Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

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Skeptiker

Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Skeptiker »

Das Thema ist schon angeschnitten worden. Dennoch möchte ich einen Artikel von Jan Fleischhauer zum Anlass nehmen die Frage nochmal tiefer zu erörtern.

Zitat aus dem Artikel im Focus:
...
Dieses Jahr sind in der Kategorie Essay nominiert: eine Geschichte über die Spätfolgen von Atomwaffentests; eine Geschichte über den alltäglichen Rassismus und den Rassisten in uns; ein Artikel, wie Joachim Gauck als Bundespräsident rechtes Denken hoffähig machte; ein Text über die Verschwörungswelt von Corona-Leugnern; eine Geschichte über die Benachteiligung alleinerziehender Mütter. Natürlich darf auch der Klimawandel nicht fehlen und warum die Angst vor einer Ökodiktatur gefährlicher Unsinn ist.

Wenn man eine Karikatur über preisverdächtige Texte anfertigten sollte, besser bekäme man es nicht hin. Es gibt zwei Artikel, die querliegen, einer über die CSU und Söder und einer über die Macht des Schicksals, aber das sind Ausreißer, die das Bild nur geringfügig aufhellen.

Die Gesinnungsprosa ist zurück - trotz des Falls Relotius
Das Lob der Gesinnungsprosa ist zurück, so, als habe es den Fall Relotius nie gegeben. Warum auch nicht, könnte man sagen? Soll sich die Branche doch selbst feiern. Das ist zwar eine bittere Nachricht für Leute, die niemals in die Nähe eines Reporterpreises gelangen werden, weil sie aus der Beobachtung der Wirklichkeit die falschen Schlüsse ziehen. Die spöttische Zeitdiagnostik geht verlässlich am Geschmack von Preisrichtern vorbei. Aber mei, so ist es halt, wie man in Bayern sagt.

Ich glaube allerdings, dass hier ein tiefer reichendes Problem liegt. Der Mangel an Perspektiven schlägt auf die Wirklichkeitserfassung durch. Wer nur Leute kennt und trifft, die so denken, wie man selbst, hat Mühe, sich vorzustellen, dass man auch ganz anders auf die Welt sehen könnte.
...
90 Prozent der Nachwuchs-Journalisten sind links-grün
Die politische Selbstabschließung des journalistischen Milieus schreitet unaufhaltsam voran. Vor ein paar Tagen sorgte eine Umfrage für Aufsehen, wonach 90 Prozent der Volontäre der ARD grün-rot wählen. Rot meinte dabei übrigens nicht die SPD, sondern vor allem die Linkspartei. In einigen kritischen Kommentaren wurde daraufhin so getan, als suche die ARD gezielt linke Volontäre aus. Ein Missverständnis. Die ARD rekrutiert nicht zu 90 Prozent Nachwuchs, der links-grün wählt. 90 Prozent des journalistischen Nachwuchses sind heute links-grün.
...
Hinzu kommt, dass das Konzept, das hinter den Bemühungen steht, eine sehr oberflächliche Vorstellung von Vielfalt transportiert. Diese Vielfalt macht sich an ausländisch klingenden Namen oder am Hautton fest. Schaut man genauer hin, wird schnell klar, dass diejenigen, die als Stimmen der Vielfalt gelten, erstaunlich homogen denken und fühlen.

Am bestehenden Weltbild rütteln
Kein Wunder, würde ich sagen: Sie teilen miteinander dieselben Bildungsabschlüsse, dieselben Stadtviertel, dieselbe kosmopolitische Lebensart. Würde man es mit der Vielfalt in Redaktionen wirklich ernst meinen, müsste zum Beispiel mal jemand vertreten sein, der mit der AfD sympathisiert. Oder ein Muslim, der davon überzeugt ist, dass Religion eine Sache ist, bei der der Spaß aufhört. Das ist mit Vielfalt selbstverständlich nicht gemeint.
...
(fvm)
https://www.focus.de/politik/deutschlan ... 58785.html

Ich halte das für eine bedenkliche Entwicklung. Dabei geht es weniger darum, dass ich glauben würde, dass massenhaft Journalisten lügen oder Geschichten erfinden würden. Es ist eher meine Sorge, dass eine der Säulen der demokratischen Gesellschaft, in die Macht einer geschlossen und uniform denkenden Gesellschaft von Menschen fällt, die sich oft dazu noch eher als Aktivisten, denn als Journalisten fühlen.

Jeder Mensch hat eine Sichtweise auf die Gesellschaft und die Vorgänge in einer Gesellschaft. Dabei werden unterschiedlichen Menschen unterschiedliche Dinge auffallen, die sie thematisieren würden. SIND aber die Menschen immer ähnlicher, dann nehmen sie auch immer ähnlicher wahr. Was aber nicht auf dem Radar ist, das kann nicht mehr Gegenstand von Berichterstattung sein. Das halte ich für hochgefährlich.

Dabei ist sicherlich jedem klar, wie dramatisch es wäre, wenn "ein Großkonzern alle Medienhäuser aufkauft und nur noch seine Sichtweise verkauft". Das leuchtet jedem SOFORT ein - ist auch sehr kompatibel mit "linksgrünen" Denkschemata. Wird aber ein Berufsstand von Journalisten durch eine hochgradige politische Selektion mental monopolisiert, dann scheint das schleichend und ohne großes Aufsehen zu passieren.

Was folgt aus dieser Entwicklung? Sind wir auf dem Weg in eine berichterstatterische Spaltung? Einer professionellen aber ideologisch unterwanderten, und einer unprofessionellen, und dadurch wahrscheinlich von der gegenseitigen Ideologie unterwanderten? Wo bleibt da der Wunsch nach vielschichtiger Berichterstattung abgedeckt?
Ist das vielleicht sogar eine gute Entwicklung, weil Journalismus sich sozusagen an die "Erfordernisse anpasst", wie man es linksseitig vielleicht sehen mag? Sind Journalisten also vielleicht "weiter", oder "auf dem falschen Weg"? Bekanntlich ändert sich das Urteil darüber mit der Zielvorstellung.
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Selina
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Selina »

Interessanter Text zum Thema:

Zitat:

Studien mehrfach missinterpretiert
Deutsche Medien nicht „links-grün“

Zu links, zu grün – so lautet ein Vorurteil gegenüber deutschen Medien. Als Beweis für einseitige Berichterstattung werden immer wieder Studien herangezogen. Doch die Macher kritisieren, dass ihre Ergebnisse nicht richtig zitiert und teils vorsätzlich fehlinterpretiert würden.


https://www.deutschlandfunk.de/studien- ... _id=468974
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Tom Bombadil
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

"Der Mangel an Perspektiven schlägt auf die Wirklichkeitserfassung durch. Wer nur Leute kennt und trifft, die so denken, wie man selbst, hat Mühe, sich vorzustellen, dass man auch ganz anders auf die Welt sehen könnte."

