Skeptiker hat geschrieben:(20 Feb 2021, 13:02)
Okay, da mag dann jeder selber seine Einschätzung zu abgeben.
Ich bin ganz klar NICHT der Meinung, dass die Emma vergleichbar zur heutigen Emma wäre, wenn die Redaktion aus Männern anstatt aus Frauen bestände. Und ich bezweifle keinesfalls die journalistischen Standards bei der Emma.
Selbst wenn man Männer mir ausgesprochen feministischer Einstellung finden würde, so ist die Wahrnehmung von Männern anders als die von Frauen. Das hat immer auch Auswirkung auf unser Bewusstsein. Artikel werden nicht von Robotern geschrieben. Es ist absurd zu glauben innere Einstellungen und Wahrnehmungen hätten keine Auswirkung auf das Geschriebene.
Und damit liegst Du vollkommen richtig!
Neben den "journalistischen Standards" gibt es nämlich auch noch die Meinungsfreiheit und den Tendenzschutz.
Ich nenne noch andere, ganz ähnlich gelagerte Beispiele: Die traditionsreiche SPD-Zeitschrift "Vorwärts" wäre nicht mehr sie selbst, wenn verlangt werden könnte, dass der "Vorwärts" NPD-Mitglieder beschäftigt, solange die sich nur an "journalistische Standards" halten. Die katholische Kirche wäre nicht mehr sie selbst, wenn sie in ihren Lehr- und Ausbildungseinrichtungen auch buddhistisches oder muslimisches Personal beschäftigen müsste. Kann sich jemand einen arbeitgeberorientierten Anwalt im DGB vorstellen? Gleiches gilt für die "Emma". Es wäre völlig lächerlich, wenn jemand von dieser ausgeprägt feministischen Zeitschrift eine "Quotenregelung" für die Besetzung der Redaktion fordern würde.
Artikel 5 des deutschen Grundgesetzes besagt, dass jeder "Herausgeber" eines journalistischen Erzeugnisses eine "Tendenz" vorgeben darf. Dieser Artikel 5 besagt letztlich, dass jeder "Herausgeber" ganz willkürlich entscheiden darf, welche potenziellen Mitarbeiter diese vorgegebene "Tendenz" vertreten können. Für diese "Tendenzträger" sind dann sogar die sonst üblichen Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte außer Kraft gesetzt.
Das bedeutet aber noch lange nicht, dass es in Deutschland einen "uniform besetzten Journalismus" gibt. Es gibt nämlich in Deutschland keine staatlich verordnete "Tendenz". Das Gegenteil ist der Fall! Jeder beliebige "Verleger" kann sich seine ganz eigene Tendenz aussuchen. Deshalb existieren in Deutschland so Medien wie "Emma" und "Mens Health" ganz einträchtig nebeneinander. Deshalb gibt es Publikationen wie den "Vorwärts" und "Parteiorgane" der CDU. Deshalb gibt es Publikationen, die bevórzugt über die Bekleidungsgewohnheiten oder die Genealogie des englischen Königshauses berichten. Oder über Hunderassen. Oder über die Paarungsgewohnheiten afrikanischer Zierfische. Die Bandbreite ist endlos!
Es gibt einfach keinen "uniform besetzten" Journalismus in Deutschland. Hier darf buchstäblich JEDER Mensch journalistisch tätig werden. Er gibt eine "Staatsprüfungen". Aber egal wer tätig wird und egal wo er tätig wird: Er hat sich an journalistische Standards zu halten. Hält er sich nicht daran, kann man ihn belangen. Man kann ihn aber nicht belangen für die "Tendenz", für die er sich entschieden hat. Die ist grundgesetzlich geschützt!
Aber letztlich geht es doch hier um was anderes. Es geht doch um die immer wieder von AfD-Seite erhobene Behauptung, dass die politische Berichterstattung in den "etablierten" Medien "gleichgeschaltet" sei. Niemand, der das je behauptet hat, hat erklären können, wie diese "Gleichschaltung" in unserem politischen System eigentlich technisch vor sich gehen soll. Es gibt dafür überhaupt keine Instrumente. Es handelt sich einfach um eine Propagandabehauptung.