Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Fliege hat geschrieben:(05 Dec 2020, 17:45)

Ich verstehe Zeitgenossen, die zum Jahreswechsel über ihr Zeitungsabonnement (so sie noch eines haben) raisonnieren.
Es gibt ja zwei Fronten im Feuilleton, nicht nur eine.

Und dann gibt es noch sowas wie den "Spiegel", der offenbar eine gewisse Distanz zu jeder Front hält.
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Zunder
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Zunder »

Ein Kulturkampf findet in Köpfen statt, die Pogrome und Hexenverfolgungen halluzinieren und eine Cancel-Culture als bewiesen ansehen, wenn die vermeintlich Gecancelte regelmäßig in öffentlich-rechtlichen Unterhaltungssendungen auftritt und ihr Debütroman in der Spiegel-Bestsellerliste landet.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Einen Überraschungscoup landet die "taz", von der man ja wahrlich Erwartbares erwarten würde.

Die Kritik ist eher gemäßigt, gleichwohl die Eckhart von "Body Positivity" (einer aus der "Fat Acceptance Movement" entwickelten Bewegung) weit entfernt sei.

Aber, einen "Nazi-Look" habe sie ganz und gar nicht getragen, wie Redakteur René Hamann befindet, zuständig für die Rubrik "Die Wahrheit".

Referenz: https://taz.de/Kabarettistin-im-Literar ... /!5736749/
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Fliege
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Fliege »

DarkLightbringer hat geschrieben:(05 Dec 2020, 17:58)

Es gibt ja zwei Fronten im Feuilleton, nicht nur eine.

Und dann gibt es noch sowas wie den "Spiegel", der offenbar eine gewisse Distanz zu jeder Front hält.
Wer möchte schon in einen Kindergartenstreit hinein gezogen werden und dafür auch noch Geld abdrücken?
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Zunder hat geschrieben:(05 Dec 2020, 18:01)

Ein Kulturkampf findet in Köpfen statt, die Pogrome und Hexenverfolgungen halluzinieren und eine Cancel-Culture als bewiesen ansehen, wenn die vermeintlich Gecancelte regelmäßig in öffentlich-rechtlichen Unterhaltungssendungen auftritt und ihr Debütroman in der Spiegel-Bestsellerliste landet.
Dieter Nuhr hält sich auch noch und von marokkanischen Verhältnissen sind wir weit entfernt, wie im Prinzip selbst Gunnar Kaiser einräumt.

Die Kommunikationsstrategie, wonach es nichts zu sehen gäbe, ist aber von den Rechtspopulisten kopiert, oder?
Ob die Feuilletons einen nicht vorhandenen Gegenstand behandeln, sei mal dahingestellt.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Fliege hat geschrieben:(05 Dec 2020, 18:18)

Wer möchte schon in einen Kindergartenstreit hinein gezogen werden und dafür auch noch Geld abdrücken?
Die "Stuttgarter Zeitung" - nun ja, vielleicht nicht unbedingt die bedeutendste Feuilleton-Größe - gewinnt diesem Kindergartenstreit etwas Originelles ab:
Es mag nun etwas mutwillig klingen, aber im „Literarischen Quartett“ spielt Lisa Eckhart am ehesten den Part, den früher der Bad Boy Maxim Biller übernommen hatte. Spitzzüngig kalkuliert und ziemlich pointenverliebt argumentiert sie wacker gegen allzu friedliche Konsensbereitschaft. Wenig überraschend hat sie sich Michel Houellebecq ausgesucht.
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inha ... 753b6.html

Demnach wurde aus einem Bad Boy ein Bad Girl, so einfach ist das.

In der Tat war Biller mal bissig. Das Wortgedresche um eine vorgebliche "HJ-Frisur" - die "taz" korrigiert, dass es eigentlich eine BDM-Frisur sein müsste - wirkt indes ebenso hilflos wie kitschig.
Wer laut bellt, beißt nicht.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von franzmannzini »

Nun ist das Buchstabier-Alphabet dran:
https://www.n-tv.de/panorama/Buchstabie ... 16903.html
D wie Dora, N wie Nordpol: Wer heute diese Buchstaben mithilfe der deutschen Buchstabiertafel angibt,
dürfte sich kaum darüber bewusst sein - aber dass gerade diese Wörter genutzt werden,
ist ein Erbe des Nationalsozialismus. Und das soll nun 75 Jahre nach Kriegsende aufgearbeitet werden.
So geht Aufarbeitung.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

Wie schreibt hier Ammianus immer? Meschugge ist Trumpf.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von naddy »

franzmannzini hat geschrieben:(05 Dec 2020, 20:59)

