Kritik der DDR

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Kölner1302
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Re: Kritik der DDR

Beitrag von Kölner1302 »

Senexx hat geschrieben:(05 Jul 2018, 08:55)

Car-sharing ist Privateigentum. Sie sollten an Ihren Begriffen arbeiten.
Mir ging s dabei in erster Linie um ein Beispiel für die kollektive Verfügbarkeit.

Inhaber einer Car Sharing Fa. kann natürlich ein Einzelkaufmann (Eigentum), eine Aktiengesellschaftesellschaft, eine Erbengemeinschaft, eine Genossenschaft, ein Verein oder auch z.B. eine Stadtverwaltung sein - jedoch werden die Nutzer von DIESEM Unterschied nichts merken.
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zollagent
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Re: Kritik der DDR

Beitrag von zollagent »

Kölner1302 hat geschrieben:(05 Jul 2018, 12:32)

Mir ging s dabei in erster Linie um ein Beispiel für die kollektive Verfügbarkeit.

Inhaber einer Car Sharing Fa. kann natürlich ein Einzelkaufmann (Eigentum), eine Aktiengesellschaftesellschaft, eine Erbengemeinschaft, eine Genossenschaft, ein Verein oder auch z.B. eine Stadtverwaltung sein - jedoch werden die Nutzer von DIESEM Unterschied nichts merken.
Beispiele sollten schon sachlich richtig sein.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
Kölner1302
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Re: Kritik der DDR

Beitrag von Kölner1302 »

Senexx hat geschrieben:(05 Jul 2018, 08:53)

Die Soziologie ist die Lehre von den gesellschaftlichen Verhältnissen.

Es war mithin kein soziologischer Versuch.

Es war ein politisches Großexperiment, wahlweise eine Verbrechen.
Aufgrund Ihrer pauschalen Argumentation verstehe ich nicht so recht, WARUM sie meinen, der Sozialismus sei ein politisches und kein soziologisches Experiment gewesen.

Ich hatte ja schon dargestellt, dass das Experiment (eigentlich schon in der 2. Hälfte der 50er Jahre) scheiterte und die Unzufriedenheit anstieg.
Folge war ein extremer Sicherheitsapparat -/Unterdrückungsapparat, der "Schnüffelstaat" und das Einsperren der Teilnehmer mit Gewalt.

Die schlimmsten Verbrechen wurden begangen, weil die Gruppe, die durch das sozialistische Experiment zu Macht und Einfluss gelangt war, das Experiment nicht beenden wollte oder konnte, und dann zu Zwangsmaßnahmen griff. Von gefälschten Wahlen über Gesinnungsstrafrecht bis zu Mauer und Todesschuss.
Senexx

Re: Kritik der DDR

Beitrag von Senexx »

Kölner1302 hat geschrieben:(05 Jul 2018, 12:44)

Aufgrund Ihrer pauschalen Argumentation verstehe ich nicht so recht, WARUM sie meinen, der Sozialismus sei ein politisches und kein soziologisches Experiment gewesen.
Soziologie ist eine Wissenschaft. Die DDR war kein wissenschaftliches Experiment.

Es gibt in der Soziologie Experimente als Methode. Mit der DDR haben keine Soziologen irgendwelche Experimente veranstaltet.
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Ammianus
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Re: Kritik der DDR

Beitrag von Ammianus »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(05 Jul 2018, 11:25)

Selbstverständlich ist weder die DDR noch die von anderen Ländern aufgenommenen Teile Deutschland, wie auch Fantasien von Südtirol mit Deutschland nichts zu tun haben. Wir haben da 17 Millionen und ein weitgehend verwüstetes, verödetes Gebiet in Deutschland aufgenommen, die uns fremder waren als Schweden oder die Schweiz, die ärmer waren als Spanien. Diese Leistung ist nicht kleinzureden, gerade weil es eben vorher diese DDR gab. Das ist die Kritik an der DDR schlechthin.
Nö, das ist ganz einfach verfassungsfeindlich aber typisch. Fleißig einen Raubmordkrieg führen und dann maulen, wenn man auch seinen Teil der Zeche bezahlen muss. Ihr seid eurer verfassungsmäßigen und selbstverständlich auch historisch und moralischen Pflicht nachgekommen.

