Mitgefühl im Tierreich

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aleph
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Mitgefühl im Tierreich

Beitrag von aleph »

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 67,00.html

Offenbar trauern Tiere auch, wenn Artgenossen sterben, vor dem Tode stehen.

Ich nehme an, daß man diese Untersuchung mit Skepsis betrachten muß. Sollte aber das zutreffend sein, fällt ein großes Stück der Mauer, die Tier und Mensch voneinander trennt.

Denn Trauer, Angst vor dem Tode und Mitgefühl füreinander sind bisher Attribute, die man nur den Menschen zugeschrieben hat und die als ein Nachweis für den besonderen Status des Menschen gedient hat.
Auf dem Weg zum Abgrund kann eine Panne lebensrettend sein. Walter Jens
Besser schweigen und als Narr zu scheinen, als sprechen und jeden Zweifel zu beseitigen. Abraham Lincoln
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ToughDaddy
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Re: Mitgefühl im Tierreich

Beitrag von ToughDaddy »

Auf jeden Fall interessant.

Gibt offensichtlich noch mehr Tiere, welche trauern.

Elefanten trauern bis zu 20 Jahre:
http://www.n-tv.de/wissen/Jahrzehntelan ... 49218.html

Oder Wale:
http://www.blick.ch/news/tierwelt/artikel23802
Barfly

Re: Mitgefühl im Tierreich

Beitrag von Barfly »

Cappucino hat geschrieben:http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 67,00.html

Offenbar trauern Tiere auch, wenn Artgenossen sterben, vor dem Tode stehen.

Ich nehme an, daß man diese Untersuchung mit Skepsis betrachten muß. Sollte aber das zutreffend sein, fällt ein großes Stück der Mauer, die Tier und Mensch voneinander trennt.

Denn Trauer, Angst vor dem Tode und Mitgefühl füreinander sind bisher Attribute, die man nur den Menschen zugeschrieben hat und die als ein Nachweis für den besonderen Status des Menschen gedient hat.
Ich sehe da keine Probleme, es sind sicherlich nicht die Gefühle, durch die sich der Mensch von den Tieren unterscheidet,
sondern die Fähigkeit Symbole zu verwenden resp. zu abstrahieren. Diese Symbole beziehen sich in den meisten Fällen
zwar wieder auf konkrete Affekte und Anschauungen, diese erreichen dadurch aber eine ganz neue Qualität.
Wie zum Beispiel mögliche Gefahren zu antizipieren, ohne dass ein aktueller Anreiz dazu gegeben wäre.
Gretel
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Re: Mitgefühl im Tierreich

Beitrag von Gretel »

Wer das bezweifelt, ist dumm.

Trotzdem esse ich Fleisch - daß tut das dumme Tier schließlich - gemeinhin - auch!
Muck watt jü wüllt - de Lüüd snackt doch.
enfant_terrible
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Re: Mitgefühl im Tierreich

Beitrag von enfant_terrible »

Cappucino hat geschrieben:http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 67,00.html

Ich nehme an, daß man diese Untersuchung mit Skepsis betrachten muß. Sollte aber das zutreffend sein, fällt ein großes Stück der Mauer, die Tier und Mensch voneinander trennt.
Da gibt es keine Mauer, der Mensch ist ein besonders intelligentes Säugetier. Das ist alles.

Oder bist du religiös?
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Papaloooo
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Re: Mitgefühl im Tierreich

Beitrag von Papaloooo »

aleph hat geschrieben:(28 Apr 2010, 14:01)

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 67,00.html

Offenbar trauern Tiere auch, wenn Artgenossen sterben, vor dem Tode stehen.

Ich nehme an, daß man diese Untersuchung mit Skepsis betrachten muß. Sollte aber das zutreffend sein, fällt ein großes Stück der Mauer, die Tier und Mensch voneinander trennt.