Nun ist das Buchstabier-Alphabet dran:
https://www.n-tv.de/panorama/Buchstabie ... 16903.html
So geht Aufarbeitung.
Zitat hat geschrieben:D wie Dora, N wie Nordpol: Wer heute diese Buchstaben mithilfe der deutschen Buchstabiertafel angibt,
dürfte sich kaum darüber bewusst sein - aber dass gerade diese Wörter genutzt werden,
ist ein Erbe des Nationalsozialismus. Und das soll nun 75 Jahre nach Kriegsende aufgearbeitet werden.
Nicht auszudenken was passieren würde, wenn einer der Nazis in Verdacht kommen könnte, auch mal gedacht zu haben... :|
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Vongole »

naddy hat geschrieben:(05 Dec 2020, 23:00)

Nicht auszudenken was passieren würde, wenn einer der Nazis in Verdacht kommen könnte, auch mal gedacht zu haben... :|
Haben sie doch. :cool:
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

naddy hat geschrieben:(05 Dec 2020, 23:00)

Nicht auszudenken was passieren würde, wenn einer der Nazis in Verdacht kommen könnte, auch mal gedacht zu haben... :|
Die Weimarer Tafel ist ja die Traditionellere.

Thea Dorn:
„Mir liegt alles daran zu zeigen, dass ich einen kulturellen Begriff vom Deutschen retten kann, ohne in diesen verdammten Sumpf des Völkischen zu verfallen. Die Leute brauchen ein vernünftiges, ruhiges Selbstbewusstsein. Und für mich gehört dazu auch ein positiver Bezug auf das eigene Land, in dem man lebt.“
https://www.deutschlandfunkkultur.de/de ... _id=425791

Dorn vertritt einen "aufgeklärten Patriotismus" - ohne AfD.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

Wir haben doch alle von der Frau Özoguz gelernt, dass Deutschland keine spezifische Kultur hat, außer der Sprache. Das muss auch Frau Dorn endlich mal kapieren :)
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Tom Bombadil hat geschrieben:(06 Dec 2020, 10:16)

Wir haben doch alle von der Frau Özoguz gelernt, dass Deutschland keine spezifische Kultur hat, außer der Sprache. Das muss auch Frau Dorn endlich mal kapieren :)
Nun ja, das ist eben eine andere Position.
So wie die von Max Czollek, der eine förmliche Desintegration fordert - jene, die da sind, definieren, was DE zum jeweiligen Zeitpunkt X ist.

Solche Dinge könnte man emotional aufgeheizt debattieren - in einem Land, in dem bereits Kabarettnummern und Buchbesprechungen eine nahezu eschatologische Bedeutung annehmen.
;)
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Der Punkt ist doch schlicht der - werden Mindeststandards unterschritten, die für den Pluralismus von essentieller Bedeutung sind, wird nicht nur eine verengte Meinungs- und Deutungshoheit beansprucht, sondern die Demokratie selbst in Frage gestellt.

Inspirationsquelle, in der u. a. ein Verfassungsrechtler rezitiert wird: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 68739.html
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Fliege »

DarkLightbringer hat geschrieben:(05 Dec 2020, 08:30)

Zugegeben, der Schriftsteller Maxim Biller ist ein schweres Geschütz, und dieser hat nichts geringeres als den (verspäteten) Sieg der Nazis verkündet.
Heute hat Henryk M. Broder an seinen Artikel von 2009 über Maxim Biller erinnert, und tatsächlich, in diesem Artikel erfährt der interessierte Zeitgenosse, wer Maxim Biller ist:

"Wäre er 20 Jahre jünger, müsste sein Selbstporträt 'Die Leiden des jungen Maxim' heißen; weil er aber auf die 50 zugeht, heißt es 'Der gebrauchte Jude', was die Älteren unter seinen Lesern an Alain Finkielkrauts Buch 'Der eingebildete Jude' erinnern wird.

Maxim Biller ist beides: gebraucht und eingebildet, im doppelten Sinne des Wortes."
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

DarkLightbringer hat geschrieben:(06 Dec 2020, 11:24)

So wie die von Max Czollek, der eine förmliche Desintegration fordert ...
Mir stellt sich bei so etwas immer die Frage, was passiert, wenn auch die "Menschen, die schon immer hier leben" anfangen, sich zu desintegrieren?
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Fliege hat geschrieben:(06 Dec 2020, 13:33)

Heute hat Henryk M. Broder an seinen Artikel von 2009 über Maxim Biller erinnert, und tatsächlich, in diesem Artikel erfährt der interessierte Zeitgenosse, wer Maxim Biller ist:

"Wäre er 20 Jahre jünger, müsste sein Selbstporträt 'Die Leiden des jungen Maxim' heißen; weil er aber auf die 50 zugeht, heißt es 'Der gebrauchte Jude', was die Älteren unter seinen Lesern an Alain Finkielkrauts Buch 'Der eingebildete Jude' erinnern wird.

