Astrocreep2000 hat geschrieben:(06 Oct 2021, 11:06)
Ich denke, das ist eine Diskussion/Meinung, die dem Künstler absolut recht ist. "Mission geglückt" würde er wohl dann sagen, wenn Hörer seines Lieds nicht nur darüber nachdenken, ob "Danger Dan" ernst meint, was er da textet,...
Nachdem was ich so in den Interviews mit "Danger Dan" dazu lese, war seine Intention eher,
das jemand auf die ausgelegte Leimrute tappt.
Dieser Teil der "Mission" ist wohl nicht geglückt. Wenn ich das Künstlerische vom Inhaltlichen trenne,
dann sehe ich einen von mir abgelehnten Inhalt, künstlerisch sehr gut verpackt.
Astrocreep2000 hat geschrieben:sondern ob eben auch ein Gauland wirklich glaubt, 12 Jahre Nazi-Regime mit all seinen Folgen seien lediglich "ein Fliegenschiss" und eine SPD-Politikerin gehöre - wie Müll - "entsorgt" - oder ob das eine bewusste Strategie ist, den Rahmen, was ungestraft gesagt werden sukkzessive im eigenen Sinne zu erweitern. Um damit das Feld für eine rechte Radikalisierung der Gesellschaft zu bereiten...
Solche Aussagen machen Populismus aus. Wenn ich anfangen würde, dahinter einen großen Plan
zu sehen, dann wäre ich wohl eher ein Verschwörungstheoretiker.
Ich bin vorsichtig dabei, Populismus als entscheidende Vorstufe zu den Entwicklungen Deutschlands
in den dreißiger Jahren zu werten.
Astrocreep2000 hat geschrieben:...Ich teile die Besorgnis nicht und denke, dass unsere Gesetze einen angemessenen Rahmen definieren, was erlaubt ist und was nicht.
"Früher" gab es z.B. die "Ton Steine Scherben", die in den 70ern in der BRD einen Bekanntheitsgrad hatten der den von "Danger Dan" um Faktor 100 übersteigen dürfte. Wenn man deren Texte nach "Gewaltaufrufen" scannt, wird man in jedem zweiten Song fündig, hier nur eine kleine Auswahl:
https://musikguru.de/ton-steine-scherbe ... 10747.html
Zur Zeit von "Ton Steine Scherben", gab es kein Internet und schon gar keine sozialen Medien,
bewertet hat hier hauptsächlich der Zuhörer. Gerne von der "Raubkopie" auf der Kassette.
Zu dieser Zeit konnte ein Künstler maximal auf dem Index landen, oder keine Plattenverträge bei der
Content-Industrie bekommen.
Wenn man die z.B. Textzeilen aus "Keine Macht für Niemand" nimmt:
Ich bin nicht frei und ich kann nur wählen
Welche Diebe mich bestehlen, welche Mörder mir befehlen
Ich bin tausendmal verblutet und sie ha'm mich vergessen
Ich bin tausendmal verhungert und sie waren vollgefressen
Was wäre das heute?
"Demokratiefeindliche und/oder sicherheitsgefährdende Delegitimierung des Staates"
Astrocreep2000 hat geschrieben:...Letztlich finde ich "Danger Dan" Song also nicht mutig im Hinblick auf drohende rechtliche Konsequenzen - das ist ja auch die Pointe daran, dass er sich - genau wie die im Text besungenen Leute - im Vorfeld ganz genau überlegt hat, wie weit man gehen kann, bevor es justiziabel wird.
Er hat es sich nicht selbst überlegt, er hat seinen Rechtsbeistand konsultiert, genau so wie ich
es heutzutage auch mache, wenn ich mir bei den Konsequenzen meiner (zukünftigen) Handlungen
nicht wirklich sicher bin.
Dies schränkt eben, meiner Meinung nach, auch die Kunst- und Meinungsfreiheit ein.
So bleibt eben nur die Erforschung der rechtlichen Konsequenzen, oder das Verpacken einer
wahrscheinlich kontroversen Meinung, in eine Hülle, die bis zur Unverständlichkeit der Meinung reicht,
oder dem Nichtäußern.
Wie gesagt, es erinnert mich teilweise an dem Umgang mit Meinungen in der DDR,
bei denen die sie äußerten/nicht äußerten (wollten) und bei denen, die sie sanktionierten.
Astrocreep2000 hat geschrieben:... Jemand mit dem musikalischen Background von "Dan", zur falschen Zeit am falschen Ort, würde sicher von einer Gruppe Fascho-Skinheads auf's Maul bekommen oder schlimmeres. Das hebt ihn allerdings auch nicht besonders hervor, die Gefahr droht da draußen vielen, ohne, dass man dazu "Mut" beweisen müsste. Da genügt es, "anders" auszusehen.
Auf die "Fresse zu bekommen" ganz im physischen Sinne, geht einher mit "Fresse aufmachen",
aufgrund meiner reichaltigen Erfahrungen mit auf "Fresse zu bekommen" von jeglichen Seiten,
kann ich sagen: "Ja, damit ist immer zu rechnen", manche können ihre "Kritik" eben nicht anders ausdrücken.
"Mut" wäre schon ein Eigenes zu diskutierendes Thema.