schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Apr 2018, 09:38)Wobei ich zugeben muss: Alles was ich in diesem Thread als Gegenargumente zum angeblichen Tod der Rockmusik geschrieben habe, gilt in Gänze nur ungefähr und etwa bis zum Ende der letzten Dekade. In einem Artikel des Musikexpress zum Thema wird das Ende der produktiven Phase der Rockmusik auf 2008 datiert. Und neben dem innermusikalischen Grund der mangelnden Innovativität wird als wesentlich wesentlicher ein anderer Grund herausanalysiert: Es macht keinen Sinn, die Welt aus den Fugen mit Rockmusik heben zu wollen, wenn die Politik selbst es bereits tut. Die Welt von 1945 bis 2010 war zwar gewaltsam, ungerecht, stark polarisiert was Wohlstand und Wirtschaftskraft anbelangt ... aber sie war in gewisser Hinsicht
verlässlich. In negativer wie positiver Hinsicht. Selbst wenn wir nur die drei größten Weltmächte anschauen: USA, China, Russland. Keine Rockrevolte könnte auch nur von der Radikalität der Veränderungen träumen, die dort real in jüngster Zeit stattgefunden haben.
Interessanter Artikel auch und gerade in politischer Hinsicht jedenfalls:
https://www.musikexpress.de/wieso-rockn ... gt-987541/
Ich finde den Artikel auch interessant. Vom Bauchgefühl her spricht er mir aus der Seele. Natürlich braucht es aber nicht nur die Rock-Attitüde, sondern man muss bereit sein, auch in politischer Hinsicht zu rebellieren. Wenigstens in Maßen sollte man es sich auch erlauben wollen, seinen Leidenschaften hinzugeben. Ich denke, als Rockmusik entstand, war da auch ein Gefühl der Rebellion gegen die Macht des Faktischen bzw. der autoritären Eltern. Vielleicht konnte die Jugend damals am Anfang auch einfach deswegen leicht rebellieren, weil sie so viele waren. Obwohl natürlich auch "1968" laut einer Sendung, die neulich im Spätprogramm der ARD lief, nur von einem Bruchteil der Jugend getragen wurde. Im Fernsehen lief dagegen "Heintje" und Konsorten. Heute scheint das Pendel dagegen wieder umzuschwingen. Die Jugend ist in Zeiten zunehmender Überalterung eine eher kleine Bevölkerungsgruppe. Ich will auch gar nicht wissen, wie viele dieser nachwachsenden Generation von Helikopter-Eltern vor den Widrigkeiten des Lebens geschützt werden, nur um dann in Schule oder Studium auszubrennen, weil der Leistungsdruck zu Burnoutsyndromen führt. Früher schien es auch einfacher zu sein, zu rebellieren, da die Welt dadurch auch veränderbar schien und da es auch politische Alternativen gab. Heutzutage kann man dagegen wohl froh sein, wenn die Trumps dieser Welt nicht allzu viele Scherben verursachen.
Vielleicht noch ein Wort zu Guns N´ Roses. Erst neulich kam auf arte eine Dokumentation über diese Band. Als sie Anfang der 1990er groß wurde, war sie natürlich wirklich gefährlich. Der Sänger Axl Rose beispielsweise schaffte es schon einmal mit seinen Launen, ein Konzert abzubrechen, so dass die wütenden Fans randalierten. Weiterhin ist es mir aus heutiger Sicht ein Rätsel, wie die Bandmitglieder es hingekriegt hatten, trotz ihrer damaligen Drogenexzesse überhaupt auch nur ein Konzert zu spielen, Platten herauszubringen und, längerfristig gesehen, diese Zeit zu überleben.
Was mich betrifft, werde ich hoffentlich immer wieder neue Musiker finden, deren Musik ich hörenswert finde. Ich brauche auch keinen Stadionrock, Randale und 100.000 gealterte und biertrinkende Fans, die versuchen, zu "Welcome To The Jungle" oder "Paradise City" mitzugröhlen. Aber wie es in dem Artikel stand, schaffen es hoffentlich Trump und Co., die Leute derart zu politisieren, dass sie wieder zu kämpfen anfangen -für ihre eigenen Rechte und eine bessere Zukunft. Aber ob sie dann wieder zu einer Gitarre greifen werden, wird sich zeigen.