Deutsche Schulbildung: Sinn vs. Unsinn

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imp
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von imp »

Alpha Centauri hat geschrieben:(23 May 2020, 18:09)

Vielleicht weil sie sich dafür schlicht nicht interessieren zumindest viele, ohnehin ist die Pubertät eigentlich so ziemlich ungeeignet um Jugendliche und Heranwachsende mit Mathematik, Physik oder Geschichte zu quälen, da haben die meisten "Pubertiere" ganze andere Dinge im Kopf und haben eigentlich mit sich selbst in dem Entwicklungsstadium genug zu tun.
Man könnte sie in diesen Jahren arbeiten schicken und hinterher die Schule fortsetzen, wenn sie es leid sind.
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JJazzGold
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von JJazzGold »

H2O hat geschrieben:(24 May 2020, 08:06)

Ja, das ist wohl so; allerdings müssen Eltern zeitweise tüchtig Dampf aufmachen! :thumbup:
Wir haben/hatten zu diesem Zeitpunkt die Erfahrung, wie sich die Pubertät auf uns ausgewirkt hat, das macht nachsichtig und großmütig. ;) Kurzfristigen Ausbruchsversuchen bin ich mit der Bereitschaft zu langen Diskussionen begegnet und ab und zu dem zartfühlend eingeflochten Hinweis, dass die erwünschte Selbstständigkeit in der Regel bedeutet, den eigenen Unterhalt zu sichern. Dafür ist eine solide Schulbildung unerlässlich.
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Re: Deutsche Schulbildung: Sinn vs. Unsinn

Beitrag von Sungawakan »

Fuerst_48 hat geschrieben:(14 Apr 2020, 12:59)

Soweit ich weiß, hat BAYERN noch das höchste Niveau, was das Abitur betrifft.
(Hoffentlich bleibt`s so...)!
Nö, Sachsen hat es mittlerweile abgehängt. Oder abgehangen? ;-)

Bildungsranking der INSM

Bundesland 2019
1. Sachsen 68,0
2. Bayern 61,2
3. Thüringen 56,9
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unity in diversity
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von unity in diversity »

imp hat geschrieben:(24 May 2020, 08:08)

Man könnte sie in diesen Jahren arbeiten schicken und hinterher die Schule fortsetzen, wenn sie es leid sind.
Gibt es eine bestimmte Firma, die du mit deinem Vorschlag ruinieren willst?
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von H2O »

JJazzGold hat geschrieben:(24 May 2020, 08:16)

Wir haben/hatten zu diesem Zeitpunkt die Erfahrung, wie sich die Pubertät auf uns ausgewirkt hat, das macht nachsichtig und großmütig. ;) Kurzfristigen Ausbruchsversuchen bin ich mit der Bereitschaft zu langen Diskussionen begegnet und ab und zu dem zartfühlend eingeflochten Hinweis, dass die erwünschte Selbstständigkeit in der Regel bedeutet, den eigenen Unterhalt zu sichern. Dafür ist eine solide Schulbildung unerlässlich.
Ja, ich glaube, das hat meine Frau so abgewettert. Ich war in dieser Zeit heftig mit Existenzkampf ausgefüllt. Ich habe mich dann nur gelegentlich an Wochenenden unbeliebt gemacht... :D
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von imp »

unity in diversity hat geschrieben:(24 May 2020, 08:28)

Gibt es eine bestimmte Firma, die du mit deinem Vorschlag ruinieren willst?
Die Entlohnung orientiert sich wie immer am Marktgeschehen. Was kostet so ein Spargelrumäne die Woche?
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von unity in diversity »

imp hat geschrieben:(24 May 2020, 08:34)

Die Entlohnung orientiert sich wie immer am Marktgeschehen. Was kostet so ein Spargelrumäne die Woche?
Bis du Pubertiere zur Spargelernte angelernt hast, blüht der Spargel.
Das ist nur noch überteuertes Brennholz.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von imp »

unity in diversity hat geschrieben:(24 May 2020, 08:40)

Bis du Pubertiere zur Spargelernte angelernt hast, blüht der Spargel.
Das ist nur noch überteuertes Brennholz.
Das ist deren Problem. Wenn der Bauer sie nicht will, müssen sie eben einen anderen Ansteller finden. Wer keinen Arbeitsplatz vorweist, muss zur Schule.
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von unity in diversity »

imp hat geschrieben:(24 May 2020, 08:45)

Das ist deren Problem. Wenn der Bauer sie nicht will, müssen sie eben einen anderen Ansteller finden. Wer keinen Arbeitsplatz vorweist, muss zur Schule.
Gute Idee, nennt man Arbeitsmarktchancenverbesserung.
Auch privater, kontinuierlicher Verbesserungsprozess genannt.
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von Alana4 »

H2O hat geschrieben:(24 May 2020, 07:46)

Tja, so kann man auch eine vom Wohlstand der Eltern verwöhnte Generation Heranwachsender beschreiben. Der Wohlstand sei ihnen aber auch gegönnt.... wenn die jungen Leute mehrheitlich doch nur etwas Sinnvolles damit gestalten würden!
Das ist doch Unsinn. Was hat der "Wohlstand der Eltern" (den es ohnehin für eine Mehrheit gar nicht gibt) damit zu tun, dass die Schul- und Bildungswege heute weit ins Erwachsenalter hineinragenen? Allein die (Pflicht-) Schulausbildung dauert bis zum Alter von 16/17. eine stinknormale Berufsausbildung dauert in D. 3 Jahre- im günstigsten Fall ist der jungen Mensch 20, ehe das erste Mal auch nur halbwegs so etwas wie "Lebensunterhalt" verdienen kann. Und das ist einige Jahre weit weg von der biologischen Reife. Dieser Widerspruch zwischen biologischer und sozialer Reife ist vom betroffenen jungen Menschen nicht zu lösen. Also muss dieser Konflikt, diese Pubertätsphase von allen ertragen werden. Gesellschaften, in denen Kinder mit Beginn der Pubertät (also mit dem Eintritt in die biologische Reife) die Schule verlassen und auf eigenen Beinen stehen (müssen), kennen keine langdauernden Pubertätsphasen.
Ich beherrsche die deutsche Rechtschreibung! Aber meine Tastatur hat damit manchmal Probleme.
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von Alpha Centauri »

Alana4 hat geschrieben:(24 May 2020, 10:14)

