Klassische Musik

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Ammianus
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Ammianus »

Alster hat geschrieben:(26 Dec 2021, 12:57)

so wird das häufig gehandhabt. Problematisch finde ich nur, dass der Begriff auch für eine bestimmte Epoche (Mozart, Beethoven & Co.) steht
Der Begriff "Klassik" umfasst eine große Vielfalt von Erscheinungen von der Kunst bis zu den Wissenschaften. Man nehme nur "Klassische Archäologie" und "Klassische Physik".
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
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Napoli
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Napoli »

schokoschendrezki hat geschrieben:(21 Dec 2021, 15:40)

Und der Glenn Gould von heute ... das ist ganz klar der gefeierte isländische Pianist Víkingur Ólafsson .
https://www.youtube.com/watch?v=h3-rNMhIyuQ
Auch hier darf man sich nicht von der scheinbaren Simplizität und dem Fehlen hochvirtuoser Passagen täuschen lassen. Das musikalische Erlebnis liegt in der schier unglaublich einfühlsamen Tempo-Gestaltung. Es wütet nicht. Es atmet!
>>Es wütet nicht, es atmet<<: Die Schönheit und Fülle einer Musik offenbart sich ja erst nach mehrmaligen Hörgenuß. Umringt von klassischer Musik, greife ich doch immer wieder zu den Lieblingen, als riefen sie mich. Nun ruft mich auch dieses Lied.

„Niemand ist eine Insel, in sich ganz; jeder Mensch ist ein Stück des Kontinents, ein Teil des Festlandes. Wenn eine Scholle ins Meer gespült wird, wird Europa weniger, genauso als wenn’s eine Landzunge wäre, oder ein Landgut deines Freundes oder dein eigenes. Jedes Menschen Tod ist mein Verlust, denn ich bin Teil der Menschheit; und darum verlange nie zu wissen, wem die Stunde (Glocke/Totenglocke) schlägt; sie schlägt dir selbst.“ (John Donne, Meditation XVII)

. . . . . . . . . . . . . . . . .
Non coerceri maximo, contineri tamen a minimo divinum est
. . . Nicht begrenzt werden vom Größten und dennoch einbe-schlossen sein vom Geringsten, das ist göttlich

Als liberaler Geist ist es mir eigentlich Banane welche Glocke schlägt, ob es eine katholische ist, oder eine evangelische, sie schlagen uns allen.
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schokoschendrezki
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Re: Klassische Musik

Beitrag von schokoschendrezki »

Moses hat geschrieben:(26 Dec 2021, 13:46)

Nicht nur bedeutend, mitunter auch sehr schwer zu singen.
Sorry für diese vielleicht etwas beserwisserrisch klingende Anmerkung dazu: Bei Musik sollte es nicht um "Bedeutsamkeit", um allgemeine Anerkanntheit gehen, sondern um das ganz subjektive, persönliche Empfinden. Das verwiesene Stück von Arvo Pärt ist ganz mein Geschmack. Von der ersten Sekunde an. Auch in der visuellen Begleitung, die nach meinem Empfinden ganz in der Tradition der großen sowjetischen, russischen bzw. ex-sowjetischen Länder liegt. Andrej Tarkowski zum Beispiel.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Napoli »

Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir.

Ich möchte mit einem Superlativ der Musikgeschichte fortfahren, Maria Callas. Leonard Bernstein nannte sie "die größte Sängerin der Welt". Bei der Darbietung der Wahnsinnsarien‘ gelang es der Callas, dass die Welt anhielt und erstarrte vor Demut. Ich erspare mir, zumindest vorerst, diese bewegenden Momente der Musikgeschichte hier zu präsentieren. Ich finde einen anderen Weg besser, der uns Deutschen vlt. zugänglicher ist, einen Zugang zu dieser Diva zu erhalten: Schlichtheit, Sehnsucht, Herzergreifung.
Franz Schubert begeistert die Welt, sein "Schubert Ave Maria" gilt vermutlich als größte Schmelzarie‘ überhaupt. Nicht lange her, da sang sogar Helene Fischer dieses Ave Maria und sorgte für große Begeisterung. Ich kann mir gut vorstellen, viele Fans würden gerne eine weitere Schubert-Komposition von ihr hören wollen. Schubert ist quasi modern. Auch ich möchte Helene Fischer dazu ermutigen wollen. Sie ist keine Eggerth oder Callas, aber sie bewegt uns im Herzen.
Auch die Callas sang Schubert, und es kann nicht trefflicher sein, dieses deutschsprachige Schubert Arrangement dieser Arie der Christenheit hier zu präsentieren. Maria Callas auf deutsch:

https://www.youtube.com/watch?v=Wh6PiPr ... V&index=23

Ave Maria!
Jungfrau mild,
Erhöre einer Jungfrau Flehen,
Aus diesem Felsen starr und wild
Soll mein Gebet zu dir hin wehen,
Zu dir hin wehen.
Wir schlafen sicher bis zum Morgen,
Ob Menschen noch so grausam sind.
O Jungfrau, sieh der Jungfrau Sorgen,
O Mutter, hör ein bittend Kind!
Ave Maria!
Ave Maria
Unbefleckt!
Wenn wir auf diesen Fels hinsinken
Zum Schlaf, und uns dein Schutz bedeckt,
Wird weich der harte Fels uns dünken
Du lächelst, Rosendüfte wehen
In dieser dumpfen Felsenkluft.
O Mutter, höre Kindes Flehen,
O Jungfrau, eine Jungfrau ruft!
Ave Maria!