Maxim Biller ist beides: gebraucht und eingebildet, im doppelten Sinne des Wortes."
Ich mochte seinerzeit Billers "Die Tempojahre" sehr. Ist aber lange her.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

Tom Bombadil hat geschrieben:(06 Dec 2020, 13:38)

Mir stellt sich bei so etwas immer die Frage, was passiert, wenn auch die "Menschen, die schon immer hier leben" anfangen, sich zu desintegrieren?
Das wäre dann der Moment der absoluten Buntheit: Vorwärts in die Vergangenheit der tribalen Strukturen.

Das Dilemma mit dem, was Thea Dorn beschreibt, liegt darin: Sie hat theoretisch recht, aber ich wollte das Praktische, das sich daraus gibt, nicht leisten. Deutschland ist ein nettes Land, um hier zu leben, aber besser könnte es sein, man hätte einen anderen Pass. Dann gingen einem Dorn und Czollek hintenrum vorbei. Ein Dilemma - man wird immer nur falsche Entscheidungen treffen, daher muss man sich die Kompensationsfrage stellen. Wem vor einem failed state oder vor amerikanischen Verhältnissen graut, sollte sich eher mehr Dornianer wünschen, wem das egal ist, der kann auch Czollek folgen.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Bleibtreu »

Ach du meine Guete! Im toleranten und offenen TelAviv leben wir die absolute Buntheit - hier ist nix vorwaerts in die Vergangenheit. :p
Da wuerden die hier Greinenden wohl den SchockTod sterben, gacker
• Wer fuer alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
https://www.shabak.gov.il/english/Pages/index.html#=1
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Als der PR-Guerilla Oberleutnant Bohnert mit dem Slogan "Zu Bunt gehört auch Grün" um Einlass zur Res Publica warb, blieb ihm und seinen Leuten der Zugang doch verwehrt.

Bunt ist nicht gleich bunt.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

ROLLBACK AUS DER PROVINZ
Das "Quartett“ mit Lisa Eckhart war hochinteressant
https://www.augsburger-allgemeine.de/ku ... 74681.html

Dorn sei Baden gegangen, dank Eckhart und so wie einst Weidermann dank Biller. Soll heißen, die Gastgeberin wurde durch ein "brillantes Gegenüber" (W. Schütz) an die Wand gedrückt.
Und: Die maximale Debatten-Temperatur sei schon erreicht gewesen, bevor überhaupt ein Wort gesprochen wurde.

Zu dieser These passt mehr oder weniger der Umstand, dass es prominente Artikel zum Thema gibt, die sich hinter einer Bezahlschranke verstecken.
Marketingtechnisch heißt das, man erwartete vorab ein großes Interesse.

https://www.augsburger-allgemeine.de/ku ... 74681.html
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

DarkLightbringer hat geschrieben:(06 Dec 2020, 16:11)

ROLLBACK AUS DER PROVINZ

https://www.augsburger-allgemeine.de/ku ... 74681.html

Dorn sei Baden gegangen, dank Eckhart und so wie einst Weidermann dank Biller. Soll heißen, die Gastgeberin wurde durch ein "brillantes Gegenüber" (W. Schütz) an die Wand gedrückt.
Und: Die maximale Debatten-Temperatur sei schon erreicht gewesen, bevor überhaupt ein Wort gesprochen wurde.

Den schönsten Spruch zum Auftritt gab's bei ntv:
Der Autor dieser Zeilen wagt zudem die Prognose: Eckhart ist nicht die neue Führerin und bringt auch die Demokratie nicht in Gefahr, indem sie Unsagbares als Humor getarnt hinausposaunt.
Ich prognostiziere mal: Auch das wird die Besorgten nicht verstummen lassen,

[MOD]Edit. Hilft hier niemandem weiter. H2O
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Stoner hat geschrieben:(06 Dec 2020, 16:52)

Den schönsten Spruch zum Auftritt gab's bei ntv:



Ich prognostiziere mal: Auch das wird die Besorgten nicht verstummen lassen,



... :D
Nun hat ja just die Nämliche verkündet, Kaiserin werden zu wollen - freilich nur in einer Satire-Nummer. Bislang hat das noch nicht mal die Besorgtesten unter den Besorgten gekümmert.
Vielleicht auch nur, weil sie es nicht vernommen haben - oder gar den Witz verstanden.