Das ist doch Unsinn. Was hat der "Wohlstand der Eltern" (den es ohnehin für eine Mehrheit gar nicht gibt) damit zu tun, dass die Schul- und Bildungswege heute weit ins Erwachsenalter hineinragenen? Allein die (Pflicht-) Schulausbildung dauert bis zum Alter von 16/17. eine stinknormale Berufsausbildung dauert in D. 3 Jahre- im günstigsten Fall ist der jungen Mensch 20, ehe das erste Mal auch nur halbwegs so etwas wie "Lebensunterhalt" verdienen kann. Und das ist einige Jahre weit weg von der biologischen Reife. Dieser Widerspruch zwischen biologischer und sozialer Reife ist vom betroffenen jungen Menschen nicht zu lösen. Also muss dieser Konflikt, diese Pubertätsphase von allen ertragen werden. Gesellschaften, in denen Kinder mit Beginn der Pubertät (also mit dem Eintritt in die biologische Reife) die Schule verlassen und auf eigenen Beinen stehen (müssen), kennen keine langdauernden Pubertätsphasen.
Da ist auch nicht verwunderlich dass viele Jugendliche und Heranwachsende und junge Erwachsene mit 17 oder 18 Jahren oder Anfang 20 noch überhaupt keine sogenannte "Audbildungsreife" haben , dass ist allein aus biologischer Sicht völliger Quatsch davon auszugehen, man erwartet da etwas dass viele verständlicherweise da überhaupt noch nicht bieten können.
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von unity in diversity »

Alpha Centauri hat geschrieben:(24 May 2020, 10:30)

Da ist auch nicht verwunderlich dass viele Jugendliche und Heranwachsende und junge Erwachsene mit 17 oder 18 Jahren oder Anfang 20 noch überhaupt keine sogenannte "Audbildungsreife" haben , dass ist allein aus biologischer Sicht völliger Quatsch davon auszugehen, man erwartet da etwas dass viele verständlicherweise da überhaupt noch nicht bieten können.
Well, wir parken die alle im BGE, bis sie ihren Selbstfindungskurs abgeschlossen haben.
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von Occham »

Alpha Centauri hat geschrieben:(24 May 2020, 10:30)

Da ist auch nicht verwunderlich dass viele Jugendliche und Heranwachsende und junge Erwachsene mit 17 oder 18 Jahren oder Anfang 20 noch überhaupt keine sogenannte "Audbildungsreife" haben , dass ist allein aus biologischer Sicht völliger Quatsch davon auszugehen, man erwartet da etwas dass viele verständlicherweise da überhaupt noch nicht bieten können.
Der einzige Weg ist nunmal ausprobieren, ich wäre aber auch dafür, wenn man erst mal "kleine Brötchen" backt... bevor es an die Großen geht.
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von imp »

Alana4 hat geschrieben:(24 May 2020, 10:14)

Das ist doch Unsinn. Was hat der "Wohlstand der Eltern" (den es ohnehin für eine Mehrheit gar nicht gibt) damit zu tun, dass die Schul- und Bildungswege heute weit ins Erwachsenalter hineinragenen? Allein die (Pflicht-) Schulausbildung dauert bis zum Alter von 16/17. eine stinknormale Berufsausbildung dauert in D. 3 Jahre- im günstigsten Fall ist der jungen Mensch 20, ehe das erste Mal auch nur halbwegs so etwas wie "Lebensunterhalt" verdienen kann.
Für Supermarktkasse, Fritten servieren oder Tanke brauchst du kein Studium. Erdbeeren ernten ist keine Wissenschaft. Viele, viele Hilfstätigkeiten sind ungelernt möglich.
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von H2O »

Alana4 hat geschrieben:(24 May 2020, 10:14)

Das ist doch Unsinn. Was hat der "Wohlstand der Eltern" (den es ohnehin für eine Mehrheit gar nicht gibt) damit zu tun, dass die Schul- und Bildungswege heute weit ins Erwachsenalter hineinragenen? Allein die (Pflicht-) Schulausbildung dauert bis zum Alter von 16/17. eine stinknormale Berufsausbildung dauert in D. 3 Jahre- im günstigsten Fall ist der jungen Mensch 20, ehe das erste Mal auch nur halbwegs so etwas wie "Lebensunterhalt" verdienen kann. Und das ist einige Jahre weit weg von der biologischen Reife. Dieser Widerspruch zwischen biologischer und sozialer Reife ist vom betroffenen jungen Menschen nicht zu lösen. Also muss dieser Konflikt, diese Pubertätsphase von allen ertragen werden. Gesellschaften, in denen Kinder mit Beginn der Pubertät (also mit dem Eintritt in die biologische Reife) die Schule verlassen und auf eigenen Beinen stehen (müssen), kennen keine langdauernden Pubertätsphasen.
Irgendwie kann ich es gar nicht verwinden, hier schon wieder einmal mit Unsinn aufgefallen zu sein. :p Klar, verpacken wir unsere lieben Kleinen von 14 bis 25 Jahre in Watte... das wird schon noch. Wenn auch sehr viel später als zwangsläufige Folge eines behüteten Daseins zu Lasten der liebenden Eltern.

In Verbindung mit dem vorgezogenen Ruhestand nach 35 Jahren angerechneter Arbeitszeit werden wir so eine zutiefst humane Gesellschaft gründen, die auf Kräften des südlichen Balkans aufbaut. Dort war man mit der Pubertät eben etwas rascher fertig.
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von Liberty »

JosefG hat geschrieben:(24 May 2020, 03:19)
War das als Antwort auf meine Frage "Wie ist da eigentlich heute die Situation an den Schulen?" gedacht? Meine Frage bezog sich auf die Vermittlung der Grundlagen der Digitaltechnik. Würde mich nach wie vor interessieren, falls da jemand mehr weiss.
Wie sinnvoll ist es, "Grundlagen der Digitaltechnik" zu vermitteln, wenn die Kinder nicht mal richtig Lesen, Schreiben und Grundrechnen können, was laut Ausbildungsbetrieben und Hochschulen flächendeckend die traurige Realität ist?

Und wie sieht es eigentlich mit der Vermittlung von Grundlagen des wirklich realen, analogen Lebens aus? Wie baue ich selbst im Garten oder auf dem Balkon Tomaten an? Wie baue ich ein Regal oder einen Tisch? Wie backe ich ein Brot? Viele junge Leute wissen zwar wo man bei Apple und Microsoft welchen Button klickt, aber können solche ganz normalen Dinge des realen Lebens nicht.
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von Vongole »

Liberty hat geschrieben:(24 May 2020, 19:18)

Wie sinnvoll ist es, "Grundlagen der Digitaltechnik" zu vermitteln, wenn die Kinder nicht mal richtig Lesen, Schreiben und Grundrechnen können, was laut Ausbildungsbetrieben und Hochschulen flächendeckend die traurige Realität ist?