Ave Maria!
Reine Magd!
Der Erde und der Luft Dämonen,
Von deines Auges Huld verjagt,
Sie können hier nicht bei uns wohnen
Wir woll'n uns still dem Schicksal beugen,
Da uns dein heilger Trost anweht;
Der Jungfrau wolle hold dich neigen,
Dem Kind, das für den Vater fleht!
Ave Maria!


„Es gibt zwei Menschen in mir. Ich möchte gern Maria sein, aber da ist auch die Callas, der ich gerecht werden muss. Ich versuche, mit beiden auszukommen.“ (Maria Callas in einem Interview)
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Moses
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Moses »

schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Dec 2021, 09:08)

Sorry für diese vielleicht etwas beserwisserrisch klingende Anmerkung dazu: Bei Musik sollte es nicht um "Bedeutsamkeit", um allgemeine Anerkanntheit gehen, sondern um das ganz subjektive, persönliche Empfinden. Das verwiesene Stück von Arvo Pärt ist ganz mein Geschmack. Von der ersten Sekunde an. Auch in der visuellen Begleitung, die nach meinem Empfinden ganz in der Tradition der großen sowjetischen, russischen bzw. ex-sowjetischen Länder liegt. Andrej Tarkowski zum Beispiel.
So unterschiedlich ist das Empfinden von Konsumenten und Interpreten.
Der Herr gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich nicht hinnehmen kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Napoli »

Bei Salve Regina, ich wählte diese Komposition bewusst aus, da sie mir vertraut ist, geht es um die heilige Regina. Ich bin da auch sofort bei der heiligen Corona. Sie wurde zwischen 2 Palmen gespannt und man löste die Seile, Corona wurde in der Luft zerrissen.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von schokoschendrezki »

Moses hat geschrieben:(27 Dec 2021, 20:41)

So unterschiedlich ist das Empfinden von Konsumenten und Interpreten.
Ja ... ich hab gar nicht mitbekommen, dass der Verweis auf das Stück gar nicht von dir ist sondern nur deine Anmerkung dazu.

Singbarkeit. Ich hab ein paar mal versucht, zu singen. Es geht nicht. Ich bin wirklich nicht unmusikalisch. Aber es geht einfach nicht. Weiß der Teufel warum. Ich kann Töne hören und Rhythmen erfassen und auch auf meinem Instrument spielen. Aber nix singen. Anderes Thema. Zumindest das verwiesene Stück von Arvo Pärt ist aber grundsätzlich tonal, auf einen Grundton bezogen, e-moll. Oh je. Da gibts wahrhaftig schwierigeres Zeug.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Napoli »

Trutznachtigall hat geschrieben:(25 Dec 2021, 10:21)

Gern möchte ich euch einen meiner Lieblinge vorstellen: Nicolaus Bruhns aus Schwabstedt bei Husum (1665 -1697), ein wichtiger Vertreter des stylus phantasticus, ein modern anmutender Musikstil. Leider starb Bruhns schon in jungen Jahren. Sehr viel ist von ihm nicht erhalten. JS Bach soll ihn geschätzt haben.

Sehr gut finde ich die Interpretation des jungen Organisten Jos Maters.

https://www.youtube.com/watch?v=StDcVP9 ... Uw&index=4
Ginge ich zu weit, wenn ich schreiben würde, Bruhns und Monteverdi (lamento della ninfa, siehe Eingang) treffen sich?

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... uselang=de
(Gemeinfrei)

Da konzepierte der Bruhns dann anders als Bach, dieser ließ m.E. die Antike nur in seinen weltlichen Liedern auftauchen, die er dann vor weltlichen Publikum darbot.

Ich fand Literatur diesbzgl. pdf (Harald Vogel):
https://www.gdo.de/fileadmin/gdo/pdfs/AO-1501-Vogel.pdf


Ich habe was in D gefunden, fürs erste einfacher für mich (nicht so dominant):

https://www.youtube.com/watch?v=NszH_bPiMgM

sehr spannend
Lg

Nachtrag: Das Bild im Bruhns-Video zeigt die Stadt Husum ~ 1651
Zuletzt geändert von Napoli am Di 28. Dez 2021, 15:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Moses »

schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Dec 2021, 21:46)

Ja ... ich hab gar nicht mitbekommen, dass der Verweis auf das Stück gar nicht von dir ist sondern nur deine Anmerkung dazu.

Singbarkeit. Ich hab ein paar mal versucht, zu singen. Es geht nicht. Ich bin wirklich nicht unmusikalisch. Aber es geht einfach nicht. Weiß der Teufel warum. Ich kann Töne hören und Rhythmen erfassen und auch auf meinem Instrument spielen. Aber nix singen. Anderes Thema. Zumindest das verwiesene Stück von Arvo Pärt ist aber grundsätzlich tonal, auf einen Grundton bezogen, e-moll. Oh je. Da gibts wahrhaftig schwierigeres Zeug.
https://www.youtube.com/watch?v=lxhXCiMazbk

Die hab ich vor Jahren mal gesungen - das ist echt nicht leicht.
Der Herr gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich nicht hinnehmen kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von schokoschendrezki »

Noch mal zurück zur klassischen Musik überhaupt. Neben Bach wird ja u.a. Beethoven als Überfigur betrachtet. Ich persönlich finde da einfach keinen Zugang. Nicht wegen irgendwelcher Vorbehalte. Es stellt sich - im Gegensatz etwa zu Bach oder Haydn - einfach keine Resonanz her. Anstelle des Individualismus der Einzelstimmen höre ich immer nur den Geniekult der Komposition. Beethoven, Goethe, Napoleon. Der Geist dieses Selbstverständnisses als "Genies" weht mich in der Musik von Beethoven an.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Napoli »

