Oh, ich hätte gedacht, dass nach dem Ausscheiden der Nationalmannschaft in der EM dieser Strang jetzt vollläuft. Na gut, dann eben als Erster ein Statement.
Die deutsche Nationalmannschaft hat seit der Einheit eine Art Regenerierungsmodus, der alle 6 Jahre abläuft. So wurden die größten Erfolge in einer Zeitreihe von 1990-1996-2002-2008-2014 erzielt. Jeweils mit anderen Bundestrainern an der Spitze. Die EM 2020 wurde verschoben, aber um diese Zeit herum gab es wichtige Pflichtspiele gegen große Nationen. Ich habe mal nachgeschaut, nach der WM 2018 waren es 11 Pflichtspiele gegen "große" Nationen. Die Bilanz, 2 Siege, 3 Unentschieden und 6 Niederlagen. Sehr ernüchternd. Mal zum Vergleich zwischen der WM 2010 und EM 2016 gab es 9 Siege und 3 Niederlagen gegen große Nationen.
Es ist für jedes Land, was mal einen Titel holt, eine große Herausforderung auf höchsten Niveau zu bleiben und weiter ganz oben mitzuspielen. Man sieht es gerade an Frankreich. Das Paradebeispiel ist für mich Italien 1982, die nach dem WM-Titel vollkommen abgestürzt sind und auch 6 Jahre brauchten, um wieder um Titel mitzuspielen. Eine Ausnahme bildet Spanien mit 3 Titeln hintereinander. Kurz gesagt, Spieler mit einem Titel zerreißen sich nicht mehr, geben nicht mehr alles, und gehen auch keine größeren Risiken ein. Und das trifft auch für das Umfeld zu. Es war ein Wagnis, dass Löw nach dem WM-Titel eingegangen ist. Denn eine Weltmeistermannschaft zu trainieren ist was völlig anderes als ein Team zu managen, dass den Titel noch holen will. Löw und der DFB sind damit gescheitert. Es gab keine neuen Impulse. Aber die sind wichtig. Man sieht das auch an den Erfolgen, die deutsche Nationaltrainer bei ihrem ersten Turnier holten.
1980 - Jupp Derwall - Europameister
1986 - Franz Beckenbauer - Vize-Weltmeister
1992 - Berti Vogts - Vize-Europameister
2000 - Erich Ribbeck - Vorrunde EM 2000 ausgeschieden
2002 - Rudi Völler - Vize-Weltmeister
2006 - Jürgen Klinsmann - Bronze WM 2006
2008 - Jogi Löw - Vize-Europameister
Ribbeck war die Ausnahme, 6 neue Trainer brachten neue Impulse und kamen jeweils unter den Besten 3 an. Die Chance des personellen Neuanfangs im Trainerstab hat man 2016, 2018 und 2021 verpasst. Ich bin bei Hansi Flick zuversichtlich, dass er schon in einem Jahr was auf die Beine stellen kann.