Man muss versuchen, die Besorgten ein Stück weit abzuholen, sofern sie noch Laut geben können. Nur die Stummen und Tauben sind vermutlich nicht mehr abholbar.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von naddy »

Stoner hat geschrieben:(06 Dec 2020, 16:52)

Ich prognostiziere mal: Auch das wird die Besorgten nicht verstummen lassen, ... :D
Selbstverständlich nicht. Warum sollten sie ohne Not Konkurrenz zu ihrem eigenen Führungsanspruch dulden?
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

DarkLightbringer hat geschrieben:(06 Dec 2020, 17:02)

Nun hat ja just die Nämliche verkündet, Kaiserin werden zu wollen - freilich nur in einer Satire-Nummer. Bislang hat das noch nicht mal die Besorgtesten unter den Besorgten gekümmert.
Vielleicht auch nur, weil sie es nicht vernommen haben - oder gar den Witz verstanden.
Die wird immer sympathischer, alternativ zu meinen demarchischen und deliberativen Demokratievorstellungen dachte ich immer: Wenn das nix wird, mach ich's wie der Roth: Ich werd Monarchist.

Dass die Besorgten da ruhig geblieben sind, zeigt: Die verstehn tatsächlich keine Satire oder aber immer pfeilgrad das Verkehrte falsch. Ganz schön quer, das. :D
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Vongole »

Stoner hat geschrieben:(06 Dec 2020, 16:52)

Den schönsten Spruch zum Auftritt gab's bei ntv:

Ich prognostiziere mal: Auch das wird die Besorgten nicht verstummen lassen,
Die Besorgten nehmen zur Kenntnis, dass in Deutschland neben der dumpfen Sorte auch der Antisemitismus reüssiert, der als "Satire" daherkommt.
Dass Eckhart den allerdings beim LQ ausleben würde, stand m.E. überhaupt nicht zur Debatte, wer da mit einem Skandal rechnete, dürfte die Intelligenz der Dame unterschätzt haben.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von naddy »

Vongole hat geschrieben:(06 Dec 2020, 17:37)

... wer da mit einem Skandal rechnete, dürfte die Intelligenz der Dame unterschätzt haben.
Was ich mir bereits vor längerer Zeit anzumerken erlaubte. Nebst der Feststellung, daß ich mir die Freiheit nehme, ihre Äußerungen im Konkreten durchaus ambivalent zu beurteilen. Selbst in meinem hohen Alter bin ich glücklicherweise noch nicht auf betreutes Denken angewiesen, freue mich aber jederzeit über Mit-Denkende. ;)
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

Vongole hat geschrieben:(06 Dec 2020, 17:37)

Die Besorgten nehmen zur Kenntnis, dass in Deutschland neben der dumpfen Sorte auch der Antisemitismus reüssiert, der als "Satire" daherkommt.
Dass Eckhart den allerdings beim LQ ausleben würde, stand m.E. überhaupt nicht zur Debatte, wer da mit einem Skandal rechnete, dürfte die Intelligenz der Dame unterschätzt haben.
(Hervorhebung von mir)

Mit der Löschung des Teils, auf den sich der Begriff bezog, ist ja die Ironie des Begriffs verschwunden und in ihr Gegenteil verkehrt. Dann hätte man den Satz auch mitlöschen müssen.

Damit ist auch gut hier für mich.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Die Spannung wird durch die Hexenjagd erzeugt, sicherlich nicht durch eine Bühnennummer von 2018, in der durch überzeichnende Darstellung einer Argumentationsweise die selbige ad absurdum geführt wird.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Fliege »

Fliege hat geschrieben:(04 Dec 2020, 13:00)

Nein, es dürfen oeffentlich nur noch Werke des Neuen Sozialismus besprochen werden.
Stoner hat geschrieben:(04 Dec 2020, 16:25)

Das, Herr Kollege, ist jetzt aber definitiv falsch. Es wird heute Abend Herrn Houellebecqs Essayband verplaudert, gelobt, zerrissen, relativiert oder was auch immer. Sozialismus sieht nun anders aus. ;)
DarkLightbringer hat geschrieben:(06 Dec 2020, 20:21)

Die Spannung wird durch die Hexenjagd erzeugt, sicherlich nicht durch eine Bühnennummer von 2018, in der durch überzeichnende Darstellung einer Argumentationsweise die selbige ad absurdum geführt wird.
Wie ich sehe, gilt das Grundgesetz, in dem es, sofern ich mich recht erinnere, heißt, Zensur findet nicht statt, noch.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Fliege hat geschrieben:(06 Dec 2020, 20:27)

Wie ich sehe, gilt das Grundgesetz, in dem es, sofern ich mich recht erinnere, heißt, Zensur findet nicht statt, noch.
Das gilt natürlich, weshalb private Kampagnen auch geeigneter sind, um jemanden von der Bühne zu holen.
Der Staat hält sich da eher bedeckt, aus guten Gründen.