Und wenn derjenige dann doch mal auf eine andere Weltsicht trifft, ist er furchtbar betroffen, dass es immer noch Leute gibt - oder besser noch - "Pack" gibt, das nicht der guten linken Leitlinie folgt. Empörend, das muss abgestellt und der "Kampf gegen Rächts" intensiviert werden!
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von IQ1/0 »

Selina hat geschrieben:(14 Nov 2020, 18:50)

Interessanter Text zum Thema:

https://www.deutschlandfunk.de/studien- ... _id=468974
Ja ... echt wahnsinnig interessant :D . Erkenntnis aus diesem Text:

"Die Tagesschau ist bei allen anderen politischen Orientierungen das Angebot mit der höchsten Reichweite. Also auch Menschen, die sich etwas rechts oder weit rechts von der Mitte ansiedeln, sehen eher die ‚Tagesschau‘ als ‚RTL aktuell‘.“


Also ... da die meisten lieber "Tagesschau" als "RTL-Aktuell" (seit wann ist das rechtslastig?) glotzen, kann die ARD (und damit der ÖR) ja nicht so weit Links stehen. Aha :s . Dass es gar kein Mainstream-Angebot aus dem rechten Meinungsspektrum gibt, bleibt hier unerwähnt. Geht`s noch dämlicher :rolleyes: ?
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NicMan
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von NicMan »

IQ1/0 hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:06)

Ja ... echt wahnsinnig interessant :D . Erkenntnis aus diesem Text:



Also ... da die meisten lieber "Tagesschau" als "RTL-Aktuell" (seit wann ist das rechtslastig?) glotzen, kann die ARD (und damit der ÖR) ja nicht so weit Links stehen. Aha :s . Dass es gar kein Mainstream-Angebot aus dem rechten Meinungsspektrum gibt, bleibt hier unerwähnt. Geht`s noch dämlicher :rolleyes: ?
Ohne das im Detail überprüft zu haben, halte ich es immer für schwierig, wenn es zu einem solchen Thema nur eine einzige Studie gibt und diese offenbar auch noch 10 Jahre alt ist. Gibt es denn sonst keine Forschung hierzu, auch und grade mit verschiedenen Methoden und Hypothesen?
"In God we trust, all others bring data." –William Edwards Deming (1900-1993)
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Skeptiker »

Selina hat geschrieben:(14 Nov 2020, 18:50)

Interessanter Text zum Thema:

Zitat:

Studien mehrfach missinterpretiert
Deutsche Medien nicht „links-grün“

Zu links, zu grün – so lautet ein Vorurteil gegenüber deutschen Medien. Als Beweis für einseitige Berichterstattung werden immer wieder Studien herangezogen. Doch die Macher kritisieren, dass ihre Ergebnisse nicht richtig zitiert und teils vorsätzlich fehlinterpretiert würden.


https://www.deutschlandfunk.de/studien- ... _id=468974
Das ist ein "Entgegenhaltung", die schon vor der zitierten Studie angefertigt wurde.

Sieht wohl so aus, als wenn die neuere Umfrage gerade zu dramatisch zeigt, dass diese Verteidigungsrede eher Bestätigung für das Phänomen zu sein scheint, als dass es sachlich diesem etwas entgegensetzen könnte.

Und das hier ist dann ein echter Knaller:
Chefredakteure sind oft konservativer als ihre Mitarbeiter
Ein Ergebnis der Studie: Viele Journalisten halten das Haus, für das sie arbeiten, für deutlich konservativer als sie sich selber einschätzen würden.

Zum selben Ergebnis kommt auch eine Studie aus der Schweiz, auf die Sebastian Haupt verweist. Er arbeitet für „Katapult“, einem Magazin für Sozialwissenschaften.

Haupt nennt noch einen weiteren wichtigen Punkt: „Eine Chefredaktion oder die Blattlinie ist durchaus darüber entscheidend, wie die Berichterstattung aussieht. Und die scheinen zumindest dieser Umfrage zufolge, und ich halte das für glaubhaft, durchaus eher konservativer zu sein als Teile ihrer Journalisten, die sie beschäftigen.“
https://www.deutschlandfunk.de/studien- ... _id=468974

Das ist wirklich die ganz große Schule der Manipulation. "Chefredakteure sind oft konservativer als ihre Mitarbeiter" ist inetwa genauso inhaltlich wertvoll, wie "Chefredakteure haben oft mehr Pickel als ihre Mitarbeiter". Ja, wieviele denn nun?
Und dann kommt die Auflösung: Die Mitarbeiter (!!!!!!!!!) halten ihre Chefredakteure für konservativer. Wow, wer schreibt eigentlich die Artikel? Wenn der einzige konservative im ganzen Laden der Chefredakteur ist, dann ist das sicher ein wichtiger Mann, aber natürlich wird das Blatt dadurch nicht vielschichtig, wenn die Mitarbeiter mentale Berufsaktivisten sind. Im Gegenteil, wenn die Umfrage unter den Mitarbeitern die Chefebene "für konservativer" hält, dann muss der Großteil der Mitarbeiter wohl eher wo zu verorten sein? Richtig, da wo die neuerliche Umfrage sie nämlich sieht. Insofern hast du gerade diese Aussage plausibilisiert, anstatt sie zu widerlegen.

Selina, bei den 90% ginge es um Voluntäre, also Leute, die ihre Laufbahn erst noch starten. Die wichtige Aussage ist der Trend, und der ist dramatisch einseitig. Sicher wärst du auch dieser Meinung, wenn 90% der AfD zugeneigt wären, aber sie sind ja Linksgrün, also gut, also ausgewogen. Habe ich das so richtig verstanden?
Skeptiker

Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Skeptiker »

NicMan hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:20)
Ohne das im Detail überprüft zu haben, halte ich es immer für schwierig, wenn es zu einem solchen Thema nur eine einzige Studie gibt und diese offenbar auch noch 10 Jahre alt ist. Gibt es denn sonst keine Forschung hierzu, auch und grade mit verschiedenen Methoden und Hypothesen?
Dazu gibt es schon diverse Studien.
Diese z.B.:
viewtopic.php?p=4116738#p4116738
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Vongole »

NicMan hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:20)

Ohne das im Detail überprüft zu haben, halte ich es immer für schwierig, wenn es zu einem solchen Thema nur eine einzige Studie gibt und diese offenbar auch noch 10 Jahre alt ist. Gibt es denn sonst keine Forschung hierzu, auch und grade mit verschiedenen Methoden und Hypothesen?
Mir ist keine bekannt, ich hatte nach einer Diskussion im ÖR-Strang danach gesucht.
Ich halte jedoch nichts von der These des "uniform besetzten" Journalismus, das gibt alleine die politische Bandbreite der seriösen Medien nicht her.
Aber für manche Leser ist ja die FAZ schon links. ;)
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Elmar Brok
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Elmar Brok »

Was willst du denn gegen die 90% Voluntäre machen? Sofern diese Zahlen stimmen. Quoten einführen?
IQ1/0
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von IQ1/0 »

NicMan hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:20)
Gibt es denn sonst keine Forschung hierzu, auch und grade mit verschiedenen Methoden und Hypothesen?
Bedarf es der Forschung am Offensichtlichen :D ? Und das meine ich jetzt eigentlich ernst ... denn wer wollte ernsthaft bestreiten, dass die Mainstream-Medienlandschaft gewaltig im Ungleichgewicht ist?

