Zunder hat geschrieben:(17 Jun 2021, 00:34)
Dem Ergebnis nach haben die Franzosen nicht einmal ein Tor geschossen.
Dem Spiel nach hatten die Deutschen keine Chance zu gewinnen.
Erstens: Korrekt. In beiden Abseitssituationen stand die deutsche Abwehr perfekt auf einer Linie, da drohte keiner, das Abseits aufzuheben.
In Italien würden man die eigene Nationalmannschaft für diese "Cleverness" feiern, insbesondere, da solche Szenen den Angreifer frustrieren.
Zweitens: Die Deutschen hatten mit Müller, Gündogan und Gnabry 3 sehr gute Chancen, ein Tor zu machen. Als "Hundertprozentige" würde ich die nicht bezeichnen, besonders Gnabrys Ballannahme war anspruchsvoll - aber definitiv kann er das. Müllers Kopfball war gezielt auf das lange Eck platziert, passt das Timing, ist der für Lloris unhaltbar. Na, und wenn Gündogan das Ding nicht mit dem Außenrist in die Ecke zimmern will sondern mit der Innenseite einschiebt, wäre auch der drin gewesen - die vermutlich "einfachste" der drei Großchancen.
So ... Und wenn dann die Franzosen rausrücken, hat ein Mbappe keine Räume für Sprints, umgekehrt aber Havertz, Gnabry, alternativ Werner und Sane.
Na klar ist das hypothetisch, aber so ist Fußball: Das auf dem Papier bessere Mannschaft gewinnt nicht automatisch, ein Spiel kann - unabhängig von der Ausgangslage - immer eine Eigendynamik entwickeln. Wäre das nicht so, hätte Guardiola mit Bayern und ManCity 10 mal hintereinander die CL gewinnen müssen ...
Brainiac hat geschrieben:(16 Jun 2021, 23:13)
Weißt du, ich habe gar nicht so ein Problem damit, dass wir dieses Mal nicht um den Titel mitspielen werden.
Ich habe ein Problem mit dieser grandiosen Selbstüberschätzung im Vorfeld, die die Medien vorgeben, und die Spieler sich einreden lassen.
(...)
"Boah, wir brauchen uns nicht zu verstecken".
Ich finde, bei so etwas hilft immer der Blick ins Ausland: Deutschland ist für alle Experten in allen Ländern ganz selbstverständlich bei jedem Turnier ein Mitfavorit. Der "Fuck up" in Russland genügt nicht, diesen Erfahrungswert zu kippen. Und selbst in der schlimmsten "Rumpelfußballphase" zwischen 2000 und 2004 steht eine Endspielteilnahme bei der WM 2002.
In jüngerer Vergangenheit wurde Deutschland Weltmeister, die Bayern CL-Sieger, gehören seit 10 Jahren zu den konstantesten Teams dort. Aktuell stand dreimal hintereinander ein deutscher Trainer in einem CL-Finale.
Das internationale Renommee des deutschen Fußballs ist momentan sehr gut. Neuer, Kroos, Hummels, Müller, Gündogan, auch Kimmich sind im Ausland so selbstverständlich "Weltstars", wie es für uns große Teile der französischen Mannschaft sind. Havertz hat im CL-FInale das Siegtor geschossen - würde der für das Land XYZ spielen, würde dies in den Augen vieler deutscher "Experten" schon genügen, diese Mannschaft zu einem "Geheimfavoriten" zu erklären. Natürlich wird international wahrgenommen, was bei Chelsea passiert.
Kurz: Es gibt in der Tat keinen Grund, sich zu verstecken.
Auf dem Papier, wohlgemerkt. Aller Verdienste und jedes Talent ist aber natürlich nichts wert, wenn die Leistung auf dem Platz nicht stimmt.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass wir dazu neigen, uns selbst zu zerfleischen und schlechter zu machen, als wir sind.