Zugänglichkeit, Resonanz, sehr bedeutsame Begriffe. Vlt. sagte sich Beethoven einst, ich muss auch etwas für Elise spielen:

https://www.youtube.com/watch?v=vDf4LKy40Yk
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Napoli »

Liebe Grüße nach Polen, einfach schön. Danke an Sandra.

https://www.youtube.com/watch?v=2c2atfqRXxA
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Jester »

schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Dec 2021, 09:03)

Noch mal zurück zur klassischen Musik überhaupt. Neben Bach wird ja u.a. Beethoven als Überfigur betrachtet. Ich persönlich finde da einfach keinen Zugang. Nicht wegen irgendwelcher Vorbehalte. Es stellt sich - im Gegensatz etwa zu Bach oder Haydn - einfach keine Resonanz her. Anstelle des Individualismus der Einzelstimmen höre ich immer nur den Geniekult der Komposition. Beethoven, Goethe, Napoleon. Der Geist dieses Selbstverständnisses als "Genies" weht mich in der Musik von Beethoven an.
Beethoven ist durchaus eine Überfigur, seine Symphonie-Zyklus ein Meisterwerk in sich und Quell musikalischer Ästhetik im Vergleich zu der Pein moderner Musik. Er hat trotz Gehörverlust weiterkomponiert.

Hier geht es weiter:
https://www.youtube.com/watch?v=8ME7vnUnjL0
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Re: Klassische Musik

Beitrag von PeterK »

Jester hat geschrieben:(24 Jan 2022, 21:07)
Hier geht es weiter:
https://www.youtube.com/watch?v=8ME7vnUnjL0
Vorher noch eine kurze weitere Anmerkung zu Beethoven ;) :
https://www.youtube.com/watch?v=cd9rg9v25bo
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Misterfritz »

schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Dec 2021, 09:03)

Noch mal zurück zur klassischen Musik überhaupt. Neben Bach wird ja u.a. Beethoven als Überfigur betrachtet. Ich persönlich finde da einfach keinen Zugang.
Eben, Du persönlich.
Anderen geht es so mit Wagner, Haydn, etc. Es heisst also schlicht nix!
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Klassische Musik

Beitrag von schokoschendrezki »

Misterfritz hat geschrieben:(24 Jan 2022, 21:56)

Eben, Du persönlich.
Anderen geht es so mit Wagner, Haydn, etc. Es heisst also schlicht nix!
Ja. Und was heißt diese Feststellung nun? Dass es keinen persönlichen, subjektiven Zugang zu Musik sondern nur einen kanonischen, durch Musikwissenschaft bzw. einfach durch "historische Bedeutung" zu geben hat? Dass es in einem Diskussionsforum nicht darum geht, was jemand persönlich zu sagen hat, sondern dass ein Diskussionsforum eine Art Seminargruppe ist, in der man einen offfiziellen Wissensstand zusammenzutragen hat?
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Re: Klassische Musik

Beitrag von schokoschendrezki »

Jester hat geschrieben:(24 Jan 2022, 21:07)

Beethoven ist durchaus eine Überfigur, seine Symphonie-Zyklus ein Meisterwerk in sich und Quell musikalischer Ästhetik im Vergleich zu der Pein moderner Musik. Er hat trotz Gehörverlust weiterkomponiert.

Hier geht es weiter:
https://www.youtube.com/watch?v=8ME7vnUnjL0
Vielleicht stelle ich mich ein wenig dumm an ... aber ich komme da zu Händel.

Händel und Bach wurden im selben Jahr geboren. Händel war schon zu Lebzeiten der große Star. Bach wurde (ersteinmal) vergessen. Ich bin nicht religiös veranlagt. Aber die Musik von Bach weckt irgendwas in mir. Die ist so tiefgehend. Händel dagegen hört sich für mich vor allem glänzend und feierlich an.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Misterfritz »

schokoschendrezki hat geschrieben:(25 Jan 2022, 06:38)

Vielleicht stelle ich mich ein wenig dumm an ... aber ich komme da zu Händel.

Händel und Bach wurden im selben Jahr geboren. Händel war schon zu Lebzeiten der große Star. Bach wurde (ersteinmal) vergessen. Ich bin nicht religiös veranlagt. Aber die Musik von Bach weckt irgendwas in mir. Die ist so tiefgehend. Händel dagegen hört sich für mich vor allem glänzend und feierlich an.
Das ist Deine subjektive Wahrnehmung, andere präferieren andere Komponisten.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Liegestuhl »

Für mich der absolute Knaller von Händel. Die Musik war das Intro von Lars von Triers Film "Antichrist".

https://www.youtube.com/watch?v=TqdFoRjL1Bk
https://www.youtube.com/watch?v=Dg7tH5G0neE
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von schokoschendrezki »

Misterfritz hat geschrieben:(25 Jan 2022, 08:27)

Das ist Deine subjektive Wahrnehmung, andere präferieren andere Komponisten.
Dazu könnte man die Frage stellen, ob so etwas wie "Musik" überhaupt anders wahrgenommen werden kann als subjektiv.

Und ob irgendwie akademische oder sonstwie verallgemeinerte oder objektivierte Sichtweisen darauf in einem Diskussionsforum von irgendeinem Interesse sind. Für diesen Zweck steht eine ganze Reihe von Büchern direkt und jetzt neben mir im Regal. Ich glaube, Du hast den eigentlichen Sinn und Zweck eines Diskussionsforums in seiner Unterscheidung von anderen Kommunikationsformen nicht verstanden.

