Beitragvon Progressiver » Sa 9. Nov 2019, 20:51
Ich habe als linksgerichteter Mensch kein Problem damit, die DDR als Unrechtsstaat zu bezeichnen. Sie ist zurecht auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet. Ich warne aber vor binärem Schwarz-Weiss-Denken, denn das geht nach hinten los. Mich wundert es hoffentlich nicht als einziger, warum der Kanzler der Einheit Helmut Kohl wegen seiner Geldspendenaffäre nicht in den Knast musste. Auch in der Bundesrepublik darf niemand über dem Gesetz stehen. Ich habe mir auch am Dienstag die Satiresendung "Die Anstalt" angesehen. Dort wurde aufgezeigt, wie Westpolitiker mit Hilfe der Treuhand den Osten deindustrialisierten und Millionen Ostdeutsche, die vorher für die Einheit auf die Straße gingen, ins Unglück stürzten. Und jetzt wundern sich deren Nachfolger ernsthaft darüber, dass ihnen im Osten so viel Hass entgegentritt? Die unbeliebtesten Politiker im Osten sind interessanterweise Joachim Gauck und Angela Merkel, die ja selbst aus dem Osten kommen.
Und vor noch einem Punkt möchte ich warnen: Wer die Schlachten der Vergangenheit weitert kämpft und einfach nicht in der Gegenwart ankommen will, verschläft die Zukunft. Wir haben heute gewaltige Probleme, die in der Zukunft eher noch größer werden, wenn nichts dagegen unternommen wird. Wer sich da auf vermeintlichen Lorbeeren der Vergangenheit ausruht, um damit die Probleme der Gegenwart zu ignorieren, kann morgen schon ein böses Erwachen erleben.
Ich weiß nicht, ob unsere Klimawissenschaftler alle extreme Linke sind. Aber ein Harald Lesch hat komischerweise die gleichen Argumente gegen den Klimawandel und den Kapitalismus wie die linken Kapitalismuskritiker und Ökos. Von mir aus kann der Kampf gegen links hier noch weiter toben. Aber die heutigen linksgerichteten Menschen haben die Wissenschaft auf ihrer Seite. Was sind dagegen die Argumente und Pläne der Rechten für die Probleme bzw. die Zukunft?
Im Übrigen wüsste ich auch gar nicht, wen ich heutzutage anderes wählen sollte als eine linke Partei. Die rechten Parteien haben doch alle keine Lösungen auf die aktuellen und kommenden Probleme, weil sie sie entweder leugnen oder ignorieren. Die SPD wähle ich aber bestimmt nicht mehr. Der einzige Mensch in dieser Partei, der irgendwie sozialdemokratische Ideen und progressive Vorstellungen hat, ist ironischerweise der Satiriker Jan Böhmermann. Die Grünen wiederum sind eher etwas für wertkonservative Menschen, die die soziale Frage gerne mal aus den Augen verlieren. Wer bleibt da noch übrig, wen man wählen kann? Die Partei "Die LINKE", trotz allem. Sie hat zwar auch nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen. Aber was ist die Alternative? Ich will meine Stimme nicht verfallen lassen, denn das wäre das größte Übel. Vielleicht taucht irgendwann ja mal eine völlig neue Partei auf, die die Probleme richtig erkennt und auch klare Lösungen benennt. Dann können wir gerne weiter reden. Weiterhin gilt jedoch: Wer Probleme wie die Klimakatastrophe oder die Folgen des Kapitalismus mit den gleichen Lösungen bekämpfen will, die die Probleme erschaffen haben, wird scheitern. Wir brauchen also folglich völlig neue Politikansätze. Ich weiß nicht, wieso auch die politische Linke sich lieber gegenseitig fertig macht als für eine Welt zu kämpfen, in der alle gerne leben wollen und können. Vom Potential her ist aus dem linken Lager jedoch viel eher etwas Besseres zu erwarten als der Status Quo als aus dem rechten. Sie müssen dabei nur unterstreichen, dass die Wissenschaft -siehe in der Klimafrage, aber auch bei der Verteilung des Volksvermögens- die gleichen Kritikpunkte vorträgt. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
"Skepsis ist der erste Schritt auf dem Weg zur Philosophie." (Denis Diderot)