tarkomed hat geschrieben:(26 Feb 2021, 13:58)Moooment. Schon bei unserer ersten Begegnung hast du mich links eingeordnet, ohne erkennbaren Grund, also was beklagst du dich?
Wann ich dir Demokratiefeindlichkeit unterstellt haben soll, ist mir auch nicht bewusst, aber du hast mir etwas ganz anderes unterstellt, das leider entfernt wurde.
Ich habe nichts entfernt. Du hast mich rechtsextrem genannt, weil ich nicht den Enthusiasmus bei Zuwanderung teile und Frauenquoten nicht gut finde - zwei im Übrigen typische linke Positionen. Schema: Erfolg auf Antrag und Anspruch. Funktioniert nicht. Aber anderes Thema.
Ich weiß nicht, ob du die Gelegenheit hattest, meine Stellungnahme dazu zu lesen und ich werde deshalb versuchen, sie sinngemäß zu wiedergeben, ohne deinen Vorwurf zu erwähnen:
Ich fühle mich zunächst einmal als Angehöriger der deutschen Zivilgesellschaft in der Mehrheit und deshalb spreche ich nicht nur für mich. Ich meine damit mein Umfeld außerhalb des Forums.
Das ist ja schon ein grober Kardinalfehler! Dein Umfeld ist nicht die "deutsche Zivilgesellschaft in der Mehrheit", sondern Dein von Dir größtenteils selektiv gewähltes Umfeld. Natürlich kommt einem Stundenten an der PhilFak seine Umgebung wie die Mehrheit vor. Sie ist aber nur ein winzigkleiner Ausschnitt der Gesellschaft.
Mein Kredo ist zeitlebens, meine Ansichten von keiner Ideologie einengen zu lassen. Dazu gehören auch die Religionen. Ich bin christlich erzogen worden, aber spätestens nach dem Abitur wollte ich nichts mehr mit Religionen zu tun haben. Ideologien überlasse ich auch denjenigen, die einen Rahmen brauchen, innerhalb dessen sie ihre Ansichten sortieren und selektieren wollen.
In dieser Hinsicht sind wir uns sehr einig. Zwar bin ich für meinen Teil der Ansicht, dass Religionen umgekehrt auch das Potential haben, einer Gesellschaft Stabilität und Inspiration zu geben, aber seit Langem sind die organisierten Kirchen davon leider weit entfernt. Auch anderes (sehr spannendes!) Thema.
Ich begnüge mich nur mit einem Leitbild und das nennt sich menschliche Moral, auch wenn sie dir links oder sogar pharisäisch vorkommt.
Und hier ist wieder Dein Fehlschluss: Deine Moral ist nicht die allgemeine Moral ist nicht die mehrheitliche Moral ist schon gar nicht die "menschliche Moral". Die Philosophie beschäftigt sich seit ihren Anfängen damit, ob es allgemein verbindliche Werte gibt, die a priori "gut" oder "schlecht" sind.
Diese menschliche Moral lässt mich allergisch reagieren jedes Mal, wenn Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer kulturellen Zugehörigkeit oder sonstiger Merkmale, die sie zu einer Minderheit einordnen lassen, diskriminiert werden, aber auch wenn Menschen Ungerechtigkeiten ausgesetzt werden, wegen ihrer sozialen Stellung in der Gesellschaft.
Dann müsstest Du jedes Mal "allergisch reagieren", wenn ein Mann nur weil seine Gegenkandidatin keinen Schniepel hat (oder empfindet) einen Job nicht bekommt, da es hierfür ein Gesetz gibt. Besonders da die Generation des Patriarchats schon lange dabei ist abzutreten.
Ich habe in meinem Leben noch keine Frau diskriminiert, schon gar nicht beruflich. Wer meinen Bereich kennt, wird das kaum bezweifeln und das in einer totalen Männerdomäne (IT). Wieso sollte man die Chancengleichheit zu meinen Lasten, der ich noch nie diskriminiert habe, zu Gunsten einer Frau, die noch nie diskriminiert wurde, aufheben?
Das hast Du als "im 21. Jahrhundert angekommen" bezeichnet. Ich halte es schlicht für eine typisch linke Art der Verwechslung von Chancengleichheit mit Ergebnisgleichheit ("Gleichstellung").
Das ist auch der Grund, warum ich mich auch für die Demokratie einsetze, weil ich sie für das einzig richtige Gesellschaftsmodell halte, das für Rechtstaatlichkeit und soziale Gerechtigkeit sorgt.
Soweit würde ich wieder mitgehen.
Dementsprechend reagiere ich dann auch allergisch, wenn der Verdacht aufkommt, dass welche die Demokratie bekämpfen. Ich setze mich auch für den Erhalt und die Weiterentwicklung eines geeinten Europa, weil ich Kinder habe und ihnen das gleiche Glück wünsche, das ich selbst hatte, nämlich in der einzigen Phase in der Geschichte Europas, in der es möglich war, in Frieden, Freiheit und Wohlstand glücklich zu leben.
Hier haben wir wohl ein Thema, das uns beide sehr stark eint. Europa ist auch meine Herzensangelegenheit und (leider sehr im Widerspruch zum Absatz darüber) tat es mir sehr weh wie Demagogen erfolgreich die Menschen mit Desinformation und Vereinfachung die Briten zum Austritt bewegt haben.
Tatsächlich halte ich ein "Engineering of the mob" wie Farage/Johnson, aber auch Trump, Bolsonaro oder hier in Teilen die AfD das betreiben für brandgefährlich.
Hier wären wir wieder bei objektiven Werten. Da kam - ausgerechnet vom ehemaligen Papst - ein wie ich finde sehr weiser Satz: "Eine Toleranz, in der das Falsche gleichberechtigt neben dem Richtigen stehen darf, kann nie Gerechtigkeit sein."
Bezogen auf unser Bücherthema ist das eine sehr wichtige Frage: wenn wir alle Bücher verändern, zensieren oder auch nur medial wirksam niederbrüllen, die eine andere Meinung vertreten, wo werden wir da landen?
Disney+ versieht seine Klassiker mit PC-Warnungen. Netflix und Amazon Prime basteln auf unerträglich plumpe Art und Weise diesen Facebook-Feminismus in ihre Serien, dass die Qualität darunter leidet.
Ich bin in der festen Überzeugung aufgewachsen, dass es nicht schlimm ist, wenn eine Frau eine Frau heiratet oder ein Mann einen Mann. Bei den Serien ist das Virtue Signalling aber so penetrant, dass in der Darstellung 2/3 aller Menschen irgendwie queer sind, was schlicht nicht stimmt. Unterlässt man das, kommen die Brüllaffen wieder auf den Plan.