Es hat aber den Nachteil, dass sich eine beschuldigte Person auch nicht formell verteidigen kann - wie es etwa Arthur Miller vor der Kommission zuzubilligen war.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Fliege »

DarkLightbringer hat geschrieben:(06 Dec 2020, 20:57)

Das gilt natürlich, weshalb private Kampagnen auch geeigneter sind, um jemanden von der Bühne zu holen.
Der Staat hält sich da eher bedeckt, aus guten Gründen.

Es hat aber den Nachteil, dass sich eine beschuldigte Person auch nicht formell verteidigen kann - wie es etwa Arthur Miller vor der Kommission zuzubilligen war.
Ja, Cancel-Culture (früher gern als halbstaatliche Bücherverbrennung betrieben; heute würde man von NGOs sprechen) besteht darin, Zensureffekte ohne staatliche Zensur herbeizuführen.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Zunder »

Die von rechten Trollen halluzinierte Cancel-Culture besteht vor allem aus regelmäßigen Auftritten der "Gecancelten" im ÖR.
Sören74

Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Sören74 »

Vongole hat geschrieben:(06 Dec 2020, 17:37)

Die Besorgten nehmen zur Kenntnis, dass in Deutschland neben der dumpfen Sorte auch der Antisemitismus reüssiert, der als "Satire" daherkommt.
Dass Eckhart den allerdings beim LQ ausleben würde, stand m.E. überhaupt nicht zur Debatte, wer da mit einem Skandal rechnete, dürfte die Intelligenz der Dame unterschätzt haben.
Du bist gerade mit einer nicht-falsifizierbaren These unterwegs. Wenn sich Frau Eckhart (nicht wie gewünscht) nicht antisemitisch und rassistisch gibt, dann heißt es, jaja, die Frau ist ja auch schlau und tut das auch nicht so offen kund. [ṀOD]Edit. Bitte nicht mit Unterstellungen auf Gesprächspartner losgehen. H2O
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Fliege hat geschrieben:(06 Dec 2020, 21:08)

Ja, Cancel-Culture (früher gern als halbstaatliche Bücherverbrennung betrieben; heute würde man von NGOs sprechen) besteht darin, Zensureffekte ohne staatliche Zensur herbeizuführen.
Der Dramatiker Arthur Miller hat bekanntlich den McCarthyismus mittels des Stücks "Hexenjagd" kommentiert und kritisch bewertet.
Hexenjagd ist ein Stück über den Hexenwahn in der frühen Neuzeit, aber es ist auch ein Stück über gesellschaftliche Erscheinungen, die in unserer Zeit immer wieder auftreten können. Es wendet sich gegen Angst und Massenwahn, gegen Denunziation, Gesinnungsschnüffelei und gegen den Missbrauch politischer Macht.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hexenjagd_(Drama)

Die Zensurwelle sollte in der Tat skeptisch betrachtet werden.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Zunder hat geschrieben:(06 Dec 2020, 21:16)

Die von rechten Trollen halluzinierte Cancel-Culture besteht vor allem aus regelmäßigen Auftritten der "Gecancelten" im ÖR.
Entsprechend ist die Anklage auf das ZDF auszuweiten. An Dieter Nuhr hält man ja auch fest.
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Fliege
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Fliege »

DarkLightbringer hat geschrieben:(06 Dec 2020, 21:24)

Der Dramatiker Arthur Miller hat bekanntlich den McCarthyismus mittels des Stücks "Hexenjagd" kommentiert und kritisch bewertet.

[...]
https://de.wikipedia.org/wiki/Hexenjagd_(Drama)

Die Zensurwelle sollte in der Tat skeptisch betrachtet werden.
Ablehnend sollte eine Zensurwelle m. E. unabhängig davon betrachtet werden, ob sie staatlich getrieben, mediengetrieben oder NGO-getrieben statt hat. (So legt John Stuart Mill im ersten Kapitel von On Liberty dar, wie gefährlich die oeffentliche Meinung der individuellen Freiheit werden kann.)
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Schnitter »

Zunder hat geschrieben:(06 Dec 2020, 21:16)

Die von rechten Trollen halluzinierte Cancel-Culture besteht vor allem aus regelmäßigen Auftritten der "Gecancelten" im ÖR.
Der berühmteste "Anwender" der Cancel Culture ist ein rechter Troll -> Donald Trump ;)
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Eva Menasse, eine bedeutende Schriftstellerin der Gegenwart, widerspricht Biller.

Sie wirft ihm Kitsch, Dämonisierung und Maßlosigkeit vor.