Unter den Künsten wird Musik häufig als das wahrgenommen, was am direktesten und unmittelbarsten mit einem Subjekt in Resonanz tritt (oder eben auch nicht).
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Misterfritz »

schokoschendrezki hat geschrieben:[url=viewtopic.php?p=5153695#p5153695] (25 Jan 2022, 08:42)Du hast den eigentlichen Sinn und Zweck eines Diskussionsforums in seiner Unterscheidung von anderen Kommunikationsformen nicht verstanden.
Vielen Dank für das Gespräch :D

Mir ist schon klar, dass insbesondere klassische Musik in der wissenschaftlichen Betrachtung/Forschung ein wichtiges Thema ist - war schliesslich mein Onkel Dozent an der Akademie der Künste und Bachspezialist.
Das ändert aber überhaupt nichts daran, dass Musik eine sehr persönliche, subjektive Wahrnehmung ist und somit auch, was einem gefällt.
Ich bin im übrigen auch Bach-Fan - solange nicht gesungen wird :D. Und trotzdem mag ich oft Vivaldi (dessen Concerti oft Vorlagen für Bach waren) lieber, da lebendiger.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von schokoschendrezki »

Der Appetit auf Vivaldi ist mir endgültig und für immer durch Star-Geiger(innen) wie David Garrett oder Vanessa Mae vergangen.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Misterfritz »

schokoschendrezki hat geschrieben:(25 Jan 2022, 09:07)

Der Appetit auf Vivaldi ist mir endgültig und für immer durch Star-Geiger(innen) wie David Garrett oder Vanessa Mae vergangen.
Tja, wer sich die antut ...
Dafür kann aber Vivaldi nichts. Ich empfehle Menuhin und die Camerata Lysy Gstaad.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Billie Holiday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(25 Jan 2022, 09:07)

Der Appetit auf Vivaldi ist mir endgültig und für immer durch Star-Geiger(innen) wie David Garrett oder Vanessa Mae vergangen.
Mir durch Nigel Kennedy. Fürchterlich.
„Wer mich beleidigt, bestimme ich.“ (Klaus Kinski)

„Just because you’re offended, doesn’t mean you’re right.“ (Ricky Gervais)
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Misterfritz »

Billie Holiday hat geschrieben:(25 Jan 2022, 10:13)

Mir durch Nigel Kennedy. Fürchterlich.
https://www.youtube.com/watch?v=TUaGHrlo_Rs
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Alster »

schokoschendrezki hat geschrieben:(25 Jan 2022, 09:07)

Der Appetit auf Vivaldi ist mir endgültig und für immer durch Star-Geiger(innen) wie David Garrett oder Vanessa Mae vergangen.
Apropos Vivaldi: was hält die Formumsgemeinde von der gelegentlich verbreiteten Hypothese, Vivaldi hätte in seinem Winter den cold song von Purcell (King Arthur) plagiiert?

zum anhören z.B.:
Purcell: https://www.youtube.com/watch?v=GNrkR48uI68
Vivaldi: https://www.youtube.com/watch?v=TZCfydWF48c
dies ist keine Rechtsberatung sondern nur meine persönliche Meinung
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Re: Klassische Musik

Beitrag von PeterK »

Misterfritz hat geschrieben:(25 Jan 2022, 09:11)
Tja, wer sich die antut ...
Dafür kann aber Vivaldi nichts. Ich empfehle Menuhin und die Camerata Lysy Gstaad.
Britische Orchester sind, wenn es um Barock geht, IMO auch meistens eine gute Wahl.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von schokoschendrezki »

Die Geschichte der Wiederauffindung der Werke Vivaldis im 20. Jahrhundert ... ja das ist natürlich ein Ding. Gut, das kann man überall nachlesen.

Dass ein Musiker/Komponist zeitweilig der bekannteste in ganz Europa ist (erste Hälfte des 18. Jahrhunderts) und dann aber wirklich so gut wie vollständig vergessen wird ... das habe, so hörte ich, auch damit zu tun, dass das, war wir heute der "Klassik" zurechnen in der Zeit der Entstehung nicht viel mit Klassisch im Sinne der Aufführung klassisch gewordener Stücke zu tun hat. Man erwartete im Gegenteil von Vivaldi für jedes Konzertereignis etwas neues. Und nicht etwa die Wiederaufführung irgendeines in irgendeinem Sinne zum Klassiker (auch im zeitlich kurzfristigen Sinn) gewordenen Stücks. Es musste immer und stets etwas neues sein. Womit sich vielleicht auch. der enorme Umfang seines Schaffens erklärt. Ich weiß nicht genau, ob man sich das so vostellen soll, dass jemand wie Vivaldi grundsätzlich nicht mit dem Hintergedanken arbeitete, irgendetwas für die Ewigkeit oder auch nur irgendwie für die Nachwelt zu schaffen. Sondern stattdessen vor allem für das nächste anstehende Konzertereignis.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von schokoschendrezki »

Alster hat geschrieben:(25 Jan 2022, 15:20)

Apropos Vivaldi: was hält die Formumsgemeinde von der gelegentlich verbreiteten Hypothese, Vivaldi hätte in seinem Winter den cold song von Purcell (King Arthur) plagiiert?

zum anhören z.B.:
Purcell: https://www.youtube.com/watch?v=GNrkR48uI68
Vivaldi: https://www.youtube.com/watch?v=TZCfydWF48c
Naja. Plagiat. Ob dieser Begriff so einfach auf eine etwas fernere Vergangenheit anwendbar ist? Oder hat man das eher als "inspiriert von" empfunden.