Und wie sieht es eigentlich mit der Vermittlung von Grundlagen des wirklich realen, analogen Lebens aus? Wie baue ich selbst im Garten oder auf dem Balkon Tomaten an? Wie baue ich ein Regal oder einen Tisch? Wie backe ich ein Brot? Viele junge Leute wissen zwar wo man bei Apple und Microsoft welchen Button klickt, aber können solche ganz normalen Dinge des realen Lebens nicht.
Die Übermittlung dieser Fähigkeiten sollte doch wohl das Elternhaus übernehmen, darüber hinaus gibt's in vielen Schulen freiwillige Arbeitsgruppen für Handwerk oder Kochkurse.
Grundlagen der Digitaltechnik dagegen dienen der Berufsvorbereitung und sind auch im schulischen Leben unverzichtbar, wie schon die gegenwärtige Situation zeigt.
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von imp »

Liberty hat geschrieben:(24 May 2020, 19:18)

Wie sinnvoll ist es, "Grundlagen der Digitaltechnik" zu vermitteln, wenn die Kinder nicht mal richtig Lesen, Schreiben und Grundrechnen können, was laut Ausbildungsbetrieben und Hochschulen flächendeckend die traurige Realität ist?

Und wie sieht es eigentlich mit der Vermittlung von Grundlagen des wirklich realen, analogen Lebens aus? Wie baue ich selbst im Garten oder auf dem Balkon Tomaten an? Wie baue ich ein Regal oder einen Tisch? Wie backe ich ein Brot? Viele junge Leute wissen zwar wo man bei Apple und Microsoft welchen Button klickt, aber können solche ganz normalen Dinge des realen Lebens nicht.
"Hauswirtschaft" oder "Ernährung und Soziales" ist in den meisten Bundesländern ein Fach an der Mittelschule. Im Gymnasium fehlt es leider meist.
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von Liberty »

Vongole hat geschrieben:(24 May 2020, 19:32)
Die Übermittlung dieser Fähigkeiten sollte doch wohl das Elternhaus übernehmen, darüber hinaus gibt's in vielen Schulen freiwillige Arbeitsgruppen für Handwerk oder Kochkurse.
Natürlich sollte das vom Elternhaus übernommen werden, wie meiner Meinung nach auch die gesamte Bildung eines Kindes eigentlich Aufgabe des Elternhauses ist. In Deutschland herrscht aber noch Schulzwang wie zu Kaisers Zeiten.
Vongole hat geschrieben:(24 May 2020, 19:32)
Grundlagen der Digitaltechnik dagegen dienen der Berufsvorbereitung und sind auch im schulischen Leben unverzichtbar, wie schon die gegenwärtige Situation zeigt.
Was ist denn mit "Grundlagen der Digitaltechnik" gemeint?

Nach meiner Wahrnehmung verbringen junge Leute heute einen sehr grossen Teil ihrer Zeit in der digitalen Welt und haben immer weniger Bezugspunkte zur echten, realen, analogen Welt.
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von JJazzGold »

Liberty hat geschrieben:(25 May 2020, 07:55)

Natürlich sollte das vom Elternhaus übernommen werden, wie meiner Meinung nach auch die gesamte Bildung eines Kindes eigentlich Aufgabe des Elternhauses ist. In Deutschland herrscht aber noch Schulzwang wie zu Kaisers Zeiten.

Eine höchst unfaire Lösung für Kinder, da diese dann darauf begrenzt wären, auf dem Wissenstand der Eltern zu bleiben. Noch dazu wenig praktikabel, wenn beide Eltern arbeiten und der Unterricht nach Feierabend stattfinden müsste.
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von Skull »

Liberty hat geschrieben:(25 May 2020, 07:55)

...wie meiner Meinung nach auch die gesamte Bildung eines Kindes eigentlich Aufgabe des Elternhauses ist.
Witzig.

Die GESAMTE Bildung ist also Aufgabe des Elternhauses ? :D

Wie soll das funktionieren ?

Die wenigsten Eltern können Grundlagen der Biologie, Physik oder Mathematik beibringen.
Geschweige denn Sprachen vermitteln.
Auch nicht das Wissen eines Hochschulstudiums oder deren Vorbereitung ihren Kindern bieten.

Noch denen eine Prüfbescheinigung ausstellen. :p

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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von imp »

Skull hat geschrieben:(25 May 2020, 08:02)

Witzig.

Die GESAMTE Bildung ist also Aufgabe des Elternhauses ? :D

Wie soll das funktionieren ?

Die wenigsten Eltern können Grundlagen der Biologie, Physik oder Mathematik beibringen.
Geschweige denn Sprachen vermitteln.
Auch nicht das Wissen eines Hochschulstudiums oder deren Vorbereitung ihren Kindern bieten.

Noch denen eine Prüfbescheinigung ausstellen. :p

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Das heisst erstmal nur, dass die Eltern sich drum kümmern müssen. Nicht, dass sie es selbst machen müssen. Brandschutz ist Aufgabe des Unternehmers, aber wieviele Schlipsträger schwingen selbst den Feuerlöscher?
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von Alana4 »

imp hat geschrieben:(25 May 2020, 09:38)

Das heisst erstmal nur, dass die Eltern sich drum kümmern müssen. Nicht, dass sie es selbst machen müssen.
Ah ja......"darum kümmern"
Meinst du damit, dass Eltern sich zu kümmern haben, dass ihre Kinder die Schule besuchen, die erforderlichen Materialen vorhalten usw.? Dann klar, darum haben sich ELtern zu kümmern.

Oder meinst du damit, Eltern haben sich auch darum zu kümmern, dass überhaupt erst einmal "Schule" möglich ist? Es wäre also Aufgabe der Eltern, dafür zu sorgen, dass Schulgebäude da sind, Lehrer da sind usw. Anders gefragt: bist du der Ansicht, Schule ist NUR Sache der Eltern oder ist "Schule" im umfassenden Sinn AUCH Sache der Gesellschaft als Ganzes?
Brandschutz ist Aufgabe des Unternehmers, aber wieviele Schlipsträger schwingen selbst den Feuerlöscher?
Der Vergleich hinkt, denn das Eine (Brandschutz) ist ungleich das Andere (Brandbekämpfung)
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von imp »

Alana4 hat geschrieben:(25 May 2020, 10:48)

Ah ja......"darum kümmern"
Meinst du damit, dass Eltern sich zu kümmern haben, dass ihre Kinder die Schule besuchen, die erforderlichen Materialen vorhalten usw.? Dann klar, darum haben sich ELtern zu kümmern.

