfolgende Generationenn tragen nur Verantwortung - immer noch - dass sich solche Verbrechen nicht wiederholen.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

odiug hat geschrieben:(27 Apr 2021, 20:01)

Nochmals: ich verhafte Niemand.
Und Frau Furthwängler profitiert bis heute von den Verbrechen ihres Großvaters.
Und das "mattert" halt doch.
Frau Furthwängler trägt weder Verantwortung für die Verbrechen ihres Großvaters, noch profitiert sie davon.
Niemand kann sich seine Eltern und Großeltern aussuchen.
Das einzige was zählt und wofür sie Verantwortung trägt, sind ihre eigenen Handlungen.
Und was das betrifft, ist ihr nicht das Geringste vorzuwerfen, weil sie sich sozial und gesellschaftlich engagiert.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von odiug »

Dark Angel hat geschrieben:(28 Apr 2021, 16:51)

Frau Furthwängler trägt weder Verantwortung für die Verbrechen ihres Großvaters, noch profitiert sie davon.
Niemand kann sich seine Eltern und Großeltern aussuchen.
Das einzige was zählt und wofür sie Verantwortung trägt, sind ihre eigenen Handlungen.
Und was das betrifft, ist ihr nicht das Geringste vorzuwerfen, weil sie sich sozial und gesellschaftlich engagiert.
Ich kritisiere ja nicht ihr soziales Engagement.
Ich kritisiere ihr unsäglich dummes Rap Video.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(27 Apr 2021, 23:26)

Dialektische Einheit aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft besagt, das alles auseinander hervorgeht, miteinander verwoben ist, widersprüchlich verläuft, sich weiterentwickelt. In jeder Gegenwart ist immer auch ein Stück Vergangenheit enthalten. Bestimmte Dinge werden übernommen, umbenannt, mit neuem Inhalt und Namen versehen. Es ist gleichzeitig etwas Altes, aber auch Neues, bestimmte Aspekte einer Sache werden bewahrt, aufgehoben, andere Aspekte als veraltet weggelassen oder ausgespart. Beispiel Polikliniken - Ärztehäuser, Gesamtschulen - POS, Horte. Geschichtlich gesehen sind die Lehren aus der Vergangenheit immer auch in Gegenwart und Zukunft präsent. Oder technischer Fortschritt: Auch hier werden Dinge immer weiterentwickelt, betrachtet man zum Beispiel die Computerentwicklung. Ohne vergangene Forschungen und Entwicklungen gäbe es heutigen Fortschritt nicht. Das ist schon ein weites Feld und würde den Rahmen sprengen...
Von welcher Dialektik redest du eigentlich?
Sprichst du von Hegels Dialektik, dem dialektischen Materialismus/materialistischen Dialektik oder der Dialektik des kritischen Rationalismus?
Das musst du schon erklären, wenn dein Geschwurbel einen Sinn ergeben soll.
Ansonsten gilt: über die Zukunft kann niemand eine Aussage treffen, weil es keine vorherbestimmt Zukunft gibt und daran ändert auch die Kenntnis der Vergangenheit und der Gegenwart nichts, absolut nichts.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Liegestuhl »

Dark Angel hat geschrieben:(28 Apr 2021, 17:07)
Ansonsten gilt: über die Zukunft kann niemand eine Aussage treffen, weil es keine vorherbestimmt Zukunft gibt und daran ändert auch die Kenntnis der Vergangenheit und der Gegenwart nichts, absolut nichts.
Das weißt du. Das weiß ich. Aber gläubige Marxisten meinen tatsächlich mithilfe der Dialektik die Zukunft voraussagen zu können. Darum ist das kapitalistische System auch bereits vor vielen Jahrzehnten in sich zusammengebrochen.
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(27 Apr 2021, 23:26)

Dialektische Einheit aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft besagt, das alles auseinander hervorgeht, miteinander verwoben ist, widersprüchlich verläuft, sich weiterentwickelt. In jeder Gegenwart ist immer auch ein Stück Vergangenheit enthalten. Bestimmte Dinge werden übernommen, umbenannt, mit neuem Inhalt und Namen versehen. Es ist gleichzeitig etwas Altes, aber auch Neues, bestimmte Aspekte einer Sache werden bewahrt, aufgehoben, andere Aspekte als veraltet weggelassen oder ausgespart. Beispiel Polikliniken - Ärztehäuser, Gesamtschulen - POS, Horte. Geschichtlich gesehen sind die Lehren aus der Vergangenheit immer auch in Gegenwart und Zukunft präsent. Oder technischer Fortschritt: Auch hier werden Dinge immer weiterentwickelt, betrachtet man zum Beispiel die Computerentwicklung. Ohne vergangene Forschungen und Entwicklungen gäbe es heutigen Fortschritt nicht. Das ist schon ein weites Feld und würde den Rahmen sprengen...
Sorry Selina, aber eine "Lehre" i.S.v. von Schlussfolgerungen aus bestimmten Handlungen, Anleitungen und/oder Unterweisungen sind nicht präsent, können gar nicht präsent sein, weil es sich um (subjektive) Gedanken- und Glaubenssyseme handelt, die sich je nach Ideologie und Weltbild unterscheiden und sich auch entsprechend dem jeweiligen Wissens- und Erkenntnisstand verändern und weiter entwickeln.
Lehren, die unverändert "päsent" sind, die nicht hinterfragt werden (wie dein Statement nahelegt), werden als Dogmen bezeichnet.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