"Das ist die Kritik an der DDR schlechthin." - Nein, dass ist der absolute moralische Absturz.
Du solltest versuchen darüber nachzudenken ...
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
Libanesin Anfang August 2020
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imp
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Re: Kritik der DDR

Beitrag von imp »

Ammianus hat geschrieben:(05 Jul 2018, 14:27)

Nö, das ist ganz einfach verfassungsfeindlich aber typisch. Fleißig einen Raubmordkrieg führen und dann maulen, wenn man auch seinen Teil der Zeche bezahlen muss.
Ihre Schuld gegenüber irgendwem für verlorene Kriege wird die Zone schon selbst haben zahlen müssen. Das kann nicht die Aufgabe Dritter sein, die ihre Kriegsschäden schon selbst abgetragen haben.
Nein, dass ist der absolute moralische Absturz.
Auch dies ist eine treffende Kritik der DDR, wobei mir die Moral nicht so wichtig ist - Dieses Land war Ende der 80er einfach in jeder Hinsicht fertig.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
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Re: Kritik der DDR

Beitrag von Kölner1302 »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(05 Jul 2018, 21:59)

...Dieses Land war Ende der 80er einfach in jeder Hinsicht fertig.
Richtig.
Schon vergessen? Ein Beitrag gegen die Ostalgie:
http://footage.framepool.com/de/shot/21 ... nt-leipzig
https://ais.badische-zeitung.de/piece/0 ... -h-720.jpg
https://i.pinimg.com/originals/25/e1/b6 ... f4581c.jpg
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... 061246.jpg
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Re: Kritik der DDR

Beitrag von Kölner1302 »

Ich hatte Mitte der 80er Jahre als Teilnehmer einer westdeutschen Evangelischen Studentengemeinde zum ersten Mal Kontakt zur DDR Opposition. Wir haben uns in einem Gemeindehaus in Ostberlin mit ein oder 2 Dutzend DDR Studenten getroffen und u,a, sehr viel über politische Themen gesprochen.
Schon damals ging das Gerücht um, Ungarn werde demnächst die Grenze nach Österreich öffnen. Ungarn brauche Devisen und westliche Touristen. Was denn aber dann geschehen würde? Auch wirtschaftlich? Wie man denn lebe im Westen und ob es da wirklich so viele Arbeitslose gebe?
Ich war in mehreren Haushalten in der DDR zu Besuch. Ich erinnere mich noch an ein Arbeiterehepaar mit einem Kind, das in einem erbärmlichen Häuschen - im Westen hätte ich gesagt Abbruchhäuschen leben musste, dessen Dach nicht dicht und dessen Statik beeintträchtigt war, weil Pflanzen durch das Gebäude wuchsen, und dessen Sanitäreinrichtungen wahrscheinlich seit der Nachkriegszeit nicht renoviert waren. Dann wieder gab es Akademiker, die in Jugendstilhäusern wohnten, deren Fassade zwar bröselig, deren Möbel und Sanitäreinrichtungen aber durchaus dem Stil der 70er Jahre entsprachen. Ihre Kinder durften, auch wenn sie gut in der Schule waren, nicht studieren, weil die Eltern ja schon studiert hatten?
An anderer Stelle hörte ich, das DDR Gesundheitssystem werde nur von der evangelischen Kirche noch aufrecht erhalten... Jetzt kann man vielleicht verstehen, warum die DDR der in den Kirchen Freiräume für Versammlungen bestehen ließ. Evtl. war die Gesundheitsversorgung überhaupt die Achillesferse der DDR.
Wer christlich überzeugt war, der hatte meist Kontakt zur Friedensbewegung, und mancher konnte kein Abitur machen, weil er/ sie sich weigerte den Wehrkundeunterricht zu besuchen und ihm dann das Fach für die Zulassung fehlte. Einige waren Bausoldaten gewesen. Es gab auch oppositionelle Wehrpflichtige die an der Grenze auf dem Turm gedient hatten - und dachten hoffentlich läuft keiner rüber sonst muss ich schießen! Ein Kontakt kam zum Erliegen, nachdem die HA III die Briefe öffnete - mit Stempel! Geöffnet am ... in... und dann weitergeschickt an mich im Westen. Man traut sich dann nix mehr zu schreiben...
1990 nach der Wende war ich zu Besuch bei der Leipziger Volkszeitung. Dort wurde noch mit Bleisatz gearbeitet, also mit diesen Trommeln, in die der Setzer die Buchstaben stecken muss... Anzeigen erschienen erst Wochen später. Ich habe zu der Zeit im Westen bereits für mehrere Zeitungen geschrieben und dort erschienen die Anzeigen auf jeden Fall am nächsten Tag und teilweise waren auch schon Computer im Einsatz. Den Beruf des Setzers gab es nicht mehr... In den anderen VEB sah es ähnlich überholt aus...
Ich glaube auch nicht daran, dass Günter Schabowski sich vertan hat, als er diesen Zettel verlas und einfach nicht geahnt hat, was geschehen musste, als er zur Primetime hinsichtlich der Ausreisemöglichkeit über Grenzübergangsstellen der DDR hinausposaunte:.. ähm, ja, meineserachtens ist das SOFORT!
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Reinhard
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Re: Kritik der DDR

Beitrag von Reinhard »

Rote_Galaxie hat geschrieben:(19 Jun 2018, 20:54)
...
Was wollte Marx wirklich?
Marx wollte eine Gesellschaft in der kein Leid mehr existiert und jeder Mensch sich individuell entwickeln kann.
Dies ist die Wahrheit über das sozialistische Bildungswesen.
.....
Wie kommst Du denn darauf?
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Re: Kritik der DDR

