Progressiver hat geschrieben:(26 Feb 2021, 21:59)Was den Bereich der Musik betrifft, so beschwerten sich einige Schwarze in dieser 3Sat-Sendung, weil deutsche Weiße ihre Rapmusik stehlen würden. Stark vereinfacht gesagt. Die Aussage war in etwa: Zuerst werden die PoC für ihre kulturellen Errungenschaften unterdrückt. Dann kommen Weiße daher. Und diese stehlen die Musik und das ganze Drumherum. Und sie lassen sich dafür auch noch feiern bzw. machen richtig viel Geld damit, dass sie Rapmusik klauen.
Ich denke, bei dem "Vorwurf" muss man schon differenzierter hinschauen: Der Großteil des seit einigen Jahren so erfolgreichen, zeitweise die Charts dominierenden "Deutschen Gangsta-Rap" stammt ja größtenteils von jungen Männern mit Migrationshintergrund, die selbst aus benachteiligten Verhältnisse stammen.
Auch musikalisch ist da etwas eigenes entstanden, was mit dem "klassischen" US-Hip-Hop wenig gemein hat, außer, dass man hier wie dort "Sprechgesang" hört.
Insofern: Auf wen bezogen sich denn die betroffenen Musiker? "Die Fantastischen Vier"? "Fettes Brot"? Das sind (bzw. waren ...) "typische" weiße, deutsche Mittelstands-Kids ... Aber auf Jungs wie Azad, Farid Band, Haftbefehl etc. trifft das so nicht zu. Weisst Du noch den Titel der 3Sat-Doku?
Progressiver hat geschrieben:(26 Feb 2021, 21:59)"Echte" Bluesmusik hätte nur bestenfalls von B.B. King etc. und seinen Nachfahren gespielt werden dürfen, aber nicht von irgendwelchen Weißen, die den Blues für sich entdeckt hätten.
In meiner Wahrnehmung haben sich die großen US-Blues-Gitarristen wie B.B. King, Buddy, Guy Albert Collins etc. extrem gefreut, dass in den 60ern die englischen weißen Gitarristen wie Clapton, Jimmie Page, Peter Green etc. an ihr Schaffen anknüpften. Auch ein Stevie Ray Vaughan wurde als "einer der ihren" begriffen - weil eben Musik eine universelle Sprache ist, die verbinden soll und nicht trennen. Gerade die "Blueser" sehen sich da in meiner Wahrnemung als Community. Ich meine, es war sogar B.B. King selbst, der gesagt hat, man müsse keine Baumwolle gepflückt haben, um "den Blues zu fühlen".
Insofern: Ich finde, als Musiker sollte man sich schon über die Geschichte und Herkunft dessen, was man spielt, klar sein: Aus Respekt, um zu verstehen - aber dabei künstlich Grenzen einziehen zu wollen, finde ich blöd. Mir fallen spontan auch keine Musiker ein, die so etwas selbst fordern/gefordert haben. Scheint mir künstlich von außen befeuert ...