Liegestuhl hat geschrieben:(28 Apr 2021, 17:11)

Das weißt du. Das weiß ich. Aber gläubige Marxisten meinen tatsächlich mithilfe der Dialektik die Zukunft voraussagen zu können. Darum ist das kapitalistische System auch bereits vor vielen Jahrzehnten in sich zusammengebrochen.
Jawollja, gläubig passt wie die Faust auf's Auge. ;) :D
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Stoner »

Dark Angel hat geschrieben:(28 Apr 2021, 18:22)

Sorry Selina, aber eine "Lehre" i.S.v. von Schlussfolgerungen aus bestimmten Handlungen, Anleitungen und/oder Unterweisungen sind nicht präsent, können gar nicht präsent sein, weil es sich um (subjektive) Gedanken- und Glaubenssyseme handelt, die sich je nach Ideologie und Weltbild unterscheiden und sich auch entsprechend dem jeweiligen Wissens- und Erkenntnisstand verändern und weiter entwickeln.
Lehren, die unverändert "päsent" sind, die nicht hinterfragt werden (wie dein Statement nahelegt), werden als Dogmen bezeichnet.
Nur so als kleine Aufmerksamkeit, da ich ich Ihrer beider Auseinandersetzung immer mit einem gewissen Amusement verfolge:

Wenn die Kollegin Selina hier schreibt:

Es ist gleichzeitig etwas Altes, aber auch Neues, bestimmte Aspekte einer Sache werden bewahrt, aufgehoben, andere Aspekte als veraltet weggelassen oder ausgespart.

Dann wäre das ein hübscher Satz sich zu merken, wenn es einmal wieder um Kultur oder Brauchtum oder Sitte oder Hekommen oder solche Dinge geht. Ich glaube, mit diesem eigenen Satz würde man hätte man sie dort. Ganz woke erscheint der Satz also nicht.
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tarkomed
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von tarkomed »

Stoner hat geschrieben:(28 Apr 2021, 12:39)

Wenn man etwas differenziert analysiert, dann sind Wokies natürlich im Gegensatz zu mancher rechtsextremistischen Spielart keine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben. Wenn man es aber von der Warte der Freiheit betrachtet, ist ihre Ideologie ebenso freiheitsfeindlich und identitär wie rechtskollektivistische Spielarten. Und dass Wokies psychologisch gesehen im Prinzip nach dem gleichen Muster funktionieren wie der Blockwart oder IM und für Menschen eine Bedrohung ihrer sozialen Existenz darstellen, scheint mir ebenfalls festzustehen. Man rechtfertigt es eben mit Gleichheitsaussagen, das heißt, man setzt Freiheit identisch mit Gleichheit. Das ist aber falsch, die beiden sind Antagonisten. Jedes Mehr hier schafft dort ein Weniger. Und da die Gleichheitsforderungen der Wokies absolut sind, ist ihre Freiheitsfeindlichkeit auch absolut. Sie kommt nur in hübscheren Vokabularen daher als der eher dumpfsinnige gegenläufige Populismus. Eben wie die Models auf dem Laufsteg in alltgsuntauglichem, sprich: lebens- und demokratieuntauglichem Outfit.
Verwechseln Sie bewusst Gleichheit mit Gleichberechtigung? Nur weil es für Sie bequemer ist, die Wokies links einzuordnen, muss es noch lange nicht stimmen. Ich habe bisher nur Forderungen für mehr Gleichberechtigung von bisher benachteiligten Minderheiten vernommen. Das ist nicht links, das sollte für jeden zivilisierten Menschen der heutigen Zeit selbstverständlich sein und das kostet uns nicht unsere Freiheit, sondern schenkt anderen das, was ihnen schon längst zusteht.
Nochmal: die Rechtsextremisten haben schon mal bewiesen, wie weit sie - getrieben von ihrer Ideologie - bereit sind zu gehen. Die Wokies müssen erst Ihre Befürchtungen mir Taten belegen. Bisher haben sie jedoch lediglich für Befürchtungen in bestimmten Kreisen gesorgt. Oder sollte ich viel eher für Schreckensszenarien sagen?
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Uffhausen »