Oder meinst du damit, Eltern haben sich auch darum zu kümmern, dass überhaupt erst einmal "Schule" möglich ist? Es wäre also Aufgabe der Eltern, dafür zu sorgen, dass Schulgebäude da sind, Lehrer da sind usw. Anders gefragt: bist du der Ansicht, Schule ist NUR Sache der Eltern oder ist "Schule" im umfassenden Sinn AUCH Sache der Gesellschaft als Ganzes?
Der Auftrag, sich um die Bildung der Kinder zu kümmern, ist allgemeiner. Ob dies unbedingt in staatlichen Schulgebäuden mit Klassen und Lehrplan sein muss, ist eine nachgeordnete Frage. Ich persönlich habe schon länger meine Zweifel, ob wir wirklich genau diese Lehrpläne brauchen, die den Schülern vorgeschrieben werden oder ob nicht insgesamt weniger Unterricht und mit anderen Prioritäten die Schüler gleich gut oder besser aufs Leben vorbereitet.
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von Alpha Centauri »

imp hat geschrieben:(25 May 2020, 10:59)

Der Auftrag, sich um die Bildung der Kinder zu kümmern, ist allgemeiner. Ob dies unbedingt in staatlichen Schulgebäuden mit Klassen und Lehrplan sein muss, ist eine nachgeordnete Frage. Ich persönlich habe schon länger meine Zweifel, ob wir wirklich genau diese Lehrpläne brauchen, die den Schülern vorgeschrieben werden oder ob nicht insgesamt weniger Unterricht und mit anderen Prioritäten die Schüler gleich gut oder besser aufs Leben vorbereitet.

Welche Prioritäten würdest du da setzten, was die Unterrichtsform und Lehrpläne angeht?
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von imp »

Alpha Centauri hat geschrieben:(25 May 2020, 11:27)

Welche Prioritäten würdest du da setzten, was die Unterrichtsform und Lehrpläne angeht?
Ich würde sehr viele Sachverhalte aus dem Unterricht vor allem der weiterführenden Schulen herausnehmen. Irgendwelche esoterische Mathematik, Zeugs von der Genetik, Details von Atomreaktoren, Philosophie, krude vermittelte Kernsätze von Locke, Descartes, Smith oder Marx. Stärken würde ich grundlegendes Rechnen, Geometrie, Mutter- und Fremd-Sprache in Wort und Schrift, lebenspraktische Fächer (Nudeln machen, Knöpfe annähen, Grundlegendes über richtige Ernährung, mit Geld haushalten, Internetbrowser richtig bedienen, mit unseriösen Medien und Chatpartnern/Social Media-Akteuren umgehen ). Ich denke, dass für einen mittleren Bildungsabschluß maximal 7 Schuljahre und für einen "studienvorbereitenden" Bildungsabschluß maximal 10 Schuljahre ausreichen könnten. Dafür darf eine Berufsausbildung dann auch wirklich drei bis dreieinhalb Jahre dauern. In der Realität klagen heute viele Unternehmer über die Ausbildungstauglichkeit ihrer Azubis, die aber reihenweise auf zwei Jahre verkürzen. Da ist doch was verkehrt.
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von Misterfritz »

imp hat geschrieben:(25 May 2020, 11:43)

Ich würde sehr viele Sachverhalte aus dem Unterricht vor allem der weiterführenden Schulen herausnehmen. Irgendwelche esoterische Mathematik, Zeugs von der Genetik, Details von Atomreaktoren, Philosophie, krude vermittelte Kernsätze von Locke, Descartes, Smith oder Marx. Stärken würde ich grundlegendes Rechnen, Geometrie, Mutter- und Fremd-Sprache in Wort und Schrift, lebenspraktische Fächer (Nudeln machen, Knöpfe annähen, Grundlegendes über richtige Ernährung, mit Geld haushalten, Internetbrowser richtig bedienen, mit unseriösen Medien und Chatpartnern/Social Media-Akteuren umgehen ). Ich denke, dass für einen mittleren Bildungsabschluß maximal 7 Schuljahre und für einen "studienvorbereitenden" Bildungsabschluß maximal 10 Schuljahre ausreichen könnten. Dafür darf eine Berufsausbildung dann auch wirklich drei bis dreieinhalb Jahre dauern. In der Realität klagen heute viele Unternehmer über die Ausbildungstauglichkeit ihrer Azubis, die aber reihenweise auf zwei Jahre verkürzen. Da ist doch was verkehrt.
Nudeln machen?
halte ich für überflüssig. Evtl. Grundlagen Kochen, aber Nudeln machen, neee, bestimmt nicht.
Und nach 7 Jahren Schule in die Ausbildung? Hast Du Dir mal durchschnittliche 13-14-jährige angesehen? Die sollen dann in den Betrieb? Da spricht eh' das Jugendarbeitsschutzgesetz dagegen. Oder was sollen die in der Zwischenzeit machen?
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von imp »

Misterfritz hat geschrieben:(25 May 2020, 14:07)

Nudeln machen?
halte ich für überflüssig. Evtl. Grundlagen Kochen, aber Nudeln machen, neee, bestimmt nicht.
Und nach 7 Jahren Schule in die Ausbildung? Hast Du Dir mal durchschnittliche 13-14-jährige angesehen? Die sollen dann in den Betrieb?
Ging doch früher auch. "Nudeln machen" steht hier stellvertretend für basale Ernährung, dazu gehört natürlich auch weiteres.

Da spricht eh' das Jugendarbeitsschutzgesetz dagegen. Oder was sollen die in der Zwischenzeit machen?[/quote]
Nach Ende der Vollzeitschulpflicht dürfen Kinder bis 35 Wochenstunden und bis 7 Stunden täglich geeignete Tätigkeiten oder eine Ausbildung absolvieren. Damit steht sowohl der Weg in die unqualifizierte Teilzeitarbeit als auch in die Berufsbildung offen - oder alternativ bis zur 10. Klasse in die Studienreife hinein. Dass eine Berufsausbildung in diesem Fall eher nicht bereits nach zwei Jahren vorgezogen beendet wird (heute in vielen Bereichen durchaus gängig), das versteht sich von selbst.
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von Misterfritz »

imp hat geschrieben:(25 May 2020, 14:20)

Ging doch früher auch. "Nudeln machen" steht hier stellvertretend für basale Ernährung, dazu gehört natürlich auch weiteres.