Selbst ausgewogen berichtende Erzeugnisse (Cicero) sind inzwischen Mangelware ... rechte Blätter (Achgut, Tichys Einblick, etc.) rar und in der Schmuddelecke (siehe die Kommentare hier im Forum). PI-News kann man nur lesen, wenn garantiert kein Anderer mit im Raum ist :p ... aber gut ... die sind echt ziemlich übel ... quasi das Gegenstück zur TAZ :s
Zuletzt geändert von IQ1/0 am Sa 14. Nov 2020, 19:32, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von IQ1/0 »

Elmar Brok hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:28)

Was willst du denn gegen die 90% Voluntäre machen? Sofern diese Zahlen stimmen. Quoten einführen?
Das Thema hatten wir doch schon. Selbstverständlich wäre eine Quote hier wichtig und richtig. Ist bloß irgendwie schlecht durchführbar.
Skeptiker

Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Skeptiker »

Tom Bombadil hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:04)

"Der Mangel an Perspektiven schlägt auf die Wirklichkeitserfassung durch. Wer nur Leute kennt und trifft, die so denken, wie man selbst, hat Mühe, sich vorzustellen, dass man auch ganz anders auf die Welt sehen könnte."

Und wenn derjenige dann doch mal auf eine andere Weltsicht trifft, ist er furchtbar betroffen, dass es immer noch Leute gibt - oder besser noch - "Pack" gibt, das nicht der guten linken Leitlinie folgt. Empörend, das muss abgestellt und der "Kampf gegen Rächts" intensiviert werden!
Genau. So wird ein Journalismus im Elfenbeinturm zur Spaltaxt der Gesellschaft. Ein Effekt, den wir mE schon lange sehen, und der sich mit der sich andeutenden Uniformität zu einer echten Bedrohung wandelt. Es geht dann irgendwann nicht mehr darum den Mainstream vorzugeben, sondern allem abseits des Mainstream die Legitimation zu entziehen, weil ja "niemand ernsthaft diese überkommenen Gedanken haben kann" ... gemeint ist "darf".

Wo ist eigentlich der Verfassungsschutz wenn man ihn braucht. Mag sein, dass es nicht seine Kernkompetenz ist, aber wenn eine wichtige Säule der Demokratie unterwandert wird, dann ist die FDGO latent in Gefahr. Immerhin ist linksgrüne Ideologie sicher umweltverträglich, aber im extrem (Linksextremismus, dystopischer Klimaextremismus) wenig demokratieverträglich.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Elmar Brok »

IQ1/0 hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:29)

Das Thema hatten wir doch schon. Selbstverständlich wäre eine Quote hier wichtig und richtig. Ist bloß irgendwie schlecht durchführbar.
Keine Ahnung. Ich lese nicht jeden Thread. Du bist also für Quoten nach Parteizugehörigkeit?

Kleine Relativiererei. Schaut man sich an, wen die Altersgruppe zwischen 18 und 29 wählt und schaut sich dann nochmal die Studenten/Hochschulabsolventen innerhalb dieser Altersgruppe an, dürften die Zahlen gar nicht so stark verwundern. Zudem ist davon auszugehen, dass viele dieser Voluntäre in 10 Jahren nicht mehr Grün oder Dunkel Rot wählen werden.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von IQ1/0 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:04)

"Der Mangel an Perspektiven schlägt auf die Wirklichkeitserfassung durch. Wer nur Leute kennt und trifft, die so denken, wie man selbst, hat Mühe, sich vorzustellen, dass man auch ganz anders auf die Welt sehen könnte."

Und wenn derjenige dann doch mal auf eine andere Weltsicht trifft, ist er furchtbar betroffen, dass es immer noch Leute gibt - oder besser noch - "Pack" gibt, das nicht der guten linken Leitlinie folgt. Empörend, das muss abgestellt und der "Kampf gegen Rächts" intensiviert werden!
Das bringt die Gefahr dessen, was wir da gerade erleben auf den Punkt. :thumbup:
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von IQ1/0 »

Elmar Brok hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:36)
Keine Ahnung. Ich lese nicht jeden Thread. Du bist also für Quoten nach Parteizugehörigkeit?
War ja nicht als Vorwurf gemeint. Und ja ... so eine Quote fände ich klasse und definitiv richtig, ist aber halt nicht machbar ...
Besser, da machbar, fände ich es, wenn die Leserschaft eine ausgewogene Berichterstattung in Form von Aufmerksamkeit oder lieber noch Abonnements belohnen würde. Passiert aber aufgrund der uns angeborenen Trägheit nicht schnell genug.
Zuletzt geändert von IQ1/0 am Sa 14. Nov 2020, 19:41, insgesamt 1-mal geändert.
Elmar Brok
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Elmar Brok »

IQ1/0 hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:38)

War ja nicht als Vorwurf gemeint. Und ja ... so eine Quote fände ich klasse und definitiv richtig, ist aber halt nicht machbar ...
Dann würde die Jugendorganisation der AfD wohl einen gewaltigen Zulauf erhalten :D
Zuletzt geändert von Elmar Brok am Sa 14. Nov 2020, 19:40, insgesamt 1-mal geändert.
franzmannzini

Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von franzmannzini »

IQ1/0 hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:06)

Ja ... echt wahnsinnig interessant :D . Erkenntnis aus diesem Text:



Also ... da die meisten lieber "Tagesschau" als "RTL-Aktuell" (seit wann ist das rechtslastig?) glotzen, kann die ARD (und damit der ÖR) ja nicht so weit Links stehen. Aha :s . Dass es gar kein Mainstream-Angebot aus dem rechten Meinungsspektrum gibt, bleibt hier unerwähnt. Geht`s noch dämlicher :rolleyes: ?
Der Unterschied zwischen "RTL-Aktuell" und der "Tagesschau" ist leider nicht mehr so groß wie es einige gerne hätten.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Vongole »

Skeptiker hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:33)

Genau. So wird ein Journalismus im Elfenbeinturm zur Spaltaxt der Gesellschaft. Ein Effekt, den wir mE schon lange sehen, und der sich mit der sich andeutenden Uniformität zu einer echten Bedrohung wandelt. Es geht dann irgendwann nicht mehr darum den Mainstream vorzugeben, sondern allem abseits des Mainstream die Legitimation zu entziehen, weil ja "niemand ernsthaft diese überkommenen Gedanken haben kann" ... gemeint ist "darf".

