Stoner hat geschrieben:(28 Dec 2020, 11:52)
@Progressiver:
Tut mir leid, aber Sie basteln nach wie vor reine Strohmänner, an denen Sie sich dann abarbeiten. Solange Sie den Begriff Kultur im Sinne von
cultura und den Umgang mit Kulturschaffenden wild vermischen, kommt nichts dabei raus, auf man antworten könnte, wenn man nicht Ihre Strohmannargumente bedienen möchte.
Sie bleiben alle Antworten schuldig. Beispielsweise hatte Sie der user @Blue Monday gefragt, wer denn die Frage nach der Leitkultur gestellt habe. Ich persönlich kann mich nicht erinnern, dass in den letzten beiden Jahren dieses Thema irgendwo durchs Feuilleton gegeistert wäre. Und wenn's denn eine neue "deutsche" Leitkultur geben sollte, dann kämen ganz andere Kandidaten als irgendwelche Schnapsideen irgendwelcher durch Notbeatmung auf der Intensivstation des politischen Kasperltheaters zum Popanz aufgepäppelter Rechtsdreher in die engere Auswahl.
Solange Sie die theoretischen Unterschiede und Grundlagen Ihres und eines vermeintlich rechten Weltbildes nicht halbwegs theoretisch neutral (also nicht gleich normativ abschließend urteilend) darstellen können, wird's über einen wenig verständlichen Monolog nicht hinauskommen.
Ich bastele keine Strohmänner, sondern ich spiele mit der deutschen Sprache. Die Kulturschaffenden sind halt diejenigen, die am meisten Kultur "produzieren". Und diese werden jetzt in der Krise im Regen stehen gelassen. Ich hätte aber genau so irgendwelche andere Berufsgruppen wie Friseure oder Betreiber von Gaststätten nehmen können. Oder aber die Krankenschwestern und Supermarktkassiererinnen, denen ein Beklatschen ihrer Leistung reichen muss, anstatt dass sie besser bezahlt werden.
Mir geht es also vor allem um eines, wie jetzt hoffentlich dem letzten ersichtlich ist: Um fehlende Solidarität! Gerade die Rechten wollen doch so stolz sein auf die hier lebende Bevölkerung. Stattdessen gehört Solidarität mit dem eigenen Volk eben nicht zum Repertoire derjenigen, die normalerweise nach einer Leitkultur schreien. Und gerade jetzt ist es die richtige Zeit, diesen Heuchlern den Spiegel vorzuhalten.
Im Augenblick stellt zwar aktiv niemand die Frage nach der Leitkultur. Aber die üblichen Verdächtigen haben ja nicht plötzlich ihre Meinung dazu geändert. Ich hatte den Wikipedia-Artikel zur Leitkultur verlinkt. Dieser ist durchaus lesenswert. Die AfD hat meines Wissens sowieso das Thema im Parteiprogramm stehen. Die CSU wollte da ebenfalls etwas durchsetzen. Sie scheiterten bevor am bayerischen Verfassungsgericht, die einer Klage von SPD und Grünen Recht gab.
Und was die CDU betrifft: Laut diesem Wikipedia-Artikel hat Jens Spahn noch 2018 eine deutsche Leitkultur in den Schulen gefordert. Ein Jahr vorher war es de Maiziere, der die deutsche Leitkultur unter anderem dadurch festlegen wollte, dass man ohne Mundschutz rumläuft. Und man soll sich bei der Begrüßung die Hände schütteln. Angesichts von Corona klingt das im Nachhinein natürlich auch etwas witzig, da das Virus uns wohl alle zumindest für die nächste Zeit vor so etwas "schützt". Aber auch das nur am Rande. Auch das ist nur ein Spiel meinerseits mit der Sprache und den Zuständen.
Aber auch zu Beginn dieses Jahres forderte Philipp Amthor, dass Deutschland eine Leitkultur brauche. Dann überrollte ihn natürlich Corona. Und ebenso die Geschichte mit dem Lobbyregister. Aber die JU, also die Junge Union, hat sich meines Wissens für Mister Blackrock Friedrich Merz als Parteivorsitzenden und Kanzlerkandidaten ausgesprochen. Und somit für einen Kandidaten, der das Thema "Leitkultur" todsicher wieder auf die politische Agenda bringen wird, falls er seine Ziele bezüglich des Parteivorsitzes durchsetzen kann.
Ich selbst halte von dem deutschen Begriff der "Leitkultur" nicht viel. Aber jetzt in der Krise ist meiner Meinung nach die beste Gelegenheit, den Apologeten dieses Begriffs den Spiegel vorzuhalten. Und wenn sie in eine hässliche, weil unsolidarische, Fratze blicken, dann wird es ihnen sauer aufstossen. Dann habe ich meinen Teil dazu beigetragen, dass die Verfechter einer deutschen "Leitkultur" -bzw. dessen, was davon noch übrig ist-, im Spiegel erkennen dürfen, was sie für Heuchler sind. Dies wird zwar für heftige Abwehrreflexe sorgen. Aber die ganz Rechten werden ja in unserer Gesellschaft immer mehr. Bei diesem Rechtsruck, den die Gesellschaft derzeit erfasst, halte ich es für sinnvoll, dass die ganze Diskussion nicht nach rechts abdriftet und die sogenannte gesellschaftliche "Mitte" nach rechts hinunter rutschen lässt. Denn sonst gilt dann endgültig nur: "Jeder ist sich selbst der Nächste."