NicMan hat geschrieben:(16 Nov 2020, 22:50)
Ich verstehe dich also richtig: Nach deiner Aufassung rekrutieren sich große Teile der journalistischen Zunft aus Menschen, die tendenziell „grünlinke“ Ansichten vertreten. Gleichzeitig gibts Du jedoch zu, dass diese persönlichen Ansichten offenbar nichts an der Ausrichtung von Blättern wie der „Welt“ ändern.
Dann stellt sich die Frage, weshalb die Ansichten der Journalisten überhaupt ein Problem sein sollten, wenn ihre persönlichen Ansichten ihr Geschreibsel doch kaum beeinflussen. Das ist doch im wesentlichen das was zählt: Das, was hinten rauskommt. Du aber wärst offenbar glücklicher, wenn die konservativen Artikel der Welt genauso erscheinen würden wie jetzt, aber eben von Autoren mit anderem „Mindset“ verfasst.
Ich kann mir nicht helfen, aber ich finde das sehr absurd.
Wenn man die Welt statisch versteht, dann ist das möglicherweise absurd. Allerdings verändert sich die Welt mit den Menschen, und es ist nunmal eine Tatsache, dass sich durch eine immer klar politisch positioniertere Journalistenschaft, auch die Berichterstattung tendenziöser geben wird.
Heute wird das vor allem in großen und auch mit vielen liberal/konservativ ausgestatteten Redakteuren noch kompensiert. Aber die Aussagen und auch der erkennbare Trend sind eindeutig.
Was ich wirklich schwer verständlich finde ist, dass es offenbar für bekennende Linke oft schon heute eine nicht leistbare geistige Transferleistung darstellt, dass AUCH liberal/konservative Menschen eine Berichterstattung von Menschen wünschen, die ihrer eigenen politischen Weltanschauung nahe kommt. Für keinen Linken dürfte es ein behaglicher Gedanke sein, dass die TAZ mehrheitlich von katholischen Landfrauen der CDU besetzt wäre - vollkommen egal was die schreiben würden. Umgekehrt aber scheint es für dich eine Absurdität zu sein.
Für mich zeigt das einmal mehr, dass "Links" sich garnicht mehr als eine von vielen politischen Positionen auffasst, sondern mental bereits auf sakraler Ebene angekommen ist. Wie sonst lässt sich eine Haltung erklären, den Kopf über Forderungen zu schütteln, die man in selber Situation selber energisch vertreten würde (und dessen bin ich überzeugt).