Nach Ende der Vollzeitschulpflicht dürfen Kinder bis 35 Wochenstunden und bis 7 Stunden täglich geeignete Tätigkeiten oder eine Ausbildung absolvieren. Damit steht sowohl der Weg in die unqualifizierte Teilzeitarbeit als auch in die Berufsbildung offen - oder alternativ bis zur 10. Klasse in die Studienreife hinein. Dass eine Berufsausbildung in diesem Fall eher nicht bereits nach zwei Jahren vorgezogen beendet wird (heute in vielen Bereichen durchaus gängig), das versteht sich von selbst.
"Ging früher auch" ist echt kein Argument. Wenn Du Dir Kindheit und Jugend von vor 60 - 100 Jahren ansiehst, dann hat das Ganze absolut keine Ähnlichkeit mit der Jugendzeit von heute.
Wir nehmen nicht mal 17-jährige, weil die echt noch nicht ausbildungsreif sind. Es mag Ausnahmen geben, ich habe aber noch keine kennengelernt.
Und es ist NICHT üblich, dass die Ausbildungszeit verkürzt wird, auch das ist eine Ausnahme.
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von Umetarek »

Misterfritz hat geschrieben:(25 May 2020, 15:14)

"Ging früher auch" ist echt kein Argument. Wenn Du Dir Kindheit und Jugend von vor 60 - 100 Jahren ansiehst, dann hat das Ganze absolut keine Ähnlichkeit mit der Jugendzeit von heute.
Wir nehmen nicht mal 17-jährige, weil die echt noch nicht ausbildungsreif sind. Es mag Ausnahmen geben, ich habe aber noch keine kennengelernt.
Und es ist NICHT üblich, dass die Ausbildungszeit verkürzt wird, auch das ist eine Ausnahme.
Das hat aber auch andere Gründe, warum man lieber 18jährige nimmt, die dürfen auch ohne Maschinenschein schon an viele Geräte und der Jugendschutz greift nicht mehr.
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von imp »

Umetarek hat geschrieben:(25 May 2020, 15:23)

Das hat aber auch andere Gründe, warum man lieber 18jährige nimmt, die dürfen auch ohne Maschinenschein schon an viele Geräte und der Jugendschutz greift nicht mehr.
Insbesondere da, wo Achtstundentage oder späte Arbeitszeiten die Regel sind, ist das Handling von minderjährigen Auszubildenden ein gewisser Mehraufwand. Bei der Beschäftigung von Kindern und Jugendlichen sind viele Rücksichten zu beachten.
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von imp »

Misterfritz hat geschrieben:(25 May 2020, 15:14)

"Ging früher auch" ist echt kein Argument.
Es ist schwer, die Unmöglichkeit von etwas zu behaupten, dessen Möglichkeit schon bewiesen wurde. Wir müssen uns an den Gedanken gewöhnen, dass eine praktisch rundumversorgte ewige Jugendzeit von 13 bis 18 und für manche bis 27 möglicherweise in Zukunft nicht mehr das gesellschaftliche Normal sein kann, wenn der internationale Wettbewerb und die Veränderungen durch Demographie und Technik viele alte Gewissheiten in Frage stellen. Jedoch ist die Herkunftsfrage, wie die Schule auf den Lebensweg am Besten vorbereiten soll. Die Anschlußfrage im Tenor "was sollen die denn dann machen, wenn wir sie nicht mehr so viele Jahre in die Schule zwingen" ist so gesehen vielleicht gar nicht gut aufgehoben unter dieser Überschrift. Der Wissenserwerb und der Umgang mit Wissen hat sich sehr verändert. Das klassische Ideal einer universellen Bildung oder wenigstens einer umfassenden Allgemeinbildung hat weiter seinen Sinn. Es muss aber immer wieder im Rahmen der Zeit konkretisiert werden. In einer Zeit, in der Maschinerie oft unverkleidete grobe Mechanik war und Chemie im Kenntnisstand einer gymnasialen Oberstufe tatsächlich im Berufsleben Tausender eine Rolle spielte, waren die Antworten andere als heute, da das Wissen selbst eine abrufbare Industrieware geworden ist, beliebig beziehbar, beliebig vermehrbar. Es sind andere Herausforderungen heute. Das Lernen-Lernen, der Umgang mit Fluten von immer neuen kurzlebigen Informationen, das Zurechtfinden in einer Welt der Möglichkeiten, in der sich längst nicht alles von selbst erklärt oder ordnet.
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von Skull »

imp hat geschrieben:(25 May 2020, 09:38)

... aber wieviele Schlipsträger schwingen selbst den Feuerlöscher?
???

Was hat das mit Brandschutz zu tun ?

Wenn es brennt, schwingt JEDER den Feurlöscher. Wenn er einen hat. :p

Da wartet auch der Schlipsträger ... nicht erst auf die Feuerwehr. :)

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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von imp »

Skull hat geschrieben:(25 May 2020, 19:07)

???

Was hat das mit Brandschutz zu tun ?

Wenn es brennt, schwingt JEDER den Feurlöscher. Wenn er einen hat. :p

Da wartet auch der Schlipsträger ... nicht erst auf die Feuerwehr. :)

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Hoffen wir, dass du recht hast. Die Eltern haben die Verantwortung. Der Staat hat nur die Schulen.
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von Skull »

imp hat geschrieben:(25 May 2020, 19:09)

Hoffen wir, dass du recht hast. Die Eltern haben die Verantwortung. Der Staat hat nur die Schulen.
Du solltest vielleicht das KONKRETE Posting nochmals lesen, worauf ich antwortete.

Der Verfasser hatte da KONKRETE Gedanken und Aussagen gemacht.
Der Schulzwang wurde u.a. AUCH in Frage gestellt. ;)

Der hatte da wohl anderes im Sinn, als Du daraus lesen möchtest. :)

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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von imp »

Skull hat geschrieben:(25 May 2020, 19:12)

Du solltest vielleicht das KONKRETE Posting nochmals lesen, worauf ich antwortete.

Der Verfasser hatte da KONKRETE Gedanken und Aussagen gemacht.
Der Schulzwang wurde u.a. AUCH in Frage gestellt. ;)

Der hatte da wohl anderes im Sinn, als Du daraus lesen möchtest. :)

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Ich habe das mehr als Auftakt genommen, über Maß und Zwecke nachzudenken. So für sich genommen wäre etwa die Fritzchen-Version von "gründen und managen einer Firma" im Format einer schulischen Lerneinheit allenfalls ideologisches Framing, aber sicher nichts von praktischem Wert für die Kinder. Du hast schon recht, da gehts wild umeinander.
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Re: Deutsche Schulbildung: Sinn vs. Unsinn

Beitrag von schokoschendrezki »

Jonas 273 hat geschrieben:(02 Apr 2020, 15:13)

Fragt man Leute auf der Straße was Sie in der Schule gelernt haben bzw. davon noch wissen, fällt einem schnell auf das Einiges wieder vergessen wurde, da es im Alltag der jeweiligen Personen nicht gebraucht wird.