Wo ist eigentlich der Verfassungsschutz wenn man ihn braucht. Mag sein, dass es nicht seine Kernkompetenz ist, aber wenn eine wichtige Säule der Demokratie unterwandert wird, dann ist die FDGO latent in Gefahr. Immerhin ist linksgrüne Ideologie sicher umweltverträglich, aber im extrem (Linksextremismus, dystopischer Klimaextremismus) wenig demokratieverträglich.
Du rufst tatsächlich nach dem Verfassungsschutz, weil Du und Herr Fleischhauer eine linksgrüne bedrohliche Ideologie im Journalismus ausfindig gemacht haben (wollen)?
Was kommt als nächstes, die Grünen verbieten? Die SPD gleich mit, und jeden CDU-Politiker mit grünen Ansichten des Bundes- und der Landtage verweisen?
Noch gibt es in diesem Land Presse- und Meinungsfreiheit, und die steht sogar Journalisten zu!
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Skeptiker »

Elmar Brok hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:28)
Was willst du denn gegen die 90% Voluntäre machen? Sofern diese Zahlen stimmen. Quoten einführen?
Ich halte nichts von Quoten.

Wenn es ein Problem gibt, dann gilt es die Ursache dafür zu ermitteln, und dort anzusetzen.

Die Frage ist also: "Warum fühlt sich ein bestimmtes Milieu von Personen explizit vom den Beruf des Journalisten überproportional angezogen - und zwar hochsignifikant?".

Da könnte man viele Ursachen sehen.
Aus welcher Schicht rekrutieren sich Journalisten typischerweise?
Warum nicht auch aus anderen?
Müssen Konservative den Eindruck haben ihre Ansicht nicht mehr gefahrlos zu veröffentlichen zu können?
Fehlt Wertschätzung für konservative Ansichten (siehe Relotius Abschnitt im verlinkten Artikel)?
Sind Teile linksgrüner Ideologie schon eine Ersatzreligion, und die schickt ihre Missionare (oder die, die sich als solche fühlen)?
...

Die Antworten auf diese Fragen würden Ansatzpunkte liefern, was man in der Gesellschaft ändern muss, damit sich dieses Missverhältnis wieder normalisiert.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Elmar Brok »

Vongole hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:41)

Du rufst tatsächlich nach dem Verfassungsschutz, weil Du und Herr Fleischhauer eine linksgrüne bedrohliche Ideologie im Journalismus ausfindig gemacht haben (wollen)?
Was kommt als nächstes, die Grünen verbieten? Die SPD gleich mit, und jeden CDU-Politiker mit grünen Ansichten des Bundes- und der Landtage verweisen?
Noch gibt es in diesem Land Presse- und Meinungsfreiheit, und die steht sogar Journalisten zu!
Wundert mich auch. Den Extremismusbezug kann ich beim besten Willen nicht erkennen.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von IQ1/0 »

franzmannzini hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:40)

Der Unterschied zwischen "RTL-Aktuell" und der "Tagesschau" ist leider nicht mehr so groß wie es einige gerne hätten.
Der Text ist ja auch uralt. Evtl. war das damals ja noch so ... ich erinnere mich ehrlich gesagt nicht genau, weil ich die lispelnde RTL-Tante weder ertragen noch ernst nehmen konnte (jetzt nicht wegen ihrem entzückenden Handicap).
Zuletzt geändert von IQ1/0 am Sa 14. Nov 2020, 19:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Selina
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Selina »

Skeptiker hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:33)

Genau. So wird ein Journalismus im Elfenbeinturm zur Spaltaxt der Gesellschaft. Ein Effekt, den wir mE schon lange sehen, und der sich mit der sich andeutenden Uniformität zu einer echten Bedrohung wandelt. Es geht dann irgendwann nicht mehr darum den Mainstream vorzugeben, sondern allem abseits des Mainstream die Legitimation zu entziehen, weil ja "niemand ernsthaft diese überkommenen Gedanken haben kann" ... gemeint ist "darf".

Wo ist eigentlich der Verfassungsschutz wenn man ihn braucht. Mag sein, dass es nicht seine Kernkompetenz ist, aber wenn eine wichtige Säule der Demokratie unterwandert wird, dann ist die FDGO latent in Gefahr. Immerhin ist linksgrüne Ideologie sicher umweltverträglich, aber im extrem (Linksextremismus, dystopischer Klimaextremismus) wenig demokratieverträglich.
Welche Gedanken "abseits des Mainstreams" vermisst du denn in den Medien? Ich hab alles, was du so an Thesen im Forum zur Diskussion stellst, immer schon mal irgendwo gelesen, gehört oder gesehen. Da ist nix Mysteriöses dahinter. Die Bandbreite der Medienprofile ist nach wie vor groß und deckt alle politischen Farben ab.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Skeptiker »

Vongole hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:41)
Du rufst tatsächlich nach dem Verfassungsschutz, weil Du und Herr Fleischhauer eine linksgrüne bedrohliche Ideologie im Journalismus ausfindig gemacht haben (wollen)?
Was kommt als nächstes, die Grünen verbieten? Die SPD gleich mit, und jeden CDU-Politiker mit grünen Ansichten des Bundes- und der Landtage verweisen?
Noch gibt es in diesem Land Presse- und Meinungsfreiheit, und die steht sogar Journalisten zu!
Na klar. Jeder Journalist hat Anspruch darauf eine eigene Meinung haben zu dürfen.
Hat auch jeder Konservative Anspruch darauf als Journalist vergleichbare Chancen zu haben wie ein linksgrüner Journalist?
Hat auch eine Bevölkerung Anspruch darauf sich ausgewogen eine Meinung bilden zu können?