tarkomed hat geschrieben:(28 Apr 2021, 09:08)
...haarsträubende Argumentation...
"Eigene Meinung" trifft's eher.
Nicht mal die Neurechten halte ich für so dumm...
Wenn du dir einen Nutzen davon versprichst...
...was du unterstellst am allerwenigsten.
Wie wär's eigentlich mal für dich, im Kontext zu lesen?
Sie hatten keine Zeit, eins und eins zusammenzuzählen.
Meine Familie, die zu 3/4 jüdischen Ursprungs/Glaubens war, hat jedenfalls komplett überlebt. Es ist nicht mehr zweifelsfrei belegbar, aber es deutet alles darauf hin, dass ALLE meine ab den 1930ern evangelischen Vorfahren, mütterlicher wie väterlicherseits, zuvor Juden waren.
Das wäre eine glatte Schuldumkehrung...
Eben. Und das ist eine Methode der Rechten, ihre Ideologie oder ihre Taten zu rechtfertigen. Deshalb sollte man aufpassen, wie man über sie redet und urteilt - man sollte ihnen keine Möglichkeit geben, den Spieß umzudrehen.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Uffhausen »

Selina hat geschrieben:(28 Apr 2021, 08:59)
Naja. So schwarzweiß isses ja nicht gemeint, wie du das alles interpretierst.
Aber schwarzweiß ist alles, über das letztendlich diskutiert wird, bzw. werden soll, bzw. werden darf.
Aber ein gewisses Bewusstsein dafür zu entwickeln, was es so an vergangenen gesellschaftlichen und politischen Verwerfungen und Grausamkeiten schon gegeben hat, um besser gewappnet zu sein gegen mögliche künftige Verwerfungen und Grausamkeiten, das kann schon mal nicht schaden.
Nein, das schadet bestimmt nicht. Aber die Lösung im Kampf gegen Neurechts liegt bestimmt nicht im Altrechts begraben.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

Stoner hat geschrieben:(28 Apr 2021, 18:43)

Nur so als kleine Aufmerksamkeit, da ich ich Ihrer beider Auseinandersetzung immer mit einem gewissen Amusement verfolge:

Wenn die Kollegin Selina hier schreibt:

Es ist gleichzeitig etwas Altes, aber auch Neues, bestimmte Aspekte einer Sache werden bewahrt, aufgehoben, andere Aspekte als veraltet weggelassen oder ausgespart.

Dann wäre das ein hübscher Satz sich zu merken, wenn es einmal wieder um Kultur oder Brauchtum oder Sitte oder Hekommen oder solche Dinge geht. Ich glaube, mit diesem eigenen Satz würde man hätte man sie dort. Ganz woke erscheint der Satz also nicht.
Darauf hätte ich auch kommen können/müssen. Ist mir leider nicht aufgefallen - danke für den Tipp.
Das Dumme ist nur, dass Selinas "Erklärung" nix mit Dialektik zu tun hat und schon gar nicht mit Dialektik der Zeit. ;) :)
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von busse »

odiug hat geschrieben:(28 Apr 2021, 11:40)

Keine Ahnung was ich damals gemacht hätte ... vor allem, weil ich damals auch eine völlig andere Erziehung genossen hätte.
Um ehrlich zu sein, mich gäbe es so damals gar nicht, denn welchen Grund sollte mein Vater gehabt haben, nach Bayern zu fliehen ohne den Folgen der von Nazis angezettelten Kriege ?
Ist aber auch nicht der Punkt was ich damals gemacht hätte ... die Frage ist, ob dass, was die damals machten heute noch "mattert" ... vor allem für die, die heute noch davon profitieren.
Also Millionen sind damals geflohen und viele hatten eben Gründe dafür.
Keiner weiß wie er gehandelt hätte, richtig.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von tarkomed »

Dark Angel hat geschrieben:(28 Apr 2021, 17:07)
Ansonsten gilt: über die Zukunft kann niemand eine Aussage treffen, weil es keine vorherbestimmt Zukunft gibt und daran ändert auch die Kenntnis der Vergangenheit und der Gegenwart nichts, absolut nichts.
Diagonal gegenüber von meinem Grundstück wird gerade ein neues Einfamilienhaus gebaut. Vorgesehen ist eine Giebelhöhe von 10,5 Meter. Nachdem jedoch der Architekt nicht wusste, wie hoch das Haus im Baufortschritt wird, die Giebelhöhe jedoch eingehalten werden muss, hat er vorgeschrieben, dass das Haus von oben nach unten gebaut werden muss… :D
Gib dich nicht so, dass alle andern dich für etwas halten, was du nicht sein willst.
Wenn sie es trotzdem tun, dann bist du es...
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