Sie räumt allerdings ein, dass die "Doppel- und Dreifachbödigkeit" (Menasse) der Eckhart-Auftritte möglicherweise nicht von allen verstanden wird.
Provokant sei sie ja schon, die Lisa Eckhart, nämlich weil sie die "inneren Schweinehunde der Gesellschaft" Gassi führe.

https://www.zeit.de/2020/52/maxim-bille ... ettansicht
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Fliege hat geschrieben:(06 Dec 2020, 22:14)

Ablehnend sollte eine Zensurwelle m. E. unabhängig davon betrachtet werden, ob sie staatlich getrieben, mediengetrieben oder NGO-getrieben statt hat. (So legt John Stuart Mill im ersten Kapitel von On Liberty dar, wie gefährlich die oeffentliche Meinung der individuellen Freiheit werden kann.)
Ein Rückblick:
Im Sommer 1929 war Remarques "Im Westen nichts Neues" sowohl populär wie auch umstritten (!).
Die Premiere des Kinofilms 1930 in Berlin verlief zunächst ohne Zwischenfälle. Unter den Zuschauern waren illustre Gäste wie Alfred Döblin oder der legendäre Reporter Egon Erwin Kisch.
Dann aber machte Gauleiter Goebbels mobil, Tausende protestierten und letztlich widerrief die Prüfstelle die Zulassung des Films.

Goebbels bemerkte im NS-Parteiblatt folgendes dazu:
»Zum ersten Male haben wir in Berlin die Tatsache zu verzeichnen, dass die Asphaltdemokratie in die Knie gezwungen wurde.«
https://www.spiegel.de/geschichte/im-we ... c75bd22aa1

Zensurwellen, so schön sie auch umschrieben sein mögen, sind immer ein Sieg gegen die "Asphaltdemokratie".
Und ja, auch wenn dieser Kulturkampf eben auf diesem Asphalt initiiert wird. Und auch, wenn der Skandal, der Stoff, der Autor oder der Künstler populär ist oder wird.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

DarkLightbringer hat geschrieben:(10 Dec 2020, 23:44)

Eva Menasse, eine bedeutende Schriftstellerin der Gegenwart, widerspricht Biller.

Sie wirft ihm Kitsch, Dämonisierung und Maßlosigkeit vor.
Vor allem weist sie auf das hin, was ich auch schon irgendwo angeführt hatte: Biller hat sich exakt so aufgeführt, wie er es in seinem anfallartigen "eiskalten Manifest der Aufklärung" vor ein paar Wochen anderen zurecht vorgeworfen hat. Dass er sich nun selbst an einer derjenigen gibt, die ihm so zuwider sind, ist schon mehr als ironisch.

Menasse zitiert ihn in dieser Hinsicht goldrichtig:
Damals beklagte er "das bewusst falsche, taktische Interpretieren eines ganz konkreten, ausgewiesen literarischen Textes im Namen einer verbissenen Ächtungs- und Befreiungsideologie, die sich meistens ihre Feinde dort sucht, wo sie besonders apodiktisch im diffusen Nebel von Gut-und-Böse stochern kann".
DarkLightbringer hat geschrieben:(10 Dec 2020, 23:44)

Sie räumt allerdings ein, dass die "Doppel- und Dreifachbödigkeit" (Menasse) der Eckhart-Auftritte möglicherweise nicht von allen verstanden wird.
Ein Künstler, der sich nach der maximalen Blödigkeit und/oder Bösartigkeit im Sinne des Nichtverstehenwollens irgendwelcher Kritiker richten würde, kann dann eben Volksschauspieler, Heimatdichter oder Schunkelmusiker werden.

Nachtrag: Apropos MRR: Ich fand schon seine Sendung teilweise unterirdisches sekundäres Geschwätz, das oft genug über das satirische Moment hinaus nichts wirklich Wertvolles zu bieten hatte, wenn man sich für Literatur interessierte.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Stoner hat geschrieben:(12 Dec 2020, 10:23)

Vor allem weist sie auf das hin, was ich auch schon irgendwo angeführt hatte: Biller hat sich exakt so aufgeführt, wie er es in seinem anfallartigen "eiskalten Manifest der Aufklärung" vor ein paar Wochen anderen zurecht vorgeworfen hat. Dass er sich nun selbst an einer derjenigen gibt, die ihm so zuwider sind, ist schon mehr als ironisch.

