Das ist in meinen Augen eine Verdrehung des Gesagten. Im Prinzip hat sie doch nur festgestellt, was sich seit Jahren beobachten lässt (und was Höcke in seinem Buch abfeiert bzw. einfordert, die "Wiederverzauberung der Welt", also das Zurückschreiten hinter die Aufklärung). Sie sagte nicht, dass es nicht die Juden, stattdessen Klimawissenschaftler sein werden, vor denen "gewarnt" werde, sondern dass die Erzählung "volkfeindlicher Eliten" ebenso Klimawissenschaftler betreffen wird. Wie es jetzt schon der Fall ist. Dankenswerterweise wurde ja eben ein Strang in exakt diesem Sinne benannt und eröffnet. Von daher geriert Emcke sich auch nicht als Opfer, als neue Jüdin. Der Zusammenhang ist der öffentliche Diskurs und die Feindbildkonstruktion, also die abstrakte Ebene und nicht etwa die konkrete. Das so auszulegen ist ganz schön weit hergeholt.Zunder hat geschrieben:(14 Jun 2021, 15:05)
Mit der Behauptung, es werden nicht die Juden sein, vor denen gewarnt wird, bagatellisiert sie einen 2.000 Jahre währenden Verschwörunsmythos. Der Antisemitismus zeichnet sich nicht dadurch aus, daß vor Juden gewarnt wird. Er ist auch etwas grundsätzlich anderes als ein Shitstorm auf Twitter.
Und indem sie Juden und Feministinnen in ein und denselben Zusammenhang stellt, inszeniert sie sich implizit selbst als Opfer, quasi als "neue Jüdin".
Davon abgesehen, hast du da einen Punkt, nämlich die Geschichte des Antisemitismus, die ja kein Produkt neuzeitlicher Verschwürungsmythen ist, sondern gewissermaßen deren Blaupause. Insofern hätte sie Juden besser aus der Aufzählung gelassen oder es wenigstens konkretisiert. In Ungarn lässt sich beobachten, wie moderner mit klassischem Antisemitismus am Beispiel von George Soros hervorragend harmonieren kann.