Von daher stellt sich dem aufmerksamen Beobachter die Frage: Welches Wissen sollte dem Volk als universelle Basis in der Schule vermittelt werden (bspw. Lesen/Schreiben/Rechnen)
und welches Wissen bezieht sich eher auf bestimmte Berufsgruppen (Mathe/Physik/Chemie)?

Daraus resultierend folgt ein erster Entwurf bezüglich der universellen Basis des Wissens, welches jedem deutschen Bürger zugänglich gemacht werden sollte, meinerseits.
Vielleicht fällt dem einen oder anderen ja noch etwas dazu ein und es kann optimiert bzw. noch feiner granuliert werden.

Sport: Aufwärmen/Team/VS/Muskelaufbau/Ernährung/Kampfsport (zu viele dicke Menschen ohne Muskulatur, mich eingeschlossen)
Survival: Autark überleben in der Landschaft bzw. Zuhause (Jäger/Wanderer/Siedler)

Deutsch: Lesen/Schreiben
Englisch: Lesen/Schreiben

Mathe: Alltag (passt schon)

Wirtschaft/Politik: Grundlagen sowie Gründung und managen einer Firma

Geschichte: Grundlagen (weitergehendes kann man ja im Internet anschauen und derjenige der sich dafür interessiert merkt es sich dann auch)

Musik: Klavier/Gitarre (es geht hier um Spaß)
Kunst: Zeichnen
Was mir beim Eingangsbeitrag auffällt: Das entspricht - mal abgesehen vom "Spaß" beim Klavierlernen und von "Deutsch lernen" - in vielen Punkten dem, was durchschnittliche chinesische Mittelstandsfamilien wahrscheinlich als Präferenz sehen. Das Gründen und Managen einer Firma wird in einer kommunistischen Gesellschaft "zweiter Art" wie der chinesischen mit großer Wahrscheinlichkeit besser funktionieren als in einer sogenannten westlichen. Ganz einfach weil eine kommunistische Regierung zweiter Art wie die chinesische nicht mehr auf "Etatismus" setzt sondern - im Gegenteil - auf staatlich durchgedrückten "kommunistischen Konsumismus". Wenn ich aktuell die Demonstranten in Hong Kong sehe, die an den Konsumtempeln vorbeilaufen ... sagen mir alle Instinkte: Sie haben bereits jetzt verloren. Wenn sich der Westen dem entgegenstellen will, sollte er in der Bildung nicht Pragmatismus fordern sondern - im Gegenteil: Philosophie, Kunst um der Kunst willen, Erkenntnis um der Erkenntnis willen. Für eine Gesellschaft der Freiheit bedarf es Menschen, die eine Vorstellung von dem haben, was man "Nonkonformismus" nennt. Albanisch lernen!
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von Liberty »

imp hat geschrieben:(25 May 2020, 10:59)
Der Auftrag, sich um die Bildung der Kinder zu kümmern, ist allgemeiner.
Bildung findet doch auch vor dem Schuleintritt schon längst im Elternhaus statt. Wo lernt ein Kind Krabbeln, Stehen, Laufen, Sprechen? Im Elternhaus.
Viele Kinder beginnen auch schon deutlich vor Beginn ihres Schulzwangs zu Lesen und zu Schreiben und können Zählen und Rechnen. Wird alles im Elternhaus gelernt. Und wieviele Eltern setzen sich nachmittags mit ihren schulpflichtigen Kindern hin, machen mit ihnen die Hausaufgaben und erklären ihnen das alles nochmal in Ruhe, weil der überforderte Lehrer im Chaos einer Schulklasse dazu nicht in der Lage war?
imp hat geschrieben:(25 May 2020, 10:59)
Ob dies unbedingt in staatlichen Schulgebäuden mit Klassen und Lehrplan sein muss, ist eine nachgeordnete Frage. Ich persönlich habe schon länger meine Zweifel, ob wir wirklich genau diese Lehrpläne brauchen, die den Schülern vorgeschrieben werden oder ob nicht insgesamt weniger Unterricht und mit anderen Prioritäten die Schüler gleich gut oder besser aufs Leben vorbereitet.
Es gibt so viele Möglichkeiten Bildung zu erwerben, sowohl von der Form als auch vom Inhalt her.

In Deutschland herrscht aber immer noch ein staatliches Zwangssystem wie zu preußischen Zeiten. Das atmet noch den Geist des Kaisers und des Führers, wo man unter Bildung vor allem verstanden hat, die Kinder zu angepassten Untertanen heranzuziehen, die für den Staat möglichst nützlich sein sollten.
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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von Skull »

Liberty hat geschrieben:(25 May 2020, 20:56)

Bildung findet doch auch vor dem Schuleintritt schon längst im Elternhaus statt.

Wo lernt ein Kind Krabbeln, Stehen, Laufen, Sprechen?

Im Elternhaus.
Das hat NIX mit Bildung zu tun. :D

Das sind Entwicklungsschritte eines Säugetieres, (hier) homo sapiens. :)

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Re: Deutsche Schulbildung: Das große Vergessen

Beitrag von Misterfritz »

imp hat geschrieben:(25 May 2020, 19:20)

Ich habe das mehr als Auftakt genommen, über Maß und Zwecke nachzudenken. So für sich genommen wäre etwa die Fritzchen-Version von "gründen und managen einer Firma" im Format einer schulischen Lerneinheit allenfalls ideologisches Framing, aber sicher nichts von praktischem Wert für die Kinder. Du hast schon recht, da gehts wild umeinander.
Ja, mag aus Deiner Sicht so sein.
Aber, wenn man sieht, welche Aufgaben Schule alles noch übernehmen soll, die früher vom Elternhaus weitergegeben wurden, dann müssten die Schüler eigentlich länger in der Schule bleiben.
Wir haben mittlerweile schon einige Generationen Pampers, die von den Eltern möglichst aus allen Schwierigkeiten herausgehalten werden, die nach der Schule überbehütet in die Welt losgelassen werden.
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Re: Deutsche Schulbildung: Sinn vs. Unsinn

