relativ hat geschrieben:(19 Aug 2019, 14:26)
Nunja es ist ja nicht so, daß es auch in Deutschland mittlerweile Politiker mit ähnlichen Habitus gibt, die auch auf einer Liste der wählbaren Politiker aka Parteien stehen.
Im Bezug auf Trump sehe ich dies mit Sicherheit so, daß ich sowohl denke, daß dies kein Mensch ist der politische Verantwortung haben sollte und ich seine Politik natürlich total ablehne und dies bei Trump in fast allen Feldern der Politik. Das liegt natürlich an seinem Habitus den er zur Schau stellt. Dieser ist auf Spaltung und nicht auf Kosnens angelegt.
Wenn du suchen magst, mein Beitrag zu "Populismus der Mitte" geht in eine ähnliche Thematik rein (ich glaube, US-Forum heute morgen). Habe den Link gerade nicht zur Hand. Die Wahl von Trump als politischer Figur und die Wahl des politischen Programms, das mit Trump kommt entspringen beide gewissen Sehnsüchten und Narrativen, die man gut oder schlecht finden kann, wegdiskutieren kann man sie nicht. So auch die fatale Anziehungskraft in USA von einerseits BDS, andererseits sehr konfrontativen politischen Ansätzen. Dass dem einen US-Republikaner und dem anderen US-Demokraten derzeit zugewandt scheinen, ist fast schon Zufall. Antisemitismus gibt es auch unter Republikanern, eine starke Zuwendung zu Israels Bedürfnissen und Wünschen gibt es auch unter Democrats. Antisemitismus ist fuer uns indiskutabel, da bin ich mir bei dir so sicher wie bei mir. Deshalb nicht jede Maßnahme und jedes Vorhaben israelischer Politiker zu begruessen, ist ein anderes Thema.
Was Netanjhau angeht, so bedient er sich "nur" an Trumps, m.M. naiver Aussenpolitik, um seine Ziele, die er ohne Hilfe der USA so nie erreichen kann , oder hätte können.
Hier ist wieder der Regress. Der naive US-Politiker, der von Israels Anführer benutzt (ausgenutzt?) wird. Ein schiefes Bild. Trumps Politik und Netanjahus Politik ergaenzen und bedingen sich. Sie spielen sich Baelle zu, auf der staatspolitischen wie auf der Ebene von Wahlkampf und Oeffentlichkeit. Kann man moegen oder nicht, man kann auch konstatieren, dass mal der, mal der den groesseren Nutzen erlangt. Aber Naivitaet? Das ist doch wieder ein Abrutschen in den Personenvergleich. Das ist Gift, damit kommt man zu Kurzschluessen.
Natanjhau war m.M. nie an einem Frieden, oder Aussöhnung interessiert, weil er sie wohl für Utopisch hielt. Ich mag generell solche Politiker nicht, die den Frieden so leichtfertig in die Tonne werfen auch wenn es schwer erscheint, nur um seine geheimen und nicht geheimen Wünsche zu erfüllen.
Moegen ist eine schwierige Kategorie. Wer "mag" schon Luftwaffeneinsaetze? Oder noch drastischer: Wer "mag" eigentlich die politischen Ziele der Hamas? Die sind immerhin das meistzitierte Argument gegen Friedensbemuehungen. Eine gewisse Zweiseitigkeit, unabhängig von Fragen der Reihenfolge, ist fuer jeden Frieden notwendig. Wenn Netanjahu sich da als Praktiker des Status Quo bemueht, ist moegen oder nicht moegen da die richtige Frage? Was ist ueberhaupt die leitende Frage fuer eine praktische deutsche Bundesregierung, die fuer Israel nur eine begrenzte Rolle spielen kann und fuer die Israel - bei allem Bekenntnis zu historischen und aktuellen Pflichten - auch nicht die eine handlungsleitende Thematik sein kann? Wo unterscheiden sich Fragen, in denen Israel, Deutschland und weitere als Staaten unter Staaten mit eigenen und auch konkurrierenden Interessen auftreten von solchen Fragen, bei denen es um die basale Existenz geht und eigene Berechnungen deutscher Politik zurücktreten müssen? Israel unter den Tisch fallen zu lassen (eine rhetorische Figur besonders engagierter Personen, die ich so ohne weiteres nicht einkaufe) ist dabei genauso ein Irrweg, wie alle Interessen Israel unterzuordneten (eine klar antisemitische Propagandafigur, die keiner Diskussion wuerdig ist). Man muss beim Streit um richtige und falsche Wege zwischen diesen theoretischen Extrema nicht immer mit dem Holzhammer agieren. Die Unkultur in der Diskussion bringt nur Verspannungen.
Da ich kein Politiker, oder öffentlicher Mensch bin, kann beides. Ich kann die Art der Politik nicht gut finden und darauf bezogen natürlich auch die Person selber, gerade bei Politikern die einen bestimmten Habitus raushängen lassen, geht dies m.E. sogar meist sehr gut, auch ohne diese persönlich zu kennen.
Das wuerde ich schon trennen: Die Figur Trump "nicht moegen" und ihre Politik "nicht moegen" kann man zugleich. Man sollte sich aber hueten, zu kombinieren, die Politik sei so furchtbar, weil die Person so ein schlechter oder makelhafter Mensch sei. Egal, ob Trump oder wer sonst. Der Kurzschluß droht.