Sicher ist, dass die Haydn-Komposition, die später die deutsche Nationalhymne geworden ist, von einem kroatischen Volkslied inspiriert wurde. Ich finde grad nicht eine Aufnahme dieses Lieds in seiner ursprünglichen volksliedhaften Form. Aber "inspiriert von" ist eher untertrieben. Ist eigentlich sogar frappierend ähnlich.

Dazu muss man wissen, dass es in der Umgebung des Eszterhazy-Sommerschlosses. wo Haydn lange Zeit als Kapellmeister tätig war einige ursprünglich kroatische Dörfer gibt. Sie liegen heute teils im Nordwesten Ungarns, teils im österreichischen Burgenland. Irgendwo hat Haydn glaub ich es selbst beschrieben, dass er bei einem Spaziergang in einem dieser Dörfer in einem Gasthaus dieses Lied kennenlernte und als Inspiration mit nach Hause nahm.

Die im Sommer stattfindenden Kammerkonzerte im Eszterhazy-Schloss, zumeist mit Haydn-Musik, sind für mich, was Klassik anbetrifft, aufgrund ihrer Intimität und Nähe und aufgrund der Aufführung am Ort ihres Entstehens so ziemlich die schönsten Musikerlebnisse. Ja, wiederum subjektiv. Was denn sonst? Will ich hier lesen, dass jemand dasselbe mag was ich auch mag? Ich lese und diskutiere in diesem Forum doch nicht, um meine eigenen Ansichten, auch politischen Ansichten, irgendwie bestätigt zu bekommen. Im Gegenteil. Ich will wissen, was andere Menschen aus anderen Regionen, aus anderen Sozialmillieus und mit ganz anderen Meinungen, Ansichten zu sagen haben. Oder was sie an Musik mögen.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Misterfritz »

schokoschendrezki hat geschrieben:(25 Jan 2022, 18:21)

Naja. Plagiat. Ob dieser Begriff so einfach auf eine etwas fernere Vergangenheit anwendbar ist? Oder hat man das eher als "inspiriert von" empfunden.
Sicherlich nicht.
Es war ja schon schwierig, überhaupt Noten von anderen Komponisten zu bekommen.
Bach hatte ja auch Vivaldis Concerti für einige seiner Kompositionen als Basis.
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H2O
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Re: Klassische Musik

Beitrag von H2O »

Tja, Anregung und schlichte Übernahme sind schon noch zwei paar Schuhe!

Dazu paßt die Schöpfung Hanns Eislers, der ein Gedicht von Berthold Brecht über die Vergänglichkeit gestrafft und vertont hat, indem er Elemente aus Friederich Smetanas "Moldau" nutzte. Genial! Und mir treibt es bei beiden Werken regelmäßig das Wasser in die Augen.

Das Lied von der Moldau (Bertold Brecht / Hanns Eisler)

Am Grunde der Moldau wandern die Steine
Es liegen drei Kaiser begraben in Prag.
Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine.
Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag.

Es wechseln die Zeiten. Die riesigen Pläne
Der Mächtigen kommen am Ende zum Halt.
Und gehn sie einher auch wie blutige Hähne
Es wechseln die Zeiten, da hilft kein Gewalt.

Am Grunde der Moldau wandern die Steine
Es liegen drei Kaiser begraben in Prag.
Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine.
Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag.

https://www.youtube.com/watch?v=rw4hjV_ohyM
https://www.youtube.com/watch?v=rE-wNvvDQIo

Die Moldau (Friederich Smetana)
https://www.youtube.com/watch?v=l6kqu2mk-Kw
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Trutznachtigall »


Das habe ich zum ersten Mal gehört. Ein wunderschönes Lied. Vielen Dank.
Die Interpretation von Dorine Niezing lässt m.E. die von Gisela May weit hinter sich.
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Dieter Winter
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Dieter Winter »

Trutznachtigall hat geschrieben:(26 Jan 2022, 00:28)
Ein wunderschönes Lied.
Dann sollte Euch Ha Tikva, die israelische Nationalhymne, auch gefallen. ;)
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Re: Klassische Musik

Beitrag von schokoschendrezki »

Trutznachtigall hat geschrieben:(26 Jan 2022, 00:28)

Das habe ich zum ersten Mal gehört. Ein wunderschönes Lied. Vielen Dank.
Die Interpretation von Dorine Niezing lässt m.E. die von Gisela May weit hinter sich.
Schön ist das Lied.
Trutznachtigall hat geschrieben:
Das habe ich zum ersten Mal gehört. Ein wunderschönes Lied. Vielen Dank.
Die Interpretation von Dorine Niezing lässt m.E. die von Gisela May weit hinter sich.
Schön ist es wirklich. Es hat (für mich) so einen leicht jiddischen Klezmer-Anklang.

Aber Brecht ... der ist schon vom Text her hart, schneidend, provokativ und auch immer ein wenig arrogant. So nach dem Motto: Redet keinen Scheiß daher. Ich erklär euch wie die Welt wirklich funktioniert. Und da sind Gisela May und vor allem Ernst Busch näher dran. Wolf Biermann steht ja auch deutlich hörbar in dieser Linie. Ich höre das mit einer Art Mischung aus Faszination und eigentlich wachsender innerer Distanz. Und denk dabei immer: Sag lieber nix dagegen. Du wirst sofort als kleines naives Bürschlein niedergemacht.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Trutznachtigall »

schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Jan 2022, 09:34)

Schön ist das Lied.
Schön ist es wirklich. Es hat (für mich) so einen leicht jiddischen Klezmer-Anklang.

