Vorschlaghammer oder Florett: Satire als Waffe wider den Zeitgeist

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Eulenwoelfchen

Re: Vorschlaghammer oder Florett: Satire als Waffe wider den Zeitgeist

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Da hat sich ja jemand, der angeblich mit dem "Sie" keine Problme hat, prächtige Gedanken gemacht.
Ich nehme das SEHR ernst! :)
Sollte das jemand als küchenpsychologische Verlautbarung eines großen weissen Vogels* interpretieren, werde ich ihn mit meiner höchsten Empörung belegen. Tpfui, sowas macht "man" einfach nicht.

Einen Anrede-Knigge für (deutsche) Internetforen gibt es leider noch nicht. Wäre das nicht eine Herausforderung für eine "GOS" der intellektuellen Schwergewichtsklasse?

Zum Thema und dem Adolf-Video noch kurz:
"Olles hoib so wüüd, im ganzn Haus koa Hidlabüüd" (c) by Dr. Kurt Ostbahn.





* (c) by Heinz Erhardt
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H2O
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Re: Vorschlaghammer oder Florett: Satire als Waffe wider den Zeitgeist

Beitrag von H2O »

Wir sollten in diesem Strang übrigens insgesamt dazu übergehen "Satire" zu betreiben, statt sie zu definieren. Das ist erstens erfolgversprechender und zweitens auch lustiger.
Ich muß diese Kunstform zuerst erlernen. Hier wird es doch aber Berufene geben... oder?
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Tom Bombadil
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Re: Vorschlaghammer oder Florett: Satire als Waffe wider den Zeitgeist

Beitrag von Tom Bombadil »

Die Mohamedkarikaturen sorgen mal wieder für Ärger, diesmal in Belgien:
Ein Dozent der Hochschule Karl der Große hatte die Karikatur während einer Online-Vorlesung über die Freiheitsrechte im Fach Staatsrecht gezeigt. Darunter war ein provozierender Text abgedruckt, übersetzt etwa „Islamlogik: Beleidigt durch Karikaturen und Kritik, aber nicht durch Enthauptung, Vergewaltigung, Selbstmordattentate und Pädophilie“. Ein Student veröffentlichte die Karikatur in den Sozialen Medien. Das löste einen wahren Shitstorm aus.
https://brf.be/national/1439051/
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
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DarkLightbringer
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Re: Vorschlaghammer oder Florett: Satire als Waffe wider den Zeitgeist

Beitrag von DarkLightbringer »

Wie in der Politik auch gibt es diverse Strömungen und Parteiungen, welche die Richtlinien-Kompetenz für Satire beanspruchen.
So lange der Pluralismus Bestand hat, entscheidet am Ende des Tages allein der Verbraucher, wem er diese Kompetenz am ehesten zutraut.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
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Progressiver
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Re: Vorschlaghammer oder Florett: Satire als Waffe wider den Zeitgeist

Beitrag von Progressiver »

Die islamischen Fundamentalisten beanspruchen aber nicht nur die Richtlinienkompetenz für Satire für sich. Sie wollen eine Diskussion darüber töten. Und die Satiriker gleich mit. Und ihnen ist es egal, ob sie selbst dabei drauf gehen mit ihren Kamikaze-Attentaten! Das hat mit Meinungspluralismus überhaupt nichts gemeinsam. Das Ziel ist der Tod des Pluralismus zugunsten einer geschlossenen Gesellschaft. So etwas sollten wir uns nicht beugen!

Die Islamisten sollten begreifen, dass sie ein gewaltiges Problem haben, ja ein Problem darstellen. Ansonsten will ich betonen, dass die europäischen Gesellschaften frei sind. Es wird niemand gezwungen, hier zu leben. Wenn er in Afrika bei Boko Haram oder in Saudi-Arabien den reineren Islam findet als in den "sündhaften" europäischen Gesellschaften, dann ist jeder Islamist frei genug, dorthin zu ziehen. Das tun sie aber nicht. Warum, möchte ich da fragen?

