Enne hat geschrieben: ↑Fr 29. Jul 2022, 18:10
Wo ist das Problem? Ein Prozess kann mehrere Eingangsgrössen haben und zu einem Ergebnis führen. Das kann man asymmetrisch nennen, aber inwiefern sollte das bemerkenswert sein?
Das habe ich auch so gemeint. In einem deterministischen Universum gibt es keine Zufälle. Alles ist vorherbestimmt.
Ja, alles ist vorherbestimmt, und nein, es ist eben das exakte Gegenteil von Religion.
Du verwechselst „Allwissenheit“ und „Allmächtigkeit“ mit „Vorherbestimmbarkeit“. Das ist ein grandioses Missverständnis und zeigt, dass du wohl eher wenig mit Religion zu tun hast.
Teil der christlichen Religion, auf die du hier ja wohl abzielst, ist die Entscheidung Gottes, dem Menschen einen freien Willen zu geben. Aus diesem folgt die Verantwortung für seine Entscheidungen. Das wurde auch schon immer als Argument gegen Allmacht verstanden, ist aber eines von vielen unlogischen Elementen im Christentum.
Freier menschlicher Wille ist mit Determinismus nicht vereinbar.
Doch, ich zweifel daran. Die Tatsache, dass Dinge sich unserer exakten Beobachtung entziehen bedeutet nicht, dass sie nicht einen exakten Zustand haben. Für mich ist das nicht schlüssig.
Und der wäre? Ich sage er hatte Recht.
Albert Einstein. Mit seinem berühmten Ausspruch, dass "der" [liebe Gott] "nicht würfelt".
Das Missverständnis besteht darin, dass der (objektive) Indeterminismus im Bereich von Quantenobjekten
keineswegs bedeutet, dass physikalische Naturgesetze in diesem Bereich nicht existieren würden, die die Wirklichkeit beschreiben. Nur eben: ab einer gewissen "Kleinheit" und Strukturtiefe weisen sie einen statistischen Charakter auf. Die grundlegende Gleichung der Quantentheorie, die Schrödingergleichung, lässt sich als Aussage über
Aufenthaltswahrscheinlichkeiten oder allgemeiner Zustandswahrscheinlichkeiten interpretieren. Das bedeutet einerseits, dass sie statistisch, in der Masse und dann folgend auf der Ebene von Makroobjekten völlig korrekt ist und hunderttausendfach bestätigt wurde. Dass sich aber über die Zustandsfortentwicklung eines
einzelnen Quantenobjekts keine Aussage bzw. nur eine Wahrscheinlichkeitsaussage treffen lässt. (Eine andere Interpretation, die Viele-Welten-Theorie, läuft im Grunde genommen auf etwas ähnliches hianus).
Du musst dir darüber im Klaren sein, dass die Vorstellung einer
absolut deterministischen Welt darauf hinausläuft, dass bereits zum Zeitpunkt der Entstehung des beobachtbaren Universums unverrückbar feststand, dass jetzt in dieser Sekunde eine Fliege auf meinem Fenster landet und dass auch das Datum deiner Geburt und deines Todes vor knapp 14 Milliarden Jahren festgelegt war. Wenn das nicht auf Religiösität hinausläuft ....
Der stochastische, indeterministische Charakter der Mikrowelt ist die Ursache dafür, dass es sowas wie Vielfalt und letztendlich auch Leben gibt. Es gibt keine Kreativität ohne Zufall.
Ganz subjektiv empfinde ich in jüngeren Diskussionen zu diesem Thema die Rückkehr zu mechanistischen Vorstellungen des 19. Jahrhunderts, die Rückkehr auf einen Wissensstand
vor der modernen Physik als Teil einer Art Renaissance maskulinistischer Weltsichten.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)