Aber Brecht ... der ist schon vom Text her hart, schneidend, provokativ und auch immer ein wenig arrogant. So nach dem Motto: Redet keinen Scheiß daher. Ich erklär euch wie die Welt wirklich funktioniert. Und da sind Gisela May und vor allem Ernst Busch näher dran. Wolf Biermann steht ja auch deutlich hörbar in dieser Linie. Ich höre das mit einer Art Mischung aus Faszination und eigentlich wachsender innerer Distanz. Und denk dabei immer: Sag lieber nix dagegen. Du wirst sofort als kleines naives Bürschlein niedergemacht.
Dieses Gedcht ist eigentlich nicht typisch für Brecht. Ich kannte es bis dato nicht und habe mich erst mal an verschiedenen Stellen darüber informiert.
Es ist sanfter als sonstige Sachen von Brecht, hat etwas Volksliedhaftes.
Dieses Lied geht mir seit gestern nicht aus den Ohren. Ich höre es immer wieder " ... das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine."
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Re: Klassische Musik

Beitrag von schokoschendrezki »

Trutznachtigall hat geschrieben:(27 Jan 2022, 11:05)

Dieses Gedcht ist eigentlich nicht typisch für Brecht. Ich kannte es bis dato nicht und habe mich erst mal an verschiedenen Stellen darüber informiert.
Es ist sanfter als sonstige Sachen von Brecht, hat etwas Volksliedhaftes.
Dieses Lied geht mir seit gestern nicht aus den Ohren. Ich höre es immer wieder " ... das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine."
Ja klar. Das ist schon richtig. Das Thema sollte man wahrscheinlich extra abhandeln.

Smetana aber gehört natürlich hierher.

Dass man eine Landschaft oder - in diesem Fall - die Anmutung eines Flusslaufs und der umgebenden Landschaft authentisch in Musik umsetzt ... das ist natürlich schon ein Ding. Glücklicherweise habe ich die Moldau etliche male in meinem Leben real betrachten können. Am eindrücklichsten an ihrer Mündung in die Elbe in Melnik. Dieses irgendwie gemächlich dahinmäandernde ... das kann man in der Musik schon irgendwie hören. Eigentlich ist dort - von ihrem Einzugsgebiet und von den Wassermengen her - die Moldau der Haupt- und die Elbe der Nebenfluss. Hobbypsychologisch gesprochen: Die Moldau drängt sich nicht gerade in den Vordergrund. Sympathisch.

Was eine "sinfonische Dichtung" eigentlich sein soll (und als solche wird Smetanas bekannteste Schöpfung bezeichnet) ... habe ich lange Zeit einfach nicht verstanden. Eine "Dichtung" ist für mich ein literarisch-künstlerischer Text. Es ist - vermutlich - damit einfach nur gemeint, dass sich etwas so abstraktes wie textlose Musik auf einen konkreten Gegenstand bezieht.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Trutznachtigall »

schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Jan 2022, 11:30)
Smetana aber gehört natürlich hierher.

Dass man eine Landschaft oder - in diesem Fall - die Anmutung eines Flusslaufs und der umgebenden Landschaft authentisch in Musik umsetzt ... das ist natürlich schon ein Ding. Glücklicherweise habe ich die Moldau etliche male in meinem Leben real betrachten können. Am eindrücklichsten an ihrer Mündung in die Elbe in Melnik. Dieses irgendwie gemächlich dahinmäandernde ... das kann man in der Musik schon irgendwie hören. Eigentlich ist dort - von ihrem Einzugsgebiet und von den Wassermengen her - die Moldau der Haupt- und die Elbe der Nebenfluss. Hobbypsychologisch gesprochen: Die Moldau drängt sich nicht gerade in den Vordergrund. Sympathisch
Besonders eindrucksvoll in Smetanas "Mein Vaterland" finde ich den Teil "Tábor".

https://www.youtube.com/watch?v=AQHtaZLK4Ts
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Re: Klassische Musik

Beitrag von schokoschendrezki »

Und zur Entspannung und Aufheiterung: Die Typewriter-Sinfonie, aufgeführt von den Brandenburger Symphonikern. Der Mann an der Schreibmaschine ist absolut Klasse. Aufgepasst: Ungefähr in Minute 3:08 gibts einen kleinen "Vertipper". :)
https://www.youtube.com/watch?v=nW8dGwa2zRw
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Jester »

schokoschendrezki hat geschrieben:(25 Jan 2022, 06:38)

Vielleicht stelle ich mich ein wenig dumm an ... aber ich komme da zu Händel.

Händel und Bach wurden im selben Jahr geboren. Händel war schon zu Lebzeiten der große Star. Bach wurde (ersteinmal) vergessen. Ich bin nicht religiös veranlagt. Aber die Musik von Bach weckt irgendwas in mir. Die ist so tiefgehend. Händel dagegen hört sich für mich vor allem glänzend und feierlich an.
Beethovens Musik ist von einer tiefen Ernsthaftigkeit und Romantik geprägt. Als Beispiel könnte dafür das Klavierkonzert Nr. 4 in G-Dur herhalten, wo die Antipoden aus Dunkel und Licht zusammenfallen. Bach war zu seiner Zeit ein sehr respektierter Musiker, erst Mendelssohn hat ihn quasi wieder aus der Taufe gehoben. Händel wurde in England durch King George eine musikalischer Weltstar. Ja, seine musikalischen Beiträge sind vor allem feierlicher Natur.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Jester »

https://www.youtube.com/watch?v=4-u7aqZNaog&t=119s
Sensationell damals, dass Kleiber in Bayreuth aufgetreten ist. Spas Wenkoff war wirklich ein herausragender Tenor und perfekt geeignet für dieses englische-keltische Liebesdrama.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von schokoschendrezki »