Denn Trauer, Angst vor dem Tode und Mitgefühl füreinander sind bisher Attribute, die man nur den Menschen zugeschrieben hat und die als ein Nachweis für den besonderen Status des Menschen gedient hat.
Ist eh recht fragwürdig, wie eine Primatenrasse,
welcher es recht offensichtlich allzu häufig an Empathie fehlt
(man muss sich nur mal Schlachthöfe und Tierställe ansehen),
dieses Attribut für sich alleine zu beanspruchen glaubt.
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Fliege
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Re: Mitgefühl im Tierreich

Beitrag von Fliege »

Papaloooo hat geschrieben:(08 May 2021, 19:47)

[...] wie eine Primatenrasse [...]
Primatenart -- von Rasse spricht man bei art-interner Differenzierung.
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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Papaloooo
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Re: Mitgefühl im Tierreich

Beitrag von Papaloooo »

Fliege hat geschrieben:(08 May 2021, 19:58)

Primatenart -- von Rasse spricht man bei art-interner Differenzierung.
Stimmt, warum korrekt von mir!
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Der Kutscher

Re: Mitgefühl im Tierreich

Beitrag von Der Kutscher »

aleph hat geschrieben:
Offenbar trauern Tiere auch, wenn Artgenossen sterben, vor dem Tode stehen.

Ich nehme an, daß man diese Untersuchung mit Skepsis betrachten muß.
Nein, warum mit Skepsis betrachten? Es gibt mehr als einen Fall wo "Artübergreifend" getrauert wird, etliche Hunde trauern um ihr "Herrchen" (das natürlich auch ein "Frauchen" sein kann) so sehr das sie jede Nahrungsaufnahme verweigern und selbst sterben. Besonders wenn nur eine sehr enge Bezugsperson vorhanden war.
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Papaloooo
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Re: Mitgefühl im Tierreich

Beitrag von Papaloooo »

Positive und negative Gefühle haben einen evolutionären Sinn.
Positive Gefühle dienen dem Art- und Selbsterhalt.
Negative Gefühle stehen dem Art- und Selbsterhalt im Wege.
Von daher werden Tätigkeiten angestrebt, welche dem Art- und Selbsterhalt dienen,
und Tätigkeiten vermieden, welche dem Art- und Selbsterhalt entgegenstehen.
Ebenso werden natürlich Tätigkeiten vermeiden, welche nicht der Art- und Selbstzerstörung dienen,
und Tätigkeiten angestrebt, welche die Art- und Selbstzerstörung verhindern.
Sowohl das Individuum als auch eine Gruppe Individuen streben Dinge an,
welche langfristige oder wiederholt gute Gefühle bringen,
und sie versuchen Dinge zu meiden, welche langfristig und wiederholt schlechte Gefühle bringen.

Selbstverständlich gehört der Tod eines Herdentieres/Stammesmitgliedes,
sowie natürlich insbesondere des Nachwuchses zu etwas, was dem Art- und Selbsterhalt entgegensteht.
Nachwuchs hingegen erzeugt alle mit Freude, dieser dient dem Arterhalt.
Man denke an die Freude, welche alle empfinden, wenn man ein kleines Baby sieht.

Trauer um Verstorbene sowie Freude über Nachwuchs sind evolutionär entstanden,
und als solches auch fest im Limbischen System verankert - ob Maus, ob Mensch,
die Gefühle sind die Gleichen.