Und ich selbst habe mich nicht geändert. Ich sehe mich immer noch als politisch links stehend und als Atheist. Ich stehe allerdings völlig verständnislos nicht nur gegenüber den Kamikaze-Aktionen der Islamisten, sondern auch vor dem Einknicken beispielsweise jener belgischen Uni-Leitung gegenüber. Ich stehe für eine Gesellschaft, in der das Individuum sich sozial und im Sinne der Aufklärung selbst emanzipieren kann. Die Reaktion der Islamisten ist jedoch reaktionär, repressiv und antiaufklärerisch. Daneben nicht nur hochgradig destruktiv gegenüber anderen, sondern auch sich selbst gegenüber.

Die Mohammed-Karikaturen könnten im schlimmsten Fall irgendwelche Gefühle verletzen bei Islamisten. Wenn aber einer von denen keinen anderen Ausweg sieht, als unter Aufopferung seines eigenen Lebens in Kamikaze-Manier andere Menschen zu töten, dann darf man dieser Einstellung schon im Vorfeld keinen Raum geben. Dann braucht es nicht nur mehr Sicherheitspersonal für diejenigen, die mit dem Tode bedroht werden, sondern man muss die Attentäter wohl vor sich selbst schützen. Wer ist schon so bekloppt oder ideologisch verblendet und opfert als selbsternannter "Glaubensmärtyrer" sein eigenes Leben für irgendeine metaphysische Vorstellung, dass er danach in ein "Paradies" kommen" könnte, für das es keine objektive Beweise gibt?
"Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Friedrich Nietzsche

"Wer nur einen Hammer als Werkzeug hat, dem wird bald jedes Problem zum Nagel."
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Bielefeld09
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Re: Vorschlaghammer oder Florett: Satire als Waffe wider den Zeitgeist

Beitrag von Bielefeld09 »

Progressiver hat geschrieben:(08 Dec 2020, 20:12)

Der Paragraph mit der "Majestätsbeleidigung eines ausländischen Staatsoberhauptes" wurde erst in jüngster Zeit in der Affäre Böhmermann abgeschafft. Den Blasphemie-Paragraphen gibt es immer noch in Deutschland. Da ist es doch logisch, dass sich frechere Künstler lieber mit der Schere im Kopf arbeiten, bevor sie sich mit den Kirchen anlegen. Und wer den Islam durch den Kakao zieht, muss sogar mit Morddrohungen rechnen.

Dabei wäre auch eine satirische Aufarbeitung der religiösen Untaten angemessen. Alleine die katholische Kirche schlittert von Missbrauchsskandal zu Missbrauchsskandal von Minderjährigen. Lachen befreit. Auch, wenn man über die anderen Glaubensrichtungen wie den Islam lachen darf. Stattdessen fürchten diese jedoch um ihre Machtposition. Dies ist dann aber nicht witzig, sondern lächerlich.

Und die Deutschen sind meiner Meinung nach zu beißendem Spott über die Regierung gar nicht fähig. Da wird halt ehrfürchtig der Obrigkeit vertraut. Und die katholische Kirche wird sich ohne satirische Kritik auch nicht ändern, was die Skandale um ihre Pädophile und um die Verschwendung von Kirchen"steuern" geht. So wird weiterhin etwas für "heilig" gehalten, obwohl es sich um kriminelle Straftäter handelt. Es ist wie bei des "Kaisers neue Kleider". Satire sollte aufzeigen, wo die Mächtigen nackt sind. Wenn die Bevölkerung das Spiel der Mächtigen dagegen mitspielt, dann führt diese Blindheit auch dazu, dass sich diese weiterhin alles erlauben darf.
Sorry, aber wo sehen Sie einen Satiriker,
der in Deutschland mit der Schere im Kopf arbeiten muss?
Gibt es ein Sendeverbot, eine Abschaltung einzelner Sender oder Haft für Satiriker?
Nein, es gibt alles in Deutschland, den Vorschlaghammer und das Florett in Deutschland und natürlich werden wir gemeinsam neue Grenzen ausloten.
Nur glauben Sie doch bitte nicht, das Sie hier alleine die Meinung der Bevölkerung spiegeln!
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
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