Jester hat geschrieben:(27 Jan 2022, 18:13)

Beethovens Musik ist von einer tiefen Ernsthaftigkeit und Romantik geprägt. Als Beispiel könnte dafür das Klavierkonzert Nr. 4 in G-Dur herhalten, wo die Antipoden aus Dunkel und Licht zusammenfallen. Bach war zu seiner Zeit ein sehr respektierter Musiker, erst Mendelssohn hat ihn quasi wieder aus der Taufe gehoben. Händel wurde in England durch King George eine musikalischer Weltstar. Ja, seine musikalischen Beiträge sind vor allem feierlicher Natur.
Über den Begriff der "Ernsthaftigkeit" in der Musik lässt sich streiten. "Ernst" bedeutet leztendlich und lediglich nur so etwas wie "jetzt gehts wirklich zur Sache", "jetzt mach ich nicht einfach nur so Spaß". "Ernsthaftigkeit" ist eine Attitüde, eine "zum Ausdruck gebrachte innere Haltung" des Komponisten oder MUsikers, nicht jedoch irgendwie ein Klassifikationsmerkmal von Musik. Die Musik von Bach, also insbesondere die Klaviermusik, ist für mich nicht so sehr "ernste" Musik sondern vor allem "tiefe" Musik.

Das Bild vom "aus der Taufe gehoben worden sein" ist auch irgendwie schief. So wie ich es verstehe, war es das Verdienst von Mendelssohn, diese Musik dem Vergessen zu entreißen ... das ist verdienstvoll genug. Aber der große Respekt für diese Musik heute kommt schon aus der Musik von Bach selbst. Man könnte auch sagen: Es gab, vor allem im 19. Jahrhundert, halt einfach eine gewisse Periode der Geschmacksverirrung. So wie das viele Leute im Bereich Rock- und Popmusik für die 80er Jahre des 20. Jh.s sehen.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Misterfritz »

schokoschendrezki hat geschrieben:(30 Jan 2022, 20:45)

Über den Begriff der "Ernsthaftigkeit" in der Musik lässt sich streiten. "Ernst" bedeutet leztendlich und lediglich nur so etwas wie "jetzt gehts wirklich zur Sache", "jetzt mach ich nicht einfach nur so Spaß". "Ernsthaftigkeit" ist eine Attitüde, .
Das, was Du hier "dargelegt", ist völlig unerheblich für die Beurteilung von der Qualität der Musik von Bach, Beethoven oder sonst welchem Komponisten.
Es bleibt Dir aber völlig unbenommen, das so zu sehen - nur erhebe das nicht den Anspruch, dass das andere auch so sehen.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Klassische Musik

Beitrag von schokoschendrezki »

Misterfritz hat geschrieben:(30 Jan 2022, 21:03)

Das, was Du hier "dargelegt", ist völlig unerheblich für die Beurteilung von der Qualität der Musik von Bach, Beethoven oder sonst welchem Komponisten.
Es bleibt Dir aber völlig unbenommen, das so zu sehen - nur erhebe das nicht den Anspruch, dass das andere auch so sehen.
Ich sehe dies als eine ziemlich vormoderne Auffasung von Kunst überhaupt. NIcht nur von Musik allein. Kunst ist etwas, das sich zwischen Künstler und Rezipient, Hörer, Leser, Betrachter entfaltet. Und nicht einfach so da ist. "Qualität" kann man - wenn überhaupt - nur als sozusagen die Potenz dieser Entfaltungsmöglichkeiten ansehen. Es gab in diesen AUffassungen zur Rolle von Kunst irgendwann mal sowas wie in der Physik den Übergang von der klassischen zur relativistischen Physik. Mit einer ganz anderen Auffassung von der Rolle des Beobachters.

Beim Stichwort "Qualität von Musik" fällt mir höchstens so etwas wie der objektiv messbare Frequenzumfang einer Audioanlage ein. Man kann über Musik nicht anders als aus einer subjektiven Empfindungslage heraus reden. Objektivierbar ist lediglich die Zurückführbarkeit von Perioden historischer Erfolge und Begeisterungen auf formale musikalische Merkmale im Zusammenhang mit einem jeweils herrschenden Zeitgeist.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am So 30. Jan 2022, 21:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Misterfritz »

schokoschendrezki hat geschrieben:(30 Jan 2022, 21:29)

Ich sehe dies als eine ziemlich vormoderne Auffasung von Kunst überhaupt.
Und auch das ist ziemlich unerheblich ...
Du magst Dir ja toll vorkommen mit Deinem Geschwurbel - beeindrucken tust Du eigentlich niemanden damit.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von schokoschendrezki »

Misterfritz hat geschrieben:(30 Jan 2022, 21:35)

Und auch das ist ziemlich unerheblich ...
Du magst Dir ja toll vorkommen mit Deinem Geschwurbel - beeindrucken tust Du eigentlich niemanden damit.
Das ist in keinster Weise eine irgendwie sachliche Einwendung und Gegenargumentation. Sondern einfach nur die Bekundung einer persönlichen ANtipathie. Wobei ich kein Problem damit habe,