Das Großhirn des Menschen ist auch nur bedingt in der Lage,
den Ratio über diese basalen Gefühle zu stellen.
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H2O
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Re: Mitgefühl im Tierreich

Beitrag von H2O »

An diesen Ausführungen zweifele ich als Tierfreund und Katzenliebhaber gar nicht. Was mich in der Hinsicht allerdings sehr nachdenklich stimmt, das ist die Beobachtung (oft und immer wieder gezeigt),
wenn ein riesiger Büffel von Löwen umringt um sein Leben kämpft, und seine Artgenossen gefühlt wenige Meter weiter grasen, vielleicht auch einmal stumpf in die Richtung des Schlachtplatzes sehen. Wo es der Herde doch ohne wirkliche Eigengefährdung möglich wäre, den angreifenden Löwen den Garaus zu machen. Da scheint das Mitgefühl auf jeden Fall blockiert zu sein... hat sich in hunderttausend Jahren nicht dahin entwickelt, das Leben von angegriffenen Artgenossen zu verteidigen.
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Papaloooo
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Re: Mitgefühl im Tierreich

Beitrag von Papaloooo »

H2O hat geschrieben:(15 May 2021, 07:49)

An diesen Ausführungen zweifele ich als Tierfreund und Katzenliebhaber gar nicht. Was mich in der Hinsicht allerdings sehr nachdenklich stimmt, das ist die Beobachtung (oft und immer wieder gezeigt),
wenn ein riesiger Büffel von Löwen umringt um sein Leben kämpft, und seine Artgenossen gefühlt wenige Meter weiter grasen, vielleicht auch einmal stumpf in die Richtung des Schlachtplatzes sehen. Wo es der Herde doch ohne wirkliche Eigengefährdung möglich wäre, den angreifenden Löwen den Garaus zu machen. Da scheint das Mitgefühl auf jeden Fall blockiert zu sein... hat sich in hunderttausend Jahren nicht dahin entwickelt, das Leben von angegriffenen Artgenossen zu verteidigen.
Ja stimmt auch,
aber gibt es davon nicht auch mehr als genügend Beispiele beim Menschen?
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H2O
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Re: Mitgefühl im Tierreich

Beitrag von H2O »

Papaloooo hat geschrieben:(15 May 2021, 07:54)

Ja stimmt auch,
aber gibt es davon nicht auch mehr als genügend Beispiele beim Menschen?
Damit müssen wir leben; man darf entwicklungsgeschichtlich ja nicht ausblenden, daß unsere Vorfahren Artgenossen gefangen und aufgegessen haben... eigentlich doch noch bis fast in die Gegenwart, wenn wir an Neuguinea denken. Von Kriegen um Besitz und Frauen ganz zu schweigen.

Ok, Revierkämpfe können unter Tieren auch tödlich enden. Das ist wohl die Kehrseite der Medaille.

Andererseits weiß ich, daß unsere Katzen unsere Kinder durch vermehrte Zuwendung getröstet haben, wenn die einen Kummer weg zu stecken hatten. Saßen bei den Kindern auf dem Schreibtisch und hörten sich den Jammer ganz lieb an. :)
Corella
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Re: Mitgefühl im Tierreich

Beitrag von Corella »

Weder Thread noch Artikel gelesen, aber hier lang wohl ein Einstieg:
(Pardon, falls redundant)
https://www.wissenschaft.de/gesundheit- ... hgewiesen/
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jorikke
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Re: Mitgefühl im Tierreich

Beitrag von jorikke »

Passt irgendwie zum Thema, Ich stell´s einfach mal ein.

Adelbert von Chamisso

Der Bettler und sein Hund

Drei Taler erlegen für meinen Hund!
So schlage das Wetter mich gleich in den Grund!
Was denken die Herren von der Polizei?
Was soll nun wieder die Schinderei?

Ich bin ein alter, kranker Mann,
der keinen Groschen verdienen kann;
Ich hab nicht Geld, ich hab nicht Brot,
Ich lebe ja nur von Hunger und Not.

Und wann ich erkrankt, und wann ich verarmt,
Wer hat sich da noch meiner erbarmt?
Wer hat, wenn ich auf Gottes Welt
Allein mich fand, zu mir gesellt?

Wer hat mich geliebt, wann ich mich gehärmt?
Wer, wann ich fror, hat mich gewärmt?
Wer hat mir, wenn ich hungrig gemurrt,
Getrost gehungert und nicht geknurrt?