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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

IQ1/0 hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:38)

Und ja ... so eine Quote fände ich klasse und definitiv richtig...
Quoten sind nie klasse, sondern der Ausdruck eines Mangels, den man beheben möchte. Fleischhauer benennt diesen Mangel konkret: "Die ARD rekrutiert nicht zu 90 Prozent Nachwuchs, der links-grün wählt. 90 Prozent des journalistischen Nachwuchses sind heute links-grün." Da hilft dann auch keine Quote, sondern man muss dort ansetzen, wo der Mangel produziert wird: in den Schulen und den Universitäten. Die Frage ist, ob sich das überhaupt wird revidieren lassen, der linke "Marsch durch die Institutionen" war höchst erfolgreich.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Skeptiker hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:41)

Die Frage ist also: "Warum fühlt sich ein bestimmtes Milieu von Personen explizit vom den Beruf des Journalisten überproportional angezogen - und zwar hochsignifikant?".
Man könnte auch fragen warum sich Konservative wohl eher weniger vom Beruf des Journalisten angezogen werden.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Toblerone »

IQ1/0 hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:38)

War ja nicht als Vorwurf gemeint. Und ja ... so eine Quote fände ich klasse und definitiv richtig, ist aber halt nicht machbar ...
Darf dann auch gleich die Frauenquote mit eingeführt werden :?:

Ansonsten ist das Thema wohl beim typischen Medienbashing anzusiedeln. Man weiß ja das alle Medien außerhalb den rechten alternativen Faktenblättern ja ultimativ links sein müssen. Sonst funzt die Propaganda nicht.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von NicMan »

IQ1/0 hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:28)

Bedarf es der Forschung am Offensichtlichen :D ? Und das meine ich jetzt eigentlich ernst ... denn wer wollte ernsthaft bestreiten, dass die Mainstream-Medienlandschaft gewaltig im Ungleichgewicht ist?

Selbst ausgewogen berichtende Erzeugnisse (Cicero) sind inzwischen Mangelware ... rechte Blätter (Achgut, Tichys Einblick, etc.)rar und in der Schmuddelecke (siehe die Kommentare hier im Forum). PI-News kann man nur lesen, wenn garantiert kein Anderer mit im Raum ist :p ... aber gut ... die sind echt ziemlich übel ... quasi das Gegengewicht zur TAZ :s
Na ja, wer berichtet schon „ausgewogen“? Die von dir zitierten Medien halten der vermeintlichen Mainstream-Landschaft ja keine neutrale Berichterstattung entgegen, sondern klar ideologisches Gedankengut. Da stelle ich mir die Frage, weshalb man sich überhaupt irgendein „Gegengewicht“ (zu wen auch immer) wünschen sollte, wenn man genauso gut selbst denken kann. Das klingt für mich immer irgendwie widersprüchlich: Einerseits will man keinen „Nanny-Journalismus“ aus der „linken Ecke“, wenn er aber aus der „rechten Ecke“ kommt, dann ist das ein hervorragender Ausgleich zum „Mainstream“. Es fällt mir dann schon schwer, das ernst zu nehmen.

Letztlich wird es immer gewisse Tendenzen geben. Auch das Eintreten für Demokratie und FDGO ist nicht ausgewogen, sondern wäre noch vor 100 Jahren eine radikale Ansicht gewesen. Nach Meinung des Threaderstellers sollte es mehr „Vielfalt“ geben. Nun, ich bin ja noch nicht so alt, aber ich kann mich durchaus noch an Zeiten vor dem Internet erinnern. Die damalige Medienlandschaft schien mir viel uniformer, weil quasi alles durch die großen Medien gefiltert wurde. Heute kann jeder alles ins Internet schreiben und selbst zum Medium werden, was man ja auch am Aufstieg von VTs erkennt. Ebenso hat die Polarisierung massiv zugenommen. Ich sehe das Problem eher im Gegenteil, nämlich darin, dass sich jeder in seine eigenen konstruierten Realitäten flüchten kann, in denen überhaupt kein Austausch mit anderen stattfindet. Außerdem hängt es immer davon ab, in welche Blase man grade rumhängt. Fragt man eher die linksliberale User auf Twitter wird man Wehklagen hören, wie fürchterlich rechts und menschenfeindlich die Welt ist. Liest man in rechten Foren, so gibt es ausschließlich „linke Medien“. Ist das Problem also am Ende nicht eher eines des eigenen Standpunktes?
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von IQ1/0 »

Selina hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:43)

Die Bandbreite der Medienprofile ist nach wie vor groß und deckt alle politischen Farben ab.
Definitiv NEIN!! Du wirst in den Mainstream-Medien kein gutes Wort über die AfD lesen (auch nicht, wenn es mal angebracht wäre) nur um mal ein Beispiel zu nennen.

Da musst du schon bei besagten "Schmuddelblättern" vorbeischauen.

Oder, um kein so krasses Beispiel zu nehmen ... zeig mir mal einen positiven Artikel über Herrn Abdel-Samad ... es langt schon, Islamkritiker zu sein, damit ausschließlich in einem sehr misstrauischen Unterton über einen berichtet wird. Das ist eindeutig!
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Stoner »

Elmar Brok hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:28)

Was willst du denn gegen die 90% Voluntäre machen? Sofern diese Zahlen stimmen. Quoten einführen?
Ich mach auch einmal einen Antwortversuch, obwohl die Frage nicht an mich gerichtet war.

Ich würde keine Quote, sondern Sprachtests einführen. Von den 90 % "Linksgrünen" würden wiederum mindestens 90 % an Problemen der Grammatik und der Syntax scheitern. Den Anteil bei den übrigen 10 % kann man mutmaßlich ähnlich ansetzen. Insgesamt eine Art sprachnatürliche Auslese.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von IQ1/0 »

Toblerone hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:47)

Darf dann auch gleich die Frauenquote mit eingeführt werden :?:
Ja, sehr gerne sogar!
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Vongole »

Skeptiker hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:45)

Na klar. Jeder Journalist hat Anspruch darauf eine eigene Meinung haben zu dürfen.
Hat auch jeder Konservative Anspruch darauf als Journalist vergleichbare Chancen zu haben wie ein linksgrüner Journalist?
Hat auch eine Bevölkerung Anspruch darauf sich ausgewogen eine Meinung bilden zu können?

Ernst gemeinte Fragen :|
Natürlich, und die bekommt er auch, von TAZ bis FAZ ist alles vorhanden, auch in den Medien selbst gibt es widerstreitende Ansichten/Meinungen.
Ich kenne, bis auf die TAZ vielleicht, keine einzige seriöse Zeitung, die eine ausschließlich linksgrüne Richtung hat, und ich lese viele.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Elmar Brok »

Skeptiker hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:41)

Ich halte nichts von Quoten.

Wenn es ein Problem gibt, dann gilt es die Ursache dafür zu ermitteln, und dort anzusetzen.