Menasse zitiert ihn in dieser Hinsicht goldrichtig:
Biller, der die Tempojahre hinter sich hat, ist mit 60 der wahrscheinlich älteste "angry young man" der Welt.
Kann mir trotzdem nur schwer vorstellen, dass er Reich-Ranicki beerben wird, dessen Geist er mit fragwürdigem Kitsch beschworen hat.
Ein Künstler, der sich nach der maximalen Blödigkeit und/oder Bösartigkeit im Sinne des Nichtverstehenwollens irgendwelcher Kritiker richten würde, kann dann eben Volksschauspieler, Heimatdichter oder Schunkelmusiker werden.
Nachtrag: Apropos MRR: Ich fand schon seine Sendung teilweise unterirdisches sekundäres Geschwätz, das oft genug über das satirische Moment hinaus nichts wirklich Wertvolles zu bieten hatte, wenn man sich für Literatur interessierte.
Man muss eben sagen, dass Lisa Eckhart mit ihrem dreibödigen Fin de siècle-Stil wohl der Avantgarde zuzurechnen ist. Und das in Zeiten, die Hysterie begünstigt und Aufklärung erschwert.
Nun, die 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts waren schließlich auch irgendwie wild. Und die neuen Zwanziger beginnen gerade erst.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

DarkLightbringer hat geschrieben:(12 Dec 2020, 11:34)

Biller, der die Tempojahre hinter sich hat, ist mit 60 der wahrscheinlich älteste "angry young man" der Welt.
Kann mir trotzdem nur schwer vorstellen, dass er Reich-Ranicki beerben wird, dessen Geist er mit fragwürdigem Kitsch beschworen hat.


Man muss eben sagen, dass Lisa Eckhart mit ihrem dreibödigen Fin de siècle-Stil wohl der Avantgarde zuzurechnen ist. Und das in Zeiten, die Hysterie begünstigt und Aufklärung erschwert.
Nun, die 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts waren schließlich auch irgendwie wild. Und die neuen Zwanziger beginnen gerade erst.
Wobei es einen ganz entscheidenden Unterschied gibt. Während die Menschen in den Zwanzigern des vorigen Jahrhunderts ausgehungert, verzweifelt oder desillusioniert mit den Folgen des Krieges kämpfen mussten, steht diese Gesellschaft gewissermaßen nicht auf den Gipfel der Verzweiflung sondern auf den Gipfeln Ihrer moralischen Selbstgefälligkeit. Daher wird nicht viel Swing zu erwarten sein, sondern man darf sich eher auf ein Festival des Pietismus einrichten. Gender- und Cancel Culture-Lyrik statt Dada, Infantilismus statt Expressionismus, Veganismus statt Morphinismus. Und das Laszive, wie wir an den stutenbissigen Kommentaren über Frau Eckhart zu sehen, wird gekeult wie das Federvieh wenn die Vogelgrippe im Anmarsch ist.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Stoner hat geschrieben:(12 Dec 2020, 11:55)

Wobei es einen ganz entscheidenden Unterschied gibt. Während die Menschen in den Zwanzigern des vorigen Jahrhunderts ausgehungert, verzweifelt oder desillusioniert mit den Folgen des Krieges kämpfen mussten, steht diese Gesellschaft gewissermaßen nicht auf den Gipfel der Verzweiflung sondern auf den Gipfeln Ihrer moralischen Selbstgefälligkeit. Daher wird nicht viel Swing zu erwarten sein, sondern man darf sich eher auf ein Festival des Pietismus einrichten. Gender- und Cancel Culture-Lyrik statt Dada, Infantilismus statt Expressionismus, Veganismus statt Morphinismus. Und das Laszive, wie wir an den stutenbissigen Kommentaren über Frau Eckhart zu sehen, wird gekeult wie das Federvieh wenn die Vogelgrippe im Anmarsch ist.
Das ist ein sehr kulturpessimistischer Ansatz. Vielleicht ist er ja zutreffend, aber es gibt auch Gegenstimmen, die einen gewissen "Swing" vermuten lassen.
Die Verfolgung der J.K. Rowling
https://www.spiegel.de/kultur/literatur ... 0174419316

Leider ein Premium-Artikel. Die Übertitelung legt jedoch eine kritische Betrachtung dessen nahe, was zeitgemäß als "Cancel Culture" umschrieben wird.
Fast noch deutlicher: "Hasskampagne gegen Harry-Potter-Erfinderin". Das kann dann wohl kaum noch als Zustimmungsliteratur verstanden werden.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

DarkLightbringer hat geschrieben:(15 Dec 2020, 04:15)

Das kann dann wohl kaum noch als Zustimmungsliteratur verstanden werden.
Das wird die SJW-Schreihälse auch nicht daran hindern, morgen wieder eine neue Sau durch's Dorf zu treiben.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

DarkLightbringer hat geschrieben:(15 Dec 2020, 04:15)

Das ist ein sehr kulturpessimistischer Ansatz. Vielleicht ist er ja zutreffend, aber es gibt auch Gegenstimmen, die einen gewissen "Swing" vermuten lassen.
Das mit dem Kulturpessimismus ist immer so eine Sache. Ich gehe davon aus, dass die säkular-"pietistische" Konditionierung aus denen, die heute Kinder und Jugendliche sind, eben Menschen mit anderen Einstellungen zur (Un)Freiheit machen werden. Problematisch ist der ganze Komplex Cancel Culture ja nur für diejenigen, die mit einem anderen Begriff von Freiheit, Autonomie, Individualität, Kunst, Autoritäten usw. sozialisiert wurden. Jetzt werden die neuen Höhlen mit neuem Personal und neuen Schattenspielen entworfen - aus Höhlen kommen wir letztendlich alle.

