Vongole hat geschrieben:(09 Jul 2021, 17:14)@ Platon
Der hier - noch - gefeierte Bennett wird letztendlich die Einstellung gegenüber dem Iran oder JCPOA nicht ändern. Aus deiner Quelle:
Alles andere wäre selbstmörderisch im Hinblick auf die antisemitischen und antizionistischen Ausfälle der Regierung Raisi im Iran.
Die Konsulationen mit Jordanien dienen zwar der besseren notwendigen Verständigung, aber auch hier verlieren weder Bennett noch Außenminister Gantz den Iran aus dem Blick:
Israel und Jordanien brauchen einander mehr denn je im Kampf gegen islamistischen Terror von Daesh und Iran.
Natürlich bleiben die grundlegenden nationalen Interessen Israels unverändert. Dennoch muss man sich halt auch in Israel fragen, ob man durch Fundamentalopposition etwas gewinnt und es auch im Hinblick auf möglicherweise stattfindende zukünftige Verhandlungen nicht besser wäre, sich nicht selbst unnötig aus den Entscheidungsprozessen auszuschließen. Israel kann auch bei regionalen Gesprächen durch ein gutes Verhältnis zu den USA und als Teil der Anti-Iran-Koalition in der Region indirekt Einfluss nehmen auf diese Gespräche, sofern diese über ihre derzeitige Phase - wo offenbar primär über eine Friedenslösung im Jemen diskutiert wird - hinausgehen. Das wird aber natürlich schwierig, wenn man öffentlich lautstark jegliche diplomatische Interaktion mit dem Iran empört verurteilt und verteufelt und so die USA vor den Kopf stößt.
Was ich mir von Bennett erhoffe ist, dass er sich wie ein echter Politiker und Diplomat verhält. Weil auch wenn mit seinem Economic Peace wohl kaum eine echte Friedenslösung möglich sein wird, ist es m.E. schon mal eine bemerkenswerte Sache, dass sich ein rechter Siedlungsvertreter überhaupt mal konstruktiv und im Detail Gedanken macht, was für einem Frieden er zustimmen könnte. Die Bereitschaft zum konstruktiven Umgang mit Gegensätzen zeigt ja auch die Bildung der Koalition, der er jetzt vorsteht und sein gutes Verhältnis zu Lapid, der als der Liberale in Israel wohl kaum sein natürlicher politischer Verbündeter ist.
Man kann von Bennett aufgrund der Ansichten, welche er und seine Partei vertritt und der potenziellen Instabilität seiner Koalition nicht erwarten, dass grundlegende Änderungen in Israel und im Verhältnis z.B. zu den Palästinensern eintreten, aber er könnte - so meine Hoffnung - jemand sein, der zumindest das möglich macht, was möglich ist. Es wird mit Bennett keine 2-Staaten-Lösung geben, aber vielleicht eine bessere wirtschaftliche Zusammenarbeit und eine Verbesserung der Lage der Palästinenser in dem Rahmen, wie er das für richtig hält.
Das ist halt schon etwas anderes, als was man zuletzt so von Netanyahu wahrgenommen hat, der scheinbar in diesem Stadium angekommen war, wo er sich selbst mit seinem Land verwechselt hat und er allein die Interessen Israels wahren kann.
Dieser Beitrag ist sehr gut.