Die Frage ist also: "Warum fühlt sich ein bestimmtes Milieu von Personen explizit vom den Beruf des Journalisten überproportional angezogen - und zwar hochsignifikant?".

Da könnte man viele Ursachen sehen.
Aus welcher Schicht rekrutieren sich Journalisten typischerweise?
Warum nicht auch aus anderen?
Müssen Konservative den Eindruck haben ihre Ansicht nicht mehr gefahrlos zu veröffentlichen zu können?
Fehlt Wertschätzung für konservative Ansichten (siehe Relotius Abschnitt im verlinkten Artikel)?
Sind Teile linksgrüner Ideologie schon eine Ersatzreligion, und die schickt ihre Missionare (oder die, die sich als solche fühlen)?
...

Die Antworten auf diese Fragen würden Ansatzpunkte liefern, was man in der Gesellschaft ändern muss, damit sich dieses Missverhältnis wieder normalisiert.
Einen Ansatz habe ich bereits erwähnt. 18-29. Jährige Stundeten oder Hochschulabsolventen wählen überproportional links. Dürften aber in den nächsten 20 Jahren tendenziell nach rechts rutschen. Interessant wären doch Vergleichszahlen von vor 20 oder 30 Jahren. Wie die Voluntäre sich damals zusammengesetzt haben. Ohne diese ist es schwierig, einen Trend zu belegen. Es ist auch irgendwo logisch, dass Menschen, die den Staat ablehnen oder zumindest sehr liberalen Gedankengängen anhängen, weniger Interesse an der Arbeit bei den ÖR haben dürften. Ich würde mich als links bezeichnen. Nach dem Abitur kamen verschiedene Studiengänge für mich in Frage. Journalismus war zwar nie mein Favorit, aber völlig ausgeschlossen hätte ich es nicht. Während eine Ausbildung oder ein BWL-Studium für mich nicht in Frage kamen. Ich denke, das hängt auch stark mit der Lebenseinstellung zusammen. Wie ist meine Arbeitsphilosophie. Will ich schnell und viel verdienen? Will ich "kritisch" sein. etc. Was vermutlich richtig ist, ist dass bestimmte Studiengänge, z.B. Politikwissenschaften linkslastig besetzt sind. Auf Professoren und Studentenebene. Das wiederum zieht "Linke" an und könnte ""Rechte" (vereinfacht ausgedrückt) abstoßen. Zumindest mein subjektiver Eindruck.

Welche Gefahr droht denn bei der Veröffentlichung eines konservativen Artikels? bzw. was hat das mit dem hohen Anteil linksgrüner Journalisten zu tun? Den Religionsteil kann ich nicht nachvollziehen.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Skeptiker »

Vongole hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:51)

Natürlich, und die bekommt er auch, von TAZ bis FAZ ist alles vorhanden, auch in den Medien selbst gibt es widerstreitende Ansichten/Meinungen.
Ich kenne, bis auf die TAZ vielleicht, keine einzige seriöse Zeitung, die eine ausschließlich linksgrüne Richtung hat, und ich lese viele.
Lese doch nochmal den ersten Absatz des Zitates im Eröffnungsbeitrag durch. Da geht es um die Kandidaten für Gewinner des Reporterpreises (viermaliger Gewinner Claas Relotius).

Fallt dir an den Themen etwas auf?

Wenn ja, was sagt dir das zur Wertschätzung konservativer Meinungen im Journalismus?
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Vongole »

Stoner hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:50)

Ich mach auch einmal einen Antwortversuch, obwohl die Frage nicht an mich gerichtet war.

Ich würde keine Quote, sondern Sprachtests einführen. Von den 90 % "Linksgrünen" würden wiederum mindestens 90 % an Problemen der Grammatik und der Syntax scheitern. Den Anteil bei den übrigen 10 % kann man mutmaßlich ähnlich ansetzen. Insgesamt eine Art sprachnatürliche Auslese.
Wenn das nicht ironisch gemeint war, dann halte ich es für einen akuten Anfall von Hybris.
Beim nächsten Artikel in der FAZ, bei dem sich mir nur ob der Grammatik und des sprachlichen Ausdrucks der Magen umdreht, werde ich bei der Reaktion mal nachfragen, welchem politischen Spektrum der Journalist zuzuordnen ist.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

NicMan hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:47)

Einerseits will man keinen „Nanny-Journalismus“...
Ich persönlich möchte, wenn ich einen Artikel in einer Zeitung (ja, noch ganz altmodisch auf Papier) oder am Monitor lese, sachlich und möglichst objektiv informiert werden. Dazu brauche ich keine wie auch immer geartete Einordnung seitens des Schreibers, ich will einfach nur die Fakten lesen. Wenn ich eine Meinung will, dann lese ich die Meinungskolumne, denn dazu ist sie da.
Ich kann mich aber auch nicht wirklich beklagen, meine Lokalzeitung ist schon ganz in Ordnung. Auslandsberichte kommen eh meist von den Agenturen und da würde mich nicht wundern, wenn die schon von der KI geschrieben würden.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von IQ1/0 »

NicMan hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:47)

Na ja, wer berichtet schon „ausgewogen“?
Da fällt mir immer wieder nur der "CICERO ein". Und das ist einfach zu wenig.
NicMan hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:47)Die von dir zitierten Medien halten der vermeintlichen Mainstream-Landschaft ja keine neutrale Berichterstattung entgegen, sondern klar ideologisches Gedankengut. Da stelle ich mir die Frage, weshalb man sich überhaupt irgendein „Gegengewicht“ (zu wen auch immer) wünschen sollte, wenn man genauso gut selbst denken kann.
Mit Ersterem gebe ich dir recht, wobei das umgekehrt natürlich auch auf Erzeugnisse wie SPIEGEL, Süddeutsche u. co zutrifft ... aber das Argument "wenn man genausogut selber denken kann" verstehe ich nicht. Medien sind doch dazu da, sich eine Meinung zu bilden.

NicMan hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:47)Nun, ich bin ja noch nicht so alt, aber ich kann mich durchaus noch an Zeiten vor dem Internet erinnern.
Das wage ich zu bezweifeln ... in einem anderen Thread sagtest du was von 26 (du Glücklicher :) !)
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

IQ1/0 hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:49)

Du wirst in den Mainstream-Medien kein gutes Wort über die AfD lesen (auch nicht, wenn es mal angebracht wäre) nur um mal ein Beispiel zu nennen.
Was gibt es denn über die AfD Gutes zu berichten? Der Haufen ist eine Schande und sollte schnellstmöglich verschwinden.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von NicMan »

IQ1/0 hat geschrieben:(14 Nov 2020, 20:00)

Da fällt mir immer wieder nur der "CICERO ein". Und das ist einfach zu wenig.