DarkLightbringer hat geschrieben:(15 Dec 2020, 04:15)

https://www.spiegel.de/kultur/literatur ... 0174419316

Leider ein Premium-Artikel. Die Übertitelung legt jedoch eine kritische Betrachtung dessen nahe, was zeitgemäß als "Cancel Culture" umschrieben wird.
Fast noch deutlicher: "Hasskampagne gegen Harry-Potter-Erfinderin". Das kann dann wohl kaum noch als Zustimmungsliteratur verstanden werden.
Ja, schade, hättemich mal interessiert. Aber man erkennt, dass selbst der größte Name nicht mehr so richtig schützt. Wer nicht wie sie völlig abgesichert ist, wird sich überlegen, ob er sich mit dem pietistischen Mob anlegt.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

FDP-nahe Naumann-Stiftung "cancelt" liberalen Moderator

Man hat den zuvor eingeladenen Gunnar Kaiser - seines Zeichens Philosoph und Schriftsteller - "überprüft", wie es heißt, und für verdächtig befunden.
Die Live-Diskussion selbst soll zwar ruhig verlaufen sein, aber es hagelte hernach Kritik via Twitter.

Premium-Artikel: https://www.cicero.de/innenpolitik/frie ... bicki/plus;
https://www.welt.de/kultur/plus22262469 ... aiser.html

Die Bezahlschranken der namhaften Presse lassen sich so deuten, dass ein erhöhtes Interesse erwartet wird.

Kaiser selbst sagt, er sei weder befragt noch mit konkreten Vorwürfen konfrontiert worden.
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Stoner

Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

DarkLightbringer hat geschrieben:(17 Dec 2020, 15:37)

FDP-nahe Naumann-Stiftung "cancelt" liberalen Moderator

Man hat den zuvor eingeladenen Gunnar Kaiser - seines Zeichens Philosoph und Schriftsteller - "überprüft", wie es heißt, und für verdächtig befunden.
Die Live-Diskussion selbst soll zwar ruhig verlaufen sein, aber es hagelte hernach Kritik via Twitter.

Premium-Artikel: https://www.cicero.de/innenpolitik/frie ... bicki/plus;
https://www.welt.de/kultur/plus22262469 ... aiser.html

Die Bezahlschranken der namhaften Presse lassen sich so deuten, dass ein erhöhtes Interesse erwartet wird.

Kaiser selbst sagt, er sei weder befragt noch mit konkreten Vorwürfen konfrontiert worden.

Das wäre eigentlich das, was in dem Strang zur Debattenkultur noch reingehören würde als Beispiel für das dort zuletzt verlinkte Video.
Stoner

Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

Manche Autoren haben Glück und kommen um die Verbrennung ihrer Bücher herum, weil sie schon vor dem Erscheinen gecancelt werden.

Zum gecancelten Buch einer britischen Autorin zwei Artikel, einer aus der NZZ und zum gleichen Thema zum Vergleich aus der Süddeutschen Zeitung.

Interessant dabei, dass hier mit den beiden Damen auch eine "philosemitische Zionistin" (Burchill) und eine Unterstützerin antizionistischer Aktivisten (Sarkar) sowie zwei unterschiedliche Generationen aufeinandertreffen.

Jedenfalls: die Mechanismen funktionieren immer besser. Und ein Satz in der NZZ über die Cancel Culture-Zeloten bringt es ganz gut auf den Punkt:
Denn diesen geht es nicht um Witz, sie sind im Gegenteil geradezu erpicht darauf, Scherz und Satire misszuverstehen. Ein bezeichnendes Symptom der postironischen Woke-Kultur ist ihre komplette Humorlosigkeit.
Liberty
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Liberty »

Laut "Integrationsbeauftragter" der Bundesregierung, Anette Widman-Mauz (CDU), ist der Begriff "Migrationshintergrund" nicht mehr zeitgemäss. Man brauche nun dringend Diskussionen, wie man diesen Begriff ablösen könne durch ein anderes Wort.



Na da haben sich die ganzen 16 Semester Politikwissenschaften, die Frau Widmann-Mauz erfolglos ohne Abschluss studiert hat doch mal richtig gelohnt. :D
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