Beitrag von Teeernte »

Kölner1302 hat geschrieben:(05 Jul 2018, 22:55)

1990 nach der Wende war ich zu Besuch bei der Leipziger Volkszeitung. Dort wurde noch mit Bleisatz gearbeitet, also mit diesen Trommeln, in die der Setzer die Buchstaben stecken muss...
Sowjetische Satzmaschinen des Typs Rossia N140/240 waren im Einsatz, die Texterfassung erfolgte auf S6001-Texterfassungs-Systemen auf einem Endloslochband, das von einem KRS-Kleinrechnersystem weiterverarbeitet wurde...
Die Ostsicht...ich hab eine 4C Klebesatz - (WEST) Zeitung auf DTP mit Rip und Filmbelichter umgestellt... :D :D :D

Die haben die Kleinanzeigen noch mit dem Messer in die Spalten geschnitten.

...jeder hatte seinen Job... :D :D :D
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Kritik der DDR

Beitrag von schokoschendrezki »

Der legendäre Einmegabitchip U61000, Honeckers letztes Don-Quichote-haftes Aufbäumen und gleichzeitig Ende der 80er ein Produkt, das in der internationalen Technologie um zirka ein Jahrfünft hinterher war ... bildet den Drehpunkt einer Feature-Serie rund um die letzten Jahre der DDR.

Die sowjetische Nukleartechnologie, amerikanische Patrioten, die vor laufenden Kameras Toshiba-Radios mit einem Hammer kaputthauen, das erste vollkommen lautlose sowjetische U-Boot, ein mittelständisches Technologie-Unternehmen aus Hanau, die Gefährlichkeit von Trichlorsilan bei der Herstellung von Reinstsilizium, die (vorwiegend kirchliche) DDR-Umweltbewegung, warum einige Leistungen von DDR-Ingenieuren im Zusammenhang mit dem U61000 Ende der 80er dennoch technologische Weltspitze waren, was das mit heutigen modernen Radon-Messgeräten und der kapitalistischen Marktwirtschaft zu tun hat ... wenn das neugierig macht: https://www.deutschlandfunkkultur.de/dl ... 31.de.html ...

Aber dafür muss man sich etwas Zeit nehmen. Ungefähr 6 mal ca. eine halbe Stunde. Ich habs fast in einem Zug durchgehört. Ich meinte, ich wüsste so einiges über die Themenkreise. Aber ich habe doch so einiges für mich sehr sehr erstaunliches und überraschendes gehört.
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imp
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Re: Kritik der DDR

Beitrag von imp »

schokoschendrezki hat geschrieben:(23 Nov 2018, 20:45)

Der legendäre Einmegabitchip U61000, Honeckers letztes Don-Quichote-haftes Aufbäumen und gleichzeitig Ende der 80er ein Produkt, das in der internationalen Technologie um zirka ein Jahrfünft hinterher war ... bildet den Drehpunkt einer Feature-Serie rund um die letzten Jahre der DDR.

Die sowjetische Nukleartechnologie, amerikanische Patrioten, die vor laufenden Kameras Toshiba-Radios mit einem Hammer kaputthauen, das erste vollkommen lautlose sowjetische U-Boot, ein mittelständisches Technologie-Unternehmen aus Hanau, die Gefährlichkeit von Trichlorsilan bei der Herstellung von Reinstsilizium, die (vorwiegend kirchliche) DDR-Umweltbewegung, warum einige Leistungen von DDR-Ingenieuren im Zusammenhang mit dem U61000 Ende der 80er dennoch technologische Weltspitze waren, was das mit heutigen modernen Radon-Messgeräten und der kapitalistischen Marktwirtschaft zu tun hat ... wenn das neugierig macht: https://www.deutschlandfunkkultur.de/dl ... 31.de.html ...

Aber dafür muss man sich etwas Zeit nehmen. Ungefähr 6 mal ca. eine halbe Stunde. Ich habs fast in einem Zug durchgehört. Ich meinte, ich wüsste so einiges über die Themenkreise. Aber ich habe doch so einiges für mich sehr sehr erstaunliches und überraschendes gehört.
Rein strategisch war die Entwicklung einer eigenen Halbleiterindustrie im Ostblock alternativlos. Da war die Frage, ob es in Japan gleichwertiges, besseres oder um Generationen besseres zu kaufen gab, nachrangig, denn IT musste unbedingt her und der Zugang zum Weltmarkt war nicht nur durch Devisenfragen limitiert. Anders als exportorientierte nationale Alleingänge wie etwa der DDR-Flugzeugbau war aber die mangelnde Kooperation und Vereinheitlichung im Ostblock auf dem IT-Sektor eine Offenlegung des Widerspruchs zwischen ideologischer Ansage und staatlichen Egoismen - Vormachtanspruch der UdSSR einerseits, Prestigedenken der DDR andererseits. Das war schon schwer wegzuerklären. Auch knappe Produktionskapazität begründet diese mangelnde Zusammenarbeit nicht.
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