Beitrag von Marlo94 »

Wenn man einmal bedenkt wie viel von der schulischen Ausbildung im frühen Alter abhängt, ist es fast schon unverschämt.
Wieso hängt meine berufliche Karriere gewissermaßen davon ab ob ich ein Gedicht im Deutsch Unterricht Analysieren und vor der Klasse vortragen muss?
Damals habe ich mich geschämt und fand es uncool, heute sehe ich das Ganze natürlich anders und habe meine Ziele erreicht!
Dennoch hat es mich einiges an Zeit gekostet.
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Re: Deutsche Schulbildung: Sinn vs. Unsinn

Beitrag von imp »

Marlo94 hat geschrieben:(25 May 2020, 22:52)

Wenn man einmal bedenkt wie viel von der schulischen Ausbildung im frühen Alter abhängt, ist es fast schon unverschämt.
Wieso hängt meine berufliche Karriere gewissermaßen davon ab ob ich ein Gedicht im Deutsch Unterricht Analysieren und vor der Klasse vortragen muss?
Damals habe ich mich geschämt und fand es uncool, heute sehe ich das Ganze natürlich anders und habe meine Ziele erreicht!
Dennoch hat es mich einiges an Zeit gekostet.
Gedichte analysieren ist für sich genommen unwichtig. Wichtig ist, eine Reihe von Achulnoten zu generieren und damit völlig verschiedene Dinge auf ein einziges nichtssagendes Maß zu pressen. Bei diesem gibt es nur noch "viel" und "wenig".
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Re: Deutsche Schulbildung: Sinn vs. Unsinn

Beitrag von Alana4 »

Gedichte analysieren-das ist mitnichten sinnlos. Wenn man jetzt noch begreift, dass der entscheidende Lerninhalt nicht das Gedicht ist, sondern die Fähigkeit, Gelesenes zu analysieren, kann man auch den Sinn erkennen.
Ebenso ist es mit dem auswendig Lernen von Gedichten und Balladen......... Die Ballade ist das Mittel zum Zweck, Lernziel ist die Fähigkeit, mehr als 5 Worte in richtiger Reihenfolge im Kopf zu behalten und mündlich, Zuhörern verständlich wieder zu geben.
Und nein, das kann man nicht weglassen und im Internet nachgucken. Das muss gelernt werden. Will ich von Gedicht xy eine Analyse, kann ich die bestimmt irgendwo finden. Aber kriege ich später im Beruf einen Text vorgelegt und soll den mal durchgehen, was die Firma daraus machen kann, muss ich bestimmte Fähigkeiten haben, den Text zu verarbeiten....... Und eine en Teil dieser Fähigkeiten habe ich vor Jahren bei der gedichtanalyse gelernt, ohne es zu merken
Ich beherrsche die deutsche Rechtschreibung! Aber meine Tastatur hat damit manchmal Probleme.
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Re: Deutsche Schulbildung: Sinn vs. Unsinn

Beitrag von Marlo94 »

Alana4 hat geschrieben:(26 May 2020, 06:22)

Gedichte analysieren-das ist mitnichten sinnlos. Wenn man jetzt noch begreift, dass der entscheidende Lerninhalt nicht das Gedicht ist, sondern die Fähigkeit, Gelesenes zu analysieren, kann man auch den Sinn erkennen.
Ebenso ist es mit dem auswendig Lernen von Gedichten und Balladen......... Die Ballade ist das Mittel zum Zweck, Lernziel ist die Fähigkeit, mehr als 5 Worte in richtiger Reihenfolge im Kopf zu behalten und mündlich, Zuhörern verständlich wieder zu geben.
Und nein, das kann man nicht weglassen und im Internet nachgucken. Das muss gelernt werden. Will ich von Gedicht xy eine Analyse, kann ich die bestimmt irgendwo finden. Aber kriege ich später im Beruf einen Text vorgelegt und soll den mal durchgehen, was die Firma daraus machen kann, muss ich bestimmte Fähigkeiten haben, den Text zu verarbeiten....... Und eine en Teil dieser Fähigkeiten habe ich vor Jahren bei der gedichtanalyse gelernt, ohne es zu merken
Super! Du hast den Inhalt meiner Aussage gleich Null verstanden.
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Re: Deutsche Schulbildung: Sinn vs. Unsinn

Beitrag von LiberalKonservativ »

Alana4 hat geschrieben:(26 May 2020, 06:22)

Gedichte analysieren-das ist mitnichten sinnlos. Wenn man jetzt noch begreift, dass der entscheidende Lerninhalt nicht das Gedicht ist, sondern die Fähigkeit, Gelesenes zu analysieren, kann man auch den Sinn erkennen.
Ebenso ist es mit dem auswendig Lernen von Gedichten und Balladen......... Die Ballade ist das Mittel zum Zweck, Lernziel ist die Fähigkeit, mehr als 5 Worte in richtiger Reihenfolge im Kopf zu behalten und mündlich, Zuhörern verständlich wieder zu geben.
Und nein, das kann man nicht weglassen und im Internet nachgucken. Das muss gelernt werden. Will ich von Gedicht xy eine Analyse, kann ich die bestimmt irgendwo finden. Aber kriege ich später im Beruf einen Text vorgelegt und soll den mal durchgehen, was die Firma daraus machen kann, muss ich bestimmte Fähigkeiten haben, den Text zu verarbeiten....... Und eine en Teil dieser Fähigkeiten habe ich vor Jahren bei der gedichtanalyse gelernt, ohne es zu merken
Die Art und Weise, wie bei mir in der Schule Gedichte "analysiert" wurden, ist definitiv sinnlos. Die Gedichte wurden schlicht nur vergewaltigt und mit irgendeinem Non-sense überinterpretiert. Was Sie als zu lernende Fähigkeit anpreisen, haben wir dann zum Glück bei einem Lehrer gelernt, der den Deutsch-Lehrplan (in meinen Augen berechtigt) für Schrott hielt und diesen daher in 4 Monaten durchgeprügelt hat. Das restliche Schuljahr bestand dann aus der Analyse von aktuellen Zeitungsartikeln, wissenschaftlichen Publikationen, Reden, Rhetorik & Argumentationsschulungen und Seminaren, etc. Das war sinnvoll. Aber die "Gedichtsanalysen und -interpretationen" von mehreren hundert Jahre alten Sachen waren nahezu allesamt für die Katz.
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Re: Deutsche Schulbildung: Sinn vs. Unsinn

Beitrag von Skull »

LiberalKonservativ hat geschrieben:(26 May 2020, 10:01)

Aber die "Gedichtsanalysen und -interpretationen" von mehreren hundert Jahre alten Sachen
waren nahezu allesamt für die Katz.
Ist schon eine Crux mit der Kultur. Und gerade auch der BILDUNG.

