Strategien zur Abwehr von Desinformationskampagnen

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Skeptiker

Strategien zur Abwehr von Desinformationskampagnen

Beitrag von Skeptiker »

Streicher hat auf einen Artikel im Spiegel aufmerksam gemacht, in dem offenbar dargestellt wird, dass man in Amerika versucht Desinformationskampagenen durch Schadensersatzansprüche zu bekämpfen.

Das ist dort ein sehr effektives Mittel, weil die Schadensersatzansprüche mW dort sehr viel weiter gefasst sind, als hier in Deutschland.

Wir haben die selben gesellschaftlichen Trends, also Desinformationskampagenen politischer Interessengruppen, aber auch in Deutschland. Diese werden auf unterschiedlichen Feldern ausgeführt - in der klassischen Presse, aber auch in neuen Medien und sozialen Netzwerken und ähnlichem.

Diese Kampagnen haben spalterischen Charakter, insbesondere wenn/weil sie sich bekannter Unwahrheiten bedienen um soziale Effekte (Meinungsblasen) auszunutzen. Das ist sozusagen die gesteigerte Form der Strategie "Mit Dreck werfen - etwas bleibt immer kleben".

Die spezielle Herausforderung bei dieser Agitation liegt darin, dass sie sich eines hohen Gutes, der Meinungs- und Kundgebungsfreiheit, bedient. Ein Kampf gegen diese Kampagenen, ist häufig mit Einschränkung eben dieser Rechte verbunden.

Wie kann man dieser Propaganda entgegenwirken, ohne, dass wir das einschränken, was wir am meisten schützen wollen: Nämlich die Freiheit der (nicht vorsätzlich desinformierenden) Rede?

Ich halte das für eine große Herausforderung, denn Teil von Redefreiheit ist natürlich, dass es kein "Wahrheitsministerium" gibt, welches Inhalte auf Wahrheit oder Lüge überprüft. Wie identifiziert man also den systematischen politisch motivierten Lügner?

Natürlich ist das Thema an rechten Hetzmedien am deutlichsten erkennbar und wohl auch am dringlichsten. Dennoch sehe ich auch subtile Desinformation anderer politischer Player als Problem an. Es soll hier also weniger um die Richtung der Propaganda gehen, sondern mehr um die Systematik des Kampfes gegen gezielte Desinformation. Was ist also die richtige Strategie, weiter ein freies Meinungsklima zu haben, und die Gesellschaft dennoch vor den Auswirkungen spalterischer Desinformation zu schützen?
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streicher
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Re: Strategien zur Abwehr von Desinformationskampagnen

Beitrag von streicher »

Ja, das ist kein leichtes Thema.

Man kann mal einen Blick darauf werfen, wie probiert wird, gegen Desinformation vorzugehen - hier am Beispiel der EU in Bezug auf Desinformation über Covid-19:

EU-Maßnahmen zur Bekämpfung von COVID-19-Desinformation

Eine Strategie ist:
Vor dem Hintergrund zunehmender Desinformationsaktivitäten im Zusammenhang mit dem Ausbruch von COVID-19 haben sich die EU-Institutionen intensiv darum bemüht, das Bewusstsein für die Gefahren von Desinformation zu schärfen und die Nutzung verlässlicher Quellen zu fördern.
Außerdem:
Während der Pandemie hat die EU Online-Plattformen dazu angehalten, durch die Entfernung illegaler oder falscher Inhalte zur Bekämpfung von Falschmeldungen und anderen Versuchen zur Desinformation beizutragen.
Stellt sich natürlich die Frage, wie entschieden wird.

Dabei finde ich die folgende Klarstellung auf der Seite interessant:
Wo liegt der Unterschied?

Fehlinformationen sind falsche Informationen, die unbeabsichtigt erstellt oder verbreitet wurden. Desinformation ist auch eine falsche Information, die allerdings bewusst erfunden wird, um Schaden zu verursachen.
Die Zukunft ist Geschichte.
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conscience
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Re: Strategien zur Abwehr von Desinformationskampagnen

Beitrag von conscience »

Die Fragen ist doch, was ist Lüge und was ist Wahrheit;
wer ist der Speaker; wo ist sein Standort; von wem ist er abhängig; wer bezahlt ihn usw.
und der Empfänger bzw. der Betrachter usw.usf.
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H2O
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Re: Strategien zur Abwehr von Desinformationskampagnen

Beitrag von H2O »

Aus meiner Sicht macht sich hier der Verfassungsschutz / der Bundesnachrichtendienst sehr elegant vom Acker.

Ich versuche einmal ein artverwandtes Gebiet zu beschreiben, auf dem der Staat sein Gewaltmonopol sinnvoll einsetzt:

Wir Bürger werden aufgefordert, unser Eigentum ordentlich zu verwahren und unsere Häuser und Wohnungen gegen Einbrüche zu schützen. Ein zu sehen, schließlich soll man ja nicht ungewollt auch noch Köder auslegen, um das Einbrecherpack an zu locken. Alles weitere ist aber in Staatshand: Aufklärung der Straftat, Festnahme von Verdächtigen, Aburteilung und Strafe,

Und nun der Analogieschluß zur vorsätzlichen Desinformation. Da meine ich schon, daß auch hier die Staatsmacht ein zu greifen hat. Eine Meldung mit den persönlichen Daten des Meldenden muß genügen. Mutwillig falscher Alarm muß abgestraft werden; analog zum Mißbrauch des Feueralarms.
Und danach haben die Dienste ihre Arbeit zu machen, und die Justiz.

Wir Nutzer von Foren können uns in begrenztem Umfang und in geringfügigen Fällen als "Hilfspolizei" verstehen, können mutwillige Störer von weiterer Teilnahme ausschließen. Denn auch hier behindern und verhindern böswillige Falschmeldungen den offenen Meinungsaustausch. Eine beliebte Masche: Eine Quelle zitieren, in der die gemachte Aussage gar nicht enthalten ist. Versehen oder Absicht? Eine Quelle zitieren, die bekanntermaßen davon "lebt", daß sie Wahrheiten verdreht und damit Falschmeldungen verbreitet. Der bequeme Nutzer prüft das so gar nicht nach, sondern nimmt erst einmal zur Kenntnis.

Wir Moderatoren haben die Befugnis, gemeldete Beiträge zu entfernen, wenn wir davon überzeugt sind, daß die Meldung einen sachlich ernst zu nehmenden Hintergrund hat. Aber die Teilnehmer an unseren Diskussionen sollten nicht bequem werden und uns allein heraus finden lassen, was hier aus dem Ruder läuft. Da hilft nur das ernsthafte Melden mit Begründen der Meldung!
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