Vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Dass es in den Jahren direkt nach der Wende Untersuchungen/Berichte gab, man anfing, die Stasiunterlagen auszuwerten und aufzuarbeiten, das weiß ich und meinte ich nicht.Ammianus hat geschrieben:(20 Jun 2021, 18:26)
Gehe ich von dem aus, was in Medien oder an Literatur zu dem Thema DDR vorhanden ist, kann ich das nicht sagen. Glaube schon Ende der 90er hatte ich eine sehr dicke und umfassende Untersuchung zur Schulpolitik in der Hand. Da erfuhr man interessante Dinge. So dass z.B. zu Anfang der DDR sogenannte Bürgerliche, die z.B. als Ingenieure oder ähnliches gebraucht wurden, mit den Oberen aushandeln konnten, dass ihre Kinder das Abitur machen durften. Andererseits wurden Gymnasien in bürgerlichen Wohngegenden geschlossen und in Arbeiterviertel verlegt.
Auch Stasi und NVA sind gut aufgearbeitet. Wer sich da informieren möchte, hat jede Möglichkeit. Das sich trotzdem viele die DDR schönreden wundert nicht. Es gab 2 Millionen Mitglieder der SED, eine sechsstellige Anzahl von Stasi-Spitzeln. Tausende von Lehrer von denen jeder immer das gegenüber den Schülern zu vertreten hatte, was von der Partei verlangt wurde. Jeder der Abitur machen und studieren wollte, hatte sich tief vor den führenden Genossen zu verbeugen. All das prägt tief - Sozialisation eben.
Ich habe jedoch den Eindruck, dass viele der Ex-DDR-Bürger gar nicht so erpicht darauf waren oder sind, diese ganzen Ergebnisse für sich selber auszuwerten, von den Betroffenen, sprich Opfern des Systems mal abgesehen.
Mein Mann z.B. war zwei Jahre nach Wende das erste Mal wieder zu Hause und kam fassungslos zurück. Jedes Gespräch mit vormals guten Freunde über die DDR wurde im Keim erstickt, unfreundlch abgewehrt, teilweise wurde ihm sogar
seine Flucht vorgeworfen. Diejenigen, mit denen er wirklich offen sprechen konnten, waren selbst schon auf dem Weg in den Westen, trotz der Schwierigkeiten, sie sie dort erwarteten.
Ja, unbegreiflich trifft's.Was den "Unrechtsstaat" angeht, so ist die Ablehnung, das Wegschwadronieren dieses Begriffes fast unbegreiflich. Jedes negative Moment reicht schon einzeln für die Einordnung. So dass die Kommunisten Millionen und Abermillionen dafür ausgaben, aber auch ausgeben mussten, um aus der DDR eine "Riesenknast mit Grünanlagen" zu machen. Oder das sie etwas, was die blanke Verarsche war als "Wahlen" ausgaben, wo die Nichtteilnahme wenigstens zu Druck führte und so eine Beteiligung von gut 99 % erzwang