Eine echte Gegenargumentation müsste eine Begründung dafür liefern, dass es für Musik qualitätsmäßig objektivierbare Kriterien gibt und wie die aussehen sollen. Wenn das subjektive Urteil keine Rolle spielt, dann sollte es auch irgendeine Computerapplikation geben, mit der diese Qualität messbar ist. Es gab in den 60er Jahren solche Denkansätze. Unter dem Stichwort "Formale Ästehtik" oder auch "Kybernetische Ästhetik". Max Bense war einer der Hauptvertreter. Alles vergessen. Zum Glück. Wie so viele technokratische und technologieunkritische Ansätze aus dieser Zeit.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Misterfritz »

schokoschendrezki hat geschrieben:(30 Jan 2022, 21:47)

Das ist in keinster Weise eine irgendwie sachliche Einwendung und Gegenargumentation.
Es kann kein Gegenargument dagegen geben, dass Du Händel qualitativ höher einschätzt als Beethoven. Das ist Dein persönlicher Geschmack - Punkt.
Das einzusehen, würde reichen.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von schokoschendrezki »

Misterfritz hat geschrieben:(30 Jan 2022, 21:54)

Es kann kein Gegenargument dagegen geben, dass Du Händel qualitativ höher einschätzt als Beethoven. Das ist Dein persönlicher Geschmack - Punkt.
Das einzusehen, würde reichen.

Nicht zu meinen persönlichen Präferenzen ist ein Gegenargument gesucht. Sondern zu der Auffassung, dass man über Musikĝeschmack überhaupt "objektiv" reden kann.

Selbstverständlich kann man zu allen möglichen Formalismen, Tonsystemen, Kompositionstechniken, Aufführungspraktiken usw. usf. objektiv diskutieren.

Jede wirklich wirklich interessante Äußerung über Musik in einem Forum wie diesem hier, kann aus meiner Sicht jedoch nur die Darstellung eines subjektiven Erlebens, einer subjektiven Reflexion sein. Glücklicherweise ist es in einem Diskussionsforum eher unüblich, auf Hörbeispiele zu verweisen.

Wir können auch gern über die Fugentechnik bei Bach diskutieren. Obs was bringt?

Das Spannende bei einem DIskussionsforum beim Thema Musik besteht für mich darin, ganz unterschiedliche Wahrnehmungen beschrieben zu bekommen.

Ich schätze weder Händel noch Bach noch Beethoven jeweils irgendwie "höher" ein, Ich versuche einfach nur zu beschreiben, was die jeweilige Musik in mir auslöst, wie sie mich bewegt oder auch nicht bewegt. Und andere Beschreibungen anderer User interessieren mich selbstverständlich genauso.

Ein wenig polemischer formuliert: Wer im Zusammenhang von Musik von "qualitativ höher" redet, hat überhaupt keine Ahnung von Musik. Da ist keinerlei Dialog mit mir möglich. Ich kenne keine "qualitätiv hohe" oder "niedere" Musik. Grundsätzlich nicht!
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am So 30. Jan 2022, 22:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Misterfritz »

schokoschendrezki hat geschrieben:(30 Jan 2022, 22:10)

Wir können auch gern über die Fugentechnik bei Bach diskutieren. Obs was bringt?
Gute Idee, mein Onkel war ja Dozent an der Akademie der Künste, Bachspezialist und hat speziell darüber veröffentlicht. Und nein, ich habe es nicht gelesen, ich habe mich mit ihm einfach über Musik unterhalten und war mit ihm darüber einig, dass das, was einem gefällt, sich selten wirklich in Worte fassen lässt.
Etwas, was ich bei einem Musikstück höre, ist mit Sicherheit unterschiedlich zu dem, was Du beim gleichen Stück hörst.
schokoschendrezki hat geschrieben:(30 Jan 2022, 22:10)Ich schätze weder Händel noch Bach noch Beethoven jeweils irgendwie "höher" ein, Ich versuche einfach nur zu beschreiben, was die jeweilige Musik in mir auslöst, wie sie mich bewegt oder auch nicht beweg. Und andere Beschreibungen anderer User interessieren mich selbstverständlich genauso,
Du hattest Händel höher eingeschätzt - hier irgendwo im Strang. Das sei Dir unbenommen - es muss halt aber nicht für andere so sein.
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Re: Klassische Musik

Beitrag von schokoschendrezki »

Misterfritz hat geschrieben:(30 Jan 2022, 22:19)

Gute Idee, mein Onkel war ja Dozent an der Akademie der Künste, Bachspezialist und hat speziell darüber veröffentlicht. Und nein, ich habe es nicht gelesen, ich habe mich mit ihm einfach über Musik unterhalten und war mit ihm darüber einig, dass das, was einem gefällt, sich selten wirklich in Worte fassen lässt.
Etwas, was ich bei einem Musikstück höre, ist mit Sicherheit unterschiedlich zu dem, was Du beim gleichen Stück hörst.

Du hattest Händel höher eingeschätzt - hier irgendwo im Strang. Das sei Dir unbenommen - es muss halt aber nicht für andere so sein.
@MIster: Ich verstehe dein Anliegen einfach nicht. Es ist irgendwie in turkmenisch oder isländisch geschriebe. Lass gut sein! :)
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Re: Klassische Musik

Beitrag von Misterfritz »

schokoschendrezki hat geschrieben:(30 Jan 2022, 22:22)

@MIster: Ich verstehe dein Anliegen einfach nicht. Es ist irgendwie in turkmenisch oder isländisch geschriebe. Lass gut sein! :)
Erschreckend für Jemanden, der mit viel Geschwurbel etwas - angeblich Wichtiges - zu Musik sagen will.
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