Mit Ersterem gebe ich dir recht, wobei das umgekehrt natürlich auch auf Erzeugnisse wie SPIEGEL, Süddeutsche u. co zutrifft ... aber das Argument "wenn man genausogut selber denken kann" verstehe ich nicht. Medien sind doch dazu da, sich eine Meinung zu bilden.




Das wage ich zu bezweifeln ... in einem anderen Thread sagtest du was von 26 (du Glücklicher :) !)
Sagen wir mal, ich kann mich an Zeiten vor Social Media erinnern, das wäre in der Tat präziser ;) Die heutige hasserfüllte Polarisieung gab es vor 25 Jahren einfach nicht. Man schaue sich zum Beispiel den Wahlkampf zwischen Clinton und Dole 1996 an (nein, den habe ich nicht aktiv mitbekommen ;))

Von Medien erwarte ich mir im wesentlichen sachliche Einordnung des Geschehens und eine klare Trennung zwischen Berichterstattung und Kommentar. Den Punkt man man durchaus kritisieren, allerdings bin ich mit dem Deutschlandfunk bisher recht gut gefahren, der häufig sehr sachlich berichtet und bei Kommentaren verschiedene Ansichten zu Wort kommen lässt. Die FAZ lese ich als Sozialdemokrat recht gerne, weil ich dort öfters meine Argumente und mein Weltbild kritisch hinterfragen kann.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von IQ1/0 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(14 Nov 2020, 20:03)

Was gibt es denn über die AfD Gutes zu berichten? Der Haufen ist eine Schande und sollte schnellstmöglich verschwinden.
Aktuell gefällt mir der "Haufen" auch nicht, das war aber mal anders, als seriöse Leute wie Lucke noch das Sagen hatten. Auch damals ließ man schon kein gutes Haar an dieser Partei. Ich denke, du bist alt genug, um dich daran zu erinnern ;) ...
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Selina »

Stoner hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:50)

Ich mach auch einmal einen Antwortversuch, obwohl die Frage nicht an mich gerichtet war.

Ich würde keine Quote, sondern Sprachtests einführen. Von den 90 % "Linksgrünen" würden wiederum mindestens 90 % an Problemen der Grammatik und der Syntax scheitern. Den Anteil bei den übrigen 10 % kann man mutmaßlich ähnlich ansetzen. Insgesamt eine Art sprachnatürliche Auslese.
Solche Sprachtests kann man auch hier machen. Spaßenshalber. Dabei zeigt sich schnell: Die größten Verfechter der "deutschen Leitkultur" haben die größten Schwächen im Beherrschen der deutschen Sprache, was Rechtschreibung, Grammatik und Stilistik anbelangt :D
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von IQ1/0 »

NicMan hat geschrieben:(14 Nov 2020, 20:06)

allerdings bin ich mit dem Deutschlandfunk bisher recht gut gefahren, der häufig sehr sachlich berichtet und bei Kommentaren verschiedene Ansichten zu Wort kommen lässt. Die FAZ lese ich als Sozialdemokrat recht gerne, weil ich dort öfters meine Argumente und mein Weltbild kritisch hinterfragen kann.
Ja, der DLF ist in der Tat ein Leuchtturm in dieser Hinsicht ... ist aber kein Massen-Medium. Die FAZ ... hmmm ... naja ... hättest du jetzt NZZ gesagt ... das wäre wirklich was aus der konservativen Ecke gewesen ...
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

IQ1/0 hat geschrieben:(14 Nov 2020, 20:08)

Auch damals ließ man schon kein gutes Haar an dieser Partei.
Auch damals gab es jede Menge kritikwürdiges an der Partei. Den Euro abschaffen zu wollen und damit die europäische Einigung zu torpedieren ist jedenfalls auch nichts, was ich unbedingt "gut" nennen würde.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von IQ1/0 »

Selina hat geschrieben:(14 Nov 2020, 20:11)

Solche Sprachtests kann man auch hier machen. Spaßenshalber. Dabei zeigt sich schnell: Die größten Verfechter der "deutschen Leitkultur" haben die größten Schwächen im Beherrschen der deutschen Sprache, was Rechtschreibung, Grammatik und Stilistik anbelangt :D
Auch wenns spaßig gemeint war - aber das Gegenteil ist der Fall ;) ! Wäre schön, hier bei der Wahrheit zu bleiben.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von IQ1/0 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(14 Nov 2020, 20:13)

Auch damals gab es jede Menge kritikwürdiges an der Partei. Den Euro abschaffen zu wollen und damit die europäische Einigung zu torpedieren ist jedenfalls auch nichts, was ich unbedingt "gut" nennen würde.
Es spielt eben genau keine Rolle, was du "gut" nennen würdest. Und selbstverständlich sollte man den Euro in Frage stellen können, ohne in die rechte Ecke abgeschoben zu werden (wie es damals geschah). Ich bitte dich ... wohin verrennst du dich da gerade?
Wir werden erleben, dass Lucke völlig recht hatte ... aber das ist eine andere Story.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Skeptiker »

NicMan hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:47)
Na ja, wer berichtet schon „ausgewogen“?
Eine ausgewogene Personengruppe. Eine nicht ausgewogene Personengruppe kann grundsätzlich nur unausgewogen berichten.