Es geht zur Neige mit uns zwein;
Es muß, mein Tier, geschieden sein!
Du bist, wie ich, nun alt und krank;
Ich soll dich ersäufen, das ist der dank!

Das ist der Dank, das ist der Lohn!
Dir geht´s wie manchen Erdensohn.
Zum Teufel! Ich war in mancher Schlacht;
Den Henker hab ich noch nicht gemacht.

Das ist der Strick, das ist der Stein,
Das ist das Wasser,-es muß ja sein.
Komm her du Köter, und sieh mich nicht an,
Noch nur ein Fußstoß, so ist es getan.

Wie er in die Schlinge den Hals ihm gesteckt,
hat wedelnd der Hund die Hand ihm geleckt;
Da zog er die Schlinge sogleich er zurück
und warf sie schnell um sein eignes Genick.

Und tat einen Fluch, gar schauderhaft,
Und raffte zusammen die letzte Kraft
Und stürzt´in die Flut sich, die tönend stieg,
Im Kreise sich zog und über ihm schwieg.

Wohl sprang der Hund zur Rettung hinzu,
Wohl heult´er die Schiffer aus ihrer Ruh,
Wohl zog er sie winselnd und zerrend her;
Wie sie ihn fanden, da war er nicht mehr.

Er ward verscharrt in stiller Stund,
Es folgt´ihm winselnd nur der Hund;
Der hat, wo den Leib die Erde deckt,
Sich hingestreckt und ist da verreckt.

(Manchen mag das in der heutigen "coolen" Zeit kitschig vorkommen. Aber offensichtlich war Trauer zwischen Kreaturen schon vor vielen Jahren ein Thema.)
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schokoschendrezki
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Re: Mitgefühl im Tierreich

Beitrag von schokoschendrezki »

jorikke hat geschrieben:(17 May 2021, 18:02)



(Manchen mag das in der heutigen "coolen" Zeit kitschig vorkommen. Aber offensichtlich war Trauer zwischen Kreaturen schon vor vielen Jahren ein Thema.)
Kitschig ist Chamisso vielleicht nicht. Aber es passt in die Zeit (des Biedermeiers). Es geht in dem Text ja nicht zuerst um "Trauer" sondern vorrangig um "Treue". Treue zum Herrchen wie Treue zum Vaterland. Im Kleinen. Im Bürgerlichen. Hundezüchtung ist ebenso wie etwa Pflanzensammeln, Botanisieren, Sammeln überhaupt (Münzen, Pflanzen, Schachteln, was auch immer) ein Kennzeichen des Biedermeier. Der Zurückziehung ins Private. Die Herstellung einer Ordnung.

Das Gegengedicht wäre "der tugendhafte Hund" von Heinrich Heine. Unsentimental, stark, polemisch, zynisch


Ein Pudel, der mit gutem Fug
Den schönen Namen Brutus trug,
War viel berühmt im ganzen Land
Ob seiner Tugend und seinem Verstand.
Er war ein Muster der Sittlichkeit,
Der Langmut und Bescheidenheit.
Man hörte ihn loben, man hörte ihn preisen
Als einen vierfüßigen Nathan den Weisen.
Er war ein wahres Hundejuwel!
So ehrlich und treu! eine schöne Seel!
Auch schenkte sein Herr in allen Stücken
Ihm volles Vertrauen, er konnte ihn schicken
Sogar zum Fleischer. Der edle Hund
Trug dann einen Hängekorb im Mund,
Worin der Metzger das schön gehackte
Rindfleisch, Schaffleisch, auch Schweinefleisch packte. –
Wie lieblich und lockend das Fett gerochen,
Der Brutus berührte keinen Knochen,
Und ruhig und sicher, mit stoischer Würde,
Trug er nach Hause die kostbare Bürde.

usw. usf. Schön böse! Ich bin ganz klar auf der Seite Heines.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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