Manche sind der Meinung zur Bildung reicht es aus, Worte über eine Glasscheibe zu schreiben.
Und you-tube filmchen zu schauen und anderen so etwas zuzusenden.

Andere sind da doch noch tatsächlich der Meinung, das alte Sachen der Kukturgeschichte ... zur Bildung gehören. :D

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Re: Deutsche Schulbildung: Sinn vs. Unsinn

Beitrag von Alpha Centauri »

Skull hat geschrieben:(26 May 2020, 10:57)

Ist schon eine Crux mit der Kultur. Und gerade auch der BILDUNG.

Manche sind der Meinung zur Bildung reicht es aus, Worte über eine Glasscheibe zu schreiben.
Und you-tube filmchen zu schauen und anderen so etwas zuzusenden.

Andere sind da doch noch tatsächlich der Meinung, das alte Sachen der Kukturgeschichte ... zur Bildung gehören. :D

mfg
Na du nennst ja beim Begriff "BILDUNG" den Kern des Problems , weil sich gefühlt jeder subjektiv unter dem Begriff was anderes vorstellt , die,
Einen Backen, Kochen , gesunde Ernährung, Knöpfe annähen oder Technik versiert zu Programmieren

Andere wiederum meinen damit Gedichtanalysen, Kunst, Musik, Grundkenntnisse in Naturwissenschaften, Ökonomie , Geschichte, Geographie wie auch in der Philosophie, da beginnen schon die Unterschiede was man als "Bildung" begreift.
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Re: Deutsche Schulbildung: Sinn vs. Unsinn

Beitrag von JJazzGold »

imp hat geschrieben:(25 May 2020, 23:03)

Gedichte analysieren ist für sich genommen unwichtig. Wichtig ist, eine Reihe von Achulnoten zu generieren und damit völlig verschiedene Dinge auf ein einziges nichtssagendes Maß zu pressen. Bei diesem gibt es nur noch "viel" und "wenig".
An meinen Lehrer


Ich war nicht einer deiner guten Jungen.
An meinem Jugendtrotz ist mancher Rat
Und manches wohlgedachte Wort zersprungen.
Nun sieht der Mann, was einst der Knabe tat.

Doch hast du, alter Meister, nicht vergebens
An meinem Bau geformt und dich gemüht.
Du hast die besten Werte meines Lebens
Mit heißen Worten mir ins Herz geglüht.

Verzeih, wenn ich das Alte nicht bereue.
Ich will mich heut wie einst vor dir nicht bücken.
Doch möcht ich dir für deine Lehrertreue
nur einmal dankbar, stumm die Hände drücken.



Joachim Ringelnatz
(1883-1934)
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Re: Deutsche Schulbildung: Sinn vs. Unsinn

Beitrag von LiberalKonservativ »

Skull hat geschrieben:(26 May 2020, 10:57)

Ist schon eine Crux mit der Kultur. Und gerade auch der BILDUNG.

Manche sind der Meinung zur Bildung reicht es aus, Worte über eine Glasscheibe zu schreiben.
Und you-tube filmchen zu schauen und anderen so etwas zuzusenden.

Andere sind da doch noch tatsächlich der Meinung, das alte Sachen der Kukturgeschichte ... zur Bildung gehören. :D

mfg
Na, wenn Sie es "Bildung" nennen, zwanghaft nach "Stilmitteln" zu suchen und jede Alliteration dazu vergewaltigen, dem Autor der Zeilen Ihre eigenen Gedanken aufzuoktroyieren, obwohl sich der Dichter gegen den ganzen Mumpitz, der in seine Werke hinein "analysiert" wird, nicht mehr wehren kann, da er schon längst tot ist (memento mori...), dann muss ich mir um den "Bildungsnotstand" ja keine Sorgen machen.

Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass Ihre so hoch bildungswürdigen Gedichte und "Kultur" de-fakto nur die historische Version der zeitgenössischen "You-tube Filmchen" darstellen? Beides mal handelt es sich um Freizeitbespassung, weil die grundlegenden Bedürfnisse befriedigt sind. Früher war diese Art der "Zerstreuung" der Oberschicht vorbehalten, die dichtete, heute macht es halt auch der Pöbel.
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Re: Deutsche Schulbildung: Sinn vs. Unsinn

Beitrag von imp »

Alana4 hat geschrieben:(26 May 2020, 06:22)

Gedichte analysieren-das ist mitnichten sinnlos. Wenn man jetzt noch begreift, dass der entscheidende Lerninhalt nicht das Gedicht ist, sondern die Fähigkeit, Gelesenes zu analysieren, kann man auch den Sinn erkennen.
Kein Mensch analysiert in der Schule ein Gedicht, indem er sich Gedanken macht und die ehrlich aufschreibt. Es ist sowieso jahrelang derselbe Kanon und ziemlich überschaubar. Man hört dem Lehrer zu, was er gern herauserkannt sehen möchte oder kauft sich eines der gängigen Musterbücher. Den Rest vom Text macht man voll mit wiedererkannten Stilfiguren und plausibel dahingeratenen Gründen, warum die hier zum Einsatz kommen. Man merkt sich einfach eine Hand voll gängiger Gründe und schaut, welcher am wenigsten sinnlos angebracht werden kann. Fertig ist der Lack. Das ist eine derart sinnlose Übung, dagegen ist die Lektüre der Tageszeitung schon Sport.
Ebenso ist es mit dem auswendig Lernen von Gedichten und Balladen
Das Memorieren und Wiedergeben zu trainieren, hat durchaus seinen Sinn. Man darf es nur nicht überstrapazieren. Heute lernt der Schüler allenfalls noch den "Handschuh" oder wenn der Lehrer ganz alt ist die "Glocke" und wenn er das herbeten kann, das ist auch in Ordnung. Er könnte aber auch das Periodensystem memorieren - das ist ebenfalls unschädlich, aber für das weitere Leben der meisten Schüler auch relativ unnütz.
Aber kriege ich später im Beruf einen Text vorgelegt und soll den mal durchgehen, was die Firma daraus machen kann, muss ich bestimmte Fähigkeiten haben, den Text zu verarbeiten.......
Ich geh dann mal im RFC 7540 den Trochäus suchen und wenn ich ihn gefunden habe, sage ich dir, wozu der da verwendet wird. Ob das die Firma rettet?
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