Das ist das Kernproblem. Es dreht sich NICHT um einen einzelnen Journalisten. Bitte nicht in die klassische Falle hineintappen, in der man dann immer abstrahieren darf, wenn es links passt, aber dann immer auf das Individuum schauen muss, wenn die abstrakte Sicht links nicht wirklich in den Kram passt.
Die von dir zitierten Medien halten der vermeintlichen Mainstream-Landschaft ja keine neutrale Berichterstattung entgegen, sondern klar ideologisches Gedankengut. Da stelle ich mir die Frage, weshalb man sich überhaupt irgendein „Gegengewicht“ (zu wen auch immer) wünschen sollte, wenn man genauso gut selbst denken kann.
Guter Punkt. Wie entstehen eigentlich Meinungen? Und was für eine Rolle dabei spielt der Journalismus?
Das klingt für mich immer irgendwie widersprüchlich: Einerseits will man keinen „Nanny-Journalismus“ aus der „linken Ecke“, wenn er aber aus der „rechten Ecke“ kommt, dann ist das ein hervorragender Ausgleich zum „Mainstream“. Es fällt mir dann schon schwer, das ernst zu nehmen.
Es fällt mir auch schwer das Argument ernst zu nehmen, weil ja offensichtlich ist, dass es eben NICHT darum geht unseren Journalismus in einen rechten Propagandaapparat zu verwandeln, sondern umgekehrt, AUSGEWOGENHEIT zu ermöglichen (noch nicht einmal sicherzustellen, sondern überhaupt erst zu ermöglichen!)
Letztlich wird es immer gewisse Tendenzen geben. Auch das Eintreten für Demokratie und FDGO ist nicht ausgewogen, sondern wäre noch vor 100 Jahren eine radikale Ansicht gewesen. Nach Meinung des Threaderstellers sollte es mehr „Vielfalt“ geben. Nun, ich bin ja noch nicht so alt, aber ich kann mich durchaus noch an Zeiten vor dem Internet erinnern. Die damalige Medienlandschaft schien mir viel uniformer, weil quasi alles durch die großen Medien gefiltert wurde. Heute kann jeder alles ins Internet schreiben und selbst zum Medium werden, was man ja auch am Aufstieg von VTs erkennt. Ebenso hat die Polarisierung massiv zugenommen. Ich sehe das Problem eher im Gegenteil, nämlich darin, dass sich jeder in seine eigenen konstruierten Realitäten flüchten kann, in denen überhaupt kein Austausch mit anderen stattfindet. Außerdem hängt es immer davon ab, in welche Blase man grade rumhängt. Fragt man eher die linksliberale User auf Twitter wird man Wehklagen hören, wie fürchterlich rechts und menschenfeindlich die Welt ist. Liest man in rechten Foren, so gibt es ausschließlich „linke Medien“. Ist das Problem also am Ende nicht eher eines des eigenen Standpunktes?
Was du beschreibst, sind die Ergebnisse der medialen Spaltung, deren Ursache wir hier vielleicht gerade diskutieren.

Ich denke, dass niemand mit ein wenig Verstand im Kopf leugnen kann, dass der mediale Mainstream eher linkslastig ist - ich sage mal linksliberal, meist schon eher linksgrün, was zunehmend nicht liberal ist. In jedem Fall sind die Medien damit linker als die Bevölkerung. Das ist wohl auch schon länger so.

Mit den neuen Medien ist nun der Effekt eingetreten, dass sich die Nachfrage nach liberalkonservativer Berichterstattung sich nicht mehr nur über die (mehrheitlich linkslastigen) Journalisten befriedigen muss, sondern parallel dazu mit den neuen Medien ein Bypass gelegt wurde.

Das ist natürlich ein Sakrileg für den Journalismus, denn nun findet unter Unterlaufung journalistischer Standards eine Polarisierung der Bevölkerung statt, einerseits durch uniform links denkende Menschen im seriösen aber mental vorgefilterten Journalismus, und andererseits über eine Vielzahl - logischerweise - eher rechtslastiger Kanäle ohne journalistische Standards.

Nun muss man nur die Phantasie haben zu verstehen, dass diese Nachfrage nach rechten Blogs nicht derart wäre, wenn liberalkonservative Meinungen auch im seriösen Journalismus ausgewogen repräsentiert wären. Wozu sollten sich dann all diese Leute über Trash- und VT-Kanäle "informieren"?

Aber das ist halt ein Phänomen unserer Zeit. Ich denke in einigen Jahrzehnten wird es das sein, was wir aus dieser Zeit jetzt lernen. Nämlich, dass eine gesunde Demokratie auf einer ausgewogenen Meinungsbildung beruht, und dass genau da die Defizite der heutigen Zeit liegen.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

IQ1/0 hat geschrieben:(14 Nov 2020, 20:16)

Es spielt eben genau keine Rolle, was du "gut" nennen würdest.
Selbstverständlich spielt das für mich eine Rolle. Ich befürworte die europäische Einigung und alles, was dagegen wirkt, halte ich nunmal nicht für gut.
Und selbstverständlich sollte man den Euro in Frage stellen können, ohne in die rechte Ecke abgeschoben zu werden (wie es damals geschah).
Das hatte ich auch nicht behauptet, bitte sachlich bleiben.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von IQ1/0 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(14 Nov 2020, 20:19)

Selbstverständlich spielt das für mich eine Rolle. Ich befürworte die europäische Einigung und alles, was dagegen wirkt, halte ich nunmal nicht für gut.
Es spielt keine Rolle dabei, ob man darüber ohne Zuweisungen wie "rechtsextrem" berichten sollte, oder eben nicht.
Tom Bombadil hat geschrieben:(14 Nov 2020, 20:19)Das hatte ich auch nicht behauptet, bitte sachlich bleiben.
Was genau war denn dann so "kritikwürdig" an der AfD, dass man nicht ohne Diffamierung über sie berichten konnte?
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von NicMan »

IQ1/0 hat geschrieben:(14 Nov 2020, 20:13)

Ja, der DLF ist in der Tat ein Leuchtturm in dieser Hinsicht ... ist aber kein Massen-Medium. Die FAZ ... hmmm ... naja ... hättest du jetzt NZZ gesagt ... das wäre wirklich was aus der konservativen Ecke gewesen ...
Die NZZ wird ja teils der FDP (Schweiz) nahestehend beschrieben, da bin ich mir nicht sicher, ob die nicht eher als klassisch liberal einzuordnen wären, aber ich möchte mich da jetzt nicht um Kopf und Kragen reden ;)

Vielleicht gehen wir mal einen Schritt weiter: Was sollte eine gute Medienlandschaft denn überhaupt leisten? Sollte sie so viele Meinungen wie möglich (auch verfassungsfeindliche und Minderheitenmeinungen) darstellen? Sollte das stets neutral oder stets kritisch geschehen? Sollte das dem freien Spiel des Marktes und der Meinungsfreiheit überlassen werden? Das scheint mir recht schwierig zu beantworten. Was ich für ein allgemeines Problem halte ist, dass sich die Branche von links bis rechts gerne selbst feiert, anstatt etwas mehr Selbstkritik an den Tag zu legen.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Stoner »

Vongole hat geschrieben:(14 Nov 2020, 19:58)

Wenn das nicht ironisch gemeint war, dann halte ich es für einen akuten Anfall von Hybris.
Bei Ironie stellt sich ja oft genug die Frage der Kongruenz mit der Wirklichkeit.

Im Asterix-Band "Der Kampf der Häuptlinge" gibt es einen Druiden, der Verrückte heilt. Da gibt's einen, der furchtbare Angst hat, dass ihm der Himmel auf den Kopf fällt. Er verlässt die Druidenpraxis dann angstfrei - auf Händen gehend. Problem gelöst.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

IQ1/0 hat geschrieben:(14 Nov 2020, 20:26)

Was genau war denn dann so "kritikwürdig" an der AfD, dass man nicht ohne Diffamierung über sie berichten konnte?
Ich bin nicht für wie auch immer geartete "Diffamierungen" der AfD in